Kitabı oku: «Sündige Herrschaft», sayfa 5

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3. Kapitel

»Als ich mich auf die Ätherebene begab …«, begann ich, meine Beobachtungen wiederzugeben, während wir uns durch das Gestrüpp des Waldes einen Weg bahnten.

»Das kannst du?«, unterbrach mich der Mönch fassungslos.

»Klar«, grinste ich, »wenn es darauf ankommt, schnell zu verschwinden, ist das ganz nützlich.

Also«, setzte ich meine Erzählung fort, »um dem Griff dieses Monstrums von Baum zu entkommen, begab ich mich auf die Ätherebene und rannte ein Stück. Nachdem ich mich umgedreht hatte, fiel mir etwas Sonderbares auf – ein Riss im Astralraum, dem räumlichen Gefüge parallel zu der stofflichen Welt. Wie du dich sicherlich erinnern kannst, ist der astrale Raum in den Narbenlanden gestört. Diese Orte sind sehr gefährlich, da die arkane Struktur dort verzerrt wird und magische und klerikale Kräfte dadurch völlig chaotische Effekte erzeugen – wie auch diese riesige Orkwaide. Ein solches Monstrum hätte gar nicht existieren dürfen, aber in den Narbenlanden war das möglich. Dort sah der Astralraum aus wie ein Tuchfetzen, voller Löcher und Risse. Doch ich sah nicht in Richtung der Narbenlande, ich blickte nach Nordwesten, und dort befindet sich diese Bastion im See, von der wir gehört haben. Und was noch viel bedeutender ist, der Riss bei der Bastion sah noch jung aus, wenn überhaupt, dann nur wenige Monate alt.«

»Meinst du, die Narbenlande haben sich bis dort hin ausgedehnt?« Sorge schwang in ihrer Stimme mit. Ich zuckte die Schultern.

»Ich weiß nicht, was ich davon halten soll, aber wenn sich die Narbenlande ausdehnen, dann sicherlich von ihren Grenzen her. Es muss einen anderen Grund für diese Anomalie geben, und den werden wir herausfinden müssen. Doch zunächst müssen wir zurück nach Ostmark.«

»Und was ist mit Wogar? Warum hast du seine Gebeine eingepackt? Sollten wir ihn nicht bestatten, oder willst du seinem Vater die Überreste schicken?«

»Weder noch, Moi’ra«, kicherte ich, »es hat schon seine Bewandtnis, sei unbesorgt. Ich kenne jemanden, der wird sich seiner annehmen.«

Moi’ra nickte und stellte diesbezüglich keine weiteren Fragen. Wir wechselten zu kurzweiligem Gespräch und schritten arglos durch den Wald, bis ich verdutzt stehen blieb.

Neben einem Baumstamm meinte ich, das Gesicht von Permeyah gesehen zu haben. Die kräftige Nachtelbin hatte ich seit meinem Aufenthalt in Ustan nicht mehr gesehen.

»Was ist?«, fragte meine Begleiterin.

»Wenn mich nicht alles täuscht, habe ich gerade die Nachtelbin aus Ustan gesehen. Du kennst sie noch nicht.« Ich sah zu dem Baum herüber und rief laut »Permeyah«, doch es kam keine Antwort.

»Hallo, Crish«, erschreckte mich die Nachtelbin. Sie hatte sich in meinen Rücken geschlichen und grinste freudig. Wir fielen uns in die Arme und sie schmachtete nach meinen Küssen. Sie hatte mich offenbar noch lebhaft in Erinnerung behalten. Ihre kraftvolle umarmung erinnerte mich an ihre besonderen Fähigkeiten. Nach einem tragischen Unfall hatte ihr Vater, der König der Nachtelben, ihren rechten Arm durch ein originalgetreues Abbild aus glänzendem Adamant ersetzen lassen. Mehr noch wurden ihre Knochen mittels Magie durch das nahezu unverwüstliche Material ersetzt. Mich hielt also ein wahrer Schatz in den Armen.

Dann wurde ich wieder meiner Begleiterin gewahr.

»Moi’ra, kannst du dich noch an die Statue erinnern, die wir in Ustan gestohlen haben? Das war Permeyah, eine Bogenschützin mit ganz besonderen Qualitäten.« Mein Schmunzeln erweiterte die mögliche Bedeutung der Worte. »Und was hat dich hierhin verschlagen, Permeyah?«

»Meine Familie ist nach Westen aufgebrochen.« Ihr Blick huschte zwischen meinen Augen hin und her. »Ich habe dich gesucht.«

»Gesucht? Mich?« An ihrer blanken Schulter trug sie das von mir angebrachte silbrige Tattoo. Es betonte ihre schwarze Haut und passte hervorragend zu ihrem silberweißen Haar. Ihre Zurschaustellung schmeichelte mir.

