Kitabı oku: «In der Waldklause - Märchen für kleine und große Kinder bis zu 80 Jahre und darüber», sayfa 3

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In der
Waldklause
Erlebnisse des Waldbruders im ersten Jahre
Frühling

Drei Gedichte

Veilchenjagd

Wallfahrt

Das Geheimnis des Osterhasen

Aprilscherze

Der Wettlauf

Wahltag

Maifest

Maiandacht

Das arme Bienchen

Frau Nachtigall

Königin Aschenputtel

Prinz Asche und Prinzessin Puttel

Frühling

Ei, was fällt dem Bächlein ein?

Spring so wild von Stein zu Stein,

Freut sich, dass der Schnee zerronnen,

Und die Blumenkinder – schau!

Weiß und gelb und rot und blau,

Wie sie stillvergnügt sich sonnen!

Vögel pfeifen froh vom Tanz,

Schlagen Takt mit ihrem Schwanz.

Alles schwimmt in Maienwonnen,

Und es tanzen Halm und Strauch,

Bruder, das ist Frühlingsbrauch,

Schürz‘ den Rock und tanze auch!

Herr Frühling fegt den Schnee hinaus

Und pflückt sich einen Blumenstrauß.

Wenn linde Maienlüfte wehen,

Dann lässt sich gut spazieren gehen.

Im Frühling, wenn es blüht und mait,

Juchhei, das ist wohl schöne Zeit!

Der Himmel blau, die Erde grün,

Waldbruders Herz will auch noch blühn.

Veilchenjagd

Nun sieh einer an! Da kommen die braven Kinder singend heranmarschiert! Die Knaben tragen grüne Zweiglein an der Mütze, die Mädchen haben Kränze von weißen Anemonen und gelben Primeln im Haar. Das sieht allerliebst aus, aber werdet mir nur nicht eitel! Und noch eins! Reißt mir nicht mutwillig alle die lieben Blumen ab, das kann ich nicht leiden. Ein Kränzlein oder ein Sträußein lasse ich gelten, besonders wenn ihr das Sträußlein in Wasser stellt, dass eure Stube daheim hell und freundlich wird. Noch schöner finde ich es, wenn ihr ein Kränzlein vor das Kruzifixbild hängt, das draußen vor dem Walde am Wege steht. Das ist ein Gruß für den lieben Heiland und gilt so viel wie ein Gebet.

Nun setzt euch nieder! Die Sonne scheint heute so warm, dass wir ruhig im Freien vor meiner Klause sitzen dürfen. Setzt euch der Reihe nach auf den Fichtenstamm! Den hat der Sturm vor Wochen umgeworfen, und so hat der wüste Geselle für uns eine Bank besorgt.

Seht ihr, die Brombeeren haben schon grüne Blätter, und der Weißdorn auch, wenn sie auch noch klein sind. Und aus allen Gesträuchen schauen die Anemonen heraus mit ihren weißen Gesichtchen. Taubnesseln blühen auch schon, rote und weiße, und eine dicke Hummel brummelt vergnügt vor einer Blüte zur nächsten und leckt die süßen Schüsselchen aus. Hummeln sind rechte Leckertanten, sie wollen viel Zucker in ihrem Frühstückskaffee haben.

Draußen vor dem Walde hat die Feigwurz die Hecke vollgestreut mit Goldsternen, und drunten am Bache hat die Primel den ganzen Wiesenteppich mit Gold bestickt. Ich war noch nicht dort, aber Frau Amsel hat es gesagt, und sie ist eine ernste Person, man muss ihr Glauben schenken. Sie kann auch sehr lustig sein, obwohl sie immer ein schwarzes Kleid trägt. Neulich, als großer Ball war im Walde, hat sie tüchtig mitgetanzt, und dazu hatte sie den Schnabel ganz neu vergolden lassen.

Es gibt überhaupt so viel Gold auf der Welt, dass ich nicht begreife, warum die Menschen immer so klagen über Geldnot. Aber – was ich eigentlich sagen wollte – habt ihr auch schon ein Veilchen gefunden? Solange man noch kein Veilchen gefunden hat, weiß man gar nicht recht, ob es wirklich Frühling ist. Ich muss euch doch mal erzählen von meiner Veilchenjagd.

