Kitabı oku: «Sündige Herrschaft», sayfa 2

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»Ich hoffe, alles ist Euren Wünschen entsprechend«, erkundigte sich unser Haus- und Hofmeister.

»Nicht schlecht«, grummelte Wogar, »vielleicht etwas kühl, das Wasser.«

Yana und ich kicherten, Moi’ra schüttelte verständnislos über den Luxus erwärmten Wassers den Kopf.

»Wenn es den Herrschaften genehm ist, kann das Essen aufgetischt werden«, berichtete Barnus.

»Essen?«, horchte unser Halbdrache auf.

»Oder haben die Herrschaften schon unsere Sauna kennen gelernt?«, führte der Haus- und Hofmeister seine Vorschläge fort.

»Sauna? Das hört sich interessant an«, gab ich zu verstehen, »erzählt mir mehr davon.«

»Es ist eine Besonderheit am Ort. Wir verdampfen Wasser auf einen Rost und fügen anregende Duftstoffe hinzu, die zur Entspannung beitragen. Die Wärme sorgt dafür, dass Müdigkeit und sogar tief verborgene Unreinheiten aus dem Körper geschwitzt werden. Üblicherweise wird die Sauna gemeinsam genutzt.«

»Oh, das scheint mir vielversprechend zu sein«, lachte ich. »Essen kann ich immer noch.«

Ich sah Yana an. Sie hatte den gleichen Gedanken und das gewisse Glitzern in den Augen. Zusammen gingen wir in die Sauna, verpassten lieber das Essen und labten uns einander. Bald glänzten unsere Körper im gemeinsamen Schweiß und ich leckte das Salz von der Haut meiner Geliebten. Nachdem wir unserem fleischlichen Appetit nachgekommen waren, machte sich ein Grummeln in unseren Mägen breit.

Im Rittersaal wurden die Speisen an einer großen Tafel eingenommen. Unsere Gefährten hielten bereits ihre gesättigten Bäuche als wir eintrafen. Ich nahm mit Yana an einer Seite Platz. Bedienstete schoben unsere Stühle zurecht und reichten die üppige Mahlzeit an. Es gab viel Fisch von der Küste, dazu Fleisch vom Wild und Waldfrüchte. Zum Hinunterspülen stand süffiges Bier und im Hals brennender Korn bereit. Die Burg verfügte über gute Köche. Als Nachtisch gab es dank der Herbstmonate einen dampfenden Apfelkuchen.

»Ich habe mir die Bücher zeigen lassen«, flüsterte mir Wogar zu, »die Finanzen umfassen lediglich das Gold, das wir mitgebracht haben. Alles andere wurde von den Kriegsvorbereitungen aufgezehrt. Hier gibt es nichts zu holen!«

Seine Feststellung überraschte mich nicht. Aber es gab einige, noch ungeklärte Fragen.

»Barnus«, erhob ich meine Stimme, »was ist mit den Verwandten des vorherigen Markgrafen? Sind sie noch in der Ostmark?«

»Oh, nein, Markgräfin«, entgegnete er sofort. »Als sie von dem Tod des Markgrafen erfuhren, haben sie sich in die Hauptstadt der Provinzen aufgemacht.«

»Welch eine Überraschung«, konstatierte Moi’ra monoton. »Sicherlich haben sie alles, was nicht in den Büchern verzeichnet war, ebenfalls mit sich gehen lassen. Wir sollten unser Gold nehmen und es besser anlegen.«

»Ich erinnere dich nur ungern daran, aber wir haben das Gold für die Ostmark bekommen, und nicht für uns persönlich. Gerade von dir hätte ich mehr Loyalität erwartet«, sagte ich und richtete mein Wort wieder an den Haus- und Hofmeister.

»Auf dem Weg zur Burg haben wir einen ungewöhnlich hohen Turm in der Stadt gesehen. Wer wohnt dort?«

»Das ist der Turm von Shirkan, dem Magier der Stadt. Er bietet allerlei Dienste an und war der Berater und Hausmagier des bisherigen Markgrafen.«

»Dann soll er uns vorstellig werden«, donnerte Wogar seine Forderung, »und auch alle Obrigkeiten aus den Dörfern in der Ostmark sollen hierher zur Burg kommen.«

»Ich werde alles Notwendige veranlassen, aber die Obrigkeiten werden ihre Zeit brauchen, bis sie hier ihre Aufwartung machen können.«

»Ist mir egal, wie lange sie brauchen«, der Halbork gab einen Rülpser von sich, »Hauptsache, sie erscheinen!«

»Erzählt uns etwas über die Handelsbeziehungen der Ostmark«, brachte ich das Thema wieder auf unsere Markgrafschaft.

