Kitabı oku: «Mein Leben – ein Leben?! (2) Das war ich auch», sayfa 3

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Flucht aus Oberems

Wir hatten Glück und sahen einige Bauwagen an der Straße, die gerade erneuert wurde. Wir brachen die Bauwagen auf und kleideten uns mit den darin befindlichen Klamotten ein. Dabei fanden wir auch halbwegs passende Schuhe und klauten uns im nächsten Ort Fahrräder, mit denen wir unseren Weg fortsetzten.

Am nächsten Morgen radelten wir durch einen kleineren Ort, in dem sich eine größere Baustelle sowie ein Supermarkt befanden. „Nun werde ich uns zuerst einmal etwas zu essen und zu trinken besorgen“, schlug Uwe vor. Wir hatten nicht einen Pfennig Geld und er meinte: „Siegfried, keine Sorge, ich regle das schon. Aber bleib du drau-ßen.“

Ich hatte für Ladendiebstähle nicht viel übrig, doch Uwe kannte sich aus, er hatte diese Form des Diebstahls schon sein Leben lang praktiziert.

Ich blieb mit den Fahrrädern in der Nähe stehen und beobachtete, was Uwe tat. Er nahm sich einen Einkaufswagen und zog los. Der Wagen wurde immer voller und sein Gang immer tapsiger, er kam an die Kasse und ich sah, wie er mit der Verkäuferin sprach und gestikulierte. Dann schob er den vollen Einkaufswagen an die Seite und kam, nein, stolzierte mit staksigen Schritten auf mich zu und ging so weiter zu der Baustelle. Als er vom Laden aus nicht mehr gesehen werden konnte, blieb er stehen und wartete, bis ich bei ihm war. „So“, sagte er, „pack weg!“

Ich bekam jede Menge Lebensmittel gereicht, von der Salami über Butter und Brot bis hin zu Zigaretten und Rotwein, sodass ich nicht mehr wusste, wohin damit. Mein Bauch hatte den doppelten Umfang angenommen. Wir stiegen auf die Räder und ab ging es.

Ich fragte: „Wie hast du das gemacht?“

Uwe antwortete: „Du hast doch gesehen, dass ich zwei lange Hosen angezogen habe.“

Das hatte ich zwar bemerkt, doch war ich der Meinung, es wäre ihm nachts auf dem Rad zu kalt gewesen und er hätte deswegen die zweite Hose übergezogen.

Nein, er hatte die erste Hose an den Beinen zugebunden und im Laden immer ein Teil in die Hose gestopft und ein Teil in den Einkaufswagen gelegt. Sein Beinumfang war auf das Doppelte angewachsen, weshalb er nur noch so staksig hatte gehen können. An der Kasse hatte er so getan, als suchte er sein Portemonnaie. „Fräulein, lassen Sie den Wagen hier stehen. Nicht wegschieben bitte und vor allen Dingen nicht ausräumen! Ich arbeite hier vorne auf der Baustelle und habe mein Portemonnaie vergessen. Ich hole es eben und bin gleich wieder da, also bitte alles so lassen, wie es ist.“ Mit diesen Worten war er aus dem Laden verschwunden.

Uwe erzählte mir, er habe das schon immer so gemacht, er bezahlte nichts für Lebensmittel. Der Diebstahl wurde ja noch nicht einmal bemerkt, die würden später die Sachen aus dem Einkaufswagen wieder einräumen und fertig war die Kiste.

Wir hatten ein altes Kabelmesser und dieses diente uns als Gabel, Messer und auch Löffel. Als wir uns satt gegessen hatten, sah die ganze Situation schon wieder viel besser aus. Nun brauchten wir noch Geld und andere Dinge wie zum Beispiel einen Rasierer.

Wir fuhren weiter in das nächste Dorf beziehungsweise die nächste Stadt, Uwe suchte nach Straßen- oder Bauarbeitern und machte mit diesen dann das Hütchenspiel. Es ging eine Weile hin und her, und am Ende hatte Uwe 20 DM gewonnen und die Arbeiter waren noch nicht einmal sauer. Wir setzten unseren Weg fort und kamen zu einer Gaststätte, die Uwe für seine weiteren Pläne geeignet erschien. Auch hier ging das Spiel wieder los. Wir brauchten für unsere Getränke nichts zu bezahlen und hatten 20 DM dazugewonnen.

So radelten wir bis zur nächsten Stadt und Uwe sagte: „Warte, ich gehe dort in ein Kaufhaus. Welche Hemden- und Hosengröße hast du?

