Kitabı oku: «Geschichte von England seit der Thronbesteigung Jakob's des Zweiten. Achter Band: enthaltend Kapitel 15 und 16.», sayfa 7
Abschwörungsbill
Sobald die Zahlen verkündet waren, stellten die Whigs im Aerger über ihre Niederlage einen Antrag, der die toryistischen Staatsdiener in nicht geringe Verlegenheit setzte. Der Huldigungseid, sagten die Whigs, sei in viel zu laxen Ausdrücken abgefaßt. Er halte wohl einige wenige ehrenwerthe Jakobiten, die viel zu unbedeutend seien, um schädlich werden zu können, von öffentlichen Aemtern fern, vermöge aber durchaus nicht, die biegsamen und glatten Gewissen schlauer Priester zu binden, die sich zwar stellten, als ob sie die Jesuiten verabscheuten, es aber in der unmoralischen Casuistik, welche den schlimmsten Theil des Jesuitismus bilde, sehr weit gebracht hätten. Einige angesehene Geistliche hätten öffentlich ausgesprochen, andere sogar es zu schreiben gewagt, daß sie Wilhelm in einem ganz andren Sinne Treue geschworen hätten als Jakob. Jakob hätten sie die ganze Treue geschworen, die ein loyaler Unterthan einem rechtmäßigen Souverain schuldet; als sie aber versprochen, Wilhelm zu gehorchen, hätten sie nur gemeint, daß sie, so lange es in seiner Macht liege, sie wegen Rebellirens und Conspirirens gegen ihn aufhängen zu lassen, sich nicht der Gefahr aussetzen würden, gehängt zu werden. Niemand dürfe sich darüber wundern, daß die Vorschriften und das Beispiel der mißvergnügten Geistlichen die mißvergnügten Laien verdorben habe. Wenn Domherren und Rectoren sich nicht schämten zu gestehen, daß sie das Neue Testament mit zweideutigen Gedanken geküßt, dürfe man schwerlich erwarten, daß Advokaten und Steuereinnehmer gewissenhafter sein würden. Die Folge davon sei, daß es in jedem Verwaltungszweige von Verräthern wimmele, daß Männer, die das Brot des Königs äßen, Männer, denen die Eintreibung und Abführung seiner Revenuen, die Verproviantirung seiner Schiffe, die Bekleidung seiner Soldaten, die Ausrüstung seiner Artillerie für den Felddienst anvertraut sei, ihn einen Usurpator zu nennen und auf seinen baldigen Sturz zu trinken pflegten. Könne wohl eine Regierung sicher sein, die von ihren eigenen Dienern gehaßt und betrogen würde? Und sei nicht die englische Regierung Gefahren ausgesetzt, die ernste Besorgnisse erwecken müßten, selbst wenn alle ihre Diener treu wären? Eine angefochtene Thronfolge, Krieg mit Frankreich, Krieg in Schottland, Krieg in Irland, sei dies Alles nicht schon genug, auch ohne Verrath in jedem Arsenale und in jedem Zollhause? Es bedürfe eines Eides, der in zu bestimmte Ausdrücke gefaßt sei, um hinwegerklärt werden zu können, in Ausdrücken, die kein Jakobit nachsprechen könne, ohne sich eines Meineids bewußt zu sein. Wenn auch die Eiferer für das unveräußerliche erbliche Recht im allgemeinen kein Bedenken trügen, Wilhelm Treue zu schwören, so würden sie doch wahrscheinlich nicht Lust haben, Jakob abzuschwören. Auf diese Gründe hin wurde eine Abschwörungsbill von äußerster Strenge im Hause der Gemeinen eingebracht. Es wurde beantragt, zu verordnen, daß Jeder, der ein bürgerliches, militärisches oder geistliches Amt bekleide, bei Strafe der Entlassung den verbannten König feierlich abschwören solle, daß jeder Friedensrichter den Abschwörungseid von jedem Unterthan verlangen könne und daß, wenn derselbe verweigert würde, der Widerspenstige ins Gefängniß geworfen werden und so lange darin bleiben solle, bis sein Starrsinn gebrochen sei.
