Kitabı oku: «Die 50 bekanntesten archäologischen Stätten Deutschlands», sayfa 3

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Schloss-Museum Wolfshagen Prignitz

Im Schloss-Museum, das mit den ersten Räumen im Jahr 1998 eröffnet wurde, wird im Wesentlichen eindrucksvoll die Wohnkultur des märkischen Adels dargestellt, die während der Zeit der ehemaligen DDR weitgehend vernachlässigt, wenn nicht gar zerstört wurde. Ein Raum ist jedoch den Funden aus dem „Königsgrab“ von Seddin gewidmet. Schon das Museum für Vor- und Frühgeschichte in Berlin hatte dem jungen Museum Kopien von Funden zur Verfügung gestellt, sodass ein Besucher heute nicht zwangsläufig nach Brandenburg an der Havel fahren muss, um im dortigen Landesmuseum die Originale zu sehen.

Putlitzer Straße 16, 16928 Groß Pankow (Ortsteil Wolfshagen), Tel. 038789-61063, www.schlossmuseum-wolfshagen.com

Literatur

J. May – T. Hauptmann, „König Hinz“ kommt in die Jahre. Neues vom Königsgrab Seddin, Lkr. Prignitz, in: Archäologische Gesellschaft in Berlin und Brandenburg e.V. – Brandenburgisches Landesamt für Denkmalpflege – Archäologisches Landesmuseum und Landesdenkmalamt Berlin (Hrsg.), Archäologie in Berlin und Brandenburg 2003 (2005) 54–56; E Probst, Deutschland in der Bronzezeit (1999) 337. 341. 345 Abb. S. 351; H. Wüstemann, C 4 Seddin, in: J. Herrmann (Hrsg.), Archäologie in der Deutschen Demokratischen Republik (1989) 437 f. Abb. S. 437.

Zur Zeit der ehemaligen DDR bestand ein großer Bedarf an einheimischen Energieträgern. Vorzugsweise wurde die im Tagebau gewonnene Braunkohle benötigt. Daher entstand auch der Tagebau Seese-Ost südlich von Lübbenau in der Lausitz, der jedoch nach den Ereignissen vom Herbst 1989 und der Wiedervereinigung Deutschlands eingestellt wurde. So entging die Slawenburg der endgültigen Vernichtung und erlebte sogar eine Wiederauferstehung.

[07] Vetschau – Slawenburg in Raddusch, der Zerstörung entkommen

Brandenburg • Berlin

Unweit von Vetschau hatte man schon im 19. Jh. eine Fundstelle entdeckt, die sich als slawische Wallburg erwies, von deren Typ bis heute in der Region rund 40 Anlagen nachgewiesen wurden. Rudolf Virchow, der große Mediziner, Jurist und Altertumsforscher des 19. Jhs., hatte 1880 die Anlage erstmals erwähnt und 1957 war sie unter Denkmalschutz gestellt worden. Als sich die Realisierung des Tagebaus Seese-Ost abzeichnete, begann man 1984 mit einer Rettungsgrabung, bei der die ganze Anlage untersucht werden konnte. Auf die Ausgräber kam allein aufgrund der zu bewegenden Erdmassen eine gewaltige Arbeit zu.

Von der Ausgrabung zum Museum

Im Lauf der archäologischen Untersuchungen ergab sich eine komplexe Baugeschichte, die sich in drei Phasen gliedern ließ. Vom Entwurf her handelte es sich immer um Kreisanlagen, die von einem Holz-Erde-Wall mit einem großen vorgelegten Graben umgeben waren. Für die früheste Befestigung, die auch als Vorbild für die Rekonstruktion diente, geht man von einem äußeren Durchmesser von 56 m und einem Inneren von etwa 36 m aus. Für den Wall wurde eine Höhe von etwa 7 m erschlossen. Das benötigte Holz wurde in der unmittelbaren Umgebung geschlagen, sodass eine Landschaft mit freiem Sichtfeld entstand. Das benötigte Erdmaterial konnte aus dem Grabenaushub gewonnen werden. (Abb. 7)


Abb. 7 Raddusch, slawische Befestigung. Der Nachbau wird heute als Museum genutzt.

