Kitabı oku: «Traumzeit für Millionäre», sayfa 11

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Baurat Wilhelm Stiassny war der Architekt des jüdischen Wien: Er war einer der meistbeschäftigten und am besten vernetzten Architekten Wiens und fungierte 1878 – 1900 auch als Vertreter der jüdischen Interessen im Wiener Gemeinderat. Er zeichnete neben zahlreichen Profanbauwerken auch für eine Reihe jüdischer Kultbauten im Raum der gesamten Habsburgermonarchie verantwortlich. So errichtete er die Synagoge von Časlav (1899), die Synagogen in der Prager Vinohrady (Weinberge) und Jerusalemstraße, in Gablonz (Jablonec nad Nisou) sowie Malacky und lieferte auch die Entwürfe für die Synagoge von Teplitz-Schönau, damals die größte in Europa.190 In Wien selbst waren es weniger Synagogen als zahlreiche Wohlfahrtsinstitutionen: Dem liberalen Wiener Judentum erschien sein maurisch-orientalischer Synagogenstil wahrscheinlich zu fremdartig. Nur die Polnische Synagoge („Polnische Schul“) in der Wiener Leopoldgasse (1892/​93) und die Zeremonienhalle für die Israelitische Abteilung beim ersten Tor des Wiener Zentralfriedhofs konnte er hier realisieren. Vor allem arbeitete er für Rothschild und Königswarter, in deren Auftrag er zahlreiche Spitäler, Blindeninstitute, Altersheime und Waisenhäuser in und außerhalb Wiens errichtete. Der renommierte Zionist engagierte sich auch als Begründer des jüdischen Museums in Wien und entwarf 1909, ohne je in Palästina gewesen zu sein, einen schließlich doch nicht verwirklichten Bebauungsplan für Tel Aviv.191 Stiassny war mit Julia Taussig verheiratet, einer Tochter des mächtigen Bankmanagers Theodor Taussig. Das mag nicht nur für sein Einkommen, sondern auch für seine Beziehungen von Vorteil gewesen sein, was Karl Kraus zu der boshaften Bemerkung veranlasste, dass er fast jeden Tag mit Genugtuung aus der Neuen Freien Presse erfahren könne, „dass er hier und dort zugegen war“.192

In einer speziellen Nische arbeitete Wilhelm Beetz. Er war mit öffentlichen Bedürfnisanstalten reich geworden. Aus einer Familie von preußischen Landwirten und Mühlenbesitzern stammend, begann er 1883 mit der Errichtung öffentlicher Bedürfnisanstalten auf Basis seines patentierten Ölsystems Beetz. Die Aufstellung und der Betrieb erfolgten auf Grund eines zwischen ihm und der Gemeinde Wien 1883 auf zehn Jahre abgeschlossenen und dann verlängerten Vertrages. Seine Öl-Pissoire waren winterfest und wassersparend. Im Jahre 1906 schloss er mit der Stadt Budapest einen ähnlichen Vertrag ab. Die Beetz‘schen Toiletteanlagen wurden bald auch in Baden, Fiume, Triest, aber auch im Ausland (bis nach Johannesburg) errichtet. 1904 erbaute er auf dem Graben die erste unterirdische Bedürfnisanstalt in Wien. Wegen des notwendigen Erdaushubs und der besonders aufwendigen Innenausstattung mit feinen Hölzern, geschliffenen Gläsern, Dekor-Waschtischen und speziellen Armaturen betrugen die Baukosten die horrende Summe von 74.000 Kronen, wovon die Stadt Wien 32.000 Kronen zuschoss.193 Dafür ist sie auch denkmalwürdig geworden.

