Kitabı oku: «Das Mal der Burgherrin», sayfa 6
Kapitel 11
Das Osterfest stand vor der Tür. Die Natur lockte mit den ersten warmen Sonnenstrahlen und der Himmel war herrlich blau. Die ersten Frühlingsblumen spitzten hervor und die Menschen spürten, dass die Last des Winters endgültig von ihnen fiel. Es roch nach Frühling. Überall zwitscherten die Vögel und sangen ihr Lied vom Neubeginn des Lebens. Die Knechte fegten den Burghof und stimmten pfeifend in das Lied der Vögel ein. So gut gelaunt ließ sich ihre Arbeit gleich viel schneller erledigen und sie hatten noch Zeit hinter den Mägden herzupfeifen und ihnen schöne Augen zu machen.
Haushofmeister Ulrich warf ihnen einen tadelnden Blick zu, verzichtete aber wegen des schönen Frühlingswetters auf eine Rüge. Als er gerade seiner eigenen Arbeit weiter nachgehen wollte, sah er, dass ein Fremder durch das Burgtor geritten kam. Der Reiter trug unter seinem weiten Mantel die Kleidung eines Ritters, aber ohne Rüstung. Er hatte längere braune Haare und wirkte noch sehr jung.
„Seid gegrüßt“, sagte dieser zu ihm und stieg von seinem Pferd ab. „Ich habe gehört, dass der Graf und die Gräfin der Homburg nach Ostern zu einer Pilgerfahrt nach Santiago di Compostela aufbrechen wollen. Ich würde mich gerne ihrem Pilgerzug anschließen.“
„Wartet einen Augenblick. Ich werde dem Grafen Bescheid sagen“, sagte Ulrich und verschwand in Richtung Bergfried, wo der Graf im Turmgemach tätig war. Kurze Zeit später erschien Philipp und begrüßte den Fremden.
„Du willst dich also unserem Zug anschließen?“
„Ja, mein Name ist Markus und ich bin ein Ritter aus Frankfurt. Ich bin auf dem Weg nach Santiago di Compostela und habe von Graf Egbert, von dem ich Euch recht herzlich grüßen soll, erfahren, dass Ihr mit einem größeren Pilgerzug ebenfalls nach Compostela aufbrechen wollt. Da es sich gemeinsam sicherer Reisen lässt, wollte ich Euch fragen, ob ich mich Euch anschließen darf.“
Philipp musterte den jungen Ritter samt Pferd und entschied, dass dieser sie bei ihrer Reise wohl kaum behindern würde. Er erteilte ihm die Erlaubnis, mitzukommen.
„Bring dein Pferd in den Stall und Ulrich wird dir zeigen, wo du bis zu unserer Abreise unterkommen kannst.“
„Vielen Dank, Herr Graf, es ist mir eine Ehre.“
Ulrich brachte den Ritter mit seinem Pferd zu den Ställen und führte ihn anschließend zu den Gästekammern im Palas.
Walther hatte diese Szene vom anderen Ende des Burghofes aus beobachtet. Da kam noch einer, der an diesen Unsinn mit dem Pilgern glaubte. Walther hatte dafür kein Verständnis. Louise wollte ihn auch schon dazu überreden, mitzureisen, damit sein Bein geheilt würde, aber er glaubte nicht an diesen Hokuspokus. Dafür freute er sich darüber, dass er in der Abwesenheit des Grafen seine Stellung auf der Burg ausbauen konnte. Den alten Rupert würde er von seinen Fähigkeiten überzeugen können, und wenn der Graf zurückkäme, würde er immer mehr in dessen Fußstapfen treten. Philipp war nicht mehr der Jüngste und würde nicht ewig leben und Walther glaubte nicht, dass Margareta noch ein Kind empfangen würde. Es lief alles bestens für ihn. Nur noch ein paar Tage und sie waren weg.
Walther humpelte auf seinen Stock gestützt über den Hof zum Bergfried. Mühevoll schaffte er sich die Treppen zu Philipps Turmgemach hoch, weil dieser ihm ein paar Dinge erklären wollte, um die er sich während seiner Abwesenheit kümmern sollte.
„Gut, dass du gekommen bist, Walther. Gleich nach dem Osterfest sollst du in den Ort gehen und den Steinmetz beauftragen an der Burgmauer ein paar Stellen auszubessern. Er wird dazu ein paar Leute einstellen müssen. Du musst ihm einen Vorschuss zahlen, damit er das Material besorgen kann. Hier in diesem Beutel habe ich das Geld, welches für die Arbeiten ausreichen müsste.“
Philipp hatte ein Schubfach unter seinem Tisch geöffnet und zeigte Walther einen Lederbeutel mit Münzen.
