Kitabı oku: «12 Jesse Trevellian FBI Thriller August 2021: Krimi Paket», sayfa 18

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Ich hatte nicht damit gerechnet, Andrew Holden schon so bald wiederzusehen. Seine Tochter und sein Sohn warpn bei ihm. Janis hatte sich gleich nach Audrey Zimas Anruf mit ihm über sein Handy in Verbindung gesetzt, und er war unverzüglich nach Hause gekommen.

Janis und Dudley Holden sahen blass aus. Ihr Vater hatte die böse Nachricht besser weggesteckt. Er versuchte den Eindruck zu erwecken, alles fest im Griff zu haben.

Wir wollten wissen, ob sich schon jemand bei ihm gemeldet hatte. Er verneinte. Unseren Vorschlag, sein Telefon anzuzapfen, lehnte er ab.

»Das ist aber nicht sehr kooperativ, Mr. Holden«, sagte Milo vorwurfsvoll.

Andrew Holden zuckte gleichgültig mit den Achseln. »Ist mir egal, wie Sie das sehen, Agent Tucker. Meine Telefongespräche werden nicht von neugierigen G-men mitgehört.«

Mein Partner lächelte schief. »Haben Sie denn etwas zu verbergen, Sir?«

Holden plusterte sich auf. »Nicht das Geringste.«

»Dann verstehe ich nicht, was...«

»Schlagen Sie sich das aus dem Kopf, Agent Tucker!«, fiel ihm Holden scharf ins Wort. »Sie kriegen von mir keine Abhörerlaubnis.«

»Warum nicht?« Manchmal kann mein Freund und Kollege ziemlich lästig sein.

»Weil das nichts bringt«, behauptete Holden.

»Unseren cleveren Tontechnikem steht ein so genannter Voice Printer zur Verf ügüng. Sie haben damit schon so manchen Täter mit Hilfe von Stimmen-Vergleichen einwandfrei identifiziert. Außerdem stehen ihnen einige superschlaue phonetische Erkennungs-Programme zur Verfügung...«

»Mein Telefon wird nicht abgehört. Basta.« Mehr hatte Holden dazu nicht zu sagen.

Ich musterte ihn mit schmalen Augen. »Wie weit würden Sie gehen, um die größtmögliche Publicity für Ihr Buch zu erzielen, Mr. Holden?«

Auch seine Augen verengten sich. »Worauf wollen Sie mit Ihrer Frage hinaus, Agent Trevellian?«

Ich hob die Schultern. »Die Entführung Ihrer Frau wird Schlagzeilen machen.«

Er sah mich an, als wollte er mich fressen. »Sie denken doch nicht etwa, ich lasse meine eigene Frau kidnappen, um die Verkaufszahlen meines Buches zu pushen.«

»Sie haben ja keine Ahnung, was uns schon alles untergekommen ist, Sir«, warf Milo ein.

Holden zog die Mundwinkel verächtlich nach unten. »Ist es um das FBI schon so schlecht bestellt, dass da selbst absolut unfähige Agenten einen Job kriegen?«




9


Als Laura Holden zu sich kam, stellte sie fest, dass sie sich in einem feuchtkalten Keller befand und mit widerstandsfähigen Stricken an einen Stuhl gebunden war.

In ihrem Kopf begann sich ein Puzzle zusammenzufügen. Sie war zu Besuch bei ihrer besten Freundin gewesen. Audrey hatte, wie immer, nicht besonders gut über Andrew geredet.

Dann war sie in die Küche gegangen... Filmriss. Mehr wusste Laura nicht.

Oder doch: Jemand hatte sich auf sie gestürzt. Sie hatte sich zwar gewehrt, aber nicht verhindern können, dass sie das Bewusstsein verloren hatte.

Und nun bin ich hier, dachte Laura bang. Irgendwo. In einem kalten Keller. Vielleicht nicht einmal mehr in New York. Allein. Gefesselt. Meinem Schicksal überlassen...

Welchem Schicksal? Was würde passieren? Was hatte die Person, die sie hierher gebracht hatte, mit ihr vor? Warum war sie hier? Sollte sie dem Kidnapper eine Menge Geld einbringen? Yvonne Bercones Tod fiel ihr urplötzlich ein, und Eiseskälte kroch ihr in die Glieder.