»Ja«, betonte sie. »Es hat Ereignisse gegeben, die meine Sippe haben aufbrechen lassen. Alles ist in Aufruhr, und daher bin ich auf die Suche nach dir gegangen, um den Veränderungen nachzugehen.«

»Dann hoffe ich, du hast noch niemanden auf dich aufmerksam gemacht. Ich bin mir noch nicht sicher, wem wir vertrauen können. Besonders der Magier hier könnte Interesse an dir zeigen. Sein Name ist Shirkan.«

»Den Rakshasa?« Sie runzelte die Stirn. »Der ist mir bekannt.«

»Woher kennst du ihn?«, fragte ich überrascht.

»Oh, ich kenne ihn nicht persönlich, aber er lebt schon länger im Süden, und meine Familie hatte Kontakt mit ihm.«

»Und seit wann lebt er hier?«

»Das kann ich nicht genau sagen. Seit etwa zwanzig Jahren befindet er sich nun schon in unserem Wald.« Offenbar hegte die Nachtelbin gegenüber ihrer Heimat einen Besitzanspruch.

»Einen Köcher sehe ich, Permeyah, jedoch keinen Bogen«, stellte Moi’ra nüchtern fest. »Wir finden sicherlich in der Stadt Ostmark etwas Passendes für dich.«

»Das wird nicht nötig sein«, grinste die Nachtelbin, griff hinter sich und zog einen beeindruckenden Langbogen aus dem magischen Behältnis hervor. Silberne Verzierungen glommen auf. Unser Mönch nickte beeindruckt.

»Lasst uns weiter nach Mithol gehen«, schlug ich den beiden vor, »wir können auf dem Weg noch plaudern.«

In dem kleinen Ort fanden wir nur noch die sterblichen Überreste der Düsterdogge. Durch den Tod von Wogar endete auch das Leben seines Vertrauten. Immerhin konnte so Gargarhaykal eine kleine Stärkung zu sich nehmen, und auch das Blutross brauchte keine Aufforderung.

Mit weit aufgerissenen Augen betrachtete die Nachtelbin unsere außerweltlichen Reittiere.

»Was ist mit dir, Permeyah?«, fragte ich. »Gefallen dir unsere Reittiere nicht? Das ist Gargarhaykal, einer der stolzesten Egniaygire des Abgrundes.«

»Doch, sie gefallen mir, es ist nur, sie sind so«, sie machte eine kurze Pause, »so ungewöhnlich.«

»Hast du auch ein Reittier, oder bist du gezwungen, mit uns zu reiten?«, bei meiner Frage tätschelte ich den breiten Hals von Gargarhaykal, dessen feurige Mähne ungestüm brannte.

»Ich habe ein Reittier«, bekundete die Nachtelbin vorsichtig, »aber es ist etwas scheu. Wartet, ich rufe es. Fujin! Komm, Fujin, wir müssen weiter!«

Zunächst war nichts zu hören, dann vernahm ich leise, vorsichtige Schritte. Geschmeidig kam ein großer, schwarzer Panther zum Vorschein. Sein Fell glänzte, ähnlich meinem langen Haar. Ein würdiges Tier für eine stolze Nachtelbin.

»Na, dann können wir ja reiten. Wir haben lange genug hier gestanden. Auf nach Ostmark.« Ich schwang mich behände auf den Rücken meines großen Hengstes und wir hoben vom Boden ab. Moi’ra folgte auf ihrem Blutross der Straße, Permeyah nahm den Weg durch den Wald, ohne hinter uns zurück zu bleiben.

Unter lautem Jubel zogen wir in die Stadt ein. Die ganze Bevölkerung begrüßte uns, die Helden der Ostmark. Hoch auf unseren Reittieren thronend überblickten wir den Menschenauflauf. Wir näherten uns dem zweiten Tor. Dort gab es einigen Tumult und wir erkannten zwischen den Bürgern die lang gewachsenen Trolle. Sie brüllten ein Willkommen und wir schwenkten in ihre Richtung.

Turlak war unter ihnen, und er war auch der einzige, der zusammenhängend von den Geschehnissen berichtete.

