Kitabı oku: «Sizilianische Gesetze», sayfa 5
Ein Lichtblick
Nach wenigen Tagen kam der Lichtblick per Telefon, der Tübinger rief sie an. Er benötigte dringend eine vertrauenswürdige Kassiererin im Casino „Milliardär“, ob sie kommen könne. Natürlich war sie sofort bereit, denn nach Vito musste sie sich nicht richten, der hatte mal wieder unseren alten Roulette-Laden aufgemacht. Sie sagte ihm nicht einmal Bescheid, bevor sie abfuhr.
Obwohl Annette war der Meinung: „Fahr ruhig los, wir schaffen das schon mit der Süßen. Du hast genug Geld verloren durch die „Waffel-Pleite“, in Amsterdam hast du eine Chance wieder frisch zu werden. Wenn ich könnte würde ich auch in Amsterdam arbeiten. Aber ich habe vier Kinder, obwohl zwei schon groß sind, könnte ich die trotzdem nicht mit den Zwillingen alleine lassen. Sieh zu, dass du wieder auf die Füße kommst. Die Kleine ist bei uns in guten Händen.“
„Das weiß ich Annette, danke! Und ich muss die Zeit nutzen, solange Vito mich in Ruhe lässt.“ sagte sie erleichtert.
Diesmal war alles anders. Sogar ein kleines Apartment hatte Eddi für sie besorgt, gleich um die Ecke in einer schmalen Gasse, sodass die ganze Atmosphäre angenehmer war. Ute war happy.
Ein paar Wochen später saß Ute in dem schönen Casino an der Kasse, ahnte nichts böses, als die „Klette Vito“ langsam, mit breitem Grinsen, die Treppe hoch kam.
>Werde ich den denn nie los? Nur ein paar Wochen Ruhe, und schon ist diese Nervensäge wieder hinter mir her<! Dachte sie verzweifelt.
Selbst der Tübinger warf ihr nur einen verächtlichen Blick zu, und wendete sich schweigend ab.
Den abgebrühten Italiener konnte es absolut nicht beeindrucken, dass der Tübinger ihn sogar mit offenem Sarkasmus begrüßte: „Dich muss man wohl erschießen um dich loszuwerden, oder gibt es sonst noch Möglichkeiten, Vito?“
„Wieso? Hier ist doch ein öffentliches Casino. Bei den vielen Zockern störe ich doch nicht. Außerdem arbeitet meine Frau hier, da ist es doch ganz klar, dass ich auf die aufpassen muss.“ Erwiderte Vito grinsend.
„Wo ist deine Frau? Hast du die auch mitgebracht?“ fragte Ute ärgerlich, was ihr nur einen bösen Blick von Vito einbrachte. Keiner konnte darüber lachen.
Ein paar Tage stromerte Vito durch die umliegenden Casinos oder stand hinter dem Tübinger und sah ihm zu, wenn der spielte. Ganz offensichtlich langweilte Vito seine Untätigkeit überhaupt nicht, bis eine plötzliche Hektik entstand, die sich niemand erklären konnte.
Ute saß in ihrem Kassenhäuschen und wunderte sich nur, woher sie dieses unruhige Gefühl hatte.
Als ihr Chef auf sie zukam und ihr die Anweisung gab: „Ute, zahle bitte den Spielern alle Jetons aus, und allen Mitarbeitern ihre Gagen, dann pack das ganze restliche Geld hier in die Tasche. Und die restlichen Jetons in einen Stoffbeutel. Wir müssen machen, dass wir hier rauskommen, oder zumindest keinen Spielbetrieb mehr haben, die Politie ist im Anmarsch. Keine Angst, wenn kein Spiel läuft und die Croupiers raus sind, passiert uns nichts. Verstanden?“
Ute nickte nur, sah, dass die Croupiers alle Tische frei räumten, und die ganzen Tischlagen in Kartons verpackten. Die Zocker waren schnell ausgezahlt und die Gagen für das Personal auch.
Vito stand mit gierigem Blick neben der Kasse und verfolgte Utes Auszahlungen. Als alles erledigt war und sei einen Augenblick alleine waren, versuchte er sie zu überreden, unehrlich zu sein: „Das ist die Gelegenheit, greif rein, gib mir ein paar Scheine und steck dir auch ein paar große Scheine in die Tasche. Der Tübinger kann doch nicht mehr wissen wie viel du ausgezahlt hast, also auch nicht, wie viel noch da ist. Los gib!“
„Geh hier vor der Kasse weg, du störst!“ erwiderte Ute ablehnend, ohne auf seine Forderung einzugehen! Da griff Vito über den Tresen hinweg in die Kasse und erwischte ein Bündel Fünfzig Guldenscheine, die er sofort in seiner Innentasche verschwinden ließ. Es waren Fünftausend Gulden. Das die am Ende fehlten musste doch rauskommen.
