Kitabı oku: «Parkinson mein Untermieter», sayfa 2
Durch den Tag nehme ich wie immer meine Parkinson- und Rheumamittel nach der Medikamentenliste.
03.06.2019
Ich habe sehr gut geschlafen und erwache um 06:00 Uhr. Da ich immer noch an Flaschen hänge, verlange ich von der Schwester eine Urinflasche, um mein „Bissi“ zu machen. Sie bringt mir auch noch Waschzeug, Zahnbürste und Zahnpasta. Um ca. 08:10 Uhr bringen sie das Frühstück, welches ich gestern Abend noch bestellt habe. Das Gipfeli und das Schwöbli haben mir schon lange nicht mehr so geschmeckt, vor allem weil, ich seit gestern Morgen nicht mehr richtig gegessen habe, außer das leichte Nachtessen von gestern Abend.
Ich frage den zuständigen Pfleger nach der Internetverbindung im Spital. Er sagt mir, wie ich vorgehen muss, was dann auch klappt.
Da wir morgen nach Lugano fahren wollten, storniere ich die Hotelbuchung. Die Hopp on, Hopp off-Buchung in Mailand vergesse ich vorerst zu stornieren.
Später rufe ich meine Frau an und bitte sie, mir die Medikamentenbox, die beiden Ladegeräte für meine Telefone und etwas Unterwäsche zu bringen.
Im Laufe des Morgens kommen dann eine Logopädin und ein Ergotherapeut vorbei.
Die Logopädin, eine ältere, aber gutaussehende Lady will wissen, wie es mit meinem Sprech- und Stimmverhalten steht und ob eine Hörbeeinträchtigung besteht. Nach einem ausführlichen Gespräch, bei dem es vor allem um meine gesundheitliche Situation geht, meint sie, dass sie aus unserem Gespräch schließe, dass ich sie im Moment nicht brauche. Sie kommt dann später noch einmal vorbei, als ich beim Essen bin, um zu schauen, wie es mit meinem Schluckverhalten steht.
Der Ergotherapeut will wissen, ob bei mir eine Behinderung, eine Störung, eine psychische oder physische Krankheit oder eine andere Einschränkung vorhanden ist, oder ob meine Selbständigkeit gefährdet ist. Auch er meint, dass ich ihn, im Moment, nicht brauchen würde.
Um ca. 10:00 Uhr kommen dann noch zwei Ärzte, die ich schon von meiner zweiten DBS-Operation kenne, und ein Arzt in Ausbildung.
Auch sie machen, wie gestern der junge Arzt im Notfall, verschiedene Tests, z. B. fährt einer der Ärzte mit dem Finger vor meinem Gesicht hin und her, auf und ab, nah und fern. Meistens sehe ich seine Finger doppelt, vor allem wenn er mit ihnen näherkommt. Er macht dann noch andere Tests, wie ich sie von diversen neurologischen Untersuchungen her schon kenne. Eigentlich machen sie dasselbe wie gestern in der Notfallstation. Am Schluss schlägt einer der Ärzte vor, dass man noch ein MRI von meinem Kopf machen sollte, um mehr Sicherheit zu haben, ob es nicht doch ein Schlaganfall gewesen ist. Im Moment vermuten sie eher nicht.
Am späten Nachmittag werde ich dann von einem Spitalangestellten abgeholt und im Rollstuhl ins erste Untergeschoss gefahren, wo mich eine hübsche junge Frau in Empfang nimmt. Bevor ich mich, auch hier, auf einen fahrbaren Untersuchungstisch lege, kommt noch einer der Ärzte vorbei und schaltet den Hirnschrittmacher aus. Kurz danach fangen zuerst mein rechtes Bein und dann mein linker Arm wahnsinnig an zu zittern. Erst jetzt sehe ich, wie hilfreich die Hirnstimulation ist.
Bevor ich in den Magnetresonanztomographen geschoben werde, wird mein Kopf noch fixiert und ein großes Kissen unter meine Kniekehlen geschoben. Zudem wird mir über die Kanüle ein Kontrastmittel injiziert. Während der Injektion des Kontrastmittels verspüre ich für eine kurze Zeit ein wohliges Wärmegefühl.
Bei der Magnetresonanztomographie (MRI, MRT) handelt es sich um ein bildgebendes Verfahren, welches mittels eines starken Magnetfelds und Radiowellen Schichtbilder des Körpers erzeugen kann. Die hochmodernen MRI-Geräte erlauben eine klare und genaue Darstellung von Organen, wie beispielsweise des Gehirns, der Wirbelsäule sowie des ganzen Bewegungsapparates. Bei dieser Untersuchungsmethode werden keine Röntgenstrahlen verwendet, das verwendete Magnetfeld ist gesundheitlich unbedenklich.
