Kitabı oku: «Die Zweite Welt», sayfa 4

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Zwischen zwei schweren Atemzügen röchelte Brube: „Der macht das ...“ Mit nachdrücklichem Nicken unterstrich er seine Überzeugung.

Mit geblähten Nüstern stampfte der bullige Minotaur voran, wobei ihm der schnelle Lauf weniger Probleme bereitete, als das Finden einiger beleidigender Worte. Das war irgendwie nicht das Ressort der “suchenden” Stiermenschen.

Mit stetem Lauf und donnernden Hufen näherte er sich dem schwer atmenden Oger. Als Zrak bis auf einen Steinwurf an seinen Gegner herangekommen war, bemerkte ihn der Verfolgte. Der Oger schnaubte wütend, was sich aber eher wie ein Röcheln nach Luft anhörte. Speichel triefte ihm aus dem riesigen Maul. Kurz drehte er seinen Schädel, blickte nach hinten und brüllte eine kurze Warnung: „Kaal sagen!! Nicht kämpfen! ... Nicht töten ... Geh weg ... Weg!“

Der Oger setzte seinen Weg fort, lief mühsam, aber konstant. Schwer spritzte der Matsch bei jedem Schritt zur Seite. Ebenso schwer wie sein massiger Körper erzitterte und bebte.

Auch Zraks Mund öffnete sich ... stand kurz offen und schloss sich wieder. Es passierte nichts. Die beiden liefen einfach, konstant und gleichmäßig. Wieder schien es, als wolle Zrak etwas sagen. Seine stumpfen Zähne waren kurz zu sehen, dann jedoch schloss er erneut den Mund, ohne einen Laut von sich zu geben. Unveränderlich und monoton hob und senkte sich die Brust des Minotaurs, obwohl nun auch bei ihm Anzeichen von Erschöpfung zu sehen waren. Der Schweiß rann ihm über die breiten Stierbacken und gelegentlich drang ein tiefes Grunzen aus seinen Nüstern. Er würde das Tempo des Ogers halten, aber das war nicht seine Aufgabe.

Etwas musste passieren, und so war es dann auch. Verbal fand sich nichts Passendes in seinem Geist. Doch konnte er diese Lücke auf andere Weise schließen. Im Lauf bückte sich Zrak und packte einen faustgroßen Stein mit der Rechten, holte weit aus und warf ihn mit aller Wucht nach seinem Gegner. Platschend und schlitternd ging der Stein neben dem Oger nieder. Jener strauchelte kurz und schien in seinem trägen Hirn etwas abzuwägen, rannte dann jedoch weiter.

Laut schnaubte Zrak, brüllte vor Ärger und fand in sich endlich passende Ausführungen. „Verdammtes Ogerschwein! Ich dachte, dein kranker Schöpfer hat dich zum Töten verdammt. Derweil fliehst du deinem Schicksal. Es scheint, Grors Schöpfung ist noch bemitleidenswerter, als er uns glauben machen wollte!“

Das Schreien war sehr anstrengend und zeigte dennoch keine Wirkung. Noch einmal griff Zrak einen Stein aus dem Lauf. Mit Schlamm bedeckt und ein wenig größer als der vorherige, lag er unausgewogen in der wuchtigen Hand des Stiermenschen. ‚Ein wenig näher‘, dachte Zrak bei sich und näherte sich dem Oger auf kaum fünfzehn Schritt. Nun galt es. Geräuschvoll atmend fasste er den schweren Stein mit beiden Händen, zog ihn dann, in der Rechten liegend nach hinten und schleuderte den Brocken mit all seiner Kraft nach vorne.

Mit einem schmerzerfüllten „Wraaahh!!“, blieb der Oger stehen. Der Stein hatte ihn am Rücken getroffen. Wenn auch keine wirkliche Verletzung entstanden war, schien das Ungetüm nun seinen Instinkten nicht länger Herr. Es drehte sich dröhnend prustend um. Die Wut schien das wenige an Intelligenz, welche dem Oger innewohnte, ausgelöscht zu haben. Er brüllte. Wie Donner rollte sein Schrei über die aufgeweichte Öde. Weit riss er die Arme auseinander und bot seine gewaltige Größe gegen den Verfolger. Speichel triefte ihm aus dem Maul und die massige Brust hob und senkte sich, stockend und zuckend vor Wut. Seine Linke fuhr an sein Becken, wo sich die einfache Holzkeule aus Buche befand. Krumm, voller Dellen und Risse, hing sie nicht länger, sondern befand sich nunmehr in seiner linken Hand. Sein groteskes Brüllen zeugte von unstillbarem Hass, welcher dieses Wesen in Besitz genommen hatte. Der Oger warf sich nach vorne, die Keule hoch erhoben. Schlamm spritzte nach allen Seiten, doch seine Schritte waren sicher und zielstrebig.

