Kitabı oku: «Segel setzen (E-Book)», sayfa 5

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Werte und Führungsrolle der Lehrkraft

Vorab rückt die Lehrkraft in ihrer Persönlichkeit und Haltung in den Vordergrund. Eine Haltung erwächst durch die Reflexion über Werte und über die eigene Führungsrolle. Hier stellen sich folgende Fragen:

•Welche Werte leiten die einzelne Lehrkraft in ihrem unterrichtlichen Handeln, und welche Vorstellung von Klassenführung und Unterricht ergibt sich daraus für sie? Welches Bild aus der Vergangenheit prägt sie bezüglich selbst erlebter Muster von Klassenführung, auf das sie unter Stress gegebenenfalls zurückgreift? Welches Menschenbild vertritt sie? Welche Handlungswünsche leitet sie daraus ab – an sich selbst und an ihre Schülerinnen und Schüler? Welche Regeln und Routinen leitet sie daraus ab?

•Wie bringt die Lehrkraft Verantwortung, Empathie, Respekt, Vertrauenswürdigkeit und Kompetenz ins Klassenzimmer? Können die Schülerinnen und Schüler zu ihr Vertrauen fassen?

•Wie definiert die einzelne Lehrkraft ihre Führungsrolle, wie setzt sie diese im Klassenzimmer um?

•Welche Techniken der Klassenführung setzt sie ein?

•Welche Art der Gesprächsführung prägt die einzelne Lehrkraft?

•Wie reflektiert die Lehrkraft ihre eigene Persönlichkeitsentwicklung? Ist sie bereit, sich und ihren Unterricht zu reflektieren? Mit wem tut sie dies? Holt sie sich in der Klasse oder von einzelnen Kolleginnen und Kollegen ein Feedback und leitet transparent und sichtbar Maßnahmen daraus ab?

In Kapitel 3 mit den Abschnitten 3.1 bis 3.5 haben Sie ausführlich Gelegenheit zur Selbst-Reflexion in Bezug auf diese Fragen. Selbst-Reflexion schafft Selbst-Bewusstheit.

Gestaltungsmacht der Lehrkraft

Eine selbst-bewusste Lehrkraft kann in ihrem Handeln wählen und ist keiner Situation ausgeliefert. Sie kann wählen, durch welche Möglichkeiten der Beziehungs- und Unterrichtsgestaltung sie präventiv Lernangebote bietet und wann sie auf der Verhaltensebene kontrollierend eingreift. In dieser Bandbreite ist es der Lehrkraft möglich, im Klassenzimmer aktiv zu sein. Präventives Gestalten auf der Beziehungs- und Unterrichtsebene führt zu Angeboten an die Schülerinnen und Schüler, die diese verantwortungsvoll nutzen können. Wer über Angebote nachdenkt, muss nicht stören, sondern kann sich in das Geschehen konstruktiv einbringen und zum Gelingen beitragen. Kinder und Jugendliche zeigen «störendes» Verhalten vor allem dann, wenn sie sich selbst nicht wahrgenommen fühlen, keinen Anschluss an das Unterrichtsgeschehen finden und permanent ermahnt statt unterstützt werden. Wer erleben darf, dass auf die eigenen Bedürfnisse eingegangen wird, der kann auch die Bedürfnisse der anderen respektieren, wird davon weniger absorbiert und arbeitet konzentrierter: So entsteht Arbeitsfähigkeit. Die Lehrkraft gewinnt durch ihre präventive Gestaltung auf der Beziehungs- und Unterrichtsebene in den Aktionsbereichen Gruppe, Raum und Lernsituation (Abschnitt 3.6) mehr Zeit und Energie für die Unterstützung der selbstregulierten Lernprozesse und den Aufbau exekutiver Funktionen.

Solche Gestaltungsoptionen machen Lehrkräfte erfahrungsgemäß (wieder) handlungsfähig. Sie kommen heraus aus dem Gefühl des ewigen Reagierens im Verhaltens-Pingpong mit «schwierigen» Schülerinnen und Schülern und hinein in eine gestaltgebende, aktive Handlungsposition. Der Zwang, reagieren zu müssen, lässt allmählich nach. Damit finden sie oft endlich oder wieder Anschluss an ihre ursprünglichen Ideale und Ziele als Lehrkraft.

