Kitabı oku: «SELBST-geführte Psychotherapie», sayfa 6

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Entstehung der Methode und das Innere System

Als ursprünglich systemisch ausgebildeter Therapeut wurde Richard Schwartz immer neugieriger, mehr über die Innenwelt seiner Patienten und Klienten zu erfahren. Er stellte sich dem Experiment, über Jahre hinweg ausschließlich zuzuhören, zu sehen, zu beobachten, empathisch und neugierig seine Patienten zu begleiten, und versetzte sich mehr und mehr in die Lage, das in der Ausbildung Erlernte – Psychopathologie, Lehrmeinungen über Persönlichkeit und Therapie, Annahmen über Zusammenhänge, Hypothesenbildung – eher in die zweite Reihe zu stellen, um sich der inneren Welt seiner Patienten widmen zu können, ihnen wirklich zuzuhören, offen, interessiert und mit viel Empathie.

So erfuhr er von den sich in seinen Klienten widerstreitenden Anteilen, die wie richtig echte (Teil)Persönlichkeiten ihre Konflikte miteinander und gegeneinander austrugen, was heftigen inneren Kämpfen entsprach, solange die Klienten mit dem jeweiligen Anteil identifiziert sind. Sobald jedoch die Klienten die Anteile mit ein wenig Abstand sehen und erleben konnten, hörten, was diese Anteile dachten, fühlten, taten, die Situation, in der sie entstanden waren, würdigen konnten, kam eine veränderte Stimmung, Haltung, Mimik in diesen Klienten zum Vorschein, die sich mit liebevoller und ruhiger Stimme den Anteilen zuwandten. Diese »Des­identifikation« (Externalisierung, Separierung, Distanzierung, Entschmelzung, Abgrenzung) des Selbst von dem Persönlichkeitsanteil (»Teil x« genannt) konnte Richard Schwartz einladen, wenn er die Klienten bat, den Teil x etwas beiseitetreten zu lassen, damit sie ihn besser sehen und wahrnehmen könnten. Mit der Frage, was die Klienten für den Teil x fühlten, bekam er Antworten vom Selbst, die von tiefem Verständnis, Mitgefühl, Liebe, Dankbarkeit oder Wertschätzung geprägt waren, einhergehend mit einem veränderten Seinszustand. Oder es wurden neue Teilpersönlichkeiten deutlich, die mit Bewertung, Ablehnung, heftigen Gefühlsausbrüchen, Ablehnung, Hass, Identifizierung reagierten.

Diese inneren Persönlichkeitsanteile kann man sich als reale Persönlichkeiten vorstellen. So gibt es in uns Menschen Teile, die ­Perfektionisten und Schlamper sind, Organisatoren und Chaoten, Kritiker und Schönredner, Streber und Faule, Multitasker und Monotasker, Besserwisser und Sein-Licht-unter den-Scheffel-Steller, Draufgänger und Schüchterne, Kontrolleure und Laissez-fairerer, Schweiger und Quasselstrippen, Entwertete und Entwerter, Verletzte und Angreifer, zu Beschützende und Beschützer der harmloseren Art und auch der gewalttätigen oder (selbst-)destruktiven Art wie Furien, Süchtige und Zerstörer und u.v.a.m. in allen Geschlechtern.

Er fand heraus, dass die unterschiedlichen Anteile bestimmte Funktionen in der Geschichte eines Menschen übernahmen, die er in beschützte (Verbannte) und zu beschützende Anteile (Manager und Feuerbekämpfer) unterteilte. Das Selbst unterscheidet sich durch andere Qualitäten; es ist kein Teil.

