Kitabı oku: «Das Erbe der Burgherrin», sayfa 4

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Kapitel 9

Am Nachmittag übten Grafen, Ritter und Knappen auf dem Ritterübungsplatz vor der Burg. Sie kämpften mit dem Schwert und schossen mit der Armbrust. Der Himmel hatte sich ein wenig zugezogen. Es sah nach einem Gewitter aus. Trotzdem brachten sie alle Höchstleistungen. Friedrich sah anerkennend zu, wie Konrads Pfeil genau ins Schwarze traf.

„Du bist immer noch der Beste, Vetter!“

„Dein Schuss war aber auch nicht schlecht.“

„Aber knapp daneben ist auch vorbei!“

Konrad wischte sich mit einem Tuch den Schweiß von der Stirn, als ein Winseln zu hören war. Er drehte sich um und entdeckte Ben, der gleich aufgeregt zu bellen anfing.

„Na, was hast du denn mein Kleiner? Wo ist denn dein Herrchen?“

Konrad blickte auf den Weg, sah aber weder von Arnold noch Mechthild eine Spur.

„Ist der Hund allein zurückgekehrt?“, fragte Friedrich.

„Es scheint so, aber das sieht Arnold gar nicht ähnlich. Er geht doch nirgends mehr hin ohne Ben.“

„Schau mal, in seinem Fell! Ist das Blut?“

Konrad besah sich den Hund genauer.

„Du hast recht, das gefällt mir gar nicht!“

Ben begann an Konrads Beinlingen zu ziehen, als wollte er ihn wegführen. Dann rannte er auf den Weg.

„Lass uns dem Hund folgen!“

„Warte, wir nehmen die Schwerter mit. Wilher und Lampert sollen uns begleiten!“

Gemeinsam machten sie sich auf den Weg. Der kleine Hund führte sie über die Bergnase zum Wald, er rannte mit seinen kleinen Beinchen, bis er ganz außer Atem stehen blieb. Die Zunge hing ihm fast bis auf den Boden.

„Er rennt den geraden Weg zur Merburg. Ich glaube, ich nehme ihn auf den Arm und trage ihn dort hin, sonst verlieren wir zu viel Zeit.“

„Ja, da hast du recht. Wenn wir die falsche Richtung einschlagen, wehrt er sich bestimmt.“

Als sie an dem Weiher angelangten, hatte sich der Himmel verfinstert und ein entferntes Donnergrollen war zu hören. Konrad setzte den Hund auf die Erde. Dieser schnupperte und führte sie zum Gebüsch auf der anderen Seite des Teiches. Die Männer folgten ihm ins Unterholz, wo viele Äste abgeknickt waren, als hätte man jemand über den Boden geschleift. Winselnd blieb Ben stehen und versuchte an etwas zu zerren.

„Oh, Gott, Hanricus! Ist er tot?“, rief Friedrich entsetzt. Sie beugten sich über den Ritter, aus dessen Brust ein Pfeil herausragte, und überzeugten sich von seinem Tod.

„Das Blut ist schon eingetrocknet. Er könnte schon seit der Mittagszeit hier liegen.“

Ein paar Regentropfen begannen vom Himmel zu tropfen und der Donner wurde lauter. Konrad fuhr hoch und rief entsetzt:

„Mechthild! Arnold! Mechthild!“, doch niemand antwortete.

„Was ist hier nur geschehen? Hanricus hat man wohl am Weiher erschossen und hier ins Gebüsch gezerrt. Aber wo sind Mechthild und Arnold?

Man sieht keine Spur von ihnen.“

Die vier Männer suchten das Gelände ab. Sie hoben jeden Zweig im Unterholz hoch und sahen am Weiher nach. Lampert suchte sich einen langen Stock, mit dem er vom Ufer in das Wasser stach, und Wilher untersuchte auf der Ruine jeden Winkel. Auf der Mauer lagen Mechthilds Beutel, ihr Dolch und ein paar Essensreste, doch ansonsten fanden sie von den beiden keine Spur.

„Lasst uns noch einmal dort nachsehen, wo Hanricus Leichnam liegt“, schlug Konrad vor.

Sie sahen sich den Platz genau an und zogen immer größere Kreise. Der Regen wurde stärker.