Kurz nach der Tomographie kommt der Arzt wieder vorbei, um den Hirnschrittmacher wieder einzuschalten. Beim Einschalten verzieht es mir kurz den Mund und ich verspüre ein kurzes Zucken im linken Arm und Auge, wie wenn man mir einen Stromstoß verabreicht hätte. Allerdings sei dies laut Arzt normal. Er stellt dieses Mal aber etwas weniger ein, um zu schauen, ob es etwas bewirkt.
Kaum im Zimmer möchte der Pfleger noch einmal probieren, ein EKG zu machen. Anscheinend glaubt er es immer noch nicht, dass dies nicht geht. Am Schluss muss auch er einsehen, dass es wirklich nicht geht, ohne die Hirnstimulation auszuschalten.
Am Nachmittag möchte ich meine Frau anrufen. Da ich sie weder auf dem Handy noch zu Hause erreiche, mache ich mir etwas Sorgen, ob etwas passiert sei. Ich rufe deshalb die Freundin an, mit der sie sich getroffen hat und welche sich spontan bereit erklärt, nach Z. zu fahren und nachzuschauen. In diesem Moment kommt meine Frau vorbei, um zu schauen, wie es mir geht. Wir gehen zusammen ins Kaffee.
Anschließend kommt eine gutaussehende, freundliche und aufgestellte Physiotherapeutin vorbei. Wir gehen zusammen in den Gang, wo ich mich bei den Übungen, bei Bedarf, an den Stangen an den Wänden, hätte festhalten können.
Zuerst muss ich einfach, mit den Füßen zusammen, normal stehen.
Dann muss ich den rechten Fuß vor den linken Fuß stellen und versuchen, das Gleichgewicht zu halten.
Dann die gleiche Übung umgekehrt, also den linken Fuß vor den rechten Fuß.
Dann muss ich vorwärtslaufen und dabei abwechselnd den linken vor den rechten und den rechten vor den linken Fuß setzen. Dabei muss ich immer versuchen, das Gleichgewicht zu halten.
So muss ich den Gang hinunter und zurück laufen, was mich richtig zum Schwitzen bringt.
Nach einer halben Stunde werde ich, schweißgebadet, wieder in mein Zimmer entlassen. Schräg gegenüber mir liegt eine Frau, welche wirklich einen Hirnschlag hatte. Nebenbei leidet sie auch noch unter Osteoporose, also unter Knochenschwund, was die Knochen auch brüchiger macht. Ihr Sohn ist unzufrieden mit den Ärzten und dem Spitalpersonal: „Ich habe ein Recht, zu wissen, was mit meiner Mutter los ist, und was man weiter mit ihr vorhat. Wissen Sie, ich bin Apotheker und meine Frau ist auch Ärztin. Wir kennen unsere Rechte.“ Die diensthabende Pflegefachfrau versucht, ihn zu beruhigen: „Ich verstehe Ihre Argumente, aber wir versuchen wirklich alles, um ihrer Mutter die bestmögliche Behandlung zu geben. Dazu müssen wir aber noch diverse Tests und Abklärungen machen.“ Kurz danach verlässt der Sohn das Spital. Er scheint hässig und unzufrieden zu sein. Kurz darauf erscheint die Tochter, welche viel angenehmer scheint. Da sie und ihre Mutter miteinander reden, entschuldigt sie sich für die Störung, dabei reden sie ja so leise, dass man fast nichts hört.
Etwas später verspüre ich einen leichten Druck auf meiner linken Brust, was ich sofort der Pflegefachfrau mitteile. Aber sie meint, dass wir noch eine halbe Stunde warten sollten.
Etwa eine Stunde später, die Tochter von der älteren Frau, ist schon gegangen, kommt einer der Pfleger und spricht die Frau an: „Ich hatte soeben Ihren Sohn am Telefon und er hat mich verbal angegriffen und sich so danebenbenommen, was natürlich nicht geht. Wissen Sie, wir versuchen wirklich alles, damit Sie so wenig Schaden wie möglich davontragen. Sie hatten leider einen Hirnschlag, was mir auch leidtut, wir müssen nun aber versuchen, den Schaden in Grenzen zu halten. Aber es geht nicht, dass Ihr Sohn uns angreift und uns so quasi zusammenscheißt.“ Die Frau versucht den Schaden zu begrenzen und sagt, dass ihr Sohn manchmal etwas zu impulsiv sei, und sie würde sich dafür entschuldigen.