Empört wollte Ute sich wehren, die gestohlenen Scheine zurück fordern, „Nein Vito, gib sofort…..“ doch das Wort blieb ihr im Hals stecken. Denn in dem Moment erschien ihr Chef.
Der Tübinger hatte die Worte noch mitbekommen, wusste aber offenbar nicht worauf die gemünzt waren. Er fragte: „Fertig? Dann gib mir die Tasche, und komm nach oben. Ich habe etwas mit dir zu besprechen.“
Mit zitternden Knien ging sie die halbe Treppe hinauf, in der Angst, dass ihm der Diebstahl doch noch auffallen werde. Aber der Tübinger schien ahnungslos. Als sie sich zu ihrem Chef setzte war das Casino leer, nur der Tübinger, Vito und sie waren noch da.
„Hast du auch deine eigene Gage genommen?“ fragte der Chef was sie mit einem Kopfschütteln verneinte, denn dazu war sie noch nicht gekommen. Dass es wegen Vitos Griff in die Kasse war, konnte sie ihrem Chef ja nicht sagen. Sie schwitzte vor Angst als Mittäterin entlarvt zu werden.
„Das dachte sie mir. Aber kein Problem. Hier das ist für dich, dafür dass du die Nerven behalten hast.“ Damit schob er ihr die doppelte Summe über den Tisch. Sie warf dem gierigen Vito einen bedeutsamen Blick zu, obwohl er den sicher nicht so verstand, wie sie es meinte.
„So, nun zu der Aufgabe, die ich für dich vorgesehen habe. Ich brauche eine zuverlässige Person, die sich die Zeit nimmt, und sich mal umsieht, ob irgendwo Karten-Casinos zu verkaufen sind? Ich kaufe auf, was ich kriegen kann. Wenn du einen geschlossenen Karten-Laden findest, frag den Besitzer nach dem Preis. Kannst ruhig sagen, dass du in meinem Auftrag handelst. Meinst du, du schaffst das?“
„Klar! Ich denke, dass ich genügend Leute kenne, die mir sagen können, wer seinen Laden verkaufen will.“ Bestätigte sie erfreut.
„Gut“, sagte er, „Du kannst am besten im Ruhrgebiet anfangen, dann hast du es nicht so weit von zu Hause. Wenn du Fragen hast oder Geld brauchst, ruf an, ich schicke dir schnellstens was du brauchst. Wir bleiben ständig in telefonischer Verbindung. Ich will über jeden Schritt informiert werden. Okay“? Er sah sie fragend an.
„Ja, es freut mich, dass du mir den Auftrag gibst. Mach sie gerne. Du kannst dich auf mich verlassen.“ Bestätigte Ute und dann gab er ihr drei Tausender, mit den Worten: „Für den Anfang. Sobald du Kaution oder ähnliches brauchst, schick sie es sofort. Spare nicht am falschen Fleck, nobel ist unser Motto. Aber ich denke das weißt du. Also, viel Erfolg!“
Vitos gierigen Blick auf die Tausendmark- Scheine übersah Ute mit ironischem Grinsen und steckte sie ein. Sich daran zu vergreifen würde er nicht wagen.
Klägliche Versuche mit verbotenem Glücksspiel
Darüber dass der Tübinger Ute mit einem besonderen Auftrag aus Amsterdam losschickte, war der Italiener kotzsauer. Für Vito hatte der Tübinger keine Verwendung, er hatte ihn einfach übersehen! Und das wurmte den geltungsbedürftigen Vito sehr.
Auf der Heimfahrt kam es zu einem heftigen Streit. Während Ute ihrem Begleiter Vorwürfe machte, weil er sie in eine fatale Situation gebracht hatte, er widerte der nur abfällig: „Ach halt doch dein Maul, dumme Kuh. Du bist zu dämlich eine günstige Situation zu nützen, stattdessen lässt du dich von so einem Arsch für kleines Geld ausnutzen. Der Kerl ist steinreich, dem fallen die paar Mille weniger doch nicht einmal auf. Aus Angst, der große Tübinger könnte denken, dass du geklaut hast, konntest du vor Schiss kaum ein Wort rausbringen. Bleib so nur so blöd, wirst schon sehen wohin du damit kommst. Aber ich bin nicht so doof, ich nehme mir was ich haben will. Egal auf welche Art und Weise.“
Während der ganzen Fahrt schimpfte Vito wütend über ihren Brötchengeber. Der wäre doch in seinen Augen nur blöd. Es sei doch ein Schwachsinn, ausgerechnet einer Frau diesen Auftrag zu geben. Nämlich durch das Land zu reisen, um Karten-Casinos aufzukaufen.