„Seht her! Hier sind Hufabdrücke und dort vorne sind Radspuren! Da hat wohl ein Fuhrwerk gestanden.“

Die Männer folgten den Spuren bis zum Weg.

„Hier sind zu viele Spuren, man kann kaum noch erkennen, wohin der Wagen gefahren ist.“

An der Kreuzung verloren sie die Spur ganz.

„Hier ist vor kurzer Zeit ein Wagen gefahren, dort aber auch. Die Spuren unterscheiden sich kaum voneinander und Pferdehufe sieht man ohnehin überall.“

Es begann, in Strömen zu regnen.

„Vielleicht wurden sie entführt und die Entführer fordern ein Lösegeld.

Wir sollten zurück zur Burg reiten und abwarten. Der Regen verwischt alles. Wir können hier nichts mehr ausrichten.“

„Ich glaube, du hast recht, Friedrich. Wir müssen Hanricus Leichnam mitnehmen, damit er bestattet werden kann und nicht von wilden Tieren aufgefressen wird.“

„Ich werde ihn auf mein Pferd laden“, bot sich Ritter Wilher an, an dessen Gesicht das Regenwasser herablief. Er begab sich zurück zu der Stelle, wo er sogleich Hanricus mit Lamperts Hilfe quer über sein Pferd legte. Die vier ritten schweigend und mit ernsten Gesichtern zur Homburg, wo sie schnell den Leichnam ins Trockene brachten und den anderen von der traurigen Tat berichteten. Alle waren fassungslos.

„Aber wie konnte das nur passieren? Wir müssen es Gyselburgis sagen! Weiß jemand, wo sie ist?“, fragte Margareta.

„Ich glaube, sie ist oben in den Gemächern. Ich sehe nach,“ erbot sich Johanna, die Hauswirtschafterin, und eilte los.

Es dauerte nur wenige Augenblicke bis Hanricus Gattin voller Entsetzten auf den Hof trat.

„Wo ist er? Ich will ihn sehen!“, rief sie. Die Ritter hatten Hanricus Leichnam in ein leer stehendes Schlafgemach im Palas gebracht. Konrad führte die Witwe zu ihrem Gatten.

„Wer hat das nur getan? Mein lieber Hanricus!“, weinte sie und vergrub ihr Gesicht im Wams des Leichnams. Die anderen Edelfrauen, Klara und Viola, versuchten Gyselburgis zu trösten.

Nachdem Engela völlig durchnässt vom Naunhof zurückkam, stellte sie ihr Pferd unter und zog sich in ihrer Kammer frische Kleidung an. Unten im Rittersaal bemerkte sie die bedrückte Stimmung und fragte ihre Mutter, was denn geschehen sei. Als Klara ihr alles berichtete, musste sie nicht lange überlegen. Die lumpigen Kerle zu Pferd und der Wagen, der mit großer Geschwindigkeit über den Weg gefahren war und der Fuß, der aus den Stoffen hervorgelugt hatte. Das waren die Entführer mit Mechthild und Arnold! War das nicht ihre Gelegenheit? Wenn Mechthild nicht mehr zurückkommen würde, hätte sie die besten Chancen bei Konrad. Früher oder später würde er sich nach einer neuen Frau umsehen und das würde sie sein!

Zur Abendmahlzeit hatte der Regen nachgelassen. Alle waren betroffen. Gyselburgis blieb bei Hanricus und betete für ihn. Am nächsten Morgen würde er bestattet werden. Konrad und Friedrich machten Pläne, wie sie am nächsten Tag vorgehen sollten.

„Wir müssen noch einmal zur Kreuzung und genau nachsehen, ob wir nicht doch noch eine Spur finden.“

„Wenn nicht, teilen wir uns in drei Gruppen und reiten in jede Richtung und fragen bei den nächsten Siedlungen, ob jemand einen Wagen und Reiter gesehen hat.“

Nun meldete sich Engela zu Wort: „Was sagt ihr? Reiter und einen Wagen?“

„Ja, warum? Hast du etwas gesehen?“

„Heute Mittag war ich für meine Mutter am Naunhof und unterwegs sind ein paar üble Gestalten mit hoher Geschwindigkeit über die große Kreuzung im Wald geritten. Einen Wagen hatten sie auch dabei.“

„Was? Wo sind sie hin?“

„Ich glaube sie ritten Richtung Wörschweiler“, meinte Engela mit einem unschuldigen Augenaufschlag und senkte gleich den Blick. Sollten sie ruhig in der falschen Richtung suchen, das würde die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass sie Mechthild nicht mehr finden würden.