Um 17:30 Uhr werde ich in mein Zimmer verlegt. Ich begrüße die beiden schon anwesenden Herren. Während der Herr zu meiner Linken wegen einem Herzinfarkt hier ist und eher der ruhige Typ ist und nicht viel redet, ist der Herr schräg visavis der offenere. Wir kommen sofort ins Gespräch. Er hat ähnliches erlebt wie ich, nämlich verschwommene Bilder, kein Schwindel und auch keine Schmerzen. Aber, im Gegensatz zu mir, haben sie bei ihm eine Streifung festgestellt. Der Mann neben mir hatte, wie schon erwähnt, einen Herzinfarkt und kann deswegen nicht mehr richtig reden. Er lispelt vor sich hin und man hat Mühe, ihn zu verstehen. Aber irgendwie geht es immer.
Kurz danach ruft mich mein Cousin an. Er wollte mich zuerst zu Hause erreichen, wo ihm meine Frau mitteilte, dass ich im Unispital liege. Ich muss ihm kurz schildern, was passiert ist. Er ist froh, dass bei ihm noch alles in Ordnung ist. Er macht schon wieder sechsstündige Wanderungen, obwohl er erst letztes Jahr an seiner Hüfte operiert wurde. Er erzählt mir dann, dass seine Schwester übernächste Woche am rechten Knie operiert werde. Er wollte mich nur informieren, dass sein Hometrainer unterwegs ist. Am Schluss wünschen wir uns gegenseitig alles Gute.
Während dem Nachtessen sitzen wir zu dritt am Tisch und kommen uns etwas näher. Nach dem Nachtessen kommt eine herzige Pflegefachfrau, welche ins dritte Lehrjahr kommt. Sie hat ganz rote Backen, weshalb ich sie nur „Rotbäcklein“ nenne. Sie hat ein richtig herzliches Lachen. Sie kontrolliert bei jedem den Blutdruck, den Puls, die Temperatur und den Sauerstoffgehalt im Blut. Bei mir ist alles Gut. Als sie etwas näherkommt, schaue ich auf ihr Namensschild, worauf sie sich spontan mit Vornamen vorstellt. Sie strahlt eine gewisse Natürlichkeit aus und lacht einem mit einem Strahlen im Gesicht an. Sie befreit mich von meinen Flaschen, was mir erlaubt, wieder frei zu sein und mich für die Nacht bereit zu machen. Als ich ihr sage, dass die Tochter von einem Freund genau wie sie heiße, meint sie, dass es aber nicht so viele mit diesem Namen gebe.
Durch den Tag nehme ich, wie immer, meine Parkinson- und Rheumamittel nach der Medikamentenliste.
04.06.2019
Ich habe sehr gut geschlafen. Um 06:30 Uhr stehe ich auf, gehe Zähne putzen und mich waschen. Bei der morgendlichen Visite des Pflegepersonals, zeigt sich ein neues Gesicht, welche den Blutdruck, den Puls, die Temperatur und den Sauerstoffgehalt im Blut misst. Sie ist ebenso hübsch wie „Rotbäcklein“. Mit ihrer Ponyfrisur sieht sie aus wie die Tennisspielerin Timea Bacsinszky. Bei ihrem herzzerreißenden Lachen schmilzt jedes Männerherz dahin. Später, als wir irgendwie ins Gespräch kommen, meint sie, dass sie ein Mama-Kind und gerne zu Hause sei. Als ich sie frage, ob sie ein Familienmensch sei, meint sie: Ja. Mein Zimmernachbar hat all dies gehört und meint dann, dass die Zeit schon noch kommen werde, wo sie sich gerne in ihre eignen vier Wände zurückziehen möchte. „Timea“ winkt aber ab und meint, dass sie wirklich ein Mama-Kind sei. Ich finde dies so herzig, dass ein junger Mensch sich in der heutigen Zeit so äußern kann. Sie scheint wirklich ein Familienmensch zu sein.
