Kitabı oku: «Die 50 bekanntesten archäologischen Stätten Deutschlands», sayfa 4
Opfermoor-Museum
Die archäologischen Funde aus dem Opfermoor sind auf drei Museen verteilt. In Niederdorla werden Objekte aus den Grabungen im Opfermoor-Museum aufbewahrt, das am Nordrand von Niederdorla liegt. Ein weiterer Teil der Funde ist im Museum am Lindenbühl, dem Kreisheimatmuseum, ausgestellt, während der letzte Teil des Fundgutes im Museum für Ur- und Frühgeschichte in Weimar liegt.
In dem großen Freigelände des Museums werden wichtige Teile der Kultstätte, die oben erwähnt wurden, in Rekonstruktionen vorgestellt. Sie vermitteln überaus anschaulich den Charakter einer Opferstätte.
Zweckverband „Mittelpunkt Deutschlands“, Schleifweg 11, 99986 Niederdorla, Tel. 03601-756040
Literatur
Thüringisches Landesamt für Archäologische Denkmalpflege (Hrsg.), Heiligtümer der Germanen und ihrer Vorgänger in Thüringen – die Kultstätte Oberdorla: Forschungen zum alteuropäischen Religions- und Kultwesen (2003); G. Behm-Blancke, Heiligtümer, Kultplätze und Religion, in: J. Herrmann (Hrsg.), Archäologie in der Deutschen Demokratischen Republik. Denkmale und Funde (1989) 174–176.
„Ihre Dörfer legten sie nicht in unserer Art so an, dass die Häuser eng nebeneinander stehen und eine Straße bilden: jeder umgibt seinen Hof mit einem freien Raum [. . .] Nicht einmal Bruch- oder Backsteine sind bei ihnen in Gebrauch; sie verwenden zu allem [. . .] roh behauenes Bauholz. Manche Stellen <an den Außenfronten ihrer Häuser> überstreichen sie freilich mit einer gewissen Sorgfalt mit einer so weißglänzenden Erdmasse, dass sie den Eindruck von Bemalung erweckt. Sie sind auch gewohnt, unterirdische Höhlen auszuheben, über die sie eine starke Dungschicht legen; das ist dann eine Zufluchtsstätte für den Winter und ein Getreidespeicher; [. . .]. (Tacitus, Germania 16)
[13] Westgreußen – Die „Funkenburg“ eine germanische Siedlung
Thüringen
Wer heute die „Funkenburg“ in Westgreußen besucht, wird in mancherlei Hinsicht die Ausführungen des römischen Geschichtsschreibers P. Cornelius Tacitus (ca. 55 – ca. 117/120 n. Chr.) nachvollziehen können, weil er noch heute Dinge sehen kann, die der römische Gelehrte bereits erwähnte. Aber an anderer Stelle wird er auch überrascht sein von der Größe der Anlage, die so gar nicht mit den Vorstellungen des Tacitus in Einklang zu bringen ist.
Als vor mehr als 40 Jahren der damalige Bodendenkmalpfleger U. Müller auf einem Bergsporn unweit von Westgreußen immer wieder Begehungen durchführte, konnte er nicht ahnen, was daraus entstehen sollte. Seine Lesefunde, die er an das Museum in Weimar weiterleitete, veranlassten das dortige Museum, auf dem Bergsporn Ausgrabungen durchzuführen. Daraus entwickelte sich eine Großgrabung, die von 1974 bis 1980 dauern sollte. Erstaunliches kam dabei ans Tageslicht: Man konnte nämlich ein komplette germanische Siedlung ausgraben, die vom 3. bis zum Ende des 1. Jhs. v. Chr. bewohnt war und dann ganz offensichtlich verlassen wurde, wie die vielen Funde belegen konnten.
Insgesamt wurden während der Grabung 40.000 m² – das entspricht der Fläche von etwa fünf Fußballfeldern – untersucht. Dabei kamen zwei Abschnittswälle im Nordwesten zum Vorschein, die jeweils von einem 4 m tiefen Graben begleitet wurden. Aufgrund dieser beiden Befestigungen entschied man sich dazu, von einer „Vorburg“ und einer „Hauptburg“ zu sprechen. Der Aushub diente zur Aufschüttung eines ebenfalls 4 m hohen Walls. (Abb. 13) Zu den steil abfallenden Seiten des Sporns fanden sich wohl nur Palisaden. Bei der Suche nach einem Tor im äußeren Wall wurden die Archäologen nicht fündig, doch ein entsprechender Zugang zur Siedlung muss hier bestanden haben. Im inneren Wall hingegen wurden zwei sehr unterschiedliche Tore gefunden: ein aufwendiges Kammertor mit Einbauten und ein ganz einfaches Tor. Außerdem war dieser Wall durch einen zusätzlichen Turm gesichert.