Zrak hatte wenig Zeit zu denken. Mit der Rechten packte er die schwere Streitaxt, die auf seinen Rücken geschnallt war, riss sie über seinen Kopf hinweg vor sich und fasste sie fest mit beiden Händen. Er schnaubte noch einmal, verzog entschlossen die Miene. Seine Mahlzähne bleckten auf und er stürmte auf seinen Gegner zu.

„Verdammt“, keuchte Brube „Wir müssen uns beeilen!“

Mauran Falkenflug hatte nichts Besseres zu entgegnen, als ein abgehacktes „In der Tat ...“

Die kleine Gruppe mühte sich voran. Das Kampfgebrüll des Ogers war bis zu ihnen gedrungen, obwohl sie noch gut dreihundert Schritt zurücklagen. Lediglich schwache Umrisse der zwei kämpfenden Kreaturen waren in der Dämmerung zu erkennen. Kalad keuchte lautstark, unkoordiniert kamen seine Füße ihrer Arbeit nach. Unbarmherzig zerrte der spritzende Schlamm der aufgeweichten Erde an den Reserven der vier entkräfteten Verfolger. Die Schatten der vereinzelten Sträucher und Bäume waren bereits weit länger als ihre Erzeuger. Jeder Schritt schien ewig zu währen. Atem holen und weiterlaufen, nichts weiter zählte. Die Sonne glich einer riesigen Sanduhr, entleerte sich langsam hinter einem kleinen Hügel, wollte vom Versagen der Mannen künden.

Grunzen und Schnauben von Oger und Minotaur war zu hören. Gelegentlich ein Brüllen oder das Klatschen einer Waffe auf dem Matsch. Die Umrisse der beiden waren nun gut zu erkennen. Sie standen sich gegenüber, suchten nach der richtigen Attacke, dem finalen Hieb.

Es schepperte. Kalads Kettenrüstung und Scheide rieben unmelodisch aneinander, als er vornüber in den Schlamm fiel. Zu träge waren seine Beine, wollten oder konnten dem kleinen Stein im Schlamm nichts entgegenhalten und versagten ihren Dienst.

‚Vier‘, dachte Mauran bei sich, während er tief Atem holte.

Ohne ein Wort zu verlieren, beschleunigte Brube seinen Lauf zu einem Sprint, ignorierte seinen Körper, zwang ihn zu jeder erforderlichen Anstrengung. Sollte es noch etwas zu kämpfen geben, würde er da sein. Egal ob er dann noch die Kraft dazu hatte, oder nicht. Seine Hellebarde hatte Brube schon vor einiger Zeit vom Rücken geschnallt. Der lange Schaft hatte ihn beim Laufen behindert. Er hielt sie fest umschlossen in seiner Rechten, gleich oberhalb des schweren Blattes. So ragte die Waffe weit hinter ihn zurück und wiegte sich im Lauf. Mauran und Klai folgten dichtauf. Beide zogen im Laufen ihre Waffen. Die Arme überkreuzt, zog Mauran Dolch und Degen bester zwergischer Machart, aus seinem so dezent wie kostbar verzierten Gürtel. Feineres oder teureres Stahl gab es nicht. Weit weniger wertvoll war die Ausrüstung des jungen Klai. Ein ausgewogenes Langschwert in der Rechten und einen kleinen Rundschild aus gehärtetem Eisen in der Linken. Dennoch machte er einen stolzen Eindruck. Entschlossen und kampfbereit, wenn auch schweißüberströmt, mit stechendem Schmerz in der Brust. Die Zuversicht der Jugend und das Vertrauen auf seine Gefährten lagen blitzend in seinen kastanienbraunen Augen.

Zrack spannte seine Muskeln und warf sich zur Seite. Mit dumpfem Krachen ging die schwere Keule neben ihm nieder. Es war nicht das erste Mal, dass er einem dieser wuchtigen Hiebe gerade noch ausweichen konnte. Sein rechter Arm hing schlaff an seiner Seite. Die schwere Doppelaxt lediglich mit der Linken führend, hielt er die Stellung, mehr schlecht als recht.

