Kitabı oku: «Das Herz des Zauberers», sayfa 2

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Mit gerunzelter Stirn beobachtet der Mann jede Regung in meiner Miene. Vermutlich bin ich ähnlich nervös wie er. »Wir starten einen Test«, bestimme ich. »Wenn ich verschwunden bin, zählt bis zehn. Dann versucht, mir eine Nachricht zu übermitteln. Konzentriert Euch ganz auf mich. Verdrängt alle anderen Gedanken. So sollte es möglich sein, mich zu erreichen, ohne gleichzeitig jede Eurer Überlegungen an mich zu schicken.«

»Ganz wie Ihr wünscht.«

Nach einem Nicken in seine Richtung transportiere ich mich ein paar Fuß weiter weg. Immer noch befindet er sich in Sichtweise, doch ich bin für ihn nicht sichtbar hinter einem Busch versteckt. Wie von mir gefordert, dauert es zehn Sekunden, bis die Worte des Soldaten in meinem Ohr erklingen.

»Könnt Ihr mich hören?«, fragt er mit angespannter Stimme.

»Ja, die Verbindung funktioniert ohne Schwierigkeiten«, antworte ich. »Haltet die Stellung, und sagt mir Bescheid, sobald es Neuigkeiten gibt.«

Ich warte die Bestätigung des Soldaten ab, bevor ich zum nächsten Lager unserer Gegner springe. Dort informiere ich den nächsten Soldaten, der sich verborgen hält und unsere Feinde beobachtet. Auch zu ihm stelle ich eine Verbindung her. Langsam arbeite ich mich durch alle Lager, bis mir nur noch eines übrig bleibt.

Die Truppe, in deren Besitz sich das seltsame Gerät befindet, habe ich mir für den Schluss aufgehoben. Meine Beunruhigung hat jetzt eine neue Ebene erreicht. Ich sehe die Umgebung jetzt mit ganz anderen Augen.

Hier soll der Überfall auf unsere Gegner stattfinden. An diesem Ort wird sich entscheiden, ob wir unsere Übermacht und das Überraschungsmoment nutzen können, um unsere Feinde auszuschalten. Wenn es mir gelingt, die Maschine zu zerstören, wird das möglicherweise unserer Sache von Nutzen sein. Doch wenn ich mich irre, wenn ich dadurch alles nur noch schlimmer mache, weil die Magie sich ungestört ausbreiten kann, und von den Füßen fegen kann …

Eigentlich kann es nicht schlimmer werden, als es jetzt ist. Wir müssen unseren Vorteil nutzen, solange er noch besteht. Besonders, da nach Umocks Verschwinden die Gefahr besteht, dass unsere Feinde uns nun doch ausfindig machen können. Deshalb kehre ich in unsere Basis zurück, um mich bei Manekas’ Ratgebern über den Verlauf der Vorbereitungen zu erkundigen. Im Gegenzug berichte ich von der erfolgreichen Visite bei unseren Feinden.

»Wir brauchen noch etwas Zeit«, stellt Sikiwer fest. »Könnt Ihr unsere Verbündeten über unseren Plan informieren?«

Ein Danke für meine Mühe wäre nett. Nachdem ich seit Stunden meine Magie einsetze, breitet sich langsam Müdigkeit in mir aus. In der letzten Nacht habe ich dank Umock zwar meine Überwachungstätigkeit ruhen lassen können. Zum Schlafen bin ich durch seinen unerwarteten Besuch allerdings auch nicht gekommen. Wenn man bedenkt, wie erschöpft ich bereits gestern gewesen bin …

Ich nicke und transportiere mich zuerst in meine Hütte. Dort beuge ich den Oberkörper vor und stütze mich auf meine Oberschenkel. Alles in mir drängt mich, Umock zu rufen. Möglicherweise erscheint er, wenn ich ihn darum bitte. Mein Stolz verbietet mir dies allerdings. Solange ich das Gefühl habe, die Situation würde mir nicht gänzlich entgleiten, werde ich mich vor dem König der Nebelseelen nicht demütigen, indem ich ihn auf den Knien um seine Rückkehr und Unterstützung bitte.

»Ist alles in Ordnung?« Janifiks leise Stimme erklingt so unerwartet neben mir, dass ich zusammenzucke.

»Ja, natürlich.« Ich richte mich auf. »Die Transportationen sind anstrengend für meinen Körper. Ich brauche nur einen kurzen Moment für mich.«

»Ihr überanstrengt Euch. Habt Ihr heute schon etwas gegessen?«

Darüber muss ich nachdenken. Schließlich schüttle ich den Kopf.