Hatte jemand Andrew Holdens Sekretärin ermordet? Sollte nun Andrew Holdes Ehefrau sterben?

Sie begann aus vollen Lungen um Hilfe zu schreien. So lange, bis ihr die Stimme versagte.

Schritte!

Es kam jemand.

»Hilfe!«, krächzte Laura Holden schwach. Ihr Hals schmerzte. »Hilfe!«, rief sie trotzdem noch einmal.

Vor ihr befand sich ein düsterer, kahler Gang. In diesem erschien ein Mann. Sie konnte zunächst nur seine Konturen erkennen, doch je näher er kam, desto deutlicher sah sie, dass er maskiert war. Er trug eine schwarze Wollmütze mit Augenlöchern.

Laura Holden fragte sich, ob sie ihn schon mal irgendwo gesehen hatte. Mit ziemlicher Sicherheit wohl nicht. Er war wahrscheinlich ein Verbrecher, der ohne Arbeit zu viel Geld kommen wollte.

»Wer sind Sie?«, fragte Laura.

Er antwortete nicht.

»Warum haben Sie mich entführt?«

Er schwieg.

»Ich habe Angst.«

Er sagte nichts.

»Was haben Sie mit mir vor?«

Schweigen.

»Weiß mein Mann schon, dass ich gekidnappt wurde?«, fragte Laura Holden mit wachsender Furcht. »Wie hoch ist Ihre Lösegeld-Forderung? Wo bin ich hier?«

Der Maskierte sagte kein Wort.

Er prüfte gewissenhaft ihre Fesseln und klebte ihr anschließend mit einem Kunststoff-Klebeband den Mund zu.




10


Die farbige Schöne, die dem Drogendealer Bob Verbinski das Leben auf ihre ganz spezielle und unvergleichliche Weise in seinem pompösen Schlafzimmer versüßte, hieß Nina Charles, doch er nannte sie Whoopy, weil sie schwarz war, weil er außerdem ein Fan von Whoopy Goldberg war und weil er der Einfachheit halber prinzipiell alle »Black Bautys«, mit denen er sich vergnügte, Whoopy nannte.

Während also »Whoopy« ihren Job tat, lag er mit geschlossenen Augen auf dem Rücken und dachte an gar nichts. Auch nicht daran, dass er bei Mick Derek in Ungnade gefallen war.

Er gab sich total dem sinnlichen Hochgenuss hin, zu dem ihm Whoopy erfahren verhalf, atmete schwer und grunzte hin und wieder leise.

»Ja...«, kommentierte er Whoopys Bemühen, ihn voll und ganz zufrieden zu stellen. »O ja, Baby... Du machst das großartig... Einfach fantastisch...«

Das Girl gab sein Bestes, und es reichte auch vollkommen. Anschließend sagte Verbinski: »Jetzt hole ich eine Flasche Schampus, und anschließend ziehst du das gesamte Programm noch mal voll durch, okay?«

»Okay, Bob«, flötete die Kleine.

Er sprang aus dem Bett. Jetzt fiel ihm Mick Derek ein. Er hatte den Kerl gelinkt, und Mick hatte gedroht, ihm einen Killer auf den Hals zu hetzen. Verbinski hatte die Drohung zunächst nicht ernst genommen, doch nun begann er die Sache ein bisschen anders zu sehen, und er beschloss, Mick Derek noch heute sicherheitshalber mit ein paar größeren Lappen zu versöhnen und wieder friedlich zu stimmen.

Er brauchte einen freien Rücken, wollte sich nicht fortwährend umdrehen und nachschauen müssen, ob sich nicht irgendein Kaltmacher mit einem Messer oder einer Kanone an ihn heranpirschte, um ihn in Mick Dereks Auftrag über den Jordan zu schicken. Mick war zwar ein Idiot, mit dem man vieles anstellen konnte, aber er hasste es, wenn sich jemand nicht an die Spielregeln hielt, und die hatte Bob Verbinski gröblichst verletzt.

Die Sache würde sich einrenken lassen, davon war Verbinski überzeugt. Deshalb machte er sich auch keine großen Sorgen um seine Zukunft.