Schwartz entdeckte, dass Teile bei verschiedenen Personen vergleichbare Rollen übernehmen und dass sich die Beziehungen zwischen den Rollen immer wieder ähnlich entwickeln. Diese inneren Rollen und Beziehungen waren nicht festgefahren, solange achtsam und wertschätzend mit ihnen umgegangen wurde. Dann waren sie sogar bereit, oft erstaunliches, bisher noch nicht bekanntes Material preiszugeben, ihre Geschichte zu erzählen und wie es dazu kam, dass sie diese Rolle übernommen haben – ja übernehmen mussten! Meist verfolgten sie in der Zeit ihrer Entstehung eine gute Absicht aus ihrer Sicht heraus und waren sich nicht im Klaren, dass sie »ihrem Menschen« heute damit unter Umständen sogar schaden könnten. Ja, oft kannten sie das Selbst »ihrer« Person gar nicht. Aus einer ursprünglichen – damals dramatischen, traumatisierenden, verletzenden – Situation heraus wollten sie Schaden abwehren und fanden so in ihre Rolle des Beschützers. Dessen höchstes Bestreben ist es, dass »sein Mensch« nie wieder mit dieser Situation und den dabei aufgetretenen Schmerzen, verletzten Gefühlen, Entwürdigungen etc. konfrontiert sein soll, koste es, was es wolle. Für die damalige Situation ergab es Sinn, dass der Mensch in einer traumatischen Situation die dazugehörenden Gefühle, Körpergefühle, Gedanken, Bilder, Erinnerungen und selbstabwertenden Kognitionen abspaltete. Und Beschützeranteile entwickelt – Abwehrmechanismen, Symptome und Krankheiten, wie wir sie als Traumafolgestörungen kennen (Essstörungen, Süchte, Dissoziationen, Selbstverletzungen, Suizidalität, Ängste, Panikstörungen, Schmerzstörungen und Depressionen), um mit den aus dem Trauma resultierenden Seelenschmerzen nie wieder in Kontakt zu kommen. Diese Seelenschmerzen sollen beschützt werden und in der Verbannung bleiben. Aus dieser Haltung heraus ist die Arbeit der Beschützer zu verstehen und zu würdigen. Vorher können sie nicht sehen, dass sie heute »ihrem Menschen« damit nicht nur nicht nutzen, sondern oftmals eher Schaden zufügen. Hier ist eine freundliche Klarstellung angezeigt, ohne die Anteile manipulieren zu wollen. Wenn das Selbst des Klienten mit seinen Beschützeranteilen in Kontakt tritt und diesen achtsam und mit Wertschätzung begegnet, dann sind die Beschützer meist bereit, dem Selbst zu vertrauen. Sie ­können dem Selbst ihre Geschichte anvertrauen, und sie erleben, wie heilsam die Verbindung vom Selbst zu ihnen und den verbannten Anteilen wirken kann. Sie sind bereit, dem Selbst die Führung zu überlassen und ihm den Zugang zu den verbannten Anteilen zu gewähren. Das Selbst bezeugt die Geschichte des Verbannten und die Arbeit der Beschützer, und wenn die Zeit dafür reif ist, entlastet es die Teile von den Folgen des Erlebten. Dann können sich die Teile vorstellen, aus ihren extremen Rollen zu schlüpfen und die ihrem eigentlichen Wesen entsprechenden Aufgaben zu übernehmen. So könnte der Selbstverletzungs-Impuls als blitzartig auftauchender Beschützer wahrgenommen werden, der vor Verletzungen beschützen will, und statt sich destruktiv auszuagieren, überlässt er es dem Selbst, die entsprechenden Maßnahmen zum Schutz vor Verletzung zu ergreifen. Die Teile können in ihrer entlasteten Form in die ihnen eigentlich innewohnende positive, nicht mehr extreme Rolle zurückkehren. Auch den Teilen wohnen Selbstqualitäten inne, zu denen sie zurückfinden können. Sie verbinden sich gerne mit dem Selbst ihres Menschen und fühlen sich gut dabei, Teil eines größeren Selbst, eines größeren Ganzen zu sein.

Das Selbst

Schwartz weist dem Selbst zwei wesentliche Bedeutungen zu. Einmal die spirituelle Dimension des höheren Selbst und zum anderen die Bedeutung des Selbst als dem Zentrum, den unverletzbaren Wesenskern eines jeden Menschen. Mit dieser Bedeutung arbeitet die »Systemische Therapie mit der Inneren Familie« vorwiegend. Hier ist in Sternstunden der kleine göttliche Funke, wie C.G. Jung es ausdrücken würde, erlebbar, wobei sich die Verbindung zu der erstgenannten Bedeutung von Selbst zeigt.

