Kitabı oku: «Forschungsreise ins innere Universum», sayfa 3

Yazı tipi:

Die Reise der Inquiry

Die Entdeckungen, die die Basis unseres Weges, des Diamond Approach, bilden, bieten ein echtes Verständnis der Tatsache, warum die Präsenz von Sein mit ihren essentiellen Manifestationen bei den meisten Menschen nicht aktiv ist und gelebt wird. Man kann die fundamentale Einsicht so formulieren: Sein, wie es sich in essentieller Präsenz und in ihren Qualitäten manifestiert, ist ein natürlicher und zentraler Teil des Potentials des Menschen. Dieses Potential öffnet sich von sich aus und spontan und entwickelt sich als Teil der Reifung eines Menschen. Wenn es nicht zu dieser Entfaltung kommt, sind psychologische und epistemologische Barrieren der Grund. Diese Barrieren bestehen hauptsächlich in festen Überzeugungen von einem selbst und der Realität im allgemeinen, in tief verwurzelten inneren Haltungen und Einstellungen sowie in zwanghaften Mustern von Reaktivität und Verhalten.

Diese Elemente beruhen ihrerseits auf psychischem Anhaften an unbewußten und nicht in Frage gestellten Bildern und Konzepten von sich selbst und Erfahrung im allgemeinen (Identifikationen) und sind ein Ausdruck von ihnen. Diese inneren Haltungen, Einstellungen und Annahmen reduzieren die Bewußtheit von einem selbst, beschränken das Verständnis dessen, was möglich ist, und behindern die natürliche Entfaltung des eigenen Potentials.

Der Diamond Approach ist eine offene und unbegrenzte Inquiry in die verschiedenen Elemente unserer Erfahrung und ihrer Muster. Wenn diese Inquiry aufrichtig und intelligent ist, dann muß sie auf die psychologischen und epistemologischen Barrieren gegen die freie Entfaltung der Seele stoßen. Die Konfrontation solcher Barrieren dadurch, daß man sie in Frage stellt, führt zu einem einsichtsvollen und unmittelbar gefühlten Begreifen dieser Barrieren. Auf diese Weise durchdringen Inquiry und Verstehen die Barrieren und öffnen unsere Seele für die immer noch unbekannten Möglichkeiten, die in ihren Tiefen schlummern.

Inquiry führt nicht nur zu größerer Bewußtheit und zum Verstehen unserer selbst, sondern sie lädt auch das Sein ein, seine verborgenen Möglichkeiten durch den Prozeß der Entfaltung von Erfahrung und Einsicht zu eröffnen. Dies aktiviert auf eine natürliche und geordnete Weise unsere essentielle Präsenz in ihren verschiedenen Erscheinungsformen. Ihrerseits fördern diese essentiellen Aspekte den Prozeß von Inquiry und Verstehen, indem sie beide zu subtileren und tieferen Dimensionen von Erfahrung und Wahrnehmung bringen.

Das bedeutet, daß die Aktivierung der subtilen Dimensionen von unserem Verstehen abhängt, und dieses Verstehen reflektiert unsere Fähigkeit, unsere Alltagserfahrung zu erforschen. Beim Diamond Approach machen wir nicht mechanisch Übungen, die tiefe Energien aktivieren, die wir vielleicht nicht verstehen oder mit denen wir dann vielleicht nicht umgehen können. Vielmehr geschieht die Aktivierung von selbst, als Antwort und Reaktion auf die eigene Fähigkeit zu Offenheit, Inquiry und Verstehen. Und die Tatsache, daß diese Fähigkeit in direktem Verhältnis zu unserem Grad an Reife zunimmt, ist die beste Sicherung dagegen, zu schnell zu tief zu gehen.

Wir müssen hier betonen, daß das Verstehen, das wir meinen, nicht mentales oder intellektuelles Begreifen ist, sondern direktes Gewahrsein und Erfahrung von einem selbst, die einsichtsvoll und klar sind. Es ist die klare Erkenntnis der Wahrheit von Erfahrung, und zwar als ein Aspekt, der von dieser Erfahrung untrennbar ist. Dieses Verstehen ist die unmittelbare Antwort von Sein auf aufrichtige Inquiry.

