Kitabı oku: «Parzival», sayfa 6

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15Du sollst auf ungebahnten Straßen

Dich nicht auf dunkle Furt verlaßen;

Ist sie aber seicht und klar,

So hat der Durchritt nicht Gefahr.

Du sollst auch Sitte pflegen,

20Jeden grüßen auf den Wegen.

Will dich ein grauweiser Mann

Zucht lehren, wie ein Solcher kann,

So folg ihm gerne mit der That

Und zürn ihm nicht, das ist mein Rath.

25Eins laß dir, Sohn, befohlen sein:

Wo du guter Frauen Ringelein

Erwerben mögest und ihr Grüßen,

Da nimms: es kann dir Leid versüßen.

Magst du ihren Kuss erlangen

Und herzend ihren Leib umfangen,

[128]Das giebt dir Glück und hohen Muth,

Wenn sie keusch ist und gut.

»Deinen Fürsten, wiße, Sohn mein,

Hat der stolze kühne Lähelein

5Zwei Länder abgefochten,

Die dir sonst nun zinsen mochten:

Waleis und Norgals.

Deiner Fürsten Einer, Turkentals,

Den Tod von seiner Hand empfing:

10All dein Volk er schlug und fing.«

»Das räch ich Mutter, will es Gott,

Ihn verwundet noch mein Gabilot.«

Da Morgens schien des Tages Licht,

Der stolze Knappe säumte nicht:

15Artus ihm im Sinne lag.

Sie küsst' ihn oft und lief ihm nach.

Der gröste Jammer da geschah,

Als sie den Sohn nicht länger sah.

Der ritt hinweg: wen mag das freun?

20Da fiel die Fraue Falsches rein

Zur Erde, wo sie Jammer schnitt,

Bis sie den Tod davon erlitt.

Ihr getreulicher Tod

Bewahrt sie vor der Hölle Noth.

25O wohl ihr, daß sie Mutter ward!

So fuhr die lohnergiebge Fahrt

Diese Wurzel aller Güte,

Aus der das Reis der Demuth blühte.

Weh uns, daß uns nicht verblieb

Ihre Sippe bis zum eilften Glied!

[129]Drum muß man so viel Falschheit schaun.

Doch sollten die getreuen Fraun

Heil erwünschen diesem Knaben,

Den sie hier sehen von ihr traben.

5Da fuhr der Knappe wohlgethan

In den Wald von Briziljan.

Er kam an einen Bach geritten,

Den ein Hahn hätt überschritten.

Da stunden Blumen hell und klar;

10Doch weil sein Fluß so dunkel war,

Fiel seiner Mutter Rath ihm bei:

Er ritt tagüber dran vorbei,

Wie es ihm denn im Haupt nicht sonnte.

Die Nacht verbracht er wie er konnte;

15Doch als der lichte Tag erschien,

Hub er zu einer Furt sich hin,

Die lauter war und wohlgethan.

Auf jener Seite war der Plan

Mit herlichem Gezelt geschmückt;

20Viel Reichtum ward daran erblickt.

Das Zelt war hoch und weit dabei,

Der Samt von Farben dreierlei;

Auf den Näten lagen Borten gut.

Von Leder hing dabei ein Hut,

25Den man drüber ziehen sollte,

Immer wenn es regnen wollte.

Dük Orilus de Lalander,

Des Weib darunter fand er

Wonniglich ruhen, wie es schien,

Eine reiche Herzogin,

[130]Ihres Ritters liebstes Pfand;

Jeschute war sie genannt.

Entschlafen ward die Fürstin werth.

Sie trug der Minne schärfstes Schwert:

5Einen Mund durchleuchtig roth,

Verliebten Ritters Herzensnoth.

Während die Schöne schlief,

Der Mund ihr von einander lief:

Das schuf der Minne Glut und Feuer.

10So lag das schönste Abenteuer.

Schneeweiß, wie von Elfenbein,

Zusammen dicht gefügt und klein,

So standen ihr die lichten Zähne.

Mich gewöhnt man nicht, ich wähne,

15An so hochgelobten Mund;

Solch Küssen wird mir selten kund.

Von Zobel eine Decke fein

Sollt ihr verhüllen Hüft und Bein,

Die sie vor Hitze von sich stieß,

20Wenn sie der Wirth alleine ließ.

Sie war geschmückt nach Hofes Art,

An ihr ward keine Kunst gespart:

Gott selber schuf den süßen Leib.

Es trug das minnigliche Weib

25Langen Arm und blanke Hand.

Ein Ringlein dran der Knappe fand,

Das ihn nach dem Bette zwang,

Wo er mit der Fürstin rang.