VON TELLERWÄSCHERN ZU MILLIONÄREN

„Raum für alle hat die Halle“, sagt der Hotelportier Rosenstock in Schnitzlers Weitem Land. In den Hallen der Grandhotels gab es zwar keine Unterschiede nach Rang, Stand oder Religion. Aber viel Geld musste man haben. Das Fin de Siècle war die Zeit der teuren Grandhotels, in den großen Städten und in den Kurorten und Zentren der Sommerfrische: am Semmering, im Salzkammergut, am Wörthersee, im böhmischen Bäderdreieck und an der Adria. Ihre Namen sind bis heute in der österreichischen Kultur- und Gesellschaft präsent: das Imperial, das Sacher, das Bristol, das Ambassador, das wiedererstandene Grandhotel am Ring, das Pupp in Karlsbad, das Südbahnhotel und das Panhans am Semmering, die Hotels in Gastein, am Wörthersee oder in Abbazia, auf der Insel Brioni und in den Dolomiten, und eben auch das fiktive Hotel des Dr. von Aigner am Völser Weiher. Es waren die Orte der Reichen. Sie sollten sich im Palasthotel wie im eigenen Palais zuhause fühlen, mit geräumigen Suiten, repräsentativen Speise- und Tanzsälen, mit Bibliothek und Spielzimmer, mit Spiegeln und Marmor, Tennisplatz und Park, livrierten Dienern und adretten Zimmermädchen und einem eilfertigen Direktor, der stets zu Diensten war.194

Die Hotelbesitzer und Hotelmanager waren feine Herren. Es ging um sehr viel Geld und um sehr feine Gäste. Einige der Hoteliers konnten es sehr schnell zu hohem Einkommen bringen: vom Tellerwäscher zum Millionär, vom Kellner oder Koch zum Grandhotelier. 15 der 929 Wiener Millionäre sind dem Hotel- und Gastgewerbe zuzurechnen. Doch es fällt auf: Dieser Reichtum konnte sich sehr rasch wieder verflüchtigen. Kaum einer der Hotelmillionäre des Fin de Siècle konnte es zu dauerhaftem Wohlstand bringen. Während die Hotels fast alle noch bestehen, gibt es keine familiäre Kontinuität von den damaligen zu den heutigen Besitzern. Der Kontakt zu den Gästen und die Präsentation in der Öffentlichkeit waren wichtig und trugen wesentlich zum Erfolg bei. Arthur Schnitzler verbrachte viel Zeit in großen Hotels und kannte ihr Ambiente gut. Wo er allerdings überhaupt nicht recht hatte, war die Beifügung eines Doktortitels für seinen Hoteldirektor von Aigner im Weiten Land. Kein Einziger der Hotel- und Gastronomiemillionäre des Jahres 1910 hatte eine akademische Ausbildung vorzuweisen.

Das eindringlichste Beispiel für Aufstieg und Abstieg bietet Johann Frohner. Von 1874 bis zu seinem Tod im Jahr 1894 war er der Pächter des 1873 eröffneten Hotel Imperial. Bei ihm waren die Träume vom Aufstieg vom Tellerwäscher oder Kellnerlehrling zum Millionär am deutlichsten wahr geworden. Als Weinviertler Bauernsohn hatte er in Pressburg eine gastronomische Lehre begonnen. In Budapest machte er sich mit der Pacht der Bahnhofsrestauration am heutigen Budapester Ostbahnhof (damals Staatsbahnhof) erstmals selbständig. 1859 übernahm er das Hotel „Stadt Paris“. Sein großer Erfolg begann mit der Eröffnung des Hotel Frohner im Jahr 1864, das er bald zum besten Hotel Budapests machte. Ab 1874 führte er das Wiener Imperial, das der Kapitalist Horace Ritter von Landau dem mit seinem neu erbauten Wohnsitz höchst unzufriedenen Prinzen Philipp von Württemberg abgekauft und in Erwartung der Weltausstellungsbesucher 1873 zu einem Hotel umgestaltet hatte. Landau war ein Kapitalist, aber kein Touristiker. Mit seinen schon in Budapest erprobten Erfolgsrezepten, imperialem Flair und exklusivem Service, dazu mit Werbegags wie „Frohner Torte“ oder „Imperial-Torte“ statt „Sacher-Torte“ traf Frohner auch in Wien die richtige Entscheidung. Sein Reichtum stieg rasch. Er brachte es zu einem Rennstall in Budapest, Großgrundbesitzungen in der Steiermark und zwei Villen in Wien. Er machte große Stiftungen. Trotzdem verlief alles unglücklich. Seine zweite Ehe mit Josefine Cäcilie Tichtl v. Tutzingen, aus der sein einziger Sohn Roman hervorging, scheiterte bereits nach drei Jahren. Die untreue Gattin ging mit einem Baron von Villany auf und davon. Johann Frohner verfolgte sie mit dem vollen Hass des betrogenen Ehemanns. Dem minderjährigen Roman, der als Universalerbe eingesetzt war, wurde jeglicher Kontakt mit der Mutter testamentarisch untersagt; sein Vermögen verwaltete ein Vormund. Als Roman Frohner 1912 endlich großjährig war, hätte er sein Erbe antreten können. Doch vieles davon war schon zerronnen. Das Hotelfach interessierte ihn wenig. Er studierte Chemie, erwarb das Doktorat und beschäftigte sich mit noblen Autos. Mit der Übernahme der Vertretung der Autofirma Laurin & Klement war er nicht wirklich erfolgreich. Sein Erbe verkaufte er teils während, teils nach dem Krieg. Als er 1940 starb, war vom Riesenbesitz nichts mehr übrig.195


