Kitabı oku: «Geschichte von England seit der Thronbesteigung Jakob's des Zweiten. Achter Band: enthaltend Kapitel 15 und 16.», sayfa 14
Tourville versucht eine Landung in England
Während er so mit unwürdiger Standhaftigkeit den höflichen Spott der französischen Aristokratie ertrug und sein Möglichstes that, die Geduld und Artigkeit seines Wohlthäters zu ermüden, indem er beständig wiederholte, daß dies der günstige Augenblick zu einem Einfall in England sei und daß die ganze Insel ihre fremden Befreier mit Sehnsucht erwarte, ereigneten sich Dinge, welche deutlich bewiesen, wie wenig der verbannte Despot den Character seiner Landsleute kannte.
Tourville war nach der Schlacht bei Beachy Head ungehindert im Kanal umher gefahren. Am 21. Juli wurden seine Masten auf den Felsen von Portland gesehen. Am 22. ankerte er im Hafen von Torbay angesichts der nämlichen Höhen, welche nicht viele Monate früher die Flotte Wilhelm’s geschützt hatten. Die französische Flotte, die jetzt eine beträchtliche Anzahl Truppen an Bord hatte, bestand aus hundertelf Segeln. Die Galeeren, welche einen großen Theil dieser Streitmacht bildeten, glichen eher den Schiffen, mit denen Alcibiades und Lysander sich die Herrschaft im ägäischen Meere streitig machten, als denen, welche am Nil und bei Trafalgar kämpften. Die Galeere war sehr lang und sehr schmal, das Verdeck nicht mehr als zwei Fuß über dem Wasserspiegel. Jede Galeere wurde durch funfzig bis sechzig mächtige Ruder in Bewegung gesetzt, an deren jedem fünf bis sechs Sklaven arbeiteten. Die volle Sklavenbemannung eines solchen Fahrzeugs betrug dreihundertsechsunddreißig, die volle Zahl der Offiziere und Matrosen hundertfunfzig Mann. Von den unglücklichen Ruderknechten waren einige Verbrecher, welche verdientermaßen zu einem Leben harter Arbeit und Gefahren verurtheilt worden; einige andere hatten sich weiter nichts zu Schulden kommen lassen, als daß sie beharrlich der hugenottischen Gottesverehrung anhingen; die große Mehrzahl aber waren gekaufte Sklaven, meist Türken und Mohren. Sie brüteten natürlich fortwährend über Plänen, wie sie ihre Tyrannen ermorden und aus der Knechtschaft entspringen könnten, und waren nur durch beständige Züchtigungen und durch häufige Todesstrafen von den qualvollsten Formen in Ordnung zu halten. Ein Engländer, der einmal zufällig unter zwölfhundert dieser unglücklichen und verzweifelten Geschöpfe gerieth, welche auf dem Wege von Marseille waren, um zu Tourville’s Geschwader zu stoßen, hörte wie sie schwuren, daß, wenn sie einem Kriegsschiffe zu nahe kommen sollten, das das St. Georgskreuz trüge, sie nie wieder einen französischen Hafen sehen würden.204
Im mittelländischen Meere waren die Galeeren allgemein in Gebrauch, aber noch nie waren sie auf dem stürmischen Ocean gesehen worden, der unsre Insel umtobt. Ludwig’s Schmeichler sagten, daß das Erscheinen eines solchen Geschwaders im atlantischen Meere eines von den Wundern sei, die seiner Regierung vorbehalten wären, und in Paris wurde zum Gedächtniß dieses kühnen Versuchs im Seekriege eine Denkmünze geprägt.205 Englische Seeleute prophezeiten mit mehr Grund, daß der erste Windstoß diese ganze Schönwetterflotte auf den Grund des Kanals schicken werde. Die Galeere hielt sich in der That, wie die alte Trireme, im allgemeinen dicht am Ufer und wagte sich nur bei ganz ruhigem Wasser und heiterem Himmel in die offene See. Aber die Eigenschaften, welche diese Art Schiffe untauglich zum Kampfe gegen Sturm und Wogen machten, machten sie ganz besonders brauchbar zum Landen von Soldaten. Tourville beschloß zu versuchen, welche Wirkung eine Landung hervorbringen würde. Die englischen Jakobiten, die sich nach Frankreich geflüchtet hatten, glaubten alle zuversichtlich, daß die ganze Bevölkerung der Insel bereit sei, sich einer Invasionsarmee anzuschließen, und er traute ihnen wahrscheinlich zu, daß sie die Stimmung ihrer Landsleute kannten.
