Kitabı oku: «Definitheit im Deutschen und im Chinesischen», sayfa 3

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2.3 Generizität

Der Begriff Generizität wird in der Literatur häufig nicht explizit definiert, sondern durch Beispiele charakterisiert. Die Subjekt-NPn folgender Sätze werden gewöhnlich als generisch bezeichnet (Gerstner-Link & Krifka 1993):


Allquantifizierte NPn sollten nicht als generisch betrachtet werden, weil sie keine Ausnahme zulassen. Wenn auch nur eine Kartoffel kein Vitamin C enthält, ist 49a immer noch wahr, 49b dagegen falsch.


In Krifka et al. 1995 wird zwischen zwei Phänomen von NPn unterschieden, die als generisch bezeichnet werden, nämlich generische NPn (auch artreferierende NPn) (48a, c-f) und generische Sätze (auch charakterisierende Sätze) (48b). Generische NPn referieren auf Arten und werden den NPn gegenübergestellt, die auf Objekte referieren (objektreferierenden NPn).


Generische Sätze treffen allgemeingültige Aussagen über Entitäten oder Situationen, wobei sich die Generizität aus dem Satz ergibt, nicht aber aus einer NP in ihm. Der Gegensatz von generischen Sätzen sind partikuläre Sätze, die Aussagen über spezielle Ereignisse, über Eigenschaften bestimmter Objekte usw. machen.


Außerdem ist zu bemerken, dass artreferierende NPn in charakterisierenden Sätzen auftreten können, z.B. 50a. Dabei drückt der Satz Regelmäßigkeiten aus, die für eine bestimmte Art gelten. Im Folgenden werden einige Tests vorgestellt, die dazu dienen, artreferierende NPn von objektreferierenden sowie charakterisierende Sätze von partikulären zu unterscheiden.

2.3.1 Generische NPn und generische Sätze
2.3.1.1 Artreferierende NPn

Nach Krifka et al. (1995) charakterisieren sich artenreferierende NPn vor allem durch zwei Eigenschaften: Zum einen sind nur artreferierende NPn mit Klassenprädikaten kompatibel, zu denen folgende Verben oder Verbalkomplexe gehören:


Argument-NPn von Prädikaten in 52a müssen auf Arten referieren, während die von Prädikaten in 52b eine artreferierende Interpretation bevorzugen.


Aus 53 ist ersichtlich, dass NPn mit definitem Artikel im Singular (53a), artikellose NPn im Plural und im Singular (53b und c) mit be extinct kompatibel sind, während NPn mit indefinitem Artikel im Singular nicht akzeptabel (53d) sind, außer wenn sie sich auf eine Unterart beziehen (53e). Außerdem ist darauf hinzuweisen, dass artikellose Plurale ambig sind: Sie können auf Arten referieren, aber die definite Form the lion ist bevorzugt. Oft werden sie als objektreferierend analysiert. Zum anderen müssen artreferierende NPn semantisch mit einer konzeptuell bereits etablierten Gattung verbunden sein, auf die sie referieren:


Dass die NP the green bottle in 54b nur als objektreferierend interpretiert werden kann, lässt sich dadurch erklären, dass es für Cola-Flaschen eine bereits etablierte Gattung gibt, für grüne Flaschen jedoch nicht. Außerdem lässt sich mit diesem Test zeigen, dass artikellose NPn auch eine objektreferierende Lesart haben können, auch wenn sie in charakterisierenden Sätzen stehen. In 53b, c sind sie artreferierend, in 55b, c dagegen objektreferierend:


Zusammenfassend ist festzustellen, dass NPn mit indefinitem Artikel immer auf Objekte referieren, außer wenn sie taxonomisch verwendet werden. Artikellose NPn sind ambig zwischen der generischen und der objektreferierenden Lesart.