»Der überwiegende Handel erfolgt über Wasser mit der Provinzhauptstadt. Als Markgrafen stehen Euch Abgaben der Handwerker und Bauern zu, diese erfolgen in Naturalien. Zusammen mit den Gütern der Mark werden sie auf den Handelsplätzen der Provinz gegen Waren oder Gold getauscht.«

»Was ist mit dem Fluss?«, grummelte Wogar, »als wir diesen überquerten wollten, konnten wir den Fährmann nicht finden. Lediglich ein Blutfleck auf dem Floß.«

»Das wundert mich doch sehr«, sagte Barnus, »denn er ist ein erfahrener Fährmann und Übergriffe sind mir nicht bekannt. Er lebt zwar alleine, ist dafür aber ein sehr fähiger, kräftiger Troll. Ich werde Büttel aussenden.«

»Wir haben auch«, setzte ich fort, »von Siedlungen gehört, die nicht von Menschen allein bewohnt werden. Wulock hat uns schon begrüßt, aber was ist mit den Nachtelben und den Trollen? Gibt es Probleme mit ihnen?«

»Durchaus nicht, werte Markgräfin«, berichtete der alte Mann, »als Hüter der Wälder stellt der Waldriese an sich selbst die größten Ansprüche. Besuche aus der Trollsiedlung sind sehr selten, aber sie sind gute Jäger und halten ihre Abgaben ein. Die Nachtelben, nun ja, die sind unter sich. Ein sehr zurückgezogenes Volk, aber sie machen keinen Ärger, wenn Eure Sorge danach ist.«

»Und wer ist für die Stadtwache verantwortlich?«

»Hauptmann der Wachen ist Umbold«, Moi’ra sah auf, ihr spezieller ›Freund‹ vom Burgtor hatte demnach eine hohe Stellung inne. Unbekümmert berichtete Barnus weiter. »Es hat uns sehr viel Mühen gekostet, ihn nicht mit auf den Feldzug zu schicken.«

»Wie das?«, grunzte Wogar.

»Nun, wie soll ich es sagen? Er ist der beste Kämpfer in der Stadt, und war auch in der Provinzhauptstadt ein Begriff. Als die Anforderung kam, die Truppen für den Feldzug abzustellen, stand sein Name auf einer gesonderten Liste. Wir haben viele gute Gardisten entsenden müssen, und Umbold wollte sogar freiwillig gehen. Letztlich konnte ihn der Markgraf überzeugen, hier nach dem Rechten zu sehen.«

»Der beste Krieger?«, schrie Moi’ra fast und der Haus- und Hofmeister zuckte zusammen, fürchtete, etwas Falsches gesagt zu haben. »Das will ich sehen!«

»Lasst ihn rufen«, befahl Wogar, »und mit ihm den besten Bogenmacher!«

»Seit wann führt Umbold denn die Stadtwache?«, hakte ich nach, als die Befehle weitergegeben wurden.

»Oh, das müssen jetzt gut und gerne sieben Jahre sein, werte Markgräfin«, antwortete der alte Mann, »und wie ich schon erwähnte, rankten sich schon Sagen um ihn als fähigsten Kämpfer der Stadt, das machte es schwierig, einen guten Grund zu finden, ihn in der Stadt zu belassen. Die Ostmark hat ganz allgemein sehr viele Kämpfer in den Feldzug geschickt und auch zu einem großen Teil der Ausrüstung beigetragen. Nahezu alle Pfeile und Bögen stammen aus diesen Wäldern. Zudem trugen wir zum Bau der Belagerungsmaschinen bei. Das Holz in unseren Wäldern, besonders aus dem Nordwald, hat eine sehr gute Qualität.«

Umbold trat in den Rittersaal ein und verbeugte sich tief vor uns. Unser Mönch schnaufte.

»Ich will testen, wie gut der Hauptmann der Wache wirklich ist«, sie betonte seinen Titel abfällig.

»Wie ihr wünscht, Markgräfin.« Umbold verneigte sich gehorsam. »Wir haben einen Übungsraum in der Wache. Dort stehen uns auch sämtliche Waffen zur Verfügung …«

»Nehmt Ihr nur die Waffe, die Ihr wünscht«, fiel sie ihm ins Wort, »los, ich habe nicht den ganzen Tag Zeit!«

»Das will ich sehen«, erklärte Wogar.

»Ich auch«, sagte ich und zog Yana mit.

Gemeinsam gingen wir in den Wachbereich. Der besagte Raum bestand aus einem Halbrund mit Tribüne, wo wir uns als Zuschauer setzen konnten.