„Nach Wörschweiler? Also nach Südwesten! Morgen werden wir gleich nachreiten. Wie sahen die Kerle aus?“

„Bis auf zwei waren sie ziemlich zerlumpt. Es waren vielleicht sechs oder sieben zu Pferd und einer auf dem Wagen.“

„Das müssen sie gewesen sein! Gott sei Dank! Wir haben eine Spur! Dann werden wir sie auch finden!“

„Der Wagen sah so ähnlich aus, wie der des Tuchhändlers, der gestern hier war.“

„Der Tuchhändler? Ob der etwas damit zu tun hat? Besonders fein hat der wirklich nicht ausgesehen,“ meinte Friedrich.

In Konrad wuchs die Hoffnung, dass er bald wieder seine Familie in den Armen halten würde. Zum ersten Mal, seit sie Hanricus gefunden hatten, atmete er tief durch.

„Wir müssen so früh wie möglich aufbrechen!“

Unruhig stocherte er in seinem Essen herum. Am liebsten wäre er sofort aufgesprungen und losgeritten. Wie sollte er es nur bis zum nächsten Tag aushalten?

„Ihr entschuldigt mich. Ich kann hier nicht untätig herumsitzen.“ Der Graf erhob sich und ging zur Küche.

„Emma, richte bitte Trinkschläuche und Proviant für die Ritter, Friedrich und mich. Wir werden morgen noch vor den ersten Sonnenstrahlen aufbrechen“, verkündete er der Köchin.

„Habt Ihr denn schon eine Spur?“

„Engela hat sie wahrscheinlich gesehen. Sie ritten gen Süden und der Tuchhändler war dabei!“

„Der Tuchhändler? Der war gestern noch bei mir in der Küche und hat etwas gegessen. Jetzt fällt es mir erst auf! Der hat mich richtig ausgehorcht, wo Mechthild immer hingeht!“

„Was, Emma? Was hast du ihm denn erzählt?“

„Oh Gott! Ich habe ihm gesagt, dass Mechthild oft mit Arnold zur Merburg zieht! Dann bin ich an allem Schuld!“, schluchzte die Köchin lauthals und schlug die Hände vors Gesicht.

„Du musst dir keine Vorwürfe machen! Früher oder später hätten sie es doch herausgefunden.“

Als sich Emma beruhigt hatte, begab sich Konrad in die Kemenate und legte sich nieder. Viele Gedanken gingen ihm durch den Kopf. Er warf sich von einer Seite zur anderen und versuchte ein wenig Schlaf zu finden, doch es gelang ihm nicht.

Immer wieder dachte er an Mechthild. Was sollte er nur machen ohne seine Gemahlin? Sie bedeutete einfach alles für ihn. Warum war das nur geschehen? Wer hatte sich so etwas ausgedacht?

Als die ersten Sonnenstrahlen das Burgplateau erhellten, sprang Konrad aus dem Bett, zog sich seine Kleider über und weckte die anderen.

Teil 2:

Kapitel 1

Mechthild lag gefesselt auf dem Wagen. Angst, Schrecken und Verzweiflung machten sich in ihr breit. Sie lag unbequem auf dem Bauch, die Hände auf dem Rücken gefesselt. Handgelenke und Schultern schmerzten. Durch den Knebel im Mund bekam sie kaum Luft. Von Zeit zu Zeit musste sie würgen. Die Schicht Stoff, die über ihr hing, verbesserte ihre Lage kaum. Als sie sich ein wenig nach links bewegte, merkte sie, dass sich Arnold neben ihr befand. Wie gerne würde sie ihn tröstend in die Arme nehmen und ihm gut zureden!

Wie konnten sie nur in eine solche Lage geraten? So oft waren sie allein im Wald unterwegs gewesen – und heute, wo Hanricus und der Hund dabei waren, musste so etwas passieren! Was wollten die Kerle nur von ihnen? Einfache Räuber hätten sie ausgeraubt und erschlagen, aber diese hatten wohl zumindest mit ihr und Arnold mehr vor.