Wie bereits gesagt: Das Selbst ist kein Teil. Das Selbst erfährt sich an den Teilen. Es kann aktiv und mitfühlend das System führen, wenn es ausdifferenziert und nicht mit Teilen verschmolzen ist. Es ist unparteiisch und nicht identifiziert mit einem Teil. Es ist kompetent, sicher und ­voller Selbstvertrauen, gelassen und in der Lage, Rückmeldungen der Teile zu hören und darauf einzugehen. Das Selbst hat nur so viel Macht, wie die Teile ihm zugestehen. Das Selbst respektiert die Teile, es bittet zum Beispiel die Teile um etwas, auch kann es sich bei den Teilen bedanken. Das Selbst muss auch nicht hundertprozentig vorhanden sein. Richard Schwartz meint, 30 Prozent seien genug


Das Selbst kann sich zeigen durch zehn Eigenschaften, die wir die C-Worte oder auch die zehn Cs, nennen, da sie im Englischen alle mit C beginnen:


calm – ruhig, gelassenconfident – vertrauensvoll, zuversichtlich
curious – neugierig, offen, interessiert compassionate – mitfühlend
creative – kreativconnected – verbunden
clear – klar, stimmigconstant – verlässlich
centered – zentriertcourageous – mutig

Diese zehn Eigenschaften (hier wird kein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben) kommen gegenüber den eigenen Anteilen zum Ausdruck sowie gegenüber anderen Menschen, der Natur und der Umwelt.

Das Selbst wertet nicht. Das Selbst weiß intuitiv am besten, wie den Teilen zu helfen ist – wenn diese es zulassen. Im Zustand des Selbst erlebt der Mensch (Klient*in, Therapeut*in) Empathie, Annahme und Akzeptanz für seine Persönlichkeitsanteile, seine verschiedenen Seiten und Facetten. In der Selbstführung liegt ein großes (Heilungs-)Potenzial. Menschen, die ihr wahres Selbst erfahren haben, wissen, dass nicht sie, sondern »nur« Teile von ihnen die Aufgabe von extremen Rollen übernehmen. Sie hegen große Wertschätzung für die Teile. Personen im Selbst sind fähig, zentriert zu bleiben und trotzdem die Gefühle der Teile zu erleben, anstatt von den Gefühlen überschwemmt zu werden, mit ihnen zu verschmelzen oder mit ihnen identifiziert zu sein. Sie können aus ihrer Selbsthaltung ihre Teile bitten, sie nicht zu überfluten, weil sie ihnen dann nicht helfen können. Einen Menschen mit Selbstführung zu erkennen ist leicht. Bei ihm hat man das Gefühl, so sein zu können, wie man ist, ihm nichts vormachen zu müssen, sich angenommen, sich gesehen, sich nicht bewertet zu fühlen, seine menschliche Präsenz, seine Güte, sein Wohlwollen, seine Offenheit, sein echtes Interesse, seine Neugier zu spüren. Man erkennt an seinen Augen, der Stimme, der Körpersprache, der Haltung, der Bewegung, dass er verlässlich, natürlich, ungekünstelt, authentisch und absichtslos ist. Er ist nicht fixiert auf eigene Ziele oder Selbstdarstellung, hat eine natürliche Bereitschaft zu geben, ohne sich ausnutzen zu lassen. Er spürt Dankbarkeit und Demut ohne Unterwürfigkeit. Er muss nicht mithilfe von Gesetzen oder Moral dazu gezwungen werden, das Richtige zu tun. Er hat ein natürliches Mitgefühl für alle Kreaturen und die Natur, eine Leidenschaft für das Leben. Er ist motiviert, den Zustand der Menschheit und der Umwelt zu verbessern, weil er das Bewusstsein hat, dass wir alle miteinander verbunden sind. Jeder Mensch kann in sich SELBST sein, und keiner wird es dauerhaft sein. Es geht nicht darum, ein »Heiliger« zu werden, sondern die Freude einer möglichen Selbstführung immer wieder erleben zu dürfen. Das Schöne daran ist: Je mehr die Teile dem Selbst vertrauen und je mehr die Teile von Alt- oder Erblasten entlastet und befreit sind, umso mehr Selbstqualitäten entfalten sie und arbeiten freudig dem Selbst zu – auf natürliche Weise; ein System in einer stimmigen Ökologie. Das Selbst in der IFS hat also diesen im Alltag sichtbaren, im bewussten mentalen und körperlichen Erleben spürbaren und identifizierbaren Aspekt, mit dem es sich – auch therapeutisch – so wunderbar arbeiten und leben lässt. Gleichzeitig ist das Selbst aber auch ein ozeanisches Gefühl von Verbunden-Sein, in der Welt sein, eins zu sein mit der Natur und dem Universum, ein Gefühl von innerer Zufriedenheit, von Glück, von Grenzenlosigkeit, ein Flow. Es kann spürbar sein als pulsierende Wärme, Licht oder Energie durch den Körper oder um ihn herum, von Weite und Raum in Körper und Geist. Auch in unserer Körperhaltung, in unseren Augen, in unserer Gestik, Mimik, Körperspannung, unseren Bewegungen können wir spüren, wie wir SELBST präsent sind. Ein stimmiges Körpergefühl und Herzenswärme ist ein weiterer Hinweis dafür, gerade bei sich SELBST sein. Es ist Liebe, Seele, Natur. Es ist grundlegend da, bei jedem, manchmal mehr oder weniger verborgen, verdeckt, versteckt. Wenn die Therapie die Blätter der Teile, die auf ihm liegen und es verdecken, einzeln identifizieren und um ein bisschen Abstand zum Selbst bitten, wird es sichtbar und erlebbar.