2.3.1.2 Charakterisierende Sätze

In Krifka et al. 1995 werden drei Eigenschaften genannt, die charakterisierende Sätze von partikulären abgrenzen. Erstens: Charakterisierende Sätze können mit einem Adverb wie usually oder typically kombiniert werden, ohne dass sich die Bedeutung wesentlich verändert:


Während bei 56b nur eine minimale Bedeutungsveränderung auftritt, wird die Bedeutung von 57a wesentlich verändert: In 57a wird über ein spezielles Ereignis berichtet, dagegen wird in 57b behauptet, dass das Ereignis regelmäßig stattfindet. Deswegen handelt es sich bei 56a um einen charakterisierenden Satz. Es muss jedoch auf die Möglichkeit hingewiesen werden, dass ein Satz zwei Lesarten zulassen kann:


Wenn mit 58a gemeint wird, dass Mary generell für die Post aus der Antarktis zuständig ist, bringt die Hinzufügung des Adverbs nur eine leichte Bedeutungsveränderung mit sich. Aber 58a kann auch bedeuten, dass Mary bestimmte Briefe aus Antarktis erledigt, dann wird die Bedeutung durch das Adverb wesentlich verändert. Im ersten Fall handelt es sich um einen charakterisierenden Satz, im letzten um einen partikulären. Zweitens: Charakterisierende Sätze drücken Regelmäßigkeiten aus und berichten nicht über spezielle Ereignisse. Sie sind typisch statisch, während partikuläre Sätze oft nicht statisch sind.


Drittens, charakterisierende Sätze drücken keine zufälligen, sondern essentiellen Eigenschaften aus.


Im Vergleich zu polyphonic bezeichnet popular eine zufällige, nicht essentielle Eigenschaft des Madrigals. Aber „populär sein“ kann für andere Typen von Objekten essentiell sein, z.B. für Fußballspieler. Dann ist der Satz A football hero is popular. akzeptabel.

In Krifka et al. 1995 werden nur die NPn, die auf Arten oder Unterarten referieren, als generisch betrachtet. NPn mit indefinitem Artikel werden nicht als generisch angesehen, weil sie nur in charakterisierenden Sätzen eine scheinbar generische Interpretation bekommen. Dabei ergibt sich die Generizität nicht aus der NP, sondern aus dem Satz. NPn mit indefinitem Artikel in charakterisierenden Sätzen sind (epistemisch) nicht-spezifisch, weil sie sich auf ein prototypisches Exemplar einer Art referieren. Das heißt, dass der Sprecher keinen bestimmten Referenten im Sinn hat. Diese Ansicht wird auch in der vorliegenden Arbeit geteilt. Im Prinzip können (referentielle) NPn mit indefinitem Artikel in vier Lesarten auftreten, wobei die ersten zwei am häufigsten vorkommen:


2.3.2 Generische NPn im Deutschen und im Chinesischen

Im Deutschen und Chinesischen gibt es kein morphologisch-syntaktisches Element, das ausschließlich Generizität kodiert. Das heißt, dass die Generizität nur eine Lesart von NPn oder Sätzen ist.

Im Deutschen können nur NPn mit definitem Artikel (im Singular und Plural), bloße Plurale und Massennomen auf Arten referieren.


Es ist darauf hinzuweisen, dass bloße Plurale nur mit einigen Artenprädikaten kompatibel sind. NPn mit indefinitem Artikel lassen sich nur dann als artreferierend interpretieren, wenn sie taxonomisch verwendet werden (63a). Außerdem können Nomen mit dem Suffix -art oder -sorte Unterarten bezeichnen (63b).


Auch NPn mit Demonstrativa, die anaphorisch oder deiktisch verwendet werden, können eine taxonomische Lesart aufweisen (Gerstner-Link 1995):


Im Chinesischen haben generische NPn eine einheitliche Form: Nur bloße NPn können auf Arten referieren (außer den taxonomisch verwendeten NPn).1 Zum Beispiel entsprechen 62a, b, c im Chinesischen 65:


NPn, die taxonomisch verwendet werden, treten immer in der Form Num+Kl+N auf, wobei der Klassifikator die Bedeutung ‚Art, Sorte‘ hat, z.B. zhong oder lei. NPn mit Demonstrativa, die anaphorisch oder deiktisch verwendet werden, können im Chinesischen auch eine taxonomische Lesart aufweisen, z.B. bezieht sich die NP zhe zhong konglong auf die vorangehende NP yi zhong konglong:


In der chinesischen Literatur werden NPn der nachstehenden Art auch als generisch bezeichnet. Eine solche Verwendung ist aber nur sehr eingeschränkt zugelassen:



Bei 67 a und b handelt es sich um charakterisierende Sätze. Die unterstrichenen NPn stehen in der Form yi+Kl+N, wobei das Numerale yi nicht akzentuiert werden darf und der Akzent auf das Kernnomen fällt. Nach D.-Q. Liu (2002:419) charakterisiert sich yi+Kl+N mit „generischer“ Lesart durch zwei Eigenschaften: Zum einen kann hinter yi+Kl+N, das am Satzanfang steht, ein Topikmarker wie me, a, ne usw. angefügt werden; zum anderen bleibt die Bedeutung des Satzes unverändert, wenn yi+Kl weggelassen wird. In dieser Arbeit werden NPn wie die in 67a und b nicht als an sich generisch, sondern als nicht-spezifisch betrachtet, weil sie sich auf kein bestimmtes Individuum beziehen, sondern auf ein prototypisches Exemplar einer Art referieren.

2.4 Definitheit

Definitheit ist ein Begriff, der eng mit der Verwendung des Artikels verbunden ist. In Artikelsprachen werden NPn mit definitem oder indefinitem Artikel als prototypische Beispiele für definite und indefinite NPn angesehen. In der Literatur wird bereits viel und kontrovers über Definitheit diskutiert, es herrscht jedoch kein Konsens über eine einheitliche Definition. Der Grund besteht darin, dass die bisherigen Erklärungsversuche unterschiedliche Gebrauchsweisen des definiten Artikels als Ausgangspunkt wählen und versuchen, die damit verbundene Bedeutung auf die anderen Gebrauchsweisen auszudehnen (Hauenschild 1993:988). Die bekanntesten unter ihnen sind die Unikalitäts- (Russell 1905) sowie die Familiaritätstheorie (Christopherson 1939). Während die erstere eine lange Tradition im Bereich der logischen oder formalen Semantik hat, ist die letztere vor allem in der linguistischen Pragmatik und Diskursanalyse von Bedeutung (Lyons 1999:125f.). Die meisten aktuellen Ansätze gehen von einem der beiden Konzepte aus und entwickeln daraus neue Perspektiven. Die folgenden Abschnitte sollen einen kurzen Überblick über ausgewählte Ansätze geben. Bevor darauf näher eingegangen wird, sollen zunächst die Verwendungsweisen des definiten Artikels vorgestellt werden, die die Basis von Definitheitstheorien bilden.

2.4.1 Verwendungsweisen des definiten Artikels

Eine detaillierte Darstellung von Gebrauchstypen des definiten Artikels bietet Hawkins (1978:106–148), der auf der Basis von Christophersen (1939) und Jespersen (1949) sechs grundlegende Verwendungsweisen unterscheidet, nämlich anaphorischer (68a, b), unmittelbar-situativer (69a, b), abstrakt-situativer (70a-c), assoziativ-anaphorischer Gebrauch (71a, b), nicht-familiäre Gebrauchsweisen (72a-d) sowie NPn mit semantisch vereindeutigenden Adjektiven (76a-c). Falls nicht anders vermerkt, stammen alle Beispiele in 2.4.1 aus Hawkins 1978.

Unter anaphorischer Verwendung versteht man, dass eine vorher im Diskurs oder Text genannte Entität durch eine NP mit dem definiten Artikel wieder aufgenommen wird. Die rückverweisende NP kann das gleiche Nomen (68a) oder ein referenzidentisches Nomen wie das Antezedens sein (68b):


In der unmittelbar-situativen Gebrauchsweise ist der Referent der NP direkt in der Kommunikationssituation gegeben, wobei der intendierte Referent für den Hörer sichtbar (69a) oder nicht sichtbar (69b) sein kann:


Im abstrakt-situativen Gebrauch (engl. larger situation uses) ist der intendierte Referent weder in der Äußerungssituation noch im sprachlichen Kontext gegeben, sondern ist allgemein oder zumindest einem bestimmten Personenkreis bekannt. Die Referenz ist durch das allgemeine Weltwissen oder durch das spezifische, von Sprecher und Hörer geteilte Wissen gesichert.