Wenn man sich auf die Reise begibt, die auf den folgenden Seiten beginnt, öffnet das die Tür zu einer tiefen und intimen Beziehung damit, was es bedeutet, ein Mensch zu sein. Die essentielle Welt, ein Mensch, eine bewußte Seele zu sein, öffnet sich, und in jedem Moment entdeckt man sie. Nicht nur das– sie erscheint genau hier, wo Sie jetzt sind. Sie existiert nicht irgendwo anders und wartet darauf, daß Sie sie finden. Die Reise der Inquiry ist sowohl die längste als auch die kürzeste Reise, die Sie je machen werden – Sie reisen einfach so weit, wie Sie müssen, um da zu sein, wo Sie schon sind.

Dieses Buch hat zum Ziel, Sie für das Wesen dieser äußerst geheimnisvollen und persönlichen Reise zu öffnen. Es ist kein Bericht von einer Reise zu magischen und exotischen Plätzen, sondern ein Erwecken zu den Fähigkeiten und Möglichkeiten Ihrer Seele, an der inneren Entfaltung Ihres Seins teilzunehmen. Das, was folgt, wird Ihrer Selbsterforschung eine Richtung geben, so daß Sie die implizite Führung, die sich einstellt, wenn Sie Ihren eigenen inneren Raum bereisen, erkennen und bestärken können. Und wenn die Reise weitergeht und sich Ihre Bewußtheit vertieft, werden Sie lernen, die Subtilitäten, den Reichtum und die Intimität wertzuschätzen, die die Ihren sind, wenn Sie dem Weg der Inquiry folgen.

1 Traditionellerweise wird die Seele oft als weiblich bezeichnet. Das liegt zum Teil daran, daß die Seele eine Manifestation der schöpferischen und fruchtbaren Dimension der Natur ist, des Logos. Auch steht die Seele Essenz rezeptiv gegenüber, was als weibliche Eigenschaft gilt (Anmerkung des Herausgebers).

2 Eine weitere Besprechung von Essenz und ihren erfahrbaren Eigenschaften siehe Almaas, Essenz, Arbor Verlag, Freiamt

2

Offenheit bei der Inquiry

Offenbarung des Mysteriums

Der Mensch ist eine Realität mit vielen Facetten und Dimensionen. Wenn man einen Teil dieser Realität oder eine bestimmte Weise, sie zu erfahren, nimmt und glaubt, dies sei das Eigentliche, es sei das, was wir erreichen sollten, dann ist das eingeschränkt, voreingenommen und letztlich statisch. Der Mensch ist ein dynamisches Bewußtsein mit Intelligenz und Potentialität, das wir mit unserem Verstand nicht erfassen können. Und soweit man sehen kann, gibt es keine Lehre, kein bestimmtes System, das alles umfaßt. Jede Lehre nimmt ein bestimmtes Segment, einen bestimmten Weg, und sagt: „Das ist es.“ Das ist eine gültige Weise, wie man an einige Möglichkeiten der Realisierung herangehen kann, aber sie kann nicht die Totalität des Menschen oder des menschlichen Potentials erfassen.

Das Abenteuer des Seins ist ohne Ende – Sein ist unendlich und seine Möglichkeiten sind unbegrenzt. Ein Grund, warum ich den Weg der Inquiry vorherbestimmten und zielgerichteten spirituellen Verfahren vorziehe, liegt in der Tatsache, daß sie ein bestimmtes Verständnis der Natur des Menschen widerspiegelt, das mit der Essenz des Seins zu tun hat. Je mehr ich die Essenz meines Seins kenne, um so mehr erkenne ich, daß sie unbestimmbar ist und daß man sie nicht auf eine endgültige und vollständige Weise kennen kann. Man kann nicht auf eine bestimmte Weise von ihr sagen, sie sei so oder so oder so. Es ist gerade das Wesen der Essenz unseres Seins, daß sie ein Mysterium ist. Es ist eine geheimnisvolle Essenz. Ihr Geheimnis liegt nicht an einer Beschränktheit unserer Fähigkeit, sie zu verstehen. Ihr Mysterium gehört zu ihrer Realität.

