Kitabı oku: «Honigsuche», sayfa 4

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Tagesaktuelle Recherche zum eigenen evolutionären Auftrag

Die Pause tat gut. Sie beobachten. Zwei Enten flogen knapp über das Eis. Am fernen Ufer kreisten zwei Greifvögel. Kai machte einen Reiher aus. Kai fragte sich, warum die Reiher hier überwintern. Als wenn Mia in seine Gedanken schauen konnte, und das konnte sie wahrscheinlich wirklich, fragte sie Kai: „Wo wohl die Kraniche, die wir heute und gestern gesehen haben, hinfliegen?“

Gestern hatten sie nach dem Abendessen ein unglaubliches Erlebnis. Mitten in dunkler Nacht. Es flogen auf Baumwipfel-höhe Kraniche über sie hinweg. Sie konnten die Fluggeräusche hören. Und erstmalig so nah das Schreien der Vögel. Dies war einzigartig. Wunderschön. Und es ging ihnen direkt durch Mark und Bein.

„Der Kampf um die Brutplätze hat begonnen“, kommentiere Kai schnöde und auf Abstand mimend. In Wahrheit war er von diesen Naturschauspielen natürlich ergriffen. Kai fieberte mit den Vögeln, dass sie ihr Ziel erreichten.

Mia sagte: „Weißt du, ich habe die Meisen bei uns beobachtet. Dank deiner Futter-Installation haben wir ja was zu schauen und sie haben was zu fressen. Wusstest du, dass sie ganz komisch landen“, fragte Mia Kai erwartungsvoll anschauend. „Nein.“ „Ja, erst pfeffern sie zum Landeplatz und stoppen kurz vorher noch einmal ab. Witzig.“

Sie standen auf. Sie setzten ihre Reise fort. Kai sondierte seine Gedanken. Nun kam er zu einem anderen schwierigen Lieblingsthema. Der Evolution des Bewusstseins. Dazu hat er das eine oder andere geschrieben. Sprüche wie: „Nur Evolutionäre sind Revolutionäre“. Oder Begriffe wie „Evolutionäre Spiritualität“. Dies war auch Mia bekannt. Doch durch dieses Gespräch hatte Kai verstanden, dass sein Begriff Honigsuche anscheinend diesen evolutionären Impuls eines Menschen, sei es aus intellektuellen oder aus religiösen, spirituellen Gründen, seinen Wurzeln folgend die Zukunft zu beschreiben, die nötige Aufmerksamkeit zollt, die es in der heutigen Zeit und insbesondere im Jahr 2012 braucht.

Kai sagte: „Alle Entscheidungen geschehen in einem kosmischen Kontext. Wir sind Teil eines 14 Milliarden Jahre alten Prozesses. Wir stehen mit diesem Prozess, den wir Evolution nennen, in Beziehung. Honigsuche heißt also, genau diese Zusammenhänge zu sehen, zu bejahen und individuell auszuleben. Ich bin sicher, nur so können wir den nächsten Schritt der Evolution meistern.“

Mia hörte aufmerksam zu. In ihr schwang Resonanz zu diesem Thema. So viel ist sicher. Die letzten Jahre waren schwer für sie. Sie hatte eigentlich nur überlebt, weil sie für sich das Malen entdeckt hatte. Aus ihr heraus strömten kosmische Wahrheiten. Nicht für andere, nur für sie. Sie verstand, dass dies das Ergebnis von Honigsuche ist. So wie Kai es beschrieb. Der eigenen inneren Wahrheit authentisch Ausdruck zu verleihen. Dabei entstanden die verrücktesten Ideen. Sie malte die „Blume des Lebens“. Sie malte die „Platonischen Körper“. Sie malte Labyrinthe. Und andere Energieformen, die der Menschheit seit tausenden Jahren bekannt sind.