Ihm rieth ja die Mutter sein

Zu der Frauen Ringelein.

[131]Schnell sprang der Knappe wohlgethan

Von dem Teppich an das Bett heran.

Das reine Weib unsanft erschrak,

Da der Knapp ihr in den Armen lag:

5Sie muste wohl erwachen.

Beschämt und sonder Lachen

Sprach, die man keusche Zucht gelehrt:

»Wer ist es, der mich so entehrt?

Jungherr, es ist euch allzuviel:

10Wählt euch doch ein ander Ziel.«

Wie laut sie sich beklagte,

Er frug nicht, was sie sagte,

Ihren Mund er an den seinen zwang.

Auch bedacht er sich nicht lang,

15Er drückt' an sich die Herzogin,

Ihr ein Ringlein abzuziehn;

Eine Spange sah er ihr am Hemd:

Die brach er nieder ungehemmt.

Die Frau war nur ein Weib zur Wehr,

20Seine Kraft war ihr ein ganzes Heer;

Sie wandt ihn doch mit Ringen ab.

Seinen Hunger klagte jetzt der Knapp:

Da war sie frei der schweren Pflicht.

Sie sprach: »Mich eßen sollt ihr nicht.

25Wärt ihr ein wenig weise,

Ihr nähmt euch andre Speise.

Dahinten steht Brod und Wein

Und zwei Rebhühner obenein,

Die eine Jungfrau brachte,

Nicht euch sie zugedachte.«

[132]Er frug nicht, wo die Wirthin saß:

Einen guten Kropf er aß.

Darnach er schwere Trünke trank.

Die Frau bedauchte gar zu lang

5Sein Weilen in dem Pavillon.

Sie wähnt', er wär ein Garzon,

Dem Verstand und Sinn entkam.

Der Angstschweiß brach ihr aus vor Scham.

Doch sprach zu ihm die Fürstin rein:

10»Jungherr, ihr sollt mein Ringelein

Hier laßen und den Fürspann.

Hebt euch hinweg: denn kommt mein Mann,

So müßt ihr Zorn erleiden,

Den ihr lieber möchtet meiden.«

15Da sprach der Knappe wohlgeborn:

»Was fürcht ich eures Mannes Zorn?

Doch kränkts euch an den Ehren,

So will ich hinnen kehren.«

Da schritt er zu dem Bett heran:

20Ein andrer Kuss war da gethan;

Gar leid war das der Herzogin.

So ritt er ohne Urlaub hin;

Er sprach jedoch: »Gott hüte dein,

Denn also rieth die Mutter mein.«

25Der Knappe war des Raubes froh;

Eine gute Weile ritt er so,

Nicht fehlt' ihm an der Meile viel:

Da kam, von dem ich sprechen will.

Bald erspürt' er an dem Thau

Den Besuch bei seiner Frau;

[133]Der Schnüre hatt ein Theil gelitten:

Da war der Knapp durchs Gras geschritten.

Der werthe Herzog auserkannt

Sein Weib im Zelte traurig fand.

5Da sprach der stolze Orilus:

»Wie hab ich, Frau, um euern Kuss

Meine Dienste schlecht verwendet;

Gelästert und geschändet

Ist all mein ritterlicher Preis:

10Einen Buhlen habt ihr: ich weiß.«

Sie schwur, was mocht ihrs taugen?

Mit waßerreichen Augen

Daß sie unschuldig wäre:

Denn er glaubte nicht der Märe.

15Sie sprach jedoch mit Angst und Pein:

»Es kam ein Thor zu mir herein:

Was jemals meine Augen sahn,

Nie erblickt ich schönern jungen Mann.

Mein Ringlein und den Fürspann hier

20Nahm er wider Willen mir.«

»Ei, wie er euch so wohl gefällt:

Gewiss, ihr habt euch ihm gesellt.«

Da sprach sie: »Das verhüte Gott!

Seine Ribbalein, sein Gabilot

25Sind mir schon zu nah gekommen.

Wie mag die Red euch frommen?

Es missstünde Königinnen,

So niedrig zu minnen.«

Der Herzog wieder begann:

»Frau, nähmt ihr guten Rath nur an,

[134]So ließt ihr Eine Sitte fahren:

Statt der Köngin Namen zu bewahren,

Hießt ihr nach mir nun Herzogin.

Mir bringt der Handel Ungewinn.

5Meine Mannheit ist doch wohl so keck,

Daß euer Bruder Ereck,40

Mein Schwager, Fils dü Roi Lak,41

Euch wohl deswegen haßen mag.