Die Härte dieser letzten Bestimmung wurde allgemein und mit vollem Rechte getadelt. Jeden unwissenden, dienstfertigen Magistratsbeamten in einen Staatsinquisitor zu verwandeln, darauf zu bestehen, daß ein schlichter Mann, der ruhig und in Frieden lebte, der den Gesetzen gehorchte, der seine Abgaben bezahlte, der nie ein öffentliches Amt bekleidet und keine Aussicht hatte, jemals ein solches zu bekleiden, der sich nie über Probleme der Staatswissenschaft den Kopf zerbrochen hatte, unter eidlicher Bekräftigung eine bestimmte Ansicht über einen Gegenstand abgeben sollte, über den die gelehrtesten Doctoren des Jahrhunderts ganze Bibliotheken polemischer Werke geschrieben hatten, und ihn in einem Kerker verfaulen zu lassen, wenn er sich nicht entschließen konnte zu schwören: dies wäre gewiß der höchste Grad von Tyrannei gewesen. Die Klausel welche von den öffentlichen Beamten verlangte, den entthronten König abzuschwören, war nicht den nämlichen Einwendungen ausgesetzt. Doch auch gegen diese Klausel wurden einige gewichtige Argumente geltend gemacht. Wer, sagte man, einen rechtschaffenen Character und einen gesunden Verstand hat, ist durch den jetzigen Eid hinreichend gebunden. Indem ein solcher Mann dem Könige Wilhelm Treue und Gehorsam schwört, schwört er selbstverständlich König Jakob ab. Es mag allerdings unter den Dienern des Staats und selbst unter den Dienern der Kirche einige geben, die weder Ehrgefühl noch Religion haben und welche bereit sind, für Geld meineidig zu werden. Es mag Andere geben, welche die verderbliche Gewohnheit haben, die heiligsten Pflichten der Moral wegzuphilosophiren, und die der Ueberzeugung sind, daß sie ohne zu sündigen mit einem stillschweigenden Vorbehalt ein Versprechen geben können, das ohne solchen Vorbehalt sündhaft sein würde. Gegen diese beiden Klassen von Jakobiten gewährt der gegenwärtige Eid allerdings keine Sicherheit. Aber wird der neue Test, wird überhaupt irgend ein Test wirksamer sein? Wird Jemand, der kein Gewissen hat, oder Jemand, dessen Gewissen sich durch unmoralische Sophismen beschwichtigen läßt, Bedenken tragen, jedwede Phrase, die man ihm vorsagt, nachzusprechen? Der erstere wird die Heilige Schrift ohne jeden Gewissensscrupel küssen, und die Scrupel des Andren werden sehr leicht zu heben sein. Heute schwört er dem einen Könige mit einem stillschweigenden Vorbehalt Treue, morgen wird er dem andren Könige mit einem stillschweigenden Vorbehalt Treue schwören. Man hoffe nicht, daß der Scharfsinn der Gesetzgeber jemals einen Eid ersinnen wird, den der Scharfsinn der Casuisten nicht zu umgehen wüßte. Welchen Werth hat überhaupt irgend ein Eid in solchen Dingen? Unter den vielen Lehren, welche die Unruhen der vorigen Generation uns hinterlassen haben, ist keine einleuchtender als die, daß keine noch so genau bestimmte Wortformel, kein noch so feierlicher Schwur jemals eine Regierung vom Untergange gerettet hat noch jemals retten wird. Wurde nicht der Feierliche Bund und Covenant unter dem Hurrahgeschrei vieler Tausende, die ihn selbst unterschrieben, vom Henker verbrannt? Wie viele von den Staatsmännern und Kriegern, welche die Hauptrolle bei der Wiedereinsetzung Karl’s II. spielten, hatten ihn nicht zu wiederholten Malen abgeschworen? Ist es sogar nicht wohlbekannt, daß einige von diesen Männern prahlend versicherten, daß sie ihn nie hätten wiedereinsetzen können, wenn sie ihn nicht abgeschworen hätten?
