Kitabı oku: «Das Herz des Zauberers», sayfa 4

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Um meine Gedanken davon abzulenken, ein Unglück heraufzubeschwören, widme ich mich ganz der Aufgabe, einen Zugang zu dem Gerät zu finden. Keine Nägel sind zu erkennen, keine Zähne, die ineinandergreifen. Auf den ersten Blick wirkt es, als wäre die Oberfläche aus einem einzigen Stück Holz geschaffen.

Das ist nicht möglich. Selbst wenn es in dieser Welt, die sich mir kahl und pflanzenlos gezeigt hat, doch Wälder geben sollte, würde kein Baum dick genug sein, um diese Form aus ihm herauszuschneiden. Mit der Handinnenfläche streiche ich über das Holz und teste, ob ich etwas erfühlen kann, was meinen Augen verborgen bleibt.

Die Energie, die die Maschine ausstrahlt, erhöht sich inzwischen. Von meiner Untersuchung ist sie anscheinend nicht sonderlich erfreut. Solange sie mir keinen Energiestoß versetzt und mich abwirft, werde ich meine Bemühungen nicht unterbrechen. Ich benutze meine Fingerspitzen und Nägel, um die Oberfläche zu erkunden, doch ich finde keinen Griff und keine Einkerbung, die eine Öffnung verbergen könnte.

Vielleicht handelt es sich um einen Zauber, der das Offensichtliche versteckt. Möglicherweise werden meine Sinne getäuscht, damit ich das Gerät nicht abschalten kann. Ich richte mich auf und gehe zu einer Ecke des seltsamen Würfels. Dann werde ich also dafür sorgen, dass die Energie dieser Maschine an Kraft verliert. Ich richte mich auf und gehe langsam auf die erste Säule zu.

Vorsichtig lege ich meine Hände um den ersten Leuchtstein, der jetzt durchscheinend und farblos ist. Die Oberfläche fühlt sich rau an. Mit Sicherheit wurde der Stein so belassen, wie er war, um seine Wirkungsweise nicht zu beeinträchtigen. Er scheint nur auf dem Sockel zu liegen, vor dem ich stehe. Allerdings gelingt es mir nicht, ihn zu entfernen. Ich beuge mich vor und untersuche die Stelle, wo der Stein das Holz berührt. Zuerst wirkt es, als fehlten Befestigungen. Als ich allerdings den Kopf bewege, bemerke ich eine Brechung des Lichts. Ich betaste die Stelle und fühle unter meinen Fingerspitzen durchsichtige Klammern, die den Stein festhalten. Vorsichtig fahre ich die Klammer nach unten und gelange an einen Hebel. Als ich den nach unten drücke, löst sich die erste Befestigung.

Mein Herz klopft sofort schneller. Ich bin so erleichtert, dass ich nicht sofort bemerke, wie die Klammer ohne meinen Finger wieder zurückschnappt. Noch einmal taste ich rund um den Stein. An vier Stellen ist er durch die unsichtbare Vorrichtung mit dem Sockel verbunden. Ich lege jeweils Daumen und Zeigefinger meiner linken und rechten Hand auf den Hebel und drücke ihn nach unten. Die Klammern lösen sich und geben den Stein frei.

Der beginnt zu kippen, weshalb ich ihn hastig festhalte. Überraschend schwer zieht er meine Hände nach unten. Während ich ihn noch betrachte, trübt er sich ein und wird schließlich stumpf und undurchsichtig. Ich sehe zu den anderen Steinen. An ihnen macht sich der seltsame Effekt nicht bemerkbar. Allerdings scheint es, als hätten sie einen Teil ihrer Klarheit verloren. Es wird mir also nichts anderes übrigbleiben, als auch sie zu entfernen. Und wie bekomme ich den Stein jetzt nach unten zu meinem Helfer?

Ich werfe einen Blick über den Rand. Mir wird bei dem Anblick der Höhe, in der ich mich befinde, ganz schummrig. Das Besteigen eines Berges macht mir nichts aus. Doch diese Erhebung ist gefährlicher. Der alte Mann steht immer noch direkt neben der Maschine und sieht mit besorgtem Gesichtsausdruck zu mir auf.

»Besorgt bitte ein festes Tuch«, rufe ich nach unten. »Und ersucht drei andere Soldaten um Hilfe. Ich werde Euch die Steine einzeln zuwerfen. Mit dem Tuch könnt ihr sie hoffentlich auffangen, ohne dass sie Schaden erleiden.«

»Sollten wir die einzelnen Teile der Maschine nicht ohnehin zerstören?«, fragt der Greis.