Auch erkennt der Degen weis,

10Wohl ist mein ritterlicher Preis

Von jedem andern Flecken rein,

Als daß er mich vor Prurein

Im Tjoste hat bezwungen.

Doch hab ich an ihm errungen

15Hohen Preis vor Karnant.

In rechter Tjost stach meine Hand

Ihn vom Ross und heischte Fianze.

Durch den Schild hat meine Lanze42

Ihm euer Kleinod gebracht.

20Eure Huld, hätt ich da nicht gedacht,

Käm' Andern je zu Gute,

Meine Herrin Jeschute.

»Ueberzeugt auch seid ihr des,

Frau, daß der stolze Galoes,

25Fils dü Roi Gandein,

Im Tod erlag der Tjoste mein.

Ihr selber hieltet nah dabei,

Wo mir Plihopliherei

Entgegen tiostierend ritt

Und mich im Streite da bestritt.

[135]Hinters Ross mein Sper ihn zückte,

Daß kein Sattel mehr ihn drückte.

So hab ich manchen Preis errungen,

Viel Ritter hinters Ross geschwungen.

5Das kam mir nicht zu Gute hier:

Die höchste Schande wehrt' es mir.

»Sie haßen mich mit Grunde,

Die von der Tafelrunde.

Ihrer achte stach ich nieder da,

10Wo es manche Jungfrau sah,

Bei dem Sperber dort zu Kanedig.43

Ich behielt euch Preis und mir den Sieg,

Wie ihr bei Artus wohl ersaht,

Der meine Schwester bei sich hat,

15Die Süße, Kunnewaren.

Ihr Mund kann nicht gebahren

Mit Lachen, eh sie den ersehn,

Dem den höchsten Preis sie zugestehn.

Ach käm mir doch derselbe Mann!

20So würd ein Streiten hier gethan,

Wie heute Morgen, da ich kämpfte

Und eines Fürsten Hochmuth dämpfte,

Der mir sein Tiostieren bot:

Da gab ihm meine Tjost den Tod.«

25»Ich will von solchem Zorn nichts sagen,

Daß mancher hat sein Weib geschlagen

Um geringere Schuld.

Sollt ich euch verliebte Huld

Im Ritterdienst noch bieten,

So gewännt ihr nur die Nieten.

[136]Ich will nicht mehr erwarmen

In euern blanken Armen,

Wo ich wohl sonst in Minne lag

Manchen wonniglichen Tag.

5Ich mach euch bleich den rothen Mund,

Euern Augen thu ich Röthe kund;

Eurer Freude will ich wehren,

Euer Herze Seufzer lehren.«

Die Fürstin sah den Fürsten an,

10Ihr Mund da jämmerlich begann:

»Nun ehrt an mir die Ritter all.

Weis und getreu seid ihr zumal

Und wohl auch so gewaltig mein,

Ihr könnt mir schaffen hohe Pein;

15Nur geht erst weislich zu Gericht.

Bei allen Fraun, versäumt es nicht!

Verdien ichs, trag ich gern die Noth.

Fänd ich von andrer Hand den Tod,

Daß es euch nicht Schmach erwürbe,

20Wie gern ich dann erstürbe!

Das wär mir eine süße Zeit,

Da ihr mir doch erzürnet seid.«

Wieder brach der Zornge los:

»Frau, euer Hochmuth wird zu groß,

25Dem sei ein Maß beschieden.

Gesellschaft wird vermieden

Mit Trinken und mit Eßen,

Beilagers gar vergeßen.

Euch wird kein anderes Gewand

Als dieß, worin ich heut euch fand.

[137]Sei euer Zaum ein Seil von Bast,

Der Hunger lad eur Pferd zu Gast;

Allen seinen Schmuck verliert

Euer Sattel wohlgeziert.«

5Hurtig zerrt' und riß er da

Den Samt herab. Als das geschah,

Und der Sattel brach, den sie geritten

(Ihre keuschen reinen Sitten

Hatten seinen Haß erfochten):

10Mit dem Strick, von Bast geflochten,

Richtet' er ihn wieder zu;

Sein Haß benahm ihr gar die Ruh.

Der Herzog sprach nach solchem Thun:

»Herrin, laßt uns reiten nun.

15Wie wär ich froh, erreicht ich ihn,

Der eure Minne nahm dahin.

Ich bestünd das Abenteuer,

Gäb auch sein Athem Feuer

Wie eines wilden Drachen.«

20Mit Weinen sonder Lachen

Schied aus dem Zelte trauriglich

Die edle Frau und härmte sich.

Sie hing dem eignen Leid nicht nach,

Nur ihres Mannes Ungemach.

