Kitabı oku: «Rollin Becker - Leben in Bewegung & Stille des Lebens», sayfa 3

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1.3. SCHRITTE VORWÄRTS

Auszüge verschiedener Vortragsnotizen aus den Jahren 1969–1986.

1874, zur Geburtsstunde der Osteopathie, waren deren Hauptprinzipien rundum gültig. Und mit jedem Jahrzehnt, das verstreicht, werden ihre Wahrheiten stichhaltiger. Moderne wissenschaftliche Untersuchungen mit zunehmend sensiblen Instrumenten beweisen die Richtigkeit dieser Wahrheiten. Ein noch feineres Instrumentarium wird erforderlich sein, um andere uns von Dr. A. T. Still und Dr. W. G. Sutherland vermittelte Wahrheiten zu belegen.

Wir als osteopathische Behandler haben die Aufgabe, diese Wahrheiten in eine praktikable tägliche Erfahrung einzubringen, innerhalb derer wir sie dann individuell auf jedes medizinische Problem und jede Behandlungssituation anwenden können.

Die grundlegenden Prinzipien von A. T. Still sind kein auf einem Silbertablett serviertes Programm zum sofortigen Verstehen einer lebendigen Körperphysiologie im gesunden und traumatisierten bzw. kranken Zustand. Sie sind vielmehr eine Wegweisung, die sich der lernbereite Behandler erarbeiten muss, um sein Verstehen dieser komplexen lebendigen Mechanismen zu entwickeln. Jeder lebende anatomisch-physiologische Mechanismus bietet eine lebendige Demonstration seiner ihm angeborenen Funktionsweise, sowohl im gesunden als auch im traumatisierten bzw. kranken Zustand.

Der Mediziner muss seine gesamte Auffassung von seiner Rolle als Behandler grundlegend ändern: Das ist für ihn der Schlüssel, um die dargelegten Prinzipien zu verstehen. Keine seiner alten, beim Arbeiten mit seinen Patienten praktizierten Vorstellungen darf er behalten. Ebenso wenig darf er versuchen, die neuen Ideen anzunehmen, indem er sie einfach bei seinen Patienten ausprobiert. Zuerst muss er seine Art zu denken ändern und tief in sich nach Verstehen suchen, bis er mit seinen neuen Werkzeugen gut zurechtkommt. Der zweite Schritt ist dann, dies alles an die Bedürfnisse seiner Patienten anzupassen.

Schritte:

1.Bejahe den Lebendigen Mechanismus in dir und im Patienten. Leben versucht immer, Gesundheit auszudrücken.

2.Gib dich hin infolge dieses Bejahens. Begreife, dass das, was der Mechanismus dir sagt, wahr ist.

3.Entwickle palpatorische Fähigkeiten. Der Körper ist klüger als du, also lerne von ihm.

Der erste Schritt ist der schwierigste, aber auch der wesentliche, wenn man lebendige Mechanismen der Gesundheit verstehen und nutzen will. Suche und erlerne die Mechanismen der lebendigen Funktion zuerst in dir selbst; das wird dich dazu führen, sie in deinen Patienten zu verstehen.

Der zweite Schritt besteht darin, ein Betrachter der lebendigen Funktionen beim Arbeiten zu werden. Gib dich den Patienten hin.

Der dritte Schritt erfordert von dir, dass du eine lebendige Palpationskunst entwickelst. Palpation ist das Werkzeug, das der Behandler nutzt, um zu lesen, was der primäre Arzt in jedem von uns tut, um Gesundheit aus dem Inneren hervorzubringen. Lerne, die Funktion da drinnen zu fühlen, nicht nur kleinere oder größere Bewegungen.

Hast du gedacht, du kommst in diesen Kurs, um Information zu sammeln? Palpatorische Fähigkeiten zu entwickeln? Um sachkundig zu werden in Bezug auf Dienste an deinen Patienten mit ihren Problemen?

Nein, du bist gekommen, um das Werk zu sein, das du verstehen und in deinem Dienst am Patienten nutzen wirst.

