Kitabı oku: «Parzival», sayfa 5

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15Der Baruch sprach sie an für eigen;

Drum muste sinken Glück und steigen

Im Krieg zu beiden Seiten:

Man sah die Helden streiten.

Nun schuft' er wieder über Meer

20Und mehrte seines Herren Wehr.

Mit Freuden er empfangen ward,

Wie mich auch jammert seiner Fahrt.

Was da geschah, wie's da ergeh,

Wie es um Gewinn, Verlust da steh:

25Das weiß Frau Herzeleide nicht.

Sie war als wie die Sonne licht

Und hatte minniglichen Leib.

Jugend und Gut besaß das Weib

Und Freuden mehr noch als zuviel:

Sie überflog der Wünsche Ziel.

[103]Ihr Herz sann nur auf gute Kunst:

Das erwarb ihr aller Leute Gunst.

Frau Herzeleid die Königin

Erwarb durch Sitte Lobs Gewinn;

5Ihre Reinheit ward mit Preis erkannt.

Drei Lande dienten ihrer Hand:

Waleis und Anschau,

Die beherschte sie als mächtge Frau:

Auch trug sie Krone zu Norgals

10In der Hauptstadt Kingrivals.

Ihr war auch wohl so lieb ihr Mann,

Wenn nimmer eine Frau gewann

So werthen Freund, was that ihr das?

Dawider trug sie keinen Haß.

15Als er außen blieb ein halbes Jahr,

Seines Kommens harrte sie: es war

Ihr Wunsch, der Leben bringe.33

Doch ihrer Freuden Klinge

Brach mitten in dem Heft entzwei.

20Weh o weh und heia hei!

Daß Güte solchen Kummer trägt

Und immer Treue Jammer regt!

Seht das Looß der Menschheit!

Heute Freude, morgen Leid.

25Die Frau um einen mitten Tag

In ängstlichem Schlafe lag.

Plötzlich schreckte sie empor,

Als ob ein Blitz, so kams ihr vor,

In die Lüfte sie entführte,

Wo sie mit Schlägen rührte

[104]Mancher feurge Donnerstral.

Ringsher flogen sie zumal

Nach ihr: mit Knistern sengte Glut

Ihres langen Haares Flut.

5Der Donner mit Gekrach erscholl,

Sein Guß von heißen Zähren schwoll.

Als sie Besinnung wieder fand,

Griff ihr ein Greif die rechte Hand.

Das Bild mit Eins verwandelt sich,

10Da sah sie Dinge wunderlich:

Wie sie mit einem Wurme kreiße,

Der ihr den Mutterschooß zerreiße,

Ihr ein Drach die Brüste söge,

Und dann plötzlich von ihr flöge,

15Daß sie ihn nimmer wiedersah.

Das Herz im Leibe brach ihr da

Der Schrecken, den sie muste sehn.

Wohl nie ist einer Frau geschehn

Im Schlaf ein Unheil diesem gleich.

20Bis dahin war sie freudenreich;

Ach leider, das verkehrt sich gar,

Sie hat nun Jammer immerdar.

Ihr Schade wird noch lang und breit,

Ihr droht ein nahend Herzeleid.

25Die edle Frau begonnte,

Was sie bisher nicht konnte,

Im Schlaf die Glieder zu rühren,

Ein laut Geschrei zu verführen.

Vier Jungfrauen saßen hie,

Die sprangen hin und weckten sie.

[105]Da kam geritten Tampaneis,

Ihres Mannes Meisterknappe weis,

Und kleiner Jungherren viel.

Ihre Botschaft gab der Freud ein Ziel:

5Sie klagten ihres Herren Tod.

Da kam Frau Herzeleid in Noth,

Sie sank besinnungslos dahin.

Die Ritter sprachen: »Den Gewinn

Nahm unser Herr im Harnischkleid?

10Er ritt doch wohlverwahrt zum Streit.«

Wie den Knappen Jammer plagte,

Die Helden sah er an und sagte:

»Kein langes Leben Gott ihm gab.

Er zog das Härsenier sich ab;

15Die Hitze zwang ihn zu der Frist.

Verfluchte heidnische List

Hat uns geraubt den Ritter gut.

Ein Ritter hatte Bocksblut34

Genommen in ein langes Glas;

20Das schlug er auf den Adamas:

Da ward er weicher denn ein Schwamm.

Den man oft gebildet als ein Lamm

Und ihm ein Kreuz zu tragen gab,

Den erbarme was sich da begab.

25»Als die Scharen auf einander ritten,

Avoi! wie wurde da gestritten!