Doch es konnte keinen größeren Irrthum geben. Auch soll der französische Admiral der Sage nach schon als er sich noch auf offener See befand, eine Lection bekommen haben, die ihn hätte lehren können, auf die Versicherungen von Verbannten nicht allzu viel zu geben. Er nahm ein Fischerboot weg und befragte den Eigenthümer, einen schlichten Sussexer, über die Gesinnungen der Nation. „Seid Ihr,” sagte er zu ihm, „für König Jakob.” – „Davon verstehe ich nicht viel,” antwortete der Fischer. „Ich habe nichts gegen König Jakob, er ist gewiß ein sehr würdiger Herr. Gott segne ihn!” – „Ein braver Mann!” sagte Tourville. „Ihr werdet also gewiß nichts dagegen einzuwenden haben, bei uns Dienste zu nehmen.” – „Wie?” rief der Gefangene, „mit den Franzosen gegen Engländer sollen wir kämpfen? Euer Ehren möge es mir nicht übel nehmen, aber ich könnte das nicht, und wenn es mich mein Leben kostete.”206 Dieser arme Fischer, mochte er nun eine wirkliche oder fingirte Person sein, sprach die Gesinnung der Nation aus. Die Feuerwarte auf dem Bergrücken, welcher Teignmouth beherrschte, wurde angezündet; der High Tor und Cansland antworteten und bald loderten Feuer auf allen Bergspitzen des Westens. Reitende Boten eilten die ganze Nacht hindurch von einem Vicestatthalter zum andren. Am folgenden Morgen in der Frühe versammelten sich, ohne Anführer und ohne Aufforderung, fünfhundert bewaffnete und berittene Gentlemen und Freisassen auf dem Gipfel des Haldon, und binnen vierundzwanzig Stunden hatte sich ganz Devonshire erhoben. Jede Straße in der Grafschaft von einer Meeresküste zur andren war mit Massen kampffähiger Männer bedeckt, die alle nach der Torbaybucht zogen. Die Besitzer von hundert Schlössern, stolz auf ihre langen Stammbäume und auf ihre alten Wappen, rückten an der Spitze ihrer Vasallen ins Feld: die Drake, die Prideaux und die Rolle, Fowell von Fowelscombe und Fulford von Fulford, Sir Bourchier Wray von Tawstock Park und Sir William Courtenay von Powderham Castle. Briefe von mehreren der Vicestatthalter, welche in dieser angstvollen Woche am thätigsten waren, sind noch vorhanden. Alle diese Briefe rühmen einstimmig den Muth und die Begeisterung des Volks. Aber alle äußern auch einstimmig die schmerzlichste Besorgniß hinsichtlich des Resultats eines Zusammenstoßes zwischen einer ungeübten Miliz und Veteranen, welche unter Turenne und Luxemburg gedient hatten, und alle verlangen den Beistand regulärer Truppen in einer Sprache, die ganz anders klingt als sie die damaligen Landgentlemen über stehende Heere zu führen pflegten, so lange sie das Andringen der Gefahr nicht fühlten.