Eine berechtigte Frage, auf die ich keine Antwort habe. »Das entscheide ich zu einem späteren Zeitpunkt. Erst will ich überprüfen, ob sie Magie in ihrem Inneren festhalten. Wenn sie in tausend Stücke zerspringen, während wir alle danebenstehen, sind die Folgen nicht vorhersehbar.«

Der Mann nickt und verschwindet dann. Ich hoffe, er braucht nicht zu lange. Wir haben noch viel Arbeit vor uns. Erst wenn wir dieses Gerät vernichtet haben, können wir auch die anderen Truppen unserer Gegner überrumpeln. Wie lange es wohl dauern wird, bis sie bemerken, dass etwas nicht stimmt?

»Tuch und Helfer vor Ort, edler Zauberer«, tönt es von unten.

Ich unterdrücke ein grimmiges Lächeln und zögere ein letztes Mal. Ob ich den Stein mit einem Zauber schützen soll? Ich weiß nicht, ob er sich meine Magie einverleiben wird, wenn ich das tue. Der Stein soll nicht noch mehr Energie absorbieren als ohnehin schon. Ich muss das Risiko für uns alle so gering wie möglich halten. Zu viele Menschenleben könnten durch einen Fehler von meiner Seite gefährdet werden.

Vorsichtig schiebe ich mich weiter nach vorne, obwohl mein Magen dagegen rebelliert. Die Männer scheinen mir plötzlich noch weiter entfernt. Das Tuch wird winziger, je länger ich es betrachte. Ob es mir überhaupt gelingt, darauf zu zielen? Jetzt ist nicht die Zeit, um wegen der Höhe Bedenken zu haben. Ich halte den Stein in meinen ausgestreckten Armen, merke wieder, wie schwer das Ding wirklich ist. Wenn ich es nicht gleich loslasse, wird es mir ohnehin aus den Händen gleiten. Also los.

Im letzten Moment zögere ich doch. Hastig murmle ich einen Spruch, der verhindern wird, dass das Tuch durchreißt. Dann lasse ich den Stein los.

Angespannt beobachte ich, wie er auf die Erde zurast. Die Männer halten das Tuch gespannt. Ich hoffe, sie ziehen es nicht zu weit auseinander. Wenn der Stein nach dem Aufprall zu hoch hüpft, könnte er zur Seite springen, sodass sie ihn nicht erwischen. Zum Glück gehen die Männer einen Schritt nach vorne, als der Stein auf das Tuch auftrifft. So verhindern sie, dass der Stein wegrollen kann.

Gierig sauge ich die Luft in meine Lungen und nehme mir eine Sekunde, bis sich mein Puls wieder normalisiert hat. Dann trete ich zur nächsten Säule und setze dort meine Arbeit fort. Jetzt, da ich den Mechanismus verstanden habe, der den Stein festhält, kann ich die Klammern ganz schnell lösen. Wenige Augenblicke später stehe ich wieder am Rand der Maschine und blicke nach unten.

Die Soldaten haben den Stein inzwischen von der Decke gerollt. Er liegt ein paar Schritte entfernt am Boden und sieht so unscheinbar aus, man könnte fast denken, es würde sich um ein harmloses Gestein handeln.

Ich stoße einen Warnruf aus und schicke dann den zweiten Stein nach unten. Als der sicher unten angekommen ist, löse ich den dritten und vierten Stein. Kurz darauf sind die aus meiner Sicht wichtigsten Dinge vom Gerät entfernt. Ich warte, bis alles verstaut ist, und trete dann in die Mitte der Plattform. Es ist ein gewisses Risiko, Magie einzusetzen, um die Öffnung für den Abstieg in die Maschine zu suchen. Die Steine haben nicht reagiert, als sie mit dem Tuch in Berührung gekommen sind, das ich mit einem Zauber belegt hatte. Möglicherweise mache ich mir zu viele Sorgen. Dennoch werde ich zuerst die Oberfläche des Holzes noch einmal untersuchen.

Nachdem ich mich flach auf den Boden gelegt habe, taste ich das, was wie ein einziges Brett aussieht, mit den Augen ab. Die Klammern haben sich auch erst gezeigt, als ich meinen Blickwinkel gewechselt habe. Also bewege ich meinen Kopf hin und her und überprüfe, ob sich dabei irgendwelche Auffälligkeiten ergeben. Leider bleibt meine Suche erfolglos.

