Kitabı oku: «Definitheit im Deutschen und im Chinesischen», sayfa 2

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2.1.2 Nicht-referentielle NPn im Deutschen

In diesem Abschnitt werden NPn im Deutschen, die in der Literatur als nicht-referentiell bezeichnet werden, anhand der oben angeführten Kriterien überprüft. Nach näherer Betrachtung ist festzustellen, dass prädikative NPn (in Form von bloßen NPn und NPn mit indefinitem Artikel), inkorporierte Objekte, NPn in Funktionsverbgefügen und in idiomatischen Wendungen sowie die sogenannten schwachen Definita die Haupttypen von nicht-referentiellen NPn im Deutschen darstellen.1

2.1.2.1 Prädikative NPn

Prädikative NPn treten in Kombination mit Kopula- oder kopulaähnlichen Verben auf. Prädikative, die mit Verben wie sein, werden, heißen, bleiben, gelten als usw. zusammen vorkommen, beziehen sich auf die entsprechenden Subjekte und werden als Subjektsprädikative bezeichnet. Demgegenüber beziehen sich Prädikative, die bei Verben des Benennens, Bezeichnens und Einschätzens auftreten (nennen, heißen, schimpfen, taufen; halten, erklären für; bezeichnen, betrachten, einschätzen, bewerten als usw.), auf die jeweiligen Akkusativobjekte und werden Objektsprädikative genannt (Bausewein 1990:250).



Auch NPn nach als oder wie, die nicht valenzabhängig sind und frei hinzutreten, werden in dieser Arbeit als Prädikative angesehen:1


Es ist darauf hinzuweisen, dass nicht alle prädikativen NPn qualitätsbezogen sind, z.B. Eigennamen sowie NPn mit definiten Determinativen:


Sätze wie 15a und b werden oft als äquative Kopulasätze bezeichnet. Äquative Kopulasätze charakterisieren sich dadurch, dass die Subjekt- und die Prädikativ-NP gegenseitig austauschbar sind. Die Funktion solcher Sätze besteht darin, die Referenten der beiden NPn miteinander zu identifizieren (J. Lyons 1977:185).

Wie Prädikative können Appositionen referentiell oder qualitativ sein. Während Appositionen in 16a und b eine Eigenschaft des Bezugsnomens repräsentieren, sind die in 16c und d referenzidentisch mit dem Bezugsnomen.


2.1.2.2 Inkorporierte Objekte

Mit Inkorporation wird ein Wortbildungsprozess bezeichnet, bei dem Akkusativobjekts-NPn oder NPn mit instrumentaler und lokaler Bedeutung zusammen mit dem Verb ein neues Verb bilden (Bausewein 1990:65).1


Bei einer Inkorporation liegt ein Verlust an Referenzfähigkeit gegenüber einer parallelen syntaktischen Struktur vor. Das zeigt sich darin, dass inkorporierte NPn anaphorisch nicht zugänglich sind. Außerdem können sie nicht in den Plural gesetzt werden sowie keine Attribute zu sich nehmen. Inkorporierte NPn verhalten sich mit den entsprechenden Verben in phonologischer und morphologischer Hinsicht wie ein Wort. Sie sind keine Ergänzung mehr, sondern ein Teil des Prädikats.

2.1.2.3 NPn in Funktionsverbgefügen und in idiomatische Wendungen

NPn in Funktionsverbgefügen können Objektfunktion erfüllen oder Teil von PPn sein. Sie werden nicht als selbständiges Satzglied betrachtet, weil sie mit anderen Bestandteilen eine semantische Einheit bilden. Das zeigt sich darin, dass sie in der Regel nicht pronominalisierbar und nicht erfragbar sind, außerdem kann ihr Numerus nicht verändert werden (Bausewein 1990:65).


Eine idiomatische Wendung ist eine feste Verbindung mehrerer Wörter zu einer Einheit, deren Gesamtbedeutung sich nicht oder nur teilweise aus der Bedeutung der einzelnen Komponenten ergibt (Bußmann 2008:277).


