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DER MAINZER DOM – KATHEDRALE DES REICHSERZKANZLERS
Nachdem der große Kaiser Karl gestorben war, hat als erster Erzbischof Willigis aus Metall die Türflügel gemacht. Der Meister dieses Werkes, Beringer, bittet inständig den Leser, dass du für ihn zu Gott betest.
(Inschrift auf den Bronzeflügeln des Marktportals des Mainzer Domes, 1009)*
Die vieltürmige Silhouette des Domes überragt und prägt heute wie schon seit 1.000 Jahren das Bild der Innenstadt von Mainz. Der mächtige Kirchenbau ist der Mittelpunkt der Stadt, um ihn entwickelte sich über Jahrhunderte städtisches Leben. Zugleich ist der Dom sichtbares Zeichen der großen Zeit der Mainzer Erzbischöfe im Mittelalter.
Als Willigis 975 von Kaiser Otto II. zum Erzbischof von Mainz erhoben wurde, übernahm er eines der wichtigsten Bistümer nördlich der Alpen. Schon im 4. Jh. Bischofssitz, hatte das Bistum Mainz durch außergewöhnliche Bischofspersönlichkeiten wie Bonifatius eine Vormachtstellung erreicht. Willigis stand als Erzbischof der größten Kirchenprovinz mit 15 Suffraganbistümern, also nachgeordneten Bistümern, vor. Das Territorium reichte von Chur (Schweiz) im Süden bis Verden an der Aller im Norden und Prag im Osten. Auch innerhalb des Reiches erfüllte Willigis entscheidende Aufgaben. Als Reichserzkanzler war er der mächtigste geistliche Reichsfürst, was sich darin zeigte, dass er für den dreijährigen Otto III. nach dem frühen Tod Ottos II. die Regentschaft führte. Zugleich war er Berater der Witwe Ottos II., der aus Byzanz stammenden Kaiserin Theophanu. Der Nachfolger des kinderlosen Otto III., Heinrich II., gelangte mit der Hilfe von Willigis auf den Thron, der ihn kurzerhand in Mainz krönte, ohne dass eine Wahl durch die Reichsfürsten stattgefunden hätte. Die Legitimation wurde trotzdem nicht in Frage gestellt, die Salbung durch den Mainzer Erzbischof erhob ihn zur Königswürde.
Es verwundert nicht, dass Willigis hier in seiner Residenz mit dem Bau eines neuen Domes ein Zeichen setzten wollte, das dem Anspruch des Erzbischofs gerecht wurde. Der Bau sollte nicht an der Stelle des alten Domes, wohl der spätkarolingischen/ottonischen Johanniskirche entstehen, sondern auf einer Fläche östlich zum Rhein hin. Der alte Dom behielt seine Funktion bis zur Weihe des Neubaus, nicht nur aus Gründen der Tradition. Willigis hatte so auch während der Bauzeit eine repräsentative Bischofskirche zur Verfügung. Die Johanniskirche wurde später durch ein Paradies, einen langen Gang, mit dem neuen Dom verbunden. So begann am Ende des 10. Jhs. das große Werk. Es entstand eine dreischiffige, flachgedeckte Basilika mit einem Querhaus im Westen sowie einem Ostquerhaus mit flankierenden Türmen. Die Dimension des Neubaus war gewaltig. Seine Länge entsprach fast dem heutigen Dom, das westliche Querhaus überragte sogar das heutige, aus staufischer Zeit stammende. Die unteren Geschosse der beiden Rundtürme sowie die Mauerflächen über den beiden östlichen Portalen haben sich noch vom Willigis-Bau erhalten. Die architektonische Gliederung der Türme bestand aus Lisenen, Rundbogenfriesen und horizontalen Gesimsen. Auch vom Westquerhaus stecken noch Reste in der Südwand der Gotthardkapelle.
Im Osten schloss sich ein Atrium an, ein geschlossener Säulen– oder Arkadenhof, mit einer vorgelagerten Eingangskirche, wahrscheinlich einer Marienkirche.