Entkräftet rappelte er sich auf, um die nächste Attacke abzuwehren. Surrend sauste die Keule eine Handbreit vor seiner flachen Stirn vorbei. Als Rechtshänder konnte Zrak nicht viel mit der schweren Waffe in der Linken anfangen, doch er hatte keine Wahl. Mit der ihm verbliebenen Kraft, führte er eine schwere Gegenattacke. Er drehte sich im Kreis, nach links verlaufend, die schwere Waffe in der horizontalen, am hintersten Ende des Schaftes gepackt. Mit dem Gewicht seines Körpers und der Wucht der Fliehkraft, krachte die Axt mit dem vollem Blatt gegen Hand und Keule des Ogers, welche jener gerade zurückzog, um eine neue Attacke zu starten. Laut heulte der Getroffene auf. Die Keule flog mehrere Schritt nach hinten. Der Oger blickte auf seine verletzte Hand, dann auf Zrak. Mit aller Gewalt brüllte er und breitete die Arme aus, wobei er seine getroffene Linke zur Faust ballte und wieder öffnete, wohl um sich zu versichern, dass sie noch einsatzbereit war. Kurz schien es, als wolle er sich auf den Minotaur werfen. Dann jedoch blickte er an ihm vorbei auf Brube, der wie ein wilder Büffel angerannt kam, dicht gefolgt von Klai und Mauran.

Schnell wand sich der Oger um. Mit einem weiten Satz war er wieder bei seiner Keule und ergriff sie ungeschickt mit seiner tauben Hand. Dann richtete er sich auf, brüllte seinen Hass gegen seine Gegner laut heraus, griff jedoch nicht wieder an. Erschöpft stand er da, brüllte und keuchte abwechselnd, massierte mit der Rechten seine Schlaghand und schöpfte Atem.

„Haltet ... ein!! ... Brube!!“, rief Mauran stockend. „Die Zeit ... arbeitet nun für uns ... Haltet ein ...“ Wenn man sich den ansonsten gutaussehenden Mann näher anschaute, konnte man nachvollziehen, was er eigentlich sagen wollte. Komplett außer Atem stolperte Brube heran, die Miene verzogen, schweißüberströmt und vom Schlamm besudelt. Gefolgt von Klai, der keineswegs einen besseren Eindruck erwecken mochte. Zudem hielt er sein Schild bedenklich niedrig in der kraftlosen Linken, so, als könne er es nicht mehr länger tragen.

Dermaßen geschwächt in den Kampf zu gehen, war keineswegs ratsam. Dieser Oger würde hier seinem Leben entsagen. So oder anders. Doch lag es nicht im Interesse Maurans, Verletzte, oder gar Gefallene zu beklagen.

Brube war nie ein Mann von Vernunft. Zu diesem Zeitpunkt jedoch geschwächt genug, um Mauran Gehör zu schenken. Er wurde langsamer und kam keuchend neben Zrak zu stehen, legte die Hände auf die Knie und rang nach Atem, ohne jedoch den Oger aus den Augen zu lassen.

Würde ein unbeteiligter das Szenario erblicken, mochte er wohl lachen oder weinen. Beides schien in gleichem Maße angebracht. Der Oger und seine Verfolger standen sich gegenüber. Alle schwitzend, dreckig und keuchend. Keiner schien irgendetwas anderes zu tun, als nach Atem zu ringen. Abgesehen von Zrak und dem Oger selbst. Die massierten zusätzlich ihre verschiedenen Quetschungen und Prellungen. Ja selbst die Götter würden wohl voller Unverständnis auf dieses Szenario blicken.

„Gror soll dich holen, Kaal ... Wrahhh ...“, raunte der Oger nun, mehr zu sich selbst, als zu sonst jemandem. Sein träges Gehirn schien mit sich selbst zu ringen. Die Gefährten hatten dafür wenig Interesse. Zu sehr waren sie mit sich selbst beschäftigt.

Es war Mauran, der die Initiative ergriff. Er bewegte sich nach rechts, langsam, kräfteschonend, doch bestimmt und wachsam. Klai folgte seinem Beispiel und wich nach links aus. Zrak schüttelte den Schädel, knurrte wütend und versuchte, seinen rechten Arm zu bewegen. Einen Schmerzensschrei unterdrückend, unterließ er seine Anstrengungen und blickte zu Brube. Nur kurz trafen sich die Augenpaare der beiden Waffenbrüder. Brube verstand, brachte sich in die Senkrechte und fasste seine Hellebarde fest mit beiden Händen. Nun rappelte sich auch Zrak träge auf. Unsicher stampfte er seine Hufe in den spritzenden Untergrund. Fast kampfunfähig aber zu allem bereit, fasste er die Axt fester mit der Linken und ließ sie in weiten Kreisen um seinen Kopf wirbeln.