Es war mir schon einige Male so vorgekommen, als ob ich sie gerochen hätte. Wenn ich dann meiner Nase nachging, konnte ich nichts finden. Ich sagte mir: Du hast doch den Geruch nicht an dir selbst, denn ein alter Waldbruder riecht eher nach Knaster und dergleichen als nach Veilchen. Ich ging also los und ließ mein Stummelpfeifchen eigens zu Hause, um schärfer riechen zu können. Erst wandte ich mich an den Junker Waldmeister, denn ich hatte von der Frau Elster gehört, dass er nach dem Veilchen freit. Frau Elster weiß alles, was zehn Stunden in der Runde passiert, und plaudert alles aus. Junker Waldmeister stand zierlich in seinem grünen Jägerröckchen am Wege, das Hütchen keck auf einem Ohre. Wirklich ein nettes Bürschlein!

»Lieber Junker«, sagte ich artig, »ist Eure Jungfer Braut schon angekommen?«

Aber die Junker sind mitunter ungnädig. Er drehte sein Schnurrbärtchen und schnarrte: »Macht, dass Ihr weiterkommt, Waldbruder! Ihr riecht nicht gut, entweder schnupft Ihr, oder Euer Tabak taugt nichts.«

»Mit Verlaub«, sagte ich, »wie steht es denn mit der Jungfer Braut?«

»Was für eine Braut?«, schnarrte er.

»Na«, sagte ich, »ich meine das liebe Veilchen.«

Da setzte er eine hochmütige Miene auf und erwiderte: »Ihr seid auf dem Holzwege, Waldbruder! Ich habe die besten Aussichten, dass die hochgeborene Prinzessin Rebenblüte vom Rhein mir ihre edle Hand reicht.«

»Dann wünsche ich viel Glück«, sagte ich und ging weiter.

So kam ich zum Schwarzdorn, der stand in voller Blüte. »Herr Schwarzdorn, Ihr macht aber Staat, dass einem fast die Augen vergehen«, sagte ich, um ihn gutzustimmen.

Er blähte sich auf und brummte: »Nicht wahr?«

Als ich aber nach dem Veilchen fragte, tat er ganz erstaunt: »Veilchen? Kenne ich nicht! Hat die so viele Blumen wie ich?«

Ich sagte: »Nein, bei Weitem nicht, aber es ist eine Person aus guter Familie …«

»Kenne ich nicht«, unterbrach er mich, und ich ging weiter.

Da lief mir ein Käferchen über den Weg. »Heda«, rief ich, »kleiner Mann, hast du das Veilchen gesehen oder vielleicht gerochen? Es riecht nämlich sehr schön.«

Der kleine Mann guckte mich verdrießlich an und knurrte: »Bin ich ein kleiner Mann, dann bist du ein großer, dicker, plumper Mensch, und für Düfte interessiere ich mich nicht. Mein Name ist Aaskäfer.« »Entschuldige, mein Freund«, sagte ich, »aber vielleicht hast du …«

Er ließ mich gar nicht aussprechen. »Nein«, sagte er, »ich habe nicht. Aber hast du nicht unterwegs eine tote Maus liegen sehen? Es riecht hier so lecker.«

»Pfui!«, sagte ich und ging weiter, er auch.

Da kam eine Meise vorbeigeflogen, Meisen sind sehr klug. »Frau Meise, einen Augenblick!«, rief ich sie freundlich an, »ich habe Euch im Winter eine Speckschwarte gegeben …«

»Wie? Wie? Speckschwarte? Wo?«, zwitscherte sie und kam näher.

»Sagt mal, wisst Ihr nicht, wo das Veilchen wohnt?«, fragte ich.

Da lachte sie: »Veilchen ist keine Speckschwarte, Ihr närrischer Waldbruder! Draußen an der Hecke vor dem Walde, an der Südseite – lebt wohl! Hab‘ keine Zeit! Ziwi!« Weg war sie.