Ich nannte ihm die Größen und wartete.

Als Uwe wieder herauskam, hatte er eine große Sporttasche bei sich, in der sich aber nur Papier befand. Nachdem das Papier entfernt war, sagte Uwe: „Nun geht es richtig los!“

Ich mache es kurz: Er kam nach und nach mit allem wieder, was wir brauchten, vom Rasierspiegel bis zur Zahnbürste, von der Unterwä-sche über Schuhe und Sportschuhe bis hin zu Strümpfen – einfach alles. In einer stillen Ecke zogen wir uns um, rasierten uns und sahen wieder wie zivilisierte Menschen aus.

Mit dem Fahrrad ging es weiter, und als ich im Vorbeifahren sah, dass eine Frau mit einem Pudel ihren Bungalow verließ, sagte ich zu Uwe: „So, jetzt will ich einmal sehen, ob ich etwas zu unserer Reise beitragen kann.“ Ich ging zu diesem Bungalow, schellte, und als keiner aufmachte, ging ich ums Haus herum und brach die Terrassentür auf. Die Welt war es nicht, was ich mitbrachte aber etwas Bargeld und ein paar Schmuckstücke brachte ich schon mit. Porzellan und Teppiche konnten wir auf unseren Rädern ja kaum transportieren.

Es war aber okay, wir hatten genug zu essen, zu rauchen und zu trinken und zudem Bargeld. So konnten wir jederzeit in eine Pension oder ein Hotel gehen, wenn Gefahr im Verzug wäre.

Unser nächstes Ziel war es, Manfred Fass, meinen altem Kumpel aus der Zeit meiner ersten Erwachsenenstrafe, zu besuchen.

Auf dem Weg dorthin kamen wir durch eine Stadt, in der wir abends an einem Kino vorbeikamen. Die Kasse war nicht besetzt, jedoch sahen wir eine offene Geldkassette, die ein Stück entfernt auf der Theke stand.

„Schnell, wir müssen eine Latte mit einem Nagel finden!“, sagte ich.

Uwe hatte sofort kapiert, was ich meinte. Er suchte links und ich rechts, er fand eine Latte, aber ohne Nagel, ich ein breiteres Brett mit mehreren Nägeln. Mit einem Stein kloppten wir einen der Nägel aus dem Brett und schlugen diesen durch die Latte. Dann angelten wir uns mit der Latte die Geldkassette, entfernten das Kleingeldfach, nahmen die Scheine heraus und türmten erst einmal. Kurz danach kamen wir aber noch einmal zurück, um auch das Hartgeld zu holen, was uns ohne Zwischenfälle gelang.

Wir fuhren mit den Fahrrädern zum Bahnhof und stiegen in den nächsten Zug, der uns zu Manfred bringen sollte.

Am Zielbahnhof angekommen, gab es eine herzliche Begrüßung. Manni freute sich sehr. Er war verheiratet und ich lernte seine Frau kennen. Leider konnten Uwe und ich nicht bei ihnen wohnen, sie hatten nur einen einzigen Raum zum Wohnen, Schlafen und Essen. Allerdings bot sich uns die Chance, im Ort eine Diskothek mit Gaststätte und Bar, in der wir auch wohnen konnten, zu mieten. Und so kam ich mangels Bargeld zu meinem ersten versuchten Banküberfall.

In der Gaststätte gab es ein paar krumme Vögel, von denen wir zwei auswählten: Bubu, den Fahrer, und Paul, den späteren Zinker.

Manni und ich machten uns auf die Suche nach einer geeigneten Bank.

Als so weit alles geplant war, fuhren wir zu viert in einem gestohlenen Mercedes los und gerieten noch fast in Lebensgefahr. Wir überdrehten das Lenkrad, das in den Kurven immer wieder einrastete. Was mich an dem Tag ängstigte, war ein paar Jahre später Grund genug, mich über diese Erinnerung zu amüsieren.

Paul und ich hatten eine Pistole. Uwe sollte über den Tresen springen und die Schubladen oder den Tresor leer räumen. So war unser Plan. Während der Fahrt sagte Uwe: „Das hier schlägt mir auf den Magen, ich muss mal kacken.“ Dann wandte er sich an mich und ergänzte: „Siegfried, komm mal kurz raus.“

Ich folgte ihm und er gestand mir: „Siegfried, ich kann das nicht. Keinen Banküberfall! Du weißt, ich klaue dir alles, was du willst, aber so etwas bringe ich nicht.“

„Okay“, sagte ich, „fahr du zurück und ich regle das.“

Nur noch zu dritt fuhren wir in dem Mercedes weiter. Nach einiger Zeit – wir waren kurz vor der kleinen Stadt, in der sich die Bank befand – zappelte Paul herum und jammerte: „Siggi, lass mich aussteigen! Ich bringe das nicht.“ Er gab mir die Pistole.

