Kitabı oku: «Forschungsreise ins innere Universum», sayfa 6
5. Wissen 4
Das fünfte Hauptcharakteristikum wahrer Natur ist neben Bewußtheit, Einheit, Dynamismus, Offenheit auch Wissen (knowingness). Dies ähnelt der buddhistischen Vorstellung von der „Weisheit der Unterscheidung“ oder der unterscheidenden Bewußtheit (discriminating awareness) Buddhas. Es ist der essentiellen Präsenz eigen, daß sie nicht nur Bewußtsein von Präsenz, sondern gleichzeitig die Unterscheidung (discrimination) der jeweiligen Qualität von Präsenz ist, wie zum Beispiel von Mitgefühl oder Frieden. Dieses Wissen (knowingness) ist Präsenz, der Bewußtheit von Präsenz eigen. Es ist nicht so, als tauchte Präsenz auf und eine davon getrennte Bewußtheit würde diese dann als Mitgefühl kennen oder erkennen. Vielmehr taucht manchmal eine Qualität auf, mit der man nicht vertraut ist, aber die Präsenz selbst sagt einem, was sie ist. Viele Menschen wissen zum Beispiel nicht, daß es so etwas wie die Präsenz von Wert gibt. Aber wenn sie darauf achten, wenn diese Qualität auftaucht, dann erkennen sie: „Genau, das fühlt sich wie Wert an. Ich fühle mich wertvoll. Ich habe Wert.“ Präsenz hat also in sich – intrinsisch – Wissen.
Zu Beginn der inneren Reise erleben wir Essenz gewöhnlich auf eine von drei Weisen: als eine Präsenz, die in uns aufsteigt, oder als eine Präsenz, die außerhalb von uns erscheint, oder als eine, die von außen in uns hineinkommt. Diese Formen der Erfahrung, obwohl real, liegen an den Einschränkungen unserer Wahrnehmung und können zu Schleiern werden, wenn man sie für endgültig hält. Diese Erfahrungen kann man als ein Zwischenstadium zwischen normaler Erfahrung und der objektiven Erfahrung von Realität ansehen. Wenn wir die wahre Natur objektiv, das heißt ohne Schleier, erleben, dann erkennen wir, daß sie weder innen noch außen ist. Sie ist überall – außen, innen und dazwischen. Das Feld von Bewußtheit hat keine Grenzen. Diese Präsenz ist ein unendliches Feld von Bewußtheit, und das bedeutet, daß wahre Natur nicht nur die wahre Natur der menschlichen Seele, sondern die wahre Natur von allem ist. Wahre Natur ist nichts als Präsenz, die zugleich Bewußtheit, Einssein und Wissen (knowingness) ist.
In dem Moment, in dem man erkennt, daß wahre Natur nicht durch die eigene Haut begrenzt ist, daß sie nicht nur im Körper, sondern überhaupt in allem anderen auch durchgehend da ist, erkennt man, daß intrinsisches Wissen (knowingness) nicht die Erfahrung eines Teiles der Realität ist, der einen anderen Teil erkennt. Das intrinsische Wissen ist die Tatsache, daß die inhärente, einem Spiegel gleiche Bewußtheit, die überall und alles ist, eine unterscheidende Qualität besitzt. Sie kann die Variationen unterscheiden, die in ihr selbst existieren.
Objektive Realität ist wie ein Energiefeld mit Mustern und Farben und Formen, und dieses Feld hat seine eigene ihm eigene Fähigkeit zu wissen, was diese Elemente sind. Es kann das Rot vom Blau, das Blau vom Grün, das Rauhe vom Weichen, das Weiche vom Harten unterscheiden. Es kann das Flüssige vom Festen unterscheiden und das Feste vom Gasförmigen. Diese Fähigkeit ist das, was wir unterscheidende Bewußtheit nennen.
Unterscheidung bedeutet nicht nur die Differenzierung von Mustern und Formen, sondern auch das inhärente Wissen (knowingness) davon, was diese Formen sind. Aus dieser Perspektive betrachtet, ist das ganze Universum nichts anderes als die Unterscheidungsfähigkeit, die wahrer Natur eigen ist.