„Hier ist auch noch ein zweiter Beutel, aus dem ihr alle anderen anfallenden Kosten decken müsst. Geht sparsam damit um. Nur Rupert und Bruder Hubertus haben noch Zugang zu dem Geld. Bruder Hubertus trägt alle Ausgaben in die Bücher ein. Ich habe volles Vertrauen zu dir, dass du nichts ungefragt und ohne die Zustimmung des Kastellans ausgibst.“
Der Graf legte die Beutel wieder zurück in das Schubfach und verschloss dieses mit einem Schlüssel.
“Den Schlüssel werde ich Bruder Hubertus geben. Ich habe ihm gesagt, dass er dir jederzeit Zugang zu dem Geld gewähren soll.“
„Vielen Dank, Graf Philipp, dass Ihr mir ein solch großes Vertrauen entgegen bringt. Ich werde Euch gewiss nicht enttäuschen.“
Gegen Abend machten sich die Burgbewohner gemeinsam auf den Weg nach Beeden, um in der Kirche während des Gründonnerstagsgottesdienstes das Abendmahl zu empfangen. Nach der feierlichen Zeremonie ging es wieder zurück zur Burg. Man traf sich im Rittersaal und aß den fleischlosen Gemüseeintopf, den es immer an diesem Tag gab. Ritter Markus saß an der Tafel des Grafen und erzählte von den Beweggründen für seine Pilgerreise.
„Ich hatte mich in das hübscheste Mädchen aus ganz Frankfurt verliebt. Doch unsere Eltern waren zerstritten und gegen eine Heirat. Es war aussichtslos. Wir waren ganz verzweifelt und ich schwor bei Gott, dass ich, wenn wir je zusammenkommen sollten, eine Pilgerreise nach Santiago di Compostela machen würde.“
„Dann habt ihr wohl zusammengefunden?“, fragte Ruperts Tochter Katharina gerührt.
„Ja, beim Dreikönigsfest ging ein Hengst durch und verwandelte sich in eine rasende Bestie. Er stürmte auf eine Gruppe von Leuten zu, zu denen Annabellas Vater gehörte. Ich machte mich sofort auf, um ihm zu helfen und erwischte die Zügel des Hengstes und konnte ihn mit aller Gewalt herumreißen, sodass Annabellas Vater verschont blieb. Danach hat sich alles zum Guten gewendet und unsere Eltern haben uns die Erlaubnis zur Heirat gegeben. Sobald ich von der Pilgerfahrt zurückkehre, werden wir heiraten!“
„Ach, wie romantisch und was für einen schönen Namen Eure Verlobte hat!“
Katharina war ganz hin und weg von der Geschichte des jungen Ritters. Wie gerne wäre sie an Annabellas Stelle gewesen! Aber das sagte sie natürlich nicht.
„Wir hoffen für dich, dass die Pilgerreise nicht so lange dauert und dass du schnell wieder nach Hause in die Arme deiner Geliebten kommst“, sagte Eleonore, die auch für sich selbst hoffte, dass sie nicht zu lange unterwegs sein würden.
Der nächste Morgen begann mit dem Karfreitagsgottesdienst, ebenfalls in der Pfarrkirche. Danach machte man sich trotz des Feiertags an die weiteren Vorbereitungen. Zelte und Kleider wurden gerichtet und bereitgelegt. Die Frauen hatten viele kleine Gefächer in die Kleidung eingenäht, damit das benötigte Geld sicher versteckt werden konnte. Berthold überprüfte zum letzten Mal den Wagen, der eigens für die Pilgerreise umgebaut worden war. Man hatte über der Ladefläche, auf der sich auf beiden Seiten eine Sitzbank befand, ein Holzgestell angebracht, über welches man eine Plane aus gegerbtem Leder gezogen hatte. So würden die Frauen und das Gepäck vor Regen und Sturm geschützt sein. Berta ging zusammen mit Elvira durch, was an Kochgeschirr und Proviant eingepackt werden musste. Die Pferde bekamen die Tage besonders gutes Futter, damit sie die lange Reise gut überstehen würden. Die lange Strecke würde sehr anstrengend für die Tiere werden. Man würde nur die Besten mitnehmen.