Dieses Mysterium, diese Empfindung von Unbestimmtheit, ist von vielen Leuten erforscht worden, und es gibt viele Lehren und Formulierungen, die es zu beschreiben versuchen. Eine Weise, wie man es sehen kann, besteht darin, daß die eigentliche Natur der Dinge nicht beschrieben, nicht bestimmt werden kann. Man kann keine bestimmte Aussage über sie machen, man kann ihr gegenüber keinen Standpunkt einnehmen. Einige setzen die eigentliche Natur mit der Leere gleich, fügen dann aber schnell hinzu, es gäbe kein „Etwas“, das Leere genannt werden könne. Leere ist einfach eine Weise, sich auf die Unbestimmtheit eigentlicher Natur zu beziehen. Das bedeutet, daß man nicht sagen kann, sie existiere, und daß man auch nicht sagen kann, sie existiere nicht. Und man kann nicht sagen, weder existiere sie noch existiere sie nicht. Dieser Ansatz nennt man den Weg der Negation, insofern man alles verneint, was man über die eigentliche, letzte Natur sagen oder ihr zuschreiben kann.

Ich denke, dies ist eine geschickte und subtile Weise, die Unbestimmtheit der Essenz unseres Seins zu verstehen. Jedoch beruht das Abenteuer der Inquiry auf einer etwas anderen Perspektive auf das Mysterium. Manche würden sagen, daß überhaupt nichts über das Mysterium ausgesagt werden kann, weil alles, was man sagt, ungenau wäre, und deshalb sei es besser, gar nichts auszusagen. Die Perspektive, die ich vorziehe, ist die, daß die Essenz des Seins für Beschreibungen offen oder Beschreibungen zugänglich ist. Man kann tatsächlich eine Menge über sie aussagen, so wie die Dichter der Mystik es seit Tausenden von Jahren getan haben. Man kann sagen, sie sei Leere, man kann sagen, sie sei ein Mysterium, man kann sagen, sie sei Stille, man kann sagen, sie sei Frieden, man kann sagen, sie sei weder Existenz noch Nichtexistenz, man kann sie den eigentlichen oder wahren Geliebten nennen, man kann sagen, sie sei die Auslöschung allen Egos, man kann sie die Quelle aller Bewußtheit nennen, man kann sagen, sie sei der Urgrund von allem, unsere wahre Identität, man kann sagen, sie sei dimensionslose Ortlosigkeit und so weiter. Jede dieser Zuschreibungen sagt etwas über sie aus.

Daher kann man sagen, daß das Mysterium des Seins zwei verschiedene Implikationen enthält. Ich glaube, die fruchtbarere ist nicht, daß man nichts über es aussagen kann, sondern daß man niemals ausschöpfen kann, was man über es sagen kann. Wir können es ohne Ende beschreiben und über es reden. Anstatt es also Unbestimmtheit zu nennen, halte ich Unerschöpflichkeit für ein besseres Wort: Das Mysterium ist durch die Tatsache charakterisiert, daß es unerschöpflich ist. Man kann es nie vollständig kennen oder wissen.

Wenn man zum Beispiel sagt, das Mysterium sei Leere, wird es damit also nicht vollständig erfaßt. Diese Aussage vermittelt einem nicht das ganze Bild. Man könnte sagen, es sei Stille. Gut, dann hat man eine weitere Eigenschaft entdeckt, die einem verstehen hilft, was es mit Begierden und Unrast macht. Wenn man diese Stille realisiert, spürt man, daß das ganze Universum Stille ist. Da wir aber einen angeborenen forschenden Geist besitzen und diese Stille erforschen, stellen wir am nächsten Tag fest, daß das Mysterium nicht allein Stille ist, sondern es ist auch Wissen. Was bedeutet das? Also, wir wußten, es ist Stille, und wir wußten, es ist Leere, also muß ihr Wissen eigen sein. Aber einen Tag später merkt man, daß man dem Mysterium auch nicht gerecht wird, wenn man es irgendwie als Wissen definiert. Man kann sagen, das Mysterium sei Stille, man kann sagen, es sei Wissen, und man kann sagen, es sei Leere, aber keine dieser Aussagen wird ihm gerecht – und auch nicht alle zusammen. Jeden Tag entdecken wir also etwas Neues über das Mysterium, als flögen wir durch die Schwärze des Weltraums und entdeckten plötzlich, daß wir auf einem ganz neuen Sternsystem gelandet sind, das wir mit Freude und Aufregung erkunden können.