Die Fähigkeit, zu unterscheiden, ist unserem Bewußtsein eigen. Das ist der Grund, weshalb man den Druck im Knie von der Spannung im Rücken unterscheiden kann. Darum kann man die Wärme im Herzen von der Hitze im Becken oder die Leere im Bauch von den Gedanken im Kopf unterscheiden. Man kann auch die Töne, die man selbst macht, von denen unterscheiden, die man hört. Aber was sind das alles für Dinge? Sie sind Wissen im Sinne von knowledge und knowingness. Die Gedanken, die man hat, sind nichts anderes als das Wissen (knowingness) der Gedanken. Der Druck, den man in seinem Knie spürt, ist ein Erkennen dessen, was diese Bewußtheit ist. Es ist ein Bewußtsein von einem Eindruck und die Erkenntnis, daß er eine Spannung oder ein Druck ist. Das ist Wissen (knowledge), und das ist grundlegendes Wissen (basic knowingness).
Man kann sagen: „Aber es gibt wirklich ein Knie mit Druck darin.“ Ist das nicht nur eine Geschichte, die man gelernt hat? Wenn man sein ganzes Wissen über menschliche Physiologie aus der Vergangenheit, das man in der Vergangenheit angesammelt hat, vergißt und seine Aufmerksamkeit nur auf diese Region richtet, ist das, was man findet, ein Wissen (knowingness). Dieses Wissen, das wir Grundwissen (basic knowledge) nennen, ist immer da und existiert vor jedem Kommentar. Man kann sagen: „Gut, da bin ich, und ich empfinde diese Wärme in meinem Herzen.“ Aber wenn man es so ausdrückt: „Da bin ich, der die Wärme in meinem Herzen kennt und weiß“, ist das eigentlich nichts anderes als das Wissen (knowingness), daß da etwas ist, das sich der Wärme bewußt ist, und daß da etwas ist, das wir das Herz nennen. Selbst der Kommentar ist Teil des Wissens; seine Existenz ist das Wissen des Kommentars.
Das ganze Feld der Erfahrung ist also von Wissen durchdrungen, aus Wissen gebildet. Wenn man einen Berg anschaut, sagt man: „Ich sehe den Berg.“ Sieht man den Berg oder ist da ein Bewußtsein von einem Wissen davon, daß man den Berg sieht? Alles, dessen man sich bewußt sein kann, ist das eigene Wissen, daß da ein Berg ist. Das Wissen ist das Objekt und das Subjekt von Bewußtheit, denn die Erfahrung an sich ist nicht-dual. Man ist auf eine nicht-duale Weise mit Wissen in Kontakt. Wenn man dann sagt, daß da ein Berg ist, ist das ein vollkommen anderer Schritt. Ich sage nicht, daß da kein Berg ist, aber die Aussage zu machen, daß da ein Berg ist, ist ein ganz anderer Schritt, zusätzlich zu der Tatsache des Wissens, das unmittelbar und direkt ist.
Sie nehmen wahr, daß ich mit Ihnen spreche; das ist Ihr Wissen (knowingness). Unabhängig von diesem Wissen kann ich nicht existieren, was Sie betrifft. Das heißt nicht, daß ich nicht existiere; das ist nicht das, was ich sage. Was ich sage ist, daß ich, was Ihre Erfahrung betrifft, nicht unabhängig von Ihrem Wissen existiere. Realität besitzt nicht nur Bewußtheit, sondern auch eine Unterscheidungsfähigkeit, eine Fähigkeit, die unterscheidet, was in dieser Bewußtheit enthalten ist.
In Gottes Geist leben
Das Feld, das die Realität ist, ist also nicht nur eine Präsenz, die Bewußtheit ist, sondern eine Bewußtheit, die Wissen ist. Diese unterscheidende Bewußtheit erkennt das Ganze als ein Feld, das in sich Muster hat, die aus Farbe, Form, Figur, Textur, Geruch, Ton oder aus all diesen zugleich gebildet sein können. Dies sind die universellen Muster. Das inhärente Wissen (knowing) dieses ganzen Feldes, mit all seinen Mustern, wird manchmal der Göttliche Geist (Divine Mind) oder Geist Gottes genannt. Mit anderen Worten, das Wissen alles dessen, was existiert, ist nichts anderes als Gottes Geist. Wenn man also das Sein als die Präsenz Gottes sieht, dann ist das, was wir sagen, daß das inhärente Wissen Gottes Geist ist. Weil wir uns selbst von dem gesamten Feld unterscheiden, leben wir in diesem Sinne alle in Gottes Geist. Wir sind Schöpfungen von Gottes Geist, Inhalt von Gottes Geist. Eigentlich sind wir nichts anderes als Gottes Ideen oder Vorstellungen, weil aus der Perspektive der Präsenz von Sein alle diese Formen Unterscheidungen oder Begriffe und in gewissem Sinn Worte sind. Jede Form ist eine bestimmte Schwingung, mit ihrem eigenen Ton, aber weil jeder Ton gekannt, gewußt – inhärentes Wissen (knowledge) – ist, ist er auch ein Wort.