1.4. HILFE IST IMMER ZUR STELLE

Überarbeitete Niederschrift von Vorträgen, gehalten 1988 im Rahmen einer Fortbildungsveranstaltung der Sutherland Cranial Teaching Foundation in Tulsa, Oklahoma.

Ich las neulich einen Zeitungsartikel mit der Überschrift Hilfe, die immer zur Stelle ist. Es ging darin um eine internationale Organisation, die einen Telefondienst für Hilfesuchende, aufgebaut hat. Aus der Funktionsweise dieser Organisation gibt es für uns einiges zu lernen, denn sie ist in mancher Hinsicht analog zu der Art, wie wir als Ärzte behandeln. Die von diesen Leuten angewandten Prinzipien können von allen, die andern helfen wollen, adaptiert werden.

Die Notfall-Telefone sind 24 Stunden täglich von ausgebildeten ehrenamtlichen Helfern besetzt, die mit jedem sprechen, der anruft: Junge und Alte, Reiche und Arme, Kranke, Hoffnungslose, Suizidgefährdete oder einfach einsame Menschen. Das Geheimnis der Methode liegt nicht in dem, was die Ehrenamtlichen am Telefon sagen, sondern in der Art, wie sie den Anrufern zuhören.

Wer in dieser Hilfsorganisation mitarbeitet, lernt, dass Zuhören – das heißt wirkliches Hinhören auf das, was jemand, der in Not ist, sagt – an sich schon eine Antwort ist, wenn die Hilfe suchende Person dann wiederum versuchen kann, sich selbst zu helfen. Die Ehrenamtlichen geben keine Anweisungen oder Instruktionen, sie predigen oder lehren nichts. Sie sagen dem Anrufer nicht, mach dies oder das, und tun auch nicht so, als wüssten sie, was sein wahres Problem ist. Stattdessen lernen sie, dem, was diese Leute sagen, vorurteilsfrei zuzuhören, ohne den Versuch, sie oder ihre Probleme zu analysieren. Wenn sie mit einem Anrufer sprechen, dann geschieht das in einer nicht bewertenden Weise. Ihr Ziel ist es, eine einfache Reaktion auszulösen, etwas, was dem Anrufer helfen mag, in sich hineinzuschauen.

In dieser ‚Hilfsmethode‘ lehren sie auch, dass man, um Hilfe gebeten, versuchen soll, das Problem noch einmal so zu verbalisieren, wie es der Hilfesuchende ausgedrückt hat, so dass er oder sie hören kann, wie es für andere klingt. Nehmt dabei nicht an, dass ihr das Problem versteht. Lasst die hilfesuchende Person ihre Gefühle selbst ausdrücken. Lasst sie ihre eigene Lösung vorschlagen und angehen. Es ist zum Beispiel besser, zu fragen: „Wie werden Sie damit umgehen?“, als jemandem zu sagen, wie man selbst diese Situation lösen würde. Ihr möchtet sie darin unterstützen, herauszufinden, dass ihre eigene Stärke gut ist, egal wie begrenzt sie erscheinen mag. Auf diese Weise unterstützen die ehrenamtlichen Helfer die Anrufer darin, ihre eigenen Ressourcen zu nutzen und ihre Gefühle auf eine konstruktivere Art und Weise auszudrücken. Schlussendlich lehrt die ‚Hilfsmethode‘ , dass es gut ist, sich einzufühlen und klarzustellen, dass es dir wichtig ist, was mit dem Hilfesuchenden passiert. Der Kontakt und die Person selber sind dir wichtig.

Das sind die Grundsätze und Fähigkeiten, die diese ‚Hilfsmethode‘ so effektiv machen. Diese Art des verbalen Kontaktes erfordert eine Ausbildung, aber die Grundprinzipien sind einfach zu erlernen und wir alle können sie in unserem Leben anwenden.