Aber auch dann merken wir, daß wir das Ende noch nicht erreicht haben, denn jenseits dieses Sternsystems gibt es den Schein eines anderen. Und außerdem fangen wir an zu verstehen, daß das Verharren bei irgendeiner dieser Entdeckungen uns von der Unerschöpflichkeit des Seins – also gerade seiner Essenz – trennt. Sie stellen vielleicht auch fest, daß Sie an der Auffassung hängen, daß es einen Endpunkt Ihres Verstehens gibt.

Dies ist also ein etwas anderer Ansatz dazu, das Mysterium zu verstehen, als das Konzept der Unbestimmtheit. Das Mysterium ist unbestimmt, aber nicht in dem Sinn, daß es unmöglich wäre, bestimmte Aussagen über es zu machen. Es ist möglich, eine unendliche Anzahl von bestimmten Aussagen über es zu machen, aber diese Aussagen versagen, wenn man mit ihnen die Essenz des Mysteriums erfassen will. Ferner sind diese unendlich vielen Aussagen eigentlich der Inhalt unseres Bewußtseins. Was könnte man sonst erfahren? Wir könnten sagen, daß man das Mysterium nicht kennen oder wissen kann, und es dabei belassen. Aber wenn wir das tun, bleiben wir auf die Tatsache seiner Unerkennbarkeit beschränkt. Aber man kann das Mysterium eben auch kennen und wissen, viel mehr als irgendetwas anderes – im Grunde kann man es unendlich kennen und wissen. Aber man kann es nicht total und endgültig kennen und wissen, daher können wir niemals sagen, daß wir unsere Erforschung abgeschlossen haben.

Mein Verständnis des Mysteriums ist, daß es ein unerschöpflicher Reichtum ist, und dieser Reichtum ist von dem Mysterium untrennbar. Der Reichtum ist nichts anderes als die Offenbarung des Mysteriums, und diese Offenbarung ist vollkommen unerschöpflich. Diese Sichtweise gibt uns eine gewisse Basis für die Wertschätzung des Weges der Inquiry.

Was ist Inquiry?

Was meinen wir, wenn wir den Begriff „Inquiry“ benutzen? Inquiry bedeutet Untersuchung, Erforschung, aber vor allem bedeutet Inquiry, daß man etwas herausfinden möchte. Inquiry bedeutet, Fragen zu stellen und in Frage zu stellen: „Was ist das hier? Warum ist das so? Was passiert? Wo geht es hin?“

Was ist eine Frage? Wenn man wirklich in eine Frage eindringt, was findet man in ihrem Herz, in ihrem Kern? Das Herz einer Frage ist offensichtlich ein Nichtwissen. Wenn man eine Frage stellt, erkennt man an, daß es etwas gibt, was man nicht weiß. Eine Frage ist aber nicht nur ein Nichtwissen, denn Nichtwissen bedeutet an sich nicht unbedingt, daß es eine Frage gibt. Es ist möglich, nicht zu wissen und keine Frage zu stellen. Eine Frage hat ein Nichtwissen in sich, aber das Nichtwissen ist ein wissendes Nichtwissen. Man kann keine Frage stellen, wenn man nicht weiß, daß man nichts weiß. Aber es ist nicht nur so, daß man weiß, daß man nichts weiß; man weiß auch etwas über das, was man nicht weiß. Sonst kann man keine Frage danach stellen. In dem Moment, in dem man eine Frage über irgend etwas stellt, erkennt man an, daß man nicht weiß und daß man auch ein Gefühl davon hat, was man nicht weiß.