2.1.2.4 Schwache Definita1

Es wird zuerst im Englischen beobachtet, dass manche definite NPn zwei Lesarten zulassen, nämlich eine normale und eine „schwache“. Im Gegensatz zu normalen definiten NPn (engl. regular definites) tragen die schwachen Definita (engl. weak definites) keine Existenz- und Einzigkeitspräsupposition, sie verlangen auch keine Referenzidentifikation. Außerdem ist bei ihnen eine semantische Anreicherung zu beobachten (Carlson & Sussman 2005, Bosch 2013:31):


Die NP the building in 20b hat nur eine normale Lesart, und zwar wird mit dieser NP auf ein für den Empfänger identifizierbares Gebäude referiert. Dagegen hat 20a zwei Lesarten: Entweder geht John in ein bestimmtes Kino, oder der Satz ist mit der Annahme angereichert, dass John sich einen Film anschaut.

Das Deutsche erlaubt für definite NPn sowohl normale als auch schwache Lesarten, was sich zuerst bei NPn in PPn beobachten lässt (Bosch 2013). Im Deutschen können Präpositionen und definite Artikel zu einem Portmanteau-Morphem verschmelzen, im geschriebenen Hochdeutsch sind am, beim, im, vom, zum, zur, ins, ans, aufs verfügbar. Die PPn, die von Verschmelzungsformen eingeleitet sind, werden als kontrahierte PPn (im Folgenden abgekürzt als kPP) bezeichnet, während diejenigen, die von vollen Formen eingeleitet sind, reguläre PPn (im Folgenden abgekürzt als rPP) genannt werden. Die Interpretationsmöglichkeiten der definiten NPn in PPn werden von Bosch (2013:15–34) wie folgt zusammengefasst:

Erstens, wenn keine Verschmelzungsform verfügbar ist, sind rPPn ambig zwischen normaler und schwacher Lesart:


Bei 21b ist diese Ambiguität deutlich zu erkennen: Wenn die definite NP dem Fahrrad eine normale Lesart hat, müssen Berta und Inka auf demselben Fahrrad sitzen; wenn sie eine schwache Lesart hat, können sie auf unterschiedlichen Fahrrädern sitzen.

Zweitens, wenn eine Verschmelzungsform vorhanden ist, können rPPn nur eine normale Lesart haben:


Drittens, im Deutschen können kPPn gründsätzlich nur eine schwache Lesart haben.2

NPn mit einer schwachen Lesart werden von Cieschinger (2011:15ff.) als nicht-referentiell angesehen, dafür sprechen folgende Beobachtungen: Schwache Definita kennzeichnen sich dadurch, dass sie keine Diskursreferenten präsupponieren:


Außerdem kann mit schwachen Definita nicht auf einen zuvor explizit eingeführten Diskursreferenten Bezug genommen werden:


Ferner verlangen schwache Definita keine Identifizierbarkeit des Referenzobjekts:


Überdies können schwache Definita nicht anaphorisch aufgenommen werden:


Es ist zu betonen, dass das Demonstrativum der und die NP (zu)m Supermarkt in 26b nicht referenzidentisch sind. Der erste Satz in 26b drückt ein Konzept aus, nämlich „einkaufen gehen“. Die NP (zu)m Supermarkt ist kein selbständiges Satzglied, sondern bildet mit anderen Elementen eine semantische Einheit. Das Demonstrativum der sollte im Rahmen dieses Konzepts interpretiert werden, und zwar wird damit auf einen Supermarkt Bezug genommen, der im gemeinsamen Wissen von Sprecher und Hörer existiert.3 Eine weitere Eigenschaft, die schwache Definita mit anderen nicht-referentiellen NPn teilen, ist, dass sie keine Attribute zu sich nehmen können:


Nach Bosch (2011:34ff.) denotieren schwache definite NPn Eigenschaften oder Typen von (abstrakten) Situationen, in denen die physische Identität des Objekts nicht relevant ist. Diese Situationen abstrahieren von allen Unterschieden der konkreten Objekte und heben nur ihre allgemeinste Eigenschaft heraus, die ihnen allen gemeinsam ist.