Des Baruches Ritterschaft

Wehrte sich mit Muth und Kraft.

Vor Baldag auf dem Gefilde

Durchstochen wurden viel der Schilde,

[106]Da sie sich treffen mochten.

Wie die Haufen sich verflochten,

Panier sich wirrte mit Panier!

Da fielen viel der Helden zier.

5Hier wirkte meines Herren Hand,

Daß aller Andern Preis verschwand.

Da fuhr heran Ipomidon:

Mit Tod er meinem Herren Lohn

Gab; er stach ihn nieder da,

10Daß es manch Tausend Ritter sah.

»Vor Alexandrien der Stadt

Hatt er ohne falschen Rath

Sich dem König zugekehrt,

Des Tjost ihn Sterben hat gelehrt.

15Der Speer durchschnitt ihm Helm und Stirn,

Das Eisen fuhr durch Haupt und Hirn,

Daß man den Splitter drinne fand.

Noch saß zu Ross der Weigand;

Sterbend ritt er aus dem Streit

20Auf einen Plan, der war breit.

Ueber ihn da kam sein Kapellan.

Er hob mit kurzen Worten an

Zu beichten und sandte her

Dieß Hemde und denselben Sper,

25Der ihn von uns geschieden hat.

Er starb ohn alle Missethat.

Euch, Frau Königin, befahl

Er Kind' und Knappen allzumal.

»Zu Baldag ward der Held besargt.

Da hat der Baruch nicht gekargt:

[107]Mit Golde ward das Grab geschmückt,

Des Reichtums Siegel drauf gedrückt;

Auch glühn viel edle Steine,

Wo bestattet ist der Reine.

5Gebalsamt ward sein junger Leib.

Jammer faßte Mann und Weib.

Es deckt ein köstlicher Rubin

Sein Grab: durchscheinend sieht man ihn.

Nach Christensitte ließ man auch

10Ein Kreuz ihm, nach der Marter Brauch,

Durch die uns Christi Tod erlöste,

Daß es seine Seele tröste

Und schirme, bilden auf sein Grab.

Der Baruch gern die Kosten gab.

15Es ist von köstlichem Smaragd.

Ohne der Heiden Rath ward dieß vollbracht,

Die nicht das Kreuz zu ehren pflegen,

Daran Christ uns sterbend ließ den Segen.

Ihn selber beten sonder Spott

20Die Heiden an als ihren Gott,

Zwar nicht dem Kreuz zur Ehre,

Noch nach der Taufe Lehre,

Die uns einst am jüngsten Tag

Von Höllenstricken lösen mag.

25Die ritterliche Treue sein

Giebt ihm im Himmel lichten Schein

Und seine reuge Beichte,

Den Falschheit nie erreichte.

»In seinen Helm, den Diamant,

Ein Epitaph geschrieben stand,

[108]Das man ins Kreuz versenken ließ.

Die Buchstaben melden dieß:

»Eine Tjost durch diesen Helm erschlug

Den Werthen, der Mannheit trug.

5Gachmuret war er genannt;

Drei Reiche dienten seiner Hand.

Sein Haupt trug dreier Kronen Zier,

Und reiche Fürsten folgten ihr.

Er war von Anschau geboren

10Und hat vor Baldag verloren

Das Leben für den Baruch.

Seine Tugend nahm so hohen Flug,

Kein Anderer erreicht das Ziel,

Man prüfe Ritter noch so viel.

15Von der Mutter ist noch ungeboren,

Dem er als Dienstmann Treu geschworen,

Uebt' er anders Schildesamt.

Doch lieh er Hülf und Rath gesamt

Mit Stätigkeit den Freunden sein.

20Von Fraun erlitt er scharfe Pein.

Er war getauft nach Christenbrauch;

Der Sarazene klagt ihn auch:

Das ist ohne Lüge wahr.

Seit er bei vollen Sinnen war,

25Hat seine Kraft nach Preis geworben,

Bis er mit Ritterpreis gestorben.

Der Falschheit hat er obgesiegt.

So wünscht ihm Heil denn, der hier liegt.«

Also sprach der Knappe da;

Der Waleisen viel man weinen sah.

[109]Die hatten Grund zu klagen.

Schon hatt ein Kind getragen

Die Frau, das ihr im Leibe stieß,

Die man hier hülflos liegen ließ.

5Schon lebt' es achtzehn Wochen lang,

Des Mutter mit dem Tode rang,

Frau Herzeleid die Königin.

Die Andern hatten Thorensinn,

Daß man nicht half dem Weibe:

10Denn sie trug in ihrem Leibe

Der aller Ritter Blume wird,

Wenn ihn der Tod daran nicht irrt.