Obwohl mein Nacken kribbelt, gehe ich zu Plan B über. In Gedanken spreche ich einen Spruch, der Verborgenes sichtbar machen soll. Ich versuche, so wenig Magie wie möglich zu benutzen. Dann drehe ich mich auf dem Bauch liegend noch einmal im Kreis.

Ich habe erwartet, in der Mitte der Platte etwas beobachten zu können, doch da habe ich mich geirrt, stattdessen erscheint ein Metallring in meinem Blickfeld, als ich mich einer der Ecken zuwende. Während ich vorsichtig näherrobbe, verändert sich der Ring. Je nach Lichteinfall scheint er zu verschwinden und wieder zu erscheinen. Großartige Magie von jemandem, der jahrelange Übung hatte. Dass sein Zauber meinen Fähigkeiten nichts entgegenzusetzen hat, erfüllt mich mit Stolz.

Für diese Empfindung tadle ich mich. Noch habe ich nichts geleistet. Ich habe nicht mehr getan, als die Sprüche anzuwenden, die mich mein Großvater gelehrt hat. Dass ich mir Buchseiten bildhaft vorstellen kann, obwohl ich sie nur ein einziges Mal gesehen habe, ist mir in die Wiege gelegt worden. Dafür habe ich nicht arbeiten müssen. Also sollte ich mich in Zurückhaltung üben und mich nicht mit etwas brüsten, das ich nicht beeinflussen kann.

Inzwischen bin ich in Griffnähe gekommen. Ich strecke meinen Arm aus, um zu überprüfen, ob ich danach greifen kann. Es könnte sich immer noch um eine Täuschung handeln, damit ich mich in Sicherheit wiege, das Rätsel gelöst zu haben, während ich geradewegs in eine Falle tappe.

Meine Finger schließen sich um den kühlen Metallring. Langsam hebe ich ihn an und ziehe an ihm.

Etwas zischt über meinen Kopf hinweg. Was auch immer es gewesen ist, scheint aus vier Richtungen auf mich zugekommen zu sein. Das dazugehörige Surren war nicht nur vor mir zu hören. Als ich den Kopf drehe, fällt mein Blick auf einen Pfeil, der in Brusthöhe in der Säule vor mir steckt und immer noch vibriert. Vorsichtig drehe ich mich zur Seite und entdecke auch an den anderen Konstruktionen für die Steine Pfeile, die sich tief in das Holz gebohrt haben. Meine Höhenangst hat mir anscheinend das Leben gerettet.

»Alles in Ordnung?«, fragt jemand von unten.

Zittrig bejahe ich, während ich überlege, ob ich nicht auf dem schnellsten Weg wieder von dieser Plattform klettern sollte. Leider wird der Abstieg bestimmt viel schwieriger als der Aufstieg. Außerdem würde ich mir wie ein Feigling vorkommen, wenn ich nicht einmal versuchen würde, die in mich gesetzten Hoffnungen zu erfüllen.

Ich mache mich noch kleiner, liege so flach wie möglich auf dem Bauch und greife noch einmal nach dem Metallring.

Nichts passiert.

Vorsichtig ziehe ich ihn in meine Richtung.

Nichts passiert.

Ich versuche, ihn anzuheben.

Nichts passiert.

Möglicherweise waren die Pfeile die erste Stufe der Abwehrmaßnahmen und ich bin hier draußen erst mal sicher. Was mich im Inneren der Maschine erwartet, weiß ich allerdings nicht. Ich werde jeden meiner Schritte ab jetzt vorsichtig setzen müssen.

Der Ring bewegt sich in die Höhe. Mit ihm hebt sich eine Platte, die ein dunkles Loch freilegt. Seufzend ringe ich mit mir. Alles in mir schreit, dass ich mich nicht dort hinunterwagen soll. Die Gefahren sind nicht abschätzbar. Doch es gibt keine Alternative.

Ob ich mich mit einem Zauber schützen kann? Der Spruch, den ich vorhin angewendet habe, mag mich beeinflusst und meine Angst gefördert haben, aufgrund derer ich so ungern aufrecht hier oben stehen will. Verlassen möchte ich mich allerdings nicht darauf. Ich erneuere den Zauber zwar, doch ich werde einen Spruch finden müssen, mit dessen Hilfe ich die Maschine übertölpeln kann. Mit geschlossenen Augen gehe ich die Bücher meines Großvaters durch. Doch mir ist bewusst, nichts zu entdecken, das exakt auf meine Situation zutrifft. Wie hätte sich schon jemals jemand in einer ähnlich gefährlichen Lage befinden sollen? Ich werde mich unsichtbar machen, einen Spruch verwenden, der meine Körpertemperatur an die Luft anpasst, und einen, der mein Gewicht aufhebt. Es ist eine wilde Kombination, die in ihrer Vielfalt auch gefährlich sein könnte. Anders weiß ich mir allerdings nicht zu helfen.

