Kitabı oku: «Operation Jerusalem», sayfa 3
1.5
David schaute auf sein Smartphone. Die Textnachricht war angekommen.
Wow! Was für eine Entwicklung! Die USA sind bedroht! Doch wie weit wirklich? Werde ich für innenpolitische Gründe benutzt oder ist das uneingeschränkt wahr? Warum haben unsere eigenen Quellen noch nichts gemeldet? Die CIA, Homeland Security, das Pentagon? Irgendwas kann daran nicht stimmen. Muss ich Vater konsultieren? Besser ja, sonst mache ich mich strafbar. Doch ist das auch der richtige Augenblick für die Vision des Staates Israel? Vater hält Ehud Strauss für einen gefährlichen Scharfmacher. Ich brauche einen günstigen Augenblick.
Dabei schaute er auf das Kairos-Steinrelief an der Wand, den altgriechischen Gott für den richtigen Augenblick.
Er ging zum Relief, nahm es von der Wand und drehte es um, um zu verinnerlichen, was dort stand:
Suche stets für Dein Handeln den günstigsten Zeitpunkt einer Entscheidung, dessen ungenutztes Verstreichen nachteilig sein kann. Dein Freund Quarto.
David hatte das Gefühl, seinen Vater sehen zu müssen. Vielleicht war der günstige Augenblick nahe.
Er verließ sein Büro und schlenderte ohne konkretes Ziel durch den Westflügel, die Machtzentrale des Weißen Hauses. Er durchquerte den Kabinettsaal und sah vom Flur aus Journalisten in den Presseraum strömen. David stutzte, eine Pressekonferenz stand heute nicht auf der Agenda. Als Sonderberater sollte er eigentlich über Abweichungen durch das Presseamt informiert sein. David sah die hübscheste und wahrscheinlich auch fähigste Pressesprecherin, die das Weiße Haus jemals vorzuweisen hatte, direkt auf sich zulaufen in Richtung Presseraum. Ihr brauner Pferdeschwanz wippte von einer Seite zur anderen.
„Sally, was ist los, dass ihr den Hühnerhaufen einbestellt habt?“
„Sorry, David, du warst telefonisch nicht erreichbar und deine Tür war verschlossen. Wir haben ein Problem, es geht um deine Mutter. Weißt du, wer der Mann ist, mit dem sie sich bei einem Skiurlaub aufhält?“
„Ich weiß von ein paar Tagen Skifahren in Vail, aber nichts von einem Mann. Das wird natürlich jemand vom Secret Service sein.“
„Hm, schau dir mal das Foto an, was die Washington Post gleich veröffentlichen wird. Der Mann, der die First Lady Marion Summerhill liebevoll auf die Wange küsst, ist …“
„… wow, sicherlich nicht vom Secret Service. Kennt ihr den schon?“
„Das hätte ich gern von dir gewusst, denn jetzt wird mich die Horde da drüben gleich fragen, ob die Ehe des Präsidenten vor dem Aus steht.“
„Und was sagt mein Vater dazu?“
„Nicht erreichbar.“
„Arme Sally, was wirst du denen erzählen?“
„Ein enger Freund der Familie und überhaupt kein Anlass, an der ausgezeichneten Ehe des Präsidentenpaares zu zweifeln.“ Sie zwinkerte ihm zu, eilte in den Presseraum und begrüßte strahlend und empathisch wie immer das Rudel Wölfe.
David dachte an Kairos.
Das ist doch die Gelegenheit, mit Vater ins Gespräch zu kommen. Ich muss ihn finden!
Als David nach leichtem Klopfen die nordöstliche sogenannte geheime Tür des Oval Office öffnete, war ihm klar, dass es wahrscheinlich wie so oft leer sein würde. Wohl auch ein Grund, warum sich Vaters Sekretärin gerade nicht in ihrem anliegenden Büro aufhielt.
Der Raum war leer.
Er schloss die Tür hinter sich und war wie so oft benommen von der Atmosphäre dieses Raumes, der üblicherweise von den Präsidentengattinnen nach ihrem Geschmack eingerichtet wurde.
Seine Mutter hatte das als Geldverschwendung abgetan, und Vater gefiel ohnehin die vorhandene Einrichtung. Es passte zu ihm, dass er überhaupt nicht daran dachte, Gerald Fords berühmte Standuhr – die Tall Case Clock – zu entfernen. Ebenso wenig wie das Porträt von Thomas Jefferson rechts neben ihm an der Wand. Sogar die beiden Sofas und das dunkelrote Gardinenarrangement an der Fensterfront hinter dem Schreibtisch, dem „Resolute Desk“, hatte er behalten.
