Kitabı oku: «12 Jesse Trevellian FBI Thriller August 2021: Krimi Paket», sayfa 20
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20

Betroffenheit. Trauer. Erschütterung. Das trafen wir im Hause Holden an. Janis und Dudley Holden machten einen verstörten Eindruck auf uns.
Der Verlust der Mutter ging ihnen beiden sichtlich nahe. Jeder versuchte auf seine Weise damit fertig zu werden. Janis weinte ununterbrochen, und Dudley schien Gott und die ganze Welt zu hassen und für den Mord an seiner Mutter verantwortlich zu machen.
Selbst Andrew Holden, den bisher so gut wie nichts aus der Fassung bringen konnte, war merklich aus dem Tritt geraten. Er versuchte sich mit Cognac einigermaßen gerade zu halten. Er hatte zuerst seine Sekretärin und nun seine Ehefrau verloren.
Nachdem sich Janis und Dudley in ihre Zimmer zurückgezogen hatten, wollten wir von ihm wissen, welche Gedanken sich ihm in diesem Zusammenhang aufdrängten, Holden hob matt die Schultern. »Ich kann Ihnen nicht sagen, wer hinter all dem steckt.«
Milo äußerte auch ihm gegenüber seinen Verdacht, jemand könnte ihm den Krieg erklärt haben. Holden gab zu, dass dies möglich wäre.
»Haben Sie irgendeinen Verdacht?«, fragte mein Partner.
Holden schüttelte ratlos den Kopf. »Ich habe soviele Feinde... Und es werden von Tag zu Tag mehr...«
Zum ersten Mal hatte ich den Eindruck, dass ihm das nicht recht war. Bedauerte er etwa schon, sich mit so vielen einflussreichen Menschen - zuerst als Politiker und dann als' aggressiv-provokanter Skandalbuch-Autor - angelegt zu haben?
Wir brauchten Namen, um effizient arbeiten zu können, doch Holden nannte uns keine. Wieso war er auf einmal so rücksichtsvoll? Hatte er Angst Um sein Leben? Schwärzte er deshalb sicherheitshalber niemanden an?
»Es muss irgendwelche Leute geben, die Sie verdächtigen, Mr. Holden«, bohrte mein Partner.
»Arme, arme Laura«, sagte Andrew Holden, als hätte er nichts gehört. »Sie war ein wunderbarer Mensch, eine gute Ehefrau und Mutter. Sie hat mir zwei prachtvolle Kinder geschenkt.« Er seufzte geplagt. »Laura hat mir sehr, sehr viel bedeutet.«
»Warum haben Sie sie dann fortwährend betrogen?«
Holden sah meinen Freund befremdet an. »Das eine hat doch mit dem anderen nichts zu tun.«
»Ich denke schon«, widersprach Milo.
»Dann haben Sie eben eine andere Auffassung vom Leben als ich, Agent Tucker. Ich bin ein Mann, dem eine Frau einfach nicht genügt. Die Ketten der Monogamie sind nichts für mich. Ich brauche meine sexuelle Freiheit. Laura wusste das...«
»Sie musste sich wohl oder übel damit abfinden«, warf mein Partner ein.
»Das haben Sie von Audrey Zima, nicht wahr?«, sagte Holden scharf.
Milo antwortete nicht.
»Diese fette Kuh konnte mich noch nie leiden«, schnappte Holden.
Du machst es einem aber auch nicht gerade leicht, dich zu mögen, dachte ich.
Holdens Miene wurde granithart. Grausamkeit und Rachsucht funkelten in seinen Augen. »Wer immer meiner Frau das angetan hat...« Seine Nasenflügel stellten sich auf. Sein Blick wurde diabolisch. »Finden Sie ihn - und töten Sie ihn! Er hat kein Recht, zu leben!«
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21

Hank Hogan war ein Trouble-Magnet. Er zog den Ärger förmlich an. Mal geriet er - völlig blauäugig - in eine Schlägerei, die ihn eigentlich nichts anging. Mal musste er eingreifen, weil er es nicht vertrug, wenn jemand in seiner Gegenwart eine Frau schlecht behandelte. Mal dachten bekloppte Mugger, ihn in einer finsteren Gegend ausrauben zu können...
Und diesmal bekam er zufällig mit, wie ein junger Bursche einer alten Frau die Handtasche entriss und die Flitze machte.