Proaktive und reaktive Verhaltenskontrolle

Der Bereich der Verhaltenskontrolle teilt sich in den

•Aspekt des proaktiven Handelns und in den

•Aspekt des reaktiven Handelns.

Alles präventive Gestalten ist proaktives Handeln ohne konkrete Störung. Bei einer sich abzeichnenden Störung kann die Lehrkraft oft nonverbal und diskret Signale senden («präventive Strategien») und das Problem «nebenbei» beheben, bevor es zu groß ist.

Reaktives Handeln sind Interventionen mit dem Charakter eines Stoppschilds; sie zeigen Schülerinnen und Schülern die ultimativen Grenzen auf, falls sie diese bis dahin noch nicht selbst erkannt haben sollten. «Bis hierher und nicht weiter!», lautet die Botschaft. Es geht darum, Führung zu zeigen und Einhalt zu gebieten.

Selbstregulation als Bezugspunkt

Allen Gestaltungsideen und ihrer Umsetzung durch die Klassenführung sollte die Überzeugung zugrunde liegen, dass sie der Selbstregulation jedes Schülers und jeder Schülerin förderlich sind. Dann ist nämlich zu erwarten, dass sich die «Unterrichtsstörungen» reduzieren, denn

•wer über den Rubikon geschritten ist, der ist am Lernprozess beteiligt;

•wer weiß, auf welches Ziel er hinarbeitet, der arbeitet für seine eigenen Ziele;

•wer Handlungsstrategien kennt, muss nicht andere fragen oder ins Nichtstun ausweichen;

•wer regelmäßig seine Handlungsfortschritte reflektiert, lebt bewusst im Lernprozess und kann ihn selbst mitsteuern.


ANKERPLATZ
Die Klassenführung soll grundsätzlich auf die Förderung der Selbstregulation der Schülerinnen und Schüler ausgerichtet sein. Durch präventive Maßnahmen werden sie in ihren Bedürfnissen wahrgenommen und unterstützt; Störungen rücken damit eher aus dem Fokus des Unterrichtsgeschehens, das Lernen dafür mehr ins Zentrum. Die Lehrkraft hat dafür zahlreiche Gestaltungsoptionen in Gruppe, Raum und Lernsituation.Die Lehrkraft reflektiert dabei über ihre Haltung und Persönlichkeit, um selbst-bewusst mit den Schülerinnen und Schülern Verantwortung zu gestalten. Ihre Werte und die Führungsrolle haben auf diese Prozesse großen Einfluss.

Anmerkungen zu Kapitel 2

[1]Helmke & Helmke, 2014, S. 9 f.

[2]Kounin, 2006, S. 82–84.

[3]Kounin, 2006, S. 148 f.

[4]Kounin, 2006, S. 149.

[5]Emmer & Evertson, 2009.

[6]Evertson, Emmer & Worsham, 2002; Emmer & Evertson, 2009.

[7]Emmer & Evertson, 2009; Evertson, Emmer, Sandford & Clements, 1983. Es folgt eine eigene Übersetzung der zentralen Kapitelüberschriften und relevanten Unterpunkte.

[8]Vgl. Evertson & Emmer, 2017. Die zehn Techniken wurden 2017 um diese elfte ergänzt.

[9]Meyer, 2003, 2004.

[10]Helmke, 2009, S. 168 f.

[11]Helmke, 2007, S. 46 f.

[12]Vgl. Nolting, 2012; Lohmann, 2003.

[13]Mayr, 2006.

[14]Lenske & Mayr, 2015, S. 71–84.

[15]Mayr, Eder, Fartacek, Lenske & Pflanzl, o. J.

[16]Hattie, 2009, 2014.

[17]Reinhardt, 2013.

[18][Waack], 2019; Hattie; 2014.

[19]Schüßler, 2011.

[20]Bartz, 2011.

[21]Kunter & Trautwein, 2013, S. 63 ff.

[22]Klieme, Knoll & Schümer, 2001, S. 51.

[23]Helmke, 2012, S. 71.

[24]Helmke & Helmke, 2014, S. 9.

[25]Vgl. Kunter & Trautwein, 2013, S. 63.

[26]A.a.O., S. 76 ff.; vgl. Klieme, Knoll & Schümer, 2001, S. 51.

[27]Kunter & Trautwein, 2013, S. 77.

[28]Wir beziehen uns teilweise auf die Checkliste «Kognitive Aktivierung» (Helmke et al., 2018).

[29]Vgl. Green & Green, 2005.