»Ich werde in dieses Ding steigen«, rufe ich laut genug, damit man mich unten hört. »Wenn irgendetwas passieren sollte und ich nicht mehr in der Lage bin, die Maschine zu verlassen, müsst ihr sie zerstören. Haltet zu Eurer Sicherheit etwas Abstand. Versucht nicht, mich zu retten. Vermutlich bin ich ohnehin bereits verloren.« Den letzten Satz sage ich leiser zu mir selbst.

»Wartet. Ich erklimme das Ungetüm und gehe statt Euch ins Innere.« Die Stimme gehört dem Soldaten, der als Erster seine Hilfe angeboten hat.

»Das Angebot ist sehr nett von Euch gemeint. Allerdings kann ich es nicht annehmen. Ihr seid kein Zauberer. Ihr wisst nicht, wie Ihr mit der Magie in diesem Gerät umgehen sollt.«

Die Maschine schwankt leicht. »Dann begleite ich Euch.«

Steigt der gute Mann bereits auf die Maschine? Wenn ihm etwas passiert, würde ich mir das niemals verzeihen. Wenn er etwas tut, das uns beide in Gefahr bringt, weil er mir helfen will, ist das genauso schlimm.

»Bleibt unten!«, befehle ich. »Mir ist wohler dabei, wenn ich nur auf mich selbst aufpassen muss. Wartet einfach, was passiert.«

»Wir brauchen Euch«, gibt der Mann zurück. »Ihr seid wichtiger als ich es bin. Also seid nicht so uneinsichtig.«

Verblüfft lache ich auf. Wagt er es tatsächlich, mich zu tadeln? »Es ist zu gefährlich. Ich habe gerade versehentlich einen Abwehrmechanismus ausgelöst. Wenn ich nicht auf dem Bauch gelegen hätte, wäre ich von vier Pfeilen getroffen worden. Ich übernehme die Aufgabe also allein.«

Zur Sicherheit spreche ich noch einen Zauber, der ihn daran hindert, die Plattform zu erreichen und ihn sicher auf den Boden zurückbringt. Ich kann nicht sehen, ob mein Spruch funktioniert hat. Nach dem Gemurmel der anderen Männer unten zu schließen, das zu mir dringt, habe ich mich allerdings nicht ganz ungeschickt angestellt. Mit einer Sekunde Verspätung beginnt auch der grauhaarige Soldat, sich zu beschweren. Ich ignoriere seine Einwürfe.

Das Loch wartet immer noch wenig einladend auf meine Entscheidung. Ich entschließe mich, den Abstieg zu wagen. Noch niemals habe ich so viele Zauber gleichzeitig an einer Person angewendet. Das ist einer der Gründe, weshalb ich meinen fleißigen Helfer nicht mitnehmen möchte. Wenn ich die Sprüche verwende, könnte das bereits dafür sorgen, dass ich diese Maschine nicht mehr lebend verlasse.

Der Unsichtbarkeitszauber ist der erste Schritt. Mein Körper zeigt keine Reaktion. Also fahre ich mit dem Zauber fort, der meine Temperatur absenkt, bis meine Körperwärme keine Veränderungen in der Atmosphäre im Inneren verursacht. Zum Glück ist es nicht so kalt, dass ich Erfrierungen befürchten müsste. Dennoch fühlt es sich unangenehm an. Ich kann spüren, wie die Energie in ihr brodelt und nach einer Möglichkeit sucht, meinen Körper zu verlassen. Bleibt noch ein letzter Spruch. Mit dem sorge ich dafür, durch das Gewicht meines Körpers auf dem Boden keine Druckplatten auszulösen. Jeder meiner Schritte wird nun leichter als eine Feder sein, während sich für mich nichts ändert. Ich hoffe, diese Vorkehrungen reichen aus, um mich zu schützen.

Sobald die letzten Silben über meine Lippen gekommen sind, erzittert mein Körper. Die Magie in mir vibriert, wird zu einem Sturm, der sich gegen die übermäßige Anwendung der Sprüche wehrt. In den ersten Sekunden befürchte ich, das sei das Ende. Der Wirbel in mir wird schmerzhaft intensiv. Meine Eingeweide drehen sich um, werden zusammengepresst und gleichzeitig auseinandergezogen. Eine übermenschliche Kraft will sie aus meinem Körper reißen.