Während ich jetzt hier so spreche, möchte ich gerne, dass ihr auf das lauscht, was in eurem Kopf vorgeht, wenn euch jemand um Hilfe bittet. Ein wichtiger Punkt, den man dabei beachten muss, ist die Notwendigkeit, eure eigenen Gefühle bezüglich der Person, mit der ihr sprecht, genau zu kennen, diesen Menschen wirklich als den, der er ist, zu akzeptieren – jemand, der genauso Respekt verdient wie ihr selbst. Hört ihm zu und antwortet, ohne zu bewerten. Menschen fühlen sich sehr viel freier in der Gegenwart eines anderen Menschen, der sie still so akzeptiert, wie sie sind. Es ist eure Aufgabe, einfach entspannt zu bleiben, wenn eigentlich nichts geschieht. Einfach nur anwesend zu sein in so einer Atmosphäre, ist heilsam. Eigentlich ist es diese zugewandte, zuhörende Resonanz, und nicht eine aktive, zur Schau stellende Reaktion, die eine osteopathische Behandlung funktionieren lässt.

Der Psychotherapeut Carl Rogers drückt in seinem Buch Entwicklung der Persönlichkeit etwas Ähnliches aus. Er schreibt, dass Helfen im Grunde nicht aus Geben, sondern aus Teilen besteht. Er zeigt uns, dass wir anderen helfen können, wenn wir verstehen, unsere wirklichen Gefühle zu zeigen, ohne zu bewerten, und indem wir Hilfebedürftigen warmherzig begegnen als Menschen, die genauso wertvoll sind wie wir, die wir uns für gesund halten. Andere reagieren auf die Wertschätzung, die wir ihnen geben, indem sie Selbstvertrauen gewinnen und beginnen, sich selbst zu helfen.

Wir haben nun eine Brücke geschlagen von einem ehrenamtlichen Helfer, der mit Hilfe von Gesprächen arbeitet, zu einem Arzt, der in der osteopathischen Wissenschaft tätig ist. Denkt daran: Wenn eine Patientin in eure Praxis kommt, bringt sie eine Körperphysiologie mit, die eure Hilfe sucht. Anstatt dem Patienten diese Hilfe verbal zu vermitteln, werden wir lernen zu palpieren und schweigend die Körperphysiologie zu untersuchen. Lernt still mit dieser Patientin zu arbeiten, indem ihr euren geschulten Tastsinn benutzt, um der Gesundheit zu erlauben, sich wiederherzustellen. Statt nur auf Worte zu hören, hören wir still der Körperphysiologie zu und verstehen sie. Anstatt die Situation verbal zu erörtern, werden wir es am Körper praktizierend lernen, diese Dinge zu fühlen und auf das zu lauschen, was im Körper der Patientin geschieht. Die Patientin braucht kein Wort zu sagen und ich auch nicht. Ich muss nicht sprechen, denn meine Kunst ist es, den Geweben zuzuhören.

In dieser Analogie zwischen einem Behandler und einem ehrenamtlichen Helfer besteht das Erfolgsgeheimnis des Behandlers darin, seine palpatorischen Fähigkeiten so zu trainieren und zu schulen, dass es ihm gelingt, insgesamt sowie spezifisch den unwillkürlichen Mechanismen der anatomisch-physiologischen Struktur des hilfesuchenden Patienten zuzuhören. Entwickelt eure palpatorischen Fähigkeiten, bis ihr die Fragen, mit denen der Patient hereinkommt, buchstäblich spüren könnt. Der Hilfe, die der Patient sucht, kann entsprochen werden durch die lauschende Resonanz, die der Behandler mit seinen palpatorischen Fähigkeiten entwickelt. Der Patient sucht Hilfe, seine Körperphysiologie sucht Hilfe, und statt darüber zu reden, legen wir unsere Hände sehr behutsam an unseren Patienten, um etwas zu finden, damit zu arbeiten, es ein bisschen zu reizen, bis wir spüren, dass die Körperphysiologie des Patienten irgendeine Reaktion in Richtung Gesundheit zeigt. Der Behandler muss lernen, die Vorgänge in der Körperphysiologie zu lesen und deren Probleme zu erfahren und an ihnen teilzuhaben, wobei es nicht notwendig ist, dies dem Patienten verbal zu erklären. Der Patient wird diesen Kontakt, den wir mit seinem Körper aufgenommen haben, spüren. Und er wird wahrnehmen, dass ihm Gesundheit zuteil wird. Wenn wir ein ehrenamtlicher Helfer sind, der zuhört und es der Körperphysiologie des Patienten erlaubt, der Lehrer zu sein, wird diese Physiologie das Sprechen übernehmen. Veränderungen werden tief in der Physiologie des Patienten geschaffen; der Patient erfährt diese Veränderungen, und ich als Behandler lerne, indem ich an der Erfahrung teilhabe.

