Kitabı oku: «Die gesammelten Schriften von Viola M. Frymann, DO», sayfa 11

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II. ANWENDUNGEN DER OSTEOPATHISCHEN PRINZIPIEN IN DER KLINISCHEN PRAXIS

6. PALPATION: DAS STUDIUM DER PALPATION WÄHREND EINES WORKSHOPS

Viola M. Frymann, DO, FAAO

Genehmigter Nachdruck aus AAO Yearbook 1963 (63) 16 - 31.

Teil 1

„Palpation ist eine Kunstfertigkeit, die man erst entwickeln muss. Die Fähigkeit, zu bewerten, wie sich die einzelnen Gewebe ‘anfühlen’, kann sich nur durch Erfahrung und bewusste Anwendung zu einem außerordentlich besonderen Grad entwickeln. Wie jede andere klinische Beobachtung sollte auch die Palpation durch labortechnische und andere diagnostische Tests bestätigt werden. Blutdruck, Temperatur und die Virulenz von Infektionen können von geübten Fingern häufig bis zu einem bemerkenswerten Grad an Genauigkeit eingeschätzt werden. Tatsächlich sind die Finger dabei der ‘Kompass’, mit dem die Suche nach einer genauen osteopathischen Diagnose durchgeführt wird.”

„Von der Kunst der Palpation, so glaube ich, hängt der Erfolg oder das Versagen eines Osteopathen ab.”1 Das schrieb Dr. Thomas Northup, ein Mann, der tief in die Kunst der Osteopathie eintauchte, so wie sie von A. T. Still und W. G. Sutherland unterrichtet wurde.

Was ist denn diese Kunst der Palpation, das wichtigste und unentbehrlichste Werkzeug unserer Profession? Die Wörterbücher liefern hierzu vielfältige Definitionen, insbesondere:

1 Der Vorgang des Fühlens mit der Hand: das Aufsetzen der Finger mit leichtem Druck auf die Körperoberfläche, um bei der körperlichen Diagnose die Beschaffenheit der darunterliegenden Körperpartien zu bestimmen.2

2 Sanftes Fühlen3

3 Untersuchung durch Berührung4

Die menschliche Hand ist mit Instrumenten ausgestattet, um Änderungen der Temperatur, der Oberflächenbeschaffenheit und Feuchtigkeit der Hautoberfläche wahrzunehmen – sowie um sukzessive in sie einzudringen und die tiefere Gewebetextur, Turgor, Elastizität und Reizbarkeit zu erfassen. Darüber hinaus ist die menschliche Hand dazu geschaffen, kleinste Bewegungen zu erspüren, Bewegungen, die sonst nur von den sensitivsten bekannten elektronischen Aufnahmegeräten gemessen werden können. Das führt dazu, dass die Kunst der Palpation über die verschiedenen Berührungsmodalitäten hinaus unmittelbar dem Bereich der Propriozeption zugeordnet werden kann, jenem Bereich, der Lage- und Spannungsänderungen innerhalb unseres eigenen Muskelsystems wahrnimmt.

Das Zentrale Nervensystem besitzt einen komplexen und automatischen Verstärkungsmechanismus, durch den selbst geringste sensorische Perzeptionen analysefähig gemacht werden. Ein Textilexperte kann etwa ein synthetisches von einem natürlichen Material unterscheiden, egal wie ähnlich beide Stoffe einem untrainierten Auge oder einer ungeübten Hand auch erscheinen mögen. Ein Kassierer kann unter 100 Cents eine einzige zu kleine Münze herausfischen. Bei den meisten von uns sind diese Verstärkungsmechanismen für derartige Abweichungen, obgleich präsent, noch nicht entwickelt. Wir müssen uns lediglich dazu entscheiden, sie zu trainieren.

Dementsprechend ist der erste Schritt bei der Palpation das Erspüren, der zweite Schritt die Verstärkung und schließlich der dritte die Interpretation.

