Kitabı oku: «Operation Jerusalem», sayfa 4
2.4
Robert war direkt nach Ankunft in Genf in das Hotel gegangen. Abends würde es einen Empfang bei dem Nahost-Vermittler der Vereinten Nationen mit den Delegationen aus Syrien, Iran, Irak, Israel, Saudi-Arabien und der Türkei geben. Doch jetzt interessierte ihn nur seine Frau Jane.
Es war ihm inzwischen schon fast egal, wenn sie einen Anderen hätte. Wie ihm inzwischen auch der ungeliebte Job im Weißen Haus als Sonderberater für Auslandsbeziehungen gleichgültig war. Er hatte innerlich bereits gekündigt.
Aber er wollte wenigstens herausbekommen, wer da eventuell etwas mit seiner Frau hatte. Robert war alle potentiellen Kandidaten durchgegangen, und als Jane nach dem Streit plötzlich an den Golf wollte und umgehend die Zusage dieses Halim Mansur bekommen hatte, kam der böse Verdacht und bohrte sich wie ein Krake in sein Hirn. Mansur, der Liebhaber seiner Frau, der gut aussehende Selfmade-Milliardär und er, das Anhängsel der Präsidententochter, das Nichts.
Als wolle er das Nichts sehen, ging er zum Spiegel und sah ein Gesicht von großer Trauer. Scheinbar teilnahmslos betrachtete er sein Gegenüber, wie zwei Tränen aus dessen Augen liefen, als er an seine Kinder William und Florence dachte. Doch noch mehr empfand er tiefes Mitleid mit sich selbst. Er, der alles in der Familie und im Weißen Haus gegeben hatte, wurde hintergangen und nicht wertgeschätzt.
Er konnte sich anstrengen, wie er wollte, aber er wurde vom Schwiegervater einfach nicht wahrgenommen. Jane hatte ihm einmal wegen seines wachsenden Selbstmitleids einen Narzissten genannt. Er würde ihre weiteren Demütigungen nicht mehr akzeptieren und musste jetzt die Kontrolle in seinem Leben zurückgewinnen, das schon viel zu lange einer Achterbahn glich, und bei der auch der Therapeut Dr. Baker am Ende nicht hatte helfen können.
Robert wandte sich abrupt von seinem Ebenbild ab, ging zu seinem Handy und aktivierte die Wanze in Janes Smartphone.
2.5
Cecilia war nach dem Frühstück im Haus geblieben und bereitete das Mittagessen vor, während Halim und Jane mit den beiden Kindern am Strand spazierten. Sie hatte durchgesetzt, dass nur ein Secret Service Agent bei ihnen war und sich um die in einiger Entfernung spielenden Kinder kümmerte.
Um ihre Hüften hatte Jane einen seidenen Pareo mit mexikanischem Muster geknotet, farblich passend zum Bikini. Ihre zum Zopf gebundenen braunen Haare hatte sie durch die weiße Baseballkappe gezogen und die geliebte Air Force-Sonnenbrille auf den Schirm der Mütze geklemmt. Auf dem Rücken der kleine Lederrucksack, der zu ihr gehörte wie ihre strahlend hellgrünen Augen.
Halim musste sich zusammennehmen, nicht ihre Hand zu greifen. Sie schaute ihn kurz verschmitzt an und bemühte sich ebenfalls, Distanz zu zeigen. Zwischen ihnen war in diesem Moment eine so unglaubliche Nähe und auch knisternde Erotik, dass beiden die richtigen Worte fehlten.
Sie zwangen sich, nicht stehenzubleiben. Der Agent durfte auf keinen Fall Verdacht schöpfen.
„Halim, ich bin hier, um zu reden.“
„Ist mir klar, Jane.“
Sie stockte einen Augenblick, und schließlich brach es aus ihr heraus:
„Ich weiß nicht mehr, was ich machen soll. Ich liebe dich, ich liebe meine Kinder. Ich will die Qual mit Robert beenden, dann wieder nicht.“
Halim hörte zu, sagte nichts. Sie fuhr fort:
„Was würde aus uns beiden werden, wenn diese Geheimniskrämerei jetzt aufhörte? Halim, ich habe entsetzliche Angst vor einer Entscheidung.“
In Genf hörte Robert wie gebannt auf die Wortfetzen.
Ich liebe dich … Qual mit Robert beenden …
Die Verbindung brach ab. Er sackte im Sessel zusammen.