[30]Vgl. Martin, 2000.

[31]Hepting, 2008, S. 47–50.

[32]Von der Groeben & Kaiser, 2014, S. 36 f.

[33]Kunter & Trautwein, 2013, S. 77.

[34]Ebd.

[35]Vgl. Götz, 2011.

[36]Leitbild Realschule Lenningen, www.rs-lenningen.de/schule/leitbild/ [14.5.2020].

[37]Leitbild berufliche Schulen Kehl, www.bs-kehl.de/schulleben/leitbild/. [18.5.2020].

[38]ZNL, TransferZentrum für Neurowissenschaften und Lernen. www.znl-fex.de/weiteres/Exekutive-Funktionen/exekutive-funktionen.html [18.5.2019].

[39]Schmitz & Wiese, 2006.

[40]Achtziger & Gollwitzer, 2006, 278.

[41]Eccles & Wigfield, 2002.

[42]Zum Einfluss von Emotionen vgl. Frenzel & Stephens, 2011.

[43]Walk & Evers, 2013, S. 30. Eine andere Auflistung der exekutiven Funktionen finden Sie in Dawson & Guare, 2012, S. 25–28.

[44]Vgl. Walk & Evers, 2013.

[45]Eine hilfreiche Anleitung zum Training der exekutiven Funktionen im Alltag, auch für Eltern, finden Sie bei Dawson & Guare, 2012.

[46]Walk & Evers, 2013.

[47]Als Anregung für die Auseinandersetzung mit dem Thema Klassenführung dienten uns v. a. Klaffke 2013, Syring 2016 und Bastian 2016.

[48]Erstmals in Reinhardt & Warbinek, 2019a.


3Klassenführung – Rolle und Kompetenzen der Lehrkraft

Zwieback und anderen Proviant auffüllen, an Bord die nötigen Sicherheitsvorkehrungen treffen und für eine wohlwollende Atmosphäre sorgen, den Arbeitsplan für die Crew erstellen, die Route festlegen und die Segel entsprechend setzen – all das und noch viel mehr ist die Aufgabe von Kapitänin und Kapitän. Zu ihnen kommt man mit Anliegen jeder Art. Sie müssen organisieren, unterstützen und entscheiden und sind letztverantwortlich für alles, was auf dem Schiff geschieht. Das ist eine komplexe Rolle, in die jede Kapitänin und jeder Kapitän erst hineinwachsen muss. Weil sich immer wieder andere Situationen und daraus neue Herausforderungen ergeben, sind auch Schiffsführerinnen und -führer lebenslang Lernende. Nur so können sie ihre große Verantwortung wahrnehmen und die Aufgaben zeitgemäß erfüllen.

Natürlich gibt es auf einem Segelschiff und rund um die Seereise eine Reihe anderer Rollen, vor allem jene der Crewmitglieder. Im Schulalltag beeinflussen die Schülerinnen und Schüler, aber auch ihre Eltern maßgebend mit, ob die Unternehmung Unterricht gelingt. Sie wirken indirekt auf die Qualität der praktizierten Klassenführung ein.

Die Hauptrollen in der Unternehmung Unterricht gestalten sich folgendermaßen:

Die Lehrkraft

•nimmt eine wertegeleitete Führungsrolle ein, erweitert ihre Techniken der Klassenführung, schärft ihre Gesprächsführungskompetenzen, holt über ihren eigenen Unterricht Rückmeldungen ein und leitet notwendige Veränderungen ein,

•nutzt für die Beziehungs- und Unterrichtsgestaltung die Unterrichtskomponenten Gruppe, Raum und Lernsituation geschickt, um die Schülerinnen und Schüler in vertieften Lernprozessen zu unterstützen,

•kontrolliert durch proaktives und reaktives Handeln die Situation im Klassenzimmer.

Die Schülerinnen und Schüler

•nutzen das präventiv gestaltete Angebot für Beziehung und Unterricht,

•werden durch ein Training der exekutiven Funktionen und eine Unterstützung in der Selbstregulation zu einem verantwortungsvollen Handeln angeleitet.

Die Eltern

•beeinflussen das Unterrichtsgeschehen mit, ohne direkt Teil davon zu sein. Sie können die Ideen der Lehrkraft stützen und ihre Kinder dahingehend ermutigen; sie können durch Kritik oder fehlende Präsenz das Handeln der Lehrkraft abwerten und dadurch ihre Kinder entweder aufstacheln oder sich selbst überlassen.