Abb. 13 Westgreußen „Funkenburg“. A Kasse/Shop/Verwaltung; B Toiletten; C Experimentierfeld; 1 Tore; 2 Torturm; 3 Turm; 4 Langhaus; 5 Grubenhäuser; 6 Grubenhütte mit Grassodendach; 7 Speicher; 8 Grubenspeicher; 9 Backöfen; 10 Wildkräuter; 11 Getreide und Feldfrüchte.
Insgesamt fanden die Ausgräber über 50 Gebäude. Dabei wurden in der „Vorburg“ eine Reihe kleinerer Gebäude beobachtet. Diese waren entweder ebenerdig oder in den Boden eingetieft. Ein ganz anderes Bild zeigte hingegen die Innenbebauung der „Hauptburg“: Hier konnten ein großes Pfostenhaus (8 x 13 m), zahlreiche ebenerdige Speicherbauten (3 x 4 m) und Grubenhäuser ausgegraben werden. Außerdem entdeckte man rund 600 Gruben, die unterschiedliche Zwecke erfüllten. Dabei gab es solche, die in der Mitte einen Pfosten besaßen, der auf eine Überdachung schließen ließ. Sie wurden daher als Speichergruben interpretiert, die den von Tacitus beschriebenen entsprechen. Dazu kamen noch kleinere Funde unterschiedlicher Art.
Das große Pfostenhaus ließ natürlich die Frage nach der Nutzung offen, da es schon aufgrund seiner Größe ein Alleinstellungsmerkmal besaß. Weil man in der Nähe Spuren von Tier- und Menschenopfern fand, schlossen die Ausgräber schnell auf eine kultische Verwendung. Diese Deutung mag aus den Zeitumständen heraus opportun gewesen sein. Eine nicht minder plausible, damals aber vielleicht nicht politisch korrekte Interpretation könnte sein, hier den Sitz eines „Stammesfürsten“ zu sehen.
Ein großer, unbebauter Platz im Zentrum der „Hauptburg“, den man bei Ausgrabung nachweisen konnte, könnte dann vielleicht auch mit kultischen Handlungen verbunden gewesen sein, wäre aber auch durchaus als Versammlungsplatz zu deuten.
Als die Archäologen im Jahr 1980 abrückten, war von den Ausgrabungen nicht mehr viel zu sehen. Nur der Wall zwischen Vor- und Hauptburg, den man mit der Grabenverfüllung wieder aufgebaut hatte, zeugte von deren Tätigkeiten. Diese unbefriedigende Situation führte dazu, dass schon 1984 die Ortsgruppe des Kulturbundes, einer dem Staat nahestehenden Organisation, damit begann, erste Rekonstruktionen vorzunehmen.
Nach dem Ende der ehemaligen DDR entstand der Verein „Funkenburg e. V.“, der in den folgenden Jahren die Chance nutzte, umfassende Rekonstruktionen an Ort und Stelle durchzuführen und so die Grabungsergebnisse durch Rekonstruktionen bis 1999 zu visualisieren. Es entstand ein eindrucksvolles Freilichtmuseum, bei dem das Wallsystem mit den Toren, das große Pfostenhaus sowie eine Reihe von kleineren Gebäuden die Möglichkeit bieten, Geschichte hautnah zu erleben.
www.funkenburg-westgreussen.de
Literatur
S. Barthel, Rekonstruktion einer germanischen Burganlage in Westgreußen, Lkr. Sondershausen, Ausgrabungen und Funde 39, 1994, 238–246; S. Barthel, D8 Westgreußen, in: J. Herrmann (Hrsg.), Archäologie in der Deutschen Demokratischen Republik (1989) 504 f.