Mia antwortete Kai: „Ich glaube, dass ich das bestätigen kann. Ich glaube auch, dass das ein evolutionärer Impuls ist. Ich musste mich auch einfach ausdrücken und mitteilen. Die Literatur und Kunst ist voll von diesen Impulsen. Was für ein Geschenk.“

Kai fuhr fort: „Kultur ist natürlich Teil der Evolution. Dies geschieht über die Noosphäre, also praktisch der menschliche evolutionäre Part in der Biosphäre. Das Schöne, das Wahre, das Gute – nur in einem evolutionären Kontext betrachtet macht das Sinn. Ich denke, dass wir uns immer wieder, jeder für sich, für diesen kreativen evolutionären Impuls entscheiden müssen. Nur so können wir das Ego transzendieren, nur so finden wir Gott, auch als Antwort auf die individuelle Starrheit des Seins. Wir sind gefangen zwischen Begierden und Ängsten, in einer Komfortzone die wir vermeintlich zum Überleben brauchen. Mit Nachrichten um uns nach-zu-richten und Unterhaltung um uns unten-zu-halten.“

Kai blühte auf. Er liebte diese Wortspiele. Hier waren sie wirklich sehr angebracht. Endlich einmal bestimmte Muster benennen. Und aufzubrechen. Mia fand es hin- und wieder auch lustig. Manchmal fühlte sie sich in die Ecke geredet. Hier jedoch spielte all dies keine Rolle. Irgendwie schrieben sie gerade gemeinsame Schöpfungsgeschichte.

„Evolution ist nicht einfach“, sagte Kai. Mia rutschte auf dem Eis. Mia fiel eine Redewendung ein: „Das Leben gehört den Lebenden an, und wer lebt, muss auf Wechsel gefasst sein.“ Kai: „Keine eigenen Worte?“ Es tat ihm leid. Er wollte nicht grob rüber kommen. Sofort lenkte er ein. „Wirklich passend. Etwa Goethe?“

„Ja, diesmal Goethe, du Kulturbanause.“

„Ich hab auch einen: Wenn der Wind der Veränderung weht, bauen die einen Mauern und die anderen Windmühlen. Das ist ein chinesisches Sprichwort. Verstehe gar nicht, warum der Windenergieverband das nicht als Motto hat.“ Ihr Weg führte am Insel-Ufer lang. Dann macht er eine Biegung. Die Weite öffnete sich. In der Ferne fiel Kai ein Strich auf. Er zog sich komplett durch den Horizont. Kai wurde klar, dass dies eine Schifffahrtslinie sein musste. Das Eis war dort anscheinend gebrochen. Und wieder zugefroren. Kai blieb stehen. Kai sah unter seine Füße. Kai schob den Schnee mit einer Fußbewegung zur Seite. Er entdeckte einige Luftblasen ca. 20-30 Zentimeter tiefer. Sie waren eingefroren. Also war keine Panik angesagt. „Schaue nur für dich ob das Eis hält“. „Ich habe keine Angst.“

Mia war in Gedanken. Mia hatte schon lange erkannt wie wirklich wichtig ihr Malen war. Für ihre Entwicklung. Und wie wichtig das Malen damit auch für Kai war. So schlug die eigene Bewusstseinsentwicklung Wellen. Diese Wellen wiederum inspirierten andere. Die Welt wird damit wirklich zu einem besseren Ort.

Mia sagte: „Kai, ich gebe dir unumwunden Recht. Die Welt wird zu einem besseren Ort. Genau das habe ich gerade gedacht. Honigsuche gefällt mir immer mehr.“ Kai grinste. Es war eine sehr transparente Situation. Der Himmel klar. Das Eis klar. Die Gedanken klar.