Mainz, Dom, Marktportal mit Bronzetür des Erzbischofs Willigis
Mit seinem Neubau bezog sich Willigis unmittelbar auf den Bau von Alt-Sankt Peter in Rom. Wie in Rom stand und steht heute noch der Hauptaltar im Westchor des Domes, während dem Ostchor untergeordnete liturgische Aufgaben zukommen. Das ausladende Westquerhaus und das Atrium mit der Marienkirche, später Liebfrauenkirche, haben ihr Vorbild ebenfalls in Rom. So manifestierte sich die Vorstellung, Mainz als zweites Rom zu sehen. Zusammen mit der Johanniskirche, dem alten Dom, entstand unter Willigis eine „Kirchenfamilie“ von einmaliger Ausprägung.
Aber noch ein weiteres Ziel verfolgte Willigis mit seinem Neubau. Für den Dom hatte er eine zweiflüglige Bronzetür, das Marktportal, anfertigen lassen. Die Inschrift nennt Willigis, der nach Karl dem Großen als erster ein solches Werk herstellen ließ. Damit wird der Bezug deutlich, denn Kaiser Karl hatte an der Aachener Pfalzkapelle, der Krönungskirche, ein Bronzeportal anbringen lassen. Willigis war bei seinem Amtsantritt vom Papst das Privileg verliehen worden, Vorrang vor allen Bischöfen im nördlichen Reich zu haben, besonders im Hinblick auf Salbung und Krönung des Königs. So war Willigis an Krönungen in Aachen beteiligt. 997 wurde nun durch ein Dekret angeordnet, dass nur der Bischof von Lüttich als Ortsbischof und der Erzbischof von Köln in Aachen die Messe lesen durften, die aber unverzichtbarer Bestandteil des Krönungszeremoniells war. Willigis konnte folglich in Aachen keine Krönung mehr vollziehen und beschloss mit dem Mainzer Dom eine eigene Krönungskirche zu schaffen. Durch die Bronzetüren und ihre Inschrift wird dieser Anspruch offensichtlich. Tatsächlich sind Krönungen überliefert, allerdings noch im alten Dom. Die Pläne gingen nicht in Erfüllung, Aachen behauptete seinen Rang als Krönungskirche.
Tragischerweise brannte der neue Dom am Tag der Weihe, dem Johannistag (24.Juni) 1009 ab. Obwohl sofort mit dem Wiederaufbau begonnen wurde, erlebte Willigis die Vollendung nicht mehr, er starb 1011. Die Bauarbeiten zogen sich lange hin und konnten erst unter Erzbischof Bardo abgeschlossen werden. In Gegenwart Kaiser Konrads. II. und seines Sohnes und Nachfolgers Heinrich III. wurde der Dom 1036 geweiht.
Willigis initiierte in Mainz noch eine weitere Großbaustelle, den Neubau des Stiftes St. Stephan hoch über der Stadt. Wie der Dom besaß auch die Stephanskirche einen Ost- und einen Westchor. Das Stift war Ausgangspunkt für die Organisation der Pfarreien in Mainz und darüber hinaus. Willigis wurde dort nach seinem Tod bestattet.
Seit der Zeit des Erzbischofs Willigis hat der Dom immer wieder Zerstörungen, Wiederherstellungen und Neugestaltungen erfahren, ohne dass Standort und Grundrissdisposition des ersten Dombaus grundlegend verändert wurden. Der Dom ist bis heute Grabstätte der Mainzer Erzbischöfe bzw. Bischöfe, deren eindrucksvolle Grabdenkmäler seit dem 13. Jh. hier erhalten sind.
Literatur
Basilika Nova Moguntina – 1000 Jahre Willigis-Dom St. Martin in Mainz, Aufsatzband, Mainz 2010.
Dethard von Winterfeld, Zur Baugeschichte des Mainzer Domes, in: Der verschwundene Dom (Katalog), Mainz 2011, S. 44ff.
* zit. nach: Fritz Arens, Der Dom zu Mainz, Darmstadt 42009, S. 52ff.