Also doch, er ist tatsächlich ihr Liebhaber … der Muslim Mansur … ein Ehebrecher … meine Kinder bei ihnen … was ist der Plan der beiden?
In ihm stieg kurz Wut auf, doch er drückte sie weg. Sein Gehirn funktionierte wie zu Beginn einer Schachpartie. Er hatte endgültig auf Kriegsmodus umgeschaltet, in dem es nur einen Gewinner geben würde. Ihn.
Ihr macht einen großen Fehler, mich zu unterschätzen!
Halim Mansur hatte sich auf dieses Gespräch vorbereitet. Es war ihm klar, dass Jane in dieser formalen und offiziellen Umgebung das sachliche Gespräch suchte, und er fürchtete, worauf es hinauslaufen könnte. Auf Beendigung ihrer Liebesbeziehung, auf die für ihn unvorstellbare Rückführung in eine Freundschaft zwischen zwei Ehepaaren.
Er würde das auf keinen Fall zulassen.
Für ihn und Cecilia war es die zweite Ehe, in der die Kinder ausgeblieben waren, und er über die Jahre seine Gefühle für sie gegen Business, Sportangeln, Golf und Tennis eingetauscht hatte; und sie gegen Bridge und deutlich zu viel Alkohol.
Für Frauen war er zweifellos der Reich-und-sexy-Typ, aber er hatte sich bis auf ein paar one-night-stands in seiner Ehe zurückgehalten.
Wirkliche Affären gab es nicht, bis Jane in sein Leben getreten war. Sie war mehr als eine Affäre. Er wollte sie besitzen, und er wäre nicht Mansur, wenn er dabei nicht auch die Vorteile aus der Nähe zum Weißen Haus einkalkuliert hätte.
Halim Mansur war mit 48 Jahren bereit, von der Wirtschaft in die Politik zu wechseln und zudem reich genug, um einen Wahlkampf für das mächtigste Amt der Welt zu finanzieren – mit einer First Lady, die gerade bedrückt und mit gesenktem Kopf an seiner Seite ging.
„Was ist denn zu Hause passiert, Jane?“
Sie erzählte ihm von dem Streit und den Schlägen, von der großen Angst, dass er nächstes Mal noch brutaler zuschlagen würde. Sie weinte dabei.
Halim nahm sich wieder und wieder zusammen, nicht ihre Hand zu greifen, obwohl der Agent mindestens einhundert Meter entfernt war und mit den Kindern übte, wer am weitesten den Ball für Jelly Bean ins Wasser warf, die schier aus dem Häuschen war.
„Kann es sein, dass du dich selbst mit deiner Entscheidung unter Druck setzt? Ich kann nicht für eure Beziehung sprechen, aber ich weiß, was ich will. Dich!“
Jetzt blieb sie stehen und blickte ihn unvermittelt an:
„Und was ist mit Cecilia und dir, wie stellst du dir das vor?“
Halim ging langsam weiter und antwortete nach einer Weile. „Ich werde mich von ihr trennen, und das hat nur bedingt mit uns beiden zu tun. Fühl’ dich durch mich bitte nicht unter Druck gesetzt. Ich bin auf meinem Weg. Du bist die Liebe meines Lebens, und ich werde auf dich warten. Egal wie lange!“
Robert in Genf hatte genug gehört, um zu begreifen.
Sie will die Trennung, ist sich aber noch nicht sicher … ihr Liebhaber in einer klassischen Warteposition … ich komme überhaupt nicht mehr vor … bin für sie bereits ein Entsorgungsprojekt … das wollen wir aber gar nicht, Darling.
In diesem Augenblick klingelte das Handy in Janes Rucksack. Sie zerrte es nervös heraus und erwartete ihren Mann zu sprechen. Doch zu ihrer großen Überraschung war es ihr Vater.
„Kleines, wie geht es dir am Golf? Seid ihr wohlauf?“
„Bestens, Dad, ich nehme an, Mom hat dir gesagt, dass ich eine Auszeit brauche.“
„Genau deswegen rufe ich dich an. Keinen Grund, den Kopf hängen zu lassen, Jane. Was hältst du davon, wenn du mit Robert und den beiden Kindern sofort nach seiner Rückkehr ins Weiße Haus kommst? Marion wird auch hier sein. Es gibt für jedes Problem eine Lösung, Liebes. Ich habe da so eine Idee.“
Jane zögerte keine Sekunde. Sie fühlte sich irgendwie erleichtert, erleichtert darüber, dass ihr gerade eine Entscheidung abgenommen wurde.