Kai sagte: „So muss es sein, wenn Jesus auf dem Wasser wandelt. Es ist wie die Transparenz des Seins.“ Kai zog die Luft tief in seine Lungen um dieses Gefühl zu ankern. Auch Mia spürte die Freiheit, die in der Luft lag.“Wieso nur haben die Menschen so viel Angst vor der Veränderung, wenn alles Leben eigentlich ständige Veränderung ist. Mir fällt auf einmal dieser von mir sehr geliebte Spruch von Mahatma Gandhi ein:

Wir müssen der Wandel sein, den wir in der Welt zu sehen wünschen. Wenn das mal kein Banner-Spruch für die Honigsuche ist.“

Mia merkte, wie das Gespräch und die Inhalte in ihr etwas zutage brachten, was sie bisher eher nicht wahrnehmen konnte. Sie spürte so etwas wie Angstlosigkeit. Früher hatte sie Angst. Oder sie empfand Freude. Das war neu.

Mia sagte: „Kai, kann es sein, dass für uns bei der Honigsuche, wie du sie siehst, die Enge der Vergangenheit dann irrelevant ist? Das dieses „Auf zu neuen Ufern“ dein ständiger Schlachtruf ist?“ „Aufgrund meiner individuellen Erfahrung kann ich das für mich bestätigen“, antwortete Kai. „Wir können uns endlich mit dem beschäftigen, was in unserem Leben geschehen soll. Wie du ja immer sagst: „Die Zeit der Dramen ist vorbei“. Mir fallen dazu zig Bibelsprüche ein: „Mir wird nichts mangeln!“ Schon irgendwie irre.“

Cara fing an zu bellen. Ein anderer Hund hatte sie erreicht. Und wurde von ihr prompt erzogen. „Eine erfahrene Hundedame darf man eben nicht so einfach anspringen. Da muss man erst einmal Benehmen zeigen“, rief Mia dem zugelaufenem Hund zu. Cara machte das, indem sie sehr hohe, einzelne Belllaute von sich gab. Das hat leider zur Folge, dass andere Hunde das häufig als Ausladung verstehen und von dannen ziehen. So auch jetzt. Wie er gekommen war, verschwand der Hund ebenso plötzlich.

Kai fasste für sich zusammen: „Es ist schön, dass wir feststellen, dass alles ein evolutionärer Prozess ist. Das bedeutet wohl auch, dass es letztendlich keine wirkliche Vollkommenheit hier in unserer Welt und auf unserem Planeten Erde gibt. Wir können uns zwar immer anstrengen und anstreben uns evolutionär weiterzuentwickeln, aber letztendlich leben wir in einer dualen Welt. Eigentlich ist es eine Sorge weniger. Es gibt sie nicht, die „Heile Welt“.“

Mia durchzuckte eine Art Unwohlsein. Sie fühlte sich rund und für sie war es der Augenblick, der zählte. Das Hier und Jetzt. Jede Sekunde war so, wie sie ist. Sie wusste, dass Kai dies auch so empfand. Doch sie wollte seine philosophische Betrachtungsweise nicht beurteilen.

Kai hielt inne und schaute. Kai sagte: „Da vorne wird wohl die Insel zu Ende sein. Dann müssen wir entscheiden, ob wir weitergehen oder umdrehen.“ „Umdrehen? Niemals. Immer vorwärtsgehen!“

Vollkommenheit

Sie konnten nun um die Insel schauen. Sie blickten gen Norden. Links am offenen Horizont erströmt sich die Havel. In ihre Richtung. Rechts eine kleine Insel in der Havel. Dahinter beginnt rechts der Wannsee. Mit Waldrandbegrenzung am Horizont. Eine gewaltige Ausbuchtung von ähnlichem Ausmaß. Unsichtbar sind circa zwei Kilometer Wannsee-Ausdehnung. Was man sah war eine unermesslich riesige weiße Fläche. Zig Quadratkilometer Eislandschaft. Und kein Mensch weit und breit. Und das alles in Berlin.