Was sollte ich machen. Man kann niemanden zu etwas zwingen, wenn er es nicht will.

Paul stieg aus und so waren wir nur noch zu zweit.

„Gib mir die Knarre, wir versuchen es zu zweit“, erklärte Bubu. „Dann halten wir die offene Tür eben mit einer Latte offen.“

Wir hielten direkt vor der Bank, zogen unsere Strumpfmasken über das Gesicht und betraten die Bank, Bubu vorneweg und ich dahinter. Auf einmal blieb er stehen und drängte mich zurück, und jetzt sah ich auch warum. Im Schalterraum befanden sich bestimmt fünfzehn bis zwanzig Personen. Wir zogen uns zurück ich bin davon überzeugt, dass es nicht einmal bemerkt wurde, was gerade vor sich ging.

Einige Jahre später gewann ich die Erkenntnis, dass es gut ist, wenn viele Personen in der Schalterhalle sind, aber damals waren wir froh, als wir wieder draußen waren.

Der Witz an der Sache war der, dass wir vier bei den späteren Untersuchungen einen reuevollen Rücktritt vor der Tat erhielten, also nicht bestraft wurden. Wir hatten uns zwar mit der Planung und der Vorbereitung der Tat strafbar gemacht, hatten aber noch rechtzeitig einen Rückzieher gemacht. Im Gegensatz zu uns erhielt Manfred für diese nicht stattgefundene Tat ein Jahr Freiheitsstrafe. Er war nicht wie wir einsichtig gewesen, sondern hatte darauf gewartet, dass wir mit dem erbeuteten Geld zurückkommen würden.

Einige Zeit später konnten wir die angebotenen Räumlichkeiten dann doch anmieten und sie wurden unser neues Zuhause. Wir hatten aufgrund einiger erfolgreicher Einbrüche die Mittel zur Verfügung, um den Mietpreis zu begleichen. Zudem bezahlten wir den Besitzer der Diskothek, der auch gleichzeitig Spirituosengroßhändler war, mit alkoholischem Diebesgut.

Uwe hielt sich gern in den oberen Räumen über der Gaststätte auf. Hier wohnte eine Amateurnutte, die wir zur Untermiete mit ins Haus genommen hatten. Sie und Uwe mochten sich sehr, und soweit ich informiert bin, zogen sie später auch zusammen. Uwe hatte noch eine Reststrafe abzusitzen, von neuen Strafen weiß ich nichts. Ich hörte nie wieder von ihm.

Manfred, Paul, Bubu und ich verübten ein paar einträgliche Einbrüche. Spektakulär und medienträchtig waren zwei Schlägereien – eine mit einer Boxstaffel und eine in einem Club sowie eine angebliche Erpressung von Otze. Ich wollte keinen Spektakel, ich war auf der Flucht und wollte so wenig Aufmerksamkeit wie nur möglich.

Otze machte Musik und seine Band trat in unserer Diskothek auf. Interessant war, dass seinem Vater ein Möbelgeschäft gehörte, das auf der anderen Straßenseite, also genau gegenüber vom Club lag. Otze leitete mit einundzwanzig Jahren das Geschäft, war aber eine traurige Wurst, hatte Angst vor Papa, Angst vor uns, eigentlich Angst vor allem.

Zu der Schlägerei mit der Boxstaffel kam es, weil einer eine Flasche Schnaps klauen wollte. Erst wurde diskutiert und dann flogen die Fäuste, auf jeden Fall machten wir sie fertig, und ehe die Polizei da war, war ich auf dem Speicher verschwunden.

Von dem Tag an hatte ich meinen Ruf weg, ich war der große Hinlanger und mit der Zeit wurden es immer mehr Leute, die ich umgehauen hatte.

So kam es zu der Schlägerei in dem Club: Bubu hielt sich dort gerade mit einem Freund auf und geriet mit einem Gast in Streit. Er bekam etwas auf die Glocke und rief uns an. Zu viert eilten wir dorthin, stießen die Tür auf und ich sah etwa zehn Paare an den Tischen, vier Männer und zwei Frauen an der Theke. Bubu war, nachdem er draußen auf uns gewartet hatte, mit reingekommen und ich fragte ihn: „Wer war es?“

„Der da“, antwortete er und deutete auf einen der Männer, die an der Theke saßen.