„Wrahhhhhhh!!!“, brüllte der Oger. Offensichtlich war er mit der Beweglichkeit seines Schlagarmes nicht zufrieden. Dennoch erkannte er die Zeichen, und wollte zum Angriff übergehen. Kurz blickte er in die Runde und bewegte sich langsam rückwärts, um nicht zwischen drei Fronten zu geraten. Seine Augen fixierten die Gegner. Offensichtlich verfügte er über die Fähigkeit, den Kampf nach gewissen Kriterien einzuschätzen.

Nun ging alles sehr schnell. Er griff nicht einfach blindlings an, sondern warf sich mit wütendem Gebrüll ruckartig nach links, gegen Mauran. Jener erschrak kurz und sprang katzengleich nach links, in Richtung seiner Kampfgefährten, während er einen gezielten Stich mit dem Degen gegen das Knie des Ogers führte. Mit lautem Aufbrüllen stand der nun da, wo sich einen Augenblick zuvor der sehnige Mensch befunden hatte. Er nahm sich nicht die Zeit, die Stichwunde an seinem Unterschenkel zu begutachten, holte weit aus und drehte sich, um Mauran mit einem wuchtigen Hieb zuzusetzen. Der hatte sich jedoch nicht ohne Grund vor Brubes Füße geworfen. Brube hatte schon in weitem Bogen ausgeholt und rammte das Blatt der Hellebarde tief in das Fleisch unterhalb der rechten Schulter des Riesen, noch ehe dieser seinen geplanten Hieb ausführen konnte.

Blut spritzte nach allen Seiten. Schmerzerfüllt heulte der Oger auf. Im gleichen Moment stürmten Klai und Zrak mit Gebrüll los, um dem vermeintlich bezwungenen Gegner den Garaus zu machen. Brube wollte seine Waffe lösen und zog am Schaft, um das Blatt aus dem Fleisch zu befreien. Immer lauter heulte der Oger. Nun klang es jedoch mehr nach Mordlust, als nach Schmerz. Mit seiner monströsen Pranke fasste er den Stiel der Hellebarde, riss sie aus seinem Körper und dann zu sich heran. Brube, ein Koloss von gut hundertfünfundzwanzig Stein, flog förmlich gegen die Keule des Ogers. Mit dumpfem Krachen ging sie auf die ungeschützte Stirn des Hünen nieder. Ohne einen Ton sackte Brube in sich zusammen und löste seine Hände kraftlos vom Schaft der Hellebarde.

In dem Moment als Mauran auf die Füße kam, zischte Zraks Axt an ihm vorbei und rammte schwer das linke Schulterblatt des Ogers. Die Keule fiel ihm aus der Hand, während er brüllte, als wolle er das Erdreich zum Bersten bringen. Nun kam Klai von der Rückseite. „Friss Stahl!“, fluchte er im Kampfrausch und bohrte sein Langschwert in den Rücken der Bestie.

Mauran machte einen Satz zurück, ließ seine Waffen fallen und versuchte, Brube vom Kampfplatz wegzuziehen, jedoch ohne Erfolg. Der leblose Körper seines Freundes war einfach zu schwer. Mauran konnte keinen Halt zu finden, rutschte aus und setzte sich auf den Hosenboden.

„Zrak!!“, rief er noch, dann griff Mauran wieder nach seinen Waffen. Zrak hörte ihn, war aber damit beschäftigt, einen erneuten ungeschickt geschwungenen Angriff gegen den schwer verwundeten Oger zu starten. Der jedoch drehte sich unter Schmerzen zur Seite, wobei er zum einen dem Angriff Zraks ausweichen konnte und zum anderen Klai samt seinem Schwert zu Boden warf. Die Axt des Minotaur, die nun ziellos durch die Luft sauste, nahm ihrem Träger beinahe das Gleichgewicht. Knurrend ließ er die schwere Waffe los. Sie flog ein gutes Stück und landete in einem toten Brombeerstrauch.

Klai kämpfte sich unterdessen ungeschickt auf die Beine. Auch Mauran richtete sich auf, den Dolch in der Linken und den Degen in der Rechten. Zrak hastete zu Brube, um ihn fortzuzerren.