„Am Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott“ (Johannes 1,1). Was ist das Wort? Alles. Ich verstehe diese Aussage in der Bibel so, daß Gott die Präsenz ist, also ist das Wort bei Gott, und das ist das Wissen (knowingness). Das Wort ist Gott, weil dieses Wissen von der Präsenz Gottes vollständig untrennbar ist. Man kann sie nicht trennen, außer für Diskussionszwecke. Die Existenz der Welt und die Differenzierungen in ihr sind nicht getrennt. Die Welt existiert nicht unabhängig von den Bergen und den Meeren und den Sternen; sie sind dasselbe.
Wahre Realität ist Präsenz, die selbst-durchdringende Bewußtheit hat und zugleich ein unterscheidendes Wissen besitzt. Diese Tatsache, die für die Inquiry wichtig ist, kann in der eigenen persönlichen Erfahrung erkannt werden. Die normale Erfahrung ist die, daß man eine Person ist, die eine Bewußtheit hat und die unterscheiden kann. Aber diese Unterscheidungsfähigkeit ist nicht ein Ergebnis des Etikettierens des Verstandes, das kommt später. Die inhärente Unterscheidung geschieht als Teil der Bewußtheit. Man unterscheidet zum Beispiel das Muster eines Baumes vor dem Fenster und nennt es Baum, aber die Fähigkeit, das Muster des Baumes zu unterscheiden, ist schon da, bevor man es einen Baum nennt. Genauso ist es mit der Fähigkeit, innere Eindrücke, wie verschiedene Emotionen, Sinneswahrnehmungen und Gedanken zu unterscheiden. Zum Beispiel existiert das inhärente Erkennen von Traurigkeit – das weiche, warme Auflösen einer „Verhärtung“ in der Brust –, bevor das Denken die Erfahrung mit der Bezeichnung „Traurigkeit“ versieht.
Wenn das Gefühl für inhärentes Unterscheiden für uns verschleiert ist, manifestiert es sich in unserer normalen Erfahrung als Denken und Etikettieren, das heißt als das, was wir gewöhnlich Wissen (knowledge) nennen. Das ist aber eine Reflexion, ein Schritt vom wahren Wissen (knowingness) entfernt. Anders gesagt, das normale Wissen (knowingness), das mit Denken, Gedächtnis, Überlegen und Bezeichnen zu tun hat, ist die Weise, wie wahres Wissen in der gewöhnlichen Erfahrung des Egos erscheint. Es ist gewöhnliches Wissen (ordinary knowledge), im Gegensatz zu Grundwissen (basic knowledge).
Wissen in der menschlichen Seele
Während die Bewußtheit, das Einssein und die Offenheit konstante und unveränderliche Facetten der Realität sind und der Dynamismus die Erfahrung von Veränderung ist, erfahren wir durch das Wissen (knowingness), was ist und was sich verändert. Wissen ist die Dimension, die die verschiedenen Manifestationen unseres Lebens erkennt. Und die Details dieses Wissens sind von Moment zu Moment immer anders. Das ist der Grund, weshalb man sagt, Gott wiederhole sich niemals. Der Stand oder der Zustand des Universums ist immer anders, immer neu. Das ist keine esoterische Vorstellung. Wenn man an sich selbst denkt, wird man erkennen, daß keine Sekunde Erfahrung wirklich wie eine andere ist. Sie verändert sich ständig, sie ist immer anders.
Das Wissen, das Präsenz eigen ist und das wir oben als den Göttlichen Geist bezeichnet haben, wurde von den Griechen Nous oder höherer Intellekt genannt. Wenn die Griechen, wie im Falle Plotins, das Wort „Intellekt“ benutzten, meinten sie nicht diskursives Denken. Eigentlich bedeutete das Wort „Intellekt“ in den westlichen Sprachen ursprünglich „das inhärente Wissen (knowingness)“. Das hat sich aber vor allem im sechzehnten oder siebzehnten Jahrhundert geändert, als „Intellekt“ begann, sich auf Wissensakte mittels Repräsentationen, auf begriffliches Wissen, zu beziehen, das in unserem Denken stattfindet. Heute gebraucht man „Intellekt“ nur für mentales Wissen, die Widerspiegelung des Egos von wahrem Wissen.