Ich ging auf den Mann zu, schlug ihn vom Hocker und riss diesen mit aller Gewalt aus seiner Verankerung. Dann ließ ich folgenden Spruch los: „Die Damen treten links raus und die anderen machen sich fertig zum Sterben.“ Zwei Mann versuchten sich zu wehren, aber das war ein hoffnungsloses Unterfangen. Wir waren auch ruck, zuck wieder weg, jedoch kam später alles ans Tageslicht, weil Paul und Otze uns verpfiffen hatten.

Danach kam es noch zu einem Wildwest-Szenario in der Stadtmitte. Manfred und ich waren im Studio Cabaret. Eine Bardame bat uns, sie vor einem Zuhälter zu beschützen. Wir entschieden uns, der Frau zu helfen. Danach riefen wir ein Taxi, um nach Hause zu fahren. Das Taxi hielt an einer Ampel und da kam eine Frau auf uns zugelaufen. „Helfen Sie mir!“, rief sie. „Bitte helfen Sie mir!“

Ich sprang auf, zog sie zu mir heran und schob sie in das Taxi. Dann sah ich sechs Typen auf uns zukommen – Monsterbaby vorneweg. Manfred stieg ebenfalls aus, zog seine 7,65er Automatik und schlug damit dem Ochsensepp mit voller Kraft auf die Stirn. Jeder normale Mensch wäre sofort umgefallen. Und was tat dieses Urvieh? Es schüttelt sich und kam uns noch ein paar Schritte näher. Nun wurde es Zeit, dass ich meinen Trommelrevolver herausholte. Ich schoss auf eine Häuserwand, und erst, als dort der Putz von der Wand spritzte, blieb dieser Mann stehen. Ich habe schon einige Monster gesehen, aber das war mit Abstand der dickste Brocken.

Die Zeitungen waren anschließend voll von dieser Wildwest-Geschichte.

Wir hatten, wie schon erwähnt, der Bardame Schutz versprochen und suchten deshalb nach diesem Zuhälter, sein Name war Dieter. Gegen vier Uhr trafen wir ihn in einem Lokal beim Großmarkt. Dieses hatte zweiundzwanzig Stunden am Tag geöffnet. Hier traf sich alles, wenn die Bars, Gaststätten und Clubs dichtmachten.

Manfred und Dieter beäugten sich und der Respekt voreinander war so groß, dass sie auf eine Auseinandersetzung verzichteten, keiner von beiden wollte am Ende der Verlierer sein.

Dieter war in Begleitung. Sein Freund, ein Zweimetermann mit den entsprechenden Proportionen, steigerte sich immer weiter in seine Begeisterung für mich hinein. Neben ihm wirkte ich mit meinen 172 Zentimetern sehr klein. Auf jeden Fall hatte ich die Nase voll von ihm. Er klopfte mir dauernd auf die Schulter und das nervte mich.

„Hör auf mit diesem Mist!“, pflaumte ich ihn an.

Daraufhin griff er mich an.

Ich entfernte mich von der Theke, zog meinen Trommelrevolver und schoss auf die Fußballfähnchen, die an der Wand hingen. Von dem Moment an herrschte Ruhe. Ich trat die Flucht an und nahm Manfred, der noch immer draußen debattierte, mit.

Otze hatte uns zwischenzeitlich mit neuen Gardinen, neuen Mö-beln und Teppichen versorgt. Geld bekam er dafür von uns nicht. Er durfte sich ab und zu mit unserer Amateurnutte vergnügen, und selbst diese bezahlte er noch.

Bevor die ganze Chose hochging, geschahen noch einige Episödchen:

Im „Pik As“ lernte Manfred auch seine spätere Frau kennen. Er war zwar noch mit Uschi verheiratet, aber sie hatten sich nichts mehr zu sagen.

Es spielte sich folgendermaßen ab.

Unsere Disko, damals Kneipe, Bar und Tanzschuppen – montags, freitags, samstags und sonntags mit Otzes Band –, lag im Ruhrgebiet an der Stadtgrenze einer der vielen Städte. Nicht weit von unserer Diskothek gab es Grünflächen, Parkanlagen und auch eine Trabrennbahn und an einem Wochenende kamen ein paar Damen zu uns, wie man sie aus den Filmen aus England kennt, wenn ein Bericht über Ascott gebracht wird: große Hüte, Handtaschen verschiedenster Couleur, einfach ein Hauch englischer Rennatmosphäre, der in unser nicht berühmtes, aber berüchtigtes Lokal einkehrte. Die Damen hatten ihre eigenen Pferde am Start und an diesem Abend konnten ein paar Siege gefeiert werden.