Als der Ostersonntag gekommen war, begaben sich die Burgbewohner wieder in die Kirche und feierten die Auferstehung Jesu Christi. Philipp dachte, wie schon so oft an solchen Feierlichkeiten, wie praktisch es wäre, wenn der Flecken am Fuße der Homburg eine eigene Kirche hätte und man nicht immer nach Beeden ziehen müsste. Die Kapelle auf dem Südhof der Burg war einfach zu klein.
Die Fastenzeit war endlich vorbei. Die Edelfrauen, die nicht an den Reisevorbereitungen beteiligt waren, hatten hart gekochte Eier bunt gefärbt und verteilten sie nach dem Gottesdienst an die Dorfbewohner. Es waren auch noch genug Ostereier für die Reise übrig. Die Burgbewohner zogen wieder hoch zur Homburg, um ihr reichhaltiges Ostermahl zu genießen. Es gab Lamm, wie es an Ostern Tradition war.
Bruder Frederikus vom Kloster Wörschweiler war pünktlich zum Essen eingetroffen. Er hatte seinen Reisebeutel mitgebracht. Da er kein eigenes Pferd besaß, würde er eines aus Philipps Ställen bekommen.
„Seid Ihr mit den Reisevorbereitungen fertig geworden?“, fragte er den Grafen.
„Ja, wir haben alles vorbereitet. Der Rest muss noch auf den Wagen geladen werden und dann kann es losgehen.“
„Wie viele Leute werden wir sein?“
„Wir werden zu dreizehnt reisen. Ein Ritter aus Frankfurt hat sich unserem Zug angeschlossen. Er ist ebenfalls ein Pilger.“
„Das ist wirklich sehr gut. Bei einer so großen Gruppe werden wir keiner Gefahr ausgesetzt sein.“
„Ich denke, wir werden auch recht zügig vorankommen. Die Frauen sitzen in dem Wagen und ansonsten sind wir alle mit guten Pferden ausgestattet.“
„Bei meiner letzten Pilgerreise waren wir zu Fuß unterwegs und hatten auch Kranke dabei. Das hat sehr lange gedauert. Da wird diese Reise ein richtiges Vergnügen werden.“
Am nächsten Morgen wurde ein letzter Gottesdienst gefeiert. Die Pilger legten die Beichte ab und knieten vor dem Altar nieder. Dann sang der Priester Bußpsalme und Litaneien und betete für sie. Er segnete die Pilger und überreichte ihnen symbolisch Pilgerstab und Tasche. Auch er wäre gerne nach Santiago di Compostela gepilgert, aber er hatte auch eine Verantwortung gegenüber seiner Gemeinde.
Am Nachmittag begab sich Margareta zu Philipp.
„Können wir uns Morgen, wenn wir am Kloster Wörschweiler vorbeikommen, noch von Simon verabschieden?“
„Ja, daran dachte ich auch schon. Es wird uns nicht lange aufhalten.“
Margareta traf sich mit den Edelfrauen in ihrem Gemach.
„Morgen werden wir aufbrechen. Ich hoffe, dass ihr mich hier gut vertreten werdet.“
„Darauf könnt Ihr Euch verlassen, Gräfin!“, sagte Hannelore.
Eine kleine Träne lief ihr die Wange hinunter. Margareta nahm sie in den Arm. Auch die anderen Frauen umarmten nacheinander Margareta und Eleonore.
„Es ist mir zwar eine große Ehre Euch zu begleiten, aber ich wäre froh, wenn wir schon wieder wohlbehalten zurück wären“, sagte Eleonore. „Ich habe noch nie in meinem Leben eine solch lange Reise gemacht.“
„Ich war auch noch nie solange von zu Hause weg, aber ich bin mir ganz sicher, dass alles gut gehen wird. Außerdem spüre ich, dass die Pilgerfahrt auch ihren Zweck erfüllen wird. Es muss einfach so sein.“
„Wir wünschen Euch alle viel Glück und Gottes Segen, dass Euer Wunsch in Erfüllung gehen wird“, sagte Katharina.
Indes waren auch die Gaukler am Zusammenpacken. Auch sie hatten das Osterfest abgewartet, um aufzubrechen. Bei dem milden Wetter packte sie das Fernweh und nichts konnte sie mehr halten. Auf den Märkten würden sie jetzt wieder ihr Geld verdienen können. Philipp hatte ihnen für die Abendunterhaltung einen Beutel mit Münzen überreicht, obwohl sie schon Kost und Unterkunft über den ganzen Winter freigehabt hatten. Am nächsten Morgen würden sie gemeinsam mit dem Pilgerzug die Burg verlassen.