Diese drei Parteien stehen im Folgenden der Reihe nach im Fokus. Weitere Beteiligte bekommen ihre Rolle zugewiesen und werden beschrieben, wenn es im dritten Teil des Buches um das ganze System Schule geht.

Für eine gelingende persönliche Klassenführung – auf dem eigenen Schiff – greifen die einzelnen Dimensionen und Aspekte der Gestaltungsmöglichkeiten ineinander, ja sie überschneiden sich immer wieder. Um des besseren Verständnisses willen werden sie teilweise künstlich voneinander abgegrenzt. Regelmäßige Verweise auf andere Kapitel und Abschnitte im Buch dienen dazu, die Überschneidungen wieder sichtbar zu machen.

Ihre persönliche Kompetenzentwicklung als Lehrkraft bildet den roten Faden der folgenden Ausführungen. Sie können an jeder Auseinandersetzung mit den einzelnen Dimensionen und Aspekten der Klassenführung wachsen. Kompetenz, Fähigkeiten und Erfahrung werden vielleicht – idealerweise analog zur Selbstregulation der Schülerinnen und Schüler – größer und größer. Dargestellt ist dies in Abbildung 11 durch den wachsenden Umfang der Kreise, die Sie im Verlauf der Lektüre und möglichen persönlichen Entwicklung im Rahmen der schuleigenen Bestrebungen ziehen. Ihr unterrichtliches Handeln ist in das System Ihrer Schule eingebettet. Dieser Zusammenhang wird immer wieder ersichtlich werden.


ABB. 11IHRE KOMPETENZENTWICKLUNG ENTLANG DES SPIRALFÖRMIGEN AUFBAUS DIESES BUCHES

3.1Klassenführung – die eigene Haltung klären

Wir freuen uns, nach den vorbereitenden Überlegungen nun mit Ihnen zusammen aufzubrechen zur «Reise durch Ihren Unterricht». Dabei werden Sie selbst entscheiden, welche Segel Sie in den Wind setzen wollen.

Wir laden Sie ein, sich bei der Reflexion über Ihre Führungsrolle und der Planung Ihrer eigenen Reiserouten begleiten zu lassen. Voraussetzung für jede Kompetenzentwicklung ist das «Ich will» aus dem Rubikon-Modell, daneben ist Reflexion ein Grundprinzip allen Lernens, wie wir bei dem Modell der Selbstregulation in Abschnitt 2.3 gesehen haben. Dazu möchten wir Sie gerne nun in Bezug auf Klassenführung ermutigen. Dabei können Sie sich auf dem ganzen Weg immer wieder an diesen drei Leitfragen orientieren:

1. Wo liegen meine Stärken? Was möchte ich unbedingt weiterentwickeln?

Überlegen Sie zunächst einmal, über welche Kompetenzen und Erfahrungen Sie bereits verfügen. Nur wenn Sie sich selbst als Könnerin oder Könner wahrnehmen, haben Sie überhaupt Lust, etwas Neues zu lernen. Sich zu fragen, was man entwickeln muss, ist defizitorientiert und kann ein Versagensgefühl verursachen. Überlegen Sie also, wie Sie bei der Lektüre an Ihre bereits vorhandenen Ressourcen anknüpfen und diese so weiterentwickeln können, dass Sie später in Ihren Planungen oder auch in stressigen Unterrichtssituationen verlässlich und möglichst entspannt darauf zugreifen können.

2. Was ist in meinem Kontext möglich? Was könnte ich im Kontext verändern?

«Das war an unserer Schule immer schon so» oder «Unsere aktuellen Strukturen geben diese Veränderung nicht her» drückt eine Haltung aus, die Entwicklung eher ablehnend gegenübersteht. Versuchen Sie, vorgegebene Strukturen auch zu hinterfragen. Keine Erfindung wäre geschehen, wenn die Erfinder gedacht hätten, dass so etwas noch nie da war und daher sowieso unmöglich ist – nach dem Motto: «Alle sagten, das geht nicht, da kam einer, der das nicht wusste, und hat es gemacht.» Sie können sich ja auf Ihren engeren Kontext konzentrieren: auf Ihre Klasse, auf Ihre Eltern, auf Ihre Fach- oder Teamkolleginnen und -kollegen. Wo können Sie hier im Kleinen etwas verändern? Später kann vielleicht auch die Schule mit ihren Strukturen insgesamt ins Blickfeld rücken. Das geht dann nicht ohne einen kollegialen Diskurs (siehe Kapitel 5).