Das inhärente Wissen, oder der Nous, wurde von manchen Christen der Logos, von den Sufis „totaler Intellekt“ und von den Buddhisten „unterscheidende Bewußtheit“ genannt. Diese unterscheidende Bewußtheit oder dieses Wissen ist nun die Quelle aller Erfahrung – der verschiedenen Eindrücke, Formen und Farben. Ob das gewöhnliche physische Erfahrungen oder ungewöhnliche spirituelle Erfahrungen sind, sie sind für das inhärente Wissen alle dasselbe – sie sind alle Wissen, auf verschiedenen Ebenen und in verschiedenen Intensitäten von Brillanz. Die Ego-Erfahrung ist nur dumpfes Wissen, während die essentielle Erfahrung ein helles Wissen, eine leuchtende Präsenz ist.
Diamantene Führung
Dieses inhärente, unterscheidende Wissen wahrer Natur umfaßt den Inhalt von allem, was existiert, von allem, was nur existieren kann, und von allem, was je existiert hat. Obwohl es die Erfahrung der menschlichen Seele transzendiert, erscheint es dennoch in unserem individuellen Bewußtsein in einer spezifischen essentiellen Form. Genauer gesagt, dieses Wissen, das selbst das Wissen von allem ist, erscheint in der Seele als die spezifische Fähigkeit zur Unterscheidung. Mit anderen Worten, der Göttliche Geist kann sich in der Seele in Miniaturform manifestieren – als Mikrokosmos von diesem Makrokosmos. Wir nennen diesen Mikrokosmos die Diamantene Führung (Diamond Guidance).
Die Bezeichnung „Diamantene Führung“ reflektiert die Weise, wie diese essentielle Manifestation wahrer Natur funktioniert, wenn sie die in der Erfahrung inhärente Unterscheidung enthüllt. Wenn diese essentielle Präsenz sich in der Seele manifestiert, kann sie mit der Klarheit, Präzision und Eindringlichkeit eines Diamanten unterscheiden, was im Feld ihrer Bewußtheit wirklich da ist. Die Diamantene Führung kann die Seele den ganzen Weg führen: vom Erkennen einer emotionalen Wahrheit im Moment bis zum Erkennen der Unterscheidung, die in der Realität inhärent, die in ihr enthalten ist. Das ist der Grund, weshalb ich oben sagte, daß ein Raumschiff, das von dem Sternsystem stammt, zu dem wir reisen, das zuverlässigste Fahrzeug ist, das wir benutzen können, um dahin zu gelangen.
Die Diamantene Führung ist also die spezifische Erscheinungsweise des Göttlichen Geistes in unserer Seele als persönliche Fähigkeit. Sie ist es, die unserer Seele die Fähigkeit verleiht, exakt zu wissen, was vor sich geht, und unsere Erfahrung zu verstehen. Verstehen unserer Erfahrung bedeutet zu wissen, was sie ist, sie direkt zu fühlen und in dieses Gefühl Einsicht zu haben, und all das als Teil der unmittelbaren Erfahrung. Weil die Diamantene Führung eine Reflexion, eine Emanation oder eine Partikularisierung des Göttlichen Geistes ist, besitzt sie die Fähigkeit, unsere Erfahrung zu enthüllen, ihre Schleier ganz bis hin zu Klarheit und Wahrheit zu durchdringen. Ich nenne die Diamantene Führung ein Fahrzeug realen Wissens, weil ihre spezifische Fähigkeit darin besteht, der Seele zu ermöglichen, sich selbst zu kennen und zu wissen. Und wenn man sich selbst kennt, dann kennt man seine Quelle, denn diese Quelle ist die letzte und eigentliche Identität.
Die Gesamtheit der Seele ist ein Mikrokosmos der ganzen Realität, der Einheit des Seins. Die Diamantene Führung ist ein Mikrokosmos des Charakteristikums des Wissens (knowingness) Gottes, des Makrokosmos’ der Realität. Aber man darf nicht vergessen: Auf der Ebene wahrer Realität sind die fünf Charakteristika untrennbar. Die fünf Facetten sind miteinander verwoben und gleichzeitig da. Wir haben sie getrennt beschrieben, um über sie zu reflektieren, aber sie bilden alle eine einzige Realität. Folglich spiegelt die Diamantene Führung alle fünf Facetten: Bewußtheit, Einssein, Dynamismus, Offenheit und Wissen. Die wichtigste Facette aber, die zentrale, die Diamantene Führung reflektiert, ist Wissen.