„Dad, du bist wunderbar, danke, ich komme. Ich bin sicher, Robert wird auch zusagen. Danke, Dad, ich liebe dich.“
„Ich liebe dich auch, Kleines. Also, wir sehen uns in Kürze in Washington. Küsse die Kinder und Grüße an die Mansurs.“
„Mr. President persönlich?“, fragte Halim offensichtlich beeindruckt.
Sie berichtete ihm über Vaters Einladung und war froh, dass er sie tatsächlich nicht unter Druck setzte, sondern vielmehr bestärkte, genau dieses Gespräch mit den Eltern zu suchen.
KAPITEL 3
3.1
Marc blätterte ihren Vertrag durch. Karina Marie wollte, dass er ihn genau prüfte. Alles war stimmig und auch plötzlich sehr schnell gegangen. Die Reederei hatte ihr gesagt, dass eine verbindliche Reservierungsanfrage für eine kleine Gruppe aus den USA vorläge. Karina Marie wollte von der Reederei wissen, wer ihre Gäste sein würden, doch offensichtlich wusste man das dort selbst noch nicht. Der Chartervertrag würde über eine Agentur in Washington D.C. abgewickelt, und über die Gäste und Reisedauer würde man erst unmittelbar vor Eintreffen in Lissabon erfahren, wo die dort festgemachte SUNDOWNER trotz der Abschirmung für einige Aufregung im Hafen sorgte.
„Weißt du denn wenigstens, wohin die Reise geht?“
„Auch das ist noch nicht ganz klar. Aber es scheint wohl eine Atlantik-Überquerung zu werden, denn die Gäste wollen zurück in die USA.“
Aus seinen Hamburger Quellen hatte er erfahren, dass der deutsche Kapitän Gert Raimunds fahren würde. Er hatte die gesamte Bauphase des Schiffes beaufsichtigt, eigene Wünsche durchgesetzt und galt als äußerst versiert und zurückhaltend. Die Superyacht hatte eine Stammbesatzung mit einem Dreijahresvertrag. Das waren insbesondere die Offiziere auf der Brücke und das Maschinen- und sonstige technische Personal. Denn dieses Hightech-Monster forderte ein Know-how, das sich die sorgfältig Auserwählten in Schulungen und auf den insgesamt sechs Monate währenden Trainingsreisen angeeignet hatten.
Die ersten zwei Reisen mit Gästen von Hamburg nach New York und zurück waren ohne größere Probleme verlaufen. Die Fachpresse zeigte sich begeistert, auch darüber, dass die Hamburg Executive Lines das Schiff unter deutscher Flagge registriert hatte. Man war gespannt, ob sich dieser extrem teure Luxuscharter rechnen würde.
Marc hatte lässig auf der Terrasse die Füße auf den nächsten Stuhl gelegt und konzentrierte sich auf das Kleingedruckte. Sie kam von hinten lautlos zu ihm. Er spürte ihre Hände auf seinen Schultern. Sie beugte sich nach vorn und sprach leise in sein Ohr:
„Da wäre noch etwas …“
Marc hielt inne, überlegte, aber er hatte überhaupt keine Idee. Er hielt ihren Kopf fest, ohne sich umzudrehen und wartete auf das noch etwas.
Sie sagte nichts.
Er wartete einen weiteren Augenblick, drehte sich um und sah in zwei strahlende Augen.
Sie sagte immer noch nichts.
Er fixierte sie ungläubig, schaute sie von oben nach unten an und wieder zurück.
Sie strahlte.
„Du bist doch nicht …?“
Sie genoss sein fast komisches Gesicht.
„Ja, Marc, ich bin schwanger, im dritten Monat. Ich weiß es sicher vom Arzt, seit heute Morgen.“
Marc, der immer auf alles einen Kommentar hatte, war sprachlos. Sein Puls raste.
Er nahm sie behutsam in den Arm, als wäre sie das zerbrechlichste Wesen auf dem Erdteil und hörte nicht auf, sie zu streicheln.