Für die Pilger wurde der Wagen fertig gepackt. Zelte, Kochgeschirr, Kleidung zum Wechseln, insbesondere auch Sommerkleidung, wurden eingeladen. Das frischgebackene Brot musste noch abkühlen. Die Trinkschläuche wurden gefüllt. Schinken, Eier, Honig, Gemüse und Äpfel wurden verstaut. Man machte alles für die Reise fertig, sodass am nächsten Morgen gleich aufgebrochen werden konnte.
Berta, die zusammen mit Johanna die Nahrungsmittel einlud, klammerte sich plötzlich an den Arm der Hauswirtschafterin.
„Johanna weißt du noch, wie ich vor der Jagd so ein ungutes Gefühl hatte?“, fragte die Köchin mit zitternder Stimme.
„Ja, ich erinnere mich.“
„Genau das gleiche Gefühl habe ich jetzt auch. Oh Gott, ich habe solche Angst, dass bei dieser Reise etwas passieren könnte!“
„Aber Berta! Male den Teufel doch nicht an die Wand! Damals hattest du viel Arbeit und heute auch. Das wird es wohl sein. Wir sind gleich fertig, dann kannst du dich ausruhen. Mach bloß der Gräfin nicht unnötig Angst. Du kannst sie ohnehin nicht aufhalten.“
Berta wusste nicht genau, was sie jetzt tun sollte. Sollte sie nicht doch Margareta warnen? Aber wahrscheinlich hatte Johanna recht und sie war nur ein wenig müde von der Arbeit. Berta beschloss, sich gleich ein wenig auszuruhen. Dann würde die Welt wieder ganz anders aussehen.
Teil 2:
Die Pilgerreise 1296
Kapitel 1
Endlich war es so weit! Der erste Reisetag war gekommen. Man hatte die restlichen Dinge auf dem überdachten Wagen verstaut und sich von allen verabschiedet. Der Zug der Gaukler und Pilger bewegte sich den Bergrücken hinunter und durch das Dorf. Das Wetter war auf ihrer Seite. Obwohl die Sonne gerade erst aufgegangen war, waren am blauen Himmel nur ein paar vereinzelte weiße Wolken zu sehen.
Margareta musste blinzeln, als sie aus dem Wagen heraus sah. Trotz der Frühe standen schon einige Bewohner auf den Straßen und winkten dem Grafen und der Gräfin zum Abschied zu. Margareta winkte glücklich zurück. Sie war so froh, dass sie endlich unterwegs waren. Bald würde sich alles zum Guten wenden!
Auch die anderen freuten sich über die guten Wünsche der Dorfbewohner.
„Ob sie uns wirklich vermissen werden?“
„Ich denke schon, dass sie froh sein werden, wenn der Graf, der ihnen Schutz und Recht gewährt, wieder da sein wird.“
Kurz nach dem Dorf trennte sich der Weg der Pilger und der Gaukler. Die Gaukler zogen weiter über Kirkel gen Saarbrücken.
Die Pilger hingegen zogen südsüdwestlich durch das Beedener Woog, bis sie den seichten Lambsbach durchqueren mussten, was weder für die Pferde, noch für den Wagen ein Problem darstellte. Dann ging es westlich über eine Brücke über den Erbach. Der Erbach plätscherte munter dahin, bis er unmittelbar nach der Brücke in die Blies mündete. Kurz darauf erreichten sie den Klosterberg.
Die Männer zügelten die Pferde und Margareta und Philipp stiegen gemeinsam den steilen Fußweg zum Kloster hinauf.
„Gott zum Gruße, Pilger!“, begrüßte sie der Abt an der Pforte. „Nun geht es also los. Ich wünsche Euch alles Gute und gebe Euch meinen Segen mit auf die Reise.“
„Vielen Dank, Abt Stephanus. Wir wollen noch von Simon Abschied nehmen, wenn Ihr uns zur Klosterkirche begleiten wollt.“
„Das ist doch selbstverständlich. In spätestens zwei Wochen werdet Ihr zu einer Zisterzienserabtei namens Fontenay gelangen. Bestellt dem Abt viele Grüße von mir, er ist ein alter Freund. Ihr werdet dort eine gute Unterkunft vorfinden. Hier habt Ihr noch einen Geleitbrief vom Kloster, der Euch als Pilger ausweist. Dann müsst Ihr keine Zölle bezahlen und man gewährt Euch in den Klöstern freie Unterkunft.“
In der Kirche kniete Margareta vor Simons Grab und Philipp legte tröstend die rechte Hand auf ihre linke Schulter. Sie sprachen ein stummes Gebet für ihren geliebten Sohn und nahmen Abschied.