25Sein Trauern schuf ihr solche Noth,

Ihr wäre lieber wohl der Tod.

Nun sollt ihr treulich sie beklagen,

Sie muß nun hohen Kummer tragen.

Wär mir aller Frauen Haß bereit,

Mich härmte doch Jeschutens Leid.

[138]So ritten sie auf seiner Fährte.

Der Knapp sein Ross auch Eile lehrte;

Nur wuste nicht der Unverzagte

Daß man hinterdrein ihm jagte;

5Doch wen sein Auge wahr nahm,

Sobald er ihm so nahe kam,

Der gute Knappe grüßt' ihn fein

Und sprach: »So rieth die Mutter mein.«

Also ritt der täppsche Knab

10Einen Berghang hinab.

Als er vor den Felsen kam,

Eines Weibes Stimm er dort vernahm.

Vor Jammer schrie sie manchen Schrei;

Ihr war die Freude gar entzwei.

15Der Knappe ritt ihr eilends nah:

Nun hört, was that die Jungfrau da?

In ihres Herzleides Drang

Riß die braunen Zöpfe lang

Sigune jammernd aus der Haut.

20Als der Knapp sich umgeschaut,

Schionatulander

In der Tjost erschlagen fand er

Liegen in der Jungfrau Schooß,

Die aller Freuden nun verdroß.

25»Mag er traurig oder fröhlich sein,

Ihn grüßen hieß die Mutter mein:

Gott wahr euch,« sprach des Knappen Mund.

»Ich habe jämmerlichen Fund

In euerm Schooß gefunden;

Wer schlug ihm solche Wunden?«

[139]Der Knapp sprach unverdroßen

Noch: »Wer hat ihn erschoßen?

Geschahs mit einem Gabilot?

Mich dünket, Frau, er liege todt.

5Wollt ihr mir davon nicht sagen

Wer euch den Ritter hat erschlagen?

Kann ich ihn noch erreiten,

Ich will gerne mit ihm streiten.«

Da nahm der preiswerte Knab

10Einen Köcher herab,

Drin er scharfe Gabilote fand.

Er trug auch noch in seiner Hand,

Was er Frau Jeschuten nahm,

Zu der er in der Einfalt kam.

15Wär seines Vaters Brauch ihm kund,

Der doch sein angebornes Pfund,

Er hätte wohl den Schild geschwenkt,

Doch nicht die Herzogin gekränkt,

Die er von aller Freude schied.

20Mehr denn ein ganzes Jahr vermied

Sie mit Gruß und Kuss der Mann;

Unrecht ward der Frau gethan.

Nun hört auch von Sigunen sagen:

Die konnt ihr Leid mit Jammer klagen.

25Sie sprach zum Knappen: »Du hast Tugend;

Geehrt sei deine süße Jugend

Und dein Antlitz minniglich:

Fürwahr, das Glück erwartet dich.

Diesen Ritter mied das Gabilot,

Er empfing von einer Tjost den Tod.

[140]Dir wurzelt Treu im Herzen,

Daß er dich so kann schmerzen.«

Eh die Beiden Abschied nahmen,

Frug sie ihn nach dem Namen

5Und gestand, daß Gott sich an ihm fliß.

»Bon Fils, scher Fils, beau Fils,

Also hat mich stäts genannt,

Der ich daheim bin bekannt.«

Da gesprochen war das Wort,

10Ihn erkannte sie sofort.

Nun hört ihn endlich nennen,

Daß ihr hinfort mögt kennen

Dieser Aventüre Held,

Der dort noch bei der Jungfrau hält.

15Da sprach ihr rother Mund zumal:

»Fürwahr du heißest Parzival.44

Der Name sagt: Inmitten durch.

Die Liebe schnitt wohl solche Furch

In deiner Mutter treues Herz;

20Dein Vater hinterließ ihr Schmerz.

Nicht sag ichs mir zum Ruhme:

Deine Mutter ist mir Muhme.

Vernimm auch ohne falsche List

Die rechte Wahrheit, wer du bist.

25Dein Vater war ein Anschewein;

Ein Waleis von der Mutter dein

Bist du geboren zu Kanvoleiß,

Wie ich mit ganzer Wahrheit weiß.

Du bist auch König zu Norgals:

In der Hauptstadt Kingrivals

[141]Soll dein Haupt die Krone tragen.

Für dich ward dieser Fürst erschlagen,

Der stäts dein Land dir wehrte,

Seine Treue nie versehrte.

5Junger schöner süßer Mann,

Zwei Brüder thaten Leid dir an.