Bei schwer traumatisierten Menschen kann das Selbst auch außerhalb des Körpers zu finden sein. Beschützerteile haben es einst in der traumatischen Situation aus dem Körper herauskatapultiert, um das System vor Schmerz, Gewalt, Erniedrigung zu schützen. Das Selbst muss jedoch verleiblicht sein, um die Selbstführung übernehmen zu können. In diesem Fall muss das Selbst erst wieder den Weg zurück in den Körper finden, bevor die Teile es als ihre Führung anerkennen können. Eine vollständige Antwort, was das Selbst sein kann, wage ich nicht zu geben, das wäre sehr vermessen. Wenn wir in diesem Kontext von dem Selbst sprechen, dann meinen wir eher Selbst-Qualitäten, die wir in unserm Körper, im Fühlen, im Denken und im Verhalten bewusst erleben können. Das Selbst scheint jedoch die Geister sehr zu beschäftigen. In Psychologie, Philosophie und Anthropologie gibt es sehr viele Definitionen von Selbstbegriffen. (Siehe dazu auch das Kapitel »Das Konzept des Selbst – eine Annäherung« von Ruthild Haage-Rapp.)

Ein hundertprozentiges Selbst wird ein normal sterblicher Mensch auf Erden niemals erreichen. SELBST können wir nicht machen. Anstrebenswert ist es jedoch, die SELBST-Qualitäten immer wieder in sich zu erkennen, sie aufzuspüren, sie zu fühlen, zu erleben und ihnen einen möglichst großen Platz im Leben einzuräumen, auf dass sie SEIN können. Das gelingt, wenn wir Zustände unterscheiden können, in denen wir Teile-geleitet unterwegs sind, um dann möglichst bald die Teile zu bitten, wieder uns SELBST die Leitung unserer Geschicke in die Hände zu geben.

Übung

Vielleicht haben Sie ja Lust, sich einen Moment Zeit zu nehmen für eine kleine Übung? Dann bitte ich Sie, einmal kurz innezuhalten.

Schenken Sie Ihrem Atem für vier bis fünf Atemzüge Ihre Aufmerksamkeit. Einfach nur wahrnehmen, wie er selbstverständlich kommt und wieder geht, von woher er sich schöpft, und wo er sich überall ausbreitet in Ihrem Körper. Nur wahrnehmen, nichts bewerten.