2.1.2.5 Exkurs: Negative Pronomen sowie indefinite NPn im Skopus von negativen Quantoren

Negative Pronomen sowie indefinite NPn im Skopus von negativen Quantoren werden in der Literatur (z.B. Du Bois 1980) häufig als nicht-referentiell betrachtet, weil sie nicht anaphorisch aufgenommen werden können:


In dieser Arbeit werde ich solche NPn aber als referentiell werten. In der Prädikatenlogik sind negative Quantoren eine Kombination aus einem Negationsoperator (¬) und einem Existenzquantor (∃). Ein Satz wie 28a lässt sich paraphrasieren in: ‘Es ist nicht der Fall, dass es ein x gibt, für das gilt: x ist ein Student und x raucht‘. Auch negative Pronomen können paraphrasiert werden, 28b z.B. in: ‚Es ist nicht der Fall, dass es ein x gibt, für das gilt: x liebt Maria.‘ Es wird doch ein Referent im Diskursuniversum etabliert und anschließend wird seine Existenz negiert. Nach dieser Auffassung handelt es sich bei negativen Pronomen sowie indefiniten NPn im Skopus von negativen Quantoren eher um nicht-spezifische NPn, weil der Sprecher keinen bestimmten Referenten im Sinn hat.

2.1.3 Nicht-referentielle NPn im Chinesischen

Im Chinesischen sind Personalpronomen, Eigennamen und NPn mit Demonstrativa immer referentiell, während bloße NPn sowie (yi)+Kl+N nicht-referentiell verwendet werden können. Im Folgenden wird versucht, Gebrauchskontexte von nicht-referentiellen NPn zu beschreiben.

2.1.3.1 Prädikative NPn

In der chinesischen Grammatik existiert der Begriff „Prädikativ“ nicht. NPn, die die Funktion des Prädikativs erfüllen, werden als Objekt bezeichnet. Sie treten typischerweise mit folgenden Verben zusammen auf (vgl. Chen 1987):


Im Chinesischen wird die prädikative Funktion meistens durch bloße NPn oder yi+Kl+N ‚ein+Klassifikator+N‘ erfüllt:



Eigennamen oder NPn mit Demonstrativa können auch als Prädikative fungieren, sie sind immer referentiell:



2.1.3.2 Objekt-NPn in zweisilbigen Verb-Objekt-Konstruktionen

Unter zweisilbigen Verb-Objekt-Konstruktionen werden solche Konstruktionen verstanden, die aus einem einsilbigen Verb und einem einsilbigen Objekt bestehen:


Diese Konstruktion charakterisiert sich dadurch, dass das Verb und sein Objekt sowohl direkt nebeneinander als auch getrennt voneinander auftreten können. Deswegen werden sie in der chinesischen Grammatik als liheci (wörtlich ‚trennbare zusammengesetzte Wörter‘) bezeichnet. In der Literatur ist umstritten, ob solche Konstruktionen als Komposita oder als Verbalphrasen behandelt werden sollen. Da ihre Abgrenzung zu Verbalphrasen unscharf ist, lässt sich ihr Bestand nicht genau angeben.1

Verb-Objekt-Konstruktionen können in der Regel durch Aspektartikeln (32), Komplemente (chin. buyu) (33a, b), Attribute (35a, b) oder Num+Kl (36a, b) erweitert werden (Q.-H. Yang et al. 1995), außerdem ist es bei meinen Konstruktionen sogar möglich, die Objekt-NP in eine präverbale Position zu verschieben (34).