Da kam ein altgreiser Mann

Klagend zu der Frau heran,

15Die da mit dem Tode rang:

Ihre Zähn er von einander zwang,

Man goß ihr Waßer in den Mund:

Alsbald ward ihr Besinnung kund.

»O weh, wo ist mein Herzenstraut?«

20Sie beklagt' ihn überlaut.

»Vor Freude ward das Herz mir weit

Ueber Gachmuretens Würdigkeit.

Sein Hochsinn ließ ihn mir nicht mehr.

Ich war viel jünger als er

25Und bin ihm Mutter doch und Weib:

Trag ich hier nicht seinen Leib

Und von seinem Fleisch den Samen?

Wir gaben ihn und nahmen

Durch unser beider Minne.

Hat nun Treue Gott im Sinne,

[110]Laß er ihn mir zu Reife kommen.

Zuviel Schaden hab ich schon genommen

An meinem stolzen werthen Mann.

Wie hat der Tod an mir gethan!

5Ward je ihm eines Weibes Minne,

Ihre Freuden freuten seine Sinne,

Ihr Leid sein Herz betrübte,

Weil er immer Treue übte,

Denn alles Falsches war er leer.«

10Nun vernehmet andre Mär,

Was die edle Frau beging:

Kind und Mutterschooß umfing

Sie mit Armen und mit Händen.

Sie sprach: »Gott soll mir senden

15Die werthe Frucht von Gachmuret:

Das erfleht mein herzliches Gebet.

Gott wahre mich vor dummer Noth:

Das wär Gachmuretens andrer Tod,

Wenn ich mich selber schlüge,

20Dieweil ich bei mir trüge,

Was ich von seiner Minn empfing,

Der immer Treu an mir beging.«

Unbekümmert, wer es sah,

Das Hemd vom Busen riß sie da,

25Ihr Brüstlein lind und weiß

Pflegte sie mit Mutterfleiß

Und hob sie an den rothen Mund:

Weiblich Gehaben thät sie kund.

Also sprach die weise:

»Du wirst meines Kindes Speise:

[111]Die hat es sich voraus gesandt,

Seit ichs im Leibe lebend fand!«

Es schuf der Frau kein Ungemach,

Daß ihr überm Herzen lag

5Die Milch in ihrem Tüttelein:

Die drückte draus die Köngin rein.

Sie sprach: »Du kommst von Treue her.

Wär ich noch ungetauft bisher,

Mit dir ich gern mich taufen ließe;

10Ich weiß, daß ich mich oft begieße

Mit dir und mit den Augen mein

Oeffentlich und insgeheim:

Denn Gachmureten will ich klagen.«

Sie ließ ein Hemd zur Stelle tragen,

15Das von Blut geröthet war,

Darinnen vor des Baruchs Schar

Das Leben Gachmuret verlor,

Der ein herlich Ende kor

Mit rechter mannhafter Wehr.

20Da fragte sie auch nach dem Sper,

Der Gachmureten schuf das Weh:

Ipomidon von Ninive

Gab also wehrlichen Lohn,

Der stolze Held von Babylon;

25In Fetzen hing das Hemd von Schlägen.

Die Herrin wollt es an sich legen,

Wie sie sonst auch wohl gethan,

Wenn vom Turnieren kam ihr Mann:

Sie nahmen ihr es aus der Hand.

Die Fürstin allzumal im Land

[112]Begruben Speer und auch das Blut

Im Münster, wie man Todten thut.

Da ward in Gachmuretens Land

Abwärts Jammer bekannt.

5Darauf am vierzehnten Tag

Ein Kindlein bei der Frauen lag,

Ein Sohn, der hatte solche Glieder,

Kaum erholte sie sich wieder.

Hier beginnt der Aventüre Spiel:

10Wir stehn an ihres Anfangs Ziel;

Nun ist er erst geboren,

Dem die Märe ward erkoren.

Seines Vaters Freud und Noth,

Sein Leben und zumal sein Tod,

15Davon vernahmet ihr bisher.

So habt ihr Kunde denn, woher

Dieser Märe Held entsprang,

Und wie man ihn bewahrte lang:

Man barg ihn vor Ritterschaft,

20Bis er erwuchs zu Sinn und Kraft.

Als die Köngin zu sich kam

Und ihr Kindlein wieder nahm,

Mit den dienenden Frauen

Begann sie nachzuschauen,

25Was es zwischen den Beinen trug.

Geliebkost ward ihm genug,

Als er männlich war von Glieden.