Im Laufe des Morgens kommen, für mich unerwartet, der Leiter der Neurologie, ein habilitierter Professor und Parkinsonspezialist sowie der für mich zuständige Neurologe meiner DBS-Operation vorbei. Sie begrüßen mich wie einen alten Bekannten. Sie wollen wissen, was mit mir passiert sei. Der Professor hofft nur, dass es nicht die Hirnstimulation gewesen ist, welche meine jetzigen Probleme verursacht hat. Es komme manchmal vor, dass bei gewissen Patienten, bei denen zu viel Strom angewendet wurde, so etwas passieren könne. Er hoffe aber, dass dies bei mir nicht der Fall ist. Sie machen dann ähnliche Tests wie schon gestern die anderen Ärzte und meinen auch, dass ich keinen Schlaganfall gehabt hätte und man der Ursache noch mehr auf den Grund gehen sollte. Dies bedeute, dass man noch ein paar andere Tests machen müsse. Nachdem sie sich verabschiedet haben, verabschiedete sich auch unser Zimmernachbar visavis und wünscht meinem Nachbarn zur Linken und mir alles Gute, was wir natürlich auch ihm wünschen.
Anschließend informiere ich meine Tante. Als ich ihr erkläre, dass im Moment immer noch ein Schlaganfall zur Diskussion stehe, erschrickt sie. Wie meistens erzählt sie dann von ihren gesundheitlichen Problemen. Später rufe ich dann noch zwei Freunde und mein Göttikind an. Dem Götti meiner Tochter schreibe ich eine WhatsApp.
Kurz danach kommt die Frau meines Zimmerkollegen, eine aufgestellte und starke Frau, welche anscheinend das Schicksal ihres Mannes angenommen hat und eine natürliche Wärme ausstrahlt.
Nachdem mich meine Frau kurz besucht hat, meldet sich wieder die Physiotherapeutin.
Wir gehen zusammen wieder in den Gang. Zuerst machen wir eine Wanderung durch die Gänge des 4. Stocks. Anschließend machen wir im langen Gang die gleichen Übungen wie gestern. Zusätzlich muss ich aber noch retour und seitwärts laufen. Irgendwie kommen wir dann auf Leki-Wanderstöcke zu reden. Die Therapeutin holt nun solche und zusammen wandern wir wieder durch die Gänge des 4. Stocks. „Rotbäcklein“ sieht mich schwankend dem Geländer nachschleichen und lacht aus vollem Herzen. Sie beobachtet mich hinter der Türe hervor. Als ich ihr zurufe, mich nicht auszulachen, meint die Therapeutin, dass ich nicht aus-, sondern angelacht werde, weil hier alle lachen würden.
Als ich wieder im Zimmer bin, ist „Timea“ mit meinem Zimmerkollegen beschäftigt. Plötzlich fängt sie laut an zu lachen. „Rotbäcklein“ steht auch dabei und lacht ebenso. Ich schau hinüber und mache die Bemerkung: „Ich möchte auch lachen.“ Nun lachen sie noch mehr. „Timea“ klärt mich dann auf, wieso sie plötzlich lachen mussten. Ein Arbeitskollege und sie waren am Diskutieren, als sie etwas falsch verstand. Anstatt „Dies ist ein feiner Doktor“ verstand sie „Schweinedoktor“, weshalb sie lachen mussten.
Zum Znacht sind wir heute nur zu zweit. Nach dem Abendessen kommt eine Inderin, deren Namen ich vergessen habe, weil er zu kompliziert war, um den Blutdruck, den Puls, die Temperatur und den Sauerstoffgehalt im Blut zu messen. Wie immer fragt sie, ob man Schmerzen hätte oder ob man noch etwas brauche.
Durch den Tag nehme ich, wie immer, meine Parkinson- und Rheumamittel nach der Medikamentenliste.
05.06.2019
Heute ist schon Mittwoch. Heute bin ich schon den vierten Tag hier. Wahrscheinlich habe ich gestern zu viel geschlafen, denn diese Nacht kann ich von 04:00 Uhr an nicht mehr schlafen. Ich stehe deshalb schon um 06:00 Uhr auf und gehe mich duschen. Draußen scheint es heute, einen warmen Tag zu geben. Über 30 Grad hat er gemeldet. Ich lasse deshalb schon früh die Storen herunter und öffne noch das Fenster, um die kühle Luft der Nacht herein zu lassen.
Vor dem Frühstück kommt noch „Timea“, um den Blutdruck, den Puls, die Temperatur und den Sauerstoffgehalt im Blut zu messen. Ich begrüße sie mit „Hallo Prinzessin“, wobei sie wieder ihr herzhaftes Lachen aufsetzt und meint „Das isch aber e herzlichi Begruessig.“ Wie immer sind Blutdruck, Puls und Sauerstoffgehalt im Blut in Ordnung. Allerdings heute sind meine Augen wieder schlechter. Ich kann keine Telefonnummer einstellen, da ich die Zahlen nicht sehe. Sogar das Hochhaus sehe ich zeitweise doppelt, obwohl dieses doch weit weg steht. Allerdings der Anblick von „Timeas“ Lachen stellt mich wieder auf und lässt mich mein Problem vergessen. Ich frage sie dann noch, wieso ich vor dem Einschlafen keine Thrombosespritze bekomme, denn bei früheren Spital-aufenthalten hätte ich immer eine bekommen. Sie verspricht mir, sich darum zu kümmern.