Also stellt sich die Frage von einer Stelle aus, an der es ein Wissen (knowing) von einem Nichtwissen (unknowing) gibt und dazu ein Wissen eines möglichen Wissens, und dieses mögliche Wissen durchdringt irgendwie das eigene Bewußtsein auf eine Weise, die als eine Frage in Erscheinung tritt.

Es ist so, als würde einen etwas von innen her kitzeln und sagen: „Schau her, hier ist etwas.“ Dieser Geschmack von Nichtwissen, von einem wissenden Nichtwissen, ist die Weise, wie die Entfaltung sich meldet. Etwas taucht auf. Sein (Being) bricht auf und bietet eine seiner Möglichkeiten an, und diese Möglichkeit nähert sich dem wissenden Bewußtsein. Aber es nähert sich ihm mit etwas, was man bisher noch nicht gekannt oder gewußt hat. Diese neue Möglichkeit berührt einen irgendwo im eigenen Herzen. Und Berührung bewegt einen dazu, eine Frage zu stellen. Wenn es einen nicht berührt hätte, würde man die Frage nicht stellen. Man würde einfach nicht wissen und nicht wissen, daß man nicht weiß. Inquiry bedeutet also wissendes Nichtwissen, und das ist der Ausdruck der Entfaltung, des kreativen Dynamismus des Seins. Und dieser Dynamismus des Seins ist eine kontinuierliche, spontane Entfaltung.

Wir sehen hier, wie Inquiry und Dynamismus wechselseitig eng miteinander in Beziehung stehen. In einem gewissen tiefen Sinne ist Inquiry der Ausdruck des Dynamismus, der Ausdruck von Entfaltung. In dem Moment, in dem die Erfahrung statisch ist, ist der Dynamismus nicht kreativ und es gibt kein Fragen. Häufig leben wir unser Leben im gleichen Trott, ohne es je in Frage zu stellen. Man ist uninteressiert, man ist nicht neugierig, man hat keinen Grund nachzufragen. Was bedeutet das? Es bedeutet, daß unser Erleben und unsere Erfahrung so statisch sind, daß sich nichts bewegt.

In dem Moment, in dem es eine Inquiry gibt, wissen wir, daß die Entfaltung wieder in Gang ist. Etwas Neues taucht auf, und man fragt sich plötzlich, was es ist. Oder man fängt an, das Alte und Vertraute auf eine neue Weise zu sehen. „Wie kommt es, daß ich in so einem Trott lebe?“ Wie auch immer das Neue erscheint, der Dynamismus muß etwas anbieten, damit die Inquiry beginnen kann. Wie wir sehen, ist das Fragen, das das Wesen von Inquiry ist, also eigentlich ein Ausdruck oder eine Widerspiegelung des Dynamismus.

Inquiry ist im Grunde eine Herausforderung für das, was wir zu wissen glauben, und stellt es in Frage. Gewöhnlich glauben wir zu wissen, wer wir sind, was wir sind, was wir tun werden, worum es im Leben geht und was geschehen sollte. Inquiry bedeutet, alles das in Frage zu stellen. Wissen wir das alles wirklich?

Durch Inquiry lernt man, durch sein Nichtwissen hindurch zu navigieren. Aufgrund der Entfaltung seines eigenen Dynamismus wird man herausfinden, wohin man geht: „Wohin bringt er mich? Werde ich Mönch? Werde ich Haushaltsvorstand? Werde ich Computerspezialist, Soldat, Lehrer, Geliebter, Ehemann oder Ehefrau?“