David schaute über den Boden mit dem Wappen des Präsidenten und über den Schreibtisch hinweg auf die beiden Fahnen der präsidialen Macht und der Nation, weiter auf die Telefonanlage, mit der der wichtigste Mann der Welt sofort mit jedem Punkt der Erde verbunden werden konnte.
Seine Gedanken kreisten in einer Mischung von Ehrfurcht und Neugierde.
Die zarten Farben und Dekorationen täuschen … ich stehe in einer Festung … dem wahrscheinlich sichersten Büro der Welt … schiebe ich nur einen gewichtigen Gegenstand zur Seite, löst das Alarm aus und Security Agents stehen sofort mit einer Waffe im Anschlag hinter mir … unter mir: sieben Stockwerke mit atomsicheren Räumen, der Notfallkommandozentrale, eigener Luft, Strom- und Wasserversorgung … Shopping Mall eingeschlossen … Platz für alle Mitarbeiter des Weißen Hauses … der Rosengarten da draußen und der Jacqueline Kennedy Garden vor dem Ostflügel dürften wohl die weltbeste Tarnung für eine unterirdische Festung sein … über mir eine Absicherung wie auf einem Flugzeugträger einschließlich Kampfdrohnen.
David strich fast zärtlich über das Holz des mit dem Siegel des US-Präsidenten verzierten Schreibtisches, an dem dicht die beiden schlichten Stühle standen, wenn der Präsident diktierte oder das ganz nahe Gespräch suchte.
Fast magisch zog es ihn zu dem schweren Holzstuhl seines Vaters. Vorsichtig schaute David, ob die Türen tatsächlich verschlossen waren. Er setzte sich aufrecht auf den Stuhl, legte die Hände auf den Resolute Desk und blickte über die Sitzgruppe hinweg geradezu auf das Bild von George Washington über dem Kamin, an dem er seinen Vater einmal entdeckt hatte, als er vor seiner ersten Rede vor dem Kongress aus einem ledernen Buch Shakespeare las. Nicht sein Redemanuskript, sondern Shakespeare.
David erinnerte sich.
Vater war aufgestanden und hatte ihn gefragt:
„Was führt dich zu mir?“
„Mr. President, ich wünsche Ihnen alles Glück dieser Welt für diese wichtige Rede. Es wird ein großartiger Auftritt!“
„Ich hoffe, David. Danke, mein Sohn. Du weißt, das Amt habe ich nicht erkämpft, es ist mir praktisch zugefallen. Jetzt muss ich mich wohl oder übel in dieser ungewohnten Rolle ganz neu aufstellen.“
„Was liest du, Dad?“
Sein Vater zitierte aus dem Buch:
„Sein oder Nichtsein; das ist hier die Frage, Hamlet, dritter Akt.“
David wunderte sich nicht mehr.
Das war typisch Vater. Der ewige Sich-infrage-Steller. Und am Ende war er großartig. Aber ich werde es auch sein.
Langsam fühlte David mit beiden Händen unter dem Schreibtisch. Irgendwo musste der Auslöser sein, der diese Falltür aufklappte. Nicht, dass er das beabsichtigte, er wollte nur wissen, wo das verdammte Ding war.
„Üben Sie schon einmal, David?“, fragte der plötzlich eingetretene Stabschef John F. Martin mit leicht spöttischem Blick. David hätte mit einer derartigen Überraschung rechnen müssen. Er errötete, doch seine Verunsicherung wich schnell.
„Da bringen Sie mich auf eine Idee, Sir. Und ich kann Ihnen sagen, es fühlt sich verdammt gut an.“
„Mit dem Gefühl ist es nicht getan, Mr. Next President. Der Weg zu diesem Stuhl ist eine Schlammschlacht, und der Inhaber sitzt auf einem Schleudersitz ohne Fallschirm.“
David erhob sich und gab ihm gewinnend die Hand.
„Danke für die Warnung, John. Der Fallschirm des Präsidenten ist im Weißen Haus ein Stabschef wie Sie. Wo ist eigentlich mein Vater? Er sollte doch hier sein?“
Der Stabschef sah kurz auf den Schreibtisch, ob es irgendetwas gab, was David nichts anging. Aber da war nichts.