Die Interpretation einer durch Palpation gewonnenen Analyse von Beobachtungen, stellt den bedeutendsten Schlüssel bei der Untersuchung von Struktur und Funktion der Gewebe dar. Dieser Vorgang ist mit dem erstmaligen Besuch eines fremden Landes vergleichbar. Zahlreiche seltsame und ungewöhnliche Sehenswürdigkeiten sind dabei zu bestaunen, aber ohne ein wenig Kenntnis der Sprache, mit der man Fragen stellen kann, oder einem Führer, der diese Beobachtungen aus der Sicht des Lebens dort und der Geschichte des Landes interpretiert, haben sie für uns kaum Bedeutung. Der dritte Schritt unserer Untersuchung besteht also darin, in der Lage zu sein, die palpatorischen Beobachtungen in bedeutende anatomische, physiologische oder pathologische Sachverhalte zu übersetzen. Dabei muss die vergangene, gegenwärtige und zukünftige osteopathische Forschung zu Rate gezogen werden, um die Machbarkeit einer akkuraten Übersetzung zu überprüfen.

Dr. Louisa Burns5 beschrieb die makroskopische und mikroskopische Pathologie der osteopathischen Läsion in ihren verschiedenen Verlaufsstadien. Ödeme, Blutandrang und Hämorrhagien in Form von Petechien, die später chronisch fibrosieren, eine Ischämie oder Muskelatrophie begünstigen können, sind typisch für die verschiedensten Stadien einer Läsionspathologie. Durch die Palpation des Gewebes am lebenden Menschen kann mit zunehmender Erfahrung die Genauigkeit oder das Stadium der Chronifizierung einer Läsion bestimmt werden. Die diese Palpationsbefunde beschreibende Terminologie kann auf der Evidenz der Natur dieser Gewebeänderungen basieren.

Das Forscherteam in Kirksville unter der Leitung von Korr, Wright und Denslow hat die mit dem umfangreichen osteopathischen Läsionskomplex in Zusammenhang stehenden Veränderungen im autonomen Nervensystem analysiert. Dabei wurden sämtliche Abweichungen an der Wirbelsäule untersucht, welche einen Nachweis über das Ausmaß der Reaktion auf die Läsion per se lieferten. Eine sorgfältige Studie dieser langwierigen Untersuchung (ca. 60 Veröffentlichungen) wird im Weiteren dazu beitragen, eine exakte Terminologie zu entwickeln.6

Bis heute wurde keine Forschungsarbeit über das Kraniale Konzept veröffentlicht, aber die Ergebnisse der gegenwärtig laufenden Untersuchungen werden dabei helfen, eine verlässliche und exakte Terminologie zu entwickeln. Zunächst wird bei diesen Untersuchungen die Bewegung der Schädelwand offensichtlich: die übereinstimmende mit der Atmung einhergehende pulsierende Bewegung fällt dabei sofort auf. Wird die Atmung aus irgendeinem Grund angehalten, persistiert beim Gesunden ein Bewegungszyklus von 12 Mal/​min, der dokumentiert werden kann. Dadurch lässt sich mit Sicherheit behaupten, dass der Kraniale Rhythmische Impuls keine Einbildung ist. Seine Amplitude liegt im Mikrometer-Bereich. Demnach muss das zentrale Verstärkersystem innerhalb des Zentralen Nervensystems des Untersuchers entsprechend entwickelt sein, bevor eine Interpretation der palpatorischen Befunde möglich ist. Das erwähnte Forschungsprogramm steht erst am Anfang und es wird sicherlich noch einige Zeit dauern, bis eine befriedigend umfassende Datensammlung zur Verfügung steht, um die verschiedensten derartigen Hypothesen zu untermauern. Daher ist es wichtig, deutlich zwischen hypothetischer Interpretation, der jeweiligen Beobachtung und deren sachlicher Basis zu unterscheiden.

Diese kurze Erörterung der Interpretation und Kommunikation von Palpationsbefunden genügt, um einige der Schwierigkeiten aufzuzeigen, die bei der wissenschaftlichen Dokumentation und beim Unterricht der Palpation eine Rolle spielen.

Ein noch viel größeres Problem ist jedoch die Entwicklung des Palpierens selbst, durch welche der Untersucher jene Daten erhält, aus denen er seine Schlussfolgerung hinsichtlich des physiologischen Zustands des Patienten ziehen muss. Wir wenden uns deshalb zunächst den verschiedenen Phasen der allgemeinen Palpation zu und betrachten, was bei jeder einzelnen davon wahrgenommen werden kann:

1 Eine sehr leichte Berührung bzw. selbst dann, wenn die Hand sogar etwa einen halben Zentimeter über der Haut gehalten wird, liefert Informationen über die Oberflächentemperatur. Ein akutes Läsionsgebiet wird im Vergleich zur Haut anderer Regionen ungewöhnlich warm sein, eine Region mit einer bereits lang andauernden chronischen Läsion erscheint dagegen möglicherweise ungewöhnlich kalt.