Ich folgte der Weisung, und da habe ich das Veilchen gefunden. Der Duft verriet seine Anwesenheit, aber ich musste noch lange suchen, denn es versteckte sich unter den Blättern.

»Veilchen«, rief ich, »wo bist du?«

»Hier!«, kicherte ein Stimmchen.

»Wo? Ich sehe dich nicht!«

Da hörte ich wieder kichern: »Hier! Suche mich!«

Endlich fand ich es. Es lugte mit blauen Äuglein aus seinem Versteck, und in jedem Äuglein glomm ein goldenes Fünklein. Die ganze Luft war voll wie vom süßesten Weihrauch. Nun wusste ich sicher, dass es Frühling war, und ihr wisst es jetzt auch.

Wallfahrt

Im Walde ist ein lustiges Leben, aber dabei sind wir auch fromm. Die guten Tierlein können freilich nicht beten, sie dienen Gott auf ihre Weise, und der Herrgott ist mit ihnen zufrieden.

Von dem Waldbruder verlangt er etwas mehr, besonders in der heiligen Fastenzeit. In dieser muss jeder gute Christ frömmer sein und mehr tun zu Gottes Ehre als gewöhnlich. Darum hatte ich mir schon lange vorgenommen, eine kleine Wallfahrt zu machen zur Schmerzhaften Mutter Maria. Sie hat nämlich ein kleines Kapellchen, weit hinten im Walde, wo zwei Wege sich kreuzen. Es ist nur ein kleines, armseliges Kapellchen, und das Bild der Schmerzensmutter ist schon stark verblasst, aber man kann dort andächtig beten.

Erst wollte es mir gar nicht passen mit der Wallfahrt, weil ich Rheuma im linken Knie hatte und den weiten Weg nicht gut machen konnte. Da hat mir der Weidenhofbauer ein Katzenfell gegeben. Er hat nämlich seinen alten Kater totgeschossen, weil er ihm immer in den Taubenschlag kletterte, und das gute Fell von diesem bösen Kater hat mir mein Rheuma weggenommen.

So machte ich mich denn des Morgens früh auf den Weg, den Rosenkranz in der einen Hand und den dicken Kreuzdornstock in der anderen und das linke Knie mit dem warmen Katzenfell umwickelt. Kaum hatte ich meine Wallfahrt angetreten, da kam Jungfer Reh mir entgegen und fragte, ob sie mitgehen dürfe. Sie ist fromm von Natur und auch schweigsam, darum erlaubte ich es ihr gern. Als aber Frau Häsin sich zu uns gesellte, musst ich ihr erst eine ernste Vermahnung geben, denn sie ist schwatzhaft.

Meister Igel schloss sich auch an, und das war mir eine Beruhigung; er hält nämlich sehr auf Ordnung, und jedes Mal, wenn Frau Häsin anfangen wollte zu plappern, piekte er sie mit seinen Stacheln. Frau Amsel saß auf dem Nest, als wir vorbeikamen. »Wie gerne ginge ich mit!«, rief sie, »aber ich muss brüten. Ich will meinen Mann rufen, dem wird eine Wallfahrt guttun.« Aber Herr Amsel war ausgegangen. Wir waren schon weit, da hörten wir Frau Amsel immer noch rufen und schelten, ohne dass eine Antwort kam.

»Ja, diese Männer!«, seufzte Frau Häsin und fügte »Au! Au!« hinzu, denn Meister Igel hatte sie gepiekt. Unsere Prozession wurde immer größer, denn von allen Seiten schlossen sich die Tierlein und Vöglein an, Frau Eichhörnchen und das Rotkehlchen, Meister Maulwurf und zwei junge Frösche und viele andere. Auch die dicke Frau Hummel flog mit und spielte unterwegs die Orgel, sodass es recht feierlich wurde. Meister Grimbart, der Dachs, hatte keine Lust; er sagte, er fühle sich zu schwach von seinem strengen Fasten. Meister Specht war natürlich auch dabei und lachte ein paarmal in unpassender Weise.