Einzigartiger Unternehmensstil: Anna Sacher, die Witwe Eduard Sachers, machte das Hotel Sacher zu einem der berühmtesten Häuser Europas.

Auch dem Hauptkonkurrenten Frohners im nahe gelegenen Hotel Sacher erging es nicht viel besser. Eduard Sacher, dessen Vater als Küchenchef in verschiedenen Adelshäusern die berühmte Sacher-Torte kreiert hatte, hatte sein Vermögen nach Kochlehre und Auslandspraxis Schritt für Schritt so weit ausgebaut, dass er 1876 ein Hotel in der Philharmonikerstraße vis à vis der Oper eröffnen konnte, das binnen weniger Jahre wegen seiner Eleganz und Spitzengastronomie und wohl auch wegen der diskreten Chambres Séparées in naher Lage zu Oper, Jockey-Club und den Palais des Adels zum Treffpunkt der High Society wurde. Sacher verstarb bereits 1892 im Alter von 50 Jahren. Seine Witwe Anna Maria, die Tochter eines Wiener Fleischhauers, führte den Betrieb äußerst erfolgreich weiter. Sie machte das Hotel durch ihren einzigartigen Unternehmensstil und ihre prägende Persönlichkeit zu einem der berühmtesten Häuser Europas. Doch vieles war äußerer Schein. Als sie 1930 starb, brauchte sie nicht mehr mitzuerleben, wie das in Wahrheit hoch verschuldete Hotel kurz darauf den Konkurs anmelden musste. Hans Gürtler erwarb die Konkursmasse und konnte den Betrieb, basierend auf dem großen Namen, seit den 1950er Jahren wieder auf den alten Erfolgskurs bringen.196