Keine andere Schlacht als die im Teutoburger Wald hat die Gemüter der Deutschen seit mehr als 2000 Jahren so bewegt. Arminius, der Held dieser Schlacht, wurde seit dem späten 18. Jh. zur Symbolfigur für eine deutsch-nationale Identität und einen Nationalstaat. Einen Schönheitsfehler hatte die Geschichte aber: Man wusste nicht, wo dieser heroische Kampf stattgefunden hatte. Erst seit gut 20 Jahren neigt die Forschung dazu, das Schlachtfeld im niedersächsischen Kalkriese, nördlich von Osnabrück zu lokalisieren.
[14] Bramsche/Kalkriese – Eine Schicksalsstunde der Deutschen?
Niedersachsen
Furor Teutonicus – der historische Hintergrund
Germanien, ein römisches Trauma? Blickt man auf die römische Geschichte, so zeigt sich, dass es im Laufe der Jahrhunderte immer wieder zu Konflikten zwischen Rom und den Germanen gekommen war. Und diese gingen nicht immer zugunsten der Römer aus.
Für römische Feldherren und Politiker bestand daher immer wieder der Rechtfertigungsgrund für einen Angriffskrieg und Gebietserweiterungen, man müsse der Gefahr aus dem Norden zuvorkommen. Caesars Eroberungen waren nach dessen Ermordung im Jahr 44 v. Chr. durch den folgenden Bürgerkrieg nicht ausreichend gesichert. Um 17/16 v. Chr. war es zu einer erneuten Invasion eines germanischen Stammes, der Sugambrer, gekommen, wobei eine Legion vernichtend geschlagen worden war. Der Verlust einer Legion mochte zwar bedauerlich sein, doch unverzeihbar war der Verlust des Legionsadlers, dem ein großer Symbolwert anhaftete.
Der aus dem Bürgerkrieg siegreich hervorgegangene Augustus, der Adoptivsohn Caesars, nahm die Niederlage sehr persönlich, weil er gerade in Rom ein „Goldenes Zeitalter“ verkündet hatte. Unter anderem war es ihm gelungen, eine der größten römischen Niederlagen jüngerer Zeit diplomatisch zu relativieren. Aus Prestigegründen hatte M. Licinius Crassus (115–53 v. Chr.) in seinem Konsulat (55 v. Chr.) eine Ermächtigungserklärung des Senats durchsetzen können, die es ihm erlaubte, gegen die Parther Krieg zu führen. Das Parthische Reich, das sich über weite Teile des Nahen und Mittleren Ostens erstreckte und mit Rom um die Vormacht in der Region konkurrierte, wurde in Rom als „Erzfeind“ betrachtet. Auf seinem Feldzug verlor Crassus bei Carrhae, dem heutigen Harran in der Türkei, im Jahr 53 v. Chr. nicht nur die Schlacht, sondern auch sein Leben. Nur ein Viertel der römischen Armee konnte sich retten. Neben den gewaltigen Verlusten an Truppen war es für die Römer aber überaus schmerzlich, dass die Feldzeichen verloren gingen. Diese hatte Augustus durch geschickte Verhandlungen zurückerhalten und die Schmach der Niederlage verringert.
Die Niederlage gegen die Sugambrer verlangte daher nach einer schnellen und harten Reaktion, wollte Augustus seine Position in Rom nicht gefährden. So ging der Kaiser von 16–13 v. Chr. nach Gallien und verlegte Truppen aus dem Landesinneren an die Rheingrenze, schon mit der Absicht, das Reichsgebiet über den Fluss hinaus auszudehnen. Eine Gelegenheit für eine militärische Intervention bot sich im Jahr 12 v. Chr., als die Sugambrer erneut in die römische Provinz eindrangen. Drusus, der Stiefsohn des Augustus, wehrte den Angriff ab und führte zwischen 11 und 9 v. Chr. drei Feldzüge durch, die bis zur Elbe und zur Weser führten.
Nach dem tragischen Tod des Drusus, der im Jahr 9 v. Chr. vom Pferd gefallen war, übernahm dessen Bruder Tiberius das Oberkommando und konnte in mehreren Feldzügen das Land weitgehend unter römische Kontrolle bringen. In der Folge entstanden nicht nur weitere römische Feldlager, sondern es gab auch eine zivile Siedlung, Lahnau-Waldgirmes (s. S. 138f.), die man als Beleg für die Existenz einer Provinz Germania verstehen kann.