„Ein Baby, unser Baby, unser Sohn! Das ist ja wunderbar!“
„Nun mal langsam, Soldat, darf es eventuell auch eine Tochter sein?“
„Entschuldigung, natürlich. Ich rede Schwachsinn. Mich haut’s einfach um. Ich habe keine Erfahrung darin, Vater zu werden. Kannst du denn überhaupt noch morgen diese Reise antreten?“
Alle seine Schutzinstinkte waren geweckt.
Sie lachte jetzt lauthals los.
„Du weißt schon, dass es Frauen geben soll, die bis kurz vor der Entbindung arbeiten. Ich bin in drei Wochen wieder zurück und freue mich mit Sicherheit auf die nächste Tour.“
„Das kommt überhaupt nicht in Frage, das ist auch mein Kind!“
Sie bückte sich jetzt vor Lachen über ihren großen, starken Krieger.
„Das fängt ja prima an, lass’ es erst einmal wachsen, danach sehen wir weiter.“
Sie sprachen an diesem Abend lange über die anstehenden Veränderungen in ihrem Leben, und dass sie jeden Morgen zwischen 8.00 und 9.00 Uhr ihrer Schiffszeit telefonieren würden. Dafür gab er ihr ein Satellitentelefon aus dem Bestand von Maritime Security Services mit.
Am nächsten Tag stand sie im Hamburger Flughafen in ihrem blauen Caban mit weiß-blauem Schal und einem Rollkoffer zusammen mit anderen Crewmitgliedern zum Einchecken und winkte ihm zu wie jemand, der mehr Glück gar nicht ertragen konnte.
3.2
Das Präsidentenehepaar George und Marion gab sich bewusst locker, als es Jane und Robert in das private präsidiale Esszimmer im ersten Stock des Weißen Hauses führte. Das ungezwungene Aufeinandertreffen im Jaqueline Kennedy Garden, in dem jetzt Tobias Hunter, der persönliche Secret Service Agent des Präsidenten, mit den Kindern spielte, hatte bereits zumindest bei Jane zu einer Entspannung geführt. Robert bemühte sich, entspannt zu wirken, aber seine Verkrampfung war offensichtlich.
Sie waren unter sich. Die First Lady und Jane hatten den Service übernommen.
„Erzähl’ uns von deiner Reise, Jane. Wie leben die Mansurs?“
Jane berichtete über das Haus, die Weite der vorgelagerten Inseln am Golf, doch die Eltern spürten sofort, dass ihre Tochter den Boden unter den Füßen verloren hatte. Sie konnte zwischendurch ihre Tränen kaum unterdrücken. Robert berichtete über die Konferenz in Genf, die wieder einmal kein Ergebnis gebracht hatte, weil die zerstrittenen kämpfenden Parteien in Syrien und Jemen nicht bereit waren, miteinander zu sprechen.
Die Eltern hatten sich vorgenommen, Einzelheiten der Eheprobleme nicht zu thematisieren. Das mussten die beiden selbst ausmachen oder mit einem Therapeuten. Aber sie wollten die beiden unterstützen, Chancen wahrnehmen.
„Ihr seid jetzt zehn Jahre zusammen, also das Jahr der Rosenhochzeit, und es wäre vermutlich die erste Ehe, in der es nach dieser Zeit nicht erheblich knirscht“, sagte Marion und fuhr fort:
„Vielleicht solltet ihr einmal gemeinsam über den Horizont schauen und herausfinden, was jeder von euch beiden will und dabei nicht nur euch sehen, sondern auch William und Florence. Eure Kinder sind genau in dem Alter, in dem eine Trennung tiefe Spuren bei ihnen hinterlassen würde. Es gibt zwischen einer Ehekrise und einer endgültigen Zerrüttung einen langen Weg, auf dem auch schlimme Wunden heilbar sind, wenn man nur will.“
Jane nickte still.
Robert senkte den Kopf.
„Euer Vater hat da eine Idee.“
„Die ist schnell gesagt“, sagte George mit ermunterndem Blick auf die beiden.
„Wir könnten uns vorstellen, dass für euch eine Auszeit das Richtige wäre. Was denkt ihr? Blickt über den Horizont und findet im Gespräch euren Weg. Macht das zusammen mit euren beiden wunderbaren Kindern und vielleicht auch mit einigen wenigen ausgesuchten Gästen. Das lockert die Stimmung.“
George stand auf und goss etwas Wein nach. Er blieb stehen, blickte auf die beiden und sagte:
„Wir haben an eine Schiffsreise auf einem für euch gecharterten Schiff gedacht. Wir wollen euch diese Reise schenken.“
Marion schaute liebevoll zu ihrem Mann. Sie sahen, wie Jane ungläubig den Mund öffnete und mit der Hand ihr Gesicht verbarg. Sie überlegte.