Über der Theke hingen einige Fotos von Manfred und mir, unter die wir ein paar passende Unterschriften gesetzt hatten. Die Fotos zeigten Posen, wie sie beim Bodybuilding üblich sind.

Einige der Damen bekundeten mehr als nur Interesse, aber ich war damals mit Marion liiert, während Manfred mit Uschi schon auseinander war, obwohl sie noch zusammenlebten.

Es war schon spät und die Tanzfläche war leer, als ich am Diskopult eine Bewegung sah. Ich ging leise darauf zu und sah Manfred breitbeinig dastehen, während die feine Dame aus dem Sauerland auf den Knien vor ihn hockte und ihm einen blies, dass ihm Hörner wuchsen. Sie waren beide so vertieft in ihr Geschäft, dass sie um sich herum gar nichts bemerkten.

Manfred heiratete diese Dame später, dies war nach der Haftzeit, die wir wegen Körperverletzung und verschiedener Einbrüche erhielten. Sie besuchte ihn während der Haft und sorgte dafür, dass er Bewährung bekam, denn mit ihr war sein soziales Umfeld in Ordnung. Er zog zu ihr ins Sauerland und fuhr zwei Jahre später mit ihrem Mercedes vor den Pfeiler einer Autobahnbrücke. Wahrscheinlich hatte er, weil er abgelenkt war, das Steuer verrissen, denn neben ihm saß ein Stricher, der ihn während der Fahrt oral befriedigt hatte. Niemand konnte sagen, was genau passiert war. Nur ein besonders delikates Detail wurde aktenkundig, weil dieser Typ mit seinem Kopf in Manfreds Schoß gefunden wurde, Manfreds Penis im Mund ... Wie wir erfuhren, hatte der Stricher wohl beim Aufprall kräftig zugebissen.

In den siebziger Jahren kamen Hotdogs groß in Mode. Ein Vertreter einer Firma, die ein Gerät für die Zubereitung von Hotdogs anbot, kam auch zu uns in die Gaststätte.

„Prima“, meinte ich, „immer her damit!“

Wir bekamen hundert Würstchen, Brötchen, all die Dinge, die dazugehörten. Der Verkaufspreis lag bei 2 DM bei einem Einkaufspreis von 1,10 DM. Wenn wir gut verkauften, bekämen wir einen noch günstigeren Einkaufspreis. Für unsere Belegschaft bekamen wir zusätzlich fünf Würstchen zum Probieren. Sie schmeckten uns sehr gut, so dass wir sie weiterhin regelmäßig probierten, und zwar so lange, bis keine mehr da waren. Von den hundert Würstchen verkauften wir nur ein einziges.

Vier Wochen später kam der Vertreter wieder. Ich gab ihm 1,10 DM mit der Bemerkung: „Leider haben wir nur ein Würstchen verkauft. Die anderen haben wir gegessen, weil sie uns einfach zu gut geschmeckt haben.“

Wir wollten auch keine neuen Würstchen mehr bestellen, denn wir würden sie sowieso nicht verkaufen, sondern selbst essen.

Die von uns verspeisten Würstchen haben wir natürlich nicht bezahlt.

Ein anderer Vorfall, der mich heute noch betrübt, war Folgender: Ich stand hinter der Theke und es waren nur wenige Gäste im Lokal. Einer von ihnen ging zur Toilette. Auf einmal höre ich hinten von der Bar ein Geräusch und ich sah einen jungen Mann, etwa fünfundzwanzig Jahre alt, der in Uschis Handtasche kramte. Ich sprang über die Theke und verpasste ihm links und rechts eine Ohrfeige. Doch der Junge war kräftig und es entwickelte sich eine Schlägerei. Dabei wurde es so laut, dass Manni es oben hörte und herunterkam, um nachzusehen, was los war. Der Bursche war schlau. Er schmiss sich auf den Boden und blieb dort liegen. Mittlerweile hatte einer der Gäste die Polizei gerufen. Dann kam auch Uschi von oben. Als sie hörte, dass der Mann an ihrer Handtasche gewesen war, griff sie sich den Totschläger, der in einer Schublade deponiert war, und schlug damit auf dem am Boden Liegenden ein. Ich musste zusehen, dass ich wegkam, weil ich ja immer noch auf der Flucht war. Bevor ich verschwand, nahm ich Uschi den Totschläger weg und legte ihn in die Schublade zurück. Manni stand dabei und sagte nichts.