3. Was/Wer kann mir helfen, Veränderungen zu planen und durchzuführen?

Kennen Sie gute Silvestervorsätze? Meist bleibt es bei den Absichtserklärungen. Damit es sich mit Ihren Veränderungswünschen und -plänen, die sich im Laufe der Lektüre entwickeln, anders verhält, können Sie sich für Ihr Veränderungsvorhaben «Verbündete» suchen. Ein kleiner Stein in der Hosentasche, eine Kette oder ein Anhänger funktionieren als Gedankenanker und helfen, die eigenen Muster zu unterbrechen. Wenn Sie beispielsweise beabsichtigen, im Unterrichtsgespräch künftig mehr Zeit und Geduld aufzubringen, dann könnten Sie in heiklen Momenten nach dem Anker greifen und sich an den Vorsatz erinnern. Oder bitten Sie eine Vertrauensperson aus dem Kollegium, mit Ihnen in regelmäßigen Abständen ein Reflexions- und Planungsgespräch zu führen. Vielleicht ergibt sich daraus sogar eine gegenseitige Unterrichtshospitation (Abschnitt 3.5, Abschnitt 5.2, Feedback, und Abschnitt 5.3, Kollegiale Kooperation). Bleiben Sie möglichst nicht allein. Lassen Sie sich unterstützen und verhelfen Sie dem Thema Klassenführung dadurch zu größerer Aufmerksamkeit an Ihrer Schule.


ORIENTIERUNGSPUNKTE FÜR DIE REISE
Das Bild der eigenen Klassenführung – Werte als Grundlage allen Handelns – Nähe/Distanz und Dauer/Wechsel – Menschenbild – Selbstwertgefühl – Assoziationen zur eigenen Rolle

Das Bild der eigenen Klassenführung

Unser Bild von Unterricht ist eine Segelreise mit klar verteilten Rollen, einer geteilten Verantwortungsübernahme auf dem Schiff und einer Crew, deren Mitglieder sich unterstützt fühlen, sich selbstwirksam erleben und gemeinsam zum Gelingen der Reise beitragen. Welches Idealbild prägt Ihren Unterricht? Vielleicht gleicht es eher einer Marineübung auf der Gorch Fock, dem Spiel einer Schiffskapelle, einem konzertanten klassischen Orchester, einem Fußballtraining, einem Kirchenbesuch, der berühmten Wanderung im Nebel, einer Wildwasserfahrt, einem Flug im Weltall oder dem bunten Treiben auf einem Marktplatz. Gleichgültig, wie das Bild ausschaut, es wirkt sich auf die Verhaltensweisen im Klassenzimmer aus.

Was wollen Sie mit Ihrem Bild für die Schülerinnen und Schüler und mit ihnen erreichen? Soll es um das Herstellen von hoher Sinnhaftigkeit für das Lernen gehen? Um die Steigerung des Selbstwirksamkeitserlebens und einen positiven Selbstwert? Um das Herausbilden von Kompetenzen und Leistung? Um Orientierung und Hilfe zur Selbsthilfe? Um Gesundheit? Wie viel Freude wollen Sie zulassen und vermitteln? Geht es um Lust oder Pflicht? Haben Lebensfreude und -zuversicht in Ihrem Klassenzimmer einen Platz?


REFLEXION
Nehmen Sie sich einen Moment Zeit und lassen Sie das Bild aufsteigen, das Ihre Idealvorstellung von Unterricht beschreibt.
Beschreiben Sie nun Ihre Assoziationen zu diesem Bild. Wodurch wird es bestimmt? Wie kommen Sie genau darauf? Worin liegt für Sie die Attraktivität des Bildes? Was ist für Sie an diesem Bild wichtig?
Welche Konsequenzen ergeben sich aus Ihrem Bild für–die Rolle der Schülerinnen und Schüler?–die Rolle der Lehrkraft?–den Umgang mit Fehlern?–die Art der Kommunikation?–den Umgang mit Konflikten?–Ihre Klassenführung im Allgemeinen?
Natürlich gründet sich Ihr Bild darauf, wie Sie Unterricht und Klassenführung selbst erlebt haben. Daher kann es interessant für Sie sein, sich mit Ihrer eigenen Schul- und Ausbildungsvergangenheit zu beschäftigen: Welche Lehrkräfte haben Sie besonders beeindruckt, gelangweilt oder gar abgestoßen? Wie würden Sie deren Unterrichtsbilder beschreiben? Was an dem jeweiligen Bild hat Sie angesprochen, überzeugt oder fasziniert? Was dagegen hat Ihnen nicht gefallen?