Was für eine Chance ist das, wenn überhaupt, finden wir dort heraus, ob wir es noch einmal versuchen oder uns in Frieden trennen wollen.
Fragend schaute sie zu Robert hinüber und signalisierte ihm durch ein sehr bestimmtes Kopfnicken ihr Einverständnis. Robert hielt einen Augenblick inne, während die Eltern beiden demonstrativ durch Beschäftigung mit dem Essen Zeit gaben.
Was soll das … unsere Ehe ist doch bereits unwiderruflich zerrüttet … sie betrügt mich … aber vielleicht sollte ich das Angebot wegen der Kinder annehmen … okay … ich werde das Spiel mitmachen.
Er nickte zu ihr hinüber. Sofort sagte sie sichtlich erleichtert: „Dad und Mom, das ist wunderbar. Danke. Einfach nur danke. Wie ich dich kenne, Dad, hast du schon einen Plan, oder?“
Der Präsident legte das Bild der SUNDOWNER auf den Tisch. Robert war sichtlich beeindruckt.
„Was für ein Prachtschiff! Danke euch beiden, das ist unglaublich,“ sagte er, aber ganz ohne jegliche Freude, so dass Marion ihn etwas verwundert anblickte.
So ist er eben … ohne Empathie und etwas narzisstisch … vielleicht ist das der Grund für die Zerrüttung.
„Ich denke, Dad“, sagte Jane, „es wäre vielleicht tatsächlich gut, ein paar Freunde an Bord zu haben. Zunächst würde ich mir wünschen, dass mein Bruder David und seine Frau mitkämen. Ich mag Susan sehr, und es wäre sicherlich auch wichtig, wenn Robert und David sich ein bisschen besser kennenlernen würden. Findest du nicht auch, Robert?“ Robert nickte stumm.
Es wird ohnehin nicht meine Veranstaltung sein, sondern die der Summerhills.
Der Präsident und seine Frau schauten sich etwas überrascht an.
„Die Idee hätte von mir kommen können“, sagte George, „ein bisschen Distanz vom Weißen Haus dürfte meinem ehrgeizigen Sohn in der Tat guttun“, und mit Blick zu Robert, „ich würde mich freuen, wenn ihr beiden Männer euch mehr als ein Team verstehen könntet. Zeit genug dafür wird es geben.“
„Was schwebt dir denn vor, Dad?“, fragte Jane.
„Nun, das Schiff ist in vierzehn Tagen für ein Zeitfenster von zwei Wochen frei. Ich dachte, das passt auch wegen der Ferien für die Kinder perfekt.“
„In vierzehn Tagen! Oh mein Gott! Wohin geht die Route?“
„Ich habe direkt einen Vorvertrag gemacht, für eine Reise ab Lissabon über die Kanarischen Inseln, die Kapverden und über den Atlantik zu den Bermudas. Dort steigen Marion und ich für ein paar Tage dazu. Wir fliegen anschließend alle zusammen mit der neuen AIR FORCE ONE nach Washington zurück. Kommt Kinder, lasst uns darauf schon einmal trinken.“
Robert stand plötzlich auf. Er hob bedeutungsvoll sein Glas. Er spielte seine Rolle geradezu perfekt.
„Liebe Schwiegereltern, ich finde das ganz unglaublich. Nicht nur eure Idee, sondern auch das Schiff. Ganz großen Dank!“
Na also, geht doch, dachte Marion.
Alle erhoben sich und stießen auf diese fantastische Familienreise an.
„Ich möchte noch einen Vorschlag machen“, sagte Jane noch stehend mit dem Glas in der Hand:
„Ich würde gern auch die Mansurs einladen. Das kann für unsere Gruppe nur gut sein.“
Roberts Glas zitterte bei diesen Worten derart, dass er sich zusammenreißen musste.
Diese Schlange … erst der Bruder, dann der Liebhaber … das wird eine Fahrt direkt in die Hölle.
Doch er stimmte lächelnd zu.
Der Präsident überlegte kurz.