Zwei Länder nahm dir Lähelein;

Diesen Ritter hier, den Oheim dein,

Schlug Orilus im Einzelstreit;

10Der ließ auch mich in diesem Leid.

Mir dient' ohn alle Schande

Dieser Fürst von deinem Lande,

Wo deine Mutter mich erzog.

Lieber Vetter, höre doch,

15Wie ihm solch Ende ward zu Theil;

Ihm schuf solch Leid ein Brackenseil.45

In unsern Diensten46 hat den Tod

Der Held erjagt und Sehnsuchtsnoth

Mir nach seiner Minne.

20Wohl hatt ich kranke Sinne,

Daß ich ihm Minne nicht geschenkt:

Drum hat, der Alles schafft und lenkt,

Jede Freude mir verboten:

Nun minn ich so den Todten.«

25Da sprach er: »Base, mir ist leid

Meine Schande wie dein Herzeleid.

Mag ich das künftig rächen,

Will ich michs nicht entbrechen.«

Da wollt er schon zum Streit hinweg;

Doch wies sie ihn den falschen Weg,

[142]Daß er das Leben nicht verlöre

Und sie noch größern Schaden köre.

Er gerieth auf eine Schneise,

Die führt' ins Land der Bretaneise;

5Sie war gar breit und wohlgebahnt.

Wen er zu Fuß und Ross da fand,

Ritter oder Kaufmann,

Die sprach er alle grüßend an:

Denn das wär seiner Mutter Rath;

10Die gab ihn auch ohn Uebelthat.

Da die Dämmerung begann,

Große Müde fiel ihn an.

Da sah der Einfalt Spielgenoß

Ein Haus, das war nicht eben groß:

15Darinnen saß ein karger Wirth,

Wie der Bauer selten höfisch wird.

Dieser war ein Fischersmann,

Der auf keine Güte sann.

Den Knappen Hunger lehrte,

20Daß er bei ihm einkehrte

Und klagte seines Hungers Noth.

Der sprach: »Ich gäb ein halbes Brot

Euch noch nicht in dreißig Jahren.

Wer meine Milde zu erfahren

25Harren will, wie säumt der sich!

Ich sorg um Niemand als um mich,

Demnächst um meine Kindelein:

Hier kommt ihr heute nicht herein.

Hättet ihr Pfennig oder Pfand,

Ich behielt' euch gleich zu Hand.«

[143]Was bot der Knappe da ihm an?

Frau Jeschutens Fürspann.

Wie der Bauer das ersah,

Lachendes Mundes sprach er da:

5»Willst du bleiben, süßes Kind,

Dich ehren alle, die hier sind.« –

»Kannst du heut Nacht mich speisen,

Den Weg mir morgen weisen

Zu Artus (dem bin ich hold),

10So mag verbleiben dir das Gold.«

»Das thu ich,« sprach der Villan.

»Ich sah nie Kind so wohlgethan:

Ich bring dich als ein Wunder

Vor des Königs Tafelrunder.«

15Die Nacht verblieb der Knappe dort:

Frühmorgens zog er wieder fort.

Er hatte kaum des Tags erharrt;

Der Wirth auch balde fertig ward

Und lief voraus; der Junggesell

20Ritt nach: sie waren beide schnell.

Mein Herr Hartmann von Aue,47

Ginover eurer Fraue

Und Artus euerm König hehr,

Ihnen kommt von mir ein Gast daher.

25Seht, daß man sein nicht spotte.

Er ist Geige nicht noch Rotte,

Laßt sie ein ander Spiel sich nehmen:

So muß sich ihre Zucht nicht schämen.

Sonst wird eure Frau Enide

Und ihre Mutter Karsnafide

[144]Durch die Stampfmühl auch gezückt,

Mit Hohn ihr Lob all überbrückt.

Sollt ich den Mund mit Spott verschleißen,

Meinen Freund wollt ich dem Spott entreißen.

5Da kam mit dem Fischersmann

Unser Knappe wohlgethan

Des Landes Hauptstadt so nah,

Daß man Nantes wohl ersah.

Da sprach er: »Kind, Gott hüte dein.

10Nun sieh, dort must du reiten ein.«

Der Knappe guten Sinnes bar

Sprach: »Weise mich noch näher dar.«

»Das laß ich bleiben, liebes Kind:

So stolz ist all das Hofgesind,

15Käm ihm ein Villan zu nah,

Der fände übeln Lohn allda.«

Da ritt der Knapp allein voran

Auf einen nicht zu breiten Plan

Von bunten Blumen überzogen.

20Kein Kurvenal hatt ihn erzogen.48

Er wuste nichts von Kurtoisie:

Der Ungereiste weiß das nie.