Um 10:00 Uhr kommen bei der Arztvisite drei Ärzte und ein Pfleger vorbei. Neben den normalen neurologischen Tests testet der Professor mit seinen Händen mein Gespür in den Armen, Beinen und Füßen. Mit einem medizinischen Reflexhammer prüft er meine Ellbogen-, Knie- und Fußgelenke. Zudem prüft er mit einer medizinischen Stimmgabel gewisse Nervenreflexe. Er berührt z. B. mein rechtes, anschließend mein linkes Knie, wobei ich beide Male etwas spüre. Als er mit der Stimmgabel zuerst meinen rechten, anschließend meinen linken Knöchel berührt, spüre ich links nichts, was ihn ein wenig überrascht.
Inzwischen haben sie einen neuen Patienten ins Zimmer gefahren. Dieser ist Italiener und sehr nervös. Er räumt seine Kleider sicher fünf oder sechs Mal von seinem Koffer in den Kasten und vom Kasten wieder in den Koffer. Als „Timea“ ihn fragt, ob er noch etwas brauche, meint er, dass er morgens um 06:00 Uhr duschen möchte, er sei dies so gewöhnt. Als sie ihm erklärt, dass dies nicht möglich sei, da er auf Hilfe angewiesen sei und um diese Zeit noch zu wenig Personal hier sei, einigen sie sich, dass er jeweils nach dem Frühstück duschen könne.
Später will er mit seiner Frau telefonieren. Leider gelingt ihm dies nicht, weshalb er sehr nervös vor sich hin flucht. Als ich ihn frage, ob ich ihm helfen solle, merke ich, dass er nur wenig Deutsch spricht oder versteht. Ich erkläre ihm mühsam, dass er, wenn er nach draußen telefonieren möchte, zuerst die 0 wählen müsse. Als es immer noch nicht geht und er den Hörer auf die Gabel knallt und vor sich hin flucht, frage ich ihn, wo denn seine Frau sei. Es stellt sich heraus, dass seine Frau in Italien ist, da sie auch krank ist, nicht Deutsch kann und deshalb nicht in ein Schweizer Spital wollte. Nun habe ich die größte Mühe, meinen neuen Zimmerkollegen davon zu überzeugen, dass er in diesem Fall neben der 0 auch noch die Vorwahl für Italien einstellen müsse. Ich gehe kurz ins Büro und frage nach der Vorwahl für Italien. Ich erkläre ihm nun, dass er zuerst die 0, dann die Vorwahl 0039 für Italien und dann die Telefonnummer ohne die 0 einstellen müsse. Nachdem es anfangs nicht klappte, hat er es dann irgendwie hinbekommen. Später sitzt er am Tisch und schreibt Nummern auf, allerdings weiß ich nicht für welche und was sie bedeuten. Meistens ist er mühsam mit dem Rollstuhl unterwegs. Wenn er aber läuft, so ist er ganz langsam und sehr unsicher unterwegs. Er „täppelet“ in kurzen unsicheren Schritten dahin. Tapp, tapp, tapp. Später erzählt er mir, dass auch er unter Parkinson leide. Im Inneren hoffe ich nur, dass ich nie in eine solche Lage komme und so hilflos werde wie er. Ich habe im Moment schon etwas Schwierigkeiten beim Laufen, hoffe aber immer noch auf den Herrgott, dass er dies wieder korrigieren wird, wie er schon vieles in meinem Leben korrigiert hat.
Mein Zimmernachbar links schüttelt ein paar Mal den Kopf, wenn ich zu ihm schaue. Auch er kann nicht verstehen, wieso man so nervös herumschwirren kann wie unser italienischer Kollege.
Gegen 09:00 Uhr schließe ich das Fenster, da nun schon langsam warme Luft von draußen hereinzukommen versucht. Dafür öffne ich die Zimmertüre.