Warum eigentlich nicht der befreundete Milliardär mit an Bord … der Mann ist lebende amerikanische Erfolgsgeschichte … wenn er sich an dem Charter beteiligen würde, würde ich das nicht ablehnen … könnte ein netter Deal werden.
„Großartige Idee, Jane! So, lasst uns nach unten gehen. Die Presse wartet schon im Oval Office auf die beiden Enkelkinder. Jane, du klärst das am besten gleich mit euren Gästen ab. Ist alles ein bisschen kurzfristig, aber ich will den Vertrag möglichst schnell verbindlich machen.“
Jane eilte direkt in das Büro ihres Bruders David und berichtete ihm von der Einladung. David überlegte nicht lange.
Ich bin gerade im Zentrum des Hurrikans, der jeden Augenblick durch das Weiße Haus fegen kann … aber mein Job ist getan … das Konzept neues Israel steht … die Überraschung ist vorbereitet … Vater ist praktisch ferngesteuert … wahrscheinlich ist es genau richtig, wenn ich in der heißen Phase nicht hier bin … Susan kommt auch einmal an die frische Luft … Dad, du weißt gar nicht, wie dankbar ich dir bin.
Nach Davids Zusage eilte Jane in den Garten, mit Blick auf die Kinder. Sie rief IHN an, und erzählte ihm von den Neuigkeiten. „Findest du, dass das eine wirklich gute Idee ist?“, fragte Halim.
„Ja, Halim, ich habe große Angst, dass Robert auf dem Schiff ausflippen könnte. David würde sich da nicht einmischen. Du gehörst nicht zur Familie, und du wärst der beste Moderator, wenn es eng werden sollte.“
„Und du meinst, Jane, unsere Beziehung steht dabei nicht im Wege? Wie stellst du dir das vor? Wir lieben uns.“
„Ich habe das Angebot meines Vaters angenommen, weil ich unserer Ehe eine letzte Chance geben will. Ich weiß, Halim, was ich dir hier zumute. Ich kann verstehen, wenn du meinen Vorschlag für unmöglich hältst. Aber es ist auch eine Chance für uns alle. In den zwei Wochen werden sich die Dinge entwickeln. Es wird Klarheit geben, so oder so. Was kommen soll, wird kommen. Wir werden uns alle wie erwachsene Menschen benehmen. Bitte!“
Am anderen Ende der Leitung war einen Augenblick Pause. Halim überlegte, ob er das emotional verkraften würde, um als Liebhaber schlimmstenfalls in die Rolle des Moderators zu wechseln.
Eigentlich hat sie Recht … eine Klärung ist lange notwendig … alle Beteiligten sind auf dem Schiff zusammen … Krisenmanagement mache ich jeden Tag … warum nicht auch einmal in eigener Sache … Das wird interessant.
„Okay, Angebot angenommen. Ich bin ziemlich sicher, dass auch Cecilia zusagen wird. Danke an deine Eltern. Sage ihnen, ich möchte mich bitte ohne Widerspruch an diesem großartigen Törn angemessen beteiligen.“
Robert verzichtete darauf, das Gespräch im manipulierten Smartphone seiner Frau mitzuhören. Er sah sie vom Flur zwischen dem West- und Ostflügel aus durch das Fenster, und er verstand alles.
John F. Martin, General a. D. und höchst effektiver Stabschef des Weißen Hauses, und Chuck Jackson, der relativ neue Chef des Secret Service, und damit verantwortlich für die Sicherheit der Präsidentenfamilie, diskutierten seit zwei Stunden die Schiffsakte und Reiseroute der SUNDOWNER. Chuck, der zwei Generationen jünger war als John und anders als der, auch nie beim Militär gewesen war, verstand sich hervorragend mit dem Stabschef. John schätzte ihn und behandelte ihn auf Augenhöhe. Vielleicht, weil der gewachsene Secret Service-Mann denselben Anspruch an Disziplin und Präzision hatte wie er selbst. Gelegentlich rief Chuck während des Gespräches seine Leute an und ließ Sachverhalte prüfen.
David und Robert verfolgten die Diskussion. Der Präsident wollte, dass sie Teil des Sicherheitskonzeptes sein würden.
Die Reise erforderte in der Tat aufgrund der sechs Mitglieder der Präsidentenfamilie und einem Gastehepaar in einem einzigen Objekt ein besonderes Maß an Sicherheit. Es war beruhigend, dass die neue Superyacht über ein Sicherheitssystem verfügte, das den üblichen Standard weit übertraf. Auch war die südliche Passatroute unter Sicherheitsaspekten völlig unproblematisch. Folglich musste man sich mehr auf die Menschen im Schiff fokussieren.