„Ach, wäre Simon doch bloß noch am Leben“, klagte Margareta.
„Da hast du recht. Dann müssten wir diese Strapazen nicht auf uns nehmen.“
„Wohl wahr.“
Schweigend stiegen sie den Berg hinunter. Margareta nahm wieder auf dem Wagen Platz und Philipp stieg auf sein Pferd.
Sie ritten weiter durch die Auen und durchquerten den Ort Bierbach, wo ihnen ein paar Mägde neugierig nachblickten. Es ging weiter nach Süden durch ein schmales Tal, welches links und rechts von Bäumen gesäumt wurde. In der Bliesaue lag die kleine Siedlung Webenheim, nach der sie sich westlich hielten, bis sie zu einer Brücke kamen, wo sie von einem Zöllner angehalten wurden.
„Seid gegrüßt! Wenn ihr diese Brücke überqueren wollt, müsst ihr den Brückenzoll entrichten!“
Als Philipp auf den Zöllner zuritt, erkannte dieser den Grafen.
„Oh, Herr Graf! Ihr dürft selbstverständlich passieren. Ich habe gehört, dass Ihr eine Pilgerreise macht. Ich wünsche Euch alles Gute auf Eurer Reise.“
Der Zöllner verneigte sich kurz vor dem Grafen und trat zur Seite, sodass der Zug die Brücke überqueren konnte. Sie ritten an Blieskastel, Alschbach und Biesingen vorbei und rasteten am Fuße des Hölschbergs, wo ein kleiner Fluss, der Mandelbach entsprang.
Die Männer stiegen von den Pferden und ließen diese trinken und weiden. Die Frauen kletterten aus dem Wagen und vertraten sich die Beine.
„Wie schön es hier ist!“, seufzte Margareta. Sie trat durch das grüne Moos und ging zu der Quelle, um die sich ein paar Bäume gruppierten. Margareta kniete nieder, streifte ihre Ärmel hoch, tauchte ihre Hände und Arme in das kalte, klare Wasser und wusch sich das Gesicht.
„Ach, tut das gut! Kommt rüber und erfrischt euch!“, rief sie den anderen zu. Diese folgten ihrem Beispiel.
„Hier ist wirklich ein schöner Flecken“, sagte Eleonore.
Sie setzte sich zusammen mit Margareta auf einen Baumstumpf und schloss die Augen.
„Los, wir machen einen kleinen Spaziergang!“
Margareta erhob sich. Zusammen mit Eleonore ging sie ein paar Schritte auf den Berg zu.
„Siehst du die schönen Blumen, die hier blühen? Wenn ich zu Hause wäre, würde ich einen Strauß pflücken und sie in eine Vase stellen.“
Die beiden bewunderten Gänseblümchen, Löwenzahn und Wiesenschaumkraut. Als sie wieder bei den anderen ankamen, hatten Elvira und Grete bereits eine Vesper vorbereitet. Es gab Brot, Schinken und gefärbte Eier. Sie ließen es sich schmecken und tranken reichlich Wasser aus der Quelle, welches sie mit hölzernen Krügen herausgeschöpft hatten.
Nach der Mahlzeit ruhten sie sich in der Sonne aus. Dann spannten sie die Pferde wieder ein und brachen auf.
Eleonore lehnte sich zurück.
„Bis jetzt gefällt mir unsere Pilgerreise. Dabei hatte ich solche Angst davor.“
„So wunderschön wie heute wird es aber leider nicht jeden Tag sein.“
„Da habt Ihr wohl Recht.“
Die Reise ging weiter gen Süden direkt durch das malerische Tal des kleinen Mandelbachs. Das Flüsschen plätscherte dahin durch die grünen Wiesen, die mit Frühlingsblumen übersät waren. Schilf und kleine Büsche säumten seinen Weg.
Sie durchquerten Erfweiler, Wittersheim, Bebelsheim, Habkirchen und Mandelbach, wo der Mandelbach schließlich in die Blies mündete.
„Nun sind wir wieder an unserer Blies“, bemerkte Philipp.