Es ist sehr schwierig zu beschreiben, was wir tun, aber es ist nicht so wichtig, was wir sagen, sondern was wir tun. Während der Behandlung sage ich normalerweise nichts zum Patienten. Ich erfahre meine Patienten, höre ihnen zu und arbeite mit ihnen – nicht mit Techniken, sondern aus einem Verstehen der Körperphysiologie heraus. Je tiefer der Behandler in sich selbst hineingeht, um mittels seines palpatorischen Kontaktes der Aktivität der Körperphysiologie des Patienten zuzuhören, desto vielfältiger wird die Information sein, die sich ihm in seiner Untersuchung offenbart. Nehmt es an, was die Körperphysiologie des Patienten euch lehrt. Aktives Zuhören von Seiten des Behandlers weckt die Körperphysiologie auf und sie beginnt zuarbeiten. Sie wird anfangen, dem Patienten zu helfen, und ihr müsst nicht darüber nachdenken oder darüber sprechen. Ihr müsst sie nur beachten, indem ihr ihr zuhört und sie mit Hilfe eurer palpatorischen Kunstfertigkeit buchstäblich fühlt. Arbeitet sehr ruhig mit dem Patienten, seid stille Partner, aktive Zuhörer.

1.5. DIE LEBENDIGKEIT NUTZEN

Überarbeitete Fassung eines Vortrags, gehalten 1986 während eines Grundkurses der Sutherland Cranial Teaching Foundation in Philadelphia, Pennsylvania.

Wir haben schon darüber gesprochen, dass ihr die Tatsache annehmen müsst, dass sowohl ihr als auch eure Patienten lebendig seid. Jetzt möchte ich gerne über die Art und Weise sprechen, wie ihr diese Lebendigkeit in eurer täglichen Praxis nutzen könnt. Ich möchte euch das Folgende einfach als Vorschlag unterbreiten – ich finde, es verbessert die Effektivität, mit der ich mich um meine Patienten kümmere. Als Erstes ist es meiner Meinung nach notwendig, vollkommen die Tatsache zu akzeptieren, dass in allem, was lebt, ein grundlegender primärer rhythmischer Austausch stattfindet. Es ist ein alternierender, wunderschöner, Primärer Atemmechanismus in Aktion, und ich akzeptiere die Lebendigkeit dieser rhythmischen Bewegung.

Als Nächstes akzeptiere ich, dass der Menschheit zu dienen der einzige Grund ist, weshalb wir alle Mediziner sind. In meiner eigenen Praxis habe ich gelernt, dass ich, um mich für meinen Dienst an der Menschheit vorzubereiten, zuerst still in mir selbst zur Ruhe kommen muss. Das ist ein Teil meiner Vorbereitung, bevor ich Patienten empfange. Wenn ich dann innerlich ganz ruhig und still bin, ist der nächste Schritt der, das ich ruhig die Stille innerhalb des Patienten, der jetzt zu mir kommt, wahrnehme. Das kann man innerhalb von etwa 15 Sekunden machen, sogar in einem Atemzug. All dies kann auch geschehen, während der Patient noch wartet, sogar bevor er zu mir in den Behandlungsraum kommt.