Innerhalb einer Stunde hatte Chuck die Sicherheitsdossiers über die Reederei und von allen wichtigen Crewmitgliedern auf dem Tisch des Oval Office.
„Wir haben für diese Reise zwanzig Personen, die bei der Hamburg Executive Lines fest oder auf Zeit angestellt sind“, erläuterte er dem Präsidenten und seinem Stabschef.
„Der deutsche Kapitän, Gert Raimunds, ist ein ehemaliger Kapitän zur See der deutschen Bundesmarine und hat lange Jahre auf der Gorch Fock die Weltmeere besegelt. Er ist absolut sauber. Sein Erster Offizier, Dimitri Romanov, ist gebürtiger Ukrainer und fährt seit sechs Jahren für die Reederei. Er kennt das Schiff wie kein Anderer. Raimunds wollte ihn deswegen unbedingt haben. Auch bei ihm haben wir überhaupt keine Unregelmäßigkeiten festgestellt.“
„Trotzdem, Mr. President“, unterbrach der Stabschef, „hatte ich schon bei dem Namen ein schlechtes Gefühl. Deswegen habe ich Chuck bereits vorgeschlagen, dass wir der Schiffsführung einen erfahrenen Navy Offizier mitgeben. Unser Vorschlag ist Commander Peter Patterson, Navy SEAL und Stabschef im US Joint Special Operations Command.“
„Halte ich für eine sinnvolle Idee“, kommentierte der Präsident.
„Weiter bitte, Chuck.“
„Ebenso keine Auffälligkeiten beim Zweiten Offizier, Michael Fischer. Raimunds holte ihn von der Gorch Fock. Dasselbe gilt für die Offiziere an den Maschinen und der Technik. Auch hier haben wir saubere Akten, aber wir wollen ebenfalls zwei SEALs-Ingenieure an ihre Seite stellen.“
Der Sohn des Präsidenten warf lachend ein: „Wenn wir schon an ungemütliche Szenarien denken, dann möchten wir doch auch einen Vorkoster haben.“
Er wollte eigentlich einen Witz machen. Aber der Vater erwiderte: „Den sollt ihr haben. Chuck gibt euch einen Koch des Weißen Hauses mit. Damit ist es jetzt aber auch gut mit der Sicherheit. Das soll eine entspannte Urlaubsreise bleiben.“
„Sehe ich auch so“, setzte Robert offensichtlich erleichtert nach.
„Nun zum Service-Personal“, fuhr Chuck fort.
„Wir haben für die Suiten und den Bedienservice sieben deutsche Fachkräfte. Auch hier eine saubere Aktenlage bei der Reederei, die im Übrigen Wert auf Top-Referenzen und absolute Verschwiegenheit setzt. Die einzig neue Person ist die Hotel-Managerin Karina Marie Anderson. Sie ist die Ehefrau von Marc Anderson, einem ehemaligen Elitesoldaten des deutschen Kommandos Spezialkräfte. Der leitet heute ein Sicherheitsunternehmen in Hamburg.“
„Ist das nicht der Junge, der eine Befreiung von zwei Geiseln aus den Händen des Islamischen Staates fast im Alleingang gestemmt hat?“, fragte der ehemalige Vier-Sterne-General. „Wir waren im NATO-Hauptquartier damals tief beeindruckt.“ „Genau der ist es, und die ehemalige Geisel ist jetzt seine Frau.“
„Nicht zu glauben“, erwiderte der Präsident. „Was für eine tolle Geschichte. Kann es sein, dass ich darüber einmal eine Akte gelesen habe?“
„Das kann sehr gut sein, Mr. President, denn der deutsche Anderson und seine zwei Kampfbrüder haben an der Seite unserer SEALs auch zwei unserer Piloten in Afghanistan gerettet. Ihr Vorgänger hat die Jungs hier im Oval Office ausgezeichnet. Daher vermutlich Ihre Kenntnis.“
„Warum holen wir den Prachtkerl nicht auch auf die SUNDOWNER“, warf der Präsident lachend ein.
