Kitabı oku: «Das Erbe der Burgherrin», sayfa 6
Sepp entfernte sich von den Männern, die mit den Flüchtlingen zum Lager zurückkehrten.
„In Zukunft werden wir sie wieder an Armen und Beinen gefesselt lassen. Die entwischen uns nicht noch einmal!“, beschloss Sveti.
Kapitel 6
Am nächsten Morgen wurde Mechthild von einer Welle aus Übelkeit geweckt. Sie versuchte sich schnell aufzurichten, doch sie war so fest gefesselt, dass sie nicht hochkam. Verzweifelt drehte sie den Kopf zur Seite und übergab sich ins Gras. Die Räuber schliefen noch tief und fest.
„Mutter, was ist mit dir?“, fragte Arnold besorgt.
„Ich musste mich übergeben. Es geht schon wieder.“
„Warum ist dir morgens immer schlecht? Liegt das an der Entführung?“
„Nein, mein Junge. Du wirst einen kleinen Bruder oder eine Schwester bekommen. Wenn Frauen ein Kind erwarten, müssen sie sich oft in der ersten Zeit übergeben. Das ist normal und vergeht nach einer Weile.“
„Ich werde einen kleinen Bruder bekommen? Das ist ja großartig!“, rief er begeistert, doch im gleichen Moment machte er ein trauriges Gesicht. „Aber was wird aus uns und dem Kind, wenn wir bis dorthin noch immer in den Händen der Räuber sind? Dann kann ich ihm nicht den Wald und die Merburg zeigen und Vater wird er gar nicht erst kennenlernen!“
„Du musst keine Angst haben, Arnold. Vater wird uns finden. Bestimmt sucht er überall nach uns und früher oder später entdeckt er die richtige Spur. Außerdem dauert es noch eine Weile, bis das Kind kommt.“
Mechthild stieg der Geruch ihres eigenen Erbrochenen in die Nase, sodass ihr noch einmal schlecht wurde. Doch sie wollte die Räuber nicht wecken, die ihr bestimmt noch grollten, weil sie versucht hatte zu fliehen. So musste sie noch eine ganze Weile so liegen bleiben, bis endlich einer der Ritter erwachte. Wolfgang setzte sie auf und band ihnen ihre Handfesseln auf. Er reichte ihnen etwas zu trinken und zu essen und ließ sie kurz austreten, wobei er den Strick recht kurz hielt. Dann fesselte er sie erneut.
„Tut mir leid, aber das habt ihr euch selbst eingebrockt.“
Als die anderen Räuber erwachten, sahen sie zuerst zu den Gefangenen und waren erleichtert, dass sie noch da waren.
„Was machen wir jetzt mit ihnen? Wir können sie keinen Augenblick mehr aus den Augen lassen“, sprach Sveti besorgt.
„Einer muss in die Stadt gehen und bei einem Apotheker einen Schlafsaft besorgen. Dann werden sie für die nächsten Tage ruhig gestellt.“
„Wer soll gehen?“
„Ich glaube ich übernehme das“, sagte Wolfgang und machte sich fertig. Er stieg auf sein Pferd und ritt den Hügel hinunter, bis er zu dem Hohlweg kam, auf welchem ihnen die beiden entwischt waren. Der Weg führte ihn zu der kleinen, befestigten Stadt, die Bretten genannt wurde. Am Stadttor bat er um Einlass. Er gab vor, dass er dringend für einen Kameraden Arznei brauche und wurde sogleich eingelassen. Es war Markttag und viele Leute waren unterwegs in der Stadt. Manche zu Fuß, manche zu Pferd und andere auf einem Fuhrwerk. Die Hauptstraße zum Marktplatz war so, wie dieser, gepflastert, sodass überall Hufgetrappel zu hören war. Um den Platz herum waren wenige zweistöckige Häuser aus Stein, deren obere Etage aus Fachwerk bestand. Am Rande standen primitivere Hütten aus Holz. Eine kleine Kirche und ein Brunnen zierten den Marktplatz. Überall waren Stände aufgebaut und die Händler und Marktfrauen boten ihre Waren feil. Hühner gackerten, Schweine grunzten und Hunde bellten. Auf dem Boden lagen Stroh, Kohlblätter und Gänsefedern. Wolfgang sah sich genau um. Bei den Marktständen erkannte er weder Apotheker noch Kräuterfrauen. Er trat auf den Stand eines Gewürzhändlers zu.