Der Oger stand wackelig auf seinen Füßen und stöhnte vor Schmerz und Wut. Die erbeutete Hellebarde lag nun in seiner Rechten. Sie wirkte trotz ihrer Größe zu zierlich für die mächtige Faust, die sie umschloss. Der Oger holte weit aus, und fixierte Klai. Mit lautem Zischen zerschnitt die Hellebarde die Luft. Der Jüngling sah die Waffe kommen, konnte aber nicht mehr reagieren. Das leichte Kettenhemd, das er trug, war kein ausreichender Schutz. Von links nach rechts riss ihm der gewaltige Streich die Bauchdecke auf.

In der Zwischenzeit hatte Zrak den immer noch reglosen Brube unter großen Mühen ein Stück weggezogen und wand sich suchend in die Richtung, in der seine Axt entschwunden war. Mauran hingegen sprang von hinten auf den Rücken des Ogers, vergrub blitzschnell seinen Dolch im Nacken der Bestie, suchte daran Halt und trieb den Degen auf Brusthöhe durch den Körper des Monsters. Dann sprang er ab, ließ seine Waffen wo sie waren und ging rückwärts in Richtung des schwer getroffenen Brube.

Nichts war mehr geblieben vom Kampfgebrüll der Bestie, außer einem schwachen Gurgeln. Dafür wimmerte Klai umso erbärmlicher, lag hilflos und schwer verletzt auf dem Rücken. Mit abgehackten Atemstößen blickte er auf seinen zerrissenen Bauch und krümmte sich vor Schmerz. Mit der Linken hielt er die Därme in seinem blutüberströmten Körper, mit der Rechten schob er sich stoßweise nach hinten, weg vom sterbenden Oger.

Das Gurgeln des Monsters erstarb. Aber noch immer stand es da, als wäre es überzeugt, nicht zu sterben, so lange es nicht umfallen würde.

„Verdammnis“, keuchte Mauran, „Das Untier wird Klai unter sich begraben!“, rief er so laut er konnte. Dann rannte er auch schon los, um Klai zur Seite zu zerren. Der Minotaur war schon auf halbem Weg zu seiner Axt, drehte sich zum Geschehen und erkannte sofort, was zu tun war. Mit kehligem Knurren setzte er sich in Bewegung. Er beschleunigte seinen wuchtigen Körper so schnell es ging, ignorierte Schmerz und Schwäche, und wurde schneller.

Der Oger fing an zu wanken. Mauran würde bei weitem zu langsam sein. Klai fand einen weiteren Grund zum Winseln. Er weinte mit aufgerissenen Augen vor Schmerz und ob der Gewissheit, dass der Oger auf ihn fallen würde.

Der Oger fiel. Im gleichen Moment rammte ihn Zrak mit aller Gewalt, der er mächtig war, mit seinem ganzen Körper, die linke Schulter voran.

Fast gleichzeitig spritzte der Matsch zweimal neben Klai auf. Der tote Oger ging schwer links von ihm nieder, und der Minotaur lag ein wenig rechts auf dem Rücken und rang nach Atem. Zrak kämpfte um seine Besinnung.

Es wurde still. Klai lag leise wimmernd in seinem Blut. Zrak bewegte sich kaum mehr als Brube, welcher gar nicht zu atmen schien.

Mauran sank auf die Knie. Das alles war zu viel für ihn. Seine Kameraden blickte er nur kurz an, dann begrub er die Hände im Schlamm und weinte. Die Nacht legte sich wie ein Leichentuch über das tote Land. So, als wolle es versuchen, dies Leid zu verbergen.

Irgendwann, körperlich überfordert und mental getroffen, schluchzte Mauran kaum hörbar, verloren zwischen Tränen und Dreck: „Wir ... haben ... wir haben den Sieg errungen …“

Naars Auge
Kapitel 3

Meisterlich war angespannt, wie immer, wenngleich ein Hoffnungsschimmer in ihm keimte. Naars Auge und die erste der drei zu überquerenden Schluchten lag nun in Sichtweite. Sollte er bei deren Überquerung nicht um Gold und Leben kommen, würde er es wohl schaffen, seine Heimat zu erreichen und einen glücklichen Lebensabend zu verbringen. Der Fuhrweg lag ungepflegt und steinig vor ihnen, die gewaltige Schlucht immer noch zu ihrer Rechten. Das Land um das Zentrum der Welt war öde und leblos. Matsch und das damit verbundene Klatschen der Stiefel, waren immer noch die treusten Begleiter der Männer.

Die freundliche Mittagssonne und die Gedanken an seine Familie, wärmten das Herz des alten Händlers. Er dachte an seine Frau und an die beiden Töchter, die sie ihm geschenkt hatte. Sie waren beide schon erwachsen. Wirklich gute Töchter. Die ältere hatte ihn bereits zum Großvater gemacht und er freute sich, seinen kleinen Enkel in den Arm zu nehmen, so er es nach Hause schaffen würde.