Mit Schwertern lernt' er schmieden:

Den Helmen Feuers viel entschlug,

Des Herze Kraft und Mannheit trug.

[113]Die Königin kannte kein Gelüste,

Als daß sie ihn fleißig küsste.

Sie sprach viel tausendmal gewiss:

»Bon Fils, scher Fils, beau Fils.«

5Die Köngin ohne lange Wahl

Nahm das rothbraune Mal,

Ihres Brüstleins Zutscherchen

Und schob es in sein Lutscherchen.

Selber wollt ihm Amme sein,

10Die ihn trug im keuschen Schrein:

Sie erzog ihn an der Brust,

Der aller Falsch war unbewust.

Sie daucht', als war ihr Gachmuret

In ihren Arm zurück erfleht.

15Sie legte sich auf keinen Trug;

Demuth hatte sie genug.

Frau Herzeleide sprach mit Sinn:

»Die allerhöchste Königin

Jesu ihre Brüste bot,

20Der für uns den scharfen Tod

Am Kreuze menschlich empfing

Und seine Treu an uns beging.

Der eignen Seele Schaden bringt,

Wer ihn nun zum Zorne zwingt,

25Wie verständig sonst er wäre:

Des weiß ich sichre Märe.«

Sich begoß des Landes Frau

Mit ihres Herzens Jammerthau.

Ihre Augen regneten auf das Kind;

Getreuer war kein Weib gesinnt.

[114]Seufzen, Lachen konnt' ihr Mund

Beides wohl in Einer Stund.

Des Sohns Geburt erfreut' ihr Herz;

In der Klage Furt ertrank ihr Scherz.

III.
Gurnemans.

Das Vorwort, nicht das Vorwort des ganzen Gedichts, denn die zwei ersten Bücher scheinen später hinzugedichtet (s. Anm. zu 744, 19), enthält einen beschönigenden Widerruf dessen, was der Dichter in der Erbitterung wider Eine von den Frauen überhaupt zu Anfange dieses Abschnittes gesagt hatte: es lebe nun kein Weib mehr, die wie Herzeleide die weltlichen Freuden um der himmlischen willen hingeben würde. Herzeleide hat sich, ihren Kronen entsagend, mit wenigen Leuten in die Wüste von Soltane zurückgezogen, wo sie ihren Knaben in bäurischer Einfalt erzieht und ihn sorgfältig vor aller Kunde des Rittertums zu bewahren sucht. Doch schnitzt er sich Bogen und Bolzen und schießt nach den Vögeln, deren Tod er gleichwohl beweint, weil ihr Gesang ihm die Brust schwellt. Da will die Mutter alle Vögel fangen und tödten laßen; er aber bittet für sie, und sie gedenkt, daß es auch Gottes Geschöpfe sind. Er fragt sie nach Gott, und sie beschreibt ihn lichter als der Tag, und er sollte ihn anflehen, dagegen den schwarzen Höllenwirth so wie den Zweifel meiden. Er übt sich auch mit dem Wurfspieß und erlegt viel Wild. Einst begegnen ihm auf seiner Jagd vier Ritter in glänzenden Rüstungen, welche den Jungfernräuber Meljakanz (vgl. 343, 25 ff.) verfolgen. Er hält sie für Engel; sie bescheiden ihn aber, daß sie nur Ritter seien, und weisen ihn, da er auch Ritter zu werden verlangt, zu König Artus. Seinem Verlangen dahin kann die Mutter nicht widerstehen; sie giebt ihm aber Thorenkleider und Lehren auf den Weg, die er allzuwörtlich befolgt. Sein Abschied bringt ihr den Tod. Im Walde Briziljan kommt er zu Orilus prächtigem Gezelte, dessen Gemahlin Jeschute er, nach der Mutter Rath, Fingerring und Fürspann (Halsschmuck) raubt. Er findet Sigunen mit dem eben von Orilus (von dem auch Galoes gefallen ist) erschlagenen Schionatulander. Sie sagt ihm seinen Namen und weist ihn gen Bretagne. Ein Fischer, dem er den Fürspann schenkt, geleitet ihn bis in die Nähe von Nantes, der Hauptstadt des Artus. Hier begegnet ihm Ither, der rothe Ritter, der auf Artus Krone Anspruch erhebt und mit seinen Rittern zu kämpfen draußen hält. Mit dessen Aufträgen kommt er an den Hof, wo sein Aufzug wie seine Schönheit Alles in Verwunderung setzt. Kunneware, des Orilus Schwester, die nicht eher lachen wollte, bis sie den Ritter des höchsten Preises ersähe, lacht, und Antanor, der nicht eher reden wollte, bis sie lachte, bricht sein Schweigen. Beide werden von Keien gezüchtigt, welche Misshandlung Parzival zu rächen gedenkt. Mit dem Wurfspieß erschlägt er Itheren und bemächtigt sich seiner Rüstung, die ihm Artus auf seine Bitte geschenkt hatte. So kommt er zu Gurnemans, dem Hauptmann der wahren Zucht (feinen höfischen Sitte), wo er seine kindische Einfalt ablegt. Gurnemans wünscht ihm seine Tochter zu vermählen und entläßt ihn so ungern, als verlöre er in ihm den vierten seiner Söhne.