Ich habe nun in der Stille, die ich in mir selbst gesucht habe, eine Art unsichtbaren Kontakt mit diesem rhythmischen, fluktuierenden Muster hergestellt. Automatisch reagiere ich auf diese unwillkürliche Bewegung der Tide in mir. Wenn ich mich, sogar bevor ich anfange zu arbeiten, auf eine relative Stille im Patienten einstimme, dann bin ich im Einklang mit der Wesensbasis dieses Patienten, die auch eine ähnliche, gezeitenartige Bewegung ist. Es kann sein, dass sie nicht die gleiche Geschwindigkeit hat wie meine; aber das ist nicht wichtig, es ist derselbe Mechanismus. Auf diese Weise lasse ich mich zur Ruhe kommen, damit ich mich schweigend dem Patienten vorstellen kann. Ich habe ihn noch nicht gesehen, aber im Stillen erkenne ich, das der Patient den gleichen Mechanismus hat wie ich. Erst dann bitte ich den Patienten in den Behandlungsraum. Dann tue ich, was auch immer getan werden muss. Ich arbeite dabei, ohne an das zu denken, was ich für diesen Patienten zu erreichen hoffe. Ich fange einfach an zu arbeiten.

Diese kleine, aus meinem Inneren herauskommende Begrüßung, mit der ich im Patienten meine eigene Stille erkenne, ist ein schweigendes Anerkennen, dass sie lebendig ist. Ein unsichtbares Anerkennen oder Realisieren ist das. Selbst wenn ihr 45 Patienten an einem Tag behandelt, könnt ihr euch Zeit nehmen für diesen sehr kurzen Moment, um Verbindung mit einen Punkt der Stille in euch selbst aufzunehmen und dann mit dem gleichen Punkt im Patienten. Denn dann – egal wie ihr mit dem einzelnen Patienten arbeitet – geschieht es 45 Mal am Tag, dass ihr in euch und im Patienten etwas erkannt habt, das schweigend das Behandlungsprogramm unterstützen wird. Was dieses Etwas ist, weiß ich nicht, und das ist auch nicht wichtig. Es geht einfach darum, sich mit einem Mechanismus zu identifizieren, der in jedem von uns existiert, und sich seiner zu bedienen.

Dieses Stillwerden wird euch leiten in Bezug auf das, was an diesem bestimmten Tag zu tun ist. Und ich bin überzeugt, dass der Patient daran nicht bewusst teilnehmen muss. Ich behandle viele Patienten, die nicht die leiseste Ahnung haben, was ich tue, und es trotzdem mögen, weil sie spüren, dass etwas in ihnen geschieht. Es fühlt sich für sie an, als ob endlich ein Behandler etwas von ihnen erkannt hat und versucht, ihnen zu helfen. Manchmal haben sie den Verdacht, dass ich überhaupt nichts tue, aber schlussendlich wissen sie, dass ich etwas mache, weil ihr Beschwerdebild sich ändert.

Diese Kontaktaufnahme dient also einer stillen Bestätigung, und sie gibt mir auch einen Moment Pause zwischen den Patienten. Wenn ihr einen Fall habt, der euch wirklich mitnimmt – und einige tun das – wollt ihr nicht all diesen Müll mit zu dem nächsten Patienten nehmen. Wenn es möglich ist, nehmt euch dann etwas mehr Zeit für diesen Prozess. Nehmt euch eine Dreiviertelminute Zeit, um euch irgendwo hinzusetzen, und lasst es einfach aus euch herausfließen, spült es heraus. Ihr habt sie dann vergessen, wenn sie den Behandlungsraum verlassen, wisst nicht einmal mehr den Namen. Dann lasst euch ganz ruhig werden und bittet den nächsten Patienten, in den Raum zu kommen. Selbst wenn es kein schwieriger Fall ist, könnt ihr euch, wenn der Patient geht, in aller Stille bewusst machen, dass etwas geschehen ist, während er im Behandlungsraum war. Ihr müsst darüber kein Wort verlieren. Dies ist einfach ein schweigender Austausch zwischen meiner Stille und der Stille des Patienten – der Name spielt keine Rolle, Techniken spielen keine Rolle, nichts spielt eine Rolle. Es ist einfach ein ruhiges Zusammenkommen deines Bereitseins für den nächsten Patienten mit dessen Bereitsein für dich.