Moi’ra brauchte nicht viel ablegen. Sie löste lediglich die beiden Ketten um ihre Hüfte und breitete sie aus. Knackend lockerte sie ihre Gelenke.

Der Hauptmann erschien mit einer Hellebarde in den Händen, seiner bevorzugten Waffe, als Gardist nicht anders zu erwarten. Beide Krieger hatten genug Platz, ihre Waffen uneingeschränkt zum Einsatz zu bringen, auch wenn ich an der Überlegenheit des Mönches keinen Zweifel hatte.

Ich konzentrierte mich auf die Gedanken von Umbold und erkannte seinen geschulten, kriegerischen Geist. Auf Grund schlechter Erfahrungen mit dem Sohn des Markgrafen fürchtete der Gardist, Moi’ra zu verletzten und dafür schwer bestraft zu werden. Ich flüsterte Wogar und Yana meine Erkenntnisse zu, dann wurden wir vom ersten Geräusch der Waffen abgelenkt.

Moi’ra griff mit ihrer Adamantkette an, die so verzaubert war, dass sie gegen Menschen besonders üble Verletzungen verursachte. Die Kettenenden wirbelten schlangengleich an der zur Parade geführten Hellebarde vorbei, trafen zweimal in schneller Folge und rissen blutige Fleischklumpen aus Brust und Oberschenkel des Gardisten.

Krampfhaft den Schmerz unterdrückend setzte Umbold zu einem gut platzierten Stich an. Geschmeidig wie eine Raubkatze wich der Mönch aus, rollte sich über den Boden ab und jagte die Ketten gezielt auf die Arme des Mannes. Dieser konnte nicht mehr rechtzeitig aus der Reichweite treten und wurde förmlich gefesselt.

Moi’ra erkannte ihren Sieg und in ihren Augen stand blinder Zorn. Ein Ruck, und die Arme ihres Opfers wären abgetrennt gewesen.

»Nicht!«, riefen Wogar und ich gleichzeitig.

»Sein Tod wäre nur Verschwendung«, ergänzte ich unseren Einwand.

»Wenn Ihr demnächst das Wort an uns richtet, dann mit der gebührenden Unterwürfigkeit!«, funkelte Moi’ra Umbold an. »Ihr werdet weiterhin als Hauptmann der Wachen tätig sein, aber ich werde die Wache persönlich beaufsichtigen. Und jetzt, geht!« Mit einem Ruck gab sie den Mann frei und er humpelte hinaus.

»Das war ja eine enttäuschende Vorstellung. Und der soll der beste Kämpfer sein?«, sagte Wogar.

»Was habt ihr erwartet?«, entrüstete ich mich. »Eine Elitearmee? Es sind einfache Menschen. Meines Erachtens handelt es sich bei Umbold um eine sehr gute Wahl, er wird uns nicht enttäuschen.«

»Das rate ich ihm«, dräute Moi’ra.

Kopfschüttelnd zog ich mich mit Yana zurück. Aufgebracht von der Dummheit meiner Abenteuergefährtin brauchte ich meine Partnerin zum Reden. Bald darauf war ich wieder heiter und wir lachten bei den Possen, die wir einander erzählten. Dann bezog ich sie in die einstündige Huldigung meines Patrons und Vaters Arkhmandeo mit ein. Als Dämonenprinz gewährte er mir für meine rituelle Unzucht zauberähnliche Kräfte des Abyss.

Erschöpft aber unglaublich befriedigt lagen wir aneinander gekuschelt in den verschwitzten Laken. Sie schmunzelte.

»Woran denkst du? Lachst du über mich?«, stupste ich sie heiter.

»Ich finde es einfach nur wundervoll, hier mit dir allein im Bett zu liegen.« Sie drückte mich liebevoll und seufzte. »Endlich muss ich dich mit niemand mehr teilen!«

Damit spielte sie auf Torvac an und ich gab meiner Geliebten einen spielerischen Klaps auf den perfekt geformten Oberschenkel.

»Hey, mein Schatz, gewöhn dich nicht daran«, lachte ich, »es gibt hier eine ganze Stadt voller möglicher Affären. Immerhin bin ich die Markgräfin und kann sie in mein Bett befehlen!«

»Mit wem willst du denn anfangen?«, stichelte sie, »vielleicht Barnus, so auf seine letzten Tage?«

»Na warte«, drohte ich und wir begannen eine Rangelei. Zwischen unserem Lachen neckte sie mich weiter.