Es ist allgemein bekannt, dass es für die Erde nur einen Mond gibt. Deswegen kann jeder wissen, worauf sich die NP the moon bezieht. Dagegen setzt 70b Wissen voraus, das allen Mitgliedern einer Gemeinschaft zugänglich ist. Zwei Engländer, die sich vorher nie getroffen haben, können von the Prime Minister reden, ohne dass Kommunikationsprobleme auftreten. Bei 70c müssen die Sprechaktteilnehmer ganz spezifisches Wissen teilen, zum Beispiel sitzen sie im selben Büro und wissen genau, dass es da nur einen Drucker gibt.

Nach Hawkins unterscheidet sich die abstrakt-situative Verwendung von der unmittelbar-situativen darin, dass im ersteren Fall immer ein gewisses Wissen über die Existenz von bestimmten Objekten in unterschiedlichen Situationen vorausgesetzt wird, im letzteren Fall dagegen nicht.1 Zum Beispiel wusste der Hörer bei 69b vorher gar nicht, dass es in dieser Situation einen Hund gibt. Erst mit der definiten NP the dog wird er über die Existenz des gefährlichen Hundes informiert.

In der assoziativ-anaphorischen Verwendungsweise steht der intendierte Referent der NP in einem Assoziationsverhältnis zu einer vorausgehenden NP. Zwischen den beiden Ausdrücken liegt häufig eine metonymische Relation vor, wie z.B. Teil-Ganzes, Gegenstand-Material, Ort-Bewohner, Zeit-Ereignis, Gruppe-Mitglied (Winston et al. 1987). Die vorausgehende NP setzt den Rahmen, innerhalb dessen die anaphorische NP interpretiert wird.


Bei 71a ist es einfach, eine assoziative Beziehung zwischen den beiden NPn herzustellen, weil es zum Allgemeinwissen gehört, dass ein Auto einen Auspuff hat. Dagegen sind car und dog in 71b nicht direkt miteinander assoziiert. Die Verwendung des definiten Artikels ist nur dann gelungen, wenn der Hörer weiß, dass es einen Hund gibt, der vorbeifahrende Autos anbellt. Das heißt, dass bei 71b spezifisches, von Sprecher und Hörer geteiltes Wissen erforderlich ist, um eine Assoziation herzustellen.

Laut Hawkins besteht der Unterschied zwischen der assoziativ-anaphorischen und der abstrakt-situativen Verwendung darin, dass Assoziationen im ersteren Fall durch eine NP hervorgerufen werden, im letzteren Fall hingegen durch eine von Sprecher und Hörer geteilte Situation. Bei 70b hängt die Referenz der NP the Prime Minister zum Beispiel davon ab, welche Nationalität die beiden Gesprächsteilnehmer haben bzw. in welchem Staat der Satz geäußert wird. Der Äußerungssituation entsprechend können unterschiedliche Assoziationen geweckt werden.

Unter den nicht-familiären Gebrauchsweisen (unfamiliar uses) werden vier unterschiedliche Verwendungen des definiten Artikels zusammengefasst, die nach Hawkins Gegenbeispiele für Christophersens Familiaritätstheorie darstellen und sich nicht in eine der ersten vier Verwendungsweisen einordnen lassen. Sie sind NPn mit etablierendem Relativsatz (72a), NPn mit genitivischem Attribut (engl. Associative Clauses) (73), NPn mit Komplementsatz (74) sowie NPn mit nominalem Attribut (75).