Aber ich bin daran gewöhnt, und es stört mich weiter nicht. Ich betete einen Rosenkranz nach dem anderen, und die Tierlein zogen sittsam hinter mir her. So kamen wir zu dem Kapellchen, und da wurden die Tierlein mäuschenstill. Die liebe Schmerzensmutter saß so traurig da und hielt den blutigen Leichnam ihres Sohnes auf den Knien. Der Efeu, der an dem Gemäuer hochgekrochen war, zitterte vor Mitleid und weinte blanke Tränen.

Da erzählte ich den Tierlein von dem bitteren Leiden und Sterben des Heilandes, und sie sperrten Schnäuzlein und Schnäbelchen auf und horchten.

»Du bist ja dabei gewesen, gutes Rotkehlchen!«, sagte ich.

»Ach ja«, seufzte das Rotkehlchen, »ich wollte ihm die bösen Nägel aus den Händchen ziehen, aber es ging nicht. Seht, meine Brust ist noch ganz rot von Blut.«

Meister Igel richtete all seine Stacheln auf und brummte: »Dieser Judas! Das war ein böser Mann! Wenn ich den einmal tüchtig pieken könnte!«

»Waldbruder«, sagte Frau Eichhörnchen und wischte sich mit dem dicken Schweife die Tränen aus den Augen, »was ist denn aus den dreißig Silberlingen geworden, die Judas bekommen hatte?«

Ich dachte nach und sagte: »Er hat sie in den Tempel geworfen, und dann haben die Hohenpriester von dem Töpfer einen Acker dafür gekauft, den Blutacker, auf dem man die Selbstmörder begraben hat. Mehr weiß ich nicht, denn mehr steht nicht im Buche.«

»Ich weiß es ganz genau«, sagte eine Stimme. Sieh, da kam ein altes gebücktes Mütterlein herangehumpelt, das hinter dem Kapellchen gesessen hatte mit seinem Rosenkranz. Es war steinalt und ganz runzelig. »Wer seid Ihr denn Mütterlein?«, fragte ich.

Sie hockte sich auf die Betbank nieder und stützte sich mit zitternden Händen auf den Stock. »Ich heiße Legende«, sagte sie und lächelte freundlich, sodass man den einzigen Zahn sehen konnte, den sie noch hatte. »Hört zu, ich will euch von den dreißig Silberlingen erzählen.«

Nach einer kurzen Pause hob das Mütterlein Legende an zu erzählen. »Es war Blutgeld, und der Fluch Gottes ruhte auf diesen dreißig Silberlingen. Ihr wisst, Judas hat sich erhängt, und der Töpfer, der das Geld bekam, hat es ebenso gemacht. Er war ein böser, geiziger Mann und geriet in Verzweiflung, als ihm sein Geld gestohlen wurde. Die Diebe haben das Geld vertrunken in einem Wirtshause und sind dabei in Streit geraten, sodass einer erstochen wurde. Der Wirt hat viele Leute unglücklich gemacht, denn in seiner Schenke herrschte ein wüstes Leben. Seine Tochter hat sich für dreißig Silberlinge ein seidenes Kleid gekauft, und dann ist sie in die weite Welt gelaufen und verdorben. Der reiche Kaufmann, von dem sie das seidene Kleid gekauft hatte, war ein verschwenderischer Mann; er fiel in die Hände eines Wucherers und wurde ganz arm. Der Wucherer hatte das Geld ausgeliehen auf Wucherzinsen und eine arme Witwe damit unglücklich gemacht. Die arme Witwe hatte sich Brot dafür gekauft. So kam das Geld in die Hände eines Bäckers, der die Leute immer betrogen hatte mit viel zu kleinen Brötchen. Der Sohn des Bäckers, der die dreißig Silberlinge geerbt hatte, hat sie vergeudet, und nun sind sie in der ganzen Welt zerstreut. Wo sie hinkamen, haben sie das andere Geld angesteckt mit ihrem Fluche. Einige Stücke kamen in eine fromme Hand. Sie wurden eingeschmolzen für ein Weihrauchfass und dienen nun der Ehre Gottes, und der Fluch ist von ihnen genommen. Ein paar Stücke wurden als Almosen gegeben, sie sind durch die gute Tat gereinigt. Aber die anderen verbreiten immer noch Fluch, und kein Mensch, der Geld annimmt, weiß, ob nicht etwas von diesem Blutgelde dabei ist. Seht, das ist die Geschichte von den dreißig Silberlingen.«

Das Mütterlein schwieg, und die Tierlein horchten noch immer.