Nackt verließ er das Schlafzimmer. Nackt lief er durchs Haus. Er holte den Champagner aus dem Kühlschrank, und als er zu Whoopy zurückkehren wollte, fiel ihm auf, dass mitten im Livingroom ein Mann saß.

Groß gewachsen, schlank, mit hellen, wachen Augen. Der Mann war Verbinski bestens bekannt. Das war Gore Gandolfini. Ein Berufs-Killer.

Gandolfini trug Handschuhe aus schwarzem Nappaleder. Vor ihm lag eine Pistole mit Schalldämpfer. Kalt und gefühllos musterte er den nackten Mann, den er töten sollte.

Dann richtete er den Blick zur Decke. »Wer ist da oben?« ;

»Whoopy...«, sagte Verbinski spontan. Dann korrigierte er sich: »Sie heißt Nina. Nina Charles. Ich nenne sie Whoppy. Ich nenne alle schwarzen Weiber Whoopy, weil ich ein Fan von Whoopy Goldberg bin.«

Gore Gandolfini nickte. »Ich weiß.«

»Nina ist ’ne Nutte. Sie schafft für Louis Durante an.«

»Auch das ist mir bekannt.«

»Und mir ist bekannt, weshalb du hier bist«, sagte Verbinski.

Gandolfini lächelte. »Das ist ja wohl nicht allzu schwer zu erraten. Jemand, den wir beide kennen, ist verdammt sauer auf dich.«

»Ich hab Mick Derek reingelegt.«

»Das war ein Fehler«, stellte Gandolfini fest.

»Okay, das war ein Fehler«, gab Verbinski zu. »Ich hab’s inzwischen eingesehen und beschlossen, es wieder gut zu machen.«

Gandolfini hob die schwarzen Augenbrauen. »Dein Entschluss kommt zu spät, mein Freund.«

Ein kalter Schauer überlief Verbinskis nackten Körper. »Wie viel kriegst du für den Hit?«

»Genug.«

»Egal, wie hoch der Betrag ist - ich verdopple ihn«, sagte Verbinski.

Doch Gandolfini schüttelte desinteressiert den Kopf. »So läuft das bei mir nicht, Verbinski. Ich werde von jemandem angeheuert, und wenn das vereinbarte Honorar meinen Vorstellungen entspricht, kann mein Auftraggeber sich darauf verlassen, dass ich die Angelegenheit in seinem Sinn unbeirrbar durchziehe.«

Bob Verbinski begann zu schwitzen...




11


Oben, im Schlafzimmer, wartete »Whoopy« auf Bob Verbinskis Rückkehr. Sie lag auf dem Bett und begann sich zu langweilen. Ihr schwarzer Körper glich einer wunderschönen Landschaft mit sanften Hügeln und schattigen Tälern. Samtweich war ihre Haut.

Sie hatte schon sehr früh angefangen, sich zu verkaufen, weil es das Einzige war, das ihr Spaß machte und das sie perfekt beherrschte.

Moralische Bedenken hatte sie deswegen nicht.

Nina hob den Kopf. Wo blieb Bob denn so lange? Holte er den Champagner aus Frankreich? Sie lauschte und vernahm Stimmen. Was gesprochen wurde, konnte sie nicht verstehen.

Wer ist gekommen?, fragte sich Nina. Wer hält Bob auf?

Steh auf und sieh nach!, meldete sich eine Stimme in ihr. Doch sie tat es nicht. Bob würde bestimmt zusehen, den Besucher so rasch wie möglich loszuwerden, damit er zu ihr zurückkehren konnte und sie ihm noch einmal den Himmel auf die Erde holte.

Sie begann neugierig in den Laden des Nachttisches zu stöbern, Potenzpillen. Kondome. Ein bisschen Koks. Sie konnte der Versuchung nicht widerstehen, zog sich eine Prise rein. Bob würde den Schnee nicht vermissen. Er hatte genug davon. Schließlich betrieb er damit einen schwunghaften Handel.

Vielleicht verhandelt er dort unten mit einem Kunden, ging es dem farbigen Mädchen durch den Sinn.

Der Stoff begann zu wirken. Sie fühlte sich großartig...




12


Im Livingroom griff Gore Gandolfini nach seiner Pistole. Bob Verbinski schüttelte den Kopf. »Warte!«, stieß er heiser hervor. »Ich - ich kann das Problem aus der Welt schaffen!«

»Jetzt nicht mehr!« Gandolfini stand langsam auf.