»Mächtiger Trollschamane hat sich gestellt gegen böse Bäume, hat beschworen Zorn des Waldes und als er gehoben seinen Stab, beide garstigen Bäume waren zerfallen zu Staub.« Er schüttelte seine Fäuste. »Ja, so war es, und Schamane hat gejohlt, und wir haben gejohlt, und dann wir gezogen zur Stadt.«

Aus den Augenwinkeln sah ich, wie vereinzelt ein Trollkrieger hungrig auf einen Bürger sah.

»Das sind großartige Neuigkeiten, Turlak«, dankte ich dem Anführer, »ich bin sicher, die Kämpfe haben euch hungrig gemacht. Bevor ihr wieder in euer Lager geht, solltet ihr Wegzehrung mitnehmen.« Er antwortete meinem breiten Lächeln bestehend aus einer Reihe spitzer, gelber Zähne. Dann drehte er sich um, brüllte einige, für die Bewohner glücklicherweise unverständliche Worte, die sich auf die Art der Nahrung bezogen, und in die Gruppe der Trolle kam Bewegung.

Ich führte Gargarhaykal bereits auf die Burg zu. Je näher ich kam, umso größer wurde mein Verlangen nach Yana. Auf meinem Weg in die privaten Gemächer schnappte ich mir Barnus und wies ihn an, ein Fest abzuhalten. Die sterblichen Überreste von Wogar stellte ich im Keller ab. Moi’ra verschwand in Richtung des Bades, Permeyah bekam ein eigenes Zimmer auf der Burg zugewiesen. Dann hatte ich das eigene Gemach erreicht und fiel Yana in die Arme.

»Hast du uns beobachtet?«, fragte ich leise und streichelte dabei ihren warmen Körper.

»Ja, ich habe durch die Kristallkugel jeden deiner Schritte verfolgt. Denk jetzt aber nicht mehr an den Kampf«, endlose Küsse tauschten wir, bis sie wieder Worte fassen konnte. »Du hast jemanden bekanntes getroffen?«

»Oh, ja, Permeyah, eine Nachtelbin, die in Ustan eingeschmuggelt wurde. Ich werde sie dir vorstellen, wenn wir zu Tisch sitzen, doch bis dahin möchte ich nichts anderes hören als dein lustvolles Jauchzen.«

Yana biss erwartungsvoll auf ihre Unterlippe und nachdem ein duftendes Bad alle Spuren vergangener Kämpfe beseitigt hatte, zog ich sie zu mir auf das Bett. Das Essen konnte warten, unser Appetit auf den Körper des Geliebten war größer und kaum zu sättigen.

An der reichlich gedeckten Tafel stellte ich Permeyah dann vor und fasste kurz das Wissen um die Bastion zusammen.

»Ein Orden hat dort einmal existiert«, ergänzte die Nachtelbin unsere Informationen, »jedoch ist mir der Name nicht bekannt. Es wird das Beste sein, wenn wir uns sofort aufmachen und nachsehen.«

»Das halte ich nicht für sinnig«, widersprach ich, »wir brauchen mehr Informationen. Notfalls auch von Shirkan, er ist Magier und weiß mehr über die Besonderheiten der Narbenlande und mögliche Gründe für die Verzerrungen im Astralraum. Wir …«

Mitten in meinem Satz hielt ich inne. Ich spürte eine psionische Verzerrung. Dann stand Zohreh im Raum, sein Gesicht von einer schwarzen Robe im Dunklen verborgen. Auf diese Weise verbarg der Gehirnfresser sein wahres Wesen – von seiner Möglichkeit der Gestaltwandlung mittels seiner geistigen Kräfte ganz abgesehen. Als Bote der Schattenhand strahlte er eine drängende, gefährliche Präsenz aus. Um mein eigenes Wissen über unseren überraschenden Besucher nicht zu offenbaren, richtete ich mich ehrfürchtig auf und neigte mein Haupt.

»Meister, Ihr erscheint unerwartet«, bekundete ich demütig meinen Respekt, »ein Gast ist zugegen, eine alte Gefährtin aus Ustan, Permeyah.«

»Mein sofortiges Erscheinen war notwendig und ich habe einen wichtigen Auftrag für Euch. Es ist erforderlich, dass Ihr Euch der Bastion annehmt. Kümmert Euch um das Problem. Und sie kommt sofort mit mir!« Ein von schwarzem Leder behandschuhter Zeigefinger richtete sich aus dem Ärmel auf Yana.

Verwirrt und ängstlich sah ich meine Liebste an. Sie war nicht minder überrascht und wir fielen uns ein letztes Mal in die Arme, tauschten einen Abschiedskuss, der viel zu flüchtig war, dann trat sie an Zohreh heran und sie verschwanden beide vor unseren Augen.