Janifik legt eine Hand auf meine Schulter und dirigiert mich zum Stuhl neben dem Esstisch. »Ihr müsst auf Euch achten. Wir alle sind Euch für Eure Taten zu großem Dank verpflichtet. Wir brauchen Euch. Wenn Ihr vor Erschöpfung zusammenbrecht, sind wir verloren.«

Auch wenn er mit dieser Einschätzung falsch liegt, tut es gut, zu hören, dass man meine Arbeit anerkennt. Vielleicht sollte ich nicht so sehr danach gieren. Ich bin genug, erinnere ich mich. Die Bestätigung von außen darf mir nichts bedeuten. In Zukunft will ich von niemandem abhängig sein. Ich möchte niemanden mehr brauchen. Ab jetzt kämpfe ich mich allein durch diese Welt. Ich habe Elevander verloren. Umock hat mich verlassen. Mein Großvater steht schon lange nicht mehr an meiner Seite. Nun nehme ich mein Leben selbst in die Hand und gehe meinen Weg allein. Dann kann mich niemand mehr verletzen.

Trotzdem kann ich zulassen, dass man sich um mich sorgt. »Danke, Janifik. Vielleicht bist du in der Lage, mir eine Schüssel Eintopf und eine Scheibe Brot zu besorgen, bevor ich wieder aufbreche? Meine Magie wird es mir danken, wenn ich ein paar Minuten hier sitzen bleibe.«

Der Soldat nickt mir zu und eilt dann davon. Es scheinen nur wenige Augenblicke vergangen zu sein, als er auch schon mit einer Schüssel Brei und Brot zurückkehrt. »Es tut mir schrecklich leid. Der Eintopf ist bereits gegessen. Ich habe Euch aber etwas anderes gebracht, das Euch Kraft schenken wird.«

Noch einmal bedanke ich mich bei ihm. Ich schaufle die Nahrung in mich hinein und merke erst jetzt, wie hungrig ich wirklich gewesen bin. Selbst den letzten Rest des Bribri-Breis, um den ich normalerweise einen großen Bogen mache, schiebe ich mir mit dem Brot in den Mund. So sehr ich die Bitterkeit der Bribri sonst hasse, umso mehr gibt mir das nun die Energie, die mir gefehlt hat. Die Düsterkeit meiner Seele verabschiedet sich. Ich fühle mich wieder bereit zu kämpfen.

Mit einem Lächeln auf den Lippen stehe ich auf und lege Janifik eine Hand auf die Schulter. »Ich danke dir. Deine Unterstützung hat mir sehr geholfen. Aber um eine Sache muss ich dich noch bitten.«

Nachdem er mir mit einem Nicken bestätigt hat, auf ihn zählen zu können, begleitet er mich nach draußen. Ich erschaffe ein Portal, in dessen Nähe ich Janifik warten lasse. Dass ich dazu mehr Energie verwendet habe, als ich es normalerweise getan habe, gestehe ich ihm nicht. Dann springe ich ein paar Fuß weiter und lasse ein Portal entstehen. Jetzt wird sich zeigen, ob mein Versuch gescheitert ist oder nicht.

Um keinen Unschuldigen zu gefährden, durchquere ich das Portal als Erster. Es hat sich nicht anders angefühlt als bei den anderen Portalen, die ich erschaffen habe. Ich nicke Janifik zu, um die Reise mit ihm gemeinsam anzutreten. Auch dieses Mal gibt es keine Schwierigkeiten. Zuletzt winke ich noch fünf weitere Soldaten herbei, die gerade an uns vorbeikommen. Nebeneinander gelingt es uns, uns auf die andere Stelle zu transportieren. Nun kann ich sicher sein, niemandem zu schaden, wenn ich Portale wie dieses hier direkt bei der Basis unserer Feinde enden lasse.

In der nächsten Sekunde reise ich zum ersten Lager unserer Verbündeten. Ich teile den Fürsten unseren Plan mit und erkläre, wie ich sie mithilfe des Portals informieren werde, wann sie es durchschreiten können. Ich muss alle neun Portale gleichzeitig öffnen. Da ich dazu nicht an neun Stellen gleichzeitig springen kann, muss ein Lichtsignal reichen. Zur Sicherheit teste ich es die ersten paar Male, doch dann bin ich selbstbewusst genug, um mich auf meine Fähigkeiten zu verlassen.