Die Angst lähmt mich. Habe ich mich jetzt endgültig übernommen? Habe ich meine Fähigkeiten überschätzt? Möglicherweise hat mein Großvater recht mit seiner Einschätzung, ich sei nicht zu einem guten Zauberer geeignet. Das Selbstvertrauen, das ich mir eingeredet habe, zeigt mir jetzt ganz deutlich, dass es nicht echt ist. Wer bin ich denn schon? Was kann ich denn schon? Wie kann ich denn glauben, die Magie beherrschen zu können?

Panik flutet all meine Sinne. Ich drohe ohnmächtig zu werden, weil ich einfach nicht genug Luft bekomme. Der Schmerz in meinem Inneren überwältigt mich. Obwohl ich weiß, dass ich mich davon nicht beeinflussen lassen darf und alles nur noch schlimmer mache, atme ich hastig ein und aus. Ich befinde mich mitten in einer Spirale, aus der ich mich scheinbar nicht allein befreien kann. Wenn doch nur Elevander bei mir wäre. Er würde die richtigen Worte finden. Wenn Umock bloß nicht verschwunden wäre. Er wüsste, was zu tun ist. Wenn die Verbindung zu Oremazz nur nicht abgerissen wäre. Sein Tadel würde mir die Kraft geben, gegen die Angst anzukämpfen.

Ich schließe die Augen, drücke meine Wange an die glatte Oberfläche des Holzes unter mir. Einatmen. Ausatmen. Konzentrieren. Entspannungsübungen haben bei solchen Anfängen in meiner Jugend geholfen. Nachdem meine Eltern gestorben sind, habe ich oft Panik empfunden. Ich habe sie vermisst, die Wärme, die Geborgenheit, die sie mir geschenkt haben. An der Seite meines Großvaters habe ich mich nicht sicher gefühlt. Als ich zu Elevanders Eltern gekommen bin, habe ich endlich einen sicheren Hafen gefunden. Elevanders Mutter hat mir geholfen, mich zu fokussieren, wenn die Traurigkeit mich verschluckt hat. Allein an sie zu denken, lindert den Schmerz in mir.

Die Magie kommt langsam zur Ruhe. Meine Eingeweide werden nicht mehr durch die Mangel gedreht. Ich kann wieder frei atmen. Die Angst lähmt mich nicht mehr. Dennoch warte ich ein paar Augenblicke, bis ich bereit bin, meine Mission zu beginnen.

Langsam schiebe ich mich näher zu der Öffnung heran und werfe einen Blick in den schwarzen Schacht. Keine Stufen sind zu sehen. Als ich mich aber weiter vorbeuge, entdecke ich an einer Wand eine Leiter, die nach unten führt.

Vorsichtig bringe ich mich in die richtige Position, um hinunterklettern zu können. Ich setze einen Fuß auf die erste Sprosse und halte inne.

Nichts passiert.

Ich belaste das Metall mit meinem Gewicht, das nicht mehr existieren sollte und warte.

Nichts passiert.

Den zweiten Fuß ziehe ich langsam nach, befinde mich jetzt bis zur Hüfte in dem Durchgang.

Nichts passiert.

Um die Anspannung, die meinen Brustkorb in enger Umklammerung hält, loszuwerden, atme ich ein paar Mal tief durch. Dann erst beginne ich mit dem Abstieg.

Nach jeder Sprosse halte ich kurz inne und lausche. Mit jedem weiteren Schritt wird mein Herzschlag ruhiger. Ich sehe nach oben. Die Leiter muss bald enden. Die Höhe kann ich nur schätzen, aber ich sollte den Boden des Geräts demnächst erreichen. Aus Angst, mich durch ein Geräusch zu verraten, gehe ich ein anderes Risiko ein und spreche einen Zauber, der mich lautlos macht. Selbst wenn ich jetzt einen überraschten Schrei von mir geben würde, könnte ihn niemand hören.

Es ist so unglaublich still hier drinnen. Die Dunkelheit streckt ihre Finger nach mir aus. Ich bereue, keinen Lichtstein mitgenommen zu haben. Unter mir gähnt eine unheimliche Leere. Nicht einmal der Rand des Tunnels nach unten ist noch zu erkennen. Ich befinde mich mitten im Nichts.