Zur Burganlage gehörte auch eine „Vorburg“, die wohl eher Siedlungscharakter gehabt haben dürfte. Als man sie untersuchte, fand man allerdings keine verwertbaren Spuren, weil die Landwirtschaft im Laufe der Zeit alle Spuren vernichtet hatte.

In der Burg wurden auch zwei Toranlagen gefunden, die man aufgrund ihrer Bauform als Tunneltore bezeichnet. Ein Tor befand sich im Nordwesten. Der andere Zugang konnte im Osten nachgewiesen werden. An den Innenseiten des Walles waren Unterkünfte eingerichtet, die an Kasematten erinnern. Außerdem fanden die Ausgräber im Bereich des „Burghofes“ Spuren von Gebäuden, bei denen es sich sowohl um Pfostenbauten als auch um Blockbauten handelte, von denen einige Öfen aufwiesen. Der Wasserversorgung dienten vier Brunnen.

Allgemein geht man davon aus, dass diese slawischen Befestigungsanlagen als Fluchtburgen genutzt wurden. Da aber eine Innenbebauung nachgewiesen wurde, stellt sich die Frage, ob hier nicht die Angehörigen einer Oberschicht einen dauerhaften Wohnsitz besaßen. Diese Frage lässt sich aber nicht zweifelsfrei beantworten.

Die Datierung der Anlage von Raddusch wie auch die der slawischen Befestigungsanlagen in der Lausitz beläuft sich auf das 9. und 10. Jh. und reizt damit das in diesem Buch vorgesehene Zeitfenster aus. Als Grund für die umfangreichen Befestigungen wird gerne angeführt, in dieser Phase habe das junge Heilige Römische Reich Deutscher Nation zunehmend in Richtung Osten expandiert und die hier siedelnden Slawen massiv unter Druck gesetzt.

Die Rekonstruktion der Burg als Museum

Nachdem der Tagebau Seese-Ost eingestellt worden war, kam für die Region die Frage auf, wie es wirtschaftlich weitergehen sollte. Tourismuskonzepte spielten dabei in den 1990er-Jahren eine bedeutende Rolle. So wurde ab 1992 die Idee entwickelt, in Raddusch die Slawenburg wieder aufzubauen. Damit sollte ein Ort entstehen, an dem die Archäologie der gesamten Region präsentiert werden konnte. Im Jahr 2003 wurde schließlich die Slawenburg als Museum eröffnet.

Bedingt durch die zusätzliche Nutzung entstand eine Idealrekonstruktion im äußeren Erscheinungsbild, die sich in den Dimensionen an der ersten Bauphase orientierte. Nach außen ist die Anlage mit einer Verkleidung aus Eichenholz und Lehm versehen, während das Wallinnere aus einer Ringkonstruktion aus Beton besteht, in der sich heute die Ausstellungsräume und die touristische Infrastruktur befinden.

Die ständige Ausstellung hat die Zielsetzung, die archäologischen Funde aus der Niederlausitz zu präsentieren. Sie umfasst dabei alle zeitlichen Perioden. Natürlich finden sich hier auch viele Funde, die in Raddusch gemacht wurden. Ein Stück, das besondere Aufmerksamkeit verdient, ist der „Götze von Raddusch“, die Darstellung eines slawischen Gottes; diese Bildnis wurde in einem der Brunnen geborgen und wird um die Mitte des 10. Jhs. datiert.

Im Umfeld des Museums, einem etwa 111 ha großen Freigelände, wurde versucht, die historische Landschaft nachzubilden, so wie sie sich im 9. oder 10. Jh. darstellte. Darüber hinaus errichtete man einen „Zeitsteg“, auf dem die Natur und die lokalen Kulturen in verschiedenen Zeitaltern dargestellt werden.

Slawenburg Raddusch, Zur Slawenburg 1, 03226 Vetschau, OT Raddusch, Tel 035433-55522, www.slawenburg-raddusch.de

Literatur

M. Ullrich, Slawenburg Raddusch – Eine Rettungsgrabung im Niederlausitzer Braunkohleabbaugebiet (2003); M. Ullrich, F 46 Raddusch, in: J. Herrmann (Hrsg.), Archäologie in der Deutschen Demokratischen Republik (1989) 651 f.