Später, als „Timea“ eine kurze Pause hat, kommt sie zu mir und klagt, dass sie ein Beißen in den Augen hätte. Als sie mir erzählt, dass sie Kontaktlinsen trage, frage ich sie, ob sie noch nie daran gedacht hätte, ihre Augen lasern zu lassen. Ich erzähle ihr dann von unserer Tochter und zeige ihr auch ein Foto von ihr, als sie den Verband auf ihren Augen hatte. „Timea“ meint noch, dass wir eine hübsche Tochter hätten und dass sie etwas Asiatisches hätte. Als ich ihr erzähle, dass meine Frau aus China komme, meint sie nur: „Ah, deswegen diese hübsche Tochter.“ Als ich ihr erzähle, dass die Augen lasern rund 10.000 CHF kosten würden, erschrickt sie. Ich sage ihr, wenn sie es machen wolle, müsse sie halt anfangen zu sparen.
Am Nachmittag kommen meine Frau und unsere Freundin vorbei, um zu schauen, wie es mir geht. Wir gehen zusammen ins Kaffee. Meine Frau ist traurig, weil sie ihren blauen Hut, welcher so gut zu ihr gepasst hat und welchen sie gerne anhatte, anscheinend verloren hat.
Meine Frau bringt mir noch den Arztbericht von der Augenklinik.
Anschließend meldet sich wieder die Physiotherapeutin. Wir gehen zusammen wieder in den Gang. Zuerst machen wir mit den Leki-Wanderstöcken eine Wanderung durch die Gänge des 4. Stocks. Anschließend machen wir im langen Gang die gleichen Übungen wie vorgestern und gestern. Die Therapeutin geht kurz zu ihren Geräteraum und holt eine medizinische Fußmatte.
Ich stehe mit beiden Füßen auf der Matte. Beim Ausbalancieren kann ich mich an der Seitenstange halten.
Ich muss nun mit dem rechten Fuß auf die Matte stehen dann wieder zurück.
Diese Übung muss ich zehn Mal wiederholen.
Anschließend die gleiche Übung mit dem linken Fuß.
Ich stehe mit beiden Füßen auf der Matte. Nun muss ich mit dem rechten Fuß kurz den Boden antippen und versuchen, das Gleichgewicht zu halten.
Die gleiche Übung, aber mit dem linken Fuß kurz den Boden antippen.
Gegen Abend kommt ein neuer Patient. Dieser hatte eine kurze Streifung, allerdings konnte man bei ihm den Ursprung rasch finden und gezielte Maßnahmen ergreifen. Als ich ihn frage, wie er dies gemerkt hätte, erzählt er mir, dass sie am Bauen seien. Er sei dann kurz auf den Bauplatz gegangen. Als er auf dem Baugerüst stand, wurde es ihm plötzlich schwindlig. Er fuhr dann nach Hause und legte sich etwas hin. Etwa um 22:00 Uhr wurde es aber so schlimm, dass ihn seine Frau in den Notfall bringen musste. Dort haben sie dann schnell festgestellt, dass seine Halsschlagader auf der rechten Seite verschlossen war. Dank seiner schnellen Reaktion konnten sie die Blockade lösen, so dass er anschließend wieder ein normales Leben führen kann.
Nach dem Abendessen, kommt wieder die Inderin, um den Blutdruck, den Puls, die Temperatur und den Sauerstoffgehalt im Blut zu messen. Heute bekomme ich dann die erste Thrombosespritze, also hat es „Timea“ doch weitergeleitet.
Ich rufe kurz meine Cousine an, weil ich vernommen habe, dass sie übernächste Woche am rechten Knie operiert werde. Sie ist überrascht, dass ich aus dem Spital anrufe. Ich schildere auch ihr kurz, was mit mir passiert ist. Wir reden dann noch über dies und jenes. Sie wird mich nächste Woche wegen einem Termin anrufen, weil sie mir noch einen Hometrainer von meinem Cousin bringen wollen.
06.06.2019
Schon wieder Donnerstag. Ich stehe wieder früh auf und gehe nach dem Zähneputzen zum Duschen. Kurz vor dem Frühstück kommt die „Prinzessin“ vorbei, um den Blutdruck, den Puls und den Sauerstoffgehalt im Blut zu messen.
Ich rufe in der Stadtapotheke an wegen meinem Termin für die Fußreflexmassage, den ich absagen muss.
Beim Frühstück reden mein neuer Zimmernachbar und ich über unsere Krankheiten und über diverse andere Dinge. Da seine Mutter aus Bari in Italien kommt, erzähle ich ihm von unserer Schiffsreise und dass wir angenehm überrascht waren, wie sauber Bari ist. Er meint dann, dass er schon lange nicht mehr dort gewesen sei, dass er aber wieder einmal dorthin gehen werde. Da er auch ein wenig Italienisch versteht und spricht, redet er ein bisschen mit unserem anderen Zimmerkollegen, welcher so richtig in einen Redeschwall kommt. Es macht den Anschein, dass er Gefallen daran hat, jemanden gefunden zu haben, der ihm zuhört. Unser neuer Zimmerkollege versucht ab und zu, etwas zu übersetzen.