»Wer war denn das? Und warum hast du ihn Meister genannt, Crish?«, erkundigte sich Permeyah besorgt.

»Er ist mein Lehrmeister geistiger Kräfte und gehört einer Organisation an, die in den Schatten operiert. Seine Macht hast du ja gerade erlebt.« Die Trauer in meiner Stimme entsprang direkt meinem Herzen, wo ich Yana schon jetzt vermisste. »Den Worten ist nichts weiter hinzuzufügen. Wir sollen zur Bastion, also werden wir auch dorthin reisen. Ein Bote soll unseren Hausmagier holen.«

Unser Bote brauchte nicht sehr weit gehen – der Rakshasa stand schon vor der Burg und stolzierte in unseren Versammlungsraum.

»Wie mir scheint, komme ich gerade rechtzeitig vorbei.« Selbstgefällig schnurrte Shirkan: »Ihr wolltet nach mir rufen lassen?«

»So ist es«, sagte ich gereizt. »Ich habe eine Beobachtung gemacht, derer ich mir noch nicht ganz schlüssig bin. Der astrale Raum bei der Bastion weist Risse auf, doch kennen wir den Grund dafür nicht.«

»Ihr vermutet einen Zusammenhang mit den Narbenlanden, aber dafür sind die Anomalien zu weit voneinander entfernt. Es muss dort eine starke magische Quelle existieren«, ergänzte Shirkan meine Ausführungen, »die die Risse erweitert. Die Söhne des Äthers hatten einst dort gelebt. Es wird nicht einfach sein, zur Bastion zu gelangen. Sie liegt mitten im See, was einer Schwimmstrecke von zweieinhalb Tausendschritt entspricht.«

»Was könnte das für eine Quelle sein?« Er hatte mein Interesse geweckt.

»Vielleicht eine Art Apparatur, um diese Quelle zu schaffen und den Astralraum zu beeinflussen«, mutmaßte der Rakshasa. »Der Astralraum hier gleicht mehr und mehr dem in den Narbenlanden. Ich werde die Umwandlung weiter beobachten.«

»Das erklärt nicht, warum erst jetzt diese Veränderung auftritt«, warf Moi’ra ein.

»Wir können auch noch die Waldriesen befragen«, schlug ich vor. »Leben bei ihnen nicht auch die drei Hexen? Sie könnten etwas über die Veränderungen wissen.«

»Markgrafen, ich möchte ja nicht drängen, aber wurde schon eine Entscheidung gefällt, wie es mit der Information zu dem Ding-Tor aussieht.« Seine Höflichkeit war nur vordergründig. Ihm ging es um die Bezahlung. »Besteht Interesse?«

Wir tauschten untereinander Blicke und nickten.

»Ihr sollt die fünfzehntausend Goldmünzen bekommen«, erklärte ich im Namen aller.

Shirkan wartete, bis der Haus- und Hofmeister das Gold brachte und zählte die Münzen penibel ab, bevor er seine Bezahlung in seinen handlichen Beutel gab.

»Bei dem Ding handelt es sich um den Goldenen Hammer des Moradrim. Er war im Besitz eines Zwergenhelden, der jedoch dem grünen Wyrm im Wyrmberg zum Opfer fiel. Der Hammer befindet sich nun im Hort.

An weiteren Gegenständen Interesse? Wie wäre es mit einer immer leuchtenden Fackel, wenn es dunkel wird?«

Seine Dreistigkeit verspottete uns, da er genau wusste, dass wir im Dunkeln ebenso gut sahen wie bei Tag.

»Kein Interesse«, winkte Moi’ra ab, »aber was war das für ein Beutel, in dem das Gold verschwand? Er sieht nicht so ausgebeult aus, wie er bei der Anzahl an Münzen sein sollte.«

»Das ist ein so genannter nimmervoller Beutel.« Liebevoll streichelte er über den Stoff. »Eine Möglichkeit, viele Gegenstände aufzubewahren, ohne dass sich etwas an dem Gewicht für den Träger ändert. Sehr praktisch und in vier verschiedenen Größen lieferbar.«

»Und was kostet der größte Beutel?« Allein die Frage unseres Mönches bedeutete bereits Kaufinteresse.

»Zehntausend Goldmünzen. Ein Schnäppchen«, ergänzte er unnötig. »Zufällig habe ich gerade einen dabei.«

Teilnahmslos gab ich meine Zustimmung zum Kauf. Erneut zählte Shirkan die Münzen einzeln ab, bedankte sich ausgiebig und verabschiedete sich höflich.