5Wer nun von Frauen beßer spricht,

Fürwahr, ich haß ihn darum nicht;

Ich vernehme gern, was sie erfreut.

Nur Einer bin ich unbereit

Hinfort zu dienstlicher Treu,

10Ihr ist mein Zorn immer neu;

Ihr Fehltritt schafft mir Ungemach.

Ich bin Wolfram von Eschenbach,

Nicht unerfahren im Gesange,

Und halte fest wie eine Zange

15Meinen Zorn wider ein Weib,

Denn sie hat mir Seel und Leib

Betrübt durch solche Missethat,

Sie zu haßen, anders ist kein Rath.

Trifft mich darum der Andern Haß,

20O weh, warum denn thun sie das?

Sei mir auch ihr Haßen leid,

Es beweist doch ihre Weiblichkeit,

Da sich mein Mund versprochen hat

Und mir selber Schaden that;

25Es geschieht auch wohl so leicht nicht mehr.

Doch mögen sie sich nicht zu sehr

Beeilen, mir das Haus zu stürmen:

Ich weiß mich wehrlich zu schirmen.

Auch hab ichs nicht vergeßen,

Ich kann noch wohl ermeßen,

[115]Wie ihre Zucht und Sitte sei:

Wohnt einem Weibe Reinheit bei,

Deren Kämpe will ich sein,

Mich jammert herzlich ihre Pein.

5An der Krücke hinkt sein Ruhm,

Der das ganze Frauentum

Schmäht um seiner Frauen Schmach.

Die mich recht beachten mag,

Zugleich mit Schaun und Hören,

10Die werd ich nicht bethören.

Zum Schildesamt bin ich geboren:

Sind Kraft und Muth an mir verloren

Die mich um Sang will minnen,

Dünkt mich nicht kluger Sinnen.

15Trag ich edler Frau Begehr,

Mag ich nicht mit Schild und Sper

Erwerben ihrer Minne Sold,

So sei sie mir mit Nichten hold.

Es ist doch hoch genug gespielt,

20Wer mit Ritterschaft nach Minne zielt.

Schiens Schmeicheln nicht den Frauen,

Ich ließ euch ferner schauen

An dieser Märe Neues viel

Bis an der Aventüre Ziel.

25Wer deren Kunde will empfahn,

Der rechn es für kein Buch mir an:

Ich kenne keinen Buchstaben.

An Büchern mag, wer will sich laben:

Diesen Abenteuern

Sollen Bücher nicht steuern.

[116]Eh man sie hielte für ein Buch,

Lieber wär ich ohne Tuch35

Nackt, wenn ich im Bade säße,

Des Büschels freilich nicht vergäße.

———

5Es betrübt mir Seel und Leib,36

Daß so Manche heißet Weib.

Die Stimme lautet Allen hell,

Doch Viele sind zum Falle schnell,

Andre frei von falschem Wandel:

10So theilt sich dieser Handel.

Daß die mit gleichem Namen prangen,

Das hat mein Herz mit Scham befangen.

Weibheit, dein ordentlicher Brauch,

Treue hielt und hält der auch.

15Viele sprechen, Armut

Sei zu keinem Dinge gut;

Wer sie um Treu will leiden,

Mag doch die Hölle meiden.

Die trug ein Weib um Treue.

20Da ward ihr stäts aufs Neue

Im Himmelreich gegeben.

Nun werden Wenge leben,

Die jung der Erde Reichtum

Ließen um des Himmels Ruhm.

25Ich kenne keinen, der das will,

Mann und Weib sind mir gleichviel,

Sie gleichen Alle sich darin.

Frau Herzeleid die Königin

Floh ihren dreien Landen fern:

Sie trug der Freuden Mangel gern.

[117]Aller Fehl so ganz an ihr verschwand,

Daß ihn nicht Ohr noch Auge fand.

Ein Nebel war ihr die Sonne;

Sie mied die weltliche Wonne.

5Auch war die Nacht ihr wie der Tag,

Ihr Herz nur stäten Jammers pflag.