Von Bast geflochten war sein Zaum,

Sein armes Rösslein trug ihn kaum,

25Strauchend thät es manchen Fall.

Auch war sein Sattel überall

Von neuem Leder unbeschlagen.

Von Härmelin und samtnen Kragen

Trug er kein zu schwer Gewicht;

Mantelschnüre braucht er nicht:

[145]Für Sukni und für Sürkot49

Hatt er nur sein Gabilot.

Der nie der reinsten Zucht vergaß,

Sein Vater einst geschmückter saß

5Auf dem Teppich dort vor Kanvoleis.

Dem Furcht nie machte kalt noch heiß,

Einem Ritter, der da kam geritten,

Bot er Gruß nach seinen Sitten:

»Gott wahr euch, rieth die Mutter mir.«

10»Gott lohne, Junker, euch und ihr,«

Sprach Artusens Basensohn,

Den erzogen Utepandragon;

Auch sprach derselbe Weigand

Als Erbtheil an der Britten Land.

15Es war Ither von Gahevieß,

Den man den rothen Ritter hieß.

All seine Rüstung war so roth,

Daß sie den Augen Röthe bot.

Sein Ross war roth aber schnell.

20Allroth war sein Gügerel,50

Seine Kovertür von rothem Samt,

Sein Schild ein Feuer roth entflammt,

Roth sein Korsett, laßt euch melden,

Und wohlgeschnitten an dem Helden,

25Roth war sein Schaft, roth war sein Sper;

Roth auch hatt auf sein Begehr

Sein Schwert der Schmied geröthet,

Doch die Schärfe nicht verlöthet.

Der König von Kukumerland,

Roth von Gold in seiner Hand

[146]Stand ein Becher reich geziert,

Den er der Tafelrund entführt.

Mit blanker Haut, mit rothem Haar

Zum Knappen sprach er, freundlich zwar:

5»Gesegnet sei dein süßer Leib,

Dich trug im Schooß ein reines Weib.

Der Mutter Heil, die dich gebar!

Niemand war je so schön und klar.

Du wirst der Minne Brand und Krieg,

10Ihre Niederlage wie ihr Sieg.

Du wirst der Frauen Wunsch und Lust,

Du wirst ihr Jammer, ihr Verlust.

Lieber Freund, willst du zur Stadt,

So grüße doch, wie ich dich bat,

15Den König Artus und die Seinen

Und sag: nicht flüchtig zu erscheinen

Woll ich hier warten und beschaun,

Wer sich zum Kampfe wird getraun.

»Es nimmt, hoff ich, all nicht Wunder.

20Ich ritt hin vor die Tafelrunder

Und machte Anspruch auf mein Land.51

Diesen Kopf mit ungefüger Hand

Erhob ich, daß der Wein entfloß

Frau Ginoveren in den Schooß.

25Das that ich, Anspruch zu erheben;

Verbrannten Strohwisch übergeben,

Davon wird russig leicht die Haut:

Drum mied ichs,« sprach der Degen laut.

»Auch um Raub bin ich nicht hergefahren,

Meine Krone kann mir das ersparen.

[147]Nun sage, Freund, der Köngin an,

Nicht ihr hab ichs zur Schmach gethan,

Nur den Werthen, die da saßen

Und der rechten Wehr vergaßen.

5Seins Könge, seiens Fürsten,

Soll dort ihr Wirth verdürsten?

Holen sie seinen Goldnapf nicht,

Ihr hoher Preis wird all zunicht.«

Der Knapp sprach: »Ich besteh dir,

10Was du gesprochen hast zu mir.«

Er ritt von ihm zu Nantes ein.

Ihm folgten viel der Junkerlein

Auf den Hof vor den Saal:

Da war ein Leben, war ein Schall!

15Bald entstand Gedräng um ihn

Iwanet sprang zu ihm hin:52

Dieser Knappe Falsches frei

Bot ihm seine Kompanei.

Der Knappe sprach: »Gott wahre dich;

20Meine Mutter lehrte mich,

Eh ich von ihr schied, den Gruß.

Hier seh ich manchen Artus:

Welcher soll mich Ritter machen?«

Iwanet begann zu lachen;

25»Du hast den rechten nicht gesehn;

Doch es soll sogleich geschehn.«

Da trat er mit ihm in den Saal

Zu den Tafelrundern allzumal.

So viel vermocht er in dem Schall,

Er sprach: »Bewahre Gott euch all,

[148]Zumal den König und sein Weib.

Meine Mutter rieth, daß ich beileib

Die begrüßte gleich zur Stunde,

Und wer hier an der Tafelrunde

5Mit Ehren Sitz erworben hat,

Die alle sie mich grüßen bat.