Noch am Abend der Rückkehr zur Burg Ostmark gesellte ich mich in meiner gewohnt lasziven Art, Hüfte und gefüllte Rotweingläser schwingend, zu Moi’ra in ihre Kammer. Einladend reichte ich ihr ein Glas.

»Auf den gemeinsam geführten Kampf«, prostete ich dem weiblichen Mönch zu. »Du bist eine glorreiche Kriegerin und es wäre schade, dich eines Tages nicht an meiner Seite zu wissen. Was hältst du von mir als Person, Moi’ra, wie stehst du zu mir?« Unverblümt kam ich auf mein Thema zu sprechen. Dabei räkelte ich mich, meine leiblichen Freuden nicht versteckend.

»Du stellst merkwürdige Fragen zu so später Stunde, Crish. Um deine Frage zu beantworten, müsste ich mich selbst mit dir vergleichen. Doch so wie du werde ich nie sein. Es ist sehr interessant für mich, dich zu beobachten, wie du mit Leuten sprichst, dich gibst, mit ihren Gefühlen spielst und sie betörst. Daraus habe ich sehr viel auch für mein eigenes Auftreten anderen gegenüber gelernt.«

»Soweit ich das bisher beobachten kann, bist du sehr genügsam, was die Freuden des Lebens angeht. Na ja, ich weiß, dass du nicht enthaltsam lebst, immerhin haben wir es gemeinsam mit Torvac getrieben.« Ein kleines Lächeln stahl sich auf ihre Wangen. »Hier geht es auch nicht – und das ist sicher schon ungewöhnlich für mich – darum, ob du gerne Entspannung und Befriedigung durch meine Hände oder Zunge finden möchtest, obwohl mich das auch interessiert. Es geht um Macht. Mich macht Macht an!« Eine weitere, laszive Geste und ein verschwörerischer Blick untermauerten meine Aussage.

»Für mich ist Macht auch sehr bedeutsam«, bekundete Moi’ra. »Sie ist es, wonach wir streben.«

»Wenn ich von wahrer Macht spreche, meine ich Macht über andere, beruhend nur auf der eigenen Stärke, nicht aufgrund einer Geburt oder Stellung, die ich innehabe. Was bedeutet es schon, hier Markgräfin zu sein?« Meine Stimme wurde abfällig. »Den Lakaien ist es doch egal, wer hier herrscht. Unsere Macht hier beruht darauf, was ein anderer bestimmt hat. Darauf pisse ich! Heute, bei unserem Kampf gegen das Monstrum aus den Narbenlanden, habe ich deine Ansätze gesehen, eine wirklich mächtige Person zu werden. Und das macht dich für mich anziehend. Doch du bist gefangen in einer Hierarchie, an dessen Spitze dein eigener Vater steht.« Ich gab ihr die Möglichkeit, meine Worte zu verinnerlichen. »Ja, du stehst unter der Fuchtel deines Vaters, Gehorsam ist deine Pflicht, und auch gegenüber allen, die über dich gestellt werden. Du musst kuschen, weil ein anderer es sagt, auch wenn es vielleicht ein Schwächling ist. Ich sage: das steht keinem zu, der sich nicht mit dir messen kann! Und ich habe beobachtet, wie es in dir selbst rumort, die äußeren Zwänge abzulegen. Befreie dich aus dem Gefängnis der Rechtschaffenheit! Wozu hast du es nötig, dich für deine Handlungen rechtfertigen zu müssen? Ich kenne nur ein Gesetz: das Gesetz des Stärkeren.« Ich lehnte mich sinnend zurück und sah Moi’ra durchdringend an.

»Mein Vater hat lange nicht mehr mit mir gesprochen.« Sie zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht, was er für Absichten mit mir hat. In den vergangenen Monaten habe ich viel Neues kennen gelernt und auch viele, von den Lehren des Klosters abweichende, Meinungen erlebt.«

»Du wirst dich entscheiden müssen, und zwar sehr bald, welchen Weg du einschlagen willst. Ich biete dir an: schließe dich uns, dem Abyss, an, entsage der Knute deines Vaters, löse dich von der Geißel deiner Geburt, befreie dich und erlange die Macht, die dir zusteht. Trete an meine Seite, und ich sorge dafür, dass deine Machtentfaltung keine Grenzen mehr kennt, die nicht in dir selbst liegen.«

Ein Schluck aus dem Weinglas verschaffte Moi’ra eine kleine Denkpause. Ich war noch nie eine Freundin knapper Worte, im Gegensatz zu meiner Kleidung, aber diese waren mir sehr wichtig. Betont fuhr ich in meinen Ausführungen fort.