Der Relativsatz in 72a etabliert einen definiten Referenten für den Hörer, obwohl der Referent vorher nicht erwähnt ist. Etablierende Relativsätze sind vor allem durch drei Eigenschaften gekennzeichnet: Erstens lässt sich 72a in 72b umwandeln, wobei die beiden pragmatisch äquivalent sind. Zweitens verknüpfen etablierende Relativsätze neue, unbekannte Referenten entweder mit Objekten im vorangehenden Diskurs oder mit Sprechaktteilnehmern, oder sie identifizieren Objekte in der unmittelbaren Sprechsituation. In 72a wird der neue Referent z.B. mit einem bereits erwähnten Objekt, nämlich Bill, in Verbindung gesetzt. Drittens, wenn der Relativsatz weggelassen wird, ist die Referenz der NP nicht eindeutig. NPn mit genitivischem Attribut charakterisieren sich dadurch, dass zwischen dem Kopfnomen und dem nominalen Attribut ein Assoziationsverhältnis besteht. Zum Beispiel enthält die NP the beginning of the war in 73 sowohl den Auslöser als auch das Produkt der Assoziation. Für eine erfolgreiche Referenz spielt das Genitivattribut eine entscheidende Rolle, weil es den Rahmen setzt, in dem der Referent der definiten NP identifiziert werden soll. Bei NPn mit Komplementsatz oder mit Apposition erklärt der Komplementsatz oder die Apposition die NP weitgehend und ermöglicht die Identifizierung ihres Referenten.

Zu den semantisch vereindeutigenden Adjektiven (engl. ‚unexplanatory‘ modifiers) gehören zum Beispiel same, identical, next, other, only usw. NPn, die solche Modifikatoren enthalten, müssen als definit markiert werden, obwohl ihre Referenten nicht vorerwähnt sind.


Im Unterschied zu Hawkins vertreten viele Sprachwissenschaftler die Ansicht, dass die letzten zwei Gebrauchsweisen unter den ersten vier subsumiert werden können. Nach Himmelmann (1997:38) stellen NPn mit etablierendem Relativsatz einen Spezialfall des anaphorischen Gebrauchs dar, während die anderen dem abstrakt-situativen Gebrauch zugeordnet werden sollen. Als Begründung wird folgendes angeführt:

Etablierende Relativsätze stellen den Bezug zum Vortext her. Sie geben verankernde Information (vgl. Fox & Thompson 1990), erfüllen also in etwa dieselbe Rolle wie der vorangehende Kontext bei anaphorischem Gebrauch. Die anderen Attribute dagegen vereindeutigen semantisch die Referenz des Nukleus, schaffen also Ausdrücke, die abstrakt-situativ (aufgrund des Sprach- und Weltwissens) als Unika zu interpretieren sind.

Es sind aber auch andere Zuordnungsmöglichkeiten denkbar. Lyons (1999:5) hat die NPn mit etablierendem Relativsatz sowie die mit Genitivattributen dem assoziativ-anaphorischen Gebrauch zugeordnet. Nach ihm setzen Relativsatz und Genitivattribut den Rahmen, in dem die definite NP interpretiert wird. Dagegen werden NPn mit Komplementsatz zu den kataphorischen Verwendungsweisen gezählt, weil sich die NP kataphorisch auf den Komplementsatz bezieht.

Eine weitere Verwendung des definiten Artikels, die von Hawkins nicht behandelt wird, findet sich in verallgemeinernden Aussagen, in denen NPn auf Arten von Gegenständen referieren. Nach Chesterman (1991:53) und Bisle-Müller (1991:71) soll der generische Gebrauch gesondert betrachtet werden. Demgegenüber stellt diese Verwendung für Himmelmann (1997:37) bloß eine Variante des abstrakt-situativen Gebrauchs dar: Der Sprecher geht davon aus, dass der Hörer über Sprachwissen über Arten von Gegenständen verfügt, das als Teil des Weltwissens angesehen werden kann.

Abschließend ist darauf zu verweisen, dass die obengenannten Gebrauchsweisen nicht kategorial verschieden sind. Im Diskurs können mehrere Faktoren gleichzeitig mitwirken, so dass es nicht immer möglich ist, die Gebrauchsweisen klar voneinander abzugrenzen.