2 Leichtes Berühren gibt weiterhin Aufschluss über die Hautfeuchtigkeit und die Aktivität der Schweiß oder Talg absondernden Drüsen der Haut.

3 Der Tonus, die Elastizität und der Turgor der Haut können mittels leichten Drucks wahrgenommen werden.

4 Ein geringfügig kräftigerer Druck stellt eine Kommunikation zwischen dem Untersucher und den oberflächlichen Muskeln her, um deren Tonus, Turgor und Stoffwechsellage zu bestimmen.

5 Ein tieferes Eindringen ermöglicht eine entsprechende Untersuchung der tieferen Muskelschichten.

6 Der Zustand der Faszienschichten sowie Gewebsverdichtungen können festgestellt werden.

7 Im Abdomen liefert eine ähnliche Palpation Informationen über den Zustand der inneren Organe.

8 Bei tieferem Eindringen – bestimmt, aber sanft – wird indirekter Kontakt mit dem Knochen hergestellt.

Mögliche Übungen zur Entwicklung der entsprechenden Sensitivität:

a) Palpieren Sie mit geschlossenen Augen sanft die Oberfläche eines Tisches und erfühlen sie die Position der Tischbeine. In diesen Regionen wird die Resilienz (elastische Rückverformung) geringer und der Widerstand größer sein.

b) Erfühlen Sie eine Münze unter einem Telefonbuch.

c) Erfühlen sie ein menschliches Haar, das unter mehreren Seiten eines Telefonbuchs verborgen liegt. Ein Anheben der glatten Seitenoberfläche wird festzustellen sein.

Bis hierhin hat die Untersuchung Informationen hinsichtlich des Gewebezustandes in Bezug zu seiner unmittelbaren Umgebung ergeben. Was aber ist mit seinem inneren Zustand, seiner Vitalität, seiner inneren Aktivität?

Am besten lässt sich das meiner Meinung nach am Beispiel eines Patienten beschreiben, dessen eines Bein aufgrund von Poliomyelitis nicht mehr so wuchs, wie das andere. Inzwischen ist eine Paralyse für das Bein nicht mehr notwendig. Legen Sie die Handinnenfläche sanft, aber bestimmt auf einen Muskelbereich an irgendeiner Stelle am Bein. Vergleichen Sie, indem Sie Ihre andere Hand auf die gleiche Stelle des unversehrten Beines legen. Worin unterscheiden sich die beiden? Das früher einmal gelähmte Bein fühlt sich „tot” an, leblos. Es tritt ein unheimliches Gefühl auf, als ob es nicht so richtig zu dem Rest des Organismus gehören würde. Warum vermittelt es Ihnen aber diesen Eindruck?

Die essenzielle Eigenschaft des Lebens ist Bewegung, egal ob es sich um eine Zelle oder das Universum handelt. Sobald der Tod in einem Gewebe, einem Organ oder einem Organismus Platz greift, kommt die ihm inhärente Bewegung langsam zum Stillstand.

Wird eine Hand auf eine gesunde Muskelpartie eines ruhenden Beines gelegt, kann man sich innerhalb weniger Sekunden auf die innere inhärente Bewegung „einstimmen”. Zwischen Untersucher und Untersuchtem wird dabei eine Art Beziehung oder fluidales Kontinuum hergestellt, welches uns im Übrigen ein vollkommen neues Forschungsgebiet eröffnetiii. Die Kontinuität von Flüssigkeiten im Körper ist beim Gesunden niemals unterbrochen – Intra- und Interzellulärflüssigkeit, Lymphe, Zerebrospinale Flüssigkeit – sie alle befinden sich in einem konstanten Zustand rhythmischer, fluktuierender Bewegung. Dies ist das Unterscheidungsmerkmal eines lebenden Gewebes: Die Vitalität des Gewebes kann anhand der Stärke besagter Bewegung eingeschätzt werden und man wird allen Stufen der Gewebevitalität begegnen. Bei dem früher einmal paralysierten Bein ist lediglich ein minimaler Fluss an Bewegung vergleichbar einem leichten Murmeln oder Rauschen feststellbar: Ein langjährig paralysiertes Bein zeigt keine erkennbare innere Bewegung.