Da rief das Rotkehlchen: »Wie gut ist es doch, dass wir kein Geld brauchen! Es ist ein hässliches und unheimliches Ding!«

Und ich, liebe Kinder, freue mich auch, dass ein Waldbruder arm sein muss und kein Geld in seinem Sacke hat. Leider können die anderen Menschen es nicht so gut entbehren wie euer Waldbruder.

Das Geheimnis des Osterhasen

Als ich noch in der Welt war, liebe Kinder, habe ich mir oft den Kopf zerbrochen über das Geheimnis des Osterhasen. Ich konnte es nicht recht glauben, dass ein Hase Eier legen könne und dazu so schöne bunte. Jetzt, da ich im lieben Walde wohne und mit den lieben Tierlein so vertraut bin, wollte ich gern dahinterkommen und das Geheimnis ergründen. Zuerst wandte ich mich an die Frau Häsin, denn ihr traute ich das Eierlegen noch eher zu als dem Meister Lampe, ihrem Manne.

Eines Morgens, als sie gerade den Kohl in meinem Gärtchen besichtigte, ging ich zu ihr hinaus. »Guten Morgen, Frau Häsin«, sprach ich sie an, »hat Ihr gut geschlafen?«

Sie legte die langen Löffel auf den Rücken, wischte sich mit der Pfote durch die Augen und seufzte: »Ach, Waldbruder, ich kann es immer noch nicht vergessen, dass Reineke zu Fasnacht meine beiden Kinderchen abgemurkst hat. Wir haben ja eine zahlreiche Familie, und es wird schon wieder Nachwuchs kommen, aber diese beiden waren so allerliebst und auch so begabt. Das eine hieß Mümmelpeter und das andere Hoppelfritz. Die Klugheit hatten sie von dem Papa und die Schönheit von mir.«

Ich tröstete sie, so gut es ging, und kam dann auf die Ostereier zu sprechen.

»Damit habe ich nichts zu tun«, sagte sie kurz. Ich fragte, ob Meister Lampe, ihr Mann, vielleicht die Ostereier lege. Sie strich ihren Schnurrbart, denn beim Hasengeschlecht haben auch die Damen einen Schnurrbart, aber einen kleinen, feinen, der sehr niedlich aussieht.

»Dass er sie selbst legt, glaube ich nicht«, antwortete Frau Häsin, »im Übrigen ist das sein Geheimnis. Ich habe ihn einmal danach gefragt, und da hat er mir einen hinter die Löffel gehauen. Fragt ihn selbst, Waldbruder!«

Damit hoppelte sie in den Wald. Sie hatte ihre Schürze voll Kohl und wahrscheinlich ihr Bäuchlein auch. Ich hörte sie noch seufzen: »Ach, Mümmelpeterchen, ach, Hoppelfritzchen!« Und sie war verschwunden.

Meister Lampe wollte ich lieber gar nicht fragen. Ich suchte Frau Elster auf, die über alles Bescheid weiß, was im Walde passiert.

»Waldbruder«, plapperte sie in ihrer geschwätzigen Art, »er hat damit etwas zu tun, das ist sicher, aber ich kann ihm noch nicht hinter die Schliche kommen. Dass er die Ostereier selbst legt, glaube ich nie und nimmer. Dazu sind die Mannsleute viel zu dumm. Vielleicht stiehlt er sie. Was gebt Ihr mir, wenn ich es herausbringe?«

Ich versprach ihr ein Stück Speck.

»Gut«, sagte sie, »legt noch eine dicke Käserinde dazu, dann will ich’s versuchen.«

»Es gilt«, antwortete ich, und sie flog plappernd und schnatternd in den Wald.

Am anderen Morgen pickte sie an mein Fensterlein.

»Den Speck her, Waldbruder!«, rief sie, »ich weiß es jetzt.«

»Erst das Geheimnis«, sagte ich.