Als Karl der Große kam, entdeckten die Ur-Bremer das Christentum. Diese Geschichte findet ihren baulichen Niederschlag im St. Petri-Dom, dessen älteste bauliche Überreste bis in diese Zeit zurückreichen. Während der letzten Renovierungen konnten unter der Kirche wichtige Funde gemacht werden, die heute im Dom-Museum ausgestellt sind.

[08] Bremen – die Domgrabung

Bremen

Wenn wir uns in Bremen und Bremerhaven in einem Zeitfenster bewegen wollen, dass bis zum frühen Mittelalter reicht, stehen wir im Hinblick auf Ausgrabungen weitgehend auf verlorenem Posten. Dies liegt vor allem daran, dass beide Städte erst mittelalterliche Gründungen sind. Mit dem Fund der „Kogge von 1380“ im Jahr 1962 bei Baggerarbeiten im Bremer Hafen, die sich heute im Deutschen Schifffahrtsmuseum in Bremerhaven befindet, gibt es einen für den hier abgesteckten Zeitrahmen leider etwas zu späten Sensationsfund.

Die mittelalterliche Gründung bedeutet aber nicht, dass an dieser Stelle vorher nie Menschen siedelten. An der Weser sind Siedlungen bekannt, die zwischen dem 1. Jh. n. Chr. und dem 8. Jh. entstanden sind. Eine von ihnen ist durch den aus Alexandria stammenden Geografen Claudius Ptolemaeus um die Mitte des 2. Jhs. n. Chr. namentlich überliefert worden.

Wollen wir uns der frühen Geschichte Bremens zuwenden, so kommen wir schnell zur Rolle der Kirche, die ihr Missionswerk 782 begann, und der Erhebung der Stadt zum Bischofssitz um 787 durch Karl den Großen. Und dieser bedarf einer entsprechenden Kirche, dem heutigen St. Petri-Dom, der nun seit mehr als 1200 Jahren in unterschiedlicher Ausführung Bestand hat. (Abb. 8)


Abb. 8 Bremen, St. Petri-Dom. Der Sakralbau ist über Jahrhunderte hinweg entstanden. Während der letzten Renovierungsarbeiten wurden auch archäologische Untersuchungen durchgeführt; die Funde werden im Dom-Museum (im Dom selbst) ausgestellt.

Aber auch Kirchen bedürfen im Lauf der Zeit umfangreicher Restaurierungen, die oft mit archäologischen Untersuchungen verbunden sind. Da der Dom aber wieder für den Gottesdienst genutzt werden sollte, war es unmöglich, die archäologischen Befunde in situ darzustellen. Zum Abschluss der letzten Renovierungsarbeiten richtete man daher im Dom selbst das Dom-Museum ein, das in den Räumen neben dem Hochchor gelegen ist.

Das Dom-Museum im St. Petri-Dom

Für das hier bestimmte Zeitfenster dürften vor allem die konservierten Fundamentreste einer Apsis und zwei Kleinfunde interessant sein, die sich in das 9. Jh. datieren lassen. Dabei handelt es sich um einen silbernen Denar und einen Schwertgurt aus Bronze. Darüber hinaus kann der Besucher anhand einer Fotodokumentation die Baugeschichte des Domes verfolgen.

Aber die Ausgrabungen haben natürlich auch Funde aus späterer Zeit ans Tageslicht gebracht, die entsprechend präsentiert werden. Spektakulär sind etwa die Funde aus sieben mittelalterlichen Bischofsgräbern, die Textilien, Bischofsstäbe und Sakralgeräte enthielten. Weil die Textilien besonders lichtempfindlich sind, ist der Ausstellungsraum stark abgedunkelt. Inzwischen wurde ein weiterer Raum für Textilien eingerichtet. Ergänzt wird die Museumssammlung durch sakrale Kunst, Urkunden, Siegel u. Ä.

www.stpetridom.de/index.php?id=40

Literatur

I.Weibezahn, Das Dom-Museum in Bremen (2007).