Die Stimmung der Söldner war der des Händlers ähnlich, jedoch gedrückt durch den Gedanken an die Verwundeten in ihren Reihen. Klai wurde auf einer Bahre transportiert, abwechselnd getragen von jedem einzelnen der Mannen, abgesehen von Thef und Garantor selbst. Klai hatte die Nacht nur schwer überstanden und lag im Schüttelfrost. Der alte Brand verstand viel von Kräutern und Pflanzen sowie vom richtigen Umgang mit ihnen. Ständig schweiften seine Augen auf der Suche nach frischem Grün umher, aber in dieser Ödnis wuchs nichts, das Linderung schenken konnte. So lag Klai da, in blutgetränkte Verbände gewickelt, mit verdrehten Augen und klappernden Zähnen. Man konnte nichts für ihn tun.

Brube war gegen Morgengrauen aus seiner Bewusstlosigkeit erwacht. Halb geistesabwesend hatte er nach seiner Hellebarde gebrüllt. Er müsse noch den Oger schlachten, lamentierte er mehrmals. Schon bald jedoch verließen ihn die Nebel in seinem Geist, um Platz für unerträgliche Kopfschmerzen zu machen. Der Hüne war damit beschäftigt zu murren, seine Schläfen zu reiben und den Kameraden zu folgen.

Zraks rechter Arm war immer noch geschwollen und weitgehend gefühllos. Er schnaubte ab und zu seinen Schmerz durch seine zusammengebissenen Zähne in die Welt. Davon abgesehen, befand er sich jedoch in einer guten Verfassung.

Garantor bildete mit Cebrid und Mauran Falkenflug die Spitze der Truppe. Mauran hatte berichtet, was sich zugetragen hatte. Schon seit geraumer Zeit diskutierten der Söldnerführer und seine Flügelführer über das Geschehene. Garantors linke Hand befand sich in seinem Bart, wo sie mit immergleichen Bewegungen das Kinn massierte. Cebrid sprach gerade über das unnatürliche Verhalten des Ogers. Seine schwere Rüstung knarrte währenddessen ununterbrochen. Der massive Zweihänder rieb auf seinem Rücken am schweren Plattenpanzer und unter seinem Stahlhelm zog die ansonsten glatte Stirn Furchen.

Nachdem Cebrid geendet hatte ergriff Mauran das Wort: „Und ich sage euch, dieser Oger war kein schlichter Späher. Geschult schien er mir. Instruiert. Ja gar bewandert in taktischer Vorgehensweise!“

Garantors Geduldsfaden riss, und das nicht zum ersten Mal im Zuge dieser Diskussion. „Niemals! Das glaub ich einfach nicht.“ Seine Rechte vollführte eine wegwerfende Geste in der Luft, während seine Linke immer noch fest in seinem Bart verankert schien.

„Wenn ich es euch sage“, begann Mauran und sprach schnell weiter. „Zrak fand sich kaum in der Lage, das Untier in Rage zu versetzen. Im Kampf selbst, konnten wir den Oger nicht einkreisen. Er wich nach hinten aus und warf sich dann gegen mich, obwohl ich weit zu seiner Linken stand. Den fernsten Gegner stellte ich!“

Durch das Ballen seiner sehnigen Fäuste, verlieh er seinen Worten Nachdruck. Weder Cebrid noch Garantor fielen ihm ins Wort, so sprach er weiter. „Ich schwöre euch: mein alter Lehrmeister, Meister Geb, begann auch bei mir die grundlegenden Regeln der Kampftaktik mit derlei Lehren. Er mahnte mich, den Rücken frei zu halten, überraschende Angriffe zu führen, wenn möglich auf jenen, welcher die Rede, welcher den Kampf anführt.“

Fragend blickte Cebrid Mauran ins Gesicht. Der bemerkte es und erklärte in bestimmtem Ton: „Der Oger hat die Situation eingeschätzt, Überlegungen angestellt und Entscheidungen getroffen. Ich kenne nicht die Gesichtspunkte, nach denen er dies tat, aber ich versichere euch, er hat es getan.“

Die Diskussion währte noch lange. Dies bedeutete aber nicht, dass sie Früchte trug.

Der alte Brand gesellte sich zu Zrak, nachdem er eine Weile an der Seite des zitternden an Klai verbracht hatte. „Geht’s dir gut Zrak?“, fragte er mit nachdenklicher Stimme.

„Macht es einen Unterschied?“, antwortete Zrak trocken.