Um das Jahr 7 n. Chr. herum wollte man von römischer Seite eine reguläre Provinz in Germanien errichten. Diese Aufgabe fiel dem P. Quintilius Varus zu, einem durchaus fähigen und verdienten Mann. Durch seine rigorosen Maßnahmen zur Durchsetzung römischen Rechts auf allen Ebenen geriet er aber in Konflikt mit den traditionellen Wertvorstellungen der Germanen. Widerstand regte sich. Der Cherusker Arminius, der in der römischen Armee als Offizier diente und Varus begleitete, machte sich diese Stimmung zunutze. Insgeheim organisierte er eine Allianz aus mehreren germanischen Stämmen, die die Römer aus der Heimat vertreiben sollte.
Ein geeigneter Zeitpunkt fand sich im Jahr 9 n. Chr. Wie der römische Geschichtsschreiber Cassius Dio (ca. 150 – ca. 235 n. Chr.) berichtete, befand Varus sich mit seinen drei Legionen auf dem Rückmarsch von der Weser in sein Winterquartier. Durch das Vortäuschen eines kleineren Aufstandes wurde das Heer von seinem regulären Weg abgelenkt und in eine Falle gelockt, aus der es kein Entkommen gab. Die Topografie – auf der einen Seite einer Senke fand sich ein Gebirgszug und auf der anderen ein großes Moor – und das Wetter erlaubten es den Römern nicht, den Feind, der sich hinter Schanzen verbarg und immer wieder blitzartig zuschlug, zu einer regulären Schlacht zu stellen. In einem viertägigen Kampf wurden drei Legionen vernichtet und Germanien blieb frei!
Der Ort dieser katastrophalen Niederlage Roms wurde im Gegensatz zum Schlachtverlauf in den schriftlichen Quellen nicht näher bestimmt, sieht man einmal von der Angabe „saltus teutoburgiensis“ des römischen Historikers Tacitus (um 55 – ca. 117/120 n. Chr.) ab. So war der Forschung ein breiter Raum für Spekulationen gegeben. Unzählige Theorien über Ort und genauen Ablauf der Schlacht entstanden.
Das Schlachtfeld
Schon Theodor Mommsen, der große deutsche Altertumswissenschaftler des 19. Jhs., hatte aufgrund von Münzfunden in Kalkriese die Vermutung aufgestellt, die Varusschlacht habe hier stattgefunden. Im Jahr 1987 forcierten weitere Funde von Münzen und militärischen Objekten umfassende archäologische Untersuchungen, die relativ schnell Verbindungen zur überlieferten Topografie eines Schlachtfeldes erlaubten. Aus den ersten Untersuchungen entwickelte sich ein Großprojekt der Archäologie, bei dem sich die Ausgrabungen mittlerweile über rund 30 km² erstrecken.
Eine riesige Fundmenge kam im Laufe der Jahre zusammen, die insgesamt mit einer militärischen Auseinandersetzung zu verbinden ist: Reste von Waffen, Fahrzeugen und Gespanntieren, Werkzeuge, Münzen und persönlicher Habe der getöteten Legionäre. Vieles davon war beschädigt, sodass die plündernden Germanen es auf dem Schlachtfeld liegen ließen.
Anrührend sind aber auch die Bestattungen der gefallenen Römer. Nicht die Germanen, sondern römische Truppen unter Germanicus sorgten im Jahr 13 n. Chr. für die Beisetzungen in Gruben.
Museum und Park Kalkriese
Ein zentraler Punkt im Kampfgeschehen konnte auf dem „Oberesch“ lokalisiert werden. Weil die Funde in der breiten Öffentlichkeit Aufsehen erregten, stand schon im Jahr 2000 fest, dass in unmittelbarer Nähe zum Schlachtfeld die Ergebnisse der Grabungen präsentiert werden müssten. So entstanden 2002 das Museum und der 240.000 m² große Park Kalkriese auf dem „Oberesch“. Hier bot sich nämlich die Gelegenheit, die kriegerischen Ereignisse an Ort und Stelle zu präsentieren. Der Verlauf des germanischen Walls wird dabei durch Eisenstangen, die im Museum auch als Stelen bezeichnet werden, gekennzeichnet. Dort, wo er gesichert ist, stehen die Stangen dichter, während diese im nicht gesicherten Verlauf in größeren Abständen gesetzt sind. Darüber hinaus ist auch ein Wallabschnitt rekonstruiert worden. Der Marschweg der Römer ist mit rostigen Stahlplatten belegt. Außerdem ist im Landschaftspark auch der Versuch unternommen worden, die Umwelt des Jahres 9 n. Chr. darzustellen.