Zuletzt gilt es nur noch eine Aufgabe zu erfüllen. Ich springe zu dem Waldstück, in dem unsere Feinde das geheimnisvolle Gerät aufgestellt haben. Ein paar Minuten verhalte ich mich still und beobachte sie nur. Unsere Armee sollte inzwischen zum Kampf bereit sein. Dennoch will ich erst sichergehen, dass uns hier keine Falle erwartet. Wieder kann ich nichts von den Gesprächen im Lager verstehen. Deshalb achte ich auf die Haltung der fremdländischen Männer. Ich überprüfe, wohin ihre Blicke wandern, ob sie sich auffällig bemühen, sich unauffällig zu verhalten. Von meiner Entscheidung hängt ab, ob wir katastrophal scheitern oder Rache für das nehmen können, was diese gnadenlosen Soldaten uns bei der letzten Schlacht angetan haben.

Ob es angebracht wäre, mehr Angst vor diesen Wesen zu haben? Sie kämpfen mit übermenschlicher Kraft. Ihr Zauberer hat unsere Armeen und die Flugechsen die Orientierung verlieren lassen. Zum Glück sind wir bereits durch Umocks Hilfe durch ein Portal an den Ort gelangt, an dem wir gebraucht wurden. Bis jetzt gibt es keinen Hinweis darauf, sie könnten diese Fähigkeit auch. Ist ihr Zauberer doch nicht so mächtig, wie ich befürchte? Oder hält er sich noch zurück? Sind wir jetzt im Nachteil, weil Umock nicht mehr auf unserer Seite kämpft?

Ich entscheide mich, genug gewartet zu haben, und drehe mich suchend um. Die Ratgeber unseres Fürsten haben genau bestimmt, wo die Portale zu entstehen haben. Das erste ist in einer Entfernung von ungefähr zehn Fuß vom Lager geplant. Ob das weit genug ist? Schaffen wir es auf diese Art, uns unauffällig anzuschleichen? Können wir lange genug ungesehen bleiben, um die Soldaten zu überrumpeln? Ich kann versuchen, die ersten Männer, die das Portal durchschreiten, unsichtbar zu machen. Das wird mich große Kraft kosten. Vielleicht erhöht das aber unsere Chance.

Da ich den Unsichtbarkeitszauber nicht gleichzeitig an neun Portalen anwenden kann, verflechte ich ihn mit dem Erschaffungszauber des Durchgangs. Er sollte die ersten Soldaten, die auf der anderen Seite eintreffen, vor den Blicken unserer Feinde verbergen. Bestimmt ist die Magie, die ich verwende, schnell aufgebraucht. Aber in unserem Fall wird jede Sekunde von Vorteil sein.

Mit geschlossenen Augen konzentriere ich mich auf die Sprüche, die notwendig sind. Durch meine eigene Unsichtbarkeit geht bereits ein Teil meiner Energie verloren. Ich brauche länger, als es bei meinen bisherigen Portalen der Fall gewesen ist. Einen Fehler kann ich mir nicht leisten. Also harre ich aus, ziehe alle Energie, die ich erhaschen kann, aus der Luft. Meine Magie vibriert schmerzhaft in mir. Doch ich gebe nicht nach, bis ich endlich zufrieden bin.

Schwer atmend und völlig erschöpft beuge ich meinen Oberkörper nach vorne. Ich bin mir bewusst, in diesem Moment von unseren Feinden gehört werden zu können. Allerdings bin ich nicht in der Lage, Haltung zu bewahren. Dieser Vorgang hat viel mehr Kraft gekostet, als ich befürchtet habe.

Sobald ich wieder zu Atem gekommen bin, konzentriere ich die Macht neuerlich in mir. Statt mich an meinen Bestimmungsort zu transportieren, schone ich meine Kräfte und schleiche mich zu Fuß zur nächsten Stelle, an der ein Portal entstehen soll. Es nimmt mehr Zeit in Anspruch, als wenn ich meine magischen Fähigkeiten einsetzen würde, aber ich kann kein Risiko eingehen. Es kommt noch zu viel Anstrengendes auf mich zu.

Das zweite Portal kostet mich ebenfalls viel Energie. Ich kann spüren, wie ich schwächer werde. Viel zu schnell. Viel zu sehr. Ich muss unterbrechen und verfluche meine Kraftlosigkeit. Eine wichtige Aufgabe wartet auf mich, aber ich muss mich erst einmal ausruhen. So sollte das nicht laufen. So ist das nicht richtig. Alles fühlt sich schief an. So schwierig sollte die Arbeit eines angeblichen Helden nicht sein.