„Jetzt müssen wir den Fluss wohl überqueren“, sagte Ritter Thomas.
„Dort hinten ist eine Brücke.“
Sie passierten die Brücke und Philipp zeigte auf eine Burg auf einer Anhöhe.
„Seht ihr diese Burg dort oben? Es ist die Burg Frauenberg. Von dort kann man sehr gut den Wasserweg kontrollieren.“
„Das ist wirklich ein guter Standpunkt. Kennt Ihr den Burgherren?“
„Nein, ich glaube aber, dass er mit den Bliesgaugrafen verwandt ist.“
Der Weg ging weiter nach Südwesten und die Pferde wurden allmählich müde.
„Wie lange werden wir heute noch reisen, Herr?“, fragte Fuhrmann Berthold den Grafen.
„Gleich kommen wir nach Gemünd, wo die Blies in die Saar mündet. Dort werden wir übernachten.“
Schließlich erblickten die Pilger das Städtchen, welches von einer Schutzmauer umrahmt wurde. Auf einer Anhöhe überragte das Schloss, das im Besitz der Herzöge von Lothringen war, das Saartal.
Margareta lehnte sich aus dem Wagen.
„Werden wir in der Stadt übernachten, Philipp?“
„Ja, in Gemünd gibt es ein Gasthaus, in dem wir schlafen können. Das ist besser als im Zelt.“
Am Stadttor baten sie um Einlass und zeigten ihre Dokumente vor. Dann machten sie sich auf die Suche nach einer Unterkunft.
„Dort drüben am Marktplatz scheint etwas zu sein. Dort ist auch ein Brunnen, wo wir die Pferde tränken können“, rief Theodorich. „Ich werde uns ankündigen.“
Theodorich stieg vom Pferd und begab sich ins Gasthaus.
„Seid gegrüßt. Der Graf und die Gräfin von Homburg bitten mit ihren Mannen um Quartier. Sie sind auf Pilgerreise und möchten eine Nacht bleiben.“
„Wie viele seid ihr?“
„Wir sind dreizehn Personen. Der Graf und die Gräfin, drei Ritter, eine Edelfrau, ein Mönch und ansonsten drei Knappen und drei Bedienstete.“
Der Wirt überlegte kurz. Da das kein Pilgerweg war, würden sie nicht erwarten, dass sie umsonst übernachten könnten.
„Ich kann euch drei Kammern zur Verfügung stellen. Der Rest muss in den Ställen bei den Pferden schlafen. Diese sind übrigens gleich links vom Gasthof.“
„Können wir dort auch unseren Wagen abstellen?“
„Ja, dort ist genug Platz.“
Theodorich begab sich wieder zu den anderen und teilte ihnen mit, was der Wirt gesagt hatte.
Als Berthold den Wagen abgestellt hatte, nahmen Elvira und Grete die Dinge heraus, die sie für die Nacht benötigten. Dann begaben sie sich in den großen Saal des Gasthofes und der Wirt zeigte ihnen ihre Kammern.
Nachdem sich alle etwas frisch gemacht hatten, ging man gemeinsam in den Speisesaal und nahm an den Tischen Platz.
Die Wirtsfrau brachte das Essen herein. Es gab einen deftigen Eintopf, der den Reisenden nach der vielen frischen Luft besonders gut schmeckte. Dazu schenkte man ihnen verdünnten Wein ein.
„Na, Margareta, bist du jetzt zufrieden?“, fragte Philipp seine Gemahlin.
„Ach, Philipp, der Tag ist heute so gut gelaufen! Ich denke, dass das ein gutes Zeichen ist. Gott ist auf unserer Seite.“
„Das denke ich auch. Wenn der erste Reisetag gut läuft, wird auch der Rest klappen“, bekräftigte Ritter Thomas die Gräfin.
„Morgen früh werden wir zeitig aufbrechen. Wir sollten uns bald zurückziehen.“
So begaben sie sich nur wenig später in ihre Kammern.
„Ich denke wir sollten ausnutzen, dass wir eine Kammer für uns allein haben“, sagte Margareta zu Philipp.
Dieser trat auf sie zu und begann ihr langsam die Reisekleider auszuziehen. Er hängte sie über einen Stuhl und streifte auch seine Kleidung ab. Dann zog er Margareta ganz dicht an sich heran und begann sie zu küssen. Sie sanken auf das Bett nieder und liebten sich innig, bis sie erschöpft von der langen Reise einschliefen.