Mit hoher Geschwindigkeit holperte der Wagen über den unebenen Boden. Ihr Zeitgefühl hatte sie verlassen. Sie wusste nicht, wie lange das schon so ging, als es leise anfing zu donnern. Es dauerte nicht lange bis das Donnergrollen immer lauter wurde. Der Regen prasselte herab, als der Wagen endlich anhielt.

„Hier können wir uns unterstellen bis der Regen vorüber ist. Wir sind schon weit genug von der Homburg entfernt“, schlug Wolfgang vor.

Die Männer stellten das Fuhrwerk vor einem verlassenen Stall ab und stiegen von den Pferden.

„Bringt die beiden hinein und legt die Lederplane über den Wagen, damit die Ladung nicht nass wird!“, befahl Sveti seinen Männern. Der Lange und Smolek trugen Mechthild und Arnold in den Stall und setzten sie in eine dunkle Ecke. Arnold lehnte sich leicht an Mechthild und begann merklich zu schluchzen. Mechthild versuchte sich bemerkbar zu machen, indem sie nach vorne rutschte. Trotz Knebel probierte sie, einen Ton herauszubekommen.

„Na, Püppchen? Was willst du von uns?“, fragte Smolek grinsend und trat auf sie zu.

„Wir sollten ihnen den Knebel aus dem Mund nehmen und etwas zu trinken geben“, schlug Hartmut vor. „Hier können sie schreien, soviel sie wollen, da hört sie ohnehin niemand.“

Smolek nahm sein Messer, hielt es Mechthild an den Hals und entfernte mit der anderen Hand den Knebel.

„Wenn du schreist, schneide ich dir die Kehle durch, Weib!“, drohte er und drückte ihr demonstrativ das Messer auf die blanke Haut. Mechthilds Augen weiteten sich vor Angst.

„Bitte tut uns nichts! Ich mache auch, was ihr wollt!“

„Das ist ein Angebot, Püppchen!“, freute sich Smolek und rieb sich die Hände.

„Ich habe euch schon mal gesagt, ihr sollt die Finger von ihr lassen. Wenn wir sie verkaufen wollen, müssen sie in gutem Zustand sein“, ermahnte ihn Wolfgang.

Mechthild horchte auf. Verkauft sollten sie werden! Vielleicht hätten sie dann noch eine Chance!

„Können wir etwas zu trinken bekommen? Mein Hals ist ganz trocken.“

Hartmut füllte einen Becher mit Wein und hielt ihn Mechthild und Arnold, der mittlerweile auch von seinem Knebel befreit war, an die Lippen. Die beiden tranken begierig.

„Warum habt ihr uns entführt, was wollt ihr von uns?“, fragte die Gräfin, als sie sich ein wenig gesammelt hatte.

„Das würdest du wohl gerne wissen!“

„Lasst wenigstens den Jungen frei! Ich flehe euch an!“

„Das kommt überhaupt nicht infrage, er wird uns einen guten Preis bringen auf dem Sklavenmarkt. Er ist gesund und kräftig.“

„Aber er ist doch noch ein kleines Kind!“

„Das ändert sich schnell.“

„Bitte lasst ihn frei!“

„Wir haben unseren Auftrag und an den halten wir uns!“

„Wer ist euer Auftraggeber?“

„Den kennst du ohnehin nicht. Manchmal müssen die Erben für alte Rechnungen aufkommen. Schweig jetzt Weib!“

Mechthild ließ sich zurücksinken. Was hatte das zu bedeuten? Es war also kein Zufall, dass man ausgerechnet sie entführt hatte. Für wessen alte Rechnungen mussten sie bezahlen?

Arnold blickte traurig zu seiner Mutter:

„Mir ist kalt, Mutter. Wie lange müssen wir hier sitzen? Es ist so unbequem“, sagte er leise.

„Du musst keine Angst haben, mein Junge, Vater wird uns finden“, flüsterte Mechthild und rückte näher an ihn heran. Arnold lehnte sich an seine Mutter.

Nachdem es ein letztes Mal laut gedonnert hatte, verzog sich das Gewitter und der Regen ließ nach.