Das Museum selbst weist eine außergewöhnliche Architektur auf, die durch einen 40 m hohen, rostigen Turm dominiert wird. (Abb. 14) Vortragssäle und ein Ausstellungsbereich komplettieren das Haus. Neben der Präsentation der Funde werden im Museum auch Zeugnisse der schriftlichen Überlieferung und Forschungsgeschichte gezeigt.
Abb. 14 Bramsche, Museum und Archäologischer Park Kalkriese. Aussichtsturm.
Es ist selbstverständlich, dass nur eine Auswahl der Funde im Museum präsentiert werden kann. Das Material reicht von Münzen, über Teile der militärischen Ausrüstung der römischen Truppen bis hin zu Objekten des täglichen Bedarfs wie etwa Geschirr oder einige Luxusgegenstände für die Offiziere, die die plündernden Germanen übersehen hatten. Ein absolutes Prunkstück ist aber die Gesichtsmaske eines römischen Helms, der schon zu Anfang der Ausgrabungen gefunden wurde.
Angesichts der neuartigen Aufgabe, die Archäologie eines Schlachtfeldes darstellen zu wollen, ging man im Museum und Park Kalkriese neue Wege. Diese Bemühungen wurden im Jahr 2005 mit der Verleihung des seit 2002 ausgelobten Kulturerbepreises der Europäischen Union (Europa Nostra – European Heritage Award 2004) honoriert.
Da die archäologischen Forschungen in Kalkriese noch nicht endgültig abgeschlossen sind, wird es auch zukünftig noch Veränderungen im Museum geben.
Varusschlacht im Osnabrücker Land GmbH, Museum und Park Kalkriese, Venner Straße 69, D-49565 Bramsche-Kalkriese, www.kalkriese-varusschlacht.de
Literatur
LWL-Römermuseum in Haltern am See (Hrsg.), 2000 Jahre Varusschlacht. Imperium (2009); Varusschlacht im Osnabrücker Land GmbH – Museum und Park Kalkriese (Hrsg.), Varusschlacht. Konflikt (2009); G. Moosbauer, Die Varusschlacht (2009).
Der Heeseberg im Harz war zu unterschiedlichsten Zeiten ein Punkt, an dem Geschichte gemacht wurde. In der Bronzezeit war er Sitz einer florierenden Handelsmetrople, im frühen Mittelalter eine Trutzburg gegen das Machtstreben der Frankenkönige.
[15] Heeseberg – ein strategischer Punkt über Jahrtausende
Niedersachsen
Der Heeseberg mit seinen 200 m Höhe liegt in der Gemeinde Heeseberg zwischen den Ortsteilen Watenstedt und Beierstedt im Landkreis Helmstedt. Aufgrund der Lage zwischen den rund 300 m hohen Mittelgebirgszügen des Elm, südöstlich von Braunschweig gelegen, und den Feuchtgebieten des Großen Bruchs war der Platz schon in vor- und frühgeschichtlicher Zeit prädestiniert, hier verlaufende Handelswege zu kontrollieren. Seit 1998 laufen archäologische Untersuchungen durch das Seminar für Ur- und Frühgeschichte der Universität Göttingen.
Die Ausgrabungsergebnisse und ihre historische Einordnung
Aufgrund der bereits vorliegenden Untersuchungen zeigt sich folgendes Bild: Bereits für die Jungsteinzeit lassen sich auf dem Heeseberg Siedlungsspuren nachweisen. Jedoch gewann der Platz erst in der Bronzezeit an Bedeutung.
Bis 1998 war man davon ausgegangen, dass die Befestigung mit ihrer Fläche von etwa 25.000 m² – das entspricht gut drei Fußballfeldern – um etwa 1100 v. Chr. entstanden sei. Ausgrabungen im Wallbereich, der noch mit einer Höhe bis zu 5 m erhalten ist, (Abb. 15) konnten sowohl das Baudatum des ersten Walles als auch die Baugeschichte insgesamt klären. Danach wurde der älteste Wall zwischen 1130–1020 v. Chr. angelegt. Sowohl naturwissenschaftliche Methoden (C14-Datierung) und die Keramikfunde belegen dies. Der Wall um 1100 v. Chr. bestand aus einer Holzkonstruktion. Diese Verteidigungsanlage wurde im 9. Jh. v. Chr. durch eine massive Steinmauer als Verblendung ersetzt. Etwa um 700 v. Chr., zu Beginn der Eisenzeit, folgte der Mauer eine Palisadenkonstruktion. Innerhalb der aufwendigen Befestigungen konnte in dieser Zeit eine intensive Besiedlung beobachtet werden, wie zahlreiche Gruben im Inneren der Anlage belegen.