Sie zog sich vor des Grams Gewalt

Aus ihrem Land in einen Wald

In der Wildniss von Soltane:

10Nicht um Blumen auf dem Plane:

Ihr Herz erfüllte Leid so ganz,

Sie kehrte sich an keinen Kranz,

Ob er roth war oder fahl.

Sie flüchtete dahin zumal

15Des werthen Gachmuretes Kind.

Leute, die da bei ihr sind,

Müßen reuten und pflügen.

Ihre Pflege konnte wohl genügen

Dem Sohn. Eh der Verstand gewann,

20Rief sie ihr Volk zu sich heran,

Wo sie Mann und Weib zumal

Bei Leib und Leben anbefahl,

Daß von Rittern schwieg' ihr Mund:

»Denn würd es meinem Herzlieb kund,

25Was ritterliches Leben wär,

So hätt ich Kummer und Beschwer.

Nun legt die Zunge klug in Haft

Und hehlt ihm alle Ritterschaft.«

Das schuf den Leuten Sorgen.

Der Knabe ward verborgen

[118]In der Wüste von Soltan erzogen,

Um königlichen Brauch betrogen

Außer in dem Einen Spiel:

Bogen und Bolzen viel

5Schnitt er sich mit eigner Hand

Und schoß die Vögel, die er fand.

Wenn er jedoch das Vöglein schoß,

Dem erst Gesang so hold entfloß,

So weint' er laut und strafte gar

10Mit Raufen sein unschuldig Haar.

Sein Leib war klar und helle:

Aus dem Plan an der Quelle

Wusch er sich alle Morgen.

Ihm schuf nichts anders Sorgen

15Als über ihm der Vöglein Sang,

Der ihm das Herz so süß durchdrang:

Das dehnt' ihm seine Brüstlein aus.

Mit Weinen lief er in das Haus.

Die Köngin sprach: Wer that dirs an?

20Du warst ja draußen auf dem Plan.«

Da wust er ihr kein Wort zu sagen.

So gehts Kindern noch in unsern Tagen.

Das macht' ihr viel zu schaffen.

Da sah sie einst ihn gaffen

25Nach einem Baum, von dem es scholl.

Sie ward wohl inne, wie ihm schwoll

Von dem Gesang die junge Brust;

In seiner Art lag solch Gelust.

Frau Herzleid trug den Vögeln Haß

Seitdem, sie wuste nicht um was:

[119]Sie sandte Knecht und Enken

Ihr Singen zu beschränken,

Vöglein mit Netz und Stangen

Zu würgen und zu fangen.

5Die Vöglein waren gut beritten,

Daß sie den Tod nicht all' erlitten:

Etliche blieben wohl am Leben,

Die hört man neuen Sang erheben.

Der Knabe sprach: »Bei eurer Huld,

10Was giebt man doch den Vöglein Schuld?«

Er erbat ihnen Frieden gleich zur Stund.

Seine Mutter küsst' ihn auf den Mund.

Sie sprach: »Was brech ich sein Gebot,

Der doch ist der höchste Gott?

15Sollen Vöglein trauern meinethalb?«

Der Knappe sprach zur Mutter bald:

»Höre Mutter, was ist Gott?«

»Das sag ich, Sohn, dir ohne Spott:

Er ist noch lichter denn der Tag,

20Der einst Angesichtes pflag

Nach der Menschen Angesicht.

Sohn, vergiß der Lehre nicht

Und fleh ihn an in deiner Noth,

Dessen Treu uns immer Hülfe bot.

25Ein Andrer heißt der Hölle Wirth,

Der schwarz Untreu nicht meiden wird:

Von dem kehr die Gedanken

Und auch von Zweifels Wanken.«

Seine Mutter unterschied ihm gar,

Was finster ist, was licht und klar.

[120]Dann eilt' er wohl waldein zu springen,

Das Gabilot37 auch lernt' er schwingen,

Womit er manchen Hirsch erschoß,

Davon der Mutter Volk genoß.

5Ob man Grund sah oder Schnee,

Dem Wilde thät sein Schießen weh.

Hört aber fremde Märe:

Wenn er erschoß das schwere,

Einem Maulthier wär die Last genug,

10Die er unzerlegt nach Hause trug.

Er kam auf seinem Waidegang

Eines Tages einer Hald entlang

Und brach zum Blatten manchen Zweig.

In seiner Nähe ging ein Steig:

15Da vernahm er Schall von Hufschlägen:

Er begann sein Gabilot zu wägen.

»Was hab ich da vernommen?

Daß nun der Teufel kommen

Wollte grimm und zorniglich!