„Ich nehme an, er ist oben. Entschuldigen Sie mich, die Arbeit ruft.“
Damit eilte John in sein Office.
Wenige Augenblicke später stand David auf der Suche nach dem günstigen Augenblick vor dem Fahrstuhl. Sein Ziel war im zweiten Stock der Lincoln Sitting Room, in dem sein Vater am liebsten arbeitete.
Die Tür stand offen, der Raum war leer.
David durchquerte den Westflügel und ging zum President’s
Dining-Room.
Keine Spur vom Vater.
Er wird sich hingelegt haben?
David zögerte, bevor er die gegenüberliegende Tür des President’s Bedroom öffnete. Doch er hatte einen triftigen Grund. Er musste die Berichterstattung über seine Mutter klären.
Keine Spur vom Präsidenten. Das Zimmer war eigentlich traditionell für die First Ladies vorgesehen, doch in dieser Präsidentschaft hatte der Präsident das Zimmer für sich ausgewählt. Seine Frau Marion hatte hier nur wenige Male übernachtet.
Er wird das Weiße Haus doch nicht verlassen haben?
David ging zurück zum Fahrstuhl und wollte gerade Tobias Hunter, den persönlichen Sicherheitsbegleiter seines Vaters, anrufen, als er aus dem Lincoln Bedroom ein leises Geräusch hörte. Er öffnete besorgt und behutsam die Tür. Sein Blick ging durch den abgedunkelten Raum – und er erstarrte augenblicklich.
Im berühmten Rosenholzbett unter dem mit einer Goldkrone geschmückten tiefbraunen Baldachin erfasste er trotz der Dunkelheit etwas, das ihn vollkommen aus der Fassung brachte und schockierte.
Das darf nicht wahr sein!
Er musste aufpassen, kein Geräusch zu machen. Leise wieder ’raus – oder? Er überlegte nur wenige Sekunden.
Kairos, das war er, der günstige Augenblick!
Der Präsidentensohn zog behutsam sein Smartphone hervor, stellte geistesgegenwärtig sicher, dass Blitz und Ton deaktiviert waren und fing ein Bild ein, das, wie er hoffte, die amerikanische Politik vollkommen ändern würde.
Seine eigene Zukunft eingeschlossen.
KAPITEL 2
2.1
In einer eleganten Rechtskurve schwebte der Regierungsjet in den Queranflug der Landebahn 32 des Aransas County Airport ein. Jane sah den Wechsel zwischen den Lichtern der Stadt Fulton auf der linken Seite und rechts das tiefschwarze Wasser der Aransas Bay, die durch die vorliegende Inselkette eine natürliche Barriere zum Golf von Mexiko erhielt. Aransas County Airport war nach der fast völligen Zerstörung durch einen Hurrikan mit seinen beiden langen Landebahnen wieder in bestem Zustand. Trotzdem blieb er auch weiterhin ein kleiner Flugplatz, ideal für die Nutzung verschiedener Militärflugzeuge und der Privatjets wohlhabender US-Amerikaner, die, wie der Milliardär Halim Mansur, Luxusimmobilien auf Mustang Island ihr Eigen nannten.
Jane versuchte sich etwas zu entkrampfen. Sie legte die Handrücken auf beide Sitzlehnen und schloss die Augen. Es war nicht Flugangst, sondern die Anspannung dessen, was war und der anstehenden Entscheidung. Robert und sie waren in der schwersten Krise ihrer Ehe. Er litt sichtbar darunter, dass er, der Präsidentenberater, bei seinem Schwiegervater so gut wie gar nicht zum Einsatz kam und vergrub sich in Studien oder entschwand, wie auch jetzt, auf eine Auslandsreise.
In den letzten beiden Jahren hatte er sich gänzlich verändert. Sein Charme und seine Gelassenheit waren dahin und seine unverhohlene Abneigung gegenüber seinem Schwager David, der vom Präsidenten bevorzugt wurde, war inzwischen schon peinlich. Bei gemeinsamen Familientreffen schmollte er oder spielte den Kasper. Zudem kam er mit dem gelebten Judentum in dieser Familie nicht zurecht. Die Umwelt tat sein verändertes Verhalten als Midlife-Crisis ab, denn man kannte Robert durchaus anders.