DER DOM DER SALIER ZU SPEYER – HÖHEPUNKT ROMANISCHER ARCHITEKTUR
Denn jene frommen Kaiser schienen es sich zum löblichen Vorsatz gemacht zu haben, … dieses damals fast herabgekommene Speyer auf ihre Kosten zu verjüngen und ihrem Gedächtnisse zu weihen …
(aus der Vita des Benno von Osnabrück, 1020–1088)*
Bis heute dominiert der romanische Kaiserdom in Speyer das Bild der Stadt durch seine Größe und Gestalt. Er ist einbezogen in das Stadtgefüge. Alle wichtigen Straßen der alten Stadt führen auf den Dom zu, vor allem die heutige Maximilianstraße, die direkt auf den Westbau des Domes ausgerichtet ist.
Das Erbe der Ottonen, deren Machtzentrum in Sachsen lag, traten mit Konrad II. die Salier an, die ihre Besitzungen im Worms- und im Speyergau hatten. Nach seiner Wahl in Kamba, einem untergegangenen Ort gegenüber von Oppenheim, wurde Konrad II. 1024 im Mainzer Dom durch Erzbischof Aribo zum König gekrönt. Die Grablege seiner Vorfahren war der Dom zu Worms, doch wollte Konrad II. mit dem Aufstieg seines Geschlechtes auch deutliche Zeichen setzen. Die Planung für einen neuen Dom in Speyer begann. Der Sage nach soll er am selben Tag die Grundsteine für Kloster Limburg an der Haardt anstelle einer salischen Burg und für den Dom in Speyer gelegt haben. Auch aus familiären Gründen wandte er sich von Worms ab (s. Worms, Dom S. 38) und Speyer zu, was dieser kleinen, bis zu diesem Zeitpunkt unbedeutenden Bischofsstadt einen bemerkenswerten Aufschwung bescherte, weit über die Zeit der Salier hinaus.
In einem ersten Bauabschnitt wurde eine dreischiffige Basilika mit mächtigem Westbau, Kuppel und zwei Türmen sowie einem östlichen Querhaus, großem Chor, Vierungskuppel und ebenfalls zwei flankierenden Türmen konzipiert. Das Mittelschiff sollte flach gedeckt werden. Doch bereits 1039 starb Konrad II. Der Bau war bis dahin noch nicht über die Fundamente hinaus gekommen. Trotzdem wurde Konrad wunschgemäß in Speyer bestattet. Seinen Platz in der Gruft erkennt man an den schweren Eisenbändern, mit denen der steinerne Sarkophag gesichert werden musste, da er mitten in der Dombaustelle stand. Seine Frau Gisela starb wenige Jahre später und wurde an seiner Seite beigesetzt. Der Sohn und Nachfolger Heinrich III. unterstützte den Dom mit vielen Zuwendungen, sodass der Bau zügig voran ging. Als Heinrich III. 1056 starb, standen schon die Langhauswände, der Dom war jedoch noch nicht vollendet. Zwar erfolgte 1061 eine Domweihe, möglicherweise aber nur eines Teils der Kirche.
Unter Heinrich IV. wandte man sich nun von der alten Planung ab und wagte in diesem zweiten Bauabschnitt, für dessen Realisierung Teile von Bau I abgerissen werden mussten, die Einwölbung. Gleichzeitig entwickelte man das gebundene System, in dem zwei Gewölbejoche der Seitenschiffe einem Gewölbejoch im Mittelschiff entsprechen. Ein Modell, das Schule machte und vielfach nachgeahmt wurde. Der entscheidende Umbau fand zwischen 1082 und 1106 statt mit der Erweiterung der Krypta über den Chor hinaus unter das gesamte Querhaus und dem Neubau des Querhauses, der Einwölbung des Langhauses mit der außen umlaufenden Zwerggalerie. Bis heute vermitteln die Ostteile des Domes den abgeschlossenen Bauzustand des frühen 12. Jhs., wobei der bildhauerische Schmuck unvollendet blieb, was an beiden Querschiffen zu sehen ist. Mit dem Tod Heinrichs IV. ließ das Interesse am Dombau in Speyer und dadurch auch die finanzielle Förderung nach; ein Vorgang, der in Mainz gleichermaßen zu beobachten ist.