»Doch!«, krächzte Verbinski. »Lass mich nur kurz mit Mick telefonieren! Ich regle die Geschichte. Er wird seinen Auftrag zurückziehen - und du darfst dein Geld behalten, brauchst nichts dafür zu tun.«

Gore Gandolfini schüttelte unbarmherzig den Kopf. »Du kannst Mick nicht umstimmen. Er mag dich nicht. Er konnte dich noch nie leiden. Was du diesmal getan hast, hat das Fass zum Überlaufen gebracht - und somit...«

Verbinski sah nur noch eine Chance: Angriff!

Er wuchtete sich dem Profi-Killer mit hochgeschwungener Champagnerflasche entgegen!

Doch Gandolfini war kein Anfänger. Und er war kein einfältiger Stümper, den man so leicht überrumpeln konnte.

Er drückte ab!

Seine Waffe ploppte - und seine Kugel stoppte Verbinski auf halbem Weg!




13


Nina Charles hörte den Schuss nicht. Sie wälzte sich auf dem Bett herum und stand seufzend auf.

Allmählich bekam sie genug vom Warten auf Bobs Rückkehr.

Vielleicht hat er mich vergessen, dachte sie. Obwohl ich eigentlich zu den Mädchen gehöre, die man normalerweise nicht so schnell vergisst.

Sie zog Seidenhöschen und Spitzen-BH an und schlüpfte in ihr hautenges Minikleid. Sie wollte nachsehen, wo Bob Verbinski so lange blieb.

Er redete mit niemandem mehr. Also musste der Besucher das Haus bereits verlassen haben, und demzufolge hätte Bobs Rückkehr ins Schlafzimmer nichts mehr im Weg gestanden.

Wenn er sich damit so lange Zeit lässt, will ich wissen, warum, ging es Nina durch den Sinn, während sie aus dem Schlafzimmer trat. Falls er keinen Bock mehr auf weiteren Sex hat, muss er mir das sagen. Dann habe ich hier nämlich nichts mehr zu suchen und kann mir eventuell anderswo noch ein bisschen was dazu verdienen.

Sie stieg die Treppe hinunter. »Bob?«

Er antwortete nicht.

»Bob!«

Stille. Merkwürdig.

»Wo bleibt der Schampus, Bob?«

Nina erreichte das untere Ende der Treppe - und blieb plötzlich stehen, als wäre sie gegen eine unsichtbare Wand gelaufen!

Sie riss die Augen auf, zog die Luft scharf ein und legte die Hände fassungslos und entsetzt auf die bleichen Wangen.

Bob Verbinski lag mit verrenkten Gliedern auf dem Boden. Er hatte ein hässliches Loch in der Stirn. Die Champagnerflasche lag neben ihm auf dem Teppich.

Der nackte Mann war tot. Jemand hatte ihn erschossen.

Nina konnte es nicht fassen. Wenn sie geahnt hätte, dass Bobs Mörder immer noch im Haus war und sie beobachtete, hätte sie wahrscheinlich vor Angst den Verstand verloren.

Das schwarze Mädchen stieß einen hysterischen Schrei aus und stürzte zum Telefon.

Gore Gandolfini presste die Lippen zusammen und hob langsam die Waffe.

Er zielte auf Nina.

Sie rief ihren »Beschützer« an. »Louis!«, kreischte sie hysterisch, als er sich meldete. »Es - es ist etwas ganz Schreckliches passiert!«

»Verdammt, brüll mir nicht so ins Ohr!«, herrschte Louis Durante sie an. »Willst du, dass ich ’nen bleibenden Gehörschaden kriege?«

»Bob ist tot, Louis!«, jammerte das Mädchen.

»Hast du ihn etwa...«

»Bist du verrückt? Ich doch nicht.«

»Was ist passiert?«, wollte Durante wissen.

»Ich hab’s mit Bob einmal gemacht. Vor der zweiten Runde wollte er eine Flasche Schampus holen, aber...«.

»Was aber?«

»Er bekam Besuch.«

»Von wem?«, fragte Durante.