Das wäre doch ein Auftrag für einen Mann wie ihn gewesen. Schließlich habe eine Frau keine Ahnung, mit welchen Summen solche Läden gehandelt würden. Besonders sie nicht. Aber ihm wäre schon klar, warum der Tübinger ihn nicht damit beauftragt habe. Nur aus Angst, dass er, Vito, ihm Konkurrenz machen könne. Eines Tages würde er das sowieso tun.
Genervt über Vitos maßlose, übertriebene Selbstüberschätzung schwieg Ute lieber und dachte sich, dass es sinnlos sei ihm klar zu machen, dass er dazu weder die Mittel noch die Intelligenz hatte.
Zu Hause angekommen, war Vito ausgetobt. Zum Schluss hatte er sich damit getröstet, dass er den Tübinger gar nicht nötig habe. Er werde sich jetzt wieder um ‚seinen’ Würfel-Laden kümmern, dort wäre er schließlich sein eigener Herr. Listig riet er ihr, schön den Anweisungen ihres Chefs zu folgen. Dann hätte sie wenigstens eine sinnvolle Beschäftigung. Falls sie jedoch seinen Rat brauchen würde, stünde er ihr selbstverständlich zur Verfügung.
Sie dachte: >das könnte Dir so passen. Damit Du, mit Deinem grenzenlosen Geltungsdrang in meinem Job rumfummeln, und vielleicht wieder in die Kasse greifen kannst? Anschließend würdest Du dann großspurig verbreiten, dass Du es ja schon vorher gewusst hättest, dass eine schwache Frau einer solchen Aufgabe alleine nicht gewachsen wäre. In Deiner großzügigen Gutmütigkeit habest Du alles gemanagt. Den Teufel würde ich eher bitten, als dich. Ich komme auch alleine zurecht. Bleib Du mal in Deiner geliebten Würfel-Bude und pass schön auf, dass ich Dir nicht in die Karten gucken kann. Denn Du wirst mich sowieso belügen und betrügen. Nach den Erfahrungen der letzten Monate bin sie froh, wenn Du mir endlich nicht mehr auf den Füssen stehst, und mich nicht in deine kriminellen Taten reinziehst. Ich kann Deine impertinente Art einfach nicht mehr ertragen! Wenn du mir nur aus dem Weg gehst, soll mir der finanzielle Verlust aus Deiner Tätigkeit ganz egal sein. Auch wenn mir eigentlich die Hälfte davon zustehen würde<.
Da ihr ohne große Erklärungen der Sinn ihres Auftrages klar war, kam Ute eine scheinbar gute Idee, wie man enorme Kaufsummen sparen und trotzdem mehrere Läden eröffnen könnte. Also rief sie ihren Auftraggeber und klärte diesen über ihren Plan auf. Ute wollte einen Spiel-Club gründen und ins Vereins-Register als e. V. eintragen lassen. In den Statuten sollte verankert werden, dass dieser Verein berechtigt sei, überall in Deutschland Filialen zu errichten.
Eddi gab sofort grünes Licht für ihr Vorhaben, und schlug Bielefeld oder Osnabrück vor. Zwei äußerst schwierige Städte, behördlich gesehen. Er empfahl einen großen Konferenzraum in einem Hotel zu mieten. Da gäbe es keine langfristigen Verträge und spare zeitraubende Renovierungs-Arbeiten.
Die sieben Gründungs-Mitglieder waren schnell gefunden. Aus alten, vorhandenen Unterlagen hatte sie die Vereinsstatuten schnell geschrieben. Auch der Eintragungs-Antrag, durch einen Notar, ging problemlos von statten.
Schnell fand Ute in einer angesehenen, weltweiten Hotelkette in Bielefeld freundliches Entgegenkommen. Nach telefonischer Termin-Vereinbarung mit dem Direktor fuhr sie in Begleitung ihrer Freundin Annette hin. Lag es an ihrer eleganten Erscheinung oder an Utes selbstsicherem Auftreten? Woran auch immer, der Direktor küsste ihr die Hand und nannte sie „gnädige Frau“. Das ging runter wie Öl.