»Für mich bist du eine wertvolle Verbündete – oder ein Gegner, den ich mir nicht leisten kann. Zu bald schon wird dein Vater dir den Befehl geben, mich zu vernichten. Ich weiß es, und er wird dich so prüfen. Außerhalb dieser Welt tobt weiterhin der Blutkrieg, und nichts wird das ändern.«

»Was habe ich davon, meiner Geburt zu entsagen und dir zu folgen?«, fragte sie scharfsinnig.

Ich lachte. »An meiner Seite zu stehen bedeutet nicht, dass ich dir befehle. Ich habe dir nichts zu befehlen …«, ein Lächeln huschte über mein Gesicht, amüsiert lockend, »… außer du fürchtest mich.« Einen kurzen Moment hielt ich inne. »Nein, ich kann dir sicherlich nichts bieten, was nicht auch dein Vater dir geben könnte. Es geht auch nicht darum, neue Kräfte zu bekommen. Kräfte, die erneut nur gegeben wurden, um einem Zweck zu dienen. Oder einer Person. Nein, hier geht es ganz allein darum, was du aus dir selber machen willst.«

Ich wartete, bis ich meine Worte als verstanden wusste.

»Entscheide dich! Bleibe die fügsame Tochter des Kettenteufels, das kleine Töchterchen, das keiner wirklich fürchtet, sondern insgeheim belächelt wird. Oder ergreife die Möglichkeit, eine Position entsprechend der eigenen Macht einzunehmen, die jeder fürchten muss, der nicht gefügig ist!«

»Ist es so sicher, dass mein Vater mich gegen dich aufbringen wird?«, zweifelte sie.

»Dein Vater ist eine sehr mächtige Persönlichkeit und natürlich kann ich nicht all seine Absichten erahnen. Aber dein Blut steht dem meinen entgegen, daher tobt der Blutkrieg seit Urzeiten. Dennoch steht es dir frei zu wählen. Stehst du auf meiner Seite, oder werde ich auf deine Nähe, die ich sehr schätze, verzichten müssen?«

Moi’ra nahm mehrere Schlucke Wein, bevor sie sich äußerte.

»Um eine Entscheidung zu treffen, brauche ich ein wenig Zeit.«

»Nimm dir alle Zeit, die du benötigst. Aber warte nicht zu lange, sonst wird deine Wahl gefallen sein, ohne dass dich jemand gefragt hat.«

Ich erhob mich und verließ das Gemach, ahnend, dass es noch einiger Überzeugung bedurfte, und froh, dass nun Klarheit herrschte innerhalb unserer Gruppe.

So allein, wie ich mich nun ohne meine Liebste fühlte, wollte ich nicht die Nacht verbringen. Daher nutzte ich die Gelegenheit, beim gemeinsamen Abendmahl mit Permeyah ins Gespräch zu kommen.

»… ich würde mich freuen«, kam ich auf die entscheidende Einladung zu sprechen, »dich in den Morgenstunden in meinen Gemächern begrüßen zu dürfen.«

»Ich muss mich um meinen Vertrauten kümmern«, erklärte sie kurzerhand ihr Vorhaben für die Nacht.

»Was?«, kam es leicht überrascht über meine Lippen.

»Ich werde später bei dir vorbeisehen«, erklärte sie schnell, als sie mein Ungemach bemerkte.

»Lass es nicht zu spät werden!« Verärgert ging ich auf mein Zimmer und kuschelte mich ganz fest an Yanas Kopfkissen, schnupperte am schwindenden Duft ihrer Haut.

Am späten Morgen klopfte Permeyah dann doch. Ich zog sie erwartungsvoll und ausgehungert nach körperlicher Nähe in mein Gemach und wir hatten zwei intime und befriedigende Stunden miteinander, in denen ich sehr viel von der kühlen Schönheit abverlangte. Unser wildes Treiben nutzte ich für mein morgendliches Ritual zu Ehren Arkhmandeos, der mir die gewünschten Kräfte des Abgrundes für das kommende Abenteuer gewährte.