Ich hatte mittlerweile ein Verhältnis mit Uschi angefangen. Deswegen mischte sich auch niemand ein, wenn ich ihr etwas sagte oder ihr die Leviten las.

Uschi holte sich den Totschläger wieder aus der Schublade, schlug wie von Sinnen auf den Mann am Boden ein und richtete ihn übel zu. Ich sah später die Fotos. Das Traurige an der Geschichte war, dass der Mann erst zwei Tage vorher aus der Haft entlassen worden war. Er hatte zwei Jahre wegen Diebstahls abgesessen. Wenn ich das gewusst hätte, wäre der Mann nie der Polizei übergeben worden. Aber auch so hätte man dies verhindern müssen, weil der Dieb von Uschi so sehr mit dem Totschläger misshandelt worden war, dass es auf den Fotos schon nicht mehr anzusehen war. Manfred hätte das alles verhindern können, doch er war unbeteiligt geblieben. Daher gab es einen kleinen Bruch in unserer Freundschaft. Vielleicht lag das aber auch daran, dass es ihn störte, dass ich mit Uschi zusammen war, obwohl sie schon längst kein Paar mehr waren.

Der Mann wurde wegen Diebstahls zu acht Monaten ohne Bewährung verurteilt. Er hatte aus Uschis Handtasche nichts weiter als ein Feuerzeug mitgenommen. Geld hatte er nicht finden können. Was für ein trauriges Schicksal: Er war gerade zwei Tage aus dem Gefängnis, bekam dann die fürchterlichen Schläge mit dem Totschläger, woraufhin er mit Blessuren im Krankenhaus lag, und schließlich acht Monate Gefängnis – wegen nichts! Der Mann war bedient für alle Zeiten, zumindest wäre es mir in seinem Falle so ergangen. Traurig, äußerst traurig.

Wie bereits erwähnt, war ich in dieser Zeit mit Marion liiert. Weil Marions Vater Polizist war und mich nicht mochte, gingen wir zu einer von Marions Freundinnen, die ebenfalls Marion hieß. Mit der hatte ich einmal Sex, während die Mutter total betrunken neben uns lag. Diese hätte das auch nie wissen dürfen. Die Mutter war sehr nett, sie hieß Anna und hatte ein riesengroßes Herz. Wenn sie noch einen Heiermann hatte und man hatte kein Geld mehr, bekam man 2,50 DM, allerdings auch nur, wenn sie einen mochte. Und mich mochte sie sehr.

Anna hatte schon zwei Ehemänner unter die Erde gebracht, zwei Steiger, und bezog eine stattliche Rente. Sie hatte sieben Kinder zu versorgen und einen Mann, mit dem sie zusammenlebte. Dieser leistete seinen finanziellen Beitrag und doch war nie Geld im Haus, ab Mitte des Monats wurde es fast immer knapp.

Ich hatte bei Anna einen geklauten VW stehen, den ich mehr als sechs Monate fuhr. Wenn ich mit diesem unterwegs war, brachte ich Anna meistens etwas mit. Einmal brach ich in einem Konsum ein, wo ich zunächst nach Geld suchte. Ich hatte eine gute Nase und meistens fand ich auch, wonach ich suchte. Hier war jedoch kein Geld zu finden. Also packte ich jede Menge Lebensmittel ein. Ich nahm alles: Eier, Brot, Käse, Kaffee für mich und für Anna, und da Annas Kinder gern Obst aßen – ich selbst übrigens auch – nahm ich noch Äpfel, Apfelsinen, Bananen und anderes Obst mit, und siehe da, unter den Apfelsinen versteckt fand ich die Tageseinnahmen in einer Papiertüte. Ich muss dazu sagen, dass solche Verstecke die besten sind. Einmal fand ich Geld im Gemüsefach eines Kühlschranks, ein anderes Mal war ein kleiner Tresor als Salatkopf getarnt und lag zwischen anderen Salatköpfen und Wirsing im Gemüsefach – es gab nichts, was es nicht gab. Auf jeden Fall waren diese Verstecke besser als kleine Schrank- oder Wandtresore. Das nur nebenbei.