„Diese Weite macht mich fertig“, sagte Kai eher ironisch. Sie setzten ihren Weg um die Insel fort. Nun war jeder für sich. Cara erkundete mit Mia das Ufer. Kai folgte einer Art Energielinie. Sie führte vom Insel-Ufer weg. Kai blieb stehen. Mia war sehr in ihren Gedanken. Mia schaute auf. Kai machte ein Foto. Mia dachte, Kai würde telefonieren. Doch Kai war komplett im Hier und Jetzt. Die Gedanken setzten ein, als er sah, wie Mia schon hundert Meter vor ihm war. Kai bewegte sich in Mias Richtung.


„Schon eigenartig, wie sich diese wunderschönen Momente häufen“, dachte er zu sich. Erst gestern schrieb er ein paar Zeilen. Er beobachtete wie drei Schwäne an dem Haus vorbei flogen. Er wusste nicht, woher sie kamen. Oder wohin sie flogen. Die Flugbewegungen waren unendlich schön. Sie vollzogen praktisch eine eigene Harmonik. Ohne sie herabzusetzen zu wollen beschrieb er diese Bewegung dennoch als „eher etwas schwerfällig“: „Trotz alledem kommen sie an ihr Ziel und wahrscheinlich werden sie auch den Flug genießen, sowie ich gerade diesen Anblick genieße. Es lässt mich ins Hier und Jetzt eintauchen. Und deshalb ist dieser gesamte Kontext – das Beobachten und das Beobachtete; das Bewerten und das Loslassen; das Eintauchen und das Absichtslose; - dimensionserweiternd: die vermeintliche Unharmonik des Schwanenfluges wird zur schönsten Erscheinung am Himmel – ein Hauch von All-Ein“.

Die Beobachtung der Schwäne löste in ihm eine Erinnerung von großer Wichtigkeit aus: „Während ich darüber sinniere, und den Schwänen hinterher sehe, senken sich in meiner Wahrnehmung optische Schlieren über meine Augen hinweg. Seit über 30 Jahren weiß ich inzwischen, dass diese Schlieren Schmutzpartikel auf meiner Augen-Hornhaut sind und ich erinnere mich an ein Gespräch mit meinem damaligen Freund Potter, der schon lange verstorben ist, indem es genau um diese Erscheinung ging. Dieses Gespräch war für mich sehr wichtig, denn es bestätigte mir zum ersten Mal durch einen Zeugen, meinem Freund Potter, dass ich mit meiner Art wahrzunehmen und mich darüber mitzuteilen, nicht alleine war. Im Gegenteil, diese Art der Wahrnehmung war sogar ein unerwarteter Schatz in der Kommunikation.“

Kai hatte inzwischen Mia eingeholt.

Mia begrüßte Kai mit einem Wink und sagte: „Es gibt hier unendlich viele Eindrücke. Ich danke dir, dass wir diesen Spaziergang machen.“ „Du hast es doch auch gewollt.“ „Ja, aber du hast gedrängt, diese riesige Insel zu umrunden“. Kai war nach Smalltalk zumute: „Wusstest du, dass Wannsee auch eine Insel ist? Ja wirklich, es ist komplett eine Insel, umgeben von Havel, großer Wannsee, kleiner Wannsee und ein paar durch Kanäle verbundene Seen. Aber weißt du, was noch viel spannender ist? Die Havel!“ „Was ist mit der Havel?“ „Sie fließt nach Süden.“ „Verstehe ich nicht.“ „Also pass auf. Die Spree kommt aus Südosten und fließt nach Mitte und dann nach Spandau. In Spandau fließt die Spree in die Havel und dann fließt die Havel eben – mit der Spree zusammen – nach Süden und kommt an Wannsee vorbei, bildet praktisch den Wannsee und fließt dann weiter nach Potsdam.“ „Irre! Ganz Berlin ist also umströmt.“ „Ja, es muss ja einen Grund geben, warum hier so viele Menschen sein wollen. Und dies ist wirklich einmalig.“

Sie gingen weiter. Cara machte nicht den Eindruck, als ob ihr irgendwie kalt war. Im Gegenteil merkte Kai, als er ihr eine Pfote säuberte, dass diese ungewöhnlich warm war. Er kannte seinen Hund. Er hatte ein gutes Gefühl, obwohl es locker minus 10 Grad war.