»Nein, erst den Speck«, und sie hackte gleich hinein.

»Er ist ein bisschen ranzig«, bemerkte sie, »und wo ist die Käserinde?«

»Nichts da, Frau Elster«, sagte ich. »Ihr wollt mich betrügen, Ihr wisst nichts.«

Da wippte sie feierlich mit dem langen Schwanz und flüsterte geheimnisvoll: »Nun, dann passt gut auf. In dem Wall hinter dem Waldteich ist ein großes Loch. Da hat Meister Lampe sein Lager. Es ist ganz voll von Ostereiern, und es sind richtige Eier, ich habe selbst eins probiert. Nun aber erst die Käserinde!«

Ich holte sie. Frau Elster griff danach und flog auf den nächsten Baum. »Holla«, rief ich, »wo kriegt er die Ostereier denn her?«

»Fragt ihn selbst«, lachte sie und flog weiter.

Frau Elster ist eine unzuverlässige Person, aber etwas wusste ich nun doch. Ich beschloss, selbst nachzuforschen, und ging in der Abenddämmerung zum Waldteich. Ich fand das Loch erst nach langem Suchen, denn es lag gut versteckt unter Farnkräutern. Verwundert schlug ich die Hände zusammen, denn da lagen wohl an die hundert Ostereier, schön bemalt in allen Farben, rot und gelb und blau. Gerade kam Frau Elster heran, um wieder eins zu probieren, aber ich trieb sie fort, so viel sie auch schimpfte. Dann versteckte ich mich hinter einem Wacholderstrauch und wartete. Nicht lange, da kam Meister Lampe leise herbeigehuscht. Er stutzte und schnüffelte herum.

»Da ist einer gewesen«, murmelte er, »na, wahrscheinlich ist der Waldbruder hier vorbeigetrampelt mit seinen plumpen Füßen.« Dann fing er an, die Eier zu zählen, und er war noch nicht damit fertig, als ein heller Schein durch den Wald flog. Meister Lampe setzte sich auf die Hinterfüße und machte ein artiges Männchen. Zwei wunderschöne, schneeweiße Engel kamen von oben durch die Wipfel und trugen einen großen Korb zwischen sich, der ganz voll war von bunten Ostereiern.

»Langsam«, rief der eine, »sonst fallen die Eier heraus.«

»Der Korb ist so schwer«, sagte der andere, »der Arm wird mir ganz lahm.«

Da lachte der erste: »Ach, Bruder, er ist doch lange nicht so schwer wie der große Stein, den wir damals vom Grabe weggewälzt haben.«

Ich merkte nun, dass es die beiden Osterengel waren, die bei der Auferstehung erschienen, und dachte, wo sie die Eier wohl herhätten.

»Meister Lampe«, rief der eine wieder, »jetzt hast du wohl bald genug. Mutter Annas Hühner legen ja fleißig, aber die heilige Martha hat Pech gehabt, sie hat so viele Hähne bei der letzten Brut gehabt.«

Meister Lampe verneigte sich artig und sagte: »Ein paar Dutzend muss ich doch noch haben, sonst komme ich nicht aus.«

Sie packten die bunten Eier aus. Dann sagte der zweite Engel: »Gut, wie bringen morgen noch einen Korb voll. Dann ist es genug. Wir haben schon seit acht Tagen keinen Eierkuchen mehr bekommen im Himmel. Die kleinen Engel wollen schon verdrießlich werden.«

Dann befahlen sie ihm, die Eier ganz vorsichtig wegzutragen und in den Gärten zu verstecken. »Aber bloß, wo artige Kinder sind. Bedenke wohl, wenn du keins zerbrichst, dann wird dich das ganze Jahr kein Jäger treffen mit seinem Mordgewehr.«

Husch, weg waren sie mit dem leeren Korb. Meister Lampe bog vorsichtig das Farnkraut über die Höhle und hoppelte nach Hause. Nun wusste ich Bescheid, und ihr wisst es auch, aber sagt es nicht weiter. Sonst bin ich euch böse, ich, euer Waldbruder.