Je offener das Ende einer Inquiry ist, um so mehr wird ihre Kraft frei. Diese Kraft ist die Kraft des Dynamismus von Sein selbst. Das ist ganz anders, als wenn man Inquiry auf die eingeschränkte und begrenzte Weise verwendet, die auf ein bestimmtes Ergebnis hin orientiert ist und die von einer Idee, die man im Kopf hat, oder von etwas, was man selbst oder jemand anders schon weiß, bestimmt ist. Wenn ich sage, daß das Ende einer Inquiry offen sein muß, dann meine ich damit nicht, daß man niemals eine bestimmte Perspektive einnehmen sollte. Sondern unabhängig davon, welche Perspektive man einnimmt, kann sich Inquiry daran machen, sie zu öffnen und das, was man erforscht, zu enthüllen. Und wenn man eine bestimmte Betrachtungsweise der Dinge untersucht, merkt man vielleicht: „Diese Perspektive ist gut für dies hier, aber nicht gut für jenes.“

Wir besprechen Inquiry auf eine sehr allgemeine Weise und legen damit die Grundlage dafür, diesen faszinierenden Teil unserer Arbeit ausführlicher anzuschauen. Aber in dem Augenblick, in dem man anfängt, Inquiry zu verstehen, vergißt man, daß sie Arbeit ist. Inquiry bringt eine Liebe und eine Freude mit sich, sie bringt gerade den Dynamismus des Seins dazu, der für die Transformation gebraucht wird.

Der Weg der Inquiry ist der Weg wahrer Freiheit. Wenn unsere Inquiry lebendig ist und sich entfaltet, sind wir frei – unser Denken ist frei, unsere Herzen sind frei. Unsere Seelen sind frei, sich zu entfalten, und unser Sein ist frei, um spontan zu manifestieren, was es von Natur aus manifestiert.

Offene Inquiry

Inquiry beginnt damit, daß wir unsere gegenwärtige Erfahrung anschauen, aber es ist ein Schauen, das Offenheit verkörpern muß. Anstatt unsere wahrgenommene Unterscheidung als endgültig zu betrachten, sagt die Inquiry: „Ich weiß, was ich sehe, aber ich gebe zu, daß ich nicht weiß, ob das, was ich sehe, alles ist.“ Man kann nicht beginnen, eine Wahrnehmung zu untersuchen, wenn man denkt, man wüßte schon alles, was es darüber zu wissen gibt. In dem Moment, in dem man denkt, man wüßte das, verschließt sich die Tür zur Inquiry. Inquiry beginnt also von einem Nichtwissen (not-knowing) aus, sie beginnt dabei, daß man etwas in sich erkennt und beobachtet, was man nicht versteht. Dieser Mangel an Begreifen ist keine Resignation vor der Unwissenheit, sondern eine Anerkennung von Unwissenheit, die eine Offenheit dafür impliziert, zu wissen, zu verstehen und herauszufinden, was in unserer unmittelbaren Erfahrung vor sich geht.

Diese Offenheit in der Inquiry spiegelt die Offenheit wahrer Natur. Ohne diese Offenheit, die ein grundlegendes Merkmal wahrer Natur ist, funktioniert Inquiry nicht. Der Kern der Inquiry muß eine Offenheit für das sein, was in der Erfahrung da ist, für das, was man von dieser Erfahrung weiß und was man nicht weiß. Es ist Offenheit dafür, die Dinge so zu sehen, wie sie sind, Offenheit dafür, daß sie sich verändern, und dafür, daß die Veränderung mehr von dem zum Vorschein bringt, was da ist. Offenheit bedeutet, daß man nicht im: „Ich weiß es, und dabei bleibt es“ steckenbleibt. Offenheit bedeutet, daß kein Wissen endgültiges Wissen ist. Inquiry ist für das Wissen dieses Augenblicks offen, aber sie ist auch dafür offen, daß der nächste Moment zu einem vollkommen neuen und anderen Wissen führt.

Offenheit bedeutet, daß es keine Fixierung, keine Verhärtung, kein Sichverschließen gibt. Sie ist der Ausdruck einer Weite im Denken, einer Weite und Bewußtheit in der Fähigkeit zu wissen.