Hank hatte gerade die Tür seines Wagens zugeschlagen. Da legte die Beraubte wie eine Sirene los. »Hilfe! Hiiilfeee! Räuber! Man hat mich bestohlen! Der Mistkerl hat mir meine Handtasche geraubt! Haltet ihn auf! Haltet den Dieb!«
Kaum jemand kümmerte sich um das Geschrei. In New York sieht man in solchen Situationen lieber weg. Man möchte in nichts hineingeraten, hat genug eigene Probleme, möchte sich nicht auch noch die von anderen Leuten aufhalsen.
Hank Hogan jedoch gehörte jener ritterlichen Minderheit an, die solche Dinge nicht auf sich beruhen ließen und schulterzuckend ihres Weges gingen, als würde es sie nichts angehen.
Wenn so etwas passierte, griff Hank ein. Ohne viel nachzudenken. Es war ein Reflex.
Kraftvoll flog der blonde Hüne aus den Startlöchern.
Wie ein Slalomläufer sauste der Handtaschenräuber zwischen den Passanten hindurch.
»Mein Geld!«, schrie die alte Frau verzweifelt. »Er hat mir mein ganzes Geld gestohlen!«
»Sie kriegen es wieder!«, keuchte der muskulöse Privatdetektiv, während er an der Frau vorbeihastete.
Der Ganove war schnell und wendig. Hank hatte Mühe, ihn nicht aus den Augen zu verlieren. Er bekam gerade noch mit, wie der Bursche in eine schmale Nebenstraße floh.
Jetzt sitzt du in der Falle, Kleiner!, dachte Hank grimmig, denn er kannte sich in dieser Gegend aus und wusste, dass der Dieb in eine Sackgasse gelaufen war.
Der Hüne legte einen Zahn zu. Er erreichte die Ecke und sah den Verbrecher wieder. Der Junge langte bei einem Maschendrahtzaun an.
Er schnellte mit der Geschmeidigkeit eines Panters hoch, doch Hank ließ nicht zu, dass er den Zaun überkletterte.
Seine Pranken packten die Fußknöchel des Ganoven.
Ein kräftiger Ruck, und der Handtaschenräuber landete auf dem Boden.
Er sprang aber gleich wieder auf. Die Handtasche ließ er vorerst hegen.
Im Moment war es ihm wichtiger, den Burschen, der sich - was für ihn völlig unverständlich war - für die Alte stark machte, fertig zu machen.
Da er dem Hünen körperlich und kräftemäßig unterlegen war, riss er sein Springmesser heraus, ließ die lange, schlanke Klinge aufschnappen und richtete die Spitze gegen Hank.
Der Detektiv schüttelte mit finsterer Miene den Kopf. »Was soll das, Junge?«
»Ich mach dich alle!«, bellte der Handtaschenräuber mit schweißnassem, wutverzerrtem Gesicht. »Ich schlitz dir den Wanst auf!«
»Du zwingst mich, dir weh zu tun!«, grollte Hank Hogan.
»Das versuch mal!«
Der Ganove stach zu.
Hank kreuzte blitzschnell die Arme vor dem Bauch. Eine altbewährte Jiu-Jitsu-Abwehr.
Sobald Hank den Messerarm abgefangen hatte, packte er das Handgelenk des Kerls und drehte es kraftvoll herum.
Der Dieb brüllte schmerzlich auf. Er ließ das Springmesser los. Es klapperte auf den Boden.
Er befreite sich mit einem harten Ruck aus Hanks Griff und schlug blindwütig auf den muskelbepackten Gegner ein.
Hanks Deckung war jedoch so perfekt, dass ihm die trommelnden Fäuste des Jungen nicht das Geringste anzuhaben vermochten.
Drei kompromisslose Konterschläge genügten, um den Verbrecher in große Schwierigkeiten zu bringen. Der vierte Treffer beförderte den Jungen dann so hart an den Rand einer schmerzreichen Niederlage, dass er auf der Stelle kapitulierte und sein Heil in der Flucht suchte.
Mit erheblich gestörtem Gleichgewichtssinn stürmte er hustend und würgend, die Arme gegen den schmerzenden Leib gepresst, an Hank vorbei.
Der Hüne ließ ihn laufen. Er hob das Springmesser und die Handtasche auf. Nachdem er die Klinge in den Griff geklappt hatte, steckte er das Messer ein und kehrte zu der beraubten Frau zurück.
Sie war gerührt und hatte Tränen in den Augen, als er ihr ihr Eigentum zurückgab.
»Danke«, sagte sie bewegt. »Vielen, vielen Dank. Sie sind ein guter Mensch. Gott segne Sie.« Die alte Lady öffnete ihre Handtasche. Sie wollte Hank zehn Dollar geben, doch er nahm sie nicht an.
»Stecken Sie das ganz schnell wieder weg, Ma’am«, sagte er lächelnd.