Ich lege den Kopf in den Nacken, breite die Arme weit aus und stoße ein Gebet in den Himmel. »Götter, hört mich an. Wenn ihr ebenso der Meinung seid, meine Aufgabe sei wichtig, müsst ihr mich unterstützen. Wenn ihr auf unserer Seite seid, dann müsst ihr mir dabei helfen, unseren Kontinent zu retten. Ich brauche euch. Schenkt mir die Kraft, die ich benötige.«

Angespannt lausche ich ins Nichts. Natürlich bekomme ich keine Antwort. Ich warte, ob etwas passiert, auch wenn das völlig verrückt wäre. Die Götter nehmen sich nicht die Zeit, um mit uns Menschen zu kommunizieren. Möglicherweise ist unser Schicksal ihnen völlig gleich.

Trotzdem fühle ich Enttäuschung, als ich die Arme senke. Im nächsten Moment scheint die Luft zu vibrieren. Die Energie, die mich umfließt, wird intensiver. Sie hüllt mich spürbar wie nie zuvor ein. Handelt es sich um ein zufälliges Phänomen? Wird mir auf meine Bitte hin tatsächlich Hilfe zuteil? Ich werde es nicht ergründen können, doch ich habe vor, dieses mögliche Zeichen der Götter dankbar anzunehmen. Gierig sauge ich die Energie in mir auf, bis ich fürchte, der Platz in meinem Inneren könnte nicht mehr ausreichen.

Ich vollende das begonnene Portal. Meine Energiereserven sind so weit aufgestockt, dass ich keine Probleme habe, den Unsichtbarkeitszauber mit dem Portalerschaffungszauber zu verflechten. Selbst als ich meine Arbeit beendet habe, fühle ich mich nicht schwach. Das kann kein Zufall sein. Ich muss Hilfe aus unerwarteter Richtung erhalten haben.

Zufrieden mache ich mich dann auf den Weg zur richtigen Stelle für den dritten Durchgang. Dabei beobachte ich die Soldaten im Lager. Von meiner Anwesenheit scheinen sie bislang nichts bemerkt zu haben. Auch während ich das vierte, fünfte und sechste Portal errichte, wird die Magie in mir nicht knapp. Erst als ich den siebenten und achten Durchgang erschaffen habe, bemerke ich, nicht mehr unerschöpflich stark zu sein. Das neunte Portal bereitet mir dennoch keine Schwierigkeiten. Ein erleichtertes Lächeln hebt meine Mundwinkel, während ich der Vollendung entgegenstrebe.

Irgendetwas verändert sich. Einen Moment lang kann ich nicht genau sagen, was mich irritiert. Ich bemerke nur, etwas ist anders als gerade noch zuvor.

Dann höre ich sie. Die Stille, die unheimliche Ruhe.

Langsam wende ich mich um, während ich hastig den Unsichtbarkeitszauber wiederhole. Entsetzt wird mit klar, dass die Soldaten ihre Unterhaltungen unterbrochen haben. Kein Laut dringt an mein Ohr, doch von meinem aktuellen Standpunkt aus kann ich das Lager nicht erkennen. Vorsichtig mache ich ein paar Schritte nach vorne, bis ich zwischen zwei Büschen einen Blick auf unsere Gegner werfen kann.

Reglos sitzen die Krieger um die Feuer herum. Ohne mit einem Muskel zu zucken, stehen die Soldaten in Gruppen zusammen. Das wirklich Unheimliche ist nicht die Tatsache, sie so plötzlich verstummt zu sehen. Nein, sie regen sich nicht, schwanken nicht, wirken wie erstarrt. Was genau ist mit ihnen passiert?

Ich kann es nicht beweisen, aber ich befürchte, sie haben meine Anwesenheit wahrgenommen.

Hat diese Bewegungslosigkeit etwas zu bedeuten? Horchen sie in die Umgebung, um Schwingungen von meiner Seite zu empfangen? Versuchen sie, die Energie zu erfühlen, die ich ausstrahle? Habe ich mich durch die Nutzung der plötzlich viel stärker fließenden Magie verraten? Wollen sie mich in Angst versetzen? Zumindest das ist ihnen problemlos gelungen. Ich spüre, wie meine Knie ganz weich werden. Hoffentlich sind sie nicht in der Lage, mich trotz meiner Unsichtbarkeit zu entlarven.