Für den Besucher stellt sich die Freie und Hansestadt Hamburg als weltoffene Metropole, die viele Interessen bedient, dar. Wer aber nach archäologischen Spuren in der Stadt sucht, muss sich in die Peripherie begeben.

[09] Hamburg – Wandern auf den Spuren der Vorzeit

Hamburg

Der Wanderweg

In den 1970er-Jahren kamen Wanderpfade aller Art in Mode. Dieser konnte und wollte sich das Helms-Museum nicht verschließen und errichtete in der Fischbeker Heide, im Stadtteil Hamburg-Neugraben gelegen, einen archäologischen Wanderpfad. Diese Gegend bot sich an, weil hier zahlreiche ur- und frühgeschichtliche Denkmäler zu besichtigen sind. Der Pfad, im Jahr 2002 nochmals überholt, ist mit Informationstafeln ausgestattet und weist insgesamt elf Besichtigungspunkte auf.

Bei diesen Besichtigungspunkten handelt es sich um Gräber, die vom Neolithikum über die Bronzezeit bis hin zur vorrömischen Eisenzeit reichen. (Abb. 9)


Abb. 9 Hamburg, Archäologischer Wanderpfad „Fischbeker Heide”. Der Wanderweg führt an verschiedenen Grabhügeln vorbei, so an diesem Hügel aus der Bronzezeit.

Bei einigen der Gräber konnte während der archäologischen Untersuchungen auch Keramik des frühen Mittelalters gefunden werden. Diese steht nicht mit den Bestattungen in Verbindung. Die Archäologen glauben vielmehr, dass hier alte heidnische Kulte weiter praktiziert wurden, als das Christentum schon zwangsweise durchgesetzt wurde.

Ein rekonstruierter Grabhügel, der nicht zum originalen Bodendenkmal gehört, mag den Besucher irritieren. Es handelt sich dabei um ein bronzezeitliches Grab aus Lüllau, das an seinem ursprünglichen Standort nicht erhalten werden konnte.

Informationshaus „Schafstall“

Ergänzende Information zu den archäologischen Funden am Wanderpfad erhält der Besucher durch eine kleine Ausstellung, die durch das Archäologische Museum Hamburg eingerichtet wurde.

Fischbeker Heideweg 43, 21149 Hamburg, Tel. 040-7026618, www.hamburg.de/info-fischbek/147470/start-info-fischbek.html

Literatur

B. Sielmann, Archäologischer Wanderpfad in der Fischbeker Heide (1975).

Auf einem Bergsporn oberhalb der Weißeritz, etwa 300 m nordwestlich des alten Dorfkerns von Coschütz, liegt eine gewaltige vorgeschichtliche Befestigungsanlage, die Heidenschanze, die nur knapp der vollständigen Zerstörung entging.

[10] Dresden-Coschütz – die „Heidenschanze“

Sachsen

Forschungsgeschichte

Schon im 18. Jh. hatte man auf dem Bergsporn die ersten Funde gemacht. Aber wirkliches Forschungsinteresse weckte die Heidenschanze erst im Jahr 1851 mit den ersten Ausgrabungen. Systematische Untersuchungen erfolgten in den 1930er- und 1950er-Jahren. (Abb. 10)


Abb. 10 Dresden, Ortsteil Coschütz. Blick auf die vorgeschichtliche Befestigung/Siedlung „Heidenschanze”.

Die Heidenschanze barg aber für die Archäologen einige Probleme, weil hier ein Steinbruch existierte, der erst 1954 geschlossen wurde. Durch dessen Ausbeutung ging ein Teil der Anlage, die einmal mindestens 4 ha groß gewesen sein dürfte, für die Forschung verloren.

Die Befunde

Was ergaben die Forschungen? Schon bei den Ausgrabungen der 30er-Jahre zeigte sich, dass die Heidenschanze zunächst eine unbefestigte Siedlung der Lausitzer Kultur war und zwischen 1200–1000 v. Chr. existierte. Aber schon in dieser Phase errichteten die Bewohner eine Befestigung, die etwas vereinfacht gesagt aus einer etwa 2 m starken Konstruktion aus Holz, Erde und Steinen bestand.