»Aber...«
»Bitte!«, sagte Hank mit Nachdruck.
Die Frau schob den Geldschein wieder in ihre Handtasche und sagte: »Der Himmel beschütze Sie, Mister. Ich werde für Sie beten.«
»Diesen Dank nehme ich gerne an«, erwiderte Hank Hogan grinsend, und er riet der Frau, in Zukunft besser auf ihre Handtasche aufzupassen.
Sie ging weiter.
Hank Hogan bog um die Ecke und betrat die Bar, in der die G-men Jesse Trevellian und Milo Tucker mit ihm verabredet waren...
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22

Milo schaute so auffällig wie möglich auf seine Armbanduhr und stellte vorwurfsvoll fest: »Du entwickelst dich allmählich zum notorischen Zu-spät-Kommer, mein Freund.«
»Sorry«, gab der blonde Hüne zurück und setzte sich zu uns. »Ich wurde aufgehalten.«
Milo sah mich an. »Das ist neuerdings seine Standard-Ausrede.«
»Es ist keine Ausrede«, sagte Hank.
»Was ist passiert?«, wollte ich wissen.
Hank erzählte es uns.
»Ich lasse das trotzdem nicht als Entschuldigung gelten«, sagte Milo mit gespielter Strenge. »Ein Mann wie du sollte eigentlich immer damit rechnen, dass ihm permanent etwas dazwischenkommt, und dies schon vorher in seinem Zeitplan berücksichtigen.«
»Das ist nicht dein Ernst«, brummte unser bester V-Mann.
Ich schmunzelte. »Merkst du nicht, dass Milo dich auf den Arm nimmt?«
Hank zeigte auf meinen Partner. »Das kostet dich ein kühles Blondes.«
Milo hob die Hand und bestellte bei der milchkaffeebraunen Kellnerin ein Bier für unseren Freund.
Sobald er es bekommen hatte, fragte ich: »Weshalb wolltest du uns hier treffen, Hank?«
»Ich hab mal wieder was für euch, Kameraden«, sagte unser bester V-Mann mit stolzgeschwellter Brust.
»Heraus damit!«, verlangte Milo.
Hank trank einen Schluck Bier. Er wischte sich mit dem Handrücken über die nassen Lippen und sagte: »Ist euch bekannt, dass Yvonne Bercone im dritten Monat schwanger war?«
»Nein, das ist uns neu«, sagte ich.
»Schwanger von wem?«, wollte Milo wissen.
»Möglicherweise von einem Mann namens Mark Daniels«, antwortete Hank Hogan.
»Wieso möglicherweise?«
Hank hob die breiten Schultern. »Niemand weiß, mit wem Yvonne sonst noch im Bett war.«
Milo schüttelte ernst den Kopf. »Ich glaube nicht, dass sie einen so lockeren Lebenswandel geführt hat.«
»Ich würde mich gern mal mit diesem Mark Daniels unterhalten«, sagte ich. »Wo finden wir ihn?«
»Er hat einen Comic-Shop in College Point«, sagte Hank und nannte die Adresse.
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23

Mein Partner und ich betraten den Laden noch in derselben Stunde. Als Daniels unsere Dienstausweise sah, schloss er die Tür ab und drehte das Schild, das daran hing, von OPEN auf CLOSED, damit wir uns ungestört unterhalten konnten.
Mark Daniels war mittelgroß und unscheinbar. Er trug eine randlose Brille und hatte einen blonden Drei-Tage-Bart.
Seine Lippen bebten, als er uns erzählte, dass Yvonne Bercone mit ihm Schluss gemacht hatte, obwohl sie ein Kind von ihm erwartete.
Milo sah ihn überrascht an. »Sie hat sich von Ihnen getrennt?«
Daniels nickte bedrückt. »Bedauerlicherweise ja.«
»Aus welchem Grund?«, wollte ich wissen.
Daniels zuckte mit den Achseln. »Sie sagte, sie würde mich nicht mehr lieben.«
»Stimmte das?«, fragte Milo.
Daniels schüttelte entschieden den Kopf. »Es war mit Sicherheit eine Lüge.«
»Haben Sie eine Idee, warum sie gelogen hat?«, erkundigte ich mich.
Daniels schüttelte abermals den Kopf. »Ich kann es mir bis heute nicht erklären.«
»Wäre es denkbar, dass Yvonne nicht von Ihnen schwanger war?«, fragte ich so behutsam wie möglich. Ich wollte seine Gefühle nicht verletzen.