Verunsichert lasse ich meinen Blick in die Runde wandern. Von den Portalen ist von meinem Standort aus nichts zu sehen. Selbst wenn unsere Feinde direkt davor stehen würden, können sie es nicht ausfindig machen. Da bin ich mir sicher. Dennoch scheint man mich bemerkt zu haben. Was habe ich falsch gemacht?

In meinem Kopf trudeln unerwartete Nachrichten ein. Die Soldaten, die die anderen Lager unserer Feinde überwachen sollen, melden sich alle gleichzeitig zu Wort.

»Sie haben mich gesehen!«

»Die Fremden verhalten sich seltsam!«

»Ich glaube, sie sind soeben vom Blitz getroffen worden!«

»Irgendetwas geht hier vor!«

Es fällt mir schwer, die unterschiedlichen Ausrufe zu verstehen. Dass dieses Phänomen überall gleichzeitig auftritt, verwundert mich. Ich sende eine Antwort an alle Spione gleichzeitig und versichere ihnen, dass sie nichts fürchten müssen. Anscheinend erhalten die Soldaten selbst gerade Anweisungen, verständigen sich untereinander oder werden von einem Zauber in diesen Zustand versetzt.

Jedenfalls habe ich keinen Fehler gemacht. Sie haben meine Zauber nicht bemerkt. Wir müssen sie nur alle im Auge behalten.

Die Energie in der Luft verändert sich neuerlich. Ich glaube, eine Vibration zu spüren, die zuvor noch nicht da war. Die Temperatur scheint anzusteigen. Schweißperlen treten auf meine Stirn. Alle meine Sinne konzentrieren sich auf das seltsame Gerät in der Mitte des Lagers.

Das Gestein, das Umock damals bei der Entdeckung der Maschine mit meinen Lichtsteinen verglichen hat, hat seine Farbe verändert. Statt durchsichtig zu sein und leicht bläulich zu schimmern, glüht es nun in einem unheimlichen Schwarz. Selbst aus der Entfernung meine ich Nebel in den Brocken zu erkennen, die die Größe meines Kopfes haben. Dunkle Magie. Sie benutzen die Kräfte der Dunkelheit. Das ist wenig überraschend. Dieses seltsame Phänomen zu beobachten, macht mir dennoch Angst. Herrscht plötzlich Stille, weil die Steine Energie in ihre Mitte inhalieren? Benutzen die Soldaten die Magie aus der Maschine, um ihre Kräfte aufzuladen?

Zeit für meinen Aufbruch. Ich werde nicht warten, bis sie sich auf den Weg machen, um unsere Armee zu vernichten. Ich muss unsere Männer warnen, dass unsere Gegner möglicherweise stärker sind als beim letzten Mal. Und dann müssen wir unsere Übermacht nutzen.

2. Kapitel

Neben mir schleicht Manekas in geduckter Haltung vorwärts. Vor uns befindet sich seine Leibwache. Ich habe vorgeschlagen, unseren Fürsten im Basislager zu lassen, um nicht in Gefahr zu geraten, doch er hat sich geweigert. Wir haben einen perfekt koordinierten Plan. Jeder weiß, was er zu tun hat. Manekas will dennoch nicht in Sicherheit auf das Ergebnis dieser Schlacht warten. Ich wünschte, ich könnte ihn vom Gegenteil überzeugen.

Jetzt bei meiner Rückkehr herrscht unter unseren Feinden nicht mehr die seltsame Stille. Die Spione haben mir bereits vor einigen Minuten verraten, dass sich die Krieger wieder verhalten wie zuvor. Das Lachen und das ungewöhnliche Brummen sind zu hören, mit dem sie kommunizieren. Das sollte die leisen Geräusche dämpfen, die rund um uns die Ankunft unserer Bündnispartner verkünden. Zur Sicherheit murmle ich einen Spruch, der das Knacken der Äste und das Rascheln des Laubes dämpfen soll. Noch habe ich genug Energie, um solche Vorsichtsmaßnahmen zu treffen. Der Rest liegt ohnehin in den Händen der Götter.

Unsere Armee weiß, was auf sie zukommt. Sie sind darauf eingestellt, den mächtigsten Gegnern gegenüberzustehen, auf die unsere Welt jemals gestoßen ist. Für die Truppen unserer Verbündeten gilt das jedoch nicht. Sie haben noch nicht erlebt, wozu diese gnadenlosen Kämpfer fähig sind. Ich hoffe, sie werden dieser Aufgabe gewachsen sein.