»Das weiß ich nicht. Ich hab bloß Stimmen gehört.«

»Was hat Bob mit dem anderen geredet?«

»Das habe ich nicht verstanden«, gab Nina zur Antwort. Ihre Stimme zitterte. »Als mir das Warten auf Bobs Rückkehr zu viel wurde, wollte ich nach ihm sehen... Ich fand ihn im Living-room... Allein... Nackt... Und tot... Die Champagnerflasche liegt neben ihm. Er bietet einen grauenvollen Anblick, Louis. Ich kann gar nicht hinsehen. Ich fürchte, mir wird schlecht. Ich muss gleich kotzen.«

»Wer kann ihn gekillt haben?«

»Herrgott noch mal, ich weiß nicht, wer es getan hat, Louis. Ich habe wirklich keinen blassen Schimmer.«

Diese Worte retteten Nina das Leben.

Gore Gandolfini sah keinen Grund, sie ebenfalls zu töten. Er ließ die Pistole langsam sinken und verhielt sich völlig ruhig.

»Was sollich jetzt tun, Louis?«, fragte Nina mit Tränen in den Augen.

»Was wohl?«, schnauzte Durante sie an. »Abhauen natürlich, du selten dämliches Stück. Oder willst du etwa auf das Eintreffen der Bullen warten und ein nettes Schwätzchen mit ihnen halten?«

»Entschuldige, Louis, aber ich bin so furchtbar durcheinander - Bob ist... Er ist mein erster Toter... Ich hab noch nie ’ne echte Leiche gesehen...«

»Verschwinde aus seinem Haus!«, trug Durante ihr auf. »Hau ab! Geh nach Hause, verpass dir ’ne Dröhnung und melde dich morgen Vormittag bei mir!«

»Okay, Louis«, flüsterte Nina. »Okay...«

Sie ließ den Hörer auf den Apparat klappern.




14


Laura Holdens dicke Freundin fand keine besonders schmeichelhaften Worte für Andrew Holden, als wir sie interviewten. Da Mrs. Holden aus Audrey Zimas Haus verschwunden war, hatten wir sie aufgesucht, um ihr ein paar Fragen zu stellen.

»Ich habe es geistig noch immer nicht verkraftet, dass Laura aus meinem Haus entführt wurde«, seufzte die füllige Frau.

»Ist Ihnen irgendetwas aufgefallen, Mrs. Zima?«, wollte ich wissen.

»Bitte nennen Sie mich Audrey«, verlangte sie.

»Audrey«, sagte ich.

Sie richtete den Blick auf den Boden. »Wir haben uns unterhalten und Eierlikör getrunken. Plötzlich war mir, als hätte ich ein Geräusch vernommen.«

»Was für ein Geräusch?«, erkundigte sich Milo.

»Die Scharniere der Tür, die von der Küche zum Kräutergarten hinausführt, sind trocken. Wenn man die Tür bewegt, ächzen die Scharniere leise.«

»Und das haben Sie gehört?«, fragte mein Partner.

Audrey Zima nickte. »Ja, das habe ich gehört. Ich habe sehr gute Ohren. Laura wollte wissen, ob irgendetwas nicht in Ordnung sei. Ich gab ihr darauf keine Antwort, stand auf und sagte, ich würde uns was zum Knabbern holen. Bei der Gelegenheit wollte ich auch gleich in der Küche nach dem Rechten sehen. Ich fand die Tür offen vor.«

»Was haben Sie getan?«, fragte mein Partner.

»Ich habe sie geschlossen.«

»Ohne dass Sie sich dabei irgendetwas dachten?«, fragte Milo.

Audrey zuckte mit den Achseln. »Die Tür schließt schon seit längerem nicht mehr perfekt. Es kommt vor, dass sie hin und wieder einfach auf springt. Vor allem an windigen Tagen ist das sehr leicht möglich. Ich schloss sie - und dann wurde ich von hinten niedergeschlagen.«

»Konnten Sie während des Fallens noch irgendetwas wahrnehmen, Audrey?«, fragte ich.

Sie schüttelte bedauernd den Kopf. »Mir wurde auf der Stelle schwarz vor Augen.«

Wir ließen uns zeigen, wo der Unbekannte sie ausgeschaltet hatte. Audrey stellte sich dort hin, wo der hinterhältige Schlag ihr die Besinnung geraubt hatte.

»Sie hätten den Angreifer im spiegelnden Fenster sehen können«, stellte Milo fest.