Die Debatten waren heftig und der Ausgang schien kurze Zeit zweifelhaft, denn einige von den im Amte befindlichen Tories hatten keine Lust, ein Votum abzugeben, das ihnen als ein Zeichen von Lauheit in der Sache des Königs, dem sie dienten, ausgelegt werden konnte. Wilhelm erklärte jedoch, daß er nicht wünsche, seinen Unterthanen einen neuen Eid aufzudringen. Einige Worte aus seinem Munde entschieden den Ausgang des Kampfes. Die Bill wurde sechsunddreißig Stunden nachdem sie eingebracht worden, mit hundertzweiundneunzig gegen hundertfünfundsechzig Stimmen verworfen.97
Selbst nach dieser Niederlage kehrten die Whigs hartnäckig zum Angriffe zurück. Da sie in dem einen Hause geschlagen worden waren, erneuerten sie den Kampf in dem andren. Fünf Tage nach Verwerfung der Abschwörungsbill bei den Gemeinen, wurde eine andre, etwas mildere, aber immer noch sehr harte Abschwörungsbill auf den Tisch der Lords gelegt.98 Der nunmehrige Vorschlag ging dahin, daß Niemand in einem der beiden Parlamentshäuser Sitz und Stimme haben noch ein bürgerliches, militärisches oder richterliches Amt bekleiden solle, der nicht die Erklärung abgebe, Wilhelm und Marien gegen Jakob und seine Anhänger beizustehen. Jeder männliche Bewohner des Königreichs, der das sechzehnte Lebensjahr erreicht hatte, sollte bis zu einem bestimmten Tage die nämliche Erklärung abgeben, that er es nicht, so sollte er doppelte Steuern bezahlen und des Wahlrechts verlustig gehen.
An dem zur zweiten Lesung festgesetzten Tage kam der König ins Haus der Peers. Er gab seine formelle Zustimmung zu mehreren Gesetzen, legte seinen Königsmantel ab, ließ sich auf einen für ihn bereit gestellten Sessel nieder und hörte der Debatte mit großer Aufmerksamkeit zu. Zum allgemeinen Erstaunen sprachen zwei Cavaliere, die sich durch ihren Eifer für die Revolution ausgezeichnet hatten, gegen den vorgeschlagenen Huldigungseid. Lord Wharton, ein Puritaner, der für das Lange Parlament gefochten, sagte mit ergötzlicher Naivität, er sei ein sehr alter Mann, habe viel unruhige Zeiten durchlebt, habe seiner Zeit eine große Menge Eide geleistet und fürchte sehr, daß er sie nicht alle gehalten habe. Er bat den Himmel, daß ihm dies nicht als Sünde angerechnet werden möchte, und erklärte, daß er sich nicht dazu verstehen könne, seiner eignen Seele wie den Seelen seiner Nächsten noch mehr Schlingen zu legen. Der Earl von Macclesfield, der Anführer der englischen Freiwilligen, welche Wilhelm von Helvoetluys nach Torbay begleitet hatten, erklärte, daß er sich ganz in dem nämlichen Falle befinde wie Lord Wharton. Marlborough unterstützte die Bill und sagte, er wundre sich, daß Macclesfield, der eine so hervorragende Rolle bei der Revolution gespielt habe, dagegen sei. Gereizt durch die Beschuldigung der Inconsequenz, erwiederte Macclesfield mit rücksichtsloser Heftigkeit: „Der edle Earl übertreibt die Bedeutsamkeit der Rolle, die ich bei der Befreiung unsres Vaterlandes gespielt habe. Ich war allerdings bereit und werde stets bereit sein, zur Vertheidigung der Gesetze und Freiheiten desselben mein Leben zu wagen. Aber es giebt Grenzen, über die ich, selbst um seiner Gesetze und Freiheiten willen, nie hinausgehen könnte. Ich lehnte mich nur gegen einen schlechten König auf: ich kenne Leute, die weit mehr thaten.” Obwohl Marlborough nicht leicht aus der Fassung zu bringen war, die Spitze dieses Sarkasmus mußte er nothwendig fühlen. Wilhelm sah ungehalten aus und die Stimmung des ganzen Hauses war verdüstert. Mit einundfunfzig gegen vierzig Stimmen wurde beschlossen, die Bill an den Ausschuß zu verweisen, und sie kam auch wirklich in den Ausschuß, allein es wurde kein Bericht darüber erstattet. Nach vielen harten Kämpfen zwischen den Whigs unter Leitung Shrewsbury’s und den Tories unter Leitung Caermarthen’s war sie so verstümmelt, daß wenig mehr als der Name von ihr übrig blieb und daß Die, welche sie eingebracht hatten, sie eines weiteren Streites nicht für werth hielten.99
Begnadigungsacte
Die Niederlage der Whigs wurde durch eine Mittheilung von Seiten des Königs vervollständigt. Caermarthen erschien im Hause der Lords mit einem von Wilhelm unterzeichneten Pergament in der Hand. Es war eine Begnadigungsacte für politische Vergehen.