Etwa um 10:00 Uhr kommt der junge, zukünftige Arzt vorbei und möchte noch einen Test machen.
Dabei muss ich eine Minute nach oben schauen. Anschließend macht er ein Foto von meinem Gesicht, wobei ich die Augen offenhalten muss. Dann legt er eine Kühlkompresse auf meine geschlossenen Augen. Ich muss diese dabei fest in die Augen drücken. Anschließend wird wieder ein Foto gemacht. Da bei mir kein Unterschied feststellbar ist, schließen die Ärzte daraus, dass es bei mir nichts Schlimmes ist, also kein Schlaganfall.
Kurz nach 11:00 Uhr kreuzen plötzlich zwei Ärzte auf, die ich von der Parkinsonstudie und von der Hirnstimulation her kenne. Die Ärztin ist überrascht, dass ich ihren Namen noch weiß. Sie will natürlich wissen, wieso ich hier bin. Eigentlich wollten sie zu meinem Zimmerkollegen, welcher aber im Moment nicht hier ist. Allerdings finden sie ihn später und können ihre psychologischen Tests mit ihm durchführen.
Mein Zimmernachbar zur Linken muss heute innert kurzer Zeit viel trinken, da sie bei ihm eine Magen-Darm-Spiegelung vornehmen wollen. Das Personal stellt ihm ein mobiles WC neben das Bett, sodass er schneller sein Geschäft erledigen könnte. Trotzdem reicht es ihm einmal nicht ganz und er scheißt sein Bett voll. Mit bewundernswerter Ruhe putzt das Personal dies aber weg und zieht sein Bett neu an. Man merkt, dass er leidet.
Nach dem Mittagessen verlässt uns der neue Zimmerkollege wieder. Er ist froh, dass er wieder nach Hause kann. Anschließend gehe ich einen kurzen Moment mit den Leki-Wanderstöcken auf Wanderschaft. Zwischendurch versuche ich, die eine Übung zu machen, wo ich einen Fuß vor den Andern stellen muss. «Rotbäcklein» sieht mich von weitem, wieder schwankend dem Geländer nachschleichen und lacht aus vollem Herzen. „Lachst Du mich wieder aus?“, rufe ich ihr zu. „Nein, nein, es ist gut“, kommt es zurück.
Später kommt dann meine Frau noch kurz vorbei und bringt mir den roten, kleinen Koffer.
Zwischendurch informiert mich „Timea“, dass ich im Laufe des Nachmittags abgeholt werde für einen Termin beim Augenarzt. Morgen werde dann noch ein letzter Test gemacht und anschließend könne ich dann nach Hause, allerdings wäre sie wegen dem Care-Management froh, wenn ich vor 13:30 Uhr das Zimmer verlassen könnte. „Timea“ fragt mich dann noch, ob sie meine Frau anrufen solle, dass sie mich abholen könne. Ich rufe sie dann aber selber an und bitte sie, zwischen 13:30 Uhr und 14:00 Uhr, hier zu sein.
Anschließend kommt die Physiotherapeutin. Wir machen die gleichen Übungen wie gestern. Allerdings holt sie heute eine andere Fußmatte. Nach der halben Stunde bin ich richtig ausgelaugt. Ich schwitze richtig und bin froh, es hinter mir zu haben und mich hinlegen und ausruhen zu können.
Gegen 17:30 Uhr werde ich von einem Spitalangestellten abgeholt. Er fährt mich mit dem Rollstuhl ins Erdgeschoss. Dann geht es durch einen langen Gang ins Klinikum 1, mit dem Lift in den 2. Stock, den langen Gang entlang Richtung Ausgang, bis er vor der ersten Türe auf der linken Seite, wo eine Tafel mit der Aufschrift „Augenarzt“ angebracht ist, anhält. Der Rollstuhlstoßer klopft an der Türe. Der Arzt begrüßt mich freundlich und möchte kurz wissen, was passiert ist. Er prüft beide Augen recht gründlich und nimmt sich auch Zeit dafür. Er kann aber nichts Außergewöhnliches feststellen. Er meint, dass es eventuell an einer Hornhautverkrümmung liegen könne, zudem seien die Augen zu trocken. Allerdings könne es auch sein, dass im Laufe der Nacht meine Augen zu feucht werden und dann am Morgen ein Schleier meine Sehschärfe trübe. In diesem Fall könne ich versuchen, am Morgen, mit einem Föhn dem entgegen zu wirken. Er gibt mir dann Tropfen, welche meine Pupillen vergrößern. Ich muss dann ca. 20 Minuten draußen im Gang warten, in denen er einen anderen Patienten besucht.