Mein Fuß tastet nach der nächsten Sprosse. Je länger ich mich in diesem Abstieg befinde, desto mehr habe ich den Eindruck, die Wände rücken näher an mich heran. Möglicherweise wird es auch nur in meiner Brust eng. Ich steige noch einmal tiefer, merke, immer langsamer zu werden.

›Du bist kein Feigling‹, flüstere ich mir selbst zu. ›Benimm dich nicht wie einer.‹

Noch eine Sprosse, dann strecke ich den Fuß nach unten. Plötzlich spüre ich eine glatte Fläche unter meinen Schuhen. Ich bin am Boden der Maschine angelangt.

Ratlos bleibe ich stehen, nachdem ich mich umgedreht habe. Meine Augen gewöhnen sich nach und nach an die Dunkelheit. Dennoch kann ich nicht mehr als Schatten ausmachen. Befinde ich mich in einem großen Raum? Ist er leer oder befindet sich ganz in der Nähe die Mechanik, die die Magie absorbiert? Bin ich allein?

Ich strecke meine Arme aus und mache einen Schritt nach vorne, streife dabei mit den Füßen über den Boden, um nicht versehentlich über etwas zu stolpern. Währenddessen bewege ich meine Arme langsam von links nach rechts, um auch in dieser Höhe nichts zu verpassen. Schließlich muss ich den anderen Fuß nachziehen. Ich weiß nicht, ob ich froh sein soll, dass sich nichts in meinem Weg befindet.

Die Stille schmerzt in meinen Ohren. Ich kann keinen Laut mehr von draußen hören. Meine Schuhe streifen nur leicht über den Boden, erzeugen durch den Lautlosigkeitszauber kein wahrnehmbares Geräusch. Dennoch erwarte ich, jemand könnte aufschrecken, der sich hier drinnen befindet.

Hätte jemand, der sich hier drinnen versteckt, nicht ohnehin den Kampf bemerkt? Wäre er nicht nach draußen gekommen, um zu sehen, was vor sich geht? Hätte jemand im Inneren der Maschine gewartet, bis wir wieder verschwinden? Wäre ihm das Schicksal seiner Truppe egal? Wieso sollte überhaupt jemand hier drinnen sein? Um das Gerät zu warten? Um zu überprüfen, ob es funktioniert? Braucht es einen Menschen, um die Maschine zu überwachen, oder würde so eine Tätigkeit von etwas übernommen werden? Selbst wenn es sich um ein Ding statt einer Person handeln sollte, ergibt es keinen Sinn, hier drinnen jemanden zu erwarten.

Auch wenn die Gefahr besteht, dass dieser Raum überwacht wird, beschließe ich, einen Lichtzauber anzuwenden. Das Risiko, dadurch in Schwierigkeiten zu geraten, ist meiner Einschätzung nach gering. Man kann mich nicht sehen, selbst wenn ein Beobachter auf das Licht aufmerksam werden sollte. Ich habe jedoch bessere Chancen mit guter Beleuchtung, also kann ich nur gewinnen.

Ich sage den Spruch lautlos. In der nächsten Sekunde flammt Helligkeit vor mir auf. Geblendet kneife ich die Augen zusammen und drehe den Kopf zur Seite. Ich nehme mir ein paar Sekunden, bis sich meine Augen an die Lichtverhältnisse gewöhnt haben. Dann sehe ich mich um.

Der Raum ist ungefähr fünfzehn Fuß lang und fünf Fuß breit. Ich befinde mich keine zwei Fuß von der Leiter entfernt. Weit habe ich es also nicht geschafft. Der Raum ist bis auf eine Säule in seiner Mitte leer. Die Wände sind glatt und in der seltsam braunen Holzoberfläche gestaltet, die ich von der Plattform oben kenne. Nur der Boden scheint aus Stein zu bestehen.

Langsam bewege ich mich näher auf die Säule zu. Ich nehme an, darin befindet sich das Geheimnis, wie diese Maschine funktioniert. Je näher ich komme, umso aufgeregter werde ich. Hoffentlich gelingt es mir, das Rätsel rasch zu lösen. Ich muss diese Gefahr bannen, damit wir die anderen Truppen unserer Feinde ausschalten können.

Die Säule wirkt massiv, aus derselben Holzplatte ohne Risse gefertigt, ohne Nägel, ohne Zusammenstöße. Ob sie lediglich dazu dient, das Gewicht der Maschinenteile über mir zu stützen?