Aspektpartikeln drücken Aspekte der Handlung aus, z.B. ob sie vollendet ist (die aktuelle Aspektpartikel le) oder in der Vergangenheit schon einmal stattgefunden hat (die experimentale Aspektpartikel guo) oder andauert (die durative Aspektpartikel zhe):


Mit dem Begriff Komplement (chin. buyu) werden im Chinesischen Prädikatergänzungen gemeint. Sie kennzeichnen bei Verben das Resultat, die Richtung, den Grad etc. einer Handlung. Dazu zählen z.B. das Komplement des Resultats wie wan ‚fertig‘ in 33a und das Komplement der Häufigkeit wie z.B. liang ci in 33b:


Wie bereits erwähnt ist es bei manchen Verb-Objekt-Konstruktionen möglich, die Objekt-NP in eine präverbale Position zu verschieben:


Zudem kann die Objekt-NP in bestimmten Konstruktionen durch NPn oder Adjektive modifiziert werden, z.B. yi ge xiaoshi ‚eine Stunde‘ in 35a, da ‚groß‘ in 35b:



Die Objekt-NPn in 35a und b sind nicht erfragbar, obwohl sie durch Attribute erweitert werden können. Man kann nur nach dem gesamten Sachverhalt fragen, nicht aber nach dem scheinbaren Objekt. Das heißt, dass diese NPn mit dem Verb eine Einheit bilden.

Darüber hinaus gibt es Verb-Objekt-Konstruktionen, die sich durch Num+Kl erweitern lassen:


Wenn das Verb und die Objekt-NP direkt nebeneinander stehen, bilden sie zusammen ein Prädikat und die NP ist nicht referentiell. Wenn sie durch die obengenannten Elemente getrennt werden, ist aber eine referentielle Interpretation möglich. Zum Beispiel scheinen 36a und b dieselbe Struktur zu haben, aber die Objekt-NP in 36b ist erfragbar, die in 36a dagegen nicht, wie Beispiele 37a und b zeigen:



Yi ge in 36a erfüllt genauer gesagt die Funktion, das komplexe Prädikat xi zao ‚baden, duschen‘ zu modifizieren. Das lässt sich auch an der deutschen Übersetzung erkennen: Während yi ge ‚ein+Kl‘ in 36a mit dem Adverb einmal übersetzt wird, ist yi zhang ‚ein+Kl‘ in 36b mit dem indefiniten Artikel ein wiedergegeben.

2.1.3.3 Sonstiges

Genau wie im Deutschen sind NPn in idiomatischen Wendungen (s. Beispiel 204a und b, Seite 158) sowie NPn, die eine Quantitätsbestimmung enthalten (38a und b) im Chinesischen qualitative Ausdrücke:


2.2 Spezifizität

Das Konzept der Spezifizität wird zur Unterscheidung verschiedener Verwendungen oder Lesarten der indefiniten NPn verwendet. In der Literatur wird Spezifizität mit verschiedenen Faktoren in Verbindung gesetzt, z.B. Skopus, Sprecherintention, Diskurskohärenz, Partitivität, Präsuppositionalität, dem Kontrast zwischen schwachen und starken Quantoren, Topikalität oder Diskurseigenschaften wie Topikkontinuität und referentielle Persistenz oder noteworthiness (von Heusinger 2011:996). Von Heusinger (2011) unterscheidet z.B. zwischen 7 Subtypen von Spezifizität, während andere Sprachwissenschaftler nur einige davon unter diesem Begriff subsumieren. Es ist außerdem sehr schwierig, alle Verwendungen auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen. In dieser Arbeit konzentriere ich mich auf zwei Grundtypen von Spezifizität, denen in der linguistischen Literatur am meisten Aufmerksamkeit geschenkt wird, nämlich die skopale und die epistemische Spezifizität.1 Im Folgenden werden die zwei Arten von Spezifizität anhand von Beispielen vorgestellt, zum Schluss wird das ihr zugrunde liegende Konzept erläutert.

Skopale Spezifizität geht auf die formale Logik zurück und betrifft indefinite NPn in opaken Kontexten und indefinite NPn im Skopus von Quantoren (Farkas 2006).2 Indefinite NPn können weiten oder engen Skopus gegenüber einem Operator annehmen und dementsprechend eine spezifische oder eine nicht-spezifische Lesart bekommen.