Weiterhin ist es möglich, das Potenzial an möglicher Verbesserung einzuschätzen, indem eine Hand flach auf das Segment der Wirbelsäule gelegt wird, das hauptsächlich für die Innervation der Beinregion sorgt. Diese wird gleichzeitig von der anderen Hand untersucht. Halten Sie zunächst ein paar Minuten inne und konzentrieren Sie sich auf die Aktivität, die in Ihre Hände übertragen wird. Die spinale Hand wird zuerst etwas bemerken. Der Grad, mit dem die andere Hand wenige Minuten später eine rhythmisch integrierte Reaktion empfängt, ist das Maß der Vitalität dieses Gewebes. Sobald sich eine „Kommunikation” zwischen beiden Händen aufgebaut hat, kann man annehmen, dass tatsächlich noch eine Kommunikation für den inneren vitalen Flüssigkeitszyklus zwischen dem spinalen Segment und seinem peripheren Ausläufer möglich ist.

Bis dato wurde die zu untersuchende Physiologie besprochen, also die Möglichkeit der Beobachtung sowie einige Vorschläge hinsichtlich der Schlussfolgerungen, die man aus ihnen ziehen könnte. Nun muss aber noch erwähnt werden, wie das alles auszuführen ist. Über den Unterricht der Palpationstechnik gibt es bislang wenig Material in der Literatur. Daher hoffe ich, dass Sie die Gedanken, die hier vorgestellt werden, kritisch hinterfragen, nachprüfen, mit ihnen experimentieren und dann konstruktive Vorschläge zu ihrer Verbesserung anbieten.

Da zu diesem Thema keine Informationen in der osteopathischen Literatur zu finden waren, beziehe ich mich hier auf die Schriften eines Mannes, für den die Kunst der Berührung zu einer hoch spezialisierten und unverzichtbaren Qualität im Laufe seines beruflichen Werdeganges wurde. Dieser Mann, Tobias Matthay, kann als Vater der modernen Technik des Klavierspielens angesehen werden. Er hat ausführlich und detailliert über die Technik der Berührung, die Physiologie des Berührens und über den Berührungssinn geschrieben. Darüber hinaus hat er ein System für den Unterricht entwickelt, mit dem er seine Kunst Studenten jeden Alters vermitteln kann. Lassen Sie uns einige seiner Kommentare und Empfehlungen genau prüfen und deren Anwendbarkeit auf unser eigenes Gebiet erforschen.7

In seiner Einleitung zu The Visible and Invisible in Piano Technique betonte er die Aussage, „dass über gewisse relativ einfache Verallgemeinerungen hinaus die versuchte Vergegenwärtigung der präzisen Lokalisierung einzelner betroffener Muskeln nicht nur vergebens ist, sondern dazu führt, den Fortschritt des Lernenden zu behindern, da er dabei zwangsläufig seine Aufmerksamkeit von den Punkten wegnehmen muss, wo sie direkt gebraucht wird.“ „Jedenfalls“, so fährt er fort, „ist es sinnlos, da es sowohl physiologisch als auch psychologisch für uns tatsächlich unmöglich ist, die Aktivität eines einzelnen Muskels unmittelbar zu beeinflussen oder anzuregen – so intensiv wir es auch versuchen mögen. Kein Muskel reagiert auf diese Weise. Und angenommen ein solcher Versuch sei dennoch möglich, wäre es in der Tat hoffnungslos, den Versuch zu unternehmen, die korrekten Spielabläufe so zu vermitteln oder zu erwerben, da es zu bedenken gilt, dass selbst die einfachsten Handlungen unserer Extremitäten eine Komplexität an muskulärem Zusammenspiel erfordern, welche eine derartige Anforderung sofort undenkbar machen.“

„Was wir lernen können und unterrichten sollten, könnte man wohl eher als allgemeine Muskelmechanik der benutzten Extremitäten bezeichnen. Wir sind in der Lage zu lernen, welcher Abschnitt der Extremität zunächst beansprucht und welcher entspannt bleiben sollte. Will man dann, dass die gewünschte Extremität aktiv wird, werden komplexe Muskelkoordinationen zwar indirekt, aber dennoch mit Sicherheit zu einer Handlungsreaktion führen.“

Das ist auch für den osteopathischen Ansatz eine ausgezeichnete Aussage. W. G. Sutherland nutzte beim Unterricht seiner Studenten im Hinblick auf die Kontaktaufnahme mit dem Schädel im Rahmen der Untersuchung, Diagnosestellung und Behandlung gerne die Analogie eines Vogels, der auf einem Zweig landet und ihn dann festhält. Diese einfache Analogie umschreibt den gesamten Themenkomplex: Studieren Sie einen Vogel und seine Gewohnheiten: Beobachten Sie, wie er auf einem Zweig landet und beobachten Sie wieder und wieder seine Technik. Eines Tages wird offensichtlich, wie Sie das Beobachtete anwenden und umsetzen können und dann werden Sie es ebenso unbewusst ausführen wie das Gehen.