„Ich denke, Mr. President“, entgegnete der Stabschef, „wir sollten seine Frau die Arbeit auf dem Schiff machen lassen.“ „Sehe ich auch so“, ergänzte der Sicherheitschef, um ernst fortzufahren: „Aber ich würde gern einen Sicherheitsring um das Schiff sehen.“
Der Präsident schaute etwas überrascht zu Chuck.
„Was meinen Sie damit?“
„Ich möchte parallel ein U-Boot zur unauffälligen Begleitung haben. Damit wäre die Absicherung Ihrer Familie perfekt.“
David schaute ihn entgeistert an.
„Kein gutes Urlaubsgefühl mit einem Sehrohr in der Nähe“, sagte er.
Der Präsident blickte zu seinem Schwiegersohn hinüber.
„Was denkst du, Robert?“
„Ich finde, die Bedrohungslage ist sehr überschaubar, und wir haben mit den SEALs mehr als genug Sicherheit an Bord.“ „Okay, ich schlage einen Kompromiss vor“, lenkte der Präsident ein. „Bringt meinetwegen Kräfte in Stellung, die bei Bedarf schnell vor Ort sein können. Das reicht mir vollkommen. Das Sicherheitskonzept werden wir natürlich ändern, wenn meine Frau und ich am Ende eurer Atlantik-Überquerung ebenfalls an Bord sind. So, und jetzt genug mit der Sicherheit. Hoffen wir auf gutes Wetter und eine ruhige See. Vielen Dank, meine Herren!“
Die vier Männer wollten gerade das Oval Office verlassen.
„Chuck und John, können Sie bitte noch einen Augenblick bleiben?“
Der Präsident verschloss selbst die Tür.
„Da ist noch etwas, Chuck. Wie Sie wissen, haben wir ein Gästeehepaar an Bord. Ich halte Halim Mansur für einen untadeligen US-Bürger. Aber er ist bekennender Muslim. Sie wissen, was wir hier für ein Thema im Land haben. Machen Sie also einen tiefen Background-Check von den Mansurs. Ich hoffe, dass ihr nichts findet, was gegen deren Teilnahme an dieser Reise spricht. Meine Tochter hat das Ehepaar ausdrücklich eingeladen. Die beiden helfen ihr im Augenblick sehr. Das möchte ich belohnen.“
„Yes, Mr. President!“
„Ach – und John, die Reise kostet mich eine Stange Geld. Prüfen Sie, wieweit es eine Mischkalkulation mit unserem Security-Haushalt gibt.“
„Bin schon dabei.“
In diesem Augenblick klingelte grell ein Alarmton auf dem Handy des Sicherheitschefs.
„Ich habe noch etwas für Sie, Mr. President. Eben kommt herein, dass es in Teheran offensichtlich eine Führungskrise gibt. Wir halten Sie auf dem Laufenden.“
„Schon wieder diese Mullahs? Danke, Chuck! Bleibt am Ball!“
Auf dem Heimweg fragte Jane Mayer ihren Mann: „Und wie findest du wirklich diesen Vorschlag?“
Robert schaute aus dem Fenster und sagte nach einigem Zögern:
„Dein Vater ist großartig. Ich wünschte, ich hätte so viel Zuneigung vom Präsidenten auch bei meiner Arbeit im Weißen Haus.“
„Robert, das kann doch hier ein Anfang für alles sein.“
Er drehte sich zu ihr und blickte sie kühl an:
„Gib uns einen kleinen Break, bevor wir sehr eng vierzehn Tage auf dem Schiff zusammen sind. Ich möchte gern für mich nachdenken. Ich werde morgen schon den Koffer packen und mit meinen europäischen Jägerfreunden auf die Jagd gehen. Ich werde anschließend direkt nach Lissabon kommen. Ich brauche das einfach für mich.“
ICH, ICH, ICH, dachte sie.
„Das wäre kein guter Start, Robert. Die Kinder werden nach dir fragen und Jelly Bean wird dich vermissen. Der Hund darf auch mitkommen. Muss deine Reise wirklich sein, Robert?“ Er nickte.
„Willst du wirklich, dass ich mit den Kindern und dem Hund allein zum Schiff fliege? Die gemeinsame Vorfreude ist doch so wichtig.“
„Jane, meine Entscheidung steht.“
„Das ist nicht gut, Robert, gar nicht gut. Aber ich werde dich auch dieses Mal nicht aufhalten können. Tu, was du nicht lassen kannst!“