Am Semmering war das Panhans von ähnlichen Schicksalsschlägen betroffen. Vinzenz Panhans, der sich nach Lehrjahren im Wiener Hotel Lamm als Küchenchef des 1882 eröffneten Semmeringer Südbahnhotels an die Spitze hochgearbeitet hatte, errichtete 1888 sein eigenes Hotel, mit dem er schnell zum schärfsten Konkurrenten seines früheren Arbeitgebers wurde. 1901 übergab er es im Alter von 60 Jahren seinem Neffen Franz Panhans. Dieser entschloss sich im Sommer 1911 zu einem 128 Meter langen Zubau, der das Panhans zu einem der größten Hotels in Mitteleuropa machen sollte. Vielleicht war die Entscheidung überhastet, auf jeden Fall war sie überdimensional. Die neue Technik des Stahlbetons ermöglichte den raschen Baufortschritt. Die Eröffnung des Neubaus zu Weihnachten 1913 wurde allerdings zu einer traurigen Angelegenheit. Franz Panhans war Ende September 1913 im Alter von 44 Jahren an Magenkrebs gestorben. Klara Panhans, die Witwe, 39 Jahre alt, mit vier kleinen Kindern, war die unglückliche Erbin von 300 Laufmetern Hotelfassade und 600 Betten auf 17.000 m2 Nutzfläche. Im Nachruf in der Hotelzeitung war von „rastloser Tätigkeit“ die Rede und von einem „Selfmademan im besten Sinne des Wortes“. Der Stress des Hotelbetriebs, verbunden mit dem Bauvorhaben und dessen Finanzierung, hatte ihn körperlich und nervlich überfordert. Der patriarchalische Familienunternehmer, der sich jede noch so kleine Entscheidung vorbehalten hatte und jeden Gast per Handschlag begrüßte, manchmal sogar zweimal, schon am Bahnhof und dann, zu Fuß eine Abkürzung nehmend, noch einmal am Hoteleingang, während seine Frau die Küchenorganisation und Küchenkassa führte, war durch die gewaltigen Baukosten, vier Millionen Kronen, schon 1912 genötigt, den Betrieb in eine Aktiengesellschaft einzubringen. Im Winter 1913/​14 war das Hotel zwar überbucht wie jedes Jahr. Doch der Krieg zog den Grandhotels den Boden weg. 1916 stand das Hotel zu Dreiviertel leer. Im Juli 1918 war Klara Panhans faktisch bankrott und gezwungen, weit unter Wert an ein Bankenkonsortium zu verkaufen. Dem Verkaufserlös von 4,8 Millionen Kronen standen Schulden von 4,5 Millionen Kronen gegenüber. Klara Panhans lebte bis zu ihrem Tod 1964 von der Zimmervermietung in bescheidenem Umfang in der familieneigenen Privatvilla „Waldruhe“. Das Panhans strudelte in den Inflationstaumel, wechselte mehrmals den Besitzer und litt unter immer größer werdenden Auslastungsproblemen. Die entsprechend zahlungsfähige Klientel fehlte immer stärker.197


Luxusherberge in der Wiener City: das 1873 von Carl Schumann und Ludwig Tischler erbaute Hotel Métropole am Morzinplatz, nach 1938 Gestapo-Hauptquartier.

Der große Kapitalbedarf der Grandhotels war nur über die Börse zu decken. Max Eissler aus der Familie der berühmten Holzhändler und Holzindustriellen investierte in Hotels. 1910 war er Präsident der 1872 gegründeten Hôtel-Actiengesellschaft Métropole, die das Hotel Métropole am Morzinplatz 4 führte. Das 1872 anlässlich der Weltausstellung errichtete Nobelhotel wurde wegen der baulichen Ähnlichkeit zum Hotel Sacher und der jüdischen Gründer- und Eigentümerfamilien bisweilen als „jüdisches Sacher“ bezeichnet und ist nach der Beschlagnahme 1938 als Hauptquartier der Gestapo zu trauriger Bekanntheit gekommen. Max Eissler war auch Präsident der Ersten Wiener Hôtel-Actiengesellschaft, die Anfang 1907 die Aktien des Grand-Hotels (Kärntnerring 9) mit Hilfe der Unionbank an der Börse eingeführt hatte. Das Hotel wurde durch Erwerb und Umbau der beiden anstoßenden Häuser erweitert. Alles war hochmodern: die elektrischen Aufzüge, der glasüberdachte Innenhof, alle Zimmer bereits mit Telefon. 1912 wurde auch das Imperial in eine Aktiengesellschaft ungewandelt und in die Grand-Hotel-Gesellschaft eingegliedert. Auch die übrigen Wiener Grandhotels, das 1898 eröffnete Krantz, später Krantz-Ambassador, oder das Bristol, das 1892 eröffnet und in rascher Folge erweitert worden war, oder das traditionsreiche Erzherzog Karl litten unter den Problemen der Finanzierung. Der Krieg beendete ihren Höhenflug.