„Wir reiten weiter. Nicht, dass sie schon nach uns suchen.“

Die Räuber packten ihre Sachen zusammen, knebelten Mechthild und Arnold, luden sie auf den Wagen und ritten los. Die Wege waren matschig, sodass sie nur langsam vorwärtskamen. Als die Dunkelheit angebrochen war, hielten sie auf einer Lichtung an und schlugen ihr Lager auf.

„Leg dort hinten eine Decke für die beiden hin!“, befahl Hartmut dem Langen. Dieser tat wie ihm geheißen. Dann luden sie die Gefangenen ab und entfernten die Knebel.

„Ich müsste mal dringend Wasser lassen“, sagte Mechthild und auch Arnold quälte ein dringendes Bedürfnis.

„Also gut. Wir binden ihnen einen Strick um den Bauch, den wir an der Eiche festmachen. Dann können wir die Fesseln abnehmen und sie können ihre Notdurft hinter dem Baum verrichten“, schlug Wolfgang vor.

„Ich kann doch die Gräfin abhalten“, erbot sich Smolek mit vor Gier funkelnden Augen.

„Du sollst die Finger von ihr lassen! Wie oft soll ich dir das noch sagen?“ Hartmut warf einen Holzbecher nach dem Räuber.

„Schon gut, schon gut! Ich wollte doch nur hilfsbereit sein.“

„Du und hilfsbereit? Das ist das Erste, was ich höre!“

Nachdem Mechthild und Arnold fertig waren, durften sie sich ohne Handund Fußfesseln auf die Decke setzen. Hartmut reichte ihnen einen Kanten Brot und ein Stück Käse und sagte an die Räuber gewandt:

„Noch bis zur Donau werden wir euch begleiten, dann kehren wir um.“

„Da müsst ihr uns vorher den Rest der Belohnung geben!“

„Das werden wir, nur keine Angst! In Ulm werdet ihr den Rest kriegen, und wenn ihr eure Gefangenen gut behandelt, werdet ihr für sie noch einmal einen großen Batzen in Warna bekommen.“

„Wenn wir nur schon in Warna wären! Die beiden werden uns unterwegs noch Ärger machen.“

„Besorgt euch in Ulm bei einem Apotheker Mohntinktur. Die wird sie ruhigstellen, dann braucht ihr nichts zu befürchten.“

Mechthild hörte mit Entsetzen zu. Hoffentlich würde sie Konrad rechtzeitig finden! Wenn diese beiden Ritter nicht mehr dabei wären, hätten die Räuber freie Hand mit ihnen und diese machten nicht den Eindruck, als ob sie wochenlang friedlich neben einer Frau schliefen, ohne sie anzurühren.

„Heute Nacht hält einer Wache und passt auf, dass die beiden nicht versuchen zu fliehen. Hagen, du übernimmst die erste Hälfte!“, befahl Sveti.

Die Räuber genossen ihren Wein und brauchten nicht lange, bis sie eingeschlafen waren. Hagen hielt das Feuer am Brennen und setzte sich so, dass er Mechthild und Arnold im Blick hatte. Auch die beiden schliefen bald. Arnold zuckte mehrmals im Schlaf zusammen und weckte dabei Mechthild. Diese legte jedes Mal tröstend den Arm um ihn.

Am nächsten Morgen erwachte die Gräfin als Erste. Sie brauchte eine Weile, um sich daran zu erinnern, wo sie war und was geschehen war. Alle Knochen taten ihr weh, als sie sich vorsichtig streckte und aufsetzte. Ihr Bauch schmerzte, bis sie sich des engen Strickes gewahr wurde, der ihre Leibesmitte umschloss. Doch da war nicht nur der Strick, der drückte. Sie wurde von einer Welle aus Übelkeit geschüttelt. Schnell erhob sie sich und schaffte es gerade noch hinter die Eiche, um sich zu übergeben. Sie stützte sich mit der rechten Hand an dem starken Baumstamm ab und wischte sich mit der anderen Hand über die Stirn. Die Übelkeit war verflogen.

„He, was machst du da, Weib?“, ertönte Smoleks Stimme.

„Mir war es nicht so gut.“

„Hat die sich erbrochen? Die wird uns doch jetzt nicht krank werden!“, rief der Lange.