Für Dr. Rollin Becker ist es von großer Bedeutung, von einem Fulkrum aus zu operieren, das eine Region der Extremität stabilisiert, um die zu untersuchende Region zu entlasten.

Beide Ansätze sollten in Betracht gezogen und Tag für Tag bis zum vollkommenen Erkennen der tieferen Bedeutung und ihrer Umsetzung angewandt werden. Technik ist keine vage oder zufällige Leistung, sie muss unaufhörlich und gewissenhaft verfolgt werden, bis sie Ihnen zu eigen wird.

T. Matthay betont, dass der Musiker „niemals eine einzige Note ohne ein bestimmtes musikalisches Ziel erklingen lassen sollte. Das impliziert bei jeder Note eine definierte rhythmische Absicht zu verfolgen.” Das Ziel einer osteopathischen Palpation muss genau so deutlich definiert werden und ist ebenso so wenig von einer nützlichen, informativen und produktiven Palpation zu trennen. Die entsprechenden Ziele wurden zuvor bereits aufgezählt.

Unsere Aufgabe ist es jetzt, unser Wissen über die Methode, mit welcher derartige Intentionen und Ziele erfüllt werden können, in die Köpfe der Studenten zu bekommen. Zu Beginn treten hier Schwierigkeiten auf, bei denen es wichtig ist, das korrekte muskuläre „Handeln” erfolgreich zu analysieren um seine wahren Prinzipien entdecken zu können. In einigen Fällen trat die Tendenz auf, eine Technik durch Beobachtung von Bewegungen zu erlernen, die von erfolgreichen Behandlern ausgeführt wurden. Unglücklicherweise ist diese Methode nicht nur sehr gefährlich, sondern oft auch sehr irreführend, da die eine Bewegungen begleitende Palpation nur wenig (oder gar illusionäre oder irreführende) Hinweise auf die versteckten und unsichtbaren Spannungsverhältnisse – Kraftanstrengungen und Entspannungen – jener Extremität geben, welche die eigentliche Ursache der gewünschten oder ungewünschten Resultate sind. Die korrekte Nachahmung sichtbarer Bewegung ist daher keine Garantie, wie auch immer die korrekten und verfügbaren Handlungen aussehen mögen.

Berührung kann nicht durch das Auge analysiert werden.

Des Weiteren ist es uns weder durch Denken noch durch Wünschen, noch durch Wollen physiologisch oder psychologisch möglich, die Aktivität eines einzelnen Muskels direkt zu provozieren oder anzuregen – egal wie sehr wir uns dabei anstrengen. Muskeln können nur indirekt zur Aktivität provoziert werden, indem wir eine bestimmte Betätigung oder Bewegung der Extremität initiieren.

Aber seien Sie getröstet, korrekte Beanspruchungen der Extremitäten können erlernt werden. T. Matthay liefert dazu einige passende Kommentare:

„Wir müssen und wir sind in der Lage zu wissen, welche spezifischen Anspannungen und Entspannungen für die verschiedenen Regionen unserer zum Spielen benötigten Extremität erforderlich sind, welche Bereiche der Extremität beansprucht werden müssen und welche passiv bleiben sollten. Dieses Wissen ist erlernbar und ebenso augenblicklich wie unmittelbar hilfreich. Solche Kenntnisse sind jedoch nicht von außen zugänglich, weder durch Augenscheinlichkeit noch durch anatomische Spekulation. Es kann nur durch Analyse von innen heraus – durch die Analyse der selbst erfahrenen Empfindungen, während gleichzeitig die richtigen Ergebnisse erzielt werden – und nicht auf irgendeine andere Weise erworben werden. Nur über derartige Gefühlserfahrungen vermögen wir zu erkennen, welcher Einsatz der Extremität sowohl zu einem guten als auch zu einem schlechten Klavierspiel beiträgt. Indem wir diese Empfindungen auslösen oder wiederholen, sind wir in der Lage, die Ergebnisse zu reproduzieren und uns die korrekten Gewohnheiten anzueignen. Und wir sind in der Lage anderen beizubringen, wie sie sie erwerben können.”