Anschließend untersucht er meine Augen noch einmal. Auch dies Mal kann er nichts finden. Er gibt mir eine kleine Tube Lacrinorm-Augengel mit, welches ich nun drei bis vier Mal am Tag je einen Tropfen in jedes Auge tröpfeln muss. Er wird zudem einen Termin für nächste Woche in der Augenklinik arrangieren. Bevor ein anderer Spitalangestellte mich ins Zimmer zurückbringt, wünschen wir uns gegenseitig alles Gute.
Gegen 18:30 Uhr bin ich wieder im Zimmer, wo schon mein Nachtessen auf mich wartet. Meine Zimmergenossen haben schon gegessen.
Nach dem Abendessen kommt zum letzten Mal die Inderin, um den Blutdruck, den Puls, die Temperatur und den Sauerstoffgehalt im Blut zu messen. Heute bekomme ich dann die zweite Thrombosespritze.
Durch den Tag nehme ich, wie immer, meine Parkinson- und Rheumamittel nach der Medikamentenliste.
07.06.2019
Kurz nach 06:00 Uhr erwache ich, weil ich auf die Toilette muss. Ich habe wieder gut geschlafen. Nach der Morgentoilette und dem Duschen gehe ich mit meinen Stöcken auf Wanderschaft.
Inzwischen haben wir einen neuen Patienten bekommen, nämlich einen lustigen aufgestellten Malermeister. Als ich ihn frage, wieso er hier sei, meint er, dass er eine Streifung gehabt hätte, oder einen Warnschuss, wie er es nennt. Er war mit seinem Motorrad unterwegs nach S. Plötzlich konnte er nicht mehr richtig lenken und dachte zuerst, dass am Lenker etwas nicht stimme. Anschließend ging er in sein Büro zurück und wollte etwas schreiben, aber es ging nicht. Da realisierte er, dass es nicht an seinem Motorradlenker liegen konnte, sondern dass er seinen Arm nicht mehr richtig bewegen konnte. Er setzte sich dann auf sein Motorrad und fuhr direkt in den Notfall. Und nun ist er eben hier. Als der Arzt in fragte, ob er rauche, meinte er: Ja. Als der Arzt in fragte, ob er Alkohol trinke, meinte er: Gelegentlich. Als der Arzt ihm sagte, dass er eigentlich beides aufgeben sollte, oder zumindest das eine, entschied er sich für das Rauchen. Das war am Montag, und heute haben wir Donnerstag, also hat er doch schon vier Tage durchgehalten.
Kurz nach dem Morgenessen kommt „Timea“ vorbei. Sie erklärt mir, dass sie heute unter Beobachtung stehe und bewertet werde. In diesem Moment kommt diejenige Person, welche sie bewertet vorbei. Ich erzähle ihr: „Wissen Sie, Timea ist eine so aufgestellte Person und hat ein so herziges Lachen, dass die Patienten schneller gesund werden.“ Darauf meint die Beobachterin, dass sie dies, wenn dies so sei, in ihrem Bericht erwähnen müsse.
Anschließend reden „Timea“ und ich über verschiedene Dinge. Sie möchte wissen, wo ich wohne. Als ich ihr sage in Z., weiß sie nicht, wo das ist. Ich kläre sie dann auf, dass es bei S. sei.
Schließlich frage ich sie, ob sie gerne lese. Als sie meint, dass sie gerne lese, aber auch gerne schreibe, erzähle ich ihr, dass ich einmal ein Buch geschrieben hätte. Zudem würde ich seit über zehn Jahren ein medizinisches Tagebuch schreiben und sie werde ich darin sicher auch erwähnen. Als sie mich fragt, ob man mein Buch irgendwo kaufen könne, erzähle ich ihr, dass sie es nicht kaufen müsse, ich würde ihr eines schenken. Ich würde nächste Woche einmal vorbeikommen und es vorbeibringen. „Das isch den aber lieb. Do freue ich mi aber druf.“ Ich weiß nicht warum, aber irgendwie mag ich diese „Timea“ und ihre Kollegin, obwohl sie über 50 Jahre jünger sind als ich. Ich war in den letzten Jahren doch einige Wochen in einem Spital oder einer Reha, aber bis jetzt habe ich noch nie so viel für jemanden empfunden wie für meine beiden Engel.