Die Grand- und Palasthotels prägten vor allem die Kur- und Badeorte. Das Pupp in Karlsbad, das Nonplusultra aller Kurhotels der Habsburgermonarchie, war nach 1918 wegen der besseren Wirtschaftsentwicklung in der Tschechoslowakei weniger von der Krise betroffen. Von den drei Pupp-Brüdern der Gründergeneration Anton, Julius und Heinrich war 1910 nur mehr Heinrich am Leben, der sich als Privatier nach Wien zurückgezogen hatte und in der Aktiengesellschaft die Stellung eines Vizepräsidenten einnahm. Simon Graf Wimpffen scheiterte mit seinem Tourismusprojekt in Neuhaus spektakulär. Wimpffen hatte riesige Besitzungen in Ungarn und daher die finanziellen Möglichkeiten, das Projekt Neuhaus zu forcieren. Ab 1896 hatte er in dem heute zu Weissenbach an der Triesting gehörenden Ort einen eleganten Kurbetrieb zu begründen versucht: ein Kurhaus mit Teich und Bad, rund dreißig luxuriös eingerichtete Villen mit Lufthütten, Kegelbahn, Pferdegestüt und Pferderennbahn, Tennisplätzen und Rollschuhhalle. Das Management, das der mehr als Lebemann denn als Betriebswirt bekannte Graf selbst leisten wollte, war wohl nicht das beste. Mit dem Beginn des Ersten Weltkrieges blieben die Gäste aus. Nach dem Ausgleichsverfahren blieb nicht viel übrig. Am Wörthersee war es der Wiener Porzellanfabrikant und Warenhausbesitzer Carl Ernst Wahliß, der ab 1872 zahlreiche Liegenschaften erwarb und rund um das Schloss Velden und in Pörtschach ein großes Tourismusimperium mit Hotel- und Villenbauten, Badeanstalt und Tennisplätzen aufbaute. Das zog eine ganze Reihe von Wiener Millionären an: Die Familie Urban legte sich mehrere Villen in Pörtschach zu, ebenso die Familie Berndt. Helene Kern hatte eine Villa in Velden, Carl Littmann das dortige Seeschlössl. Graf Douglas Thurn-Valsassina errichtete 1891 – 97 das Hotel Wörthersee in Klagenfurt.198


Das Nonplusultra aller Kurhotels der Habsburgermonarchie: das Pupp in Karlsbad. Ansichtskarte, um 1900.

Um 1900 wurde die Adria entdeckt. Der Geschmack der Badegäste begann sich zu ändern: Nicht mehr die kalte Nordsee, sondern das warme Mittelmeer wurde zum bevorzugten Erholungsraum. Von Grado über Brioni, Abbazia, Rab und Lussin (Lošinj) bis nach Dubrovnik wurde die österreichische Adria erschlossen.199 1895 war die Erste Österreichische Hôtel- und Curorte AG Ragusa-Cattaro gegründet worden, die das Hotel Imperial in Ragusa betrieb und Gründe in Lapad bei Ragusa besaß. Ein Wiener namens Wilhelm Lerch, über den recht wenig bekannt ist, der aber 1910 ein Jahreseinkommen von über 100.000 Kronen versteuerte, kam 1911 nach Dubrovnik und kaufte den Palast der Familie Dor ˜dić, den die Einheimischen auch Piccola Venezia nannten. Im Jahre 1912 begann Lerch mit dem Umbau des Schlosses in ein Hotel, dem er den Namen Weißes Schloss (Bijeli dvorac) gab und das über 73 Betten verfügte. Nach dem 1. Weltkrieg und dem Zerfall der Österreich-Ungarischen Monarchie verkaufte Lerch das Hotel. Heute wird es unter dem Namen Grand Hotel Lapad geführt.

So wie die Südbahngesellschaft Abbazia von 1883 an praktisch aus dem Nichts zu einem Weltkurort hochgezogen hatte, mit prunkvollen Hotels, 15 Kilometer langer Promenade, Grandhotels, Kursalon, Theater, Straßenbahn etc., so schwebte es Paul Kupelwieser mit Brioni vor: 1893 kündigte er seine Stellung als Generaldirektor in Witkowitz und begann etwas ganz Neues. Er kaufte für 75.000 Gulden die von Malaria verseuchten und von undurchdringlicher Macchie bedeckten Brioni-Inseln. Er investierte ein Vielfaches des Kaufpreises, machte die Inseln malariafrei, baute Hotels, ein Strandbad und das erste Winterschwimmbad an der österreichischen Riviera, legte eine submarine Wasserleitung vom Festland und schuf Einrichtungen für die eigene Wein- und Milchversorgung. Der habsburgische Hochadel, Wiener Millionäre, Künstler und die Offiziere aus dem nahen Kriegshafen Pula bildeten die illustre Gästeschaft. Der Thronfolger Franz Ferdinand fand eminenten Geschmack an der Insel und bedrängte Kupelwieser, sie ihm zu überlassen. Deren Wert war inzwischen auf 30 bis 35 Millionen Kronen angestiegen.200 Der Höhenflug endete nach 1918. 1930 beging sein Sohn und Erbe ob der verzweifelten Lage Selbstmord.