Teignmouth wird zerstört
Als Tourville sah, daß die ganze Bevölkerung wie ein Mann gegen ihn aufgestanden war, begnügte er sich damit seine Galeeren abzuschicken, um Teignmouth, jetzt ein freundlicher Badeort von zwölfhundert Häusern, damals aber noch ein unbekanntes Dorf von etwa vierzig Hütten, zu zerstören. Die Einwohner waren geflohen. Ihre Häuser wurden angezündet, die ehrwürdige Pfarrkirche geplündert, die Kanzel und der Altar zertrümmert, die Bibeln und Gebetbücher zerrissen und auf den Straßen umhergestreut, alles Vieh geschlachtet und einige kleine Fahrzeuge, welche zum Fischfang oder zum Küstenhandel benutzt wurden, vernichtet. Unterdessen hatten sechzehn- bis siebzehntausend Männer von Devonshire nahe an der Küste ein Lager aufgeschlagen und alle benachbarten Grafschaften hatten sich erhoben. Die Zinngruben von Cornwall hatten eine große Anzahl rauher und kühner Männer, Todfeinde des Papismus, geschickt. Zehntausend von ihnen hatten eben eine Adresse an die Königin unterzeichnet, worin sie versprachen, ihr gegen jeden Feind beizustehen, und sie hielten jetzt ihr Wort.207 In der That, die ganze Nation war in Aufruhr. Zweiundzwanzig Reitertrupps aus Suffolk, Essex, Hertfordshire und Buckinghamshire passirten bei Hounslow vor Marien Revue und wurden von Marlborough wegen ihres kriegerischen Aussehens belobt. Die Milizen von Kent und Surrey campirten auf Blackheath.208 Van Citters berichtete an die Generalstaaten, daß ganz England sich zu Fuß und zu Roß bewaffnet erhoben habe, daß der unglückliche Ausgang der Schlacht von Beachy Head das Volk keineswegs entmuthigt, sondern noch mehr erbittert habe und daß jede Compagnie Soldaten, der er auf der Straße begegnet, wie aus einem Munde gerufen habe: „Gott segne König Wilhelm und Königin Marie.”209
Charles Granville, Lord Lansdowne, der älteste Sohn des Earl von Bath, kam mit einigen Truppen der Garnison von Plymouth an, um das Commando der tumultuarischen Armee, die sich um das Wasserbecken von Torbay versammelt, zu übernehmen. Lansdowne war kein Neuling. Er hatte mehrere beschwerliche Feldzüge gegen den gemeinsamen Feind der Christenheit mitgemacht und war zum Lohn für die Tapferkeit, die er an dem von Filicaja und von Waller besungenen denkwürdigen Tage entfaltet, an welchem die Ungläubigen von den Mauern Wien’s abzogen, zum Grafen des Römischen Reichs creirt worden. Er traf Vorbereitungen zum Gefecht, aber die Franzosen hielten es nicht für gerathen ihn anzugreifen und wünschten sogar sehnlichst wieder abzuziehen. Durch Hindernisse verzögerte sich ihr Weggang. Einmal war der Wind den Segelschiffen ungünstig; ein andermal ging die See zu hoch für die Galeeren. Endlich stach die Flotte in See. Als die Reihe der Schiffe das hohe Vorgebirge umsegelte, welches Torquay beherrscht, ereignete sich ein Vorfall, der, obwohl an sich unbedeutend, die Tausende, welche am Ufer versammelt waren, sehr interessirte. Zwei unglückliche Sklaven machten sich von einem Ruder los und sprangen über Bord. Der eine kam um; der andre aber erreichte, nachdem er über eine Stunde mit den Wellen gekämpft, glücklich den englischen Boden und wurde von der Bevölkerung, in deren Augen die Galeerendisciplin etwas Fremdartiges und Widerliches war, herzlich willkommen geheißen. Er war ein Türke und wurde großmüthig in sein Vaterland zurückgeschickt.