Ein Kommandant hebt seinen Arm mit einer geschlossenen Hand. Das Zeichen, anzuhalten. Er ist wohl in Sichtweite des Lagers gelangt. Jetzt folgt der schwierige Teil. Unsere Soldaten und die Truppen der anderen Länder sollten inzwischen die Lichtung umzingelt haben. Kein Gegner soll durch unser dichtes Netz entkommen können. Wir dürfen nicht zulassen, dass die anderen Lager unserer Feinde gewarnt werden. Wir müssen alle Männer gleichzeitig überwältigen.

Der Boden im Lager ist uneben. Durch die Sitzgelegenheiten und die Gegenstände, die überall verteilt sind, wird es schwierig für unsere Männer werden, sich problemlos fortzubewegen. Doch unsere Überzahl sollte dennoch von Vorteil sein. Daran klammere ich mich aus ganzem Herzen. Hinter uns kann ich die Ankunft weiterer Soldaten hören. Langsam wird der Platz zu eng. Wir müssen mit unserem Überfall beginnen, bevor wir uns gegenseitig zerquetschen.

Manekas nickt einem seiner Männer zu. Der stößt einen schrillen Pfiff aus. Das Zeichen zum Angriff.

Alle Soldaten in der ersten Reihe erheben sich und brechen durch das Dickicht, in dem sie sich versteckt gehalten haben. Immer noch sind sie unsichtbar. Ich kann es erkennen, weil sie für meine Augen nicht ganz scharf wirken. Jetzt müssen sie die letzten Fuß bis zu den ersten Feinden zurücklegen.

Unsere Gegner sind überrascht und wissen nicht, was der Lärm bedeutet. Dennoch springen alle auf und ziehen ihre Waffen, als ein Summton ertönt. Es handelt sich wohl um eine Warnung. Auf dem Schlachtfeld haben die Geräusche, die die Kommandanten ausgestoßen haben, ganz anders geklungen.

An mehreren Stellen erreichen unsere Soldaten die feindlichen Krieger. Ihre Schwerter bohren sich weit genug in die schwarzen Rüstungen, damit sie Schaden anrichten können. Leider gehen doch nur wenige Gegner zu Boden. Blut fließt, stoppt die Überrumpelten allerdings nicht an einem Gegenschlag. Obwohl unsere Soldaten noch unsichtbar sind, gibt das hell leuchtende Blut auf den ebenfalls nicht erkennbaren Schwertern ein gutes Ziel ab.

Ich schiebe mich ein Stück weiter durch das Unterholz und richte mich auf. Mit ein paar gemurmelten Worten wirke ich einen Zauber, der das Blut auf unseren Schwertern und unseren Kämpfern unsichtbar macht. Bis die Wirkung einsetzt, wurden bereits einige unserer Männer getroffen. Manch einer wurde tödlich verletzt. Neue Krieger nehmen ihre Plätze ein und drängen vorwärts. Aufgrund des Platzmangels wird es zu einem Kampf Mann gegen Mann. Die Hiebe unserer Gegner sind kraftvoll wie nie zuvor. Dagegen können wir nicht ankommen.

Noch einmal benutze ich meine Magie und schicke Wellen aus, die die feindlichen Soldaten von den Füßen werfen. Ich springe an eine andere Stelle und verursache auch dort eine Energiewelle, die einige Gegner ausschaltet. Unsere Soldaten können an dieser Stelle weiter vordringen.

Überall herrscht Chaos. Nach und nach werden unsere Männer sichtbar. Das Summen unserer Feinde vibriert in meinen Ohren. Das Geräusch schmerzt so sehr, dass ich mich kaum konzentrieren kann. Von allen Seiten sind Schreie zu hören und verstärken dadurch mein Unwohlsein nur noch. Verletzte gehen zu Boden. Leider handelt es sich vermehrt um unsere Leute. Mein Entsetzen steigt weiter an, während ich dabei zusehe, wie unsere Männer nicht gegen die kräftigen und gut ausgerüsteten Eindringlinge in unserem Land ankommen.

Mit bangem Herzen murmle ich den Zauber, der unsere Männer wieder unsichtbar macht. Zumindest unsere Soldaten an erster Front sollen eine Chance haben, sich unseren Feinden unbemerkt zu nähern. Wieder springe ich an einen anderen Ort und löse eine Energiewelle aus, um meinen Beitrag zu leisten. Meine erste Schlacht war ein abschreckendes Beispiel für mich. Ich werde mich nicht selbst mit der Verwendung eines Schwertes in Gefahr bringen. Ich bin ungeübt, habe nicht genug Kraft, um die Klinge zu führen. Deshalb nutze ich ausschließlich meine magischen Fähigkeiten, um unserer Sache zu dienen. Ich hoffe, es reicht dieses Mal.