Bevor er nach Europa abgeflogen war, hatte es eine heftige Auseinandersetzung gegeben. Er hatte sie angebrüllt, was mit ihr los sei, ob sie einen Anderen hätte. Sie würde sich ihm seit Monaten entziehen, sie würden eigentlich nur noch funktionieren. Jane hatte versucht, ihn zu beschwichtigen, aber das brachte ihn nur noch mehr in Wut. An diesem Tag war Robert zum ersten Mal handgreiflich geworden.
Jane hörte, wie die Triebwerke leicht gedrosselt wurden und vernahm das bekannte kleine Ruckeln, als das Fahrwerk ausgefahren wurde.
Sie fasste sich an die linke Schulter und spürte sofort den unverändert heftigen Schmerz. Robert hatte nach dem Ausbruch versucht, sich für den Schlag zu entschuldigen, aber sie hatte ihn nur angewidert angeschaut und kurz gesagt: „Es reicht, mein Lieber. Das war ein Schlag zu viel.“
Den ganzen nächsten Tag hatte sie sich zurückgezogen, und als sich die Haut blau färbte, fotografierte sie das Hämatom.
Vor seinem Abflug gab es ein gemeinsames Frühstück mit den Kindern.
„Mom, hast du geweint?“, hatte ihre achtjährige Tochter Florence gefragt. „Habt ihr euch wieder gestritten?“
Ihr zehnjähriger Bruder William hatte nur den Teller angestarrt. Er hatte den Streit gehört und auch, wie Mom die Holztreppe hoch in ihr Zimmer gelaufen war. William hatte entsetzliche Angst, dass die Eltern sich trennen würden.
„Macht euch keine Sorgen“, hatte Robert erwidert, „Mom und ich haben gerade keine gute Zeit. Aber wir haben uns lieb, und wir haben euch lieb. Ich bin jetzt nur ein paar Tage fort, und ihr beiden fliegt mit Mom zu Onkel Halim an den Strand. Und wenn wir wieder zusammen sind, ist alles wieder gut!“
Das Flugzeug glitt wie auf einer Schiene vollkommen ruhig dem Landepunkt entgegen, um nach wenigen Augenblicken sanft aufzusetzen.
Als der Jet die Landebahn herunterrollte, wusste sie, dass sie mit ihren dreiunddreißig Jahren vor einer Lebensentscheidung stand: Ihre Ehe zu beenden oder die intensive geheime Liebesbeziehung mit Halim Mansur.
Oder beides.
2.2
„Marion, was ist passiert?“, fragte George F. Summerhill.
„George, hast du einen Augenblick? Wir müssen reden.“
Der Präsident zuckte unwillkürlich zusammen. Sollte etwa jemand von gestern etwas mitbekommen haben? Unmöglich! Nur seine Sekretärin wusste, wer zu seinem bilateralen Jour Fix im Weißen Haus gekommen war.
Der Fehltritt mit Anne Brown, der Sprecherin des Repräsentantenhauses, war unverzeihlich. Beide schätzten sich, beide lebten allein in dem Washingtoner Machtzirkus, der keinen Raum für Ehrlichkeit oder gar eine versteckte Zweitbeziehung ließ.
Es war nach dem Essen mit einem sechs Jahre alten toskanischen Rotwein einfach passiert. Da waren zuerst Blicke, dann flüchtige Berührungen. Er konnte noch nicht einmal sagen, wer als erster aufgestanden war, um in das Schlafzimmer zu gehen.
Sie war im Bad, während er sich entkleidete und dabei kurz darüber nachgedacht hatte, was sich hier abspielte. Es war kein politisches Kalkül, überhaupt nicht. Anne war eine bezaubernde, hocherotische Frau. Er begehrte sie einfach in diesem Augenblick. Es war der Wunsch nach Sex. Mehr nicht. Als sie nackt aus dem Bad gekommen war, lag er bereits im Rosenholzbett und fand sie unglaublich attraktiv. Er wusste, dass er kein begnadeter Liebhaber und auch ziemlich aus der Übung war. Sie waren nicht einmal eine halbe Stunde zusammen. Währenddessen hatte er den Eindruck, irgendetwas an der Tür gehört zu haben. Er wollte zu seiner Brille greifen, aber gab mit Anne im Arm auf und verdrängte das Geräusch. Sie versprachen einander sofort danach, dass es nie wieder vorkommen sollte.