Ich behandle niemals einen Patienten, wenn er nicht selbst darum bittet. Ich weigere mich, eine Frau die Erstkonsultation für ihren Mann ausmachen zu lassen. Der Patient muss mich selbst anrufen, um eine Verabredung zu treffen. Denn wenn er das nicht tut, kommt er oft, ohne es wirklich zu wollen. Ab und zu kommt jemand so von außen angetrieben zu mir zur Behandlung. Dann mache ich eine sehr kurze Untersuchung: „Ja, ich finde ein paar Probleme hier und da. Gehen Sie nach Hause, vergessen Sie es, und wenn Sie jemals etwas in der Richtung tun wollen, rufen Sie mich an.“ Vielleicht werde ich dann nach sechs Monaten oder zwei Jahren endlich angerufen. Dann haben es diese Patienten akzeptiert, dass sie womöglich etwas Hilfe brauchen. 50% des Kampfes besteht darin, sie so weit zu bringen, zuzugeben, dass sie ein bisschen Hilfe benötigen. Wenn sie diese Tatsache akzeptieren, haben sie schon angefangen, an ihrem eigenen Problem zu arbeiten, noch bevor sie in den Behandlungsraum kommen. Sie haben sich mit der Idee angefreundet, sich überhaupt behandeln zu lassen.

Obwohl ich vorhin gesagt habe, dass dieses Ruhigwerden euch führen wird, benutze ich dieses schweigende Ruhigwerden nicht dazu, um zu diagnostizieren – es bereitet nur den Raum vor. Es bedeutet einfach, die Tatsache anzunehmen dass es eine Lebendigkeit, ein Lebendigsein innerhalb des Körpers des Patienten gibt. Also warum es nicht herausfordern? Wir bitten es nicht, eine Diagnose zu machen, wir bitten um gar nichts – wir beziehen einfach nur diese Lebendigkeit mit ein. Beim Versuch, meinen Patienten zu dienen, bekomme ich bessere Resultate, wenn ich weiß, dass die Lebendigkeit in ihnen genauso da ist wie in mir. Es geht hier nicht darum, etwas zu lernen. Es geht darum, etwas zu nutzen, einen unbekannten Faktor, der zu eurer Gesundheit und zu der eurer Patienten beitragen wird. Ihr werdet sehen müssen, ob diese unsichtbare, stille Vorbereitung einen Unterschied beim Behandeln macht. Ich bin davon überzeugt, dass es in meiner Praxis einen Unterschied macht und finde es angenehm, so zu arbeiten.

1.6. ENTSPANNE DICH, ES EILT NICHT
DER MECHANISMUS HAT KEINE PROBLEME

Überarbeitete Fassung eines Vortrages, gehalten 1986 im Rahmen eines Grundkurses der Sutherland Cranial Teaching Foundation in Philadelphia, Pennsylvania.

Ich möchte euch gerne eine interessante Geschichte erzählen über eines meiner Erlebnisse mit Dr. Will Sutherland. Während eines Kurses für Ärzte in Denver, Colorado, brachte einer der Teilnehmer einen Patienten zur Beratung mit, der infolge eines Traktorunfalls Epilepsie entwickelt hatte und bei dessen Behandlung er seinem Gefühl nach nicht wirklich weiterkam. Er bat deshalb Dr. Sutherland, diesen Patienten zu untersuchen und zu sehen, was man tun konnte, um ihm zu helfen.