Beim Erlernen und Unterrichten der Palpation ist es auch unser Ziel, die „selbst erfahrenen Empfindungen, während gleichzeitig die richtigen Ergebnisse erzielt werden”, zu analysieren. Palpation ist in Wirklichkeit ein Schlüssel zur Behandlung und die osteopathische Technik, die Präzision eines nicht-invasiven Chirurgen, ist solange unmöglich zu beherrschen, bis wir von innen her die Information analysieren können, die wir über unsere palpierenden Finger gewinnen.

Praktische Übungen: Zielsetzungen

1 Eine Studie der Anatomie durch den sensorischen Apparat der Hände, nicht über den der Augen.

2 Ein analytischer Ansatz zur Palpation, mit dem Ziel, herauszufinden, wie man die Extremitäten kontrollieren kann, um eine Beziehung zur Physiologie des Patienten herzustellen.

Praxis

1 Palpieren und beschreiben Sie mit verbundenen Augen einen Schädelknochen bis ins Detail und beachten Sie insbesondere dessen Gelenkausformungen. Sobald er mit der Anatomie des Schädels vertraut ist, sollte der Student in der Lage sein, nicht nur die individuellen Merkmale eines Knochens aufzuzählen, sondern er muss ihn auch positionieren können. Für jemanden, der nicht mit der Schädelanatomie vertraut ist, ist diese Übung eine wertvolle Einführung in die Form der Schädelknochen. (Es ist hilfreich, dafür Knochen zu nehmen, die unmittelbar von der Schädelaußenseite her palpierbar sind.)

2 Studieren Sie mit verbundenen Augen den gleichen Knochen in situ am lebenden Kopf: Beschreiben Sie die Konturen Suturen Resilienz (elastische Rückverformung) Bewegung – Initiieren Sie dabei keine Bewegung, hier geht es nur um Beobachtung.

3 Palpieren Sie die rhythmische Bewegung innerhalb des Körpers. Legen Sie anschließend eine Hand auf diejenige Region der Wirbelsäule, die das neurologische Versorgungsgebiet der von der anderen Hand untersuchten Region repräsentiert. Möglicherweise baut sich dabei eine fluidale Welle zwischen den beiden Händen auf.

Schlussfolgerung

Palpieren Sie bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Je mehr Sie üben, desto sensitiver werden Sie werden.

Teil II

„Technik ist eher eine Sache der Bewusstheit als eine Aufgabe der Finger. Um Extremitäten bei ihrer Tätigkeit so zu lenken, damit deren Ziel akkurat erfüllt wird, ist es notwendig, die Kraft der Muskeln mental zu erfassen. Das erste wichtige Element ist, physisch (etwa mental) zu lernen, wie ausschließlich die erforderlichen Beanspruchungen der Extremität unterstützt werden können, ohne dass unerwünschte Reaktionen den Prozess beeinflussen.“8

Die erste Lektion bestand darin, einen disartikulierten Schädelknochen palpatorisch zu untersuchen. Analysieren wir jetzt diese Methode.

Erstens: Durch das Fühlen der leichten Berührung hat sich der Student vergewissert, dass das Objekt in der Hand tatsächlich ein Knochen ist – ein toter Knochen. Hätte man ihn von einer Plastikimitation unterscheiden können? Der Unterschied zwischen beiden ist subtil, aber da Knochen im lebenden Zustand aus zwei Platten mit dazwischen liegender Diploe besteht und auch nach der Verarbeitung weiterhin ein Maschenwerk an Knochen bestehen bleibt, entsteht das unverwechselbare Gefühl einer geringfügigen Resilienz des Knochens, ein Gefühl von Leichtigkeit, das ihn von festen Imitationen unterscheidet. Darüber hinaus war bislang kein Stück Plastik erfolgreich darin, die für die Schädelknochen typischen feinen Verzahnungen zu imitieren. Hätte der Knochen von einem anderen ähnlich harten Material unterschieden werden können? Ja. Durch langjährige Erfahrung hat jeder von uns die Unterscheidungsmerkmale von Holz, Metall, Plastik usw. kennengelernt. Wir sammeln diese Eigenschaften automatisch mental, sodass sie integriert und gespeichert werden, um die bewusste Wahrnehmung der Natur einer Substanz zu ermöglichen. Wird eine bestimmte Stelle des Zentralnervensystems geschädigt, so geht diese Fähigkeit verloren und der Patient ist nicht mehr in der Lage, Metall von Holz oder Seide von Wolle zu unterscheiden.