Kai nahm seine Gedanken auf und berichtete Mia: „Manchmal ist es so, dass man nie genau weiß, was zu tun ist. Ich habe mein Leben lang gefragt, was ist richtig und was ist falsch. Und dann kommt eine einzige Information, Töne, oder Licht durch ein Medium – Luft, Radio, Stimme – zu dir, wie ein Satz, ein Gebilde… und wenn du dies wirklich wahrnimmst und in deinem Informationsraum zulassen kannst, dann führt dies spontan zu einem völlig neuen Kontext der Situation.“

Kai war noch immer in seinen Gedanken. Er versuchte, seine Erkenntnisse in das Gesprächsthema umzuformulieren. Seine Erinnerung an die Betrachtung seiner Augen-Schlieren beim Schwanenflug führte ihn in einen solchen neuen, wie auch bekannten Kontext. Er hatte einfach das Gefühl, dass das Leben total harmonisch ist. Diese Erfahrung wurde sicherlich damals während des Gesprächs mit seinem Freund Potter gelegt. Aus dieser Offenheit heraus eröffnete sich ihm das Universum. Die Welt, in der er heute lebt.

Er schrieb weiter in sein Gedankenbuch: „Ich durfte, in dem ich so sein konnte wie ich bin, mit allen Widrigkeiten in dieser Materie, meine Grenzen in vielen Abenteuern überschreiten und Freiheit erfahren. Auf diesem Wege habe ich viele Methoden aus verschiedenen alten Kulturen erfahren, die mir halfen mein Bewusstsein zu erweitern und mich zu der Erkenntnis führten, dass nicht nur ich, sondern jeder Mensch von unfassbarer Einzigartigkeit ist. Erst am heutigen Tage kann ich das für mich so zusammenfassen. So kam ich irgendwann darauf, dass das Leben eine Honigsuche ist. Eine Suche nach dem Nektar der individuellen Erkenntnis.“

„So kam ich irgendwann darauf, dass das Leben eine Honigsuche ist“, zitierte er sich nun laut selbst. „Und ich habe einfach das Gefühl, dass das Leben total harmonisch ist.“ Kai grinste.

Mia war aufmerksam. Mia versuchte erst gar nicht, alles zu verstehen. Mia ließ diese Sätze auf sich wirken. Mia erhielt eine Gefühlsinformation. Eine Ahnung.“Du springst mal wieder zu allem was man erzählen kann. Wie soll man dir da folgen?“, fragte Mia. Erst gibt es keine „Heile Welt“ und dann ist alles harmonisch?“

„OK. Du hast doch angefangen und gefragt, was ich damit meine. Honigsuche! Und ich beschreibe die vielen Gedankenwege, die mich dahin gebracht haben. Es ist wohl wie bei Faust – ein Taumeln zwischen Begierde und Genuss.“

Sie schwiegen eine Weile. Kai nahm das Gespräch wieder auf: „Eigentlich ist die Honigsuche so uralt wie die Menschheit selbst, dennoch wurde aus gesellschaftlicher Sicht alles getan, dies immer wieder zu verleugnen. Religionen, Ideologien und Dogmen spielen auf hervorragender Weise ein Spiel der Manipulation, um im Ergebnis die Menschen davon abzuhalten, das in jedem Menschen vorhandene Bewusstseinspotential auf seine ureigene spezifische Weise zu erweitern.“