Ute trug dick auf! Betitelte sich als erste Vorsitzende des Deutschen Zweiges, eines europäischen Spiel-Vereins mit Niederlassungen in Holland, Belgien, England und Spanien. Sie log ohne Hemmungen das Blaue vom Himmel herunter. Er ging ihr auf den Leim! Fraß ihr fast aus der Hand und Ute mit den Augen auf!
Schnell wurden sie sich einig. Sie erreichte sogar, dass alle im Hause tätigen Club-Mitglieder einen Sonderpreis für Übernachtung bekommen konnten. Für Ute galt das natürlich auch. Den Beginn vereinbarten sie für in zehn Tagen. Beide erhofften sich ein gutes Geschäft. Jeder auf sein Geschäft bezogen.
De Erfolgsmeldung übermittelte sie schnellstens telefonisch nach Amsterdam. Eddi lobte sie und wies sie an, sich erst einmal mit dieser Sache zu befassen. Sie solle Bescheid geben, wann er ihr die Spiel-Anlage und Geld schicken müsse. Da Ute sie das behördliche Genehmigungsverfahren umgehen wollte, aber für die Eröffnung Reklame machen musste, versuchte sie einen Trick. Ute rief das zuständige Ordnungsamt an und erklärte der Sachbearbeiterin die Sache aus ihrer Sicht.
Für die eventuelle Niederlassung einer Filiale ihres Vereins hatte sie zu Reklame-Zwecken einen Hotel-Raum für kurze Zeit angemietet. Dort wollte der Verein eine Spiel-Anlage aufstellen, natürlich nur zu Vorführungs-Zwecken um Interessenten als Mitglieder anzuwerben. Sie hätte doch sicher nichts dagegen einzuwenden, dass man durch dementsprechende Anzeigen in der örtlichen Tageszeitung Mitglieds-Werbung betreiben wolle? Freundlich bestätigte ihr die Beamtin, dass dies keinerlei Genehmigung von behördlicher Stelle bedürfe und wünschte Ute noch viel Erfolg.
Die restlichen Vorbereitungen, Annoncen aufgeben, die Anlage aufbauen, sowie Personal zusammenzustellen, waren ebenfalls schnell erledigt. Der Chef und Ute waren sehr zufrieden.
Am Eröffnungstag, einem Samstag, reisten, außer den Croupiers, ihr mit Annette überraschenderweise noch drei, nicht gern gesehene, Gäste an. Der großspurige Österreicher Ringo mit Freundin und ein weiterer, zurzeit beschäftigungsloser, ehemaliger Teilhaber von Eddi, der Holländer Jan Willams.
Der Erfolg des ersten Tages war kläglich. Es kamen nur wenige Leute. Dass ausgerechnet an diesem Wochenende ein großes Stadtfest stattfand, hatte Ute nicht gewusst. Sie war sauer!
Enttäuscht rief Ute meinen Chef an. Der Tübinger vertröstete sie jedoch, sie müsse Geduld haben, der Erfolg komme schon noch. Bis jetzt hätte sie es als Erste geschafft, in dieser Stadt ein Casino zu eröffnen. Aus diesem Grunde wären auch die neugierigen, unerwarteten Gäste angereist.
Am nächsten Abend rief Ute nur in Bielefeld an. Sie erfuhr, dass der geschäftliche Erfolg auch nicht besser war als am Tage zuvor. Ute versprach am folgenden Abend zu kommen, da sie am Montagvormittag einiges zu erledigen hätte.
Um acht Uhr morgens riss die Türglocke Ute aus dem Schlaf. Im Bademantel, ziemlich verschlafen, staunte Ute, wer vor ihrer Wohnungstür stand. Der Sachbearbeiter für Gastronomie- und Spielhallen-Genehmigungen des Ordnungsamtes unserer Stadt. Als sie erstaunt fragte, was er von ihr wolle, sagte er streng, er habe einen Hinweis erhalten, dass Ute in meiner Wohnung einen Spiel-Club eröffnet hätte. Dort würde sie das genehmigungspflichtige Zwölfer-Roulette veranstalten.
Lachend erklärte sie ihm dann müsse sie entweder das Schlafzimmer ausräumen oder den Saal runterlassen. Ansonsten hätte sie dafür keinen Platz frei. Spontan bot sie ihm an, sich selbst davon zu überzeugen, dass dieser Hinweis Unfug sei. Also stiefelte Herr Pohlig durch ihre Wohnung, und fand natürlich keine Spielanlage.