2.4.2 Was ist Definitheit?
2.4.2.1 Definitheit als Unikalität/Inklusivität

Die Unikalitätstheorie der Definitheit geht auf Russell (1905) zurück, der die Prädikatenlogik für die Beschreibung der Bedeutung natürlichsprachlicher Ausdrücke benutzt. In seiner Analyse von definiten Kennzeichnungen werden lediglich NPn behandelt, die im Singular stehen und einen definiten Artikel haben. Russell geht davon aus, dass die strikte Verwendung des definiten Artikels Einzigkeit des bezeichneten Gegenstands impliziert, und zwar gibt es genau ein Objekt, das unter die in dem Kopfnomen ausgedrückte Eigenschaft fällt (die Existenz- und die Einzigkeitsbedingung). Nach Russells Theorie besagt ein Satz wie 77 folgendes:


Dagegen zeigt die Verwendung des indefiniten Artikels lediglich an, dass ein Objekt existiert, auf die die Beschreibung der NP zutrifft (nur die Existenzbedingung):


Nach Russell ist das deskriptive Material der definiten Kennzeichnungen allein maßgebend für die Eindeutigkeit der Referenz. Als Beispiel verwendet er ausschließlich definite NPn, deren deskriptiver Gehalt auf ein einziges Objekt zutrifft, wie z.B. the father of Charles II., the king of France, the author of Waverley usw. Die Kontextabhängigkeit natürlicher Sprache wird aus seiner Untersuchung ausgeschlossen.

Ein Hauptproblem der von Russell vertretenen Einzigkeitsbedingung ist, dass sie von sehr begrenzter Reichweite ist.1 Sie ist nämlich nur für solche definite NPn adäquat, die genau ein Objekt bezeichnen, nämlich Unika (Sonne, Mond), funktionale Nomina (Vater, König) sowie NPn mit Attributen, die Einzigkeit implizieren (der schnellste Läufer, der erste Mann auf dem Mond). Für definite NPn mit sortalem oder relationalem Kopf trifft die Einzigkeitsbedingung leider nicht zu (Strawson 1950:178, Keller 1975:50, Hawkins 1978:157, Löbner 1985:292ff., von Heusinger 1997:19)2:


Es ist unwahrscheinlich, dass es in der Welt nur einen Tisch gibt, trotzdem wird hier der definite Artikel verwendet. Es könnte aber sein, dass der Tisch in der aktuellen Gesprächssituation oder im sprachlichen Kontext der einzige ist. Aus diesem Beispiel ist ersichtlich, dass Einzigkeit nicht in einem absoluten Sinne zu verstehen ist, sondern immer abhängig von der Situation. Um den Kern der Einzigkeitsbedingung zu verteidigen, versuchen viele Sprachwissenschaftler, das Diskursuniversum zu beschränken, so dass der deskriptive Gehalt der definiten NP in diesem reduzierten Diskursuniversum nur auf ein Objekt zutrifft (Abbott 2004, von Heusinger 1997). Ein Versuch dieser Art ist die Untersuchung von Hawkins (1978), der behauptet, dass NPn mit definitem Artikel in einer von Sprecher und Hörer geteilten Menge unikal referieren.

Der Begriff der Unikalität wird von Hawkins (1978) bezüglich einer pragmatisch festgelegten Menge von relevanten Objekten relativiert und auf Plural- und Massennomen erweitert. Nach ihm (1978:167) nimmt der Sprecher folgende Handlungen vor, wenn er den definiten Artikel verwendet:

The Speaker:

a. introduces a referent to the hearer;

b. instructs the hearer to locate the referent in some shared set of objects;

c. refers to the totality of the objects or mass within this set which satisfy the referring expression.