Es muss sich um eine optische Täuschung handeln, erzeugt durch einen Zauber wie die Oberfläche der Plattform an der Oberseite des Gerätes. Ich bleibe in der Entfernung von drei Schritten vor der Säule stehen. Mein Blick tastet die Wände noch einmal ab. Als ich oben den Abstieg geöffnet habe, wurde ich beinahe getötet. Hier unten könnte es den gleichen Schutzmechanismus geben. Selbst wenn ich ihn nicht sehe, könnte ich mich in Gefahr bringen.

Auch beim näheren Hinsehen wirken die Wände rund um mich glatt und ohne Fallen. Dennoch vertraue ich nicht darauf, dass tatsächlich keine Sicherheitsvorkehrungen eingesetzt worden sind. Ich gehe auf die Knie und sehe mich noch einmal um. Der geänderte Blickwinkel lässt mich auch nichts erkennen. Schließlich lege ich mich flach auf den Boden und sage den Zauberspruch auf. Die Säule wirkt unverändert.

Als ich den Kopf hin und her bewege, kann ich erkennen, dass in eineinhalb Fuß Höhe über dem Boden ein Teil der Säule durchsichtig ist. Es scheint, als würde in der Holzkonstruktion ein quadratischer Schaukasten existieren. Ich überlege, ob ich das Risiko eingehen kann, das Innere näher zu begutachten. Langsam richte ich mich wieder auf, fühle mich, als würde ich auf Eiern stehen – eine falsche Bewegung und etwas geht zu Bruch. In meinem Fall handelt es sich dabei um mein Leben.

Immer wieder halte ich inne und versuche, mein schnell klopfendes Herz zu beruhigen. Wenn das Blut in meinen Ohren rauscht, bin ich nicht in der Lage, eine Bedrohung rechtzeitig zu hören.

Dann habe ich mich endlich in eine Position geschoben, von der aus ich durch das Glas blicken kann. Der Schaukasten beinhaltet einen weiteren Stein. Der sieht allerdings ganz anders aus als die Brocken, die an der Oberseite der Maschine befestigt gewesen waren. Das Ding hinter dem Glas ist ungefähr faustgroß und völlig schwarz. Silbrige Sprenkel brechen das Licht, mit dem ich mich hier drinnen orientiere. Sollte es sich bei diesem Stein um das Herz des Gerätes handeln? Zieht das hier die Magie an? Kann ich mit der Entfernung dieses Steins die Maschine funktionsunfähig machen?

Ich werde es testen müssen. Etwas anderes bleibt mir nicht übrig. Ich muss riskieren, den Stein zu berühren, auch wenn ich mich bei dem Gedanken nicht wohlfühle. Irgendwie muss ich dieses Ding transportieren. Damit es keinen Schaden anrichten kann, brauche ich einen magiesicheren Zauberkasten. In den Büchern meines Großvaters bin ich auf etwas Ähnliches gestoßen. Da wird beschrieben, wie man einen bereits vorhandenen Behälter mit einem Zauber versieht, damit darin Gefahrengut sicher verschlossen werden kann. Durch den Spruch kann ein Außenstehender das Behältnis nicht mehr öffnen, selbst wenn er Energie einsetzen sollte. Der Gegenstand, der darin aufbewahrt wird, verliert seine Magie. Es ist das, was ich brauche.

Allerdings habe ich kein Kästchen bei mir. Nicht einmal einen Rucksack. Alles, was sich in meinem Besitz befindet, trage ich an meinem Körper. Meine Kleidung kann ich nicht verwenden. Und sonst habe ich nichts … Mein Blick fällt auf den Wasserbeutel an meinem Gürtel. Der wird seine Aufgabe hoffentlich erfüllen.

Ich sage den Spruch, um den Beutel mit der notwendigen Magie auszustatten. Dann richte ich mich ein wenig weiter auf. Der Schaukasten besitzt auf einer Seite einen kleinen Griff. Vorsichtig strecke ich meine Finger danach aus. Bevor ich ihn berühre, halte ich allerdings inne.

Als ich an der Oberseite des Geräts am Eisenring gezogen habe, wurden die Pfeile auf mich abgeschossen. Wenn es auch hier eine Sicherheitsvorkehrung gibt, dann ist bestimmt der Moment, in dem ich den Schaukasten öffne, der gefährlichste. Meine Arme sind nicht lang genug, damit ich den Griff erreichen kann, wenn ich mich auf dem Boden befinde. Dennoch möchte ich kein Risiko eingehen. Ich lege mich flach hin und murmle einen Spruch, der den Schaukasten öffnen soll. Angespannt warte ich ab.