Speyer, Dom, Krypta
Schon die Dimension des am östlichen Rand der Stadt auf einem Hochufer gelegenen Domes ist gewaltig. Der Bau misst in seiner gesamten Länge 134 m, was für seine Entstehungszeit bedeutet, dass die Ost-Westerstreckung der gesamten Stadt gerade einmal dem Vierfachen des Domes entsprach. Die Häuser der Stadt waren im 11. Jh., von wenigen Ausnahmen abgesehen, nicht höher als zwei Geschosse, sodass die mächtige Baumasse des Domes noch imposanter wirkte als heute. Speyer entwickelte sich bereits in der Salier-Zeit zu einer recht bedeutenden Stadt, die auch Schauplatz wichtiger Ereignisse war. Von hier brach Kaiser Heinrich IV. 1076 zum Gang nach Canossa auf, um den Papst zu bitten, den Kirchenbann zu lösen. Im Speyerer Dom rief an Weihnachten 1146 Bernhard von Clairvaux Kaiser Konrad III. zum Kreuzzug auf.
Alle salischen Kaiser bzw. Könige wurden in der Kaisergruft bestattet; von Kaiser Konrad II. und seiner Gemahlin Gisela, deren Sohn Heinrich III., Heinrich IV. und seiner ersten Gemahlin Bertha bis zum letzten Salier Heinrich V., der 1125 gestorben ist.
Lange Zeit wurde wenig am Dom verändert. Nach dem Ende der Salier-Herrschaft stand Speyer nicht mehr im Mittelpunkt des reichspolitischen Interesses, auch wenn in den folgenden Jahrhunderten die fürstliche Grablege in Speyer immer wieder genutzt wurde, so für König Philipp von Schwaben (gest. 1208) und Beatrix, die Gattin Friedrichs I. Barbarossa. 1291 fand Rudolf von Habsburg hier seine letzte Ruhestätte. Neben ihm liegt sein 1308 ermordeter Sohn Albrecht von Österreich und der in der Schlacht von Göllheim 1298 gefallene Adolf von Nassau.
1689 erlitt der Dom zusammen mit der Stadt schwere Schäden durch die Truppen des französischen Königs Ludwig XIV. im pfälzischen Erbfolgekrieg. Am Dom blieben die Ostteile erhalten, die westlichen Partien des Langhauses stürzten ein. Der Westbau wurde niedergelegt, da er baufällig war. Beim Wiederaufbau im 18. Jh. wurde der Innenraum in den überlieferten romanischen Formen wieder hergestellt. Man fühlte sich der Tradition des ehrwürdigen Baus verpflichtet. Im 19. Jh. veranlasste der bayerische König Ludwig I. als Landesherr (s. Ludwigshöhe S. 191) die Wiederherstellung des Westbaus. Trotz aller Orientierung am mittelalterlichen Vorbild ist er in Gestaltung und Detail ein Werk der Neoromanik.
Mit dem Dom in Speyer schufen die drei salischen Kaiser nicht nur eine neue Bischofskirche, sondern auch einen repräsentativen Rahmen für die neue Grablege der Salier, ein deutliches Zeichen für das Selbstbewusstsein des an die Macht gelangten Geschlechts. Gleichzeitig gelang mit dem Dom, der heute das größte erhaltene romanische Bauwerk überhaupt darstellt, ein Sakralbau, der für die Entwicklung der Architektur im 11./12. Jh. bahnbrechend, innovativ und vorbildhaft zugleich war.
Literatur
Hans Erich Kubach, Der Dom zu Speyer, Darmstadt 1974.
Matthias Müller u. a. (Hrsg.), Der Dom zu Speyer. Konstruktion, Funktion und Rezeption zwischen Salierzeit und Historismus, Darmstadt 2013.
* zit. nach: Hans Erich Kubach und Walter Haas, Der Dom zu Speyer (Kunstdenkmäler), München 1972, S. 17f.