Dr. Sutherland, ein sehr schweigsamer Typ, der nie mehr Worte gebrauchte als unbedingt nötig, untersuchte den Patienten, drehte sich schließlich zum Behandler um und sagte: „Ich denke, Sie sind auf der richtigen Spur, machen Sie einfach mit der guten Arbeit weiter.“ Als Sutherland aufstand, um zu seinen Stuhl zurückzugehen, sagte der Behandler: „Dr. Sutherland, eine kurze Frage bitte. Was würden Sie tun, wenn der Patient einen Anfall hätte, während Sie versuchen ihm zu helfen?“ Dr. Sutherland sagte einfach: „Blockieren Sie ihn.“, und ging weiter. Nun, ich saß zufälligerweise an einem Platz, von wo aus ich die gesamte Zuhörerschaft sehen konnte, und blickte in dreißig verständnislose Gesichter. ‚Blockieren Sie ihn.‘ war alles, was er gesagt hatte. Er erwartete, dass wir zu den Mechanismen unserer Patienten zurückgehen und herausfinden was er meinte. Er war eben ein großartiger Mann, der dir etwas über den Mechanismus beibrachte, indem er es dem Mechanismus überließ, dich zu unterrichten. Wir können also locker und fröhlich sein und aufhören, uns darüber Sorgen zu machen. Wir müssen die Tatsache annehmen, dass das Leben sowohl im Behandler wie im Patienten schon am Wirken ist und wir uns also ebenso gut entspannen können. Wir gehen nirgendwo hin, und eure Patienten ebenfalls da sein. Der Patient muss die Verantwortung übernehmen und bei euch erscheinen. Und die Patienten werden nicht wegrennen, es sei denn, ihr behandelt sie wirklich schlecht. Sie werden da sein und die meisten sind bereit, ein nächstes Mal wiederzukommen. Ich meine es also wirklich: Entspannt euch.

Ihr seid hier in diesem Kurs und verbringt fünf Tage damit, zu lernen, was diese Patienten in ihrem Mechanismus mit sich tragen. Und das ist zufällig das, was auch ihr in eurem eigenen Mechanismus mit euch tragt. Ich sehe keinen besonderen Grund für Eile – dass ihr euch also schnell das in dieser Woche erworbene Wissen zu eigen machen müsst. Akzeptiert einfach die Tatsache, dass ihr schon da seid. Ihr und euer Patient, ihr seid schon am Arbeiten, indem ihr im Inneren all die Dinge tut, die notwendig sind, um das Muster der Gesundheit aufrechtzuerhalten. Patienten haben keine besondere Eile. Sie mögen so tun, als ob sie es eilig hätten, aber ihr Mechanismus ist nicht in Eile, nicht ein bisschen. Es beunruhigt mich nicht, dass der Patient vielleicht für eine weitere Behandlung kommen muss, nur weil ich den Mechanismus nicht so klar gehört habe, wie ich sollte. Vielleicht habe ich nicht ganz die Resultate, die ich eigentlich hätte bekommen sollen. Jedenfalls darf ich diesen Patienten ein weiteres Mal sehen. Also kann ich mich entspannen, es genießen und versuchen, ausgehend von dem, was vor mir liegt, zu arbeiten.

Die Mechanismen innerhalb der Körperpsychologie haben keine Probleme – gar keine. Im wahrsten Sinne des Wortes arbeiten sie in jedem von uns, so gut sie können. Sie arbeiten, um uns lebendig zu erhalten; sogar wenn sie sich ein Problem zugezogen haben – durch einen Unfall, ein Geburtstrauma oder ein umweltbedingtes Muster – und ihr Mechanismus nicht ganz im Einklang ist mit dem, wie er wirklich sein sollte, liefern sie die Lösung für dieses Problem. Einige Probleme benötigen Hilfe von außen: eine Operation, komplizierte Medizin oder andere zusätzliche Hilfe ist erforderlich. Aber der Mechanismus selbst ist sich dessen nicht bewusst. Wenn er irgendein Dysfunktionsmuster in sich hat, so hat er auf sehr ruhige Weise auch die Werkzeuge, mit denen er es zulässt, wieder korrigiert zu werden. So sollten wir, die Behandler, willige Diener sein, die diesen Mechanismus im Patienten anschauen und ihn bei seinem Bemühen, sich selbst zu helfen, unterstützen.