Leise lachte Brand, und strich sich mit beiden Händen die halblangen, grau melierten Haare aus dem Gesicht hinter seinen Nacken. „Wieso lache ich eigentlich? ...“ sprach er dann weiter, leise, mehr zu sich, als zu sonst jemandem. Die kugelrunden, gelben Augen des Stiermenschen blickten auf Brand, als er antwortete: „Ich wüsste, was ich mit jemandem meines Volkes tun würde, wäre er in dieser Situation.“

Stille herrschte. Brands buschige Augenbrauen zogen sich zusammen. Was wollte der Minotaur ihm sagen? Zrak fügte kein Wort hinzu. Ganz im Gegenteil. Gleichmütig lag sein Blick auf dem alten Waldläufer. Geduldig, aber nicht gleichgültig.

„Er wird sterben ... es gibt keine Hoffnung ...“ Brand war sich nicht sicher, warum er seine Gedanken einfach so offenbarte. Er war sich noch nicht einmal sicher, ob der Minotaur über das gleiche sprach, wie er selbst.

Zrak nickte bestimmt. „So ist es. Wie jeder andere auch, wird er sterben. Seine Zeit ist gekommen, so wie unsere kommen wird. So oder anders, heute oder morgen …“

Wütend antwortete Brand: „Pahh! Bist du ´n Priester oder ´n Stier, dass du solche Sprüche von dir gibst?“

Mit fester Stimme und ohne Emotionen antwortete der Befragte: „Weder noch, mein Freund. Du missverstehst meine Worte. Mir liegt es fern, dich zu beleidigen oder zu belehren. Du solltest wissen, dass wir Minotauren die Dinge anders sehen, als ihr Menschen.“

Brand spuckte aus, und versuchte zu verstehen, was der Gehörnte ihm zu sagen versuchte.

Derweil sprach Zrak weiter: „Jeder stirbt, aber kaum einer, einen so guten Tod wie Klai.“

„Stimmt“, keuchte Brand voller fassungsloser Entrüstung. „Ich würde mich auch freuen, tagelang mit aufgerissenem Bauch auf den Tod zu warten.“

Geduldig schüttelte Zrak seinen Schädel, wobei die schmale Kette aus Bleiringen, die von einem Ohr zum anderen unter seinem Hals hing, leise rasselte. „Noch immer verstehst du mich nicht. Klai focht einen heldenhaften Kampf gegen den Feind des Landes und zudem darf er sterben, wo sein Gott ihn geboren hat.“

Ein Augenblick verstrich, dann fügte er noch hinzu: „Das ist eine große Ehre, so wie ich die Dinge sehe. Werft ihn in das Auge Naars, auf dass er seinem Schöpfer gegenübersteht.“

Brands Blick verlor kein bisschen seiner Entgeisterung.

Zrak sprach weiter: „Wir Minotauren leben, um zu suchen. Menschen leben um zu leben. Also um ihr Leben nach ihrem Gutdünken zu führen und danach zu sterben. Geht es nicht nur darum, wie der Mensch stirbt?“

Brand wollte und konnte das nicht verstehen und wollte sich schon gar nicht um eine Antwort bemühen, welche nun offensichtlich von ihm erwartet wurde. „Pahh ...“, entgegnete er wütend und machte sich von dannen. Wieder an die Seite von Klai, blickte er unentschlossen und nachdenklich auf den zitternden Körper.

Unverstanden wollte Zrak mit den Achseln zucken, nur um schmerzlich an seinen verwundeten rechten Arm erinnert zu werden. Getroffen schnaubte er, und rieb sich die Schulter mit dem gesunden Arm. In Gedanken versunken, hatte er gar nicht bemerkt, dass sie bereits bei Naars Auge angelangt waren.

Garantor hatte angeordnet das Lager hier aufzuschlagen, obwohl die Nachmittagssonne noch mehrere Stunden Licht spenden würde. Es war nicht ratsam, zwischen den Schluchten zu lagern, welche zur Nordseite von Naars Auge führten. Im Falle eines Zusammentreffens mit Ogern, wären sie zwischen den Brücken gefangen. Auszuweichen und eine geeignete Position für einen Kampf zu finden, war dann kaum möglich. Es war das Beste, an einem Tag wenigstens zwei der drei Brücken zu überwinden, die im Halbkreis um das Auge der Welt herumführten. Auf diese Weise mussten sie nur einmal innerhalb der Übergänge lagern.