20Ich bestünd ihn sicherlich.

Meine Mutter Schrecken von ihm sagt;

Mich dünkt, sie ist auch zu verzagt.«

So stand er da in Streits Begehr.

Seht, da traben dortenher

25Drei Ritter in der Rüstung Glanz

Von Haupt zu Fuß gewappnet ganz.

Der Knappe wähnte sonder Spott,

Jeglicher wär ein Herregott.

Wohl stand er auch nicht länger hie,

Er warf sich in den Pfad aufs Knie;

[121]Mit lauter Stimme rief er gleich:

»Hilf Gott, Du bist wohl hilfereich!«

Der Vordre zürnte drum und sprach,

Als ihm der Knapp im Wege lag:

5»Dieser täppische Waleise

Wehrt uns schnelle Weiterreise.«

Ein Lob, das wir Baiern tragen,

Muß ich von Waleisen sagen:

Sie sind täppischer als Bairisch Heer

10Und leisten doch gleich tapfre Wehr.

Wen dieser Länder Eins gebar,

Wird der gefüg, ists wunderbar.

Da kam einher galoppiert,

An Helm und Harnisch wohl geziert

15Ein Ritter, welchem Zeit gebrach:

Streitgierig ritt er jenen nach,

Die ihm schon voraus gekommen.

Zwei Ritter hatten ihm genommen

Eine Frau aus seinem Lande:

20Das dauchte diesen Schande.

Der Jungfrau Leid betrübt' ihn schwer,

Die erbärmlich ritt vor ihnen her.

Die Dreie sind ihm unterthan.

Er ritt ein schönes Kastilian;

25An seinem Schild war wenig ganz.

Er hieß Karnachkarnanz,

Le Comte Ulterleg.38

Er sprach: »Wer sperrt uns hier den Weg?«

So fuhr er diesen Knappen an;

Dem schien er wie ein Gott gethan:

[122]Er sah noch niemals lichtre Schau.

Sein Wappenrock benahm den Thau.

Mit goldrothen Schellen klein

Waren an jedwedem Bein

5Ihm die Stegereif' in Klang gebracht

Und zu rechtem Maße lang gemacht.

Sein rechter Arm von Schellen klang,

Wenn er ihn rührt' oder schwang;

Er war von Schwertschlägen hell.

10Der Degen war zur Kühnheit schnell.

Also diesen Wald durchstrich

Der Fürst gerüstet wonniglich.

Aller Mannesschöne Blumenkranz,

Den fragte da Karnachkarnanz:

15»Knapp, saht ihr hier vorüberfahren

Zwei Ritter, die nicht können wahren

Das Gesetz der Rittergilde?

Sie tragen Raub im Schilde

Und sind an Würdigkeit verzagt:

20Sie entführten eine Magd.«

Was er auch sprach, doch hielt ihn noch

Der Knapp für Gott: so malt' ihn doch

Die Königin Frau Herzeleid,

Die vom lichten Schein ihm gab Bescheid.

25Da rief er laut sonder Spott:

»Nun hilf mir, hilfreicher Gott.«

Niederwarf sich zum Gebet

Le Fils dü Roi Gachmuret.

Da sprach der Fürst: »Ich bin nicht Gott;

Doch leist ich gerne sein Gebot.

[123]Vier Ritter möchtest du hier sehn,

Wenn du beßer könntest spähn.«

Der Knappe fragte fürbaß:

»Du nennest Ritter: was ist das?

5Hast du selbst nicht Gotteskraft,

So sage, wer giebt Ritterschaft?«

»Die theilt der König Artus aus.

Junker, kommt ihr in sein Haus,

So mögt ihr Ritters Namen nehmen,

10Daß ihrs euch nimmer habt zu schämen.

Ihr seid wohl ritterlicher Art.«

Von den Helden er beschauet ward:

Da sahn sie Gottes Kunst und Fleiß.

Von der Aventür ich weiß,

15Die mich mit Wahrheit des beschied,

Daß Mannesantlitz nie gerieth

So schön wie seins von Adams Zeit:

Drum lobten Fraun ihn weit und breit.

Da hub der Knappe wieder an,

20Daß sein zu lachen der begann:

»Ei Ritter gut, was soll dies sein?

Du hast so manches Ringelein

An den Leib gebunden dir,

Dort oben und auch unten hier.«

25Der Knapp befühlte mit der Hand,

Was er eisern an dem Fürsten fand.

»Laßt mich den Panzer schauen:

Meiner Mutter Jungfrauen

Wohl an Schnüren Ringlein tragen,

Die nicht so aneinander ragen.«

[124]Noch sprach der Knappe wohlgemuth

Zum Fürsten: »Wozu ist dieß gut,

Was sich so wohl will schicken?