Immer mehr unserer Soldaten drängen auf die kleine Lichtung. Mit der Unterstützung unserer Verbündeten sollte es uns eigentlich gelingen, unsere Feinde zu überwältigen. Allerdings haben unsere Gegner nicht vor, sich freiwillig zu ergeben. Diejenigen, die von einem Schwert getroffen wurden, kämpfen weiter, bis sie ihre Verletzungen zum Aufhören zwingen. Mitten im Getümmel sehe ich einen Feind, der sich in seine eigene Klinge stürzt, als zwei unserer Männer vergeblich versuchen, ihn zur Seite zu ziehen. Wenige Fuß weiter entdecke ich eine ähnliche Szene.

Sterben diese Krieger lieber, als sich von uns gefangen nehmen zu lassen?

In meinem Kopf suche ich nach einem Spruch, mit dem ich sie davon abhalten kann. Ich gehe all die Zauber durch, die ich in meinem Leben bereits gelesen habe. Mein Großvater hat von meiner Gabe, die einzelnen Seiten eines Buches vor meinem inneren Auge abrufen zu können, nie etwas geahnt. Ich sehe manche Stellen verschwommen und die Übung in der Anwendung fehlt mir, weshalb meine Zauber nicht immer funktioniert haben. Doch jetzt bin ich mir sicher, dass kein geeigneter Spruch in Oremazz’ Büchern steht.

Unsere Soldaten ergießen sich in einer Flutwelle über die Lichtung. Viele von ihnen sind sichtbar, doch ich muss mir nicht mehr die Mühe machen, sie vor den Blicken unserer Feinde zu verstecken. Die Krieger haben wohl eingesehen, sich nicht gegen unsere Übermacht zur Wehr setzen zu können. Die Intensität und die Höhe des Summens, das die Anführer von sich geben, verändert sich. Inzwischen bin ich mir sicher, dass sie auf diese Art kommunizieren. Ich würde nur gerne wissen, was sie miteinander besprechen. Einen Augenblick später erhalte ich eine unerwartete Antwort.

Alle unsere Gegner hören gleichzeitig damit auf, sich gegen uns zur Wehr zu setzen. Sie lassen von unseren Männern ab und richten ihre Waffen gegen sich selbst. Fassungslos muss ich mit ansehen, wie sie sich die Klinge in den Bauch rammen. Kein Schmerzenslaut ist zu hören, als sie einer nach dem anderen zu Boden sinken.

Mit einem Mal herrscht gespenstische Stille auf dem Schlachtfeld. Unsere Männer starren wie ich mit Entsetzen auf das Bild, das sich uns bietet. Tausend Tote liegen auf der Lichtung verteilt. Nur wenige davon gehören zu unserer Seite. Sie haben sich selbst geopfert, um nichts über ihre wahren Absichten zu verraten. Ich bin mir sicher, sie haben verhindern wollen, von uns zu ihren Plänen befragt zu werden. Sie haben etwas vor, von dem wir nicht erfahren dürfen. Um dieses Ansinnen vor uns zu bewahren, sind sie bereit gewesen, selbst in den Tod zu gehen.

Meine Neugier ist stärker als meine Abwehr. Vorsichtig nähere ich mich einem unserer reglos auf dem Boden liegenden Gegner und schiebe eine Hand unter seinen Helm. Mit den Fingerspitzen taste ich nach seinem Puls, um sicherzugehen, dass er tatsächlich tot ist.

Ich muss wissen, ob es sich bei ihnen überhaupt um Menschen handelt. Möglicherweise sind es nur von Magie erschaffene Wesen, die uns äußerlich ähneln, die bluten und sterben können wie wir, die aber keinen eigenen Willen besitzen. Nicht mehr als Kampfmaschinen, die sich dem Zauber unterwerfen müssen, der sie zum Leben erweckt hat. Wenn meine Untersuchungen meine Fragen vielleicht auch nicht beantworten, so können sie mir vielleicht eine Möglichkeit zeigen, um die anderen Truppen unserer Gegner kampfunfähig machen zu können, bevor sie sich selbst töten.

Mit klopfendem Herzen nestle ich an den Schnüren am Hinterkopf des Soldaten, um ihm dann die Maske vom Gesicht zu ziehen.