Und nun kommt noch ein Höhepunkt.“ Kai grinste. Mia verdrehte fast die Augen. Es war nur spielerisch. Zwei Langläufer auf Skiern kreuzten 150 Meter vor ihnen ihren Weg. Ein weiteres Pärchen mit einem Hund zog in eine andere Richtung an ihnen vorbei. Der Hund bellte aus der Ferne. Cara ignorierte ihn.“Uns allen ist doch die Gralssuche ein Begriff für dieses hier von mir geschilderte Phänomen. Es geht um unsere Visionen oder besser gesagt darum, dass wir offen sind für Visionen, denn nur so denke ich, ist evolutionäres Handeln möglich. Nicht nur bibelkundige Menschen wissen, dass Jesus 40 Tage in der Wüste auf Visionssuche war. Die Visionquest gehört zu den Übergangsritualen der indianischen Kultur und die Visionssuche ist in unserer Kultur in Zeitabschnitten des Fastens oder des Pilgerns wie z.B. die Begehung des Jakobswegs integriert. Doch eigentlich ist dieses Wissen inzwischen total verschüttet.“

„Wenn das heute keine Visionssuche ist, was dann?

Du musst dich doch nur einlassen. Geh einmal ohne alles in die Wildnis, es sind die größten Erfahrungen deines Lebens.“ „Ja, genau, wie stimmig, oder? Wieder Goethe?“ „Nein. Henry David Thoreau.“

Kai blieb unermüdlich bei seinem Thema: „Das wirklich spannende jedoch scheint zu sein, dass wir alle völlig verschiedene Individuen sind, die sich über eine gemeinsame Kultur und Gesellschaft für ein Gemeinschaftsleben organisieren.“

Kai war der Meinung, dass das Leben in „Kleinfamilienstrukturen“ – wie Kai es als gruppenerfahrener Mitmensch gerne formulierte, keine Lösung bereithielt. Kai lebte einst in einer Gruppe. Sieben Jahre in einer Gemeinschaft. Und Kai besuchte während seines Studiums viele andere Lebensgemeinschaften in Deutschland. Und er lebte ein paar Wochen in Findhorn, in Schottland. Die Findhorn Foundation ist die größte spirituelle Gemeinschaft. Kai traf die Gründer Eileen und Peter Caddy. Eileen versicherte Kai, dass auch Kai Gott treffen wird. Da wurde Kai offenbar, dass er ein Suchender war.

Mia war das fremd. Gemeinschaft. Gruppe. Mia liebte ihre Familie. Sie rief regelmäßig zu Hause an. Doch heute ist Mia deutlich, wie wichtig eine Gruppe ist. Deshalb entwickelt sie ein Grundstück. Für Menschen und Tiere. Für Alt und Jung. Mia kennt diesen Zusammenhang von Individuen und Gesellschaft.

Kai sagte: „Wir haben in den letzten Jahrtausenden immer mehr verlernt, uns unseren Ängsten zu stellen und opfern unsere Entwicklung eher der Ideologie, dass es einen NORM-Menschen gibt, dessen Ideale wir anzustreben haben. Ob in der Mode oder im Aussehen oder in so grundlegenden Dingen wie der Sexualität. Wir haben uns so systemisch in die Gesellschaft und ihren Institutionen integriert, einer extremen Normierung ausgesetzt. Wir wissen schlichtweg nicht, dass wir alle einzigartig sind.“

Mia stimmte Kai zu. Kai fuhr fort: „In der Literatur und Philosophie gibt es zum Glück viele wunderschöne Beispiele, die diese Zwangsnormierung thematisieren. Du hast schon darauf hingewiesen. Angefangen von Platons Höhlengleichnis, über Werke von Goethe, Fontane, Mann, Huxley bis hin zu Filmen wie Pleasentville, Matrix 1– 3 und anderen Science-Fictions, die bestimmte Aspekte durch eine in die Zukunft gelegte Fokussierung viel besser herausarbeiten können, als es im Alltag möglich erscheint.“ „Horton hört ein Hu!“, ergänzte Mia. „Äh, ja das stimmt natürlich.“

Mia und Kai liebten es, stundenlang Star Treck zu schauen und Dialoge nachzuahmen. Reisen durch die Galaxie stimulierten ihre Phantasie. Außerdem haben manche dieser Filme auch anspruchsvolle Theorien, wie Ideen, Gesellschaftsformen, Lösungen und vieles mehr, über die sie beide auch mit anderen Menschen immer wieder eine interessante Gesprächsbasis aufbauten.