„Du hast wohl keine Bälger? Wenn es Frauen morgens schlecht wird, kann das nur eins bedeuten. Ein neues Balg ist unterwegs!“

„Du meinst, sie ist schwanger?“

„Ja, verstehst du es nun endlich?“

„Stimmt es, du bist schwanger?“, wandte sich Hartmut an die Gräfin.

„Ja, es sieht so aus.“

„Wann wird das Kind kommen?“

„Ich schätze, kurz vorm nächsten Winter.“

„Wenn es noch so lange dauert, wird sie uns bis Warna kaum Probleme bereiten“, meinte Wolfgang.

„Aber was wird sie uns schwanger bringen?“, wollte Hagen wissen.

„Wenn jemand eine Amme sucht, sogar sehr viel. Mehr als anders. Dann ist es aber umso wichtiger, dass ihr behutsam mit ihr umgeht und das Kind nicht gefährdet. Haben wir uns verstanden?“, fragte Wolfgang die Räuber.

„Ja, natürlich. Smolek behalten wir im Auge, damit er keine Dummheiten macht.“

„Was heißt im Auge behalten? Greift euch mal besser an eure eigenen Nasen, Bartschneider!“

„Jedenfalls wird Lorettas Rache dann noch größer sein“, sagte Wolfgang hämisch grinsend zu Hartmut. „Lasst uns was essen und dann gleich aufbrechen, wir wissen nicht, ob uns jemand in der Nähe der Burg gesehen hat.“

Die Räuber beeilten sich und machten sich auf den Weg.

Kapitel 2

Den ganzen Tag waren sie durchgeritten. Kurz nach Blieskastel hatte ihnen ein Bauer berichtet, dass am Tag zuvor ein Wagen mit mehreren Reitern vorbeigeritten war. Das mussten sie gewesen sein! Konrad war sich ganz sicher. In Gemünd hatten am frühen Morgen Wagen und Reiter die Stadt nach Süden verlassen. Nun folgten sie dieser Spur.

„Es ist schon spät, Konrad. Bald sieht man die Hand vor Augen nicht mehr. Lasst uns hier unser Nachtlager aufschlagen“, schlug Friedrich vor und zog die Zügel seines Pferdes an. Wilher, Lampert und die drei Knappen waren erleichtert über diesen Vorschlag. Der lange Ritt mit großer Geschwindigkeit hatte sie geschafft. Außerdem waren sie hungrig und durstig. Konrad zügelte ebenfalls sein Pferd, doch seinem Gesichtsausdruck war anzumerken, dass er am liebsten die Nacht durchgeritten wäre, damit er möglichst schnell Mechthild und Arnold wieder in den Armen halten konnte.

„Also gut, lasst uns hier auf der Lichtung das Lager errichten.“

Sie stiegen von den Pferden. Die Knappen sammelten Feuerholz und entzündeten ein kleines Feuer, um welches sie ihre Decken ausbreiteten. Wilher, ein ältere Ritter mit einem grauen Bart, packte den Beutel mit Brot und Speck aus und schnitt mit seinem Messer für jeden davon ab. Dazu tranken sie Wasser aus ihren Trinkschläuchen.

„Die Entführer können höchstens einen halben Tag vor uns sein. Bestimmt haben sie schon viel früher gerastet und mit dem Fuhrwerk kommen sie nicht so schnell vorwärts. Spätestens morgen Abend müssten wir sie eingeholt haben.“

„Ich hoffe, unsere Richtung stimmt.“

„Gewiss. Ich vermute, dass sie Richtung Nancy reiten.“

„Aber wie kommst du darauf? Sie könnten auch nach Metz.“

„Ja, aber mein Gefühl sagt mir einfach, dass sie Richtung Nancy unterwegs sind. Sonst hätten sie Gemünd auf der anderen Straße verlassen.“

„Da kannst du recht haben.“

„Ich verstehe immer noch nicht, warum sie die beiden entführt und nicht einfach ausgeraubt haben.“

„Hanricus haben sie zwar erschlagen, aber nicht ausgeraubt. Seinen Geldbeutel hat er noch gehabt“, mischte sich der junge Ritter Lampert ein, der sich nachdenklich über die braunen Bartstoppeln, die sein Kinn zierten, rieb.