„Gibt es hier einen Apotheker?“
„Dort drüben müsst Ihr der Gasse ein kurzes Stück folgen und dann stoßt ihr auf den Laden des Apothekers“, erklärte ihm der Händler und wies ihm die Richtung.
„Danke für die Auskunft“, Wolfgang reichte dem Händler eine kleine Münze und dieser verneigte sich vor ihm. Wolfgang folgte der Beschreibung des Mannes und befand sich nur kurze Zeit später vor dem Haus des Apothekers. Es handelte sich um ein einstöckiges Steinhaus, zu dessen Tür eine Sandsteintreppe führte. Die Klappläden aus Holz waren geöffnet und das Haus machte einen gepflegten Eindruck. Wolfgang stieg die Treppe hoch und klopfte an die Tür.
„Kommt nur herein!“, ertönte eine dunkle Stimme.
Der Ritter folgte der Aufforderung und trat auf den Flur. Auf der linken Seite stand eine Tür offen, die in die kleine Offizin führte. Auf der rechten Seite befanden sich die privaten Gemächer des Apothekers.
„Seid gegrüßt, werter Ritter. Womit kann ich Euch dienen?“
„Mein Kamerad hatte eine schwere Verletzung. Die Wunde ist zwar geheilt, doch er hat immer noch starke Schmerzen und kann kaum schlafen. Ich glaube der Knochen ist noch nicht richtig zusammengewachsen.“
Der Apotheker überlegte kurz, ging dann zu seinem Vorratsschrank und entnahm eine Amphore, welche er auf einem großen Tisch abstellte. Die Aufschrift „Tinctura Opii“ zierte das Gefäß. Auf dem Tisch lagen verschiedene Gerätschaften, die Wolfgang alle fremd vorkamen. Eine Waage stand dort, mehrere Reibschalen und eine Destillierapparatur. Der Apotheker nahm eine kleine Flasche und füllte aus dem großen Vorratsgefäß davon hinein.
„Ich gebe Euch diese Phiole mit Mohntinktur. Von der könnt ihr ihm ein paar Tropfen geben, sobald er starke Schmerzen verspürt und auch bevor er schlafen geht. Aber dosiert es vorsichtig. Zuviel ist nicht gut und er soll es auch nicht zu lange nehmen, sonst gewöhnt er sich daran und wird unwirsch, sobald es leer ist.“
„Ich verstehe. Ich werde ihm immer nur ein klein wenig davon geben. Was bin ich Euch schuldig?“
Der Apotheker wog die Flasche ab und berechnete den Preis. Wolfgang gab ihm die geforderten Münzen und verabschiedete sich. Er nahm sein Pferd und machte sich auf den Rückweg. Viele Menschen waren unterwegs und verließen nach einem Marktbesuch ebenfalls die kleine Stadt. Der Ritter musste einen Umweg reiten, damit er nicht ein paar Reiter direkt zum Lager der Räuber führte. Auch Rainer war schon eingetroffen. Sein Vater hatte ihn vorbeigebracht und den Räubern geraten, ihn die erste Zeit anzubinden, damit er nicht wegliefe. Diese hatten ihm sogleich einen Strick um das Fußgelenk gebunden, sodass es ihm nicht viel besser als Mechthild und Arnold erging.
„Na, hast du von dem Schlafsaft bekommen?“, wollte Sveti wissen, der Wolfgang als Erster erblickte.
„Ja, hier habe ich ein Flasche davon. Wir müssen sehr sparsam damit umgehen. Gibt ihnen immer nur ein paar Tropfen in ihre Becher. Das reicht, um sie ruhig zu stellen.“
„Hoffentlich. Ich will nicht noch einmal mitten in der Nacht durch den Wald jagen müssen.“
„Lasst uns gleich ausprobieren, ob der Saft hilft“, schlug Hagen vor. Der Lange nahm einen Becher, füllte ihn mit Wasser und tropfte von der Opiumtinktur hinein. Dann ließ er zuerst Mechthild und dann Arnold davon trinken. Mechthild hatte von der Wirkung der Mohntinktur schon gehört und trank nur zögerlich. Eigentlich wollte sie bei vollem Bewusstsein bleiben, damit sie die nächste Möglichkeit zur Flucht nutzen konnte. Doch der holprige Weg, der vor ihnen lag und die Knochen, die ihr am Abend immer schmerzten, ließen sie sich eines Besseren besinnen und doch über die Hälfte des Bechers leeren. Außerdem wollte sie nicht, dass Arnold zu viel davon trinken musste, denn bei ihm würde der Saft noch stärker wirken.