Erbitterung der englischen Nation gegen die Franzosen
In der Gazette de Paris erschien eine pomphafte Beschreibung der Expedition. In Wahrheit aber waren Tourville’s Thaten ruhmlos und noch weniger ruhmlos als unpolitisch gewesen. Der Schaden, den er zugefügt, stand in keinem Verhältniß zu dem Hasse, den er erweckt hatte. Bisher hatten die Jakobiten sich bemüht, die Nation zu überreden, daß die Franzosen als Freunde und Befreier kommen, strenge Mannszucht halten, die Tempel und Gebräuche der Landesreligion achten und wieder abziehen würden, sobald der holländische Despot vertrieben und die alte Verfassung des Reichs wiederhergestellt war. Der kurze Besuch Tourville’s an unsrer Küste hatte bewiesen, wie wenig man von Ludwig’s Soldaten eine solche Mäßigung erwarten durfte. Sie waren nur einige Stunden auf unsrer Insel gewesen und hatten nur wenige Acker Bodenfläche innegehabt. Aber in diesen wenigen Stunden und auf diesem kleinen Raume hatten sie die Verwüstung der Pfalz im Kleinen wiederholt. Das Geschehene wurde dem ganzen Königreiche viel schneller mitgetheilt als es durch Zeitungen und Neuigkeitsbriefe möglich gewesen wäre. Eine Bitte um Unterstützung der Bewohner von Teignmouth wurde in sämmtlichen zehntausend Kirchen des Landes verlesen. Keine Gemeinde konnte ohne schmerzliche Bewegung hören, daß die papistischen Raubhorden die Wohnungen friedlicher und bescheidener Landsleute zerstört, die Altäre des Herrn geschändet, das Evangelium und die Gebetbücher in Stücke zerrissen hatten. Eine Straße, welche von den Beiträgen der Mildthätigen auf der Stelle der von den Eingedrungenen zerstörten Wohnungen erbaut wurde, führt noch heute den Namen der französischen Straße.210
Das Geschrei des Unwillens gegen Diejenigen, von denen man mit gutem Grunde argwöhnte, daß sie den Feind aufgefordert hätten, eine Landung an unseren Küsten zu versuchen, war heftig und allgemein und wurde durch viele Stimmen verstärkt, welche noch kürzlich laut gegen Wilhelm’s Regierung gemurrt hatten. Die Frage hatte aufgehört eine Frage zwischen zwei Dynastien zu sein, und war eine Frage zwischen England und Frankreich geworden. Das nationale Gefühl war so stark, daß Eidverweigerer und Papisten es theilten oder sich wenigstens stellten als theilten sie es. Nicht lange nach der Einäscherung von Teignmouth legte Dryden ein Schauspiel mit einer höchst geistreichen, kunstvollen und beredten Widmung Halifax zu Füßen. Der Dichter gratulirte seinem Gönner, daß er sich aus den Stürmen des öffentlichen Lebens in einen ruhigen Hafen zurückgezogen, und pries in kräftiger und schöner Sprache das Glück des Staatsmannes, der das geräuschvolle Treiben des Staatsdienstes und den Ruhm der Rednerbühne mit philosophischen Studien und häuslichen Genüssen vertauschte. England dürfe sich nicht darüber beklagen, daß ihm Dienste entzogen würden, auf die es ein Recht habe. Selbst die strenge Zucht des alten Rom habe einem Soldaten gestattet, nach einer Reihe von Feldzügen um seine Entlassung zu bitten, und Halifax habe gewiß genug für sein Vaterland gethan, um das nämliche Recht beanspruchen zu dürfen. Aber der Dichter setzte hinzu, daß es einen Fall gegeben habe, in welchem der römische Veteran selbst nach seiner Entlassung seinen Schild und sein Pilum wieder ergreifen mußte, und dieser eine Fall war eine Invasion der Gallier. Daß ein Schriftsteller, der Jakob’s Gunst durch Apostasie erkauft hatte, der von Wilhelm’s Hofe verstoßen worden war, der ein größeres Interesse an der Restauration des exilirten Königshauses hatte als irgend ein andrer berufsmäßiger Schriftsteller, eine solche Sprache führte, ob aufrichtig oder unaufrichtig, ist gleich, dies ist ein Factum, welches uns überzeugen muß, daß der Entschluß, sich nie durch Fremdlinge unterjochen zu lassen, im Herzen des Volks feststand.211