Kai spannte seinen Faden weiter. „Honigsuche ist für mich der Weg aus dieser Norm. Besonders furchtbar ist für mich jedoch die Tatsache, dass es wirklich böse Situationen und Taten gibt, die Menschen sich gegenseitig antun, in Unkenntnis dieses Geschenks der Einzigartigkeit. So kommt es zu Übergriffen, wo Täter und Opfer sich individuell oder auch auf gesellschaftlicher Ebene auf dauerhafte Zeit versündigen. Einfache Gewalt führt zu struktureller Gewalt die uns – nicht nur in der westlichen, industrialisierten Welt, letztendlich in patriarchalen Strukturen, Kleinfamilien und genormten Gesellschaftsstrukturen mit diversen ideologischen Überbauten quasi materiell für immer und scheinbar aussichtlos gefangen halten. Honigsuche hilft wohl nur denen, die sich hier selbst befreien können.“ Kai atmete tief ein und aus. Wie heißt es doch so schön bei Huxley: Den Fortschritt verdanken die Menschen den Unzufriedenen.“

Sie bogen erneut um eine Land-Kurve. Sie sahen in der Ferne am Ufer eine Menschtraube. „Glühwein!“ riefen beide synchron. Sie setzten einen gemeinsamen Kurs.

Zielgerichtet auf die Menschentraube zulaufend erinnerte sich Kai an eine Analyse der Offenbarung von Marko Pogacnik: „Der Geomant Marco Pogacnik kam bei einer Analyse der Offenbarung nach Johannes zu einer Ethik des Christosprinzips. Ich habe erst gelesen: Ethik des Chaosprinzips.“ Beide lachten laut. „Deshalb erinnere ich mich daran. Er erkennt Verhaltensweisen, so würde ich es formulieren, die für die Zeitqualität des Wandels, wie sie in der Offenbarung beschrieben werden, wichtig sind: Bewahrung des inneren Friedens – jederzeit; der Stimme des Herzens folgen – jederzeit; unablässig dem Strom der Wandlung zu folgen; Aspekte der Wahrheit in dir und vor anderen nicht zu verleugnen; sich immer wieder seiner vielschichtigen Ganzheit bewusst werden und entschieden deiner geistigen Widmung zu folgen. Honigsuche pur!“

Am Abend schrieb Kai in sein Gedankenbuch, auch diese Zeilen:„Soziale Normen, staatlicher Terror, familiäre Übergriffe, geschlechtsspezifische Gewalt, kulturelle Drohungen und Diffamierungen – all diese Erscheinungen lassen sich aber auch einer inzwischen bekannten evolutionären Entwicklungsstufe auf einer Bewusstseinsspirale zuordnen. Es gibt eine Evolution des Bewusstseins.“ Dann hielt er Inne und fragte sich, ob dies überhaupt jemand je lesen werde. Dann kam ihm der Gedanke, dass er seine Ideen so offen wie möglich niederschreiben muss: „Ich werde versuchen, meine Erkenntnisse so wenig wie möglich aus meiner Sicht als die für alle geltende Wahrheit zu beschreiben. Es sind meine für mich geltenden Erkenntnisse und sie mögen und müssen auch fehlerhaft sein, denn nur so vermag ich meinen Weg zu finden. Es gibt dieses schräge Beispiel, wie eine Langstrecken-Rakete den Weg zum programmierten Ziel findet: Der Navigationscomputer vergleicht die Landschaft mit der programmierten Landschaft und findet so durch ständige Korrekturen den Einschlagspunkt. Dieses Beispiel taugt aber auch noch für eine andere bekannte Wahrheit: die Landkarte ist nicht das Gelände.“

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