Ein „shared set“ ist eine Menge von Objekten, über die der Sprecher und der Hörer gemeinsames Wissen teilen. Dieses gemeinsame Wissen kann a) aus dem vorangegangenen Diskurs, b) aus der unmittelbaren Äußerungssituation, c) aus einer abstrakten, vom Sprecher und Hörer geteilten Situation sowie d) aus einem Assoziationsverhältnis stammen. Mit dem definiten Artikel instruiert der Sprecher den Hörer, zuerst die geteilte Menge zu identifizieren, dann in dieser Menge den intendierten Referenten zu lokalisierten. Auffallend ist, dass der Referent einer indefiniten NP nach ihm unter Umständen auch in einer geteilten Menge lokalisierbar sein kann:

[…] The objects referred to by indefinite descriptions can exist in these shared sets. For example, if someone tells me that a member of parliament has just died or some members of parliament have just died, I could locate these referents in the same larger situation set in which I locate the member of parliament or the Prime Minister. […] (Hawkins 1978:173, Hervorhebungen durch Unterstreichung im Original)

Das heißt, dass allein die Lokalisierbarkeit des Referenten in einer geteilten Menge nicht zwischen definiten und indefiniten NPn unterscheiden kann: Der Referent einer definiten NP muss in einer geteilten Menge lokalisierbar sein, dagegen muss es der Referent einer indefiniten NP nicht, kann es aber. Der entscheidende Faktor ist nämlich Inklusivität (1978:161), und zwar referiert eine NP mit definitem Artikel auf alle Objekte innerhalb der geteilten Menge, die unter die Beschreibung fallen. Dagegen referiert eine NP mit indefinitem Artikel nur auf eine Teilmenge der Objekte, auf die der deskriptive Gehalt der NP zutrifft, wobei andere potentielle Referenten innerhalb der geteilten Menge ausgeschlossen werden (engl. exclude). Mit dem Begriff der Inklusivität werden nicht nur singularische NPn, sondern auch Plural- sowie Massen-NPn erfasst: Wenn die definite NP im Singular steht, bedeutet Inklusivität nichts anderes als Unikalität, und zwar gibt es in der Menge genau ein Objekt, das unter die Beschreibung fällt. Falls die definite NP im Plural steht, dann wird auf alle Objekte innerhalb der Menge referiert, auf die der deskriptive Gehalt der NP zutrifft, z.B.


In 80a referiert der Sprecher auf den einzigen Auspuff des vorher erwähnten Autos. Dagegen fordert der Sprecher mit 80b und c auf, alle sechs ‚wickets‘ zu bringen bzw. den ganzen Sand wegzuräumen.

Der semantische Kontrast Inklusivität/Exklusivität zwischen NPn mit definitem und indefinitem Artikel wird von Hawkins auf definite und indefinite NPn verallgemeinert. Aber dann entsteht ein Problem, und zwar gilt Inklusivität nicht für NPn mit Demonstrativa. Wenn Demonstrativa nicht akzentuiert sind, verhalten sie sich im Englischen hinsichtlich Inklusivität neutral, wenn sie den Akzent tragen, müssen sie aber exklusiv referieren. Zum Beispiel wird this in THIS dog can ride a bike. verwendet, um diesen Hund von den anderen abzugrenzen. Das heißt, dass NPn mit Demonstrativa mehr Gemeinsamkeiten mit indefiniten NPn aufweisen (Ch. Lyons 1980, 2014:93).

Obwohl die Einzigkeitsbedingung vielseitig modifiziert und erweitert wird, wird in der Literatur immer auf Fälle hingewiesen, die mit Unikalität/Inklusivität nicht erklärt werden können. In solchen Fällen sind mehrere Objekte vorhanden, die unter die Beschreibung der definiten NP fallen, trotzdem wird der definite Artikel verwendet.

Abbott (2001, 2006) fasst Beispiele zusammen, in denen die definiten NPn keine Einzigkeitspräsupposition zu tragen scheinen:


In 81 wird der definite Artikel im Singular verwendet, obwohl mehrere Busse nach Phoenix fahren und ein Hotel beliebig viele Fahrstühle haben kann. Das wird von Abbott (2001) als eine Art von Konventionalisierung erklärt: Als die unterstrichenen NPn (von ihr als traditionally unique items bezeichnet) zum ersten Mal in der oben dargestellten Verwendungsweise aufkamen, hatte zum Beispiel jedes Hotel nur einen Fahrstuhl oder zumindest einen, der für bestimmte Gruppen von Menschen salient war. Bei 82 handelt es sich um einen ähnlichen Fall: Obwohl es typisch mehrere konkurrierende Referenten vorhanden sind, die gleich salient sind, wird hier der definite Artikel verwendet. Nach Abbott liegt es vermutlich darin, dass all diesen NPn einen Ort bezeichnen. Wenn hier statt des definiten Artikels der indefinite eingesetzt wird, liegt zu viel Betonung auf den Ort, so dass der Eindruck entsteht, dass der Ort momentan im Fokus wäre. Bei Verwendungen wie 83 handelt es sich um dialektale Variationen. Während 83 im amerikanischen English gut ist, muss der definite Artikel im britischen Englisch weggelassen werden. In Abbott 2006 wird die Behauptung vertreten, dass sich die Beispiele in 81–83 weder mit der Unikalitäts- noch mit der Familiaritätstheorie vereinigen lassen. Aber es ist ihr nicht klar, ob eine neue Theorie für Definitheit entwickelt werden muss oder diese Beispiele lediglich idiomatische Ausnahmen darstellen.

Lewis (1979[2004]:348f.) weist auch auf Fälle hin, in denen die Einzigkeitsbedingung nicht erfüllt wird, selbst wenn das Diskursuniversum beschränkt wird:


Nach Lewis muss das auf das Notwendigste reduzierte Redeuniversum mindestens zwei Individuen enthalten, die die gleiche Eigenschaft besitzen. Aus dieser Überlegung heraus entwickelt er die These, dass das unterscheidende Merkmal zwischen definiten und indefiniten NPn nicht die Einzigkeit ist, sondern die Salienz. Nach ihm kann die definite NP the dog in 84b mit der Paraphrase the most salient dog beschrieben werden, another dog dagegen mit der Paraphrase some less salient dog. Für ihn ist Salienz keine Eigenschaft des Ausdrucks selbst, sondern eine Eigenschaft des Kontexts. Weiterhin bemerkt er, dass die Salienzhierarchie von mehreren Faktoren abhängig ist und sich im Laufe eines Diskurses verändern kann. Dabei spielen die sprachliche Struktur des Diskurses sowie die aktuelle Äußerungssituation eine wichtige Rolle. Aber auf die Frage, wie die Faktoren interagieren, wird nicht eingegangen. Von Lewis wird keine ausformulierte Theorie vorgelegt, sondern eine thesenartige Manifestation dargestellt. Das Konzept der Salienz wird in nachfolgenden Arbeiten, insbesondere durch von Heusinger (1997), aufgegriffen und um neue ergänzt. Aber von Heusinger beschränkt sich explizit auf die Formalisierung des Konzepts und geht auch nicht auf die einzelnen Faktoren ein. Er hat lediglich mit drei Phänomentypen illustriert, dass eine Salienzhierarchie aus unterschiedlichen Parametern besteht und daher eine sehr komplexe Struktur besitzt (von Heusinger 1996:23).

Lyons (1980) führt ähnliche Beispiele wie Lewis an. Der einzige Unterschied besteht darin, dass die konkurrierenden Referenten in Lyons‘ Beispielen nicht explizit genannt werden:


Nach Lyons ist es aus dem Kontext oder durch die Situation klar geworden, welches von mehreren Objekten, auf die der deskriptive Gehalt der definiten NP zutrifft, vom Sprecher gemeint wird. Bei 85a kann man aus dem Verb close erschließen, dass hier die geöffnete Tür gemeint ist; bei 85b sind zwar alle Türe geschlossen, aber die Kleidung sowie die Koffer implizieren, dass der Sprecher ausgehen möchte. Anders als Lewis plädiert Lyons (1980) für den Begriff der Identifizierbarkeit, und zwar ist der intendierte Referent nicht unikal (in einem reduzierten Redeuniversum), sondern nach der Annahme des Sprechers für den Hörer unikal identifizierbar.

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487 s. 430 illüstrasyon
ISBN:
9783823300496
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