Um das Jahr 1000 v. Chr. brannte diese Befestigung ab und wurde durch eine neue ersetzt, die ca. 20 m vor der älteren Anlage errichtet wurde. Sie war in den Maßen des Walles mächtiger und verfügte außerdem über zwei Gräben, die den Sporn abriegelten. Mit der neuen Befestigung etablierte sich hier auch eine neue Kultur, die Billendorfer Kultur, die von ca. 700–500 v. Chr. datiert wird.

Interessant waren aber auch die Befunde im Inneren der Heidenschanze, weil man nämlich mehrere Siedlungsschichten beobachten konnte, in denen Hausgrundrisse, Abfall- und Vorratsgruben gefunden wurden. Vor allem anhand der Keramikfunde ließ sich eine Siedlungskontinuität feststellen, die von etwa 1200–500 v. Chr. reichte. Danach wurde der Platz verlassen und erst wieder in den Jahren um 900 n. Chr. durch slawische Siedler besetzt.

Besonders die Ausgrabungen aus den 1950er-Jahren beleuchteten die wirtschaftliche Situation in der Heidenschanze. Es wurden Werkstätten gefunden, die auf eine größere Keramikproduktion und Metallverarbeitung hindeuteten. Weil durch die Nutzung als Steinbruch Teile der Heidenschanze verloren gingen, rechnete die Forschung die wenigen Werkstattfunde hoch und kam zu dem Ergebnis, dass der Heidenschanze wohl eine wichtige Rolle in Produktion und Handel und daher eine zentrale Funktion zugekommen sei, die über die Rolle eines Rückzugspunktes hinausgegangen sei.

Die Forschungen erlaubten aber auch einen Blick auf die Speisekarte der Einwohner, indem man die Knochenfunde statistisch auswertete. An der Spitze der Fleischproduzenten standen Rind und Schwein, während Schaf und Ziege nur einen relativ geringen Anteil ausmachten. Daneben wurde in der Siedlung der Heidenschanze auch Wild aller Art gegessen.

Literatur

W. Coblenz, C 34 Dresden-Coschütz, in: J. Herrmann (Hrsg.), Archäologie in der Deutschen Demokratischen Republik (1989) 479–481.

Ein Zufallsfund aus Großbodungen ist ein eindrucksvoller Zeuge zu den germanischen Angriffen auf das Römische Reich während der Völkerwanderungszeit. Ein Angehöriger der Oberschicht versteckte im 5. Jh. einen Teil seiner Beute aus einem der Raubzüge, konnte diese aber nie wieder bergen. War er selbst Opfer eines Angriffs geworden?

[11] Grossbodungenen – Ein Schatzfund besonderer Art

Thüringen

Im thüringischen Landkreis Eichsfeld liegt der kleine Ort Großbodungen, der mittlerweile zur Gemeinde Am Ohmberg gehört. An historischen Denkmälern ist eine mittelalterliche Burg erhalten, die hier aber nicht unser Interesse findet. Dieses gilt vielmehr einem Schatzfund, der schon im Jahr 1936 gemacht wurde.

Wie so oft führte keine systematische Suche zu dem Fund; vielmehr war es ein fleißiger Bauer, der beim Kartoffelhacken im Bereich der Wüstung Reichsdorf fündig wurde. Gewissenhaft wurde der Fund gemeldet und das Museum in Halle führte eine Untersuchung der Fundstelle durch. Es zeigte sich dabei, dass es sich hier um einen Depotfund handelte, weil sich weder Grab- noch Siedlungsspuren nachweisen ließen.

Aufgrund der Funde war auch schnell die zeitliche Stellung des Fundes klar. Er wurde in der frühen Völkerwanderungszeit – im 1. Drittel des 5. Jhs. – niedergelegt und muss als Beutegut eines germanischen Adligen interpretiert werden.