Nach dem Frühstück mussten Reisevorbereitungen für die Erkundung der Insel im See getroffen werden. Permeyah und Moi’ra wollten unbedingt weitere Personen mitnehmen. Sie überzeugten mich, dass es Markgräfinnen gut anstand, mit Gefolge zu reisen und wir einigten uns auf fünf Krieger als Wachen, zwei Jäger als Fährtensucher sowie einem Dachdecker, zwei Tischler und zwei Holzfäller für alle anfallenden Arbeiten. Ebenfalls zu meinem Missfallen gingen wir zu Fuß. Da der Marsch quer durch den dichten Wald führte, sollte sich diese Entscheidung im Nachhinein als richtig erweisen.

Wir benötigten einen Tag ereignislosen Marsches in Richtung des Lagers der Riesen und der Hexen bevor wir auf einen sehr jungen Riesen trafen, der uns bereits weit überragte und als Spielzeuge ansah. Zu unserem Glück erschien sein Vater Wulock, der uns sofort erkannte. Ich kam auf seine Einladung zu sprechen und er war gerne bereit, uns zum Lager zu führen, jedoch sollten die Sterblichen zurückbleiben. Moi’ra ließ sich zu Wulock hochheben und sprach mit ihm über alte Zeiten. Er interessierte sich allerdings nicht groß für die Feste der menschlichen Magier und konnte zu ihren Sitten und Gebräuchen keine Auskunft geben.

Vor uns breitete sich eine Lichtung aus, die von Hütten und Baummulden durchbrochen war. Harmonisch und sehr natürlich ging alles ineinander über. Die Familie des Riesen und einige Oger warteten gerade auf das Essen, das in großen Kübeln über einem Feuer brutzelte.

Freudig wurde Wulock von seiner Frau begrüßt, die sich dann zu uns hinunter beugte.

»Wenig dran«, beurteilte sie meine schlanke Figur und ich hatte Sorge, sie würde mich als kleine Vorspeise betrachten. »Esst!«, gebot sie überraschend und schob uns unmissverständlich in Richtung der Bänke und Tische. Ungewohnt über die Größe der Möbel nahmen wir reichlich Platz. Die Portionen, die bald darauf auf meinem schon übergroßen Teller landeten, hätten einen ganzen Harem gesättigt. Hilflos sah ich zu meinen Gefährtinnen hinüber, doch sie staunten ebenso über die gezeigte Gastfreundschaft.

Ernst sah mich die Frau des Waldhüters an.

»Schmeckt es Euch nicht?«, fragte sie in einem Ton, der keinen Widerspruch erlaubte.

»Doch, doch, es ist nur …«, versuchte ich, zu einer Erklärung anzusetzen.

»Dann esst!« Unwillkürlich zuckte ich bei ihrer ärgerlichen Stimme zusammen. »Ihr könnt es brauchen!«

Ohne meine Worte aufzugreifen begann ich, mich über die Portion herzumachen. Es wurde ein Kampf gegen mein Völlegefühl, aber mein Wille war stärker, dafür war mir hinterher furchtbar schlecht zumute.

»Hat es geschmeckt?«, kam die ernste Nachfrage.

Mühsam rang ich mir ein Lächeln ab und nickte. Ich wollte nichts sagen, da ich fürchtete, mich beim Öffnen des Mundes zu übergeben.

Wulock verschwand kurz und als er wiederkam, winkte er uns heran. »Folgt mir, ihr werdet erwartet.«

Außerhalb des Lagers, auf einem kleinen Hügel, befand sich ein Höhleneingang.

»Geht dort hinein«, gebot uns der Waldriese, »aber ich rate Euch, ein Gastgeschenk mitzubringen.« Mit langen Schritten stapfte er davon.

Wir sahen uns an, zuckten nur die Schultern, und betraten die Höhle. Mir würde schon etwas einfallen.

Schon bald hörte ich Feuer knistern und musste mich gebückt vorarbeiten, dann konnte ich mich in einer druidisch anmutenden Höhle aufrichten. Wurzeln ragten aus der Decke und auf einfachen Holzpranken lagen verschiedene Gegenstände der Natur.

Zunächst bemerkte ich die Bewohner nicht, so sehr fügten sie sich in die Umgebung ein. Vielleicht übersah ich sie auch, weil sie so hässlich waren. Drei sehr große Frauen sahen uns aufmerksam an. Eine hatte eine grünliche Haut mit vielen Furunkeln, eine hatte ein langes Gesicht sowie dreckige Fänge und Krallen. Die Dritte war etwas kleiner und ihre Haut schimmerte bläulich.

»Hallo, Krisheena«, krächzte eine Hexe. Ihre Stimme war so alt und so schräg, dass mir die Haare zu Berge standen. Außerdem kannte sie meinen wahren Namen, und das alarmierte alle meine Sinne.