BISCHOF BURCHARD ALS BAUHERR – EINE GLANZVOLLE EPOCHE FÜR WORMS
Er legte die Kirche des hl. Petrus an seinem Bischofssitze nieder, weil sie außerordentlich klein war und legte den Grundstein zu einer Kirche von wunderbarer Größe. Ihren Bau führte er in wenigen Jahren mit großer Schnelligkeit fast bis zur Vollendung, so dass es schien, als sei sie nicht erbaut worden, sondern wie auf Wunsch plötzlich dort entstanden.
(Lebensgeschichte Bischof Burchards, 11. Kap, 11. Jh.)*
Schon von Weitem sichtbar ist der vieltürmige Bau des romanischen Domes in Worms. Auf einer Anhöhe gebaut, bildet die doppelchörige Anlage mit dem zur Stadt gerade geschlossenen Ostchor eine beeindruckende, das Stadtbild dominierende Baugruppe.
Gründer und Bauherr des ersten großen Domes war Bischof Burchard von Worms. Er entstammte einem hessischen Adelsgeschlecht und wurde um 965 geboren. Seine Bildung erfuhr er in Koblenz, wurde aber bald von Erzbischof Willigis nach Mainz berufen und konnte dort in der erzbischöflichen Verwaltung umfassende Einblicke in die Organisation des ausgedehnten Bistums erhalten.
Nachdem drei designierte Bischöfe innerhalb kurzer Zeit verstorben waren, wurde Burchard, wohl mit Unterstützung von Erzbischof Willigis, im Jahre 1000 zum Bischof von Worms geweiht. Er fand die Stadt in schlimmem, fast verödetem Zustand vor. In seiner Vita wird beschrieben, dass die Mauern Räubern und Raubtieren leichten Zugang boten, die Stadt keine Wohnstätte, sondern ein Schlupfwinkel für wilde Tiere sei. Diese Schilderung, entstanden nach dem Tod Burchards, mag die Verhältnisse besonders drastisch darstellen, um die Leistung des Bischofs eigens zu betonen. Im Großen und Ganzen dürften die Zustände wohl so oder ähnlich gewesen sein. Sofort nach seinem Amtsantritt begann Burchard mit der Sicherung und Wiederbelebung der Stadt. Auch der Neubau des Domes ist in diesem Zusammenhang zu sehen. Burchard plante, wie sein großer Förderer Willigis in Mainz, einen Bau „von wunderbarer Größe“, wie in der Vita zu lesen ist.
Seit merowingischer Zeit stand an dieser Stelle eine deutlich kleinere Bischofskirche, an der in karolingischer Zeit Baumaßnahmen vorgenommen wurden. Glanzvolle Ereignisse, wie die Hochzeit Karls des Großen mit seiner dritten Frau Fastrada fanden hier statt. Dem in Worms ansässigen Geschlecht der Salier diente der Dom als Familiengrablege. Die salische Herzogsfamilie führte eine als „ungerecht“ empfundene Herrschaft in Worms. Bischof Burchard gelang es, die Salier zum Rückzug zu bewegen und ihre Burg im Tausch gegen andere Besitzungen aufzugeben. Die Burg wurde bis auf die Grundmauern abgerissen und an ihrer Stelle das Stift St. Paul gegründet. Die Salier-Grabstätte jedoch wurde unverändert in den Neubau des Burchard-Domes übernommen. Hier bestattet war Konrad der Rote, Schwiegersohn Kaiser Ottos des Großen, der 955 in der Schlacht auf dem Lechfeld gegen die Ungarn gefallen war. Seine Beisetzung fand unter großen Ehren im Dom statt. Weitere Angehörige des Geschlechtes fanden dort ihre letzte Ruhestätte. Erst mit der Wahl Konrads II. zum deutschen König wurde die Grablege der Salier in den Speyerer Dom verlegt.