„Siehst du? So ist es gut. Gleich denkt ihr, ihr wärt auf Wolle gebettet“, sagte Hartmut zu den beiden und grinste.
Sie luden die Gefangenen auf den Wagen und setzten sich in Bewegung.
„Heute erreichen wir Stuttgart. Das ist größer als Bretten. Dort müssen wir uns ein paar Vorräte besorgen.“
„Willst du die wirklich kaufen? Können wir nicht in den Wäldern einen Händler überfallen?“
„Hier sind zu viele Leute unterwegs. Man würde es bemerken und Jagd auf uns machen. Die Männer des Herzogs würden uns sofort am nächsten Baum aufhängen.“
„Dann werden wir hier aber nicht zu viele Vorräte kaufen und warten, bis wir wieder auf Raubzug gehen können.“
Sie ritten ohne große Zwischenfälle den Tag durch. Hin und wieder begegneten sie anderen Reisenden, Händlern, Pilgern und Rittern. Niemand schöpfte Verdacht, dass unter den Stoffballen auf dem Wagen etwas anderes gelagert war, als feines Tuch.
Am Abend schlugen sie ihr Lager auf einer Lichtung auf und luden die Gefangenen ab.
„Na, habt ihr den Tag voller Ruhe genossen?“
Mechthild sah müde aus. Auch wenn der Mohnsaft nun nicht mehr richtig wirkte, fühlte sie sich immer noch benommen. Arnold ging es nicht besser. Sie bekamen etwas zu essen und zu trinken und durften austreten. Mechthild tat es leid, dass Rainer nun auch in Gefangenschaft war, sie sah zu ihm herüber und er zwinkerte ihr zu. Er schien nicht darunter zu leiden, dass er nicht mehr in sein Elternhaus musste.
Der Lange füllte ein paar Tropfen der Tinktur des Apothekers in einen Becher und gab Wasser hinzu.
„Hier trinkt, damit ihr gut schlaft.“
Arnold und Mechthild taten wie ihnen geheißen und legten sich müde nieder.
Mechthild lag lange in einem Dämmerzustand, halb wach, halb träumend. Sie spürte immer noch das Holpern des Wagens, obwohl sie fest auf der Erde lagen. Viele Bilder gingen ihr durch den Kopf. Sie sah Konrads Gesicht und wollte nach ihm greifen, doch sobald sie versuchte die Hand zu heben, war es verschwunden. Dann erschien Margaretas Antlitz vor ihr. Die Altgräfin versuchte ihr etwas zu sagen, doch sie konnte sie nicht verstehen. Dann sah sie, wie sich Margareta mit einer älteren Frau unterhielt. Der Kleidung nach war es eine Bedienstete. Doch wer war sie? War das nicht die alte Köchin Berta, die gestorben war? Ja, sie war es und ihre Lippen formten einen Namen. Ganz deutlich. Auf einmal konnte Mechthild den Namen sogar verstehen. „Loretta“, sagte sie und wiederholte ihn immer wieder. Doch, was war mit dieser Loretta? Wer war sie? Hatten die Ritter nicht von einer Loretta erzählt? Wieder sah sie Bertas Gesicht. Diesmal sagte sie:
„Walthers Witwe, Loretta!“
Mechthild warf sich von einer Seite zur anderen. „Walther, Walther? Der Mörder von Vetter Simon? Der, der Konrad im Wald ausgesetzt hatte und Loretta, seine Witwe, die Rache geschworen hatte?“ Im Dämmerzustand wurden Mechthild die Zusammenhänge klar. Sie wusste, warum ihr der Name so bekannt vorgekommen war. Loretta hatte sie entführen lassen, um Walthers Tod zu rächen!
Kapitel 7
Nachdem sie Stuttgart und Göppingen passiert hatten, lag endlich Ulm vor ihnen. Die Donau floss durchs Tal und davor bauten sich die Mauern der Stadt auf, an deren Seite sich ein Hügel erhob. Auf dessen Spitze reckte sich eine Kirche dem Himmel entgegen. Schiffe und Flöße durchquerten den Fluss. Mehrere Anlegestellen waren zu erkennen.