Diese offene Haltung der Inquiry ist das Mittel dafür, nicht nur den Dynamismus des Seins anzusprechen, sondern auch die Weite, die die grenzenlose Potentialität unserer wahren Natur ist. Letztlich ist sie ein direkter Ausdruck der Wahrheit, daß wahre Natur letztlich ein Mysterium ist. Die absolute Offenheit wahrer Natur bedeutet, daß man sie nie vollständig kennen oder wissen kann, daß man die Inquiry, die sie zum Gegenstand hat, nie als erledigt ansehen kann. Man kann die Inquiry nie zum Abschluß bringen, weil sie abzuschließen bedeuten würde, die Entfaltung, den Dynamismus zu beenden – und der Dynamismus läßt sich nicht beenden. Warum? Weil wahre Natur in ihren Möglichkeiten unendlich ist, und sie ist deshalb in ihren Möglichkeiten unendlich, weil sie das absolute Mysterium ist.

Die Sufis zitieren oft das Hadith, das heißt die Offenbarung außerhalb des Korans, in dem Gott sagt: „Ich war ein verborgener Schatz, ich liebte es, gekannt zu sein, deshalb schuf ich alles.“ Gott will seine Natur, sein Wesen, seine Möglichkeiten, seine Manifestationen kennen und wissen. Diese Liebe, diese Sehnsucht danach, sich selbst zu wissen, erscheint in uns als die Liebe dazu, etwas zu erforschen. Sie erscheint in der Seele als die Liebe dazu, sich selbst zu wissen und zu kennen. Liebe motiviert die Inquiry, denn diese ist nicht nur Offenheit für das, was die Wahrnehmung anbietet, sondern auch eine Liebe dazu, herauszufinden, was wirklich da ist. Wenn man sagt: „Ich bin offen für das, was da ist“, ist man noch nicht dynamisch. Es ist die Liebe, die den Dynamismus mit sich bringt: „Ja, ich bin nicht nur offen dafür, etwas einfach nur zu sehen, ich werde mich hierbei auch engagieren. Ich werde mit Händen und Füßen mitten in die Erfahrung hineinspringen und graben, weil ich es liebe, etwas herauszufinden.“

Deshalb ist eine Möglichkeit, die Situation zu verstehen, die, daß Gottes Liebe dazu, die göttliche Manifestation zu enthüllen, in uns als Liebe zur Wahrheit erscheint. Diese zwei „Lieben“ sind ein und dasselbe, denn letztlich gibt es nur eine einzige ungeteilte Realität. Wir brauchen die Sufis nicht wörtlich zu nehmen, das heißt, wir brauchen nicht an einen Gott zu glauben, der liebt und etwas will. Wenn wir die wahre Natur klar sehen, dann sehen wir ihre dynamische Kraft als eine Liebe, die manifestiert; alles entsteht aus Liebe und als Feier. Wenn wir diese Liebe in begrenzter Form als Liebe der Seele erfahren, erfahren wir sie als die Liebe dazu, tiefer einzudringen, um die Manifestation, die Erscheinung, vollständiger zu sehen.

Das macht uns klar, worin die eigentliche Aufgabe besteht. Man arbeitet nicht an sich, um erleuchtet zu werden. Man arbeitet an sich, damit Gott tun kann, was er tun will, tun möchte, nämlich sich offenbaren. Unsere Freude daran, Realität zu untersuchen, ist also ein Abenteuer des Bewußtseins, und das ist die menschliche Teilnahme an Gottes Freude an seiner Selbstoffenbarung. Viele mißverstehen oft, wie der Diamond Approach die Inquiry betrachtet, und halten sie für eine Weise, ihre Probleme zu lösen. Aber wir tun die innere Arbeit, weil sie eine Arbeit aus Liebe, eine Liebesmühe, eine Leidenschaft, eine Feier ist. Wir arbeiten an persönlichen Themen, weil wir an ihnen arbeiten müssen, um in der Lage zu sein, mit dieser Untersuchung fortzufahren, nicht weil wir unsere persönlichen Probleme loswerden wollen.

₺1.207,96

Türler ve etiketler

Yaş sınırı:
0+
Hacim:
701 s. 3 illüstrasyon
ISBN:
9783867811507
Yayıncı:
Telif hakkı:
Bookwire
İndirme biçimi:
Metin
Ortalama puan 0, 0 oylamaya göre