Die Dimension des Burchard-Baus entsprach der des heutigen Domes, auch die Bauform stimmte in wesentlichen Teilen überein. Der Dom war als dreischiffige Basilika mit einem Querhaus und zwei Choranlagen geplant, die jeweils von zwei Rundtürmen flankiert wurden. In diesen Bereichen ist der Burchard-Dom noch im aufgehenden Mauerwerk zu erkennen. Die Ausstattung war höchst aufwendig und wurde allgemein bewundert. Ein Fußboden mit geometrischen Mustern aus hellem Marmor und Schieferplatten sowie vergoldete Kapitelle, von denen berichtet wird, ließen den Dom zu einer würdigen Bischofskirche werden. Auch die häufigen Aufenthalte deutscher Könige brachten besonderen Glanz nach Worms. Während eines Besuchs von König Heinrich II. wurde auf dessen Bitte hin der Dom festlich geweiht. König und Bischof führten die feierliche Prozession an, viele Menschen nahmen an diesem außerordentlichen Ereignis teil. Doch schon kurz nach der Weihe stürzte der Westbau wegen des schlechten Baugrundes ein, konnte aber noch zu Lebzeiten des Bauherrn wiederhergestellt werden. Neben dem Dom widmete sich Burchard der Gründung der Wormser Kollegiatsstifte St. Paul, St. Andreas und St. Martin. Kollegiatsstifte waren von großer Bedeutung für das Bistum. Hier wurden Kleriker ausgebildet, die sowohl für weltliche Aufgaben, wie die Verwaltung der Güter, und geistliche Aufgaben, wie die Seelsorge, geschult wurden. Für den Bischof waren die aus adligen Familien stammenden Geistlichen loyale Helfer bei der Bewältigung der vielfältigen Aufgaben innerhalb des Bistums.
Worms, Dom, Blick auf die Ostteile (Aufnahme 1927)
In der Bergkirche St. Peter in Hochheim, außerhalb von Worms gelegen, fand Burchard einen Rückzugs- und Ruheort, den er aber auch zum Schreiben nutzte. Hier entstand wohl das „Dekret“, eine Sammlung kirchenrechtlicher Vorschriften. Als Burchard 1025 starb, hatte er den Grundstock zu einer Blütezeit der Stadt gelegt. Wie in der Lebensgeschichte beschrieben wird, wurde er durch alle Kirchen zum Dom getragen und dort an zentraler Stelle im Westchor vor dem Laurentius-Altar beigesetzt.
Der Dom fand seinen Niederschlag auch in der Sage. So wird im Nibelungenlied die Domtreppe zum Schauplatz des Streites der Königinnen Kriemhild und Brunhild.
Der Dom Bischof Burchards war in der folgenden Zeit Ort vieler Hof- und Reichstage, König Heinrich IV. hielt sich häufig hier auf, feierte im Dom hohe Kirchenfeste. Seit dem frühen 12. Jh. begann eine grundlegende Erneuerung des Domes, bei der der Grundriss beibehalten wurde. Ausgehend vom Ostchor entstand der hochromanische Dom in mehreren Bauabschnitten. Die strenge, fassadenartige Ansicht zur Stadt hin betont die Monumentalität des Ostchores, es folgt das schlichtere Querhaus. Das Nordportal im Langhaus diente dem Bischof zum Einzug von der Bischofspfalz her. Zuletzt entstand der Westchor mit der fünfseitigen Chorapsis und dem achteckigen Chorturm, eine der schönsten Schöpfungen spätromanischer Architektur. Jetzt erhielt der Dom seinen charakteristischen, reichen Skulpturenschmuck an den Solbänken der Fenster und den Säulenbasen der Zwerggalerie. Am Ende des 12. Jhs. war der Neubau vollendet. Der Dom besaß nun seine, von wenigen Ergänzungen wie dem Südportal in gotischer Zeit abgesehen, bis heute gültige Form.
Literatur
Bischof Burchard 1000–1025 – Tausend Jahre Romanik in Worms, hrsg. v. Gerold Bönnen, Worms 2000.
Irene Spille, Worms, Dom St. Peter, Regensburg 42007.
* zit. nach: Bischof Burchard 1000–1025 – Tausend Jahre Romanik in Worms, Worms 2000, S. 16.