„Endlich haben wir es geschafft. Jetzt müssen wir uns nur noch ein Floß besorgen und dann kann es los gehen“, bemerkte Sveti erleichtert.
„Aber allein können wir nicht durch den Fluss staken. Es gibt Strudel, Felsen und flache Stellen, wo man auflaufen kann.“ Der Lange hatte schon viele Geschichten von Leuten gehört, die in der Donau ertranken.
„Wir müssen einen Fährmann anheuern, der uns durch den Fluss manövriert.“
„Aber der wird einiges für sein Schweigen verlangen.“
„Versprechen können wir ihm, was er will, wir müssen ihn ja nicht damit verschwinden lassen“, grinste Sveti hämisch.
„Ich verstehe, was du meinst.“
„Lasst uns dort drüben in dem kleinen Wäldchen rasten. Sveti und ich werden in die Stadt gehen. Ich kenne dort jemanden, der den Wagen und die Pferde abkaufen wird. Dann können wir uns mit dem Geld Floß, einen Fährmann und Proviant besorgen. Ich hoffe, wir schaffen das bis morgen, damit ihr in der Frühe aufbrechen könnt. Wolfgang und ich werden wieder nach Malberg reiten, sodass uns unser Herr nicht zu lange vermisst“, sprach Hartmut.
Die Männer errichteten auf einer kleinen Lichtung ihr Lager und luden die Gefangenen ab.
„Morgen früh bekommen sie keinen Mohnsaft mehr. Sie müssen zum Fluss laufen können. Es würde zu sehr auffallen, wenn wir sie tragen würden“, meinte Sveti.
„Und wie willst du sie ruhig halten?“
„Ich werde den Jungen auf meinem Rücken aufsitzen lassen, und wenn die Mutter flieht, wird er meinen Dolch spüren.“
„Das ist eine gute Idee.“
Arnold und Mechthild saßen auf ihrer Decke im Gras und kamen langsam zu sich. Jetzt war es also so weit. Die Ritter würden sie verlassen. Mechthild hielt Arnolds Arm umklammert und sah ihn nachdenklich an.
„Fahren wir bald mit dem Floß?“, fragte der Junge leise.
„Ja, es scheint so. Morgen sehen wir die Donau.“
Der Lange trug Rainer auf, den Gefangenen Essen und Trinken zu reichen. Nachdem sich Hartmut und Sveti ebenfalls gestärkt hatten, brachen sie auf und ritten auf die Stadt zu. Am Stadttor gaben sie vor, jemanden besuchen zu wollen und wurden eingelassen.
„Wir reiten zu meinem alten Freund Kurt. Der handelt mit allem, was er kriegen kann.“
Hartmut führte Sveti durch die verwinkelten Gassen, bis sie in ein schäbig wirkendes Stadtviertel gelangten, wo ihnen der Geruch der Ehgräben besonders stark entgegen schlug. Die Häuser wichen einfachen Holzhütten, deren Dächer nachlässig mit Stroh gedeckt waren.
„Dort hinten ist es. Ich hoffe er ist nicht umgezogen.“
Hartmut hielt auf eine Hütte am Ende der Gasse zu, stieg vom Pferd, band es an einem Holzpfosten fest und forderte Sveti auf, es ihm nachzutun.
Dann klopfte er an die Tür.
„Wer will was von mir?“, ertönte eine Stimme aus dem Innern.
„Sei gegrüßt, Kurt! Hier ist Ritter Hartmut aus Malberg.“
„Sei gegrüßt, Hartmut. Was führt dich hier her? Du warst schon Jahre nicht mehr in der Gegend.“ Ein gebeugter alter Mann mit einem grauen Haarkranz, der ein braunes, schmutziges Wams trug, erschien an der Tür.
„Ja, das letzte Mal habe ich noch beim Ulmer Ritterturnier teilgenommen, aber diese Zeiten sind vorbei.“
„Bist wohl nicht mehr der Jüngste?“
„Aber auch nicht der Älteste!“
„Komm herein und sag schon, was du hier willst.“
Hartmut und Sveti traten in die dunkle Hütte. An den Wänden standen mehrere Regale, auf denen die unterschiedlichsten Gegenstände gelagert wurden. In der Mitte standen Tisch und Schemel, in der Ecke war eine Schlafstatt und an der Seite befand sich ein Kamin, in dem noch ein wenig Glut glomm. Es roch nach Rauch und abgestandener Luft.