Eine vom Souverain ausgehende Begnadigungsacte und eine von den Ständen des Reichs ausgehende Indemnitätsacte unterscheiden sich in einigen wesentlichen Punkten von einander. Eine Indemnitätsacte geht durch alle Stadien, die andere Gesetze durchlaufen müssen und kann auf diesem Wege von beiden Häusern abgeändert werden. Eine Begnadigungsacte wird mit besonderer Ehrerbietung aufgenommen, wird nur einmal bei den Lords und einmal bei den Gemeinen gelesen und muß entweder ganz verworfen oder so wie sie ist angenommen werden.100 Dem vorigen Parlamente hatte Wilhelm eine solche Acte nicht vorzulegen gewagt. In dem neuen Parlamente aber war er der Majorität gewiß und die Minorität gab keinen Grund zu Besorgnissen. Der Starrsinn, der zwei Sessionen hindurch den Fortschritt der Indemnitätsbill gehemmt hatte, war endlich durch Niederlagen und Demüthigungen gebrochen. Beide Häuser hörten die Lesung der Begnadigungsacte stehend und entblößten Hauptes an und genehmigten sie ohne eine einzige dissentirende Stimme.
Diese Einstimmigkeit würde nicht stattgefunden haben, wären nicht einige große Verbrecher von der Amnestie ausgeschlossen gewesen. Unter diesen standen in erster Reihe die noch lebenden Mitglieder des hohen Gerichtshofes, der Karl I. verurtheilt hatte. Ihnen reihten sich die beiden namenlosen Scharfrichter an, welche mit maskirten Gesichtern auf dem Schaffot vor dem Bankethause ihr Henkeramt verrichtet. Niemand wußte wer und welchen Standes sie waren. Vielleicht lebten sie schon längst nicht mehr. Dennoch hielt man es für nothwendig zu erklären, daß, wenn sie jetzt, nach einem Zeitraum von einundvierzig Jahren entdeckt würden, sie noch immer der Strafe für ihr großes Verbrechen unterliegen sollten. Vielleicht würde es kaum nöthig gewesen sein, diese Männer zu erwähnen, wären nicht durch das kürzliche Erscheinen Ludlow’s in England die Animositäten der vorhergehenden Generation wieder angefacht worden. Außerdem wurden etwa dreißig von den Werkzeugen der Tyrannei Jakob’s dem Gesetz überlassen. Mit diesen wenigen Ausnahmen wurden alle bis zu dem Tage, an welchem der Acte die königliche Namensunterschrift beigefügt worden, mit dem Mangel der Vergessenheit bedeckt.101 Selbst diejenigen Verbrecher, welche mit Namen ausgenommen waren, hatten wenig zu fürchten. Viele von ihnen lebten im Auslande, und die in England befindlichen waren überzeugt, daß man sie nicht behelligen würde, wenn sie sich keines neuen Vergehens schuldig machten.