Auf den ersten Blick wirkt das Gesicht nicht unmenschlich. Es könnte sich um einen Fremden handeln, wie sie unser Dorf daheim in Maëlle hin und wieder besuchen. Wäre ich ihm vor dem Krieg begegnet, hätte ich mir bei seinem Anblick nichts gedacht und hätte ihn sofort wieder vergessen. Jetzt allerdings fällt mir der breitere Nasenrücken auf und der überraschend kleine Mund. Die ungewöhnliche Form der Augen, die mich an Reiskörner erinnern, ist davor durch den Schnitt der Sehschlitze nicht erkennbar gewesen. Ganz offensichtlich erinnern diese Gesichtszüge nicht an die Bewohner unseres Kontinents.

Schritte nähern sich mir. Als ich hochsehe, bemerke ich Manekas auf mich zukommen. »Was denkt Ihr?«, fragt er. Der Schock über das Geschehene schwingt in seiner Stimme mit.

»Ich weiß nicht, was ich davon halten soll«, gebe ich zu. »Diese Soldaten scheinen Menschen zu sein. Trotzdem handeln sie nicht menschlich. Oder kennt ihr jemanden, der den Tod der Gefangenschaft vorzieht?«

»Fremde Länder. Fremde Sitten.« Der Fürst betrachtet ratlos das Gesicht, das sich zuvor unter der Maske verborgen hat. »Wer kann schon sagen, was anderswo üblich ist? Möglicherweise gilt es bei diesem Volk als Schande, von seinem Gegner überwältigt zu werden. Aufgeben kommt einem Frevel gleich. Möglicherweise werden wir diese Kämpfer nie verstehen.«

Langsam nicke ich. Zu gerne hätte ich ein paar Antworten. »Ich kann die Energie fühlen, die von ihnen ausgeht. Sie müssen von einem Zauber geleitet worden sein. Möglicherweise kennen diese Wesen keine Sprache und kommunizieren lediglich über den Austausch von Summgeräuschen. Auf jeden Fall spüre ich hier eine Dunkelheit, wie ich sie noch niemals erlebt habe. Die Seelen dieser Wesen lösen sich wohl bereits von ihren Körpern. Welchem Glauben sie wohl anhängen? Sind sie davon überzeugt, in den Himmel aufsteigen zu können? Gibt es für sie Götter, die sie für ihre Taten belohnen werden? Irgendwann erhalten wir vielleicht Hinweise darauf, was sie bewegt.« Ich richte mich auf. »Bevor wir aufbrechen, werden wir ihre persönlichen Sachen untersuchen. In den Taschen befinden sich hoffentlich Aufzeichnungen oder Beweise für das, was sie planen.«

»Es ist zu befürchten, dass ihre Schrift ähnlich wie ihre Sprache für uns nicht zu verstehen ist. Dennoch habt Ihr recht. Wir müssen so viel wie möglich über unsere Feinde erfahren. Nichts in diesem Lager wird unbeachtet bleiben. Alles wird begutachtet werden.«

Besonders die Maschine in der Mitte des Lagers wird meine Aufmerksamkeit lange in Beschlag nehmen. Ich werfe einen kurzen Blick zu dem Ungetüm, das nun, da ich näher an dem Gerät stehe, noch beeindruckender wirkt als zuvor. Die Steine an den Ecken des seltsamen Dings glühen nun nicht mehr. Trotzdem werde ich versuchen, sie von der Apparatur zu entfernen. Eine Stimme in meinem Inneren flüstert mir zu, dass das wichtig sein könnte. Wenn die Soldaten davon ihre Energie erhalten, werden die restlichen Truppen an Stärke einbüßen. Wenn diese Maschine die Verwirrung unserer Flugechsen und Soldaten verursacht hat, werden die Menschen nur ungestört weiterleben können, wenn wir die Störung beseitigt haben.

Erst möchte ich allerdings noch etwas ausprobieren. In den Zauberbüchern aus der Bibliothek meines Großvaters habe ich vor langer Zeit einen Spruch gelesen, der es ermöglicht, einen Gegenstand auf die Energie zu untersuchen, mit der er in Berührung gekommen ist. Sie verrät, wer ihn sein Eigen genannt und welche magischen Fähigkeiten er besessen hat. Ich hoffe, dadurch Informationen über die Soldaten zu erhalten. Sie mögen kein Gegenstand sein. Der Zauber könnte mir dennoch mehr erzählen.

Ich schließe meinen Augen, um mir die Seite in Erinnerung zu rufen.

»Ding, das du jetzt mir gehörst, verrate mir, woher du stammst.

Zeig mir deine Vergangenheit, und von wo du davor kamst.

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