Bei einem Kaffee klärte sie dann die Angelegenheit. Er war sehr freundlich. Ihm gefiel es offenbar so gut bei mir, dass er (weil es zu regnen begann) bis zum Mittag sitzen blieb und ihr, wie einer alten Bekannten, seinen Lebenslauf erzählte. Den aus Höflichkeit angebotenen Kaffee genoss er reichlich.
Endlich ging er! Endlich konnte sie duschen.
Noch bevor Ute aus dem Haus gehen konnte kam die Hiobs-Botschaft um fünfzehn Uhr per Telefon! Die Kripo samt Ordnungsamt waren in dem Bielefelder Club-Raum erschienen. Sie hatten wegen verbotenem Glückspiel die Anlage beschlagnahmt und wollten gerade den Raum versiegeln.
Sofort verlangte Ute den Einsatzleiter der Kripo zu sprechen. Den klärte Ute über die rechtlichen Folgen auf, dass sie gegen sein grundloses Eingreifen vorgehen würde. Da sie sich beide im Recht fühlten, stritten sie per Telefon. Er hatte nicht die Absicht seine Handlung rückgängig zu machen.
Auch durch den Hinweis, dass die zuständige Sachbearbeiterin des Ordnungsamtes über die Angelegenheit Bescheid wusste und es erlaubt hatte, ließ er sich nicht beeindrucken. Selbst Utes Drohung, dass er es verantworten müsse, dass sie Schadenersatz für entstehende Kosten sowie die Miete für den Raum einklagen würde, konnten ihn nicht von seinem Entschluss abbringen. Gelassen riet er ihr, sich an den zuständigen Staatsanwalt zu wenden. Ute ließ sich dessen Namen geben. Die Kripo versiegelte den Raum.
Nachdem Ute zwei Tage später den Staatsanwalt sowie den Leiter des Ordnungsamtes persönlich aufgesucht und auch mit Klage gedroht hatte, konnte sie nur einen Teil-Erfolg verbuchen. Der Staatsanwalt veranlasste sofort die Öffnung des Raumes sowie die Freigabe der Spiel-Anlage. Der Verdacht des verbotenen Glückspiels hatte sich nicht bestätigt.
Die Ordnungsbehörde machte ihr jedoch deutlich, sollte sie die erforderliche Genehmigung beantragen und erhalten, dass man uns so lange Schwierigkeiten machen würde, bis sie freiwillig aufgeben würden. Man machte keinen Hehl daraus, dass man diese Art Geschäft in dieser Stadt mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln verhindern würde. Über diesen Misserfolg war Ute stocksauer.
Den Tübinger konnte das wenig beeindrucken. Dann müsse sie eben was Neues suchen, gab er den Auftrag. Doch das dafür erforderliche Bewegungs-Geld blieb aus
Vito war voller Schadenfreude und versteckte dies nicht einmal. Diese Freude hielt jedoch nur solange an, bis ihm klar wurde, dass Utes Misserfolg für ihn finanzielle Nachteile hatte. Er hatte nun die Unterhalts-Pflicht für das Kind und Ute wieder am Hals. Aus purem Protest gegen ihn, sowie mangelndem neuen Wirkungskreis blieb Ute einige Wochen zu Hause und genoss das Zusammenleben mit der Kleinen. Zähneknirschend gab Vito ihr Geld um das sie das Nötigste einzukaufen.
Vito hielt ihr ständig Vorträge über ihre Unfähigkeit sich selbst zu versorgen. Dabei war es nur einige Monate her, dass er sich über ihren Wunsch selbst zu verdienen, bis zur Ektase aufgeregt hatte, ja, Ute sogar verprügelt hatte. Wie sich die Zeiten geändert hatten. Von Liebe und dem ersehnten Kind war keine Rede mehr. Er beachtete die Kleine nicht einmal.
Sie war umso glücklicher, als sie erleben konnte, wie die kleine Romina die ersten Schritte machte und zu sprechen begann. Obwohl die Kleine ihrem Vater immer ähnlicher wurde, liebte Ute das süße Sorgenkind heiß und innig. Wenn sie Mama rief und ihr mit strahlendem Lachen die Ärmchen entgegenstreckte, vergaß Ute für Augenblicke ihre Sorgen und Probleme. In solch glücklichen Momenten nannte Ute die Kleine: meine letzte Liebe. Dann schwor sie sich in Gedanken, dafür zu kämpfen, dass dieses Baby eine sorglose, glückliche Kindheit erleben könne.
Nachdem Annette und Ute mit ihrem Fress-Stand die Pleite erlebt hatten, war der Frust bei den Beiden groß. Als Annette ihr Gewerbe abgemeldet hatte, war sie gezwungen gewesen, wieder zum Sozialamt zu gehen. Schließlich hatte sie vier Kinder zu ernähren. Diesen Weg wollte Ute nicht einschlagen, das war ihr Prinzip. Also waren die Beiden wieder auf der Suche.