„Bilde dir nicht ein“, hatte sie noch im Hinausgehen gesagt, „dass ich dich jetzt politisch schonen werde.“
Er hatte ihre Hand geküsst und sich verabschiedet: „Es wird mir eine Freude sein, Mrs. Sprecherin.“
Danach hatte er ein extrem schlechtes Gewissen und wusste, dass ihm das nie hätte passieren dürfen.
Marion und George hatten schon seit Jahren keinen Sex mehr miteinander. Trotzdem hatten sie einen Status für einen liebevollen und wertschätzenden Umgang gefunden. Jeder lebte sein Leben, nur eben nicht zu eng. Er schätzte sie so ein, dass sie sich im Zweifelsfall bei Bekanntwerden des unverzeihlichen Ereignisses hoffentlich mehr um seine Reputation als Präsident Sorgen machte, als um das Ereignis an sich. Sie ließ in den Medien und den vielfältigen Pflichten keinen Zweifel aufkommen, dass sie sich trotz der räumlichen Abwesenheit als First Lady verstand, aber auch als eine Person mit Recht auf Privatleben, wenngleich das in der Klatsch- und Tratsch-Szene und Washington immer wieder zu Diskussionen führte.
„Es geht um unsere Tochter, Darling. Sie hat mich angerufen und meint, ihre Ehe stände wohl vor dem Aus.“
George fühlte augenblickliche Erleichterung, die aber sofort in echte Sorge wechselte. Jane und seine beiden Enkelkinder waren sein Ein und Alles. Er wusste, dass es seit langer Zeit zwischen Jane und Robert nicht gut lief; ein Grund mehr, warum er ihn vom Oval Office überwiegend fernhielt. Eheprobleme gehörten nicht in die Administration. Abgesehen davon, konnte er mit seinem verbissenen, viel zu ehrgeizigen und intellektuell auch nicht gerade begnadeten Schwiegersohn als Berater ziemlich wenig anfangen. Er hatte ihm den Job nur gegeben, weil Jane ihn so sehr darum gebeten hatte.
„Darling, was ist passiert?“
„Ich kann es nicht genau beurteilen. Die beiden haben sich offensichtlich auseinandergelebt! Es gab wohl auch eine handfeste Auseinandersetzung. Jane wollte aber nicht über Einzelheiten sprechen. Robert ist auf einer Dienstreise, wie du sicher weißt. Sie ist mit den Kindern Richtung Golf in das Resort der Mansurs.“
George wusste sofort, wovon sie sprach.
„Das kann ich bestätigen, Marion. Robert nimmt als Beobachter an einer Nahost-Konferenz in Genf teil, und mein Stabschef hatte mich bereits informiert, dass Jane ein Flugzeug für Aransas braucht. Ich muss sagen, dass ich das Engagement der Mansurs sehr schätze. Hoffentlich kommt Jane dort etwas zur Ruhe. Natürlich habe ich gesehen, dass es ihr schon länger nicht gut geht.“
„Ich weiß nicht, George, ob diese kurze Auszeit reicht. Wir müssen auch an unsere Enkel denken. Ein Ende der Ehe wäre für beide, besonders für Florence, eine Katastrophe. Jane braucht dringend unsere Hilfe. Was denkst du?“
George überlegte kurz, ob er für ein Familientreffen an seinen Wohnsitz nach Savannah fliegen sollte. Aber seit Tagen liefen Nachrichten bei ihm ein, dass sich im Iran etwas zusammenbraute und im Weißen Haus schnelle schwierige Entscheidungen anstehen könnten. Er musste in unmittelbarer Nähe des Lageraumes bleiben.
„Ein gemeinsames Gespräch halte ich für sehr sinnvoll, was immer dabei herauskommt. Hier ist es etwas schwierig, wegzukommen. Ich kämpfe an verschiedenen Schauplätzen, und einer ist eine tickende Zeitbombe. Was hältst du davon, wenn wir uns mit den beiden im Weißen Haus treffen? Ich hätte dich und auch die Kinder wieder einmal vor Ort, und nebenbei machen wir ein schönes Pressefoto von uns allen und von den spielenden Kindern in meinem Arbeitszimmer. Ich kann gute Publicity gebrauchen.“
„Du meinst sicherlich so ganz zufällig unter dem Resolute Desk? Da war doch schon einmal so etwas bei einem deiner Vorgänger“, legte sie lachend nach.