»Ja, wenn ich zufällig da hingesehen hätte«, gab ihm Audrey Recht.

Wir verließen die Küche wieder.

»Als ich zu mir kam, war Laura nicht mehr da«, erzählte Audrey Zima weiter. »Ich habe sofort bei den Holdens angerufen...«

Ich nickte. »Sie haben mit Janis Holden gesprochen, das wissen wir schon.«

Audrey sah mich mit kummervollem Blick an. »Ich mache mir große Sorgen tun meine Freundin, Agent Trevellian.«

Ich erwähnte unser Gespräch mit Andrew Holden.

Audrey Zimas Miene verfinsterte sich sofort. »Es war Lauras größter Fehler, diesen Mann zu heiraten.«

»Sie können ihn offenbar nicht riechen«, sagte Milo.

»Er ist sich nur selbst wichtig«, sagte Audrey hart. »Niemand sonst zählt für ihn. Macht, Karriere, Geld - nur danach strebt er. Nichts anderes interessiert ihn.«

»Warum hat er der Politik den Rücken gekehrt, wenn er so sehr nach Macht strebt?«, fragte Milo.

»Zu viele Feinde haben ihm in letzter Zeit das Leben schwer gemacht«, antwortete Audrey. »Deshalb ist er vorübergehend aus der Politik ausgeschieden und hat dieses Skandalbuch geschrieben.«

»Mit dem er seinen Feindeskreis recht erfolgreich vergrößern konnte«, meinte Milo sarkastisch. Er sah Audrey an. »Sie glauben, er ist nur vorübergehend aus der Politik ausgeschieden?«

»Das war mit Sicherheit kein Abschied für immer«, erklärte Audrey Zima überzeugt. »Fürs Erste hat Andrew Holden mit seinem Rücktritt seinen vielen Feinden den Wind aus den Segeln genommen. Sie können ihm nichts mehr anhaben. Er ist weg, und während sie ihre Giftpfeile nun gegen andere richten, kann er in aller Ruhe sein Comeback vorbereiten. Für mich steht außer Zweifel, dass das so sicher kommt wie das Amen in der Kirche.«

»In der Zwischenzeit schrieb er seinen ersten Top-Seller«, meinte Milo.

Audrey nickte gallig. »In dem er an niemandem ein gutes Haar lässt. Selbst der Papst wäre nicht gut weggekommen, wenn Andrew Holden ihm in seinem Buch ein Kapitel gewidmet hätte.«

Ich sagte: »Ich habe ihn gefragt, wie weit er gehen würde, um die größtmögliche Publicity für sein Buch zu erzielen.«

»Und?«, fragte Audrey gespannt. »Was hat er geantwortet?«

»Was glauben Sie?«

Audrey kniff die Augen zusammen. »Andrew Holden würde dem Teufel seine Seele verkaufen, um Erfolg zu haben. Dieser Mann ist vom Ehrgeiz zerfressen.«

»Aber dass er seine eigene Frau kidnappen lassen würde, um die Verkaufszahlen seines Buches zu pushen, hat er entrüstet zurückgewiesen«, sagte ich.

»Ich traue es ihm dennoch zu«, erklärte Audrey hart.

»Was trauen Sie ihm sonst noch zu?«

»Alles«, antwortete Audrey feindselig. »Einfach alles. Andrew Holden ist kein guter Mensch.«

»Wie sehen Sie den Tod seiner Sekretärin?«, erkundigte ich mich. »Könnte er damit etwas zu tun haben?«

»Nicht direkt. Er war ja nicht hier, als sie vor die U-Bahn fiel.«

»Und indirekt?«, fragte ich.

»Ich denke, diese Frage habe ich bereits beantwortet, indem ich sagte, dass ich Andrew Holden einfach alles zutraue, Agent Trevellian. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass Andrew Holden für seine Frau Lösegeld bezahlen wird.«

»Wieso nicht?«, fragte Milo.

»Weil sie ihm nichts bedeutet«, erklärte Audrey Zima überzeugt. »Sonst hätte er sie wohl kaum am laufenden Band betrogen.«

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Litres'teki yayın tarihi:
22 aralık 2023
Hacim:
1404 s. 8 illüstrasyon
ISBN:
9783956178467
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