Überrumpelung dann Wirtinnen
Per Zufall lasen die Beiden dann in einem Zeitungs- Inserat, dass eine Versicherung Außendienst-Mitarbeiterinnen bei bester Bezahlung suchte. Als Ute ihrer Freundin vorschlug, sich mit mir dort zu bewerben, zögerte Annette. Erst auf Utes Hinweis, es könne vielleicht ein zusätzliches Weihnachtsgeld bringen, stimmte Annette zu. Das bevorstehende Weihnachtsfest zu verbessern, beflügelte den Tatendrang.
Bei dem Informations-Meeting in einem noblen Düsseldorfer Hotel erfuhren die Beiden dann die Taktik dieser Versicherungs-Agentur. Man wandte sich an die Eltern Neugeborener und versuchte denen eine Ausbildungs- oder Heirats-Versicherungen für die Sprösslinge zu verkaufen. Das Entree verschaffte man sich auf trickreiche Art.
In einigen Kliniken lagen Informations-Karten auf den Wöchnerinnen-Stationen, auf denen man mit dem Schlagwort ‚Kinder-Vorsorge’ warb. Von Versicherung war nichts zu lesen. Die jungen, glücklichen Mütter, welche sich anhand dieser Karten kein rechtes Bild darüber machen konnten, um was es dabei genau ging, baten mit dem Ausfüllen einer solchen Karte um einen Informations-Besuch.
Auf diese Weise konnten die Versicherungs-Leute auf festes Adressmaterial und freundliches, argloses Entgegenkommen der Kunden arbeiten. Die Verträge abzuschließen war in den meisten Fällen ein Leichtes, da die monatliche Prämie klein war.
Natürlich wurden die Beiden angenommen. Spontan stürzten sie sich in hektischen Arbeitseifer. Obwohl sie gleich in der ersten Woche der Bezirksleiterin beim sogenannten Wochen-Meeting sechs Verträge abliefern konnten, war der Gewinn mäßig. Für einen Vertrag zahlte die Agentur achtzig Mark. Davon wurden Steuern und Stornogebühren abgezogen. Der klägliche Rest von fünfundfünfzig Mark pro Vertrag war die angepriesene ‚Beste Bezahlung’. Die Beiden hatten also eine Woche gearbeitet und Benzin verfahren, um jeder einen Hungerlohn zu verdienen.
Annette verging schon die Lust. Das war kein Job für sie, Annette fehlte die Redegewandtheit. Doch so schnell wollte Ute nicht aufgeben. Während Annette weiterhin schweigend Utes Verkaufs-Gesprächen zugehört hatte, konnten dir nur drei Verträge in fünf Tagen reinholen. Von Alleingang wollte Annette nichts wissen, aber Ute bestand darauf.
So wie gehabt war die Arbeit sinnlos. Also zogen sie getrennt los. Das Ergebnis war noch magerer. Die Unterschrift-Freudigkeit der Kunden ging, je näher Weihnachten rückte, drastisch zurück. Als dann noch keine neuen Adressen zu bekommen waren, weil die Kliniken hinter den Schwindel gekommen und die Karten vernichtet hatten, gaben sie die sinnlose Beschäftigung auch wieder auf.
Während Ute über unseren erneuten Misserfolg deprimiert war, sich mit meiner Kleinen tröstete, hatte Annette eine neue Tätigkeit gefunden. Ein griechischer Gastwirt, dem sie seit Langem bei der Buchführung half, bat Annette in seiner Gaststätte auszuhelfen. Voller Begeisterung erzählte Annette der Freundin von den großzügigen Trinkgeldern, die sie bekommen hatte. Staunend verfolgte Ute den neuen Fleiß ihrer Freundin.
Annette geriet immer mehr in euphorische Stimmung und berichtete von den guten Verdienstmöglichkeiten. Selbst müsste man eine Kneipe übernehmen. Der Gedanke ließ Annette nicht mehr los. Sie redete nur noch davon in die Gastronomie selbständig einzusteigen. Mit dieser Idee stieß sie bei Ute auf energische Ablehnung. Schon der Gedanke, durch Alkohol-Ausschank ihre Brötchen zu verdienen und sich dann mit den Betrunkenen rumärgern zu müssen, widerstrebte Ute gewaltig.