Die Begnadigungsacte verdankte die Nation Wilhelm allein und sie ist einer seiner reinsten und edelsten Ruhmestitel. Vom Beginn der bürgerlichen Unruhen des 17. Jahrhunderts bis zur Revolution war auf jeden von der einen oder der andren Partei gewonnenen Sieg eine blutige Proscription gefolgt. Als die Rundköpfe über die Cavaliere siegten, als die Cavaliere über die Rundköpfe siegten, als die Fabel von der papistischen Verschwörung den Whigs das Uebergewicht gab, als die Entdeckung des Ryehousecomplots das Uebergewicht den Tories zurückgab, war Blut, wieder Blut und immer wieder Blut geflossen. Jeder große Ausbruch und jeder große Umschwung des Volksgeistes war von strengen Maßregeln begleitet gewesen, denen die herrschende Partei seiner Zeit lauten Beifall zollte, welche aber die Geschichte und die Nachwelt bei ruhiger Betrachtung gemißbilligt haben. Kein einsichtsvoller und humaner Mann, welcher politischen Meinung er auch huldigen mag, spricht jetzt ohne Tadel von dem Tode Laud’s oder Vane’s, Stafford’s oder Russell’s. Von den wechselseitigen Schlächtereien ist die letzte und schlimmste die, welche untrennbar mit den Namen Jakob und Jeffreys verbunden ist. Sie würde aber sicherlich nicht die letzte, und vielleicht auch nicht die schlimmste gewesen sein, hätte Wilhelm nicht soviel Tugend und Festigkeit besessen, dem Drängen seiner eifrigsten Anhänger entschieden zu widerstehen. Diese Männer wollten für Alles was sie während sieben unheilvoller Jahre erduldet hatten, furchtbare Wiedervergeltung üben. Das Schaffot Sidney’s, der Galgen Cornish’s, der Scheiterhaufen, auf welchem Elisabeth Gaunt in den Flammen umgekommen war, weil sie einen Flüchtling beherbergt, die Portale der Kirchen von Somersetshire, über denen die Köpfe und Gliedmaßen ermordeter Landleute ausgesteckt waren, die Kielräume der Jamaikaschiffe, aus denen jeden Tag der Leichnam eines vor Durst und verdorbener Luft umgekommenen Gefangenen den Haifischen vorgeworfen worden war: dies Alles war bei der Partei, welche der Revolution auf einige Zeit die Herrschaft im Staate verschafft hatte, noch in frischem Andenken. Einige Oberhäupter dieser Partei hatten ihr Leben durch hohe Lösegelder erkauft; Andere hatten lange in Newgate geschmachtet; noch Andere hatten Winter auf Winter in den Mansarden von Amsterdam gedarbt und gefroren. Es war ganz natürlich, daß sie zur Zeit ihrer Macht und ihres Glücks einen Theil der ertragenen Leiden ihren Feinden zurückzugeben wünschten. Ein ganzes Jahr lang verfolgten sie ihren Racheplan. Es gelang ihnen, eine Indemnitätsbill nach der andren zu Schanden zu machen, und nichts stand zwischen ihnen und ihren Opfern als Wilhelm’s unerschütterlicher Entschluß, daß der Ruhm der großen Befreiung, die er bewerkstelligt, nicht durch Grausamkeiten befleckt werde. Seine Milde war eine nur ihm eigene. Es war nicht die Milde eines damit Prahlenden, oder eines Sentimentalen, oder eines Sanftmüthigen. Sie war kalt, schroff, unbeugsam. Sie brachte keine schönen theatralischen Effecte hervor, sie zog ihm heftige Schmähungen von Seiten Derjenigen zu, deren böswillige Leidenschaften er nicht befriedigen wollte, und trug ihm keinen Dank von Seiten Derer ein, die ihm Vermögen, Freiheit und Leben verdankten. Während die heftigen Whigs über seine Nachsicht spöttelten, machten ihm die Agenten der gestürzten Regierung, sobald sie ihre Stellungen gesichert sahen, anstatt ihre Verpflichtungen gegen ihn anzuerkennen, in beleidigender Sprache Vorwürfe wegen der Milde, die er auf sie ausgedehnt hatte. Seine Begnadigungsacte, sagten sie, habe seine Erklärung vollständig widerlegt. Könne man wohl glauben, daß er, wenn an den Beschuldigungen, die er gegen die vorige Regierung erhoben, etwas Wahres sei, den Schuldigen Straflosigkeit gewährt haben würde? Er selbst gestehe jetzt mit seiner eigenhändigen Unterschrift ein, daß die Geschichten, durch welche er und seine Freunde die Nation getäuscht und die königliche Familie vertrieben hätten, bloße Verleumdungen seien, die er zur Erreichung seines Zweckes ersonnen. Jetzt, nachdem dieser Zweck erreicht sei, würden die Beschuldigungen, durch die er den Volksgeist bis zum Wahnsinn erhitzt habe, kalt zurückgenommen.102 Doch er ließ sich durch nichts von dem Allen irre machen. Er hatte wohl gethan. Er hatte seine Popularität bei Leuten, die seine wärmsten Verehrer gewesen waren, aufs Spiel gesetzt, um Leuten, die seinen Namen nie anders als mit einer Verwünschung nannten, Ruhe und Sicherheit zu verschaffen, und hatte Denen, die er beschützt, keine geringere Wohlthat erwiesen als Denen, die er um ihre Rache gebracht. Die eine Partei hatte er vor einer Proscription, die andre vor einer Reaction bewahrt, die eine solche Proscription unvermeidlich erzeugt haben würde. Schlimm genug für sein Volk, wenn es seine Politik nicht gebührend würdigte. Er hatte seine Pflicht gegen dasselbe erfüllt, und er scheute weder Tadel, noch verlangte er Dank.