An Einer Kunst mir noch gebricht:

Wer hier der Wirth ist, weiß ich nicht:

Ein Ritter ihm durch mich entbot

10(Den sah ich allenthalben roth),

Er harre seiner vor dem Thor;

Mich dünkt, er soll zum Kampf hervor.

Ihm ist auch leid, daß er den Wein

Verschüttet auf die Köngin rein.

15O hätt ich doch sein Streitgewand

Empfangen von des Königs Hand!

Aller Freuden rühmt' ich mich,

Denn es steht so ritterlich!«

Unser Jungherr unbezwungen

20War von Leuten so umrungen,

Ihn trieb bald hin bald her die Schar.

Sie nahmen seines Aussehns wahr.

Da war es leicht zu schauen:

An Herren noch an Frauen

25Sah man nie holder Angesicht.

In übler Laune war es nicht,

Daß Gott Parzivaln erdachte,

Dem kein Schrecken Schrecken brachte.

So stellte sich Artusen vor,

Den Gott zu einem Wunder kor.

[149]Haßen konnte Niemand ihn.

Da beschaut' ihn auch die Königin,

Eh sie aus dem Saale schied,

Wo ihr Gewand der Wein nicht mied.

5Artus sah den Knappen an;

Zu seiner Einfalt sprach er dann:

»Habt, Junker, eures Grußes Dank;

Ich vergelt ihn gerne lebenslang

Mit Herzen und mit Gute:

10Traun, so ist mir zu Muthe.«

»Wollte Gott, das würde wahr!

Bis dahin dünkt mich wohl ein Jahr.

Daß ich nicht Ritter werden soll,

Das thut mir übler viel als wohl;

15Nun haltet mich nicht länger hin:

Sei Rittersehre mein Gewinn.«

Der Wirth sprach: »Ich bin gern bereit,

Gebricht mir selbst nicht Würdigkeit.

Du bist so edel wohl von Art,

20Mit vollen Händen ungespart

Will ich dir meine Gabe schenken;

Fürwahr, ich darf mich nicht bedenken.

Gedulde dich bis Morgen,

So will ich für dich sorgen.«

25Der wohlgeborne Knappe

Stand gaggernd wie ein Trappe.

Er sprach: »Ich will nicht mehr erbitten:

Der mir entgegen kam geritten,

Kann ich nicht dessen Rüstung haben,

So frag ich nichts nach Königsgaben.

[150]Mir giebt wohl noch die Mutter mein;

Die soll doch eine Köngin sein.«

Artus hub zum Knappen an:

»Die Rüstung trägt ein solcher Mann,

5Ich wag es nicht, sie dir zu geben.

Ich selber muß in Kummer schweben

Sonder alle meine Schuld,

Weil ich darbe seiner Huld.

Es ist Ither von Gahevieß,

10Der Leid mir durch die Freude stieß.«

»Ihr wärt unmilde, König hehr,

Schien euch solch Geschenk zu schwer.

Gebts ihm immer,« sprach Herr Keie,

»Und laßt ihn zu ihm ins Freie.

15Wollt ihr zurück den goldnen Kopf,

Hier ist die Geisel, dort der Topf:53

Gönnts dem Kind, ihn umzutreiben;

Man wird es Fraun mit Ruhm beschreiben.

Er muß noch manchen Stoß ertragen,

20Noch manche Ruthe wird ihn schlagen.

Ich sorg um ihrer Keines Leben:

Man soll Hund' um Eberköpfe geben.«

»Ungern wollt ich ihm versagen,

Ich fürchte nur, er wird erschlagen,

25Den ich zum Ritter machen soll,«

Sprach Artus aller Treue voll.

Der Knapp empfing die Gabe doch.

Wie nahe ging das Manchem noch!

Der Jüngling eilends aufbrach;

Alt und Jung drang ihm nach.

[151]Iwanet zog ihn an der Hand

Vor einer Schaulaube Rand.

Sein Auge vor und rückwärts flog:

Auch war die Laube nicht zu hoch,

5Daß er gar wohl darauf vernahm,

Was bald ihm Kummer schuf und Gram.

Da wollte selbst die Königin

An das Laubenfenster hin

Mit Rittern und mit Frauen.

10Sie wolltens Alle schauen.

Da saß auch Kunneware,54

Die stolze und die klare:

Die lachte weder laut noch leis,

Bis der kam, der den höchsten Preis

15Erworben oder sollt erwerben;

Lieber wollte sie ersterben.