„Das stimmt. Es ist ihnen also nicht um Geld oder Schmuck gegangen.“

„Aber was wollten sie nur? Wenn es ihnen um eine Frau gegangen wäre, hätten sie Arnold nicht mitnehmen müssen.“

„Daran habe ich auch schon gedacht“, meinte Konrad und verzog wütend das Gesicht bei dem Gedanken, was diese Kerle wohl mit seiner Mechthild anstellen würden.

„Lasst uns schlafen. Wir müssen bei Morgengrauen so schnell wie möglich aufbrechen.“

Die Männer legten sich nieder. Konrad konnte die ganze Nacht nicht schlafen. Nur aus Rücksicht auf seine Männer blieb er liegen und schwang sich nicht schon in der Nacht aufs Pferd.

Am Morgen ließ er zu, dass sie sich stärkten, doch dann trieb er sie zur Eile an. Sie ritten über grüne Auen, durch lichte Wälder und vorbei an kleinen Bächen. Konrad ritt allen voran und trieb sein Pferd immer schneller an. Gegen Mittag legten sie eine kurze Rast ein.

„Lange werden die Pferde diese Geschwindigkeit nicht mehr durchhalten“, meinte Friedrich.

„Bis zum Abend wird es noch gehen und bis dorthin werden wir sie haben.“

Als sie weiterritten, begegneten sie einem Bauern, der einen Ochsen mit einem Pflug im Schlepptau über ein Feld führte.

„Guter Mann, habt ihr einen Wagen mit Reitern vorbeikommen sehen?“

„Ja, heute Morgen habe ich welche gesehen. Sie sind nach Süden geritten.

Besonders schnell waren sie nicht. Ihr holt sie bestimmt bald ein.“

„Das ist eine gute Nachricht!“, rief Konrad und warf dem Bauern einen Heller entgegen, der ihn geschickt auffing.

„Los, weiter geht’s! Ihr habt gehört, was er gesagt hat. Bald haben wir sie!“

Konrad trieb sein Pferd an und der Bauer sah den Fremden erstaunt nach. Zu gerne hätte er gewusst, was die Männer von dem Wagen, der unter der Flagge des Herzogs Friedrich von Lothringen reiste, wollten. Er steckte den Heller in seinen Beutel, wischte sich über die Stirn und lenkte den Ochsen über das Feld.

Die Homburger folgten weiter ihrer Spur. Sie ritten vorbei an schier endlosen braunen Äckern, aus denen bald die Saat sprießen würde. In der Ferne sahen sie sanfte grüne Hügel und dichte Wälder. Der Nachmittag neigte sich dem Ende, als sie vor sich endlich Wagen und Reiter erblickten. Konrad trieb sein Pferd an, sodass weißer Schweiß von ihm troff. Die anderen hatten Schwierigkeiten, das Tempo mitzuhalten. Als er den Trupp fast eingeholt hatte, zog er sein Schwert aus der Scheide und schrie:

„Haltet sofort an!“

Die Reiter sahen sich erstaunt um und verlangsamten ihre Geschwindigkeit. Als sie sahen, dass der Verfolger sein Schwert gezogen hatte, nahmen auch sie die Waffen aus den Scheiden.

„Was wollt ihr von uns?“

Friedrich und die anderen hatten mittlerweile aufgeschlossen und ebenfalls ihre Waffen gezogen. Sie erkannten, dass es sich bei den Verfolgten um Ritter handelte, deren Brust das Wappen des Herzogs von Lothringen zierte. Auf dem Wagen befand sich eine große Holztruhe. Keine Spur war von dem Tuchhändler oder gar von Mechthild und Arnold zu sehen.

„Konrad, halt ein, ich befürchte, wir sind einer falschen Fährte gefolgt“, versuchte Friedrich seinen Vetter zurückzuhalten.

„Sagt endlich, was ihr von uns wollt?“, forderte einer der lothringischen Ritter.

Auch Konrad hatte erkannt, dass das wohl nicht die Entführer sein konnten, und ließ sein Schwert sinken.

„Das kann doch nicht sein! Wir sind geritten und geritten, immer der Spur eines Wagens mit Reitern hinterher. Aber ihr seid wohl nicht die Richtigen! Meine Frau und mein Sohn wurden entführt. Das war die einzige Spur, die wir hatten.“

Die Ritter sahen erstaunt zu ihnen herüber.