Die Tür des Kastens bewegt sich nicht. Anscheinend hat mein Zauber nicht ausgereicht, um sie in Bewegung zu versetzen. Ich konzentriere mich und setze mehr Energie ein, um die Glastür zu öffnen. Das Glas vibriert. Schon befürchte ich, erneut gescheitert zu sein. Da gibt es nach und schwingt auf. Im gleichen Augenblick zischen zwei Pfeile über mich hinweg und bleiben im Holz der Säule stecken. Auch aus der anderen Richtung wurden zwei Pfeile abgefeuert, von denen ich annehme, sie sind auf dem gegenüberliegenden Teil der Säule eingeschlagen.

Hoffentlich handelt es sich dabei um die einzigen Sicherheitsvorkehrungen. Vorsichtig richte ich mich auf, sehe mich nach allen Seiten um, ob von irgendwoher weitere Gefahr droht. Schließlich strecke ich die Hand aus, um sie durch den Spalt der geöffneten Tür zu schieben und nach dem Stein zu greifen, der sich im Inneren befindet. Mein Herz rast, als ich die kühle, raue Oberfläche an meinen Fingerspitzen fühle. Ich mache noch einen Schritt nach vorne und schließe meine Finger um den Stein.

Bevor ich ihn anhebe, warte ich ab, ob irgendetwas geschieht. Ich lausche, ob mir ein Klicken verrät, einen Mechanismus in Gang gesetzt zu haben. Es bleibt still, weshalb ich die angehaltene Luft ausstoße. Langsam kippe ich den Stein. Noch berührt er an einer Stelle die Konstruktion, auf der er abgelegt worden ist. Daran will ich so lange wie möglich nichts ändern, um auf jede Art von Gefahr reagieren zu können, die durch das Entfernen des Steins entsteht.

Ein Knacken ertönt über mir. Ich weiß nicht, woher genau es stammt. Noch ein seltsames Knirschen. Ob ich so lange gebraucht habe, dass der Soldat, der mir unbedingt helfen wollte, auf das Gerät geklettert ist? Verursacht er das Knarren, das in Abständen von zwei, drei Sekunden erklingt? Oder geht etwas anderes vor sich?

Angestrengt lausche ich, halte die Luft an und sehe mich um. Wieder dieses Knacken. Als würde Holz nachgeben. Nein, dabei kann es sich nicht um das Echo von Schritten handeln. Ein Rumpeln erklingt in der Konstruktion über meinem Kopf. Ein Vibrieren läuft durch das Holz und breitet sich zu der Stelle aus, auf der ich stehe. Eine Erschütterung verursacht andere, gefährlich klingende Geräusche in der gesamten Maschine. Das gefällt mir gar nicht.

Ich warte nicht ob, wie sich die Sache weiterentwickelt. Stattdessen schnappe ich mir den Stein, werfe ihn in den Beutel an meiner Seite und transportiere mich nach draußen. Die anderen sind inzwischen näher an das seltsame Gerät herangetreten, weshalb ich hinter ihnen zu stehen komme. Meine Zauber machen mich immer noch unsichtbar, sodass mich niemand bemerkt.

Bevor ich der Magie befehlen kann, mein Gewicht, meine Temperatur und meine Sichtbarkeit wieder zu normalisieren, stürzt die Maschine unserer Gegner in sich zusammen. Staub wirbelt auf. Ich spreche hastig einen Zauber, der ungeschützte Energieausbreitung verhindern soll, und der die Staubentwicklung eindämmt.

Die Männer schreien auf, ziehen sich hastig zurück. Ich kann besorgte Gesichter erkennen. Der Ausdruck in den Augen unseres Fürsten wirkt regelrecht schockiert. Trauert er, weil er denkt, ich würde mich noch immer in der Maschine befinden? Oder überlegt, was werden soll, wenn ich nicht mehr in der Lage bin, unserer Sache zu dienen?

»Es ist mir nichts passiert«, erkläre ich und beschließe, mir nicht zu viele Gedanken darüber zu machen, welchen Stellenwert ich für ihn haben könnte. »Ich habe mich rechtzeitig aus dem Ding transportiert.«

Niemand reagiert. Die Männer tuscheln und senden ratlose Blicke an Manekas, der den Berg aus Holz anstarrt. Die Maschine ist unbrauchbar. Ob sie tatsächlich wirkungslos ist, kann allerdings niemand genau sagen.

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