»Habt Ihr uns ein Geschenk mitgebracht?«, knarrte die nächste Hexe.

»Als kleine Aufmerksamkeit habe ich etwas für Euch, das sicherlich oft Verwendung findet«, ich zückte einen meiner beiden magischen Dolche und reichte den Knauf einer der alten Frauen. »Er wird niemals rosten und schneidet durch nahezu alles.«

Nacheinander testeten und befingerten die drei Hexen mein Geschenk, leckten daran, schnitten damit in ihr Fleisch und machten, was sie sonst noch für notwendig erachteten. Dann widmeten sie sich wieder uns.

»Ihr seid wegen der Bastion hier«, knatterte eine der Hexen und bewies mir, dass sie zumindest die Möglichkeit der Vorsehung beherrschten.

»Was könnt Ihr uns über diesen Ort berichten?«, fragte ich vorsichtig.

»Schon lange waren wir uns darüber einig: Etwas in der Bastion musste die Kriege überstanden haben. Und jemand sehr Törichtes hat dies offenbar aktiviert. Narren.« Wankend wanderte die Frau zu einem dampfenden Kessel und rührte etwas Bräunliches mit Brocken darin um. Es roch gar nicht mal schlecht.

»Und was ist mit den Geschichten, die sich um die Bastion ranken?«, Warf ich ein. »Geister und Menschen fressende Kröten?«

»Alles Bauernmärchen.« Mit einer knorrigen Hand fegte sie alle Zweifel beiseite.« Die Geister auf dem See sind nichts anderes als der Nebel, der sehr dicht werden kann. Und das Heulen stammt von den Bergen auf der Insel. Na, und die Kröten sind ungefährlich, außer für die vielen Mücken.« Ihr Lachen gackerte durch die Höhle. »Nähert Euch vom Süden.«

»Habt Ihr etwas gespürt von Toten, die umher wandeln?«

»Untote? Nein«, schüttelte sie ihr Haupt, dass die verfilzten Haare knirschten, »es ist eher so, dass die Bastion in letzter Zeit nur so vor Leben trieft.«

Dankbar für die neuen Informationen verließen wir die Hexen und wandten uns wieder der Bastion zu.

Am nächsten Abend erreichten wir mit unserem Tross den See. Wie erwartet war das Wasser voller fetter Kröten, deren lautes Quaken eine Unterhaltung erschwerte. Dichter Nebel waberte auf dem Wasser, und ein an- und abschwellendes Heulen ging selbst mir bis ins Gebein. Die Natur bot uns wahrhaft einen schauerlichen Empfang. Angesichts der ängstlichen Blicke in den Augen der Sterblichen musste ich lachen. Mehr noch lachte ich über meine Begleiterinnen, die nichts Besseres zu tun hatten, als sich um diese jämmerlichen Gestalten zu kümmern und sie mit Befehlen traktierten.

Moi’ra verbot jedem, Feuer zu machen und verstärkte noch die unheimliche Wirkung, als Dunkelheit die zusammengerotteten Sterblichen umhüllte. Sie konnten, im Gegensatz zu uns, nicht einmal mehr die Hand vor Augen sehen.

Kopfschüttelnd machte ich meinem Unmut über die Störenfriede Luft. Besonders Permeyah überhäufte ich mit Schmähungen. Sie war es gewesen, die unbedingt einen Tross hatte mitnehmen wollen.

Dann widmete ich mich wieder dem Grund unseres Aufenthaltes und sah mir die arkane Struktur des Ortes näher an. Die flackernden Farben, die mir die angerufene Kraft des Abgrundes aufzeigte, machten mir deutlich, wie unvernünftig es hier war, ätherisch zu werden. In der Luft spürte ich etwas Altes, lange Vergessenes, ein mir unbekanntes arkanes Wispern. Es war, als nutzte jemand eine sehr alte, psionische Sprache und sagte Zaubersprüche auf. Ich zog Vergleiche zu der Ausstrahlung eines Jendroien, den Meistern psionischer Kraft, aber was ich vernahm war anders, ein echotisches Wispern, fremdartig und doch vertraut. Je mehr ich darüber nachdachte, umso ungewöhnlicher empfand ich meine Entdeckung. Und so beängstigender.

Noch in den ersten Morgenstunden hatte Permeyah unser Gefolge dazu gebracht, mit dem Bau von Flößen anzufangen. Die Arbeitsgeräusche hallten durch den Wald und über den See.

»Wenn ich allein mit Gargarhaykal gereist wäre«, murmelte ich vor mich hin, »wäre das alles nicht notwendig.«

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