„Und wir dachten schon, ihr wolltet uns ausrauben. Einem anderen Wagen sind wir seit Gemünd in dieser Richtung nicht mehr begegnet.“

„Dann war das wahrscheinlich nur eine Finte. Bestimmt haben sie uns auf den Weg Richtung Süden gesetzt und sind dann in eine ganz andere Richtung davon.“

„Dann werden wir sie wohl niemals finden. Schon als wir aufgebrochen sind, waren alle Spuren vom Regen verwischt.“ Konrads Gesicht war die bittere Enttäuschung anzusehen.

„Es tut uns leid, dass wir euch nicht helfen können, aber wir müssen weiter nach Nancy zu unserem Herrn, dem Herzog von Lothringen. Sonst denken sie noch, wir wären überfallen worden.“

Die Ritter verabschiedeten sich und wünschten Konrad viel Glück auf seiner Suche.

„Was sollen wir nun tun?“

„Wir machen uns auf den Heimweg. Vielleicht haben die Entführer schon eine Lösegeldforderung gestellt.“

Die sieben Reiter kehrten um und ritten betrübt zurück. Als die Dämmerung eintrat, schlugen sie ihr Lager auf. Konrad konnte auch in dieser Nacht kaum Schlaf finden. Immer wieder fragte er sich, wo Mechthild und Arnold waren. Warum hatte man ausgerechnet sie entführt? Was wollten die Kerle von ihnen? Hoffentlich ging es ihnen gut und hoffentlich waren sie noch am Leben. Am Morgen packten sie ihre Sachen zusammen. Da die Pferde vom strammen Ritt der letzten beiden Tage müde waren, trabten sie langsam durch die Auen. Sie kamen an kleinen Dörfern und Gehöften vorbei und fragten überall nach einem Wagen mit Reitern. Diesmal hielten sie sich in ihrer Beschreibung genau an den Tuchhändler, doch niemand konnte ihnen einen nützlichen Hinweis geben.

„Ich glaube, wir sind ganz in der falschen Richtung unterwegs gewesen. So ein Fuhrwerk kann nicht unbemerkt bleiben“, meinte Wilher.

„Zuhause werden wir mehr erfahren.“

Sie ritten schweigend weiter und mussten noch ein weiteres Mal ihr Nachtlager errichten. Am Vormittag des nächsten Tages erreichten sie die Homburg.

Ritter Landolf hatte sie schon von Weitem aus dem Bergfried erblickt und kam ihnen entgegen.

„Habt ihr sie gefunden?“, fragte der groß gewachsene Ritter mit den ebenen Gesichtszügen, der die dunkelbraunen Haare kurz geschnitten und den Bart glatt rasiert trug.

„Nein, leider nicht. Wir sind einer falschen Fährte gefolgt. Wir haben gehofft, dass ihr hier Neues gehört habt.“

„Leider nein. Die Entführer haben sich nicht gemeldet.“

Konrad verzog enttäuscht sein Gesicht. Was sollten sie nur tun?

„Lasst uns erst einmal die Pferde in den Stall bringen. Sag den Männern, dass sie alle in den Bergfried kommen sollen. Wir werden besprechen, wie wir weiter vorgehen werden“, schlug Friedrich vor.

Als sich alle Ritter im Bergfried eingefunden hatten, überlegten sie gemeinsam, was zu tun sei.

„Wir müssen die Wege Richtung Bechhofen und Käshofen absuchen. Vielleicht haben sie ja eine ganz andere Richtung eingeschlagen. Auch müssen wir einen Boten nach Larochette schicken. Mechthilds Eltern sollten davon erfahren.“

„Das ist eine gute Idee. Einer der Knappen kann heute Nachmittag gleich losreiten.“

„Falls wir nichts finden, können wir nur abwarten und hoffen, dass doch noch eine Lösegeldforderung kommt.“

Konrad schickte ein Stoßgebet zum Himmel, dass sie bald etwas von den beiden hören würden.

„Lasst uns zum Mittagsmahl gehen“, schlug Friedrich vor und schob Konrad, der blass und verzweifelt aussah, aus dem Bergfried. „Komm Vetter, du kannst im Moment nichts für die beiden tun.“

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Litres'teki yayın tarihi:
23 aralık 2023
Hacim:
420 s. 1 illüstrasyon
ISBN:
9783957444882
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