»… oder dieser Shirkan? Miau!«, maunzte sie und kratzte verspielt über meine Arme. Ich packte ihre ›Krallen‹, presste ihre Hände auf das Bett, drückte ihren Körper mit dem meinen herunter und konnte der Einladung ihrer bebenden Lippen nicht widerstehen …

Genau zur Frühstücksstunde am nächsten Tag erschien der Rakshasa. Wogar war an diesem Morgen mürrisch und hielt sich mit verständlichen Worten zurück.

»Shirkan, vom Turm des Magus zu Ostmark«, kündigte der Haus- und Hofmeister unseren Gast an, der sich in perfekter Manier verneigte. Seine edle Kleidung zeugte von ausgesuchtem Luxus, ebenso die glänzenden Schmuckstücke um seinen Hals oder an den Tigerpranken. Eine Pfote umfasste einen ebenholzfarbenen Stock mit goldenem Knauf. Wenn ich mich nicht täuschte, hatte er seine Krallen maniküren lassen und das Fell glänzte. Ein sanfter Hauch Parfum ging von ihm aus, dezent und doch deutlich wahrnehmbar.

Ich wusste um den Wert des Rakshasa, denn ihre Art stammte ebenso wie ich aus den äußeren Ebenen. Ihre Verbundenheit mit der Magie machte sie immun gegen jegliche Zauberwirkung oder einer vergleichbaren Kraft. Gleichzeitig ermöglichte ihre Intelligenz einen Aufstieg zu den mächtigsten Magiern überhaupt. Noch wusste ich nicht, wie gut Shirkan war und ich hatte auch nicht mit einem so frühen Besuch gerechnet, so dass ich meine Gedanken nicht abgeschirmt hatte. Wenn es ihm gelang, diese zu lesen, bestand die Gefahr, dass er Informationen an Moi’ra gab, die meinen Plänen schaden konnten. Mein Misstrauen konnte ich kaum verhehlen.

»Wir freuen uns«, begann ich meine Begrüßung, »einen Meister Eurer Kunst in unserer Stadt zu haben und sind uns über die besondere Stellung, die Ihr unter dem bisherigen Markgrafen innehattet, bewusst.«

»Nett geschnurrt, Sukkubus«, erwiderte er charmant. Nur sehr machtvolle Zauber konnten meine wahre Natur enthüllen. Oder eine sehr gute Beobachtungsgabe. Ich nickte anerkennend, bevor ich meine Worte weiterführte.

»Um uns einen Eindruck von Euren Möglichkeiten zu verschaffen, haben wir Euch zu uns rufen lassen. Welchen Beschäftigungen geht Ihr in Ostmark nach?«

»Nun«, maunzte Shirkan und stütze sich auf seinen Stock, »ich arbeite für Geld.« Eine Kunstpause unterstrich seine Aussage. »Meine Fähigkeiten umfassen alle Arten der Verzauberung. Wenn Euch an Tränken, Stäben und allem was sonst noch magische Energie aufnehmen kann, gelegen ist, dann bin ich gerne bereit, über den Preis zu verhandeln.«

Hinter ihm versuchte gerade, der kleine rote Drache ein Loch in das Gewand des Gastes zu ritzen, um an eine darin versteckte Leckerei oder Ähnlichem zu kommen. Der Rakshasa sah auf den Schlingel hinab.

»Oh, wie interessant, ein Hypodrache«, entlarvte Shirkan das vermeintliche Drachenkind.

»Pah«, schnaufte Turgan und formte mit seinen kleinen Klauen obszön wirkende Gesten. Wogar packte ihn weg.

»Seid wie vielen Jahren«, säuselte ich mit aneinander gelegten Fingern, »werter Shirkan, befindet Ihr Euch schon in Ostmark?«

»Wenn der Winter vorbei ist, Markgräfin, bin ich seit drei Jahren hier.«

»Und was hat Euch seinerzeit an diesen Ort verschlagen?« Süffisant fügte ich hinzu: »Es war doch sicherlich nicht der Handel an so einer entlegenen Stelle.«

»Nein, wie Euch schon aufgefallen ist, gibt es nicht viele Kunden für meine exquisiten Waren in dieser Stadt.« Seine Andeutung umfasste uns direkt mit. »Ich bin an diesem entlegenen Ort, weil er so entlegen ist, oder anders gesagt, weil er so nahe an den Narbenlanden liegt. Die Narbenlande sind mein Forschungsobjekt, ich studiere sie schon lange«, ein Maunzen folgte, »leider sind Informationen so was von kostspielig, dass ich sehr viel Geld verlangen muss, um eine Weitergabe zu rechtfertigen.