Abb. 15 Heeseberg, Hünenburg. Der mächtige Wall ist heute noch immer gut erhalten.
Bei der Durchsicht der älteren Funde, von denen man annahm, es handele sich um Erosionsmaterial, regte sich der Verdacht, dass es auch außerhalb der Befestigung, am Südhang des Berges, eine Siedlung gegeben haben könnte. Mit den heute allgemein üblichen Methoden der Prospektion – Luftbilder und geophysikalische Untersuchung – konnte bis zum Jahr 2008 eine Siedlung mit einer Größe von mindestens 150.000 m² – das entspricht etwa der Fläche von 21 Fußballfeldern – ausgemacht werden.
Die Prospektionsmaßnahmen wurden durch gezielte Ausgrabungen begleitet, weil weder Luftbilder noch geophysikalische Methoden in der Lage waren, über Einzelheiten, besonders aber Datierungsfragen, Auskunft zu geben. So legten die Archäologen innerhalb der Siedlung vor allem Gruben frei, die sehr unterschiedlich ausfielen. Anhand von Pfostenlöchern konnten auch Häuser nachgewiesen werden. Dabei handelte es sich um dreischiffige Wohnbauten mit einer Breite von etwa 5 m und einer Länge von 12 m. Summiert man alle Funde, kann man sich durchaus eine kleine stadtähnliche Siedlung vorstellen – auch wenn nicht alle Bauten gleichzeitig genutzt wurden.
Was aber war die Ursache für den Wohlstand der Siedlung? Eingangs war darauf verwiesen worden, dass sich hier mehrere Fernwege trafen, also ideale Voraussetzungen für Handwerk und Handel bestanden. Als Handelsware kommen etwa Roherze, Metallgeräte und das begehrte Salz infrage. Um 600 v. Chr. brach die Besiedlung ab und die Forschung war lange Zeit der Ansicht, erst im frühen Mittelalter sei der Heeseberg wieder besiedelt worden. Dies ist insofern richtig, als dass hier keine größere Siedlung existierte. Mit den neuen Ausgrabungen konnte aber ein germanisches Gehöft des 2./3. Jhs. n. Chr. nachgewiesen werden.
Im 6. oder 7. Jh. drangen die „Altsachsen“ in die Gegend ein – dabei handelt es sich um einen Zusammenschluss verschiedener westgermanischer Stämme, die sich selbst als Sachsen bezeichneten, heute aber Altsachsen genannt werden, um sie von den heutigen Sachsen und der so betitelten Region klar unterscheiden zu können. Natürlich erkannten sie den strategischen Wert des Heesebergs und befestigten ihn erneut mit Erdwall und Palisade.
Der Name der Befestigung könnte Ocsioburg, Hocseburg oder Hohseoburg gewesen sein. Ein entsprechender Ort wird in fränkischen Reichsannalen mehrfach in den 40er-Jahren des 8. Jhs. als Sitz des sächsischen Fürsten Theoderich erwähnt, der den Aufstand gegen den fränkischen Hausmeier Pippin (714–768, ab 751 König der Franken) unternahm.
Der sächsische Widerstand gegen die Franken wurde erst durch die Sachsenkriege Karls des Großen zwischen 772 und 804 endgültig gebrochen. Die sächsische Festung auf dem Heeseberg wurde im Laufe dieser kriegerischen Auseinandersetzungen, in denen sie möglicherweise eine zentrale Rolle spielte, zerstört. Bis zu den neuen Ausgrabungen war man davon ausgegangen, der Ort sei danach aufgegeben worden. Jedoch nutzten fränkische Truppen den Platz weiter, denn die strategischen Anforderungen an einen Platz veränderten sich nicht. Wie lange allerdings die fränkische Besetzung des Heesebergs dauerte, konnte noch nicht sicher geklärt werden.