Da Annette aber aus finanziellen Gründen nicht die Möglichkeit zur Selbständigkeit hatte, ließ sie nicht locker. Immer wieder redete sie auf Ute ein, ihrem Gedanken zuzustimmen. Schließlich wolle Ute doch nicht immer von Vitos Launen abhängig sein? Eine gutgehende Kneipe wäre außerdem eine langfristige, solide Existenz, die man mit geringen finanziellen Mitteln aufbauen könne (mit welchen?).
Das wäre doch ein Versuch wert. Annette würde die Konzession übernehmen und wenn Ute mal keine Lust mehr haben würde, könne Ute jederzeit aussteigen. Annette würde dann alleine weitermachen. Utes Angst vor einer eventuell lästigen Langzeit-Bindung wäre unbegründet.
Nach einer erneuten deprimierenden Auseinandersetzung mit Vito, bei der es wie immer um Geld ging, stimmte Ute dem Vorschlag ihrer Freundin endlich zu. Annette in euphorischer Stimmung, Ute mit gemischten Gefühlen, knüpften sie mit verschiedenen Brauereien Kontakte. In reger Betriebsamkeit hielt Annette auch nach dem geeigneten Automaten-Aufsteller Ausschau. Denn sie brauchten noch Mittel für die Finanzierung.
Nach ein paar Wochen hatten die Beiden das passende Objekt in einer nahegelegenen Kleinstadt und einen Investitions-willigen Aufsteller gefunden. Da sie trotzdem noch ein paar Tausend für den ersten Einkauf und die Konzessions-Gebühr brauchten, musste Ute mal wieder einige Schmuckstücke ins Pfandhaus bringen. Die finanziellen Sorgen überließ Annette getrost wieder mal der Freundin, da sie selbst weder Wertgegenstände noch Geld besaß.
Das magere Weihnachtsfest konnte die Freundinnen, in der freudigen Erwartung auf das bevorstehende gute Geschäft, nicht mehr negativ beeinflussen. Auch Ute wurde, trotz anfänglicher Bedenken, von Annettes Freude mitgerissen.
Die Geschäfts-Eröffnung am 12. Januar hatten sie, dafür dass sie beide blutige Anfänger waren, ganz gut organisiert. Die gemeinsame Freundin Hilda, als Buffet-Frau in einer großen Diskothek tätig, half den Beiden die ersten technischen Hürden zu bewältigen.
Die völlig heruntergewirtschaftete, 32 qm große Kneipe, direkt am Marktplatz gelegen, wollten die Beiden von morgens neun bis nachts ein Uhr durchgehend geöffnet halten. Frühstück, belegte Brötchen und hausgemachte Frikadellen waren die vorgesehenen Speisen-Angebote. Den Gewinn erhofften sie sich durch den Verkauf von Getränken. Denn zwei Frauen allein als Betreiber einer Kneipe würden auf die Gäste anziehend wirken.
Die Beiden waren sich völlig einig, dass ihre Männer in ihrem Laden nichts zu suchen hatten, nicht einmal als Gäste. Das Privatleben wollten sie aus dem Geschäft raushalten.
Die dazugehörige Wirtswohnung auf der 1.Etage sollte Annette mit ihren Kindern beziehen. Das erschien ihnen als sehr praktisch. Sie mussten aber noch warten, bis der Vorgänger die Wohnung geräumt hatte. Damit begann schon die erste Schwierigkeit. Die lange Fahrt zur Arbeit und zurück, sowie der sechzehn Stunden Tag schlauchten die neuen Wirtinnen gehörig.
Zwar lief die Kneipe fantastisch an, doch dafür, dass sie auf dem Frühstück sitzen blieben, hatten sie immer Probleme, die trinkfreudigen Gäste bei Geschäftsschluss loszuwerden. So wurde es oft früh morgens, bis die Beiden endlich Feierabend hatten. Wochenlang bekamen sie kaum Schlaf, denn um neun Uhr mussten sie wieder öffnen.
Auch die Heimfahrt machte ihnen Kopfzerbrechen. Um den spendierfreudigen Gästen nicht ständig abzusagen, waren sie gezwungen, sich mit fahren und trinken abzuwechseln. Endlich nach Wochen konnte Annette in die Wirts-Wohnung beziehen. Sie glaubten nun einige Probleme los zu sein.
Dann kam die chaotische Karnevals-Woche. Vor lauter Arbeit kamen die Beiden nicht mehr aus den Kleidern, sogar ihre großen Töchter mussten mithelfen. In fünf Tagen verkauften die Beiden 24 hl Bier und jede Menge Spirituosen. Der Umsatz war bombastisch. Die Wirtinnen waren anschließend fix und fertig. Ausgelaugt.