„Du sagst es, und das bringt mich zu dem netten Foto mit dir und deinem Ski-Verehrer. Wer hat das denn geschossen?“
„Seine Frau aus unserer Vierergruppe, Darling. Und sie hat es an einige Freundinnen geschickt. Ich hoffe, du konntest die Wogen glätten!“
„Sally hat das wie immer souverän erledigt. Eine Frage noch, Marion, gibt es bei Jane oder Robert jemand Anderen? Das wäre wichtig für unser Gespräch mit den beiden Kampfhähnen.“
„Ich habe sie das natürlich auch gefragt, und sie hat es klar verneint.“
2.3
Als die Gangway herunterklappte und die First Daughter mit den beiden Kindern und der Jack Russell-Hündin in die Dunkelheit heraustraten, standen die beiden Secret Service Agents vor der Limousine bereit.
„Guten Abend, Mrs. Mayer, hatten Sie einen angenehmen Flug?“
„Guten Abend, danke, er war wundervoll, aber das Schönste ist, dass wir Washington D.C. hinter uns haben. Ich freue mich riesig auf Mustang Island!“
Der Agent öffnete die Türen, und kaum saßen die Kinder im Wagen, vertieften sie sich wieder gemeinsam ihr neuestes Computerspiel.
„Die Fahrt bis Rockport schaffen wir in wenigen Minuten, Ma’am. Dort erwartet uns das Speedboot von Ihren Freunden.“
Bevor er losfuhr, gab er über das Mikrofon auf dem Handgelenk an die beiden Sicherheitsbegleiter im zweiten Fahrzeug durch:
„Alle drei RAINBOWs an Bord!“
Jane konnte sich ein Grinsen über diesen Security-Konvoi nicht verkneifen. Ihr Vater liebte sie eben über alles. Bis hin an den Golf.
Während sie, gefolgt von einem Boot der Security, mit dreißig Knoten durch die Aransas Bay rauschten, versuchte sich Jane vorzustellen, was auf sie zukam.
Halims Frau Cecilia hatte so wenig Ahnung von dem Verhältnis wie ihr Mann Robert. Beide Familien hatten sich in Washington auf einer Gala kennengelernt und danach den Kontakt intensiviert. Robert war von dem Milliardär Halim zutiefst beeindruckt. Seine Großeltern waren irakischer Herkunft und Halim einer der ganz wenigen Muslime, die mit Software ein gigantisches Unternehmen in den USA aufgebaut hatten.
Zwischen Halim und Jane hatte es bereits am ersten Abend gefunkt. Halim war das komplette Gegenteil vom eher unauffälligen Robert, dem ehemaligen angestellten Ingenieur für Sicherheitstechnik. Ein Führertyp, stark, erfolgreich und mit einer großen Ausstrahlung von Verlässlichkeit und Geborgenheit.
Nach der ersten gemeinsamen Nacht im Hotel war sie wie ausgewechselt und musste aufpassen, dass sich ihr Verhalten zu Hause nicht änderte. Doch das fiel ihr unglaublich schwer. Sie war so vollkommen verliebt, wie sie es bei Robert nie erlebt hatte.
Es folgten zwei Besuche hier an der Küste, inkognito und völlig ohne Sicherheitsbegleitung. Zum ersten Mal nach Jahren fühlte sie sich frei. Frei wie auf dem College.
Jetzt war sie offiziell mit den Kindern hier, bei ihm und der ewig netten und eher unscheinbaren Cecilia, mit der sie nur wenig verband. Das Ehepaar hatte spontan zugesagt und fühlte sich geehrt, denn wer durfte schon die Präsidententochter mehrere Tage zu Gast haben?
Ich muss mich entscheiden. Fühlen, ob es mehr ist als eine Affäre. Fühlen, ob ich meinen Kindern eine Trennung antun kann. Herausfinden, wie Halim sein würde ohne diese Schmetterlinge im Bauch.
Die Mansurs erwarteten sie vor ihrem Anwesen. Cecilia eilte auf Jane zu:
„Herzlich willkommen, Jane! Mein Gott, die Kinder sind ja schon wieder gewachsen!“
Jane ließ sich nicht anmerken, dass sie das im spanischen Kolonialstil erbaute Haus bereits kannte, einschließlich eines der Schlafzimmer. Halim machte es ihr bei der Begrüßung spielerisch einfach. Trotzdem war sie extrem angespannt und dankbar, dass Cecilia ihr in einem ausgedehnten Rundgang das Haus und die Gästezimmer zeigte.