Wobei«, er hob eine Kralle an, »es nicht unbedingt Gold sein muss als Bezahlung. Ich akzeptierte durchaus auch Zutaten, an die ich sonst nicht so leicht heran komme. Wenn Eure Herrschaften zum Beispiel an das Silber gelangen, das die Nachtelben herstellen, könnten wir ins Geschäft kommen.« Ein Schnurren mischte sich in seine feinen Worte. »Mondsilber nennt es sich.«

»Wir werden sicherlich auf das Angebot zurückkommen«, bemerkte ich trocken. »Ihr dürft Euch entfernen.«

Unter zahlreichen, höfisch gekonnten Verneigungen stolzierte der Kater wieder hinaus. Ich musste mich schütteln, um seine Arroganz abzustreifen. Andererseits waren seine Hände sicherlich sehr geschickt. Mein Kopfschütteln vertrieb weiterführende Gedanken und ich zog mich mit Yana in unser Gemach zurück. Sollen meine Gefährten diese Stadt verwalten, für heute hatte ich genug von mir als Markgräfin.

2. Kapitel

Als ich am nächsten Morgen in der Burg von Ostmark zu Tisch saß, fiel das Frühstück nicht mehr so üppig aus.

»Was ist los? Ist die große Armut ausgebrochen?«, fragte ich spitzfindig.

»Es fehlt am Gold, werte Markgräfin«, antwortete unser Haus- und Hofmeister betrübt, »der Handel ist auf Grund des Krieges völlig zum Erliegen gekommen. Viele unserer potentiellen Käufer sind nicht mehr da. Die Waren Eurer Untertanen sind vorhanden, es fehlt jedoch an Abnehmern.«

»Hm«, überlegte ich, »dafür haben wir ja auch das Gold mitgebracht.«

»Was?«, trotzte Moi’ra. »Du willst diesem armseligen Haufen auch noch unser Gold in den Rachen werfen?«

»So, wie ich die Provinzverwaltung verstanden habe, dient das Gold als Unterstützung der Markgrafschaft, und nicht, um uns zu bereichern.« Meine Stimme nahm einen höhnischen Ton an. »Außerdem, was willst du sonst mit dem Gold hier anfangen? Darin baden?«

»Wir könnten von diesem Magier was kaufen«, grunzte Wogar.

Ich verdrehte meine Augen. »Das können wir doch immer noch«, tadelte ich, »das Gold ist doch nicht weg, es kommt in die Schatzkammer und wird bis auf das letzte Stück nachgehalten. Stimmt’s, Barnus?«

»Äh«, stotterte er von unserem Streit verwirrt, »natürlich, Markgräfin, jede Ausgabe wird peinlich genau überwacht.«

»Wehe nicht«, drohte Moi’ra, »dann rollen hier Köpfe!«

»Sehr wohl«, verneigte sich der alte Mann.

»Nachdem wir das geklärt haben«, versuchte ich, die Wogen wieder zu glätten, »will ich mir die Stadt ansehen. Insbesondere, was dort von wem hergestellt wird.«

»Hofmeister«, befahl Moi’ra, »sorgt dafür, dass uns jemand zur Seite gestellt wird, der über örtliches Wissen verfügt.«

»Ich werde es arrangieren, Markgräfin.«

»Wir treffen uns in einer Stunde am Tor«, sagte ich und verließ in Begleitung von Yana den Rittersaal.

Für einen Rundgang durch die Stadt wollte ich mich fein machen. Eine kunstvoll hochgesteckte Frisur und das zur adligen Stellung passende, elegant um meine Hüften fließende Gewand aus dunkelroter Seide bildeten in Kombination mit dem teuren Schmuck das Bild einer Göttin. Zumindest betrachtete ich mich als diese im Spiegel.

»Hübsch« flüsterte Yana und trat hinter mir ins Spiegelbild. Ihr Schmunzeln erzeugte kleine Grübchen auf ihren Wangen. Ich schenkte ihr mein Lächeln. Sie hatte ihre Magierrobe angezogen, die jedem untrüglich ihren Status bewies. Auf dem dunkelblauen, samtigen Stoff waren arkane Symbole mit Silberfäden gestickt.

Als ich im Flur auf Wogar traf, strahlte er in einem besonders auffälligen Licht. Er hatte ganz offensichtlich auf eine göttliche Kraft zurückgegriffen. Völlig eingenommen von seiner Erscheinung küsste ich seine prächtigen Muskeln zur Begrüßung. Grinsend genoss er meine Aufwartung.

Pochend hörten wir einen alten Mann auf seinem Stock die Treppe hinauf mühen. Keuchend hielt er vor uns inne.

»Ich bin Ukar«, krächzte er, »und soll Euch führen.« Er stützte sich zitternd auf seine Gehhilfe.