Das Parlament prorogirt
Am 20. Mai wurde die Begnadigungsacte angenommen. Der König kündigte hierauf den beiden Häusern an, daß er seine Reise nach Irland nicht länger aufschieben könne, daß er daher beschlossen habe, sie zu prorogiren, und daß, wenn nicht ein unerwartetes Ereigniß ihm ihren Rath und Beistand nöthig machte, er sie bis zum nächsten Winter nicht von ihren Wohnsitzen zurückrufen würde. „Dann,” sagte er, „hoffe ich, so Gott will, auf ein glückliches Wiedersehen.”
Das Parlament hatte eine Acte erlassen, welche bestimmte daß, sobald er England verließe, Marie berechtigt sein sollte, die Regierung des Königreichs in seinem und ihrem Namen zu verwalten. Nichtsdestoweniger aber sollte er während seiner Abwesenheit seine ganze Autorität behalten. Es wurden gegen diese Anordnung einige Einwendungen erhoben. In diesem Falle, sagte man, gebe es also zwei oberste Gewalten im Staate; ein öffentlicher Beamter könne vom König und der Königin einander direct widerstreitende Befehle erhalten und nicht wissen, welchen er nachkommen solle. Der Einwurf war ohne allen Zweifel theoretisch wohl begründet; allein es bestand ein so vollkommenes Vertrauen und eine so innige Zuneigung zwischen dem königlichen Paare, daß ein praktischer Nachtheil nicht zu befürchten war.103
Rüstungen für den ersten Krieg
In Bezug auf Irland waren die Aussichten Wilhelm’s jetzt viel erfreulicher, als sie es einige Monate früher gewesen. Die Thätigkeit, mit der er die Rüstungen für den nächsten Feldzug persönlich betrieben, hatte Außerordentliches bewirkt. Die Nerven der Regierung waren neu gestählt, in jedem Zweige der Militärverwaltung war der Einfluß eines energischen Geistes zu erkennen. Reiche Vorräthe von Lebensmitteln, Bekleidungsstücken und Arzeneien von ganz andrer Qualität als die, welche Shales geliefert hatte, wurden über den St. Georgskanal geschickt. Tausend Bagagewagen waren mit großer Eil angefertigt oder herbeigeschafft worden, und einige Wochen lang war die Straße zwischen London und Chester mit denselben bedeckt. Massen von Rekruten wurden abgesandt, um die Lücken auszufüllen, welche Krankheit in die englischen Reihen geschlagen hatte; frische Regimenter aus Schottland, Cheshire, Lancashire und Cumberland wurden in der Bai von Belfast ausgeschifft, und die Uniformen und Waffen der Neuankommenden verriethen deutlich den mächtigen Einfluß des Auges des Gebieters. Zugleich mit den britischen Bataillonen trafen auch mehrere kühne Schaaren deutscher und skandinavischer Söldlinge ein, und so belief sich vor Ende Mai die in Ulster versammelte englische Streitmacht auf dreißigtausend kampffähige Männer. Eine weitere kleine Anzahl Truppen und eine ungeheuere Masse von Kriegsvorräthen befanden sich an Bord einer Flotte, welche in der Mündung des Dee lag und bereit war die Anker zu lichten, sobald der König sich eingeschifft haben würde.104