Spüren Sie für jeweils drei Atemzüge Ihre Füße im Kontakt mit dem Boden, Ihren Körper im Kontakt mit der Fläche unter sich, Ihre Arme an Ihrem Körper und die Hände im Kontakt mit was auch immer (mit sich, den Beinen, der Stuhllehne, dem Boden) – nehmen Sie wahr, dass der Boden Sie selbstverständlich trägt?

Und dann lade ich Sie ein, sich zum Beispiel einfach mal vorzustellen, wie es ist, sich mit irgendetwas in der Natur, oder mit einem Wesen, bei dem Ihr Herz sich öffnet, verbunden zu fühlen, ohne etwas zu beabsichtigen.

Wenn Sie sich im Kontakt fühlen – mit dem Atem, mit der Schwerkraft, mit der Natur, registrieren Sie mal, wie schauen Ihre Augen in die Welt? Welchen Gesichtsausdruck können Sie an sich wahrnehmen, wie fühlt sich Ihr Mund an? Welche Körperhaltung nehmen Sie unwillkürlich ein und wie fühlt sich dabei Ihr ganzer Körper an? Scannen Sie ruhig mal durch. Was erleben Sie in diesem Augenblick der Selbstverständlichkeit, der Verbundenheit an Gefühlen, an Gedanken, an Körpererleben?

Bitte verweilen Sie ein paar Atemzüge.

Und wenn Sie sich aus dieser Haltung heraus einer Teilpersönlichkeit von Ihnen zuwenden, in dem tiefen Wissen, sie ist ein Teil von Ihnen, sie gehört zu Ihnen, sie ist mit Ihnen verbunden – was erleben Sie dann?

Im Alltag und in der Therapie finde ich es ausgesprochen praktisch und hilfreich, Selbstqualitäten, kurz eben das Selbst genannt, immer wieder von den Teilen unterscheiden zu können, und mich täglich darin weiter zu üben, als Mensch und als Therapeutin. Und auch die Klienten darin zu unterstützen, mehr und mehr aus sich SELBST heraus achtsam mit ihren Teilen in Kontakt zu treten. In Selbstqualitäten unterwegs zu sein ist leicht und nicht anstrengend, für sich selbst und für die anderen Menschen in seiner Umgebung. Achtsamkeit und Meditation können förderlich wirken, mehr SELBST und mehr von seinen Teilen zu erleben und zu erfahren.

Die Teile

Die menschliche Persönlichkeit besteht natürlicherweise aus einer unbegrenzten Anzahl von Teilpersönlichkeiten. Die Teilpersönlichkeiten, kurz Teile genannt, stellt man sich am besten als reale Persönlichkeiten vor, mit Alter, Charakter, Eigenheit, Besonderheit, Eigenschaften. Sie handeln unter- und miteinander, wie reale Menschen es auch tun, und sind in bestimmten Strukturen und Systemen miteinander verwoben. Auf unterschiedliche Art und Weise machen sie sich intern bemerkbar: als Gedanken und Gefühle, als Körperempfindungen und Körperwahrnehmungen, als körperliche und seelische Symptome, als Muster, als innere Bilder, Fantasien, interne Stimmen, Töne etc. Sie wollen in einem nicht extremen Zustand prinzipiell etwas Gutes für ihren Menschen und wenden alle möglichen Strategien an, um Einfluss im System zu bekommen. Wenn sie nicht mit uns SELBST verbunden sind und sich störend oder als Symptome in unserem gegenwärtigen Leben auswirken, sind sie meist in der Vergangenheit stecken geblieben. Sie spielen noch ihre Rollen in unserem alten Film. Sie entwickeln ein komplexes Interaktionssystem untereinander. Polarisierungen entstehen, wenn bestimmte Teile zu mehr Einfluss gelangen wollen und wenn das Selbst mit einem der Teile identifiziert ist. Teile werden durch Erfahrung beeinflusst, aber nicht durch sie geschaffen. Sie existieren schon immer, entweder als Möglichkeit oder bereits ausgeformt. Teile, die extreme Rollen übernommen haben, tragen »Lasten«, wie Überzeugungen, Glaubenssätze, Energien, Gefühle, Fantasien, Familiengeheimisse, die sie in den extremen Situationen übernommen haben, die der ursprünglichen Aufgabe des Teils jedoch nicht entsprechen und nicht zu der Natur des Teiles gehören. Die Teile können darin unterstützt werden, sich zu entlasten und zu ihren ursprünglichen Aufgaben zurückzukehren. Sie finden dann ein neues Gleichgewicht. Haben sie die extreme Rolle oder die Bürde abgelegt, kann ihr eigentlicher Charakter zum Vorschein kommen und der Teil dem Menschen verbunden sein. Aus einem quälend zwanghaften Teil wird so zum Beispiel ein sinnvoll ordnender; er ist dann von der Last seines alten Glaubens befreit, sein Mensch würde ohne ihn im Chaos versinken, wenn er nicht so rigide wäre. Teile, die das Vertrauen in das Selbst verloren haben, »verschmelzen« mit dem Selbst oder überwältigen es. Sie glauben dann, sie seien dieser Mensch. Sie tragen die Überzeugung, dass nur sie das System retten und führen könnten. Ihre Bemühungen und ihre Arbeit müssen geschätzt und gewürdigt werden. Und sie müssen das Vertrauen in das Selbst erst wieder lernen. Kann das Selbst wieder aktiv sein, so werden die Teile dem Selbst gerne zuarbeiten. Sie werden das Selbst zwar beeinflussen wollen, letztlich jedoch seine Führung anerkennen. In diesem entlasteten Stadium werden alle Teile ihre Begabungen entfalten und ihren Platz finden können. Kein Teil soll verschwinden oder ausgelöscht werden. Alle Teile sind dem Selbst willkommen.