Die jakobitische Presse
Es gab zwar eine jakobitische Literatur, in der keine Spur von diesem patriotischen Geiste zu entdecken ist, eine Literatur, deren Ueberreste beweisen, daß es Engländer gab, welche sehr geneigt waren, die englische Flagge entehrt, den englischen Boden in fremder Gewalt, die englische Hauptstadt geplündert und die englische Krone auf dem Haupte eines Vasallen Ludwig’s zu sehen, wenn sie sich nur an ihren Feinden und speciell an Wilhelm rächen konnten, den sie mit einer zum Theil furchtbaren, zum Theil lächerlichen Erbitterung haßten. Aber diese Literatur war durchaus ein Werk der Finsterniß. Das Gesetz, durch welches das Parlament Jakob’s die Presse der Ueberwachung von Censoren unterworfen hatte, war noch in Kraft, und obgleich die Beamten, denen es oblag, die Uebertretung dieses Gesetzes zu verhüten, nicht allzu streng jede Unregelmäßigkeit von Seiten eines Buchhändlers aufstachen, der die Kunst verstand, einen Händedruck durch eine Guinee zu versüßen, konnten sie doch den offenen Verkauf uncensirter Pamphlets, die voll roher Insulten gegen den Souverain und directer Aufforderungen zur Empörung waren, nicht ruhig mit ansehen. Aber schon seit langer Zeit verbargen die Dachstuben London’s eine Klasse von Buchdruckern, welche unverdrossen und mit einer Vorsicht, wie nur Falschmünzer und Fälscher sie beobachten können, in ihrem Berufe thätig waren. Frauen waren als Wachen ausgestellt, um durch ihr Geschrei Alarm zu geben, sobald ein Beamter sich in der Nähe der Werkstätte zeigte. Die Presse wurde dann sogleich in ein hinter dem Bett angebrachtes Kabinet geschoben, die Lettern wurden in den Ofenkasten geworfen und mit Asche bedeckt, und der Setzer verschwand durch eine Fallthür im Dache und entkam über die Dächer der Nachbarhäuser. In diesen Höhlen wurden hochverrätherische Werke aller Art und von jedem Umfange fabricirt, von Halbpennyblättern mit Knittelversen bis zu dickleibigen Quartanten voll hebräischer Citate. Solche Preßerzeugnisse offen auszulegen war natürlich nicht rathsam, und sie wurden nur durch zuverlässige Agenten ganz im Geheimen verkauft. Einige Flugschriften, von denen man sich eine große Wirkung versprach, wurden auf Kosten reicher Jakobiten in Massen von Exemplaren vertheilt. Eine solche Schrift wurde bald unter eine Thür geschoben, bald unbemerkt auf den Tisch eines Kaffeehauses gelegt. Einmal gingen tausend Exemplare eines gemeinen Pamphlets mit den Briefbeuteln fort, ein andermal sahen die Krämer, wenn sie am frühen Morgen ihre Laden öffneten, ganz Fleetstreet und den Strand mit aufrührerischen Zetteln beschneit.212
Die jakobitische Gebets- und Demüthigungsformel