Im Falle einer spezifischen Interpretation hat die NP a Norwegian in 39 einen weiten Skopus bezüglich des intensionalen Verbs want, und zwar wird sie unabhängig vom Skopus des Verbs interpretiert. Mit dieser NP referiert der Sprecher auf eine bestimmte Norwegerin, deren Identität dem Sprecher möglicherweise bekannt ist (39a). Die NP a Norwegian kann aber auch im Skopus von want interpretiert werden, das heißt, dass sie einen engen Skopus hat und nicht-spezifisch ist. Dabei meint der Sprecher kein bestimmtes Individuum, sondern irgendeinen Referenten, der die Eigenschaft besitzt, die durch die NP ausgedrückt wird (39b). Bei 40 kann die NP a foreign language weiten Skopus über den Allquantor every haben, und zwar sprechen alle Studenten in dieser Klasse dieselbe Fremdsprache (40a). Diese NP kann aber auch engen Skopus haben, dann besteht eine Kovariation zwischen den gesprochenen Fremdsprachen und den Studenten in dieser Klasse (40b). Wenn die NP a misprint in 41 einen weiteren Skopus als die Negation hat, referiert sie auf einen bestimmten Druckfehler (41a), anderenfalls referiert sie auf irgendeine Entität, die die Eigenschaft besitzt, einen Druckfehler zu sein (41b).

Die epistemische Spezifizität betrifft indefinite NPn in Kontexten ohne Operatoren jeglicher Art und hängt mit der referentiellen Intention des Sprechers zusammen. Wenn der Sprecher einen bestimmten Referenten im Sinn hat, ist die NP spezifisch; wenn er auf irgendein Objekt referiert, auf das der deskriptive Gehalt der NP zutrifft, ist die NP nicht-spezifisch.


Im 42a hat der Sprecher einen bestimmten Referenten im Sinn und macht eine Behauptung über den Referenten. Dagegen behauptet der Sprecher in der nicht-spezifischen Lesart lediglich, dass die Menge von Studenten, die geschummelt haben, nicht leer ist.

Farkas (2006:634) verweist darauf, dass der Kontrast spezifisch/nicht-spezifisch auch bei definiten NPn zu beobachten ist:


Obwohl definite NPn überwiegend den weitesten Skopus haben und nicht skopus-sensitiv sind, können sie auch im Skopus eines Operators interpretiert werden und eine nicht-spezifische Lesart bekommen, z.B. 43a. Da befindet sich die NP the girl sitting to his right im Skopus des Operators every und kann nur als skopal nicht-spezifisch interpretiert werden, und zwar variiert der Referent der NP abhängig von dem jeweiligen Studenten. In 43b referiert der Sprecher mit der Subjekt-NP auf keine bestimmte Person, sondern auf irgendeine Person, die die Bedingung „als Letzte den Raum verlassen“ erfüllt. Deswegen ist die NP the last person epistemisch nicht-spezifisch.

Über das Konzept, das allen Subtypen von Spezifizität zugrunde liegt, besteht keine Einigkeit. Yeom (1998) betrachtet zum Beispiel den kognitiven Kontakt mit dem Referenten als Grundbedeutung von Spezifizität. Nach ihm (1998:64ff.) hat der Sprecher ein bestimmtes Individuum im Sinn, wenn er einen kognitiven Kontakt mit ihm hat. Damit wird gemeint, dass der Sprecher persönlich das Individuum kennt (im engeren Sinne) oder dass er weiß, wer es ist (im weiteren Sinne). Der Sprecher muss das Individuum nicht mit Namen identifizieren, sondern nur durch bestimmte Eigenschaften von anderen Individuen unterscheiden. Yeom macht darauf aufmerksam, dass eine spezifische Lesart möglich ist, auch wenn der Sprecher keinen direkten kognitiven Kontakt mit dem Referenten hat:


In diesem Satz hat John mit einer Frau einen kognitiven Kontakt, während der Sprecher nur weiß, dass das Individuum die Eigenschaft hat, eine Frau zu sein und dass John diese Frau gesehen hat. Das heißt, dass es für eine spezifische Interpretation hinreichend ist, wenn der Sprecher in direkter oder indirekter Kommunikation mit jemandem steht, der einen kognitiven Kontakt mit dem Referenten hat. Dagegen plädiert von Heusinger (2011) für den Begriff „referentielle Verankerung“ (engl. referential anchoring), und zwar ist eine spezifische indefinite NP in einem salienten Diskursteilnehmer oder in einem anderen Diskursreferenten referentiell verankert. Nicht nur der Sprecher, sondern auch ein anderer Agent im Kontext kann für die Referenz verantwortlich sein. Nach Farkas (2006) können unterschiedliche Typen von Spezifizität unter dem Begriff „referentielle Stabilität“ (engl. referential stability) subsumiert werden. Das heißt, dass die Referenz einer spezifischen NP festgelegt ist und durch den sprachlichen Kontext nicht verändert werden kann, während die Referenz einer nicht-spezifischen NP abhängig von der sprachlichen Umgebung ist. Außerdem ist zu bemerken, dass Spezifizität und Definitheit von Farkas als zwei voneinander unabhängige Kategorien betrachtet werden. Diese Ansicht wird auch in der vorliegenden Arbeit geteilt.

In manchen Sprachen ist Spezifizität eine grammatische Kategorie, die mit bestimmten Ausdrucksformen gekoppelt ist. Zum Beispiel hat das Marokkanisch-Arabische zwei indefinite Artikel: den spezifischen Indefinitartikel wahed-l und den nicht-spezifischen shi. Im Türkischen werden direkte Objekte, die definit oder indefinit spezifisch sind, mit Akkusativ markiert. (von Heusinger 2011:6f.) Dagegen ist Spezifizität im Deutschen und Chinesischen nicht durch morphologische Mittel kodiert und diese Opposition ist eher ein semantisch-pragmatisches Phänomen, das in der Textanalyse schwer operationalisierbar ist. Trotzdem gibt es sprachliche Indikatoren, die auf eine bestimmte Lesart hindeuten, z.B. der deskriptive Gehalt der NP, Erweiterung durch Relativsätze, Topikalisierung und Linksversetzung, There-Konstruktion, bestimmte Determinative oder Adjektive, Numerale usw. (Fodor & Sag 1982, Haspelmath 1997, Stark 2006, von Heusinger 2011). Zur Verdeutlichung der Lesart werden am häufigsten Determinative oder Adjektive hinzugefügt, zum Beispiel bevorzugen die Adjektive certain und particular im Englischen die spezifische Lesart:


Aber es ist anzumerken, dass a certain nicht immer eine spezifische Lesart impliziert:


In 46 hat z.B. die NP a certain woman einen engen Skopus und muss als nicht-spezifisch interpretiert werden. In diesem Fall verehren alle Engländer verschiedene Frauen. Im Deutschen kann die spezifische Lesart durch Ausdrücke wie ein bestimmter näher spezifiziert werden, die nicht-spezifische dagegen durch irgendein oder ein beliebiger (von Heusinger 2002). Im Chinesischen kann die nicht-spezifische Lesart durch das Hinzufügen von suibian/renyi ‚irgend, beliebig‘ verdeutlicht werden.3 Eine weitere Eigenschaft von nicht-spezifischen NPn, die in der Literatur vielfach beschrieben ist, besteht darin, dass sie nicht mit einem anaphorischen Pronomen wieder aufgenommen werden können, außer wenn das Pronomen in einem modalen Kontext steht (Karttunen 1976:374, von Heusinger 1997:127):


Durch diese Eigenschaft unterscheiden sich die nicht-spezifischen NPn von den nicht-referentiellen, die in allen Kontexten für einen anaphorischen Anschluss nicht zugänglich sind.

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