»Na dann«, zwinkerte ich dem Greis zu, »zeigt uns die Stadt.«

Gemächlich gingen wir hinaus. Moi’ra trafen wir am Tor und ihr Blick auf den faltigen Stadtführer war unmissverständlich. Schwäche, und sei sie durch das Alter, hatte in ihrem Leben keinen Platz.

Unter den Blicken der Wachen paradierte ich hinaus und sie mussten sich sehr konzentrieren, um nicht meinen schwingenden Hüften nachzustieren.

»Rühren!«, befahl ich ihnen schmunzelnd und ihr strammer Schritt beulte sich umso mehr.

Unbeachtet meiner Possierlichkeiten erzählte der alte Mann von den Gegebenheiten in der Stadt.

»Hier in Ostmark findet sich alles, was den Durchreisenden ihren Aufenthalt erleichtert. Und auch ihre Geldbörse. Wir haben drei Tavernen und zwei Gasthöfe, jeder mit der Möglichkeit, seine Reittiere unterzustellen. Was diesen Rakshasa anbelangt – der ist wirklich ein habgieriges Exemplar. Aber zurzeit …«, einem Kichern folgte ein übler Hustenanfall, »… zurzeit hat er nur wenig Kunden.

Ein großer Teil der Einnahmen besteht aus den Käufen der Abenteurer, die sich hier für eine Reise in die Narbenlande ausrüsten. Verrückte sind das, aber sie lassen ihr Gold hier. Bis auf wenige Ausnahmen gehören sämtliche Läden entweder diesem Rakshasa oder dem Ghorrn-Schrein.

Von den Tavernen hat sich die ›Zum Grünen Wyrm‹ auf Waldfrüchte spezialisiert. Ein Gaumenschmaus, den ich Euch nahe legen möchte.

Im Moment befinden sich nur zwei Reisende in der Stadt, ein Barde und ein bärtiger Mann, der aus dem Süden kam. Letzterer ist im Gasthof ›Pralle Birne‹ eingekehrt, der für seinen ausgezeichneten Birnenschnaps bekannt ist.«

»Na, dann wollen wir diesen mal probieren«, donnerte Wogar unternehmungslustig.

Wir schwenkten in eine breite Gasse. Auch hier bestanden nahezu alle Gebäude aus Holz.

»Auf das Holz«, fasste der alte Mann meinen Gedanken auf, »sind wir sehr stolz. Es ist der vorwiegende Baustoff. Ja, die ostmarkischen Eichen liefern das beste Holz weit und breit. Und durch einen nur uns bekannten Prozess wird es zudem noch recht resistent gegen Feuer. In meiner Jugend habe ich als Holzfäller ein gutes Auskommen gehabt. Ja. Oh, wir sind schon an der Prallen Birne angelangt.«

Völlig überrascht versuchte eine Bedienstete im Schankraum, unsere Wünsche entgegen zu nehmen.

»Wir wollen den Schnaps testen!«, erklärte Wogar herrisch.

»Sind Gäste eingekehrt?«, erkundigte ich mich.

»Ein Zimmer ist belegt, Hoheit«, stotterte die dralle Frau, »bitte, nehmt doch Platz.« Schweiß bildete sich auf ihrer Stirn und sie war froh, uns hinter sich lassen zu können.

Nur Augenblicke, nachdem sie hinter der Theke verschwand, kam ein Mann mit auffälligem Doppelkinn und frisch gescheiteltem Haar auf uns zu. In seiner Hand hielt er ein Tablett mit Gläsern und grün schimmernden Flaschen.

»Welch große Ehre für mich, Euch hier in der Prallen Birne bewirten zu dürfen! Ich bin der Wirt, William Holzbearn. Bitte«, der Wirt stellte das Tablett ab und verteilte die Gläser, »probiert meinen Birnenschnaps. Er geht auf Kosten des Hauses.«

»Na dann, schenkt gut ein, Wirt!«, lachte Wogar kehlig.

Moi’ra roch zunächst an dem grünlich schimmernden Getränk, nahm einen großen Schluck und atmete mehrere Sekunden lang beschwerlich ein und aus.

Ich nippte und roch schon bevor meine Zunge brannte, wie stark der Schnaps war. Das Birnenaroma war sehr lecker und mundete angenehm frisch und beständig.

»Nicht schlecht«, bewertete unser Halbdrache heiser, nachdem er in einem Zug sein Glas geleert hatte.

»Hoffentlich verbrennst du nicht von innen«, feixte ich.

Yana hustete und unterdrückte mutig mit einem Schluck weitere Beschwerden. Ihre Wangen wurden rosig.

»Sagt, William, wie läuft das Geschäft im Moment?«, lenkte ich die Aufmerksam des Wirtes auf mich.