Prinz Alexander von Thurn und Taxis, der Schloss Duino von Prinz Friedrich von Hohenlohe erworben hatte, machte Sistiana ab 1898 zu einem Seebad mit Promenaden, Tennisplätzen, Radwegen und elektrisch beleuchteten Hotelanlagen. In Portorose übte der Grazer Bierbaron Hans von Reininghaus eine ähnliche Funktion aus. So wurde die österreichische Riviera innerhalb der drei letzten Jahrzehnte vor dem Weltkrieg zum führenden Erholungs-Resort Zentraleuropas. Während in Abbazia um 1910 fast die Hälfte der Gäste aus Ungarn kam und nur 17,5 Prozent aus Wien und Niederösterreich, war Brioni ganz wienerisch. Es war nicht das größte, aber das eleganteste Seebad. Es war auch das wienerischste Seebad. Das ganze Jahr über war Prominenz aus Hochadel, Politik, Wirtschaft und Kultur anzutreffen. Der Erste Weltkrieg beendete den Höhenflug recht abrupt. Die nachfolgende Hyperinflation brachte noch eine kurze Scheinblüte. Doch der Niedergang war nicht aufzuhalten, weder in Brioni und Abbazia noch am Semmering oder im Salzkammergut.

Viel Geld ließ sich auch in Groß- und Nobelgasthäusern verdienen: Stadtbekannt waren Josef Dombacher als Pächter des Wiener Rathauskellers, Friedrich Kargl mit dem Restaurant im Deutschen Haus, der Restaurateur Paul Hopfner mit zwei Lokalen in der Innenstadt und dem Parkhotel Schönbrunn in Hietzing und der Südbahnhofwirt Ludwig Schneider, bekannt als Vater der von Arthur Schnitzler verehrten Thalhofwirtin Olga Waissnix. „Na gehn mir halt zum Hopfner.“ … „Kommst also nachher zum Hopfner!“ sind Stehsätze aus Karl Kraus’ Weltuntergangsdrama Die letzten Tage der Menschheit. Auch das „Schwarze Kamel“ in seiner Mischung aus Feinkosthandlung, Stehbuffet und Restaurant machte seinen Besitzer Franz Josef Stiebitz reich. Der Rathauskeller war 1898/​1899 als Repräsentationsobjekt der neuen Lueger-Verwaltung errichtet worden, mit Schwemme, Ratskeller, Ratsstübchen und Volkskeller. Die Ausstattung war modern, aber nicht radikal, als erstes großes Ausstattungsprojekt des Wiener Jugendstils durch Heinrich Lefler und Joseph Urban. Das machte seinen Erfolg aus.201

Das Fin de Siècle war die große Zeit der Kaffeehäuser, an der Ringstraße, in der Innenstadt, aber auch in den Vorstädten. Um 1900 gab es in Wien mehr als 600 Kaffeehäuser. Dass nur ein einziger Kaffeehausbesitzer zu den ganz hohen Einkommen aufschließen konnte, mag vielleicht verwundern, kann aber doch nicht überraschen. Kaffeehäuser waren Orte des Konsums, aber des kleinen Konsums, wo man stundenlang mit Reden und Lesen bei einem kleinen Braunen und einem Glas Wasser verbringen konnte. Da brauchte es schon ein Marketinggenie wie Ludwig Riedl, den Besitzer des Café de l’Europe am Stephansplatz, um Großverdiener zu werden. Riedl, der Lieblingsgegner von Karl Kraus und Mann mit den meisten Orden Wiens, hatte sein Café zum beliebtesten Treffpunkt gemacht, rund um die Uhr, weniger mit geistiger Nahrung als mit leiblichen Genüssen. Und nach Mitternacht konnte man dort die leichten Damen von der Kärntner Straße und der Rotenturmstraße antreffen. Auch so konnte man Millionär werden.

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