Zweitens: Die einzelnen Knochen wurden durch Palpation voneinander unterschieden, etwa ein Os temporale, ein Os occipitale, ein Os frontale usw. Darüber hinaus war es häufig möglich, den Knochen zu positionieren. Um dies auszuführen zu können, muss zunächst eine Kenntnis der allgemeinen Anatomie des Kopfes vorhanden sein und die Fähigkeit zur Wahrnehmung der Knochenform. Das Studium der Form eines Objektes wiederum erfordert Bewegung, die Bewegung der untersuchenden Finger. Dieses durch die Finger laufende Bewegungsmuster, wird über den Weg der Propriozeptoren ins Bewusstsein übertragen, wobei diese dabei das Konzept der Form vermitteln. Es wurde festgestellt, dass man zum Erlangen der schärfsten Formwahrnehmung den Arm auf einer fixierten Unterlage ruhen ließ, sodass die Finger sich vom Gewicht des Armes unbeeinflusst und unbehindert bewegen konnten.

Nachdem der disartikulierte, tote Knochen erforscht war, wurde der gleiche Knochen in situ am lebenden Menschen untersucht. Ähnlichkeiten wurden festgestellt, aber keiner konnte leugnen, dass auf dem Weg der Palpation deutliche Unterschiede beobachtet werden konnten. Können Sie diese Unterschiede definieren und beschreiben?

An keiner Stelle des Körpers ist es möglich den Knochen direkt zu palpieren, er ist immer von unterschiedlich dicken Schichten Haut, subkutanem Gewebe, Faszien, muköser Membranen und Periost sowie in den meisten Regionen von Muskeln umgeben. Gleichermaßen wurde auch der isoliert palpierte Knochen zuvor von einer Hülle lebender Gewebe eingewickelt, die ihrerseits wiederum besondere Eigenschaften besitzen. Darüber hinaus werden die Qualitäten dieser Gewebe vom Knochen selbst modifiziert. Denken Sie etwa an die Veränderungen der Weichteile im Gebiet um eine osteopathische Läsion herum.

Bei der Palpation des lebenden Knochens, muss also Bindegewebe von Knochen unterschieden werden und genauso müssen eventuell die verschiedenen Zustände und Qualitäten des Bindegewebes, bishin zum Knochen wahrgenommen werden. Darüberhinaus, muss zusätzlich zu all den bisher erwähnten Qualitäten, der notwendige Unterschied, der Charakter von lebendem Gewebe hinzugefügt werden, nämlich Bewegung.