»Nicht sehr gut, Markgräfin, gar nicht gut. Ein alter Reisender ist unser einziger Gast.«

»Das ist was für dich«, meinte Moi’ra und füllte ihr Glas bis zum Rand auf.

»Such ihn auf«, ergänzte Wogar, »und lerne ihn kennen.«

Unterbewusst nahm ich eine Veränderung im Fluss der Energien wahr und verspürte ein Kribbeln im Nacken – wir wurden mittels Magie ausgespäht! Yana nickte mir zu. Sie hatte es auch bemerkt.

Während der Wirt für eine neue Runde zur Theke eilte, gab ich meine Erkenntnis telepathisch an die Gefährten weiter.

›Jemand beobachtet uns!‹, flüsterte mein Gedanke.

Moi’ra sah mit bereits wässrigen Augen auf. Offenbar hatte der sehr starke Schnaps sie bereits betrunken gemacht. »Wasch?«, nuschelte sie, »ha… hat… habt ihr … wasch g’sacht?« Sie deutete auf ihr Glas. »Gutes Tscheug!«

Der wieder zurück gekehrte Wirt stellte ihr eine Flasche hin.

»Bitte, nehmt doch eine Flasche mit«, bot er eifrig an. »Ich kann Euch auch auf der Burg beliefern.«

»Unser Schlosch«, wankte der Mönch, schnappte jedoch sicher die angebotene Flasche, »da werde isch jetscht hin geh’n. Ups.«

»Bleibt noch ein wenig«, ersuchte der Wirt gefällig, »es ist doch bald Mittagszeit. Mein Gasthaus bereitet wahrhaft exquisite Mahlzeiten, die müssen Euer Herrschaften probieren!«

»Damen«, warf Moi’ra sturzbetrunken ein, blieb aber sitzen.

»Bringt mir die Mittagsmahlzeit Eures Gastes, Wirt! Ich werde sie persönlich vorbei bringen. In welchem Zimmer befindet sich der Reisende?« Ich zwinkerte Yana und Wogar zu. »Mal sehen, wer dort haust.«

Vom Wirt erhielt ich Tablett und Zimmernummer. Das Servierbrett war gut gefüllt mit einer dampfenden Suppe und frisch duftendem Brot. Langsam stieg ich die Stufen hinauf und trat aus Mangel an freien Händen vorsichtig gegen die Türe des Gastes.

»Herein!«, rief eine tiefe, grummelige Stimme. »Es ist offen!«

Im Zimmer saß ein etwa sechzig Jahre alter, sehr beleibter Mann mit dichtem Bart und Hakennase. Er trug robuste Reisekleidung, seinen Rucksack hatte er an ein Stuhlbein gelehnt. Er sah mich nicht an und hob nur eine Hand, um auf den Tisch neben ihm zu deuten.

»Das Essen«, sprach ich ihn an, »welches Ihr bestellt habt. Wo soll ich es abstellen?«

Als ich ihn ansprach, wandte er mir das Gesicht zu und ich sah seine lebendig wirkenden, grünen Augen. Nun seiner Aufmerksamkeit sicher, stellte ich das Tablett auf den Tisch.

»Mein Name ist Crish, ich bin eine der Markgrafen von Ostmark und heiße Euch in der Stadt willkommen.«

»Oh«, gab er überrascht mit tiefer Stimme von sich, »ich bin Asanael Willebracht Ruhin, ein Reisender und Weiser.« Er musterte mich einen Moment lang. »Und wie komme ich zu der Ehre, von einer Markgräfin das Essen gebracht zu bekommen?«

»Nur wenige Reisende treffen dieser Tage in Ostmark ein«, antwortete ich, »und jene, die mein Interesse wecken, möchte ich persönlich kennen lernen. Woher stammt Ihr? Ich hörte, Ihr reistet von Süden heran?«

»Das stimmt, ich habe einige Zeit am Rand der Narbenlande verbracht. Dieser Teil des Landes ist mir noch unbekannt, und das möchte ich ändern. Ursprünglich stamme ich aus dem Norden, dem Reiche Nylon.«

Nylon wurde von Laird dominiert, einem Gott, der Geheimnisse ebenso liebte wie Intrigen und Hinterlist. Ich musste vorsichtig mit dem sein, was ich sagte. Oder dachte.

»Als Weiser auf Reisen seid Ihr doch sicherlich der Magie kundig?«, hakte ich nach und achtete auf jedes Anzeichen einer Lüge.

»Nur ein wenig, was so die Reise erleichtert«, wiegelte er ab.

»Ihr beherrscht nicht zufällig die Kunst des Ausspähens?«, deutete ich meine Vermutung an.