Die Teile werden unterteilt in Verbannte (zu beschützende Teile) und in Manager und Feuerbekämpfer (Beschützer).

Verbannte

Schmerzliche Erinnerungen, Gedanken, Gefühle und Körpergefühle, die so sehr schmerzhaft erlebt wurden, dass ihre Beschützer sie unter allen Bedingungen aus dem System dieses Menschen fernhalten wollen, werden mitsamt ihren Lasten und den dazugehörigen ­Persönlichkeitsanteilen in die Verbannung geschickt. In jeder Familie, Gesellschaft, Kultur und Religion werden Anteile eines Menschen nicht akzeptiert und entwertet, sodass diese – zum Beispiel aus sozialer Anpassung, der Angst vor Bestrafung, Ausgrenzung u.v.a.m. – ins Exil geschickt werden »müssen«. Auch als Frau, als Mann oder intergeschlechtliches Wesen dürfen in den jeweiligen Gesellschaften mehr oder weniger Anteile gelebt oder müssen weggesperrt werden. Das volle Potenzial unserer weiblichen, männlichen, sexuellen Anteile zu integrieren ist wie ein großes Geschenk in der Freiheit. Bei traumatischen, dramatischen Lebensereignissen werden Verletzungen, Entwürdigungen, seelische und körperliche Schmerzen erlebt, was verstörend und belastend wirkt und das ganze innere System in Aufruhr bringt. Teile, die traumatisiert wurden, werden oft vom Rest des Systems isoliert. In diesem Feld sind besonders die Beschützer aktiv, um diese schlimmen Gefühle vom Bewusstsein zu verdrängen oder abzuspalten und das Selbst zu schützen. Sie sind um fast jeden Preis darum bemüht, dass diese schlimmen Gefühle nie wieder erlebt werden. Aber auch die Verbannten werden bei extremer Verletzung und Belastung verzweifelt und darum heftig bestrebt und drängend aktiv sein, Gehör, Verständnis und Entlastung zu finden; sie wollen nicht ausgeschlossen sein und sie wollen auch nicht in ihrer Verbannungskiste ihr Dasein fristen. Wenn wir, vor allem in der Kindheit und Jugend, aber auch im Erwachsenenalter, in unseren sensibelsten, zartesten, spielerischen und unschuldigsten, unseren spontanen, kreativen, sexuellen Anteilen verletzt werden, Entwertungen oder Kränkungen erfahren, dann gibt es Bestrebungen (Beschützer) in uns, diese alle aus unseren Erinnerungen zu streichen, in den Keller unseres Bewusstseins – in die Verbannung – zu verdrängen. Wir (das heißt Beschützerteile von uns, die glauben, sie seien wir selbst) schließen verletzte Teile weg, von denen unsere Beschützer glauben, sie seien verantwortlich für das damalige Geschehen, sie würden uns schaden, wir oder die Menschen um uns herum würden sie nicht ertragen oder sie würden uns überfluten. Wie andere Menschen um uns herum vielleicht auch raten diese Beschützer: Vergiss es, Vergangenes kannst du nicht ändern, Schwamm drüber, schau nach vorn. Unangenehmes ­wegzusperren ist eine erprobte Überlebensstrategie, in manchen Situationen durchaus hilfreich für den Augenblick.