Fassen wir nun auch die weiteren Ergebnisse zusammen: Beim Palpieren des lebenden Knochens nimmt der Wahrnehmungsapparat des Untersuchers Eigenschaften wie Temperatur, Feuchtigkeit, Turgor und Spannung auf und er wird mittels Propriozeption Form und Bewegung feststellen. Wird ein sensitives elektronisches Aufzeichnungsgerät am Kopf angebracht, können drei Bewegungen gleichzeitig aufgezeichnet werden: Puls, Atmung und eine rhythmische Bewegung, die langsamer ist als die anderen. Modifiziert man den Druck des Kontakts auf dem Kopf, intensiviert dies ein Signal, während ein anderes reduziert wird. Die menschliche Hand führt derartige Adjustierungen aus, um die Bewegungsarten unabhängig voneinander zu beobachten. Dies geschieht jedoch so automatisch, dass es sehr schwer ist, einem Studenten beizubringen, wie man das macht. Lassen Sie mich zum Vergleich ein Beispiel nennen. Eine Patientin wird wegen eines Knotens in der Brust untersucht. Sie liegt auf dem Rücken, ihre Arme liegen über dem Kopf. Sie ist vollkommen entspannt und in Ruhe. Bei der Untersuchung sind die verschiedenen Charakteristika der oberflächlich liegenden sowie der subkutanen und tieferen Gewebe feststellbar. Der Knoten lässt sich aufgrund seiner besonderen Eigenschaften, die sich von denen der benachbarten Gewebe unterscheiden, exakt vom eigentlichen Brustgewebe differenzieren. Darüber hinaus ist der Knoten fassbar und seine Mobilität und Verschieblichkeit lässt sich im Vergleich zu dem ihn umgebenden und darunter liegenden Gewebe testen. Während der gesamten Untersuchung hat sich der Knoten in rhythmischen Bewegungszyklen bewegt, denen der Untersucher wahrscheinlich wenig oder gar keine Aufmerksamkeit geschenkt hat. Es handelt sich dabei um die Atemzyklen sowie Zyklen, die synchron mit dem Kraniosakralen Rhythmus verlaufen. Es eignet sich gut, an dieser Stelle inne zu halten und sich die Frage zu stellen, warum der Untersucher diese Bewegungen nicht bemerkt. Die Antwort lautet natürlich, dass der Behandelnde bei dieser speziellen Untersuchung nicht an ihnen interessiert ist. Die automatische Selektionsinstanz in seinem Bewusstsein vernachlässigt daher diese Beobachtungen und schenkt nur denjenigen Aufmerksamkeit, die sie aus Erfahrung seinem Ziel gemäß als notwendig erachtet. Unsere Herausforderung besteht dann darin, die automatischen Kontrollen im Selektionssystem des Zentralen Nervensystems so zu adjustieren, dass es für uns genauso leicht ist, uns auf diese rhythmischen Bewegungen einzustimmen, wie es bei der Gewebetemperatur, Spannung usw. der Fall ist.

Beschäftigen wir uns noch einmal mit dem Brusttumor. Welche Veränderung ist notwendig, um die menschliche Wahrnehmung von der Gewebestruktur auf die Gewebebewegung zu lenken? Ist ein Wechsel von einer Wahrnehmung zu einer anderen notwendig? Können Sie nicht beide simultan wahrgenommen werden? Sie können nacheinander wahrgenommen werden und mit der Erfahrung kann dieses Aufeinanderfolgen automatisch ablaufen, aber ich werde Ihnen zeigen, dass es unmöglich ist, Form und Bewegung gleichzeitig zu untersuchen. Um die Bewegung der Brustwand zu beobachten, werden die Beobachtungen der Gewebespannung etc. temporär vernachlässigt. Darüber hinaus ist eine Bewegung innerhalb der Bewegung zu beobachten. Wenn die zuvor beschriebene Patientin sich etwa für den Wechsel in die Seitenlage entscheidet, sind Sie in der Lage, die Atembewegungen wahrzunehmen, während sie sich gerade dreht? Das ist sehr schwierig, ausgenommen, ihre Hand hat die Drehbewegung aufgenommen und bewegt sich mit der Patientin mit, als ein Teil von ihr. Sie haben auf diese Weise die relative Bewegung im Raum zwischen der Brustwand und der Hand eliminiert und sind daher immer noch in Kontakt mit der inhärenten Bewegung der Brustwand. Hier könnte eine weitere Analogie sinnvoll sein: Ein Fahrzeug beginnt sich zu bewegen. Sie stehen auf der Straße und entscheiden sich, ins Auto einzusteigen. Sie beginnen zu laufen, um Ihre Geschwindigkeit der des Autos anzupassen. Sie springen ins rollende Fahrzeug. Falls der automatische Adjustor gut funktioniert, werden Sie Ihre Geschwindigkeit schnell auf die des Fahrzeugs einstellen und sie werden mitfahren können. In ihm sitzend, werden Sie seine inhärente Bewegung fühlen, wenn es um die Kurven fährt, sie werden seine Spannungen spüren, wenn es einen steilen Berg erklimmt, oder den Spannungsabfall, wenn es den Berg hinunterrast. Die Bewegung ist im Insassen genauso aktiv wie im Fahrzeug. Woher wissen wir das? Und falls das Auto plötzlich stoppt, was passiert dann mit den Insassen? Sie werden mit der gleichen Geschwindigkeit nach vorne geworfen, die sie von der Bewegung des Fahrzeugs übernommen haben. Bei Ihnen kommt keine Bremse zum Einsatz, also bewegen Sie sich weiter wie zuvor, bis sich Ihnen ein mechanisches Hindernis in den Weg stellt oder der Bewegungsimpuls aufgehoben wird.