„Mein Freund hier und seine Männer waren mit einem Wagen und sechs Pferden unterwegs. Sie wollen nun mit einem Floß die Donau hinab fahren und müssen deshalb die Pferde und das Gespann verkaufen.“
„Habt ihr den Wagen hier?“
„Nein, er ist noch in dem kleinen Wald vor der Stadt.“
„Ich muss mal überlegen, ob ich jemanden weiß, der einen Wagen braucht.“ Kurt rieb sich nachdenklich über die Stirn.
„Ein Kaufmann stellt gerade einen Handelszug zusammen. Der könnte dafür Verwendung haben. Ich werde gleich morgen mit ihm reden.“
„Geht das nicht schon früher? Meine Freunde brauchen ein Floß und einen Fährmann und wollen morgen aufbrechen.“
„Also gut. Ich werde mich gleich darum kümmern.“
Kurt wischte sich die Hände an seinem Wams ab und forderte die beiden auf, Platz zu nehmen.
„Hier habt ihr einen Krug Wein. Ich kann euch leider nur einen trockenen Kanten Brot dazu anbieten. Wartet hier.“
Er stellte Brot, Krug und Becher vor die beiden und verließ den Raum durch die Vordertür.
„Lasst uns auf unsere Mission trinken“, sagte Hartmut und hob seinen Becher.
Sveti prostete ihm zu:„Dann reitet ihr morgen zurück?“
„Ja, unser Herr wird uns schon vermissen.“
„Ich hoffe, wir bekommen unsere Gefangenen gut nach Warna.“
„Auf dem Fluss ist außer dem Fährmann niemand Fremdes dabei, und wenn euch ein Schiff oder ein anderes Floß zu nahe kommt, soll sich einer den Jungen schnappen, dann gibt das Weib schon Ruhe“, schlug Hartmut vor.
Die beiden Männer saßen eine Weile schweigend zusammen, bis die Tür aufgestoßen wurde und Kurt wieder hereinkam.
„Ich habe eure Waren so gut wie verkauft. Ein Mann des Kaufmanns kommt gleich vorbei und dann werden wir mit euch kommen. Er wird sich die Pferde ansehen und kaufen, wenn sie in Ordnung sind.“
„Das ist gut“, atmete Sveti erleichtert auf.
Als es endlich an der Tür klopfte, machten sich die Drei zusammen mit dem Kaufmannsgesellen auf den Weg.
Kurz vor dem kleinen Wäldchen wandte sich Sveti an die anderen: „Ich reite vor und kündige uns an. Nicht dass sie uns für Räuber halten.“
Er erhöhte sein Tempo und war gleich darauf im Wald verschwunden.
„Wir wurden unterwegs mehrmals von Räubern überfallen“, erklärte Hartmut. „Deshalb sind die Männer sehr vorsichtig geworden.“
Der Kaufmannsgeselle nickte: „Ja, man kann nirgends mehr hinreisen, ohne einen ganzen Trupp Bewaffneter dabei zu haben.“
Im Lager kündete Sveti den Besuch an und man beeilte sich, Mechthild und Arnold zu fesseln und zu knebeln und in einem dichten Gebüsch zu verstecken. Man war gerade fertig, als Hartmut mit den Besuchern ankam.
„Dort drüben steht der Wagen und dort sind die Pferde. Seht es euch genau an“, forderte er Kurt und den Kaufmannsgesellen auf. Diese befolgten die Anweisung.
„Ich denke, es ist alles in Ordnung. Die Pferde sehen gesund und kräftig aus und auch der Wagen wird noch einige Meilen zurücklegen können. Was wollt ihr dafür haben?“
Hartmut nannte eine Summe. Der Kaufmannsgeselle spuckte aus.
„Das ist viel zu viel. Wir wollen erst in zwei Wochen aufbrechen und müssen so lange die Pferde durchfüttern.“
Hartmut kam dem anderen ein gutes Stück entgegen. Er hatte von vornherein einen viel höheren Betrag genannt, als er erwartet hatte.
„Also gut. Das hört sich schon besser an. Lasst uns den Handel besiegeln.“
Sie reichten sich die Hände.
„Ich reite zurück und hole das Geld und ein paar Männer, dann kommen wir und nehmen die Pferde und den Wagen mit.“
„Beeilt Euch, es wird schon bald dunkel!“, rief Sveti.