Therapeuten fallen hier natürlich alle möglichen Abwehrmechanismen ein. Die Identifikation mit dem Aggressor und die Wendung gegen das Selbst zeigen besonders plastisch, wie die Teile in uns agieren. Was im eigenen Erleben oder Verhalten in Familie, Kultur, Gesellschaft oder Religion von den Eltern oder der Institution entwertet wurde oder keine Akzeptanz fand, wird von den Kindern beziehungsweise ihren Beschützerteilen in Identifikation mit den Eltern, den Autoritätspersonen oder der Institution (in diesem Falle mit dem Aggressor) in die eigene Abwertung übernommen. Diese klugen Teile entwickeln sich, weil die Kinder in Abhängigkeit von den Eltern noch nicht zu eigenen Wünschen und Strebungen stehen können und sie in ihrer Existenz auf das Wohlwollen und die Anerkennung der Eltern angewiesen sind. In jungen Jahren ist das Selbst noch nicht so stark, dass es ständige Ablehnung, Bestrafung oder Entwertung der Eltern ertragen könnte. Hier entwickeln sich also angepasste Teile, die sich in Identifikation mit den Eltern gegen das Selbst wenden. Sie sind überzeugt, dass nur ihre Strategie ihrem Menschen Kummer und Sorgen ersparen wird. Sie machen in Identifikation mit den Eltern oder einem Aggressor die verletzen Teile für den Konflikt, das Drama, das Trauma verantwortlich. »Du bist selbst dran schuld, du bist schlimm, schlecht, eklig, nichts wert, du bist zu dick, zu dünn, zu hübsch, zu hässlich etc.«. Diese ganzen Überzeugungen und Glaubenssätze mit den dazugehörigen Gefühlen, Gedanken und (Körper-)Empfindungen hängen als Last auf dem Verbannten. Aber um diesen Preis bleibt das innere und äußere System stabil – zunächst. Das Kind hat in seinem System »logische« Zusammenhänge für das schlimme Geschehen gefunden. Sehen die verzweifelten Verbannten dieses Menschen jedoch irgendwie die Möglichkeit, sich aus dem Keller der Verbannung zu befreien, drängen sie ans Licht und drohen damit, das ganze System zu überrollen, was alle Beschützer natürlich verstärkt auf den Plan ruft und in ihren Augen ihre Daseinsberechtigung zementiert. Wer kennt das nicht als Therapeutin – die Erstverschlimmerung nach Öffnung der ­Klienten und ihrer Geschichte, Rückschritte nach Therapieerfolgen, regressive Wünsche verhindern die Bewältigung des Alltags, Intrusionen bei posttraumatischen Belastungsstörungen mit Überflutungen des Systems und entsprechenden »Gegenmaßnahmen« der Manager und Feuerbekämpfer (depressive Stimmungen, Ängste, Selbstverletzungen, Dissoziationen, Suizidalität, Verstärkung der Süchte u. a. m.) Allesamt »altbewährte« Muster. Verbannte werden umso heftiger, je extremer die Situation war, in der sie ins Exil geschickt wurden. Sie tragen die vom Bewusstsein abgespaltenen schmerzhaften Gefühle, Überzeugungen und Lasten der Verletzungen, die oftmals verleiblicht sind. Sie werden umso drängender und verzweifelter, weil sie gehört, geheilt und integriert werden wollen.

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