Werte als Grundlage allen Handelns

Ihre Einschätzungen gründen auf Ihren Grundwerten, die Sie im Laufe Ihres Lebens bewusst oder unbewusst ausgebildet haben. Um die entstandenen Bilder und deren Bewertungen also in Ihr Wertesystem einzuordnen, wollen wir im nächsten Schritt fragen: Wonach richten Sie sich in Ihrem Handeln? Welche Werte sind die Basis für Ihr Handeln heute und in Zukunft? Ihre Grundwerte sind Ihre handlungsleitenden Orientierungen. Aus den gelebten Werten entwickeln sich dann persönliche Stärken. Wir nutzen ein Dreiecksmodell, um Grundwerte des eigenen Lebens in einem ganzheitlichen System darzustellen. Es beruht auf einer Dreiteilung der Kräfte des Lebens, nämlich in die Bereiche Miteinander – Ordnung – Erkenntnis.[1]


ABB. 12WERTEDREIECK nach Varga von Kibéd/Sparrer

Ein Nachdenken über die drei Teilbereiche kann helfen, eine solide Basis für das Zusammenleben in der Klasse zu schaffen. Überlegen Sie sich deshalb, welche Werte Ihnen – sortiert nach den aufgeführten Lebensbereichen – wichtig sind. Die Liste bietet eine Auswahl, die Sie selbstverständlich durch andere Werte ergänzen können:


AchtsamkeitAkzeptanzAnerkennungAufmerksamkeitAusgeglichenheitAuthentizität
BegeisterungBeharrlichkeitBescheidenheitBesonnenheitBeweglichkeitBalance
DankbarkeitDisziplinEhrlichkeitEmpathieErfolgFairness
FlexibilitätFreiheitFreudeGelassenheitGerechtigkeitGesundheit
GlaubwürdigkeitGroßzügigkeitHerzlichkeitHilfsbereitschaftHöflichkeitHoffnung
HumorInteresseKonsequenzKreativitätLoyalitätMut
NachhaltigkeitNeugierdeOffenheitPünktlichkeitPräsenzResonanz
RespektSelbstvertrauenSorgfaltToleranzTransparenzTreue
UnabhängigkeitUnverwechsel-barkeitVerantwortungVertrauenZielstrebigkeitZuverlässigkeit


WERTEDREIECK

Natürlich sieht eine Klassenführung mit Werten wie in der linken Grafik völlig anders aus als eine mit Werten wie im Modell rechts.


ABB. 13MÖGLICHE WERTEDREIECKE

Während Sie links vermutlich rigoros Regeln vorgeben und deren Einhaltung ohne Diskussion einfordern, führen Sie rechts eher ein Klassengespräch, in dem alle zusammen gemeinsame Regeln suchen und mit konkreten Verhaltensweisen beschreiben, sodass sie jeder und jede zuverlässig umsetzen kann.[2]


REFLEXION
Um Ihr Bild von Klassenführung auf Ihre Werte hin zu reflektieren, können Sie die folgenden Fragen beantworten:Woran können Sie erkennen, dass Sie genau diese Werte in Ihrem Unterricht leben?
Welche Ziele verfolgen Sie demnach mit Ihrer Klassenführung?
Woran können Ihre Schülerinnen und Schüler diese handlungsleitenden Orientierungen und Ihre Ziele erkennen? Woran Ihre Kolleginnen und Kollegen? Woran die Eltern?
SCHÜLERINNEN UND SCHÜLERIHR HANDELN BEZÜGLICH
Gestaltung von BeziehungenIhr Wert:ManagementIhr Wert:Entwicklung von Mensch und OrganisationIhr Wert:
kommen zu spät
beleidigen andere
rauchen auf dem Schulgelände
schwänzen die Schule
Welche eigene(n) Situation(en) würden Sie gerne noch reflektieren?

Türler ve etiketler

Yaş sınırı:
0+
Hacim:
575 s. 160 illüstrasyon
ISBN:
9783035516494
Yayıncı:
Telif hakkı:
Bookwire
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