Kurt verabschiedete sich von Hartmut und ritt mit dem Kaufmannsgesellen davon. Er würde vom Kaufmann für die Vermittlung eine gute Provision erhalten.
„Jetzt brauchen wir noch ein Floß“, meinte Sveti.
„Das denkst du! Der Lange war am Anlegesteg und hat ein Floß und einen Fährmann organisiert!“, verkündete Hagen.
„Was sagst du da?“
„Ja, ich war vorne am Ufer und hab mich bei den Fährmännern erkundigt, wer dazu bereit wäre, für gutes Geld die Donau runter zu fahren.“
„Aber hast du auch aufgepasst, dass es niemand ist, der gleich zum Vogt rennt und uns verpfeift?“, wollte Sveti wissen.
„Ja, ja. Ich habe alles geklärt. Der Bursche scheint für Geld alles zu machen. Ich habe ihm gesagt, dass wir einem bulgarischen Kaufmann seine Gattin und seinen Sohn zurückbringen und ihm erklärt, dass das Weib mit einem deutschen Söldner durchbrennen wollte. Er war ganz entsetzt und hat versprochen, uns so schnell wie möglich nach Bulgarien zu bringen, damit der Kaufmann nicht zu lange auf seine Familie warten muss.“
„Das war eine gute Idee! Wie viel müssen wir bezahlen?“
„Nur einen kleinen Teil von dem, was wir für Wagen und Pferde bekommen haben.“
„Dann können wir noch reichlich Proviant kaufen und jeder erhält einen ganzen Batzen“, freute sich Sveti.
Die Räuber machten sich daran, ihr Hab und Gut zusammenzuschnüren. Auf ihrem weiteren Weg hatten sie weder Satteltaschen noch Wagen. Es begann gerade zu dämmern, als der Kaufmannsgeselle mit seinen Leuten eintraf. Der Handel wurde abgewickelt und die Räuber waren wieder allein. Mechthild und Arnold bekamen eine letzte Dosis Mohnsaft und schliefen fest bis zum nächsten Morgen.
Mechthild reckte und streckte sich und sah zu den anderen hinüber. Die Ritter waren schon wach und aßen Brot. Die Gräfin wandte sich zu ihnen:
„Wir sind bestimmt schon zehn Tage unterwegs, ob wir uns am Fluss ein wenig waschen könnten?“
Hartmut überlegte kurz.
„Warum eigentlich nicht? Wir gehen hinunter ans Ufer, dann nehme ich den Jungen und du kannst dich waschen, und wenn du eine Dummheit machst, ist er weg! Am besten gehen wir gleich, solange die anderen noch schlafen.“
Die beiden Ritter verständigten Sveti und führten die Gefangenen mit zum Fluss. Diese betrachteten erstaunt den großen Strom. So einen großen Fluss hatten sie noch nie gesehen. Schilf und Büsche gaben ihnen ein wenig Schutz. Mechthild trat hinter eine Hecke, entkleidete sich und begann sich in dem kalten Wasser zu waschen. Auch wenn sie keine Seife hatte, fühlte sie sich gleich besser. Sie wusch sich auch die Haare, rieb sich mit einem Tuch, welches sie mitgenommen hatte, trocken und zog ihre Kleider wieder an. Dann kehrte sie zurück zu den Rittern.
„Da bist du ja, ich dachte schon, du wärst weggeschwommen.“
„Keine Angst, meinen Jungen lasse ich nicht im Stich. Arnold, geh bitte und wasch dich gut, wir werden so schnell keine Gelegenheit mehr dazu bekommen.“
Arnold begab sich ans Ufer, sein Fuß tat immer noch weh, doch es war schon viel besser geworden. Die Ruhe auf dem Wagen hatte ihm gutgetan.
Als er fertig war, kehrten sie zum Räuberlager zurück.
„Endlich seid ihr wieder da. Der Lange ist in die Stadt gegangen, um Vorräte zu besorgen. Wir treffen ihn vorne am Anlegesteg. Der Fährmann wartet bereits mit dem Floß“, sagte Sveti.
„Dann klappt ja alles besser als erwartet. Lasst uns aufbrechen“, schlug Hagen vor.
Sie schnappten ihre Bündel und gingen zum Fluss. Als der Lange mit den Vorräten eingetroffen war, reichte Hartmut Sveti einen prall gefüllten Beutel mit Münzen. Die Ritter verabschiedeten sich von den Räubern und sahen dem Floß nach, als es ablegte.
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