Alles Lachens blieb sie frei;

Doch als der Knappe ritt vorbei,

Da erlacht ihr minniglicher Mund:

20Dafür ward ihr der Rücken wund.

Da faßte Kei der Seneschant

Frau Kunnewaren de Lalant

Bei ihrem lockigen Haar.

Ihre langen Zöpfe klar

25Wand er sich um seine Hand:

Er spängte sie ohne Spängelband.

Ihrem Rücken ward kein Eid gestabt;

Doch ward ein Stab so dran gehabt,

Bis sein Sausen ganz verklang,

Daß es Kleid und Haut durchdrang.

[152]So sprach der Unweise:

»Ihr habt nun euerm Preise

Mit Schmach den Abschied gegeben:

Ich fing ihn im Vorüberschweben

5Und will ihn wieder in euch schmieden,

Daß ihrs empfindet in den Glieden.

Mich dünkt, dem König Artus wär

Zu Haus und Hofe schon bisher

Geritten mancher werthe Mann;

10Doch ihr lachtet ihn nicht an,

Und lacht um jenen Mann so laut,

Der Rittersitte nie geschaut.«

Was auch im Zorn geschehen mag,

Das Reich hätt ihm doch keinen Schlag

15Zuerkannt auf diese Magd,

Die sehr von Freunden ward beklagt.

Dürfte sie den Schildrand tragen,

Sein Unfug würd ihm heim geschlagen.

Ihr fürstlich Blut ist recht und rein:

20Orilus und Lähelein,

Ihre Brüder, hättens die gesehn,

Mancher Schlag wär nicht geschehn.

Der verschwiegne Antanor,55

Der um sein Schweigen daucht ein Thor,

25An gleichen Schicksalsfäden

Hing ihr Lachen und sein Reden:

Er wollte nie ein Wörtlein sagen,

Bis sie gelacht, die Kei geschlagen.

Als ihr Lachen nun geschah,

Sein Mund sprach zu Keien da:

[153]»Gott weiß, Herr Seneschant,

Daß Kunneware de Laland

Um den Knappen ward misshandelt,

Freud in Leid wird euch verwandelt

5Noch dafür von seiner Hand,

Wenn erst sich Zeit und Stunde fand.«

»Da euer erstes Wort mir dräut,

So sorg ich, daß es euch nicht freut.«

Zermürbt ward ihm der Braten,

10Zugeflüstert und gerathen

Viel dem sinnbegabten Thoren

Mit Faustschlägen um die Ohren.

Das that Herr Keie vor dem Saal,

Daß der junge Parzival

15Die Beschimpfung mochte schauen

Antanors wie der Frauen.

Leid war ihm herzlich ihre Noth;

Er griff wohl oft zum Gabilot:

Vor der Königin war solcher Drang,

20Daß er es darum nicht schwang.

Urlaub nahm da Iwanet

Vom Fils dü Roi Gachmuret.

Alleine hub sich Der sodann

Hinaus zu Ithern auf den Plan.

25Dem bracht er dort die Märe,

Daß in Nantes Niemand wäre,

Der Lust mit ihm zu streiten habe.

»Mich gewährte Artus einer Gabe.

Ich sagt' ihm, wie dein Auftrag war,

Daß es dein Wille ganz und gar

[154]Nicht war, die Köngin zu begießen:

Dich werde Unfug stäts verdrießen.

Sie gelüstet nicht des Streites.

Das Ross gieb, drauf du reitest,

5Und deine Rüstung allzumal:

Ich empfing sie auf dem Saal,

Weil ich drin Ritter werden muß.

Versagt sei dir mein Gruß,

Wenn du mir es ungern giebst:

10Nun gieb mir, wenn du Klugheit liebst.«

Der König von Kukumerland

Sprach: »Hat dir Artusens Hand

Meine Rüstung gegeben?

Er gäbe dir mein Leben,

15Könntest du mirs abgewinnen:

So kann er Freunde minnen.

War er dir schon früher hold?

Dein Dienst erwarb so schnell den Sold.«

»Ich mag erwerben was ich will.

20Wohl ist es wahr, er gab mir viel.

Gieb her und laß dein Landrecht:56

Ich will nicht länger sein ein Knecht,

Ich soll nun Schildesamt bekommen.«

Schon hatt er ihn beim Zaum genommen:

25»Am Ende bist du Lähelein,

Von dem mir klagt die Mutter mein.«

Der Ritter wandte seinen Schaft

Und stieß den Knappen so mit Kraft,

Daß er mit seinem armen Ross

Nieder auf die Blumen schoß.

[155]Ihn schlug der Zornerhitzte,

Daß ihm vom Schafte spritzte

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