Der Mechanismus selber wird uns unterrichten. Ja klar, Patienten haben Probleme – sonst kämen sie nicht in unsere Praxis. Aber wir müssen uns nicht beeilen oder uns abhetzen, um herauszufinden, was los ist und was nicht, wohin es geht, und was es tut. Wir müssen still die Tatsache akzeptieren, dass sowohl der Behandler als auch der Patient lebendig sind und funktionieren; und die Spielregeln für dieses Spiel sind in den Mechanismus des Patienten eingebaut. Patienten denken nicht auf diese Weise. Sie denken an Symptome, sie denken an Leiden, sie denken dies, das und was auch immer – aber der Mechanismus leidet nicht, er tut still und leise seine Arbeit. Wenn es ein Dysfunktionsmuster gibt – z. B. ein Problem des okzipito-mastoidalen Bereiches in der Schädelbasis – Mensch, das ist tatsächlich ein Problem. Aber diese Dysfunktion zwischen Os occipitale und Pars mastoideus realisiert nicht, dass sie ein Problem ist. Sie ist zu beschäftigt damit, eine okzipito-mastoidale Dysfunktion zu sein. Also müssen wir zu dieser Dysfunktion gehen und sie ruhig bitten: „Schau, es kann sein, das du das Leben so genießt, aber der Körper, in dem du lebst, genießt es nicht so sehr. Nun, willst du nicht erwägen, mir zu erlauben, dich mit meinen Händen so zu berühren, dass du deinen Zustand änderst und aufhörst, ein sogenannter Dysfunktionskomplex zu sein?“

Wir besitzen das Recht, das Privileg, und in uns selbst den Mechanismus, diese okzipitomastoidale Dysfunktion im Patienten zu verstehen. Wir haben einen okzipito-mastoidalen Mechanismus in unserem eigenen Kopf, der vielleicht keine Dysfunktion aufweist; aber wir können diesen Mechanismus, den wir studieren, von uns heraus begreifen. Und wir werden ihn sicherlich noch besser verstehen, sobald wir unsere Hände auf die Person, die zu uns kommt, legen.

Genau die Mechanismen, die gesund werden sollen, sind auch die, die Gesundheit ausdrücken können. Sie arbeiten und sind in ständiger Bewegung; sie arbeiten stets auf das gleiche Ziel hin, das auch in uns ist. Wir kämpfen – wir leben – um Gesundheit in uns selbst auszudrücken. Alles, worum man uns bittet, alles, was der nächste Patient, der unsere Praxis betritt, zu uns sagen wird, ist: „Ich möchte gerne gesund sein, Doktor, und es ist mir gesagt worden, dass Sie die Mechanismen in sich selbst und mir verstehen, die es mir erlauben werden, zur Gesundheit zurückzufinden.“ Wir müssen uns dabei nicht beeilen. Wir können antworten: „Für die heutige Behandlung haben wir X Minuten. Was möglich ist, werden wir tun. Wir werden eine kleine Anregung hier geben und eine kleine Anregung da; und dann nehmen Sie das mit nach Hause und lassen es arbeiten. Leben Sie in Ruhe Ihr tägliches Leben, befolgen Sie ein paar Vorschläge, kommen Sie nächste Woche wieder, und wir werden weitermachen in unseren Bemühungen, uns gegenseitig zu helfen.“ In Stille verbindet sich der Patient sozusagen mit dem Mechanismus in mir, und in Stille treffe ich mich mit dem Mechanismus im Patienten. Wir versuchen in aller Stille in einer Atmosphäre zu arbeiten, in der wir Ideen und Funktionsmöglichkeiten austauschen, und dann gehen wir ruhig von dort aus weiter. Wenn ihr von diesem Kurs nach Hause geht, werden all diese Mechanismen in euch an den Mechanismen in den Patienten arbeiten; und euch beiden wird es Spaß machen. Alles Gute.

Türler ve etiketler

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Litres'teki yayın tarihi:
23 aralık 2023
Hacim:
911 s. 36 illüstrasyon
ISBN:
9783941523319
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