Wasser machte die Runde und ein paar Stücke trockenes Brot. Nur wenige blieben beim Lager. Vor allem die Jüngeren eilten ehrfurchtsvoll an den ewigen Abgrund, den die Menschen Naars Auge getauft hatten. Auch Zrak begab sich dorthin. Obwohl er hier schon einige Male vorbeigezogen war, konnte er nicht davon ablassen, das gewaltige Loch in der Welt selbst zu bewundern. Wie immer blickte er weit in die Ferne und versuchte, am Horizont das Ende der Leere auszumachen. Dann stellte er sich an den Rand der senkrecht abfallenden Schlucht und blickte hinunter. Ein roter Punkt war trotz des Nebeldampfes unendlich tief zu erkennen, der schwache Geruch von Schwefel wahrnehmbar. „Naar sieht uns an“, sagte er voller ehrfürchtiger Bestimmtheit. Ohne ein Wort der anderen um sich, war er sich ihrer Zustimmung dennoch sicher.

Ein kleines Stück entfernt im Nordwesten, lag die erste Brücke, die Naars Auge passierbar machte. Gut zweihundert Schritt lang, zog sie sich wie eine Narbe über die Schlucht, welche sich, so schien es, unendlich weit nach Westen reckte. Mitten in das unwirtliche Moor und Sumpfgebiet, in dem das Volk der Oger lebte. Vor langer Zeit errichtet, sah die schwere Brücke nicht sonderlich vertrauenerweckend aus. Zu weiten Teilen mit Moos bewachsen, lag sie lautlos im windstillen Herbsttag. Schwere Ketten aus faustgroßen Eisenringen, trugen die Planken aus eisenbeschlagener, fester Eiche. Sie schienen seit längerem nicht gewartet. Braun-grüner Rost war an einigen Stellen zu sehen. Auch die Planken selbst hatten ihre besten Tage offensichtlich hinter sich. Gut zwei Schritt breit und fast einen Fuß dick, waren sie doch alt und zeugten betroffen vom feuchten Klima und der Ermangelung an Pflege und Reparatur.

Salzheim hatte eine lange Blüte erlebt, da ihre Bewohner die ersten und bis vor Kurzem die einzigen waren, die um die Kunst der Salzgewinnung aus dem Meer wussten.

Die wirtschaftliche Stellung als Salzlieferant für Naars Zweifel, der Menschen im Süden und der anderen Völker, war jedoch praktisch ausgelöscht, seit sich mehrere Salzsiedlungen am Südmeer gebildet hatten.

Seither lebte die einstmals prunkvolle Nord-Stadt hauptsächlich von dem, was sie von den Barbarenstämmen im Osten erhandeln konnte und weiter vertrieb. So war es bald um Wohlstand und Ansehen geschehen. Schon seit mehr als hundert Mondwechseln wollte niemand mehr die Aufgabe übernehmen, die Brücken zu warten. In Salzheim hatte man andere Sorgen und die Menschen-Hauptstadt und die Siedlungen im Süden rechtfertigten sich einfach damit, dass dies schon immer die Aufgabe der Salzheimer war und auch bleiben sollte.

Die Zeit verstrich langsam, die Stimmung war gedrückt. Kein Feuer brannte, um die Mannen zu wärmen. Rauch könnte Aufmerksamkeit erregen. So bereitete sich jeder auf eine unangenehme Nacht vor, so gut er eben konnte. Manche saßen in kleinen Gruppen zusammen. Die jungen Schwertkämpfer Ypek und Bloj hatten sich zu ihrem Freund Klai gesellt, der immer noch zitternd dalag. Brand legte gerade einen frischen Verband an, und schürte danach aller Vorsicht zum Trotz ein kleines Feuer, um Wasser zu erwärmen. Garantor hatte es stumm gebilligt, da es noch hell war. Wenngleich sinnlos, wollte er Brand nicht seinen guten Willen verbieten. So standen die Jünglinge bedrückt und hilflos neben dem alten Waldläufer. „Kannst du ihm helfen?“, fragte Ypek schließlich, obwohl er sich vor der Antwort fürchtete. Brand sah nicht auf und legte ein kleines Scheit des halbtrockenen Holzes nach, welches er unterwegs von einem abgestorbenen Walnussbaum abgerissen hatte. „Tja ... Sein Inneres scheint in Ordnung, obwohl ich das nicht so genau feststellen kann. Aber ich fürchte, bei der Menge Blut die er verloren hat, ist das einerlei.“ In der Hocke sitzend, sah er die beiden nun an als er weitersprach: „Ich habe vor, es zu versuchen. Ich werde die Wunde auswaschen und zusammennähen. Ihr könnt mir dabei helfen.“

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