Von den zahlreichen Schriften, welche auf solchen Schleichwegen unter die Leute gebracht wurden, machte keine größeres Aufsehen als ein kleines Buch, welches eine Gebets- und Demüthigungsformel zum Gebrauche der verfolgten Kirche enthielt. Es unterlag keinem Zweifel, daß eine bedeutende Summe auf dieses Werk verwendet worden war. Zehntausend Exemplare waren durch allerhand Mittel und Wege im ganzen Lande verbreitet worden. Es wurde nie ein lügenhafteres, hämischeres und gottloseres Libell geschrieben. Obgleich die Regierung ihre Feinde bisher mit einer in der Geschichte unsres Landes beispiellosen Milde und Nachsicht behandelt, obgleich seit der Revolution kein Mensch wegen eines politischen Vergehens die Todesstrafe erlitten hatte, schämten sich die Verfasser dieser Liturgie doch nicht, Gott zu bitten, daß er den unersättlichen Blutdurst ihrer Feinde stillen oder, wenn noch mehr von ihnen durch das rothe Meer in das gelobte Land gehen sollten, er sie für die Reise vorbereiten solle.213 Sie beklagten sich, daß die englische Kirche, einst das Schöne in höchster Vollendung, zum Spott und Gelächter, ein Trümmerhaufen, ein Weinberg mit wilden Reben geworden sei; daß ihre Uebungen nicht mehr den Namen des öffentlichen Gottesdienstes verdienten; daß das Brot und der Wein, die sie spende, keine sakramentliche Kraft mehr habe; daß ihre Priester, indem sie dem Usurpator Treue gelobt, den geheiligten Character verloren hätten, den die Ordination ihnen verliehen.214 Jakob wurde profanerweise der Stein genannt, den thörichte Baumeister verworfen hätten, und es wurde die inbrünstige Bitte ausgesprochen, daß die Vorsehung ihn wieder zum Schlußstein machen möge. Die Segnungen, die auf unser Vaterland herabgerufen wurden, waren ganz absonderlicher Art. Es kam etwas darin vor, was große Aehnlichkeit mit der Bitte um eine neue blutige Rundreise hatte: „Gieb dem Könige die Hälse seiner Feinde;” etwas Andres klang ganz wie eine Bitte um eine französische Invasion: „Verschaffe ihnen auswärts Freunde;” und endlich enthielt das Buch ein noch mysteriöseres Gebet, dessen besten Commentar später das Ermordungscomplot lieferte: „Thue etwas Großes für ihn, was wir nicht näher zu bezeichnen wissen.”215
Entrüstung gegen die eidverweigernden Bischöfe
Diese Liturgie wurde geschrieben, verbreitet und soll in einigen Gemeinden jakobitischer Schismatiker verlesen worden sein, bevor Wilhelm nach Irland aufbrach, erregte aber erst dann allgemeine Aufmerksamkeit, als das Erscheinen einer fremden Flotte an unsrer Küste den Nationalgeist aufgerüttelt hatte. Da erhob sich ein Geschrei des Unwillens gegen die Engländer, welche unter dem scheinheiligen Vorwande des Gebets Flüche über England herabzurufen gewagt hatten. Man hatte, nicht ohne einen Anschein von Grund, die abgesetzten Prälaten in Verdacht, denn die Eidverweigerer waren ohne eine einzige Ausnahme eifrige Episkopalen. Ihr Prinzip war, daß in kirchlichen Angelegenheiten von wichtiger Bedeutung ohne die Sanction des Bischofs nichts zweckmäßig gethan werden könne. Konnte man also glauben, daß Jemand, der es mit diesem Grundsatze hielt, ohne die Genehmigung Sancroft’s, den die ganze Partei nicht allein als den wahren Primas von ganz England, sondern auch als einen Heiligen und als einen Bekenner verehrte, eine Liturgie verfassen, drucken, verbreiten und beim öffentlichen Gottesdienste wirklich benutzen würde? Es war bekannt, daß die Prälaten, welche die Eidesleistung verweigert, unlängst zu Lambeth mehrere Berathungen gepflogen hatten. Der Gegenstand dieser Berathungen, sagte man jetzt, sei leicht zu errathen. Die heiligen Väter hätten sich damit beschäftigt, Gebete um die Vernichtung der protestantischen Colonie in Irland, um die Niederlage der englischen Flotte im Kanal und um die baldige Ankunft seiner französischen Armee in Kent zu entwerfen. Die extreme Section der Whigpartei betrieb diese Anschuldigung mit rachsüchtigem