Woraus erklärt sich diese Deutung? Der glückliche Finder hatte einen „Silberklumpen“ mit einem Gewicht von 808 g gefunden. Als die Restauratoren in Halle diesen „Klumpen“ in mühseliger Arbeit auflösten und die einzelnen Elemente glätteten, wurde zunächst einmal klar, dass hier verschiedene Gegenstände mit roher Gewalt zerteilt worden waren, ein Verfahren, mit dem Germanen ihr Beutegut aufteilten.

Betroffen von diesem Aufteilungsverfahren waren etwas Zierrat aus Silber, eine Silberplatte, die ursprünglich einen Durchmesser von 26 cm hatte und aufgrund ihres Motivs – dargestellt war ein Kaiser mit seinen Begleitern – als Kaiserplatte bezeichnet wurde, sowie ein handwerklich hervorragender Silberkessel mit Reliefverzierung und weitere Silbergefäße. Daneben waren auch noch Bruchstücke von zwei Bronzegefäßen aufgetaucht. (Abb. 11)


Abb. 11 Sammelaufnahme des Schatzfundes von Großbodungen.

Außerdem gehören 21 Goldmünzen zu dem Schatzfund, die zwischen 350 und 423 n. Chr. geprägt wurden. Diese Funde sind es vor allem, die eine entsprechende Datierung des Hortfundes ermöglichen.

Die Funde aus Großbodungen werden voraussichtlich ab Ende 2014 wieder im Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle (Saale) zu besichtigen sein. www.lda-lsa.de/landesmuseum_fuer_vorgeschichte/

Literatur

B. Schmitz, E 33 Großbodungen, in: J. Herrmann (Hrsg.), Archäologie in der Deutschen Demokratischen Republik (1989) 562 f. mit Lit.

Nach dem Zweiten Weltkrieg begann man damit, zwischen den Orten Ober- und Niederdorla, in der Nähe von Mühlhausen gelegen, Torf abzubauen. Hatte man anfangs im Torf nur geringe Reste von Knochen gefunden, so kamen 1957 größere Mengen an Tierschädeln und anderen Tierknochen sowie bearbeiteten Hölzern ans Tageslicht. Aus diesen Zufallsfunden sollte sich eine bedeutende Grabung entwickeln: Zwischen 1957 und 1964 wurde ein Kultbereich ausgegraben, der über 1500 Jahre bestand, in denen sich Landschaft und Kult gleichermaßen veränderten. Heute vermittelt ein Freiluftmuseum einen Eindruck von der Geschichte des Platzes.

[12] Oberdorla – Archäologisches Freilichtmuseum Opfermoor Vogtei

Thüringen

Die ältesten Spuren des Heiligtums stammen aus dem 6. Jh. v. Chr. Am Südrand einer großen Erdsenke, die man geologisch auch als Erdfall bezeichnet, konnten mehrere Komplexe freigelegt werden. So fand man einen rechteckigen Feueraltar, der aus Muschelkalk bestand und an einer Seite von einem halbrunden Stein-Erde-Wall eingefasst war. Bei den Ausgrabungen konnten noch Spuren von Speiseopfern und Kultmahlzeiten beobachtet werden, die von den Archäologen mit Festlichkeiten im Frühjahr, daher wohl in Verbindung mit einer Vegetationsgottheit, in Zusammenhang gebracht wurden.

Neben diesem Altar entstand ein Rundheiligtum mit einer Umwallung. In der Mitte der Anlage fand sich eine Steinstele, die von den Ausgräbern als Symbol und Sitz der hier verehrten Gottheit verstanden wurde. Wie auch an dem schon genannten Altar wurde hier geopfert; bevorzugte Opfertiere scheinen wohl Ziegen gewesen zu sein.

Ergänzt wurde der gesamte Bereich – Altar und Rundheiligtum – in dieser Zeit durch kleinere Opferstätten mit ovalem Grundriss, der durch Steinlagen oder Ruten gekennzeichnet war.