Natürlich nahm ich auch Alkoholisches und Zigaretten mit. Diese Dinge verbrauchten wir in unserer Gaststätte. Bei Anna wurde immer nur Bier getrunken. Ich vertrug nicht viel, obwohl ich reichlich becherte. Wenn ich zu Anna ging, nahm ich mindestens einen Kasten Bier mit und ein paar kleine Schachteln Underberg.

Anna hatte einen kleinen Pudel, einen „Fotzenlecker“ vom Allerfeinsten. Anna stritt es immer ab, doch eine merkwürdige Situation brachte mich dazu, so etwas zu vermuten. Überhaupt erlebte ich mit Anna viele komische Situationen, dass ich vor Lachen fast gestorben wäre.

Eines Sonntags gingen Marion und ich zu Anna. Wir nahmen die üblichen Getränke mit. Anna sagte dann, wie immer, aber wirklich wie immer: „Nein, letztes Mal war es zu viel! Nun gut, eine Flasche werden wir miteinander trinken, aber zuerst einen Underberg.“ Und dann ging es los. Es waren auch immer jede Menge Leute bei Anna, die sich gern zum Mittrinken einladen ließen. Ich hatte an diesem Tage Marion gut befingert und ihr einige Höhepunkte beschert. Meine Finger rochen dementsprechend. Auf einmal hieß es nur noch: „Hinsetzen, Bonanza kommt!“ Wir setzten uns alle auf die Couch und schauen Bonanza. Auf einmal fing das Bild an zu flackern. Anna schrie: „Halt die Antenne ruhig, sonst gibt’s was zwischen die Ohren.“ Es war so, dass die Antenne auf dem Dach kaputt war und bei Filmen, die Anna interessierten, eines der Kinder raus musste, um die Antenne auf einer bestimmten Höhe zu halten, damit das Bild nicht lief.

Ich war total verdattert und fragte: „Warum kaufst du dir kein vernünftiges Fernsehgerät?“

„Wieso?“, fragte Anna. „Das Gerät ist doch gut.“

Bonanza war zu Ende und das Fernsehgerät wurde ausgeschaltet.

Anna holte ein Radio, doch es spielte nicht. Wir reichten es von einem zum anderen. Jeder fummelte daran herum, aber nichts passierte. In der Zwischenzeit war auch der Pudel wieder da, er war zwischenzeitlich mit Annas Lebensgefährten Gassi gegangen. Wir machten unsere Witze über das Radio und Anna wurde sauer. Sie nahm das Radio an sich und warf es in Ecke des Zimmers. Und was passierte? Es fing tatsächlich an zu spielen! Ich musste so lachen, dass ich von der Couch fiel und nicht mehr aufstehen konnte. Ich wäre vor Lachen fast erstickt. Zum Glück kamen mir die beiden Marions zu Hilfe und klopften mir auf den Rücken. Langsam bekam ich wieder Luft.

Doch mir blieb nicht viel Zeit, mich zu erholen, denn nun kam der Pudel und schnüffelte an mir herum. Als er meine Hand erreichte, war es um ihn geschehen. Er leckte und schleckte erst meine Finger und dann die ganze Hand ab. Egal wohin ich die Hand auch hielt, er ließ keine Ruhe und gebärdete sich wie verrückt. Und wieder musste ich so lachen, dass mir bald der Kopf platzte. Niemand kannte den Grund für meinen Lachanfall. Beim Radio war es noch allen klar gewesen, aber jetzt ...

Ich weihte nur Marion ein, die ganz verlegen wurde. Dann verriet ich auch Anna, warum ich so hatte lachen müssen. Doch sie stritt ab, dass ihr Pudel auf diesen Geruch scharf war. Ein anderes Mal, als sie etwas stärker alkoholisiert war, deutete sie allerdings etwas in der Richtung an, nein, sie gab es zu.

Das schärfste Ding passierte etwa vierzehn Tage später, ebenfalls bei Anna. Wir saßen wieder alle auf ihrer Couch oder im Sessel und tranken. Ich frage Anna: „Wo ist denn dein Lebensabschnittspartner?“

Sie deutete gegenüber auf die Tür, hinter der sich, wie ich wusste, ihr Schlafzimmer befand. „Der pennt bestimmt noch. Wir haben gestern einen über den Durst getrunken.“ Sie stand auf, ging zur Tür und öffnete diese. Direkt hinter der Tür stand ihr Lebensabschnittspartner in einem kurzen Unterhemdchen, unter dem sein dicker Bauch und ein kleiner Pipimann hervorlugten. Pipimann deswegen, weil mir das Geschlechtsteil so vorkam wie bei einem Jungen von acht bis zehn Jahren. Er sah uns, merkte, dass wir von dem Anblick alle wie erstarrt waren, wusste, dass gleich das große Gelächter losgehen würde, und ließ erkennen, dass er sich am liebsten ganz schnell verstecken würde. Anstatt die Tür zu schließen, drehte er sich um und steckte seinen Kopf unter die Bettdecke. Nun präsentierte er uns sein imposantes Hinterteil mit diesem kleinen Beutelchen und dem Zipfelchen. Und wieder fiel ich vor Lachen von der Couch. Ich konnte einfach nicht mehr aufhören zu lachen.