Ich nenne die Diamantene Führung manchmal den essentiellen Nous, die Version der individuellen Seele vom universellen Nous der Griechen, wie Plotin ihn beschrieben hat. Im Sanskrit wird der essentielle Nous als prajna bezeichnet, während die unterscheidende Bewußtheit – der universelle Nous – jnana genannt wird. Sowohl in buddhistischen als auch in hinduistischen Lehren weiß man, daß man prajna benutzt, um zu jnana zu gelangen. Prajna wird als unterscheidende Einsicht und jnana als inhärentes Wissen (knowingness) oder unterscheidende Bewußtheit bezeichnet. Prajna ist also die Erkenntnis von Mustern, Verstehen, Einsicht und Realisierung, während jnana das inhärente Selbst-Wissen reiner Bewußtheit ist. Jnana ist nicht die Erfahrung einer bestimmten Einsicht oder eines Verstehens; jnana ist die Erkenntnis, daß alle Erfahrung Wissen (knowledge) ist und daß man als Wissen im Sinne von knowingness und knowledge existiert.
Nun ist die wahre Natur, wie gesagt, auch dynamisch, und ihr Dynamismus ist schöpferisch. Er erschafft ständig neue Formen, und diese Schöpfung neuer Formen ist eine Entwicklung, eine Veränderung. Die Diamantene Führung impliziert also einen Dynamismus, eine Kreativität. Bei dieser schöpferischen Aktivität ist das, was gewußt ist, ein sich entwickelndes, sich veränderndes Wissen (knowingness). Es ist nicht so, daß man einfach etwas weiß: „Ich bin traurig“, und sonst nichts. Man kann sich in dieser Weise gegenüber einem Gefühl verhalten, aber dann passiert nicht viel. Anerkennung des Gefühls ist nur der Anfang des eigentlichen Prozesses.
Diamantene Führung und Inquiry
Was tun wir nun, damit sich das Wissen (knowingness) entfalten kann? Wir machen „Inquirys“. Wir fragen uns: „Worum geht es? Warum bin ich traurig?“ Um eine Bewegung einzuleiten, die uns zu einer tieferen und präzisieren Unterscheidung bringen kann, brauchen wir ein dynamisches Engagement, das die Diamantene Führung einlädt, damit neue Enthüllungen sich einstellen können. Dieses dynamische Engagement nennen wir Inquiry. Inquiry ist also in Wirklichkeit eine Manifestation des schöpferischen Dynamismus unseres Seins. Eine Inquiry lädt neues Wissen ein, und Wissen wird sich dann entwickeln und die in unserem Sein inhärenten Möglichkeiten enthüllen.
Wir beginnen hier zu sehen, daß wir bei unserer Methode der Inquiry Eigenschaften nutzen, die wahrer Natur inhärent sind: Dynamismus und unterscheidende Bewußtheit. Die unterscheidende Bewußtheit ist die Präsenz von Diamantener Führung, mit ihrer Einsicht, Intelligenz und Präzision und mit ihrer Fähigkeit zu Synthese, Analyse und Unterscheidung. Wir sehen hier die Verbindung zwischen der Methode und der Realität, auf die wir uns zubewegen. Wir sehen auch, daß Inquiry und die Diamantene Führung ineinandergreifen, denn die Inquiry lädt die Diamantene Führung nicht nur ein, sie ist auch ein Ausdruck der Diamantenen Führung. Mit anderen Worten: Die Diamantene Führung entfaltet oder leitet die Inquiry.
Wie leitet sie die Inquiry? Indem sie zu neuem und bedeutsamem Verständnis führt. Das geschieht aber nur dann, wenn die Inquiry relevant ist, wie diese kurze Geschichte zeigt: Ein Sufimeister sprach zu seinen Zuhörern, und er wollte ihnen Gelegenheit geben, Fragen zu stellen. Er sagte: „Ich weiß viel mehr darüber, was im Himmel als was auf dieser Erde ist, also dürft ihr mich alles fragen, was ihr wollt.“ Einer meldete sich und fragte: „Wieviele Haare habe ich auf meinem Kopf?“
Da die Antwort auf so eine Frage für Selbsterkenntnis irrelevant ist, ist die Frage nutzlos. Das ist unintelligente Inquiry. Wir können also eine Inquiry machen – und viele Menschen tun das –, aber wenn sie nicht intelligent ist, wenn sie kein Ausdruck des wahren, schöpferischen Dynamismus’ unseres Seins ist, spricht sie die Diamantene Führung nicht an. Die Diamantene Führung leitet dann die Inquiry nicht, und es kommt zu keiner neuen Enthüllung. Wir drehen uns dann bloß im Kreis. Wir sehen dann immer wieder das gleiche Wissen – vielleicht in anderen Formen, aber im wesentlichen dasselbe. Die Inquiry muß Kontakt mit Elementen der wahren Natur selbst haben, um uns über konventionelle Erfahrung hinausführen zu können. Wenn wir nur Elemente aus gewöhnlicher Erfahrung benutzen, um uns zu führen, wird Inquiry – oder irgendeine andere Methode, die wir benutzen, um unser Leben zu betrachten – nur diese gewöhnliche Erfahrung wiederholen und bestätigen.