Landschaftliche Veränderungen stellten sich in der mittleren und späten Latènezeit ein. In der Senke war nach und nach ein kleiner See entstanden, der zum Mittelpunkt der kultischen Handlungen wurde. Aufgrund der Umweltbedingungen blieben die hölzernen Reste der Heiligtümer erhalten und erlaubten eine Rekonstruktion. (Abb. 12)


Abb. 12 Oberdorla, Blick über das Opfermoor.

Weil die Bevölkerung zu dieser Zeit unter dem Einfluss der keltischen Kultur stand, orientieren sich auch Kulte und Bauwerke an diesen Vorbildern. Die Ausgräber stellten einen Bezug zu apsisförmigen Anlagen her, die u. a. in einem Trierer Tempelbezirk nachgewiesen wurden. Im Inneren standen kleine Altäre, deren Erdmaterial durch Flechtwerk abgestützt wurde. Hier waren dann auch einfache Idole aufgestellt.

Gegen Ende des 1. Jhs. v. Chr. veränderten sich die Bevölkerungsstrukturen. Die germanischen Hermunduren drangen in das Thüringische ein und passten den Sakralbezirk von Oberdorla ihren Vorstellungen an. Dazu errichteten sie am Seeufer ein großes Rundheiligtum, in dem sich kleinere Bezirke fanden. Hier waren Kultpfähle und ein Astgabelidol aufgestellt.

Wie schon bei den älteren Heiligtümern gab es in der Mitte der Anlage einen Altar, der aus Holz bestand. Auch hier konnten Tieropfer nachgewiesen werden.

An der Westgrenze des Heiligtums jedoch kamen „unschöne Aspekte“ der germanischen Kulthandlungen ans Tageslicht. Teile menschlicher Schädel zeigten, dass hier Menschen geopfert wurden. Aber nicht nur hier gab es Zeugnisse von Menschenopfern: Im Norden des Sakralbezirks fand man nämlich zwei Opferstätten, anhand derer ein weiteres Schädelopfer nachgewiesen wurde. Diese Menschenopfer lassen sich gut mit der schriftlichen Überlieferung bei Tacitus (ann. 13, 57, 1–2) verbinden. Er schrieb nämlich: „Im gleichen Sommer (58 n. Chr.) kam es zu einer großen Schlacht, als sie sich einen für die Salzgewinnung ergiebigen Grenzfluss gewaltsam anzueignen versuchten. [. . .] Aber der Krieg ging für die Hermunduren günstig, für die Chatten umso verhängnisvoller aus, weil beide für den Fall des Sieges das gegnerische Heer dem Ziu und Wotan geweiht hatten, nach dem Pferd und Mann, kurz alles der Vernichtung anheimfällt.“

Im 3. Jh. n. Chr. entstand ein isoliertes Heiligtum, dessen Kultbild auf eine germanische Adaption der Diana, der römischen Göttin der Jagd, hinweisen soll. Neben Opfern von Wildtieren fand man die Knochen von Haustieren, unter denen auch Skelettreste von römischen Ochsen gefunden wurden. Diese darf man als deutliches Zeugnis der engen Verbindungen der Hermunduren zum Römischen Reich sehen.

Abgesehen von den Opfern bot das Heiligtum noch eine weitere Besonderheit. Man entdeckte nämlich den Sarg eines etwa 15-jährigen Mädchens, das kurzerhand als Priesterin gedeutet und somit das Grab zu einem „Heiligen Grab“ erhoben wurde. Im 4. Jh. n. Chr. wurde das Grab zerstört. Ein gesellschaftlicher Umbruch könnte die Ursache dafür gewesen sein.

Trotz dieser Veränderungen blieb dem Ort der Sakralcharakter erhalten. Im 5. Jh. n. Chr. entstanden hier zwei Schiffsheiligtümer, die einer männlichen und einer weiblichen Gottheit zugeordnet werden konnten.

Die Bedeutung als Opferplatz konnte sich bis in das Hohe Mittelalter, also bis in das 11. Jh. hinein erhalten. Allen Bemühungen der Christianisierung zum Trotz opferte die Bevölkerung im ehemaligen See – inzwischen war er zum Moor geworden – Gefäße und Hunde. Altbewährtes gab man eben nicht auf!

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22 aralık 2023
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