»Nein«, versuchte er zu lügen, »aber bitte, setzt Euch doch. Das Essen reicht für zwei. In meinem Alter sind solche große Portionen nicht mehr nötig.«

Beim Essen unterhielten wir uns weiter und ich kam auf Abenteuer zu sprechen.

»Nicht doch«, lachte er, »ich bin wissensdurstig, aber bei Weitem nicht lebensmüde.«

»Freudig stelle ich fest, dass eine Unterhaltung mit Euch leicht ist. Als Markgräfin, müsst Ihr wissen, verstellen sich oft die Gesprächspartner und geben keine ehrlichen Antworten. Ich wäre froh, wenn Ihr Euch ein wenig umhört und mir berichtet, was dem einfachen Volk auf dem Herzen liegt.«

»Danach werde ich mich gerne erkundigen. Noch etwas Brot?«, er reichte mir den Brotkorb.

»Ja, danke.« Ich tauchte das Brot in die Suppe und nahm einen guten Bissen. »Als Reisender habt Ihr eine neutrale Position, und auf die lege ich viel Wert. So, jetzt muss ich mich wieder um die Stadt kümmern.«

»Es war mir eine besondere Ehre.« Wir nickten einander zu.

»Ganz meinerseits. Ich freue mich schon auf unsere weiteren Treffen.«

Als ich wieder im Schankraum eintraf, war Wogar bereits mit dem alten Ukar losgezogen, um verschiedene Meisterbetriebe aufzusuchen.

»Na«, witzelte Moi’ra betrunken, »warscht du mit dem Alten im Bett?«

»Es gibt andere Werte«, antwortete Yana für mich und setzte sich demonstrativ auf meinen Schoß, »die wesentlich mehr Bedeutung haben als Sex.« Wir tauschten Zärtlichkeiten aus. Ihre straffe Haut unter der Robe fühlte sich herrlich in meinen Händen an.

»Unser Gast wird wissen«, verkündete ich absichtlich laut, »wen man ausspähen sollte, und wen nicht.« Damit beließ ich es und widmete mich wieder den sanften Küssen und Streicheleinheiten mit Yana.

Wogar kehrte allein zurück.

»Ich habe den Alten nach Hause geschickt. Wirt?« Mit saurer Miene setzte er sich an den Tisch und orderte frischen Schnaps. Moi’ra konnte sich mittlerweile kaum noch aufrecht halten, dafür hielt sie eine Flasche unnachgiebig fest.

»Setzt Euch doch zu uns«, lud ich den Wirt ein, »und erzählt ein wenig über die Ostmark.«

»Ja, denn«, nervös setzte sich der Mann zu uns und wischte seine schwitzende Stirn mit einem Lappen ab. »Wo soll ich anfangen? Ach, nehme ich doch den alten Ukar. Er ist, glaube ich, der älteste Holzfäller in der Stadt. Einst hatte er ein zänkisches Weib, und keiner sah ihn jemals lächeln. Eines Tages kehrte er ohne sie aus dem Wald zurück, dafür aber mit einer gebrochenen Hand, die niemals wieder heilte. Es ist schon einige Zeit her, damals gruselte man sich vor ihm, besonders die Kinder. Es hieß, er müsse Menschenfleisch essen, um nicht seine Hand völlig zu verlieren, aber das ist albernes Gerede.

Wenn es irgendwo nicht mit rechten Dingen zugeht, dann bei der Bastion am Fluss. Dort spukt es! Kröten fressen Menschen bei lebendigem Leib.

Aber wir haben auch verborgene Schätze. In der Zwergenbinge solle ein gewaltiger Schatz liegen, doch das Gestein ist sehr fest, so fest, dass selbst der Meisterhammer des Schmieds Schaden nahm.«

Aufgeregt wischte der Wirt wieder über seine Stirn.

»Hat Euch das Essen gemundet?«, fragte er mit Blick auf die noch halb vollen Schüsseln.

»Oh, ja«, grunzte Wogar zufrieden, »es war ausgezeichnet.«

»Es würde für mich kein Problem darstellen, Euch im Palast zu beliefern«, erneuerte er sein Angebot.

»Das geht?«, erkundigte sich Wogar mit hungrigem Blick.

»Wir werden unseren Haus- und Hofmeister davon berichten«, erklärte ich dem Wirt, »und von uns hören lassen. Für heute haben wir genug erfahren und werden uns wieder zur Burg begeben. Kommt.«

Wogar musste Moi’ra beim Gehen helfen. Ihre Flasche gab sie nicht aus der Hand.

»Ich will noch bei diesem Rakshasa vorbei«, rief mir Wogar zu.

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