Kanns nicht herunterzwicken.«

5Da wies der Fürst ihm sein Schwert:

»Nun sieh, wer Streit mit mir begehrt,

Des erwehr ich mich mit Schlägen;

Gegen seine muß ichs an mich legen:

Dieß und der Schild behütet mich

10Vor dem Schuß und vor dem Stich.«

Wieder sprach der Knappe schnell:

Trügen die Hirsche solches Fell,

Sie versehrte nicht mein Gabilot;

So fällt doch mancher vor mir todt.«

15Die Ritter zürnten, daß er sprach

Mit dem Knappen, welchem Sinn gebrach.

Da sprach der Fürst: »Gott hüte dein!

O wäre deine Schönheit mein!

Dir hätte Gott genug gegeben,

20Besäßest du Verstand daneben;

Nun halte Gott dir Kummer fern.«

Da ritt er weiter mit den Herrn.

Sie gelangten alle bald

Zu einem Feld im tiefen Wald.

25Da fand er an der Pflugschar

Frau Herzeleidens Bauernschar.

Dem Volke nie so leid geschah.

Die man künftig ernten sah,

Sie mußten sän und egen,

Starken Ochsen dräun mit Schlägen.

[125]Der Fürst ihnen guten Morgen bot

Und frug sie: »Sahet ihr nicht Noth

Eine Jungfrau leiden?«

Da konnten sie's nicht meiden,

5Sie sagten ihm, was er gefragt:

»Zwei Ritter und eine Magd

Sahn wir reiten heute Morgen.

Das Fräulein schien in Sorgen.

Kräftig mit den Sporen rührte

10Die Pferde, der die Jungfrau führte.«

Es war Meliakanz,39

Dem nachritt Karnachkarnanz

Und ihm im Kampf die Jungfrau nahm:

Sie war an aller Freude lahm.

15Sie hieß Imäne

Von der Bellefontäne.

Die Bauern waren sehr verzagt,

Da diese Helden sie befragt.

Sie sprachen: »Wie ist uns geschehn!

20Hat unser Junker ersehn

An diesen Rittern schartges Eisen,

So dürfen wir das Glück nicht preisen.

Uns trifft darum mit Recht fürwahr

Der Zorn der Königin immerdar,

25Weil er mit uns zu Walde lief

Heute früh, da sie noch schlief.«

Gleich galts dem Knappen, wer nun schoß

Im Wald die Hirsche klein und groß;

Heim zur Mutter lief er wieder

Und sagt' es ihr. Da fiel sie nieder,

[126]Seiner Worte sie so sehr erschrak,

Daß sie bewußtlos vor ihm lag.

Als darauf die Königin

Bewußtsein wieder fand und Sinn,

5Wie sie zuvor auch war verzagt,

Doch sprach sie: »Sohn, wer hat gesagt

Dir von ritterlichem Orden?

Wie bist dus inne geworden?«

»Mutter, ich sah vier Männer licht,

10Lichter ist Gott selber nicht:

Die sagten mir von Ritterschaft.

Artusens königliche Kraft

Soll nach ritterlichen Ehren

Mich Schildespflichten lehren.«

15Das war ihr neuen Leids Beginn.

Die Königin sann her und hin,

Wie sie eine List erdächte

Und ihn von solchem Willen brächte.

Der einfältge Knappe werth

20Bat die Mutter um ein Pferd.

Das begann sie heimlich zu beklagen.

Sie gedacht: »Ich will ihm nichts versagen;

Aber grundschlecht muß es sein.

Es giebt noch Leute,« fiel ihr ein,

25»Die gar lose Spötter sind.

Thorenkleider soll mein Kind

An seinem lichten Leibe tragen:

Wird er gerauft und geschlagen,

So kehrt er wohl in kurzer Frist.«

O weh der jammervollen List!

[127]Sie wählt' ein grobes Sacktuch aus

Und schuf ihm Hemd und Hosen draus,

Aus Einem Stück geschnitten

Zu des blanken Beines Mitten;

5Eine Kappe dran für Haupt und Ohren:

So trugen damals sich die Thoren.

Zwei Ribbalein statt Strümpfen auch

Aus Kalbshäuten frisch und rauch

Maß man seinen Beinen an.

10Da weinten Alle, die es sahn.

Die Königin mit Wohlbedacht

Bat ihn zu bleiben noch die Nacht:

»Du darfst dich nicht von hinnen heben,

Ich muß dir erst noch Lehren geben:

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