Ich ging dann eine ganze Weile nicht mehr hin, um diesen Mann nicht noch mehr in Verlegenheit zu bringen.

Zwischenzeitlich wohnte ich bei Uschi und fuhr nur noch gelegentlich zu Marion. Ich tätowierte Uschi meine Anfangsbuchstaben auf den Po – auf die eine Pobacke ein großes S und auf die andere ein großes M. Die Tusche hatte ich selbst aus verbrannter Gummisohle und Urin hergestellt. Die Tätowiernadel hatte ich aus drei Nähnadeln gefertigt, in ihrer Mitte befand sich ein Streichholz. Mit Nähgarn hatte ich die Nadeln an dem Streichholz festgebunden. Und es waren dicke, fette Buchstaben, die ich mit dieser Konstruktion zustande brachte!

Von Uschi erhielt ich ein Handgelenkkettchen aus 750er Gold. Als sie es mir schenkte, sagte sie: „Achte gut darauf. Es ist ein Zeichen meiner Liebe.“

Doch ich verlor das Kettchen, und das kam so:

Ich fuhr zwischendurch immer mal wieder zu Marion oder zu Anna, einfach nur, um Spaß zu haben und zu lachen. Eines Abends war es wieder mal sehr lustig und launig gewesen. Ich hatte darüber die Zeit vergessen und dass ich ja eigentlich mit Uschi noch wegwollte. Als mir die Verabredung wieder einfiel, versuchte ich mir ein Taxi zu bestellen, doch es kam keins! Mir wurden Wartezeiten von einer Stunde und mehr vorausgesagt. So ging ich raus und begab mich zur nächsten Kneipe. Diese hatte aber schon geschlossen, obwohl noch Gäste in der Gaststube waren. Die Eingangstür hatte sehr schöne bunte Butzenscheiben und ich zögerte nicht lange, sondern haute die Faust durch die Scheibe, drehte von innen den Schlüssel um, öffne die Tür, betrat die Kneipe, bestellte ein Bier und sagte: „Rufen Sie mir ein Taxi, aber sofort!“

Beim Einschlagen der Scheibe hatte ich mir den Mittelfinger verletzt. Es blutete, als ob ich ein Schwein abgestochen hätte. Weil ich aber ziemlich besäuselt und mit Adrenalin vollgepumpt war, bemerkte ich es gar nicht. Ich fuchtelte weiter mit meiner Hand herum und verteilte auf diese Art mein Blut gleichmäßig in der Gaststätte.

Der Wirt schrie vor lauter Wut: „Du wirst die Scheibe bezahlen!“

Ein anderer rief: „Der sieht aus wie ein Schwuler.“

Ich hatte damals lange, blond gefärbte Haare. Ob diese Tatsache ihn zu der Äußerung verleitet hatte? Dieser Mann bekam als Erster eine aufs Haupt. Danach saß er auf dem Boden und sagte kein Wort mehr. Der Nächste, der sich meldete, weil er meinte, er hätte etwas zu sagen, bekam ein paar Ohrlaschen. Danach war endlich Ruhe.

Als ich mitbekam, dass der Wirt telefonierte, hörte ich so etwas wie: „Randaliert hier ... Gäste geschlagen ... Einrichtung zerstört ...“ Ich nahm die Beine in die Hand und verschwand so schnell, wie ich gekommen war. Ich folgte der Straße und nach einer Weile kam ich zu einem Bahnübergang. Die Schranke war unten. Kurze Zeit später kam ein VW angefahren und hielt vor der Schranke. Ich zögerte nicht lange, lief zu dem Auto, riss die Tür auf, setzte mich auf den Beifahrersitz und befahl: „Fahr mich zu meiner Frau!“ Daraufhin nannte ich ihm die Adresse und ergänzte: „Aber sofort!“

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Litres'teki yayın tarihi:
23 aralık 2023
Hacim:
321 s. 2 illüstrasyon
ISBN:
9783954883417
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