»Das halte ich für ausgeschlossen«, antwortete Mark Daniels überzeugt. »Yvonne war ein anständiges Mädchen. Sie nahm es mit der Treue sehr genau.«
»Niemand ist vor einem Ausrutscher völlig gefeit«, bemerkte Milo.
Daniels sah ihn fest an. »Es hat keinen Ausrutscher gegeben, Agent Tucker. Nicht bei Yvonne.«
»Waren Sie glücklich mit Yvonne?«, erkundigte sich mein Partner.
Daniels nickte. »Sehr.«
»War es ein Schock für Sie, als sie Schluss machte?«, wollte Milo wissen.
»Es traf mich wie ein Blitz aus heiterem Himmel«, gab Daniels offen zu.
»Haben Sie versucht, Yvonne umzustimmen?«, fragte Milo.
Daniels seufzte. »Ich habe alles versucht, um sie zum Bleiben zu bewegen, doch ihr Entschluss stand unumstößlich fest.«
»Hat Sie das nicht wütend gemacht?«, wollte mein Partner wissen.
Mir war klar, warum er das fragte, worauf er damit abzielte. Es bestand immerhin die vage Möglichkeit, dass Mark Daniels in seiner Wut und in seinem Schmerz ausgerastet war und Yvonne Bercone vor die U-Bahn gestoßen hatte.
»Nicht wütend«, gab Daniels sehr ernst zur Antwort. »Nur traurig. Unendlich traurig.«
Wir fragten ihn - in watteweiche Rücksicht verpackt - nach einem Alibi für die Stunde, in der Yvonne Bercone den Tod gefunden hatte.
Er war hier gewesen. In seinem Comic-Shop. Und er konnte vier Personen nennen, die uns das jederzeit bestätigt hätten.
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24

Beim zweiten Mal sprachen wir mit Yvonne Bercones Vater in dessen Haus. Wir informierten ihn, dass wir uns vor einer halben Stunde mit Mark Daniels unterhalten hatten.
Er wusste natürlich, wer Mark Daniels war, und sagte: »Ich mag ihn sehr. Er ist ein kluger, geschäftstüchtiger junger Mann.«
»Wussten Sie, dass Yvonne von ihm ein Kind erwartete?«, fragte ich.
Er nickte. »Ich wusste, dass sie in anderen Umständen war.«
»Warum haben Sie uns das nicht gesagt?«, fragte Milo.
Blake Bercone zuckte mit den Achseln. »Sie haben nicht danach gefragt.«
»Finden Sie es nicht auch ungewöhnlich, dass sich eine schwangere Frau von dem Mann trennt, dessen Kind sie unterm Herzen trägt?«
»Das kommt vor«, erwiderte Bercone.
»Hat Ihnen Ihre Tochter gesagt, dass sie die Absicht habe, mit Mark Daniels Schluss zu machen?«, fragte ich.
Blake Bercone nickte. »Das hat sie.«
»Haben Sie nicht versucht, es zu verhindern?«
»Es war Yvonnes Entscheidung«, gab der große, schlaksige Mann zurück. »Da durfte ich mich nicht einmischen.«
»Warum hat sie sich vom Vater ihres Kindes getrennt, Mr. Bercone?«, fragte Milo.
»Sie war der Auffassung, die Beziehung hätte keine Zukunft«, sagte der Sport-Moderator von »Balaban-TV«. »Ich war zwar anderer Meinung, aber ich hatte natürlich nicht den gleichen Einblick in die Verbindung wie meine Tochter.«
»Haben Sie nach der Trennung noch mal mit Mark Daniels gesprochen?«, fragte ich.
»Mehrere Male.«
»Mit Yvonnes Wissen?«, fragte Milo.
»Ja, sie wusste davon.«
»Hatte sie nichts dagegen?«
»Es war ihr egal, und ich sah keinen Grund, ebenfalls den Kontakt zu Mark abzubrechen«, erklärte der Moderator.
Mein Freund und Kollege rieb sich die Nase und dachte laut: »Irgendetwas spießt sich bei dieser Geschichte.«
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25

Wir kehrten ins FBI-Building an der Federal Plaza zurück und erstatteten Mr. McKee Bericht. Bei der Gelegenheit ließen wir uns von Helen, seiner Sekretärin, »höchst ungern« den besten Kaffee, den es weit und breit gab, aufdrängen.
John D. McKee hörte uns mit Interesse zu.
Auch der Special Agent in Charge war der Ansicht, dass es um Yvonne Bercones Tod etliche Ungereimtheiten gab. Er fragte uns nach unseren nächsten Schritten.
»Die sind noch nicht festgelegt, Sir«, antwortete ich.