Die Diamantene Führung kann nicht nur in unserer Arbeit zugänglich gemacht und genutzt werden, sondern auch sonst in vielfältiger Weise – zum Beispiel in einer philosophischen oder wissenschaftlichen Inquiry. Beim Diamond Approach untersuchen wir in erster Linie unsere eigene persönliche Erfahrung. Inquiry ist eine Anwendung der Sokratischen Methode auf die unmittelbare Realität unseres Lebens.
Es ist sinnvoll, hier anzumerken, daß viele Menschen, wenn sie Bücher über den Diamond Approach lesen oder wenn sie gerade zur Ridhwan-Schule gekommen sind, glauben, sie wüßten, wie man eine Inquiry macht. Das ist vor allem so, wenn jemand Philosophie studiert hat oder in Psychotherapie ausgebildet ist. Ich bin sicher, daß viele Menschen wissen, wie man eine Inquiry macht, aber das bedeutet nicht, daß das die Inquiry ist, die wir hier besprechen. Wir praktizieren Inquiry nicht, wie sie konventionell verstanden wird, wir praktizieren sie aus der Perspektive unserer wahren Natur.
Inquiry, die ein offenes Ende hat, das heißt ein Ausdruck der Offenheit wahren Wissens und des schöpferischen Dynamismus’ des Seins ist, ist nicht einfach irgendeine Inquiry. Es geht darum, aktiv die verschiedenen Qualitäten unserer tiefsten Natur zu nutzen. Das ist eine sehr ungewöhnliche und seltene Fähigkeit. Manche Menschen brauchen eine lange Zeit – im Grunde viele Jahre in dieser Arbeit –, bevor sie erkennen: „So mach ich das normalerweise nicht, wenn ich etwas erforsche. Das ist keine Inquiry, wie ich sie mir immer vorgestellt habe.“
Wenn man damit anfängt, die Inquiry des Diamond Approach zu praktizieren, kommt sie einem sehr ähnlich wie das vor, was bei anderen Formen innerer Arbeit üblicherweise gemacht wird: Man stellt Fragen, analysiert etwas, schaut sich etwas an, man experimentiert, untersucht Abwehrmechanismen und Reaktionen und Psychodynamik und so weiter. Wer ein Buch über Tiefenpsychologie gelesen hat, kann das Gefühl haben: „Natürlich, ich weiß, wie das geht.“ Aber wenn diese Leute wissen, wie man Inquiry so macht, wie wir das tun, warum kommen sie dann nicht zu Erfahrungen von Essenz und wahrer Natur? Die Unterschiede in der Methode der Inquiry sehen vielleicht ziemlich subtil auch, sie sind dennoch erheblich. Wir müssen diese Unterschiede erkennen, damit Inquiry wirklich die Fähigkeit haben kann, die Entfaltung der Seele zu bewirken.
Es lohnt sich, die Verwechslung etwas näher anzuschauen, zu der es zwischen der Art von Inquiry, die ich beschreibe, und der analytischen Exploration, die Sie vielleicht gemacht haben, kommen kann. Ich sage nicht, daß man niemals seinen Verstand gebrauchen kann, um in einer Inquiry etwas zu analysieren – aber das ist nicht die Methode, die wir hier benutzen. Wir wollen, daß die Inquiry ein reiner Akt des Seins ist. Als Teil des Dynamismus des Seins kann es zu einer Analyse kommen, aber wir machen sie nicht mit Absicht. Sobald wir ein erwünschtes Ziel im Sinn haben, kommt die Inquiry nicht von einem Ort der Offenheit; sie kommt dann von einem fixierten Ort. Wenn wir von einem rein offenen, nur an einer Untersuchung interessierten Raum aus analysieren, anstatt zu versuchen, irgendwohin zu gelangen, ist die Quelle die Offenheit selbst.