Eifer. Das, sagten diese unversöhnlichen Politiker, sei also die Frucht von König Wilhelm’s Nachsicht und Milde. Nie habe er sich vollständiger geirrt, als indem er die Hoffnung genährt, daß die Herzen des Klerus durch Milde und Mäßigung zu gewinnen seien. Er habe es nicht für gut befunden, Männern Glauben zu schenken, welche durch langjährige und bittere Erfahrungen gelernt hätten, daß keine Güte die finstre Grausamkeit einer Priesterschaft besänftigen könne. Er habe gestreichelt und gefüttert, wo er die Wirkung von Ketten und Hunger hätte versuchen sollen. Er habe durch Protegirung seiner schlimmsten Feinde die Zuneigung seiner besten Freunde aufs Spiel gesetzt. Die Bischöfe, die sich öffentlich geweigert, ihn als ihren Souverain anzuerkennen, und welche durch diese Weigerung ihre Würden und Einkünfte verwirkt hätten, lebten noch immer ungestört in Palästen, die von besseren Männern bewohnt sein sollten, und welchen Dank habe er für diese Nachsicht, eine in der Geschichte der Revolutionen beispiellose Nachsicht, geerntet? Keinen andren als den, daß die Männer, die er mit so großer Schonung vor verdienter Strafe geschützt, noch die Frechheit hätten, ihn in ihren Gebeten als einen mit dem Blute Gerechter Befleckten zu bezeichnen; sie bäten Gott um die Kraft, seine blutige Tyrannei standhaft zu ertragen; sie erflehten vom Himmel eine fremde Flotte und Armee, um sie von seinem Joche zu erlösen; ja, sie deuteten sogar einen Wunsch an, der so abscheulich sei, daß sie selbst nicht die Stirn hätten, ihn offen auszusprechen. Ein Schriftsteller drückte in einem Pamphlet, das großes Aufsehen machte, seine Verwunderung aus, daß das Volk, als Tourville siegreich in den Kanal einfuhr, die eidverweigernden Prälaten nicht dewittet216 habe. Bei der damaligen gereizten Stimmung des Volks stand zu befürchten, daß diese Andeutung einen wüthenden Pöbelhaufen nach Lambeth führen würde. In Norwich stand das Volk auch wirklich auf, griff den Palast an, den der Bischof noch bewohnen durfte, und würde ihn zerstört haben, wenn die Milizen nicht zur rechten Zeit eingeschritten wären.217 Die Regierung zog den Verfasser des Werks, das einen so beunruhigenden Landfriedensbruch veranlaßt hatte, gebührenderweise in Criminaluntersuchung.218 Währenddem veröffentlichten die abgesetzten Prälaten eine Vertheidigung ihres Benehmens. In dieser Schrift erklärten sie auf das Feierlichste und im Angesicht Gottes, daß sie keinen Antheil an der neuen Liturgie hatten, daß sie nicht wüßten wer sie verfaßt habe, daß sie dieselbe nie gebraucht, daß sie nie weder in directem noch indirectem Verkehr mit dem französischen Hofe gestanden hätten, daß sie in kein Complot, gegen die bestehende Regierung verwickelt seien und daß sie bereitwillig eher ihr Blut vergießen als England durch einen fremden Fürsten unterjocht sehen würden, der in seinem eignen Lande ihre protestantischen Brüder grausam verfolgt habe. Was den Verfasser anlange, der sie durch ein entsetzliches, nur zu wohl verstandenes Wort der öffentlichen Rache bezeichnet habe, so empföhlen sie ihn der göttlichen Gnade und beteten aus vollem Herzen, daß seine große Sünde ihm vergeben werden möge. Die meisten von Denen, welche diese Schrift unterzeichneten, thaten es ohne Zweifel mit vollkommener Aufrichtigkeit; aber es zeigte sich bald, daß wenigstens einer von ihnen dem Verbrechen des Verraths an seinem Vaterlande das Verbrechen hinzugefügt hatte, seinen Gott zum Zeugen einer Lüge anzurufen.219