Die Brauerei sowie der Automaten-Fritze waren begeistert. Da die Beiden wochenlang für ihre Kinder keine Zeit gehabt hatten und beide total erschöpft waren, beschlossen sie, den Arbeitstag in zwei Schichten einzuteilen.
Sie wollten im Wechsel Früh- und Spätschicht machen, damit sie auch noch Zeit für ihre Kinder hätten. An der Einteilung gefiel Ute am besten, dass sie abends ihre Kleine mit nach Hause nehmen konnte. Wenn Ute Spätschicht hatte, ging das leider nicht. Die Beiden waren der Meinung, nun die Lösung ihrer Probleme gefunden zu haben und das Geschäft würde auch auf die Art weiterhin so gut laufen. Dies erwies sich als Irrtum!
Eigenartigerweise gingen die Umsätze stark zurück, wenn Annette Dienst machte. Während Utes Arbeitszeit aber nicht. Ute stand vor einem Rätsel. Bis sie durch die Gäste auf die Fehler aufmerksam gemacht wurde. Man erzählte Ute, dass in Annettes Spätschicht deren griechischer Freund jeden Abend an der Theke saß, und Annette sich dann überwiegend mit ihm amüsierte.
Hatte Annette aber Frühschicht, machte sie nach Laune den Laden auf. Manchmal erst um zwölf Uhr mittags. Dann ging Annette oft nachmittags einkaufen und überließ den Laden ihren beiden großen Kindern. Da die meisten Gäste an einer Unterhaltung mit fünfzehnjährigen Teenies nicht interessiert waren, blieben sie weg.
Auch hatte Annette die Angewohnheit, mit Gästen zu tanzen oder knobeln, dabei vergaß sie dann die anderen Gäste zu bewirten. Oft saßen die Leute vor leeren Gläsern und schmutzigen Tischen mit überlaufenden Aschenbechern. Wenn sie sich also amüsierte, vergaß sie den Zweck ihrer Tätigkeit, das Verkaufen der Getränke.
Als Ute dann noch erfuhr, dass Annettes siebenjährigen Zwillinge den Gästen aus dem Wohnungsfenster auf den Kopf spuckten und die Leute beschimpften, wenn sie in die Kneipe wollten, war bei Ute das Maß voll.
Vorwurfsvoll sagte sie ihrer Freundin, dass Ute sich die Zusammenarbeit so nicht vorgestellt hatte. Annette stellte die Vorwürfe als erfunden hin. Den Umsatz-Rückgang könne sie sich nur damit erklären, dass die Gäste wegen Ute wegblieben. Wegen Utes Putzsucht würden sich die Gäste nicht wohlfühlen. Das widersprach total den unterschiedlichen Umsätzen, doch offensichtlich hatte Annette kein besseres Argument sich zu wehren. Mit ihr war nicht zu reden!
Die Rechnungen häuften sich, das Geld wurde knapp. Was Ute ein paar Wochen erspart geblieben war, musste sie nun leider machen. Sie musste Vito um Geld bitten. Da sie ihre Miete und Heizung bezahlen musste, dies von den geringen Geschäftseinnahmen nicht bewältigen konnte, blieb ihr dieser Weg nur übrig.
Es gab ein Höllen-Theater. Vito weigerte sich. Als er dann sagte, anstatt sich zu amüsieren, sollte sie in dem Lokal lieber arbeiten, reagierte Ute endgültig sauer. Sie drohte, sie werde die Kneipe meiner Freundin ganz überlassen und ihren Anteil an der Würfelbude selbst, übernehmen.
Höhnisch bot er ihr an, das könne sie ja mal versuchen. Dazu hätte sie schon deshalb nicht die Möglichkeit, da seine Geschäfts-Partner von ihrer Beteiligung gar nichts wüssten. Die würden sie auslachen. In diesem Geschäft habe sie nichts zu melden, sondern nur auf seinen guten Willen sei sie angewiesen. Dafür habe er schon vorgesorgt. Und er wolle ihr von den Einnahmen nichts abgeben. Keinen Pfennig mehr.
Wütend warnte sie ihn, dann sei sie gezwungen, andere Wege zu gehen. Wenn sie von dem Geschäft nicht leben könne, dann er und seine Kumpels auch nicht mehr. Dafür werde sie unter diesen Umständen sorgen. Das könne er sich überlegen, ob er das wolle. Aber wenn er bei seiner Haltung bliebe, werde sie fairerweise erst noch die Mitinhaber auf die Situation und die Folgen aufmerksam machen. Dann erst handeln.
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