»Andrew Holden könnte ruhig etwas kooperativer sein«, meinte der SAC mit finsterer Miene.
Milo nickte. »Das sehen wir genauso, Sir.«
»Immerhin haben seine Sekretärin und seine Ehefrau ein gewaltsames Ende gefunden«, sagte Mr. McKee.
Als wir wenig später unser Büro betraten, lagen die von Lieutenant Kramer duplizierten Unterlagen der Mordkommission auf meinem Schreibtisch. Milo und ich ackerten sie durch. Auf wesentlich Neues stießen wir dabei aber leider nicht.
Ich seufzte. Yvonne Bercone von der U-Bahn zerstückelt. Laura Holden zuerst gekidnappt, dann erschossen. Die eine war Andrew Holdens Sekretärin gewesen, die andere seine Ehefrau.
Warum hatten die beiden sterben müssen? Wegen Holdens Skandal-Buch? Aus irgendeinem anderen Grund? Verflucht noch mal, was lief hier ab?
Milo ging hinaus.
Kaum war er draußen, läutete mein Telefon. Ich griff nach dem Hörer. Vor mir lagen die Fotos, die der Polizeifotograf am Tatort von Laura Holden geschossen hatte. Scharf und grausam deutlich zeigten sie jedes Detail.
»Trevellian«, meldete ich mich.
»Ich habe ein Problem, Agent Trevellian«, sagte jemand am anderen Ende der Leitung. Ich kannte die Stimme nicht. Vielleicht war sie verstellt.
»Ich habe Ihren Namen nicht verstanden«, sagte ich.
»Ich habe ihn nicht genannt«, gab der Anrufer zurück.
»Und warum nicht?«, wollte ich wissen. Ich mag es nicht, nicht zu wissen, mit wem ich rede. Solche Leute haben fast immer Dreck am Stecken.
»Weil er nichts zur Sache tut«, sagte der Unbekannte. »Es geht um Sie. Und vielleicht auch um Ihren Partner.«
»Was ist das für ein Problem, das Sie haben, Mister?«, fragte ich kühl.
»Wieso reißen Sie sich so sehr den Arsch auf, Trevellian?«, wollte der Mann verständnislos wissen.
»Wobei?«
»Warum gehen Sie die Dinge nicht etwas lockerer an?«
»Ich weiß nicht, was Sie meinen. Wovon sprechen Sie?«
»Lassen Sie die Zügel ein wenig schleifen, Agent Trevellian. Keiner wird es Ihnen übel nehmen. Niemand wird es merken. Lassen Sie es sich bei der Arbeit gut gehen. Schonen Sie sich ein bisschen. Sie kriegen Ihr Gehalt auch, wenn Sie Ihre Leistung auf 60 Prozent zurückschrauben. Genießen Sie Ihr Leben, solange es noch möglich ist.«
Ich brauste auf. »Was soll das? Was...«
»Zu viel Stress ist ungesund«, fiel der Unbekannte mir ins Wort. »Sie könnten einen Gehirnschlag kriegen, einen Herzinfarkt erleiden... Es gibt so viele schreckliche Dinge, die einem zustoßen können. Zu Hause. Oder auf der Straße. Hängen Sie sich nicht zu sehr in Ihren Fall rein. Verwenden Sie Ihre Energie sinnvoller. Ziehen Sie ein paar ungeliebte Großgangster aus dem Verkehr. Schnappen Sie sich einen skrupellosen Drogenboss, der mit seinem Dreckszeug die Stadt überschwemmt. Damit machen Sie Ihren Mitmenschen sicher eine Riesenfreude. Treten Sie in der Sache, in der Sie zurzeit unterwegs sind, etwas kürzer, damit es nichts gibt, was Sie schonbald bereuen müssen. Legen Sie um Himmels willen nicht so viel unnötigen Eifer an den Tag. Das ist die Angelegenheit nicht wert. Seien Sie vernünftig. Zwingen Sie mich nicht, Sie bremsen zu müssen. Das würde Ihnen ganz gewiss nicht gefallen.«
»Jetzt hören Sie mir mal genau zu, Sie...«
»Ich telefoniere übrigens mit einem Wegwerf-Handy«, fiel mir Mr. X noch einmal ins Wort. »Sie haben also keine Chance, mich zu kriegen, indem Sie diesen Anruf zurückverfolgen lassen. Das nur zu Ihrer Information. Ich wünsche Ihnen einen guten Tag, Agent Trevellian. Und - nehmen Sie sich meinen Rat bitte zu Herzen.«
Damit beendete der Unbekannte das Gespräch...