Kitabı oku: «Alles, was Sie wissen sollten, Ihnen aber nie jemand erzählt hat», sayfa 8
Die Emanation der Allheiten, die entstanden ist aus dem, der existiert, existierte nicht entsprechend einer Trennung voneinander, wie etwas Abgeschnittenes von dem, der sie gezeugt hat. Sondern ihre Zeugung ist wie ein Ausbreiten, indem der Vater sich ausbreitet zu denen, die er liebt, damit die, die aus ihm hervorgekommen sind, auch (wie) er werden.
Die Schöpfungen (Erweiterungen, Emanationen) des seiner selbst gewahren Unendlichen Gewahrseins lassen sich als Manifestationen des Gedankens deuten; ich bevorzuge allerdings den Ausdruck „kreative Vorstellungskraft“. Damit sind auch die „erhabenen Äonen“ der Gnostiker beschrieben – die Ebenen unbegrenzter Vorstellungskraft und somit die Gesamtheit aller Möglichkeiten, das gesamte Potenzial. Die Gnostiker symbolisierten die unbegrenzte Vorstellungskraft durch den „Vater“ und den Gedanken durch die Mutter. Die Interaktion der beiden, so sagten sie, würde eine dritte Kraft bzw. eine erdachte Schöpfung / Erweiterung / Reflexion ihrer selbst hervorbringen, die als „Sohn“ versinnbildlicht wurde. In einem Text mit dem Titel „Apokryphon des Johannes“ heißt es:
Denn er ist der, der sich anblickt [sein Spiegelbild] in seinem Licht, welches ihn umgibt, das ist die Quelle des lebendigen Wassers. Und er ist es, der […] in jeder Gestalt […] sein Bild [wahrnimmt], indem er es in der Quelle des Geistes sieht. Er ist es, der sein Wasserlicht will [Absicht], welches die Quelle des reinen Lichtwassers ist, die ihn umgibt.
Und sein Gedanke vollbrachte eine Tat und [die „Mutter“] trat in Erscheinung, das heißt die, die in Erscheinung trat vor ihm [seiner Vorstellungskraft] in dem Glanz seines Lichtes. [Sie] ist die erste Kraft, welche […] in Erscheinung trat aus seinem Denken. […] Dieser ist der erste Gedanke, sein Abbild.
Von hier aus entstand aus den Imaginationen des Unendlichen Gewahrseins – und seiner Kreationen, die Erweiterungen desselben Gewahrseins darstellen – das, was wir „die Schöpfung“ nennen. In den gnostischen Texten wird beschrieben, wie die Schöpfungen der unbegrenzten Vorstellungskraft durch Benennung ins Sein überführt werden. Der folgende Auszug ist dem „Evangelium der Wahrheit“ entnommen:
Alle Wege sind seine Emanationen. Sie erkannten, dass sie aus ihm hervorgekommen sind wie Kinder aus einem vollkommenen [d. h. erwachsenen] Menschen. Sie erkannten, dass sie weder eine Form noch einen Namen empfangen hatten, von denen der Vater jeden einzelnen gebiert. […]
Aber der Vater ist vollkommen, wobei er alle Wege kennt, die in ihm sind. Wenn er will, offenbart er das, was immer er will, indem er ihm eine Form gibt und ihm einen Namen gibt; und er gibt ihm einen Namen, und er veranlasst, dass sie entstehen.
In den erhabenen Äonen ist der höchste „Schöpfer“ bzw. die kreative Macht / Vorstellungskraft beheimatet. Es stellt sich die Frage: Wenn dem so ist – warum ist dann das Leben in unserer Realität für viele Menschen so unerfreulich, ja, entsetzlich? Auf diese Frage gibt es eine Antwort.
Der „Fehler“
Eine der grundlegenden Vorstellungen der Gnostiker – ihre Version des „Sündenfalls“ – besagt, dass die von uns erlebte materielle Wirklichkeit durch einen Fehler bzw. Irrtum entstanden ist. In den gnostischen Texten wird beschrieben, wie einer der Äonen, also eine Erweiterung des „Vaters“ bzw. des Unendlichen Gewahrseins, seine eigene geistige Schöpfung ins Leben rief – ohne das Einverständnis des „Vaters“ (bzw. „Paargenossen“) einzuholen, der die wahre Schöpferkraft verkörpert. Der Name dieses Äons bzw. Bewusstseins ist „Sophia“. Im Apokryphon des Johannes heißt es:
Die Sophia […] aber, da sie ein Äon ist, dachte in einem Denken aus sich selbst heraus mit dem Gedanken des unsichtbaren Geistes [d. i. das seiner selbst gewahre Unendliche Gewahrsein] […] Sie wollte ein Bild in Erscheinung treten lassen ohne die Zustimmung des Geistes […] und ohne ihren Paargenossen und ohne seine Überlegung […] Und wegen der unbesiegbaren Kraft, die in ihr ist, war ihr Denken nicht unwirksam, und ein Werk trat aus ihr in Erscheinung, das unvollkommen war, und es war unterschieden von ihrer Gestalt, denn sie hatte es ohne ihren Paargenossen erschaffen.
Was hier symbolisch beschrieben wird, ist das aus dem Gleichgewicht des Einsseins / der Einheit geratene „Denken“. Die Geschichte von Sophia entspricht dem ersten „Sündenfall“. Das, was sie manifestiert haben soll, ist eine zerstörerische und manipulative Kraft, die wir unter Bezeichnungen wie „Teufel“, „Satan“ und zahllosen weiteren Namen kennen. Konsultieren wir noch einmal das Apokryphon des Johannes:
Und als sie ihren Willen verwirklicht sah, veränderte er sich in den Typos eines löwengesichtigen Drachens. Und seine Augen waren wie Feuer von Sonnenleuchten […] Sie stieß ihn von sich weg, weg aus jenen Orten [den erhabenen Äonen bzw. Pleromata], damit niemand von den Unsterblichen [andere Äonen des Vaters] ihn sehen könne, denn sie hatte ihn geschaffen in Unwissenheit […] Und sie nannte seinen Namen Jaldabaoth.
Jaldabaoth ist identisch mit der Entität, die ich in meinen Büchern den „Demiurgen“ genannt habe – ein weiterer Name, den die Gnostiker zur Bezeichnung dieser Macht benutzten. Es ist sehr wichtig, nicht in dieselbe Falle wie die Religionen zu tappen und symbolische Texte wörtlich auszulegen. Zudem können wir nicht wissen, welchen gesellschaftlichen Einflüssen die ursprünglichen Verfasser dieser Schriften unterlagen. Reduziert man das Narrativ auf seine grundlegenden Elemente, ließe es sich etwa so zusammenfassen: Ein aus dem Gleichgewicht geratener schöpferischer „Gedanke“ erschuf einen Gewahrseinszustand, der sich – dementsprechend – ebenso wenig im Gleichgewicht befand.
Da hat jemand Mist gebaut, könnte man auch sagen – zumindest erscheint es so, wenn man eine bestimmte Perspektive einnimmt. Lange bevor ich die Nag-Hammadi-Schriften zu Gesicht bekam, war ich bereits davon überzeugt, dass unsere simulierte Realität das Werk einer im höchsten Maße negativen Macht ist. Das ist in der Quintessenz genau das, was auch die Gnostiker aussagen. Die materielle Welt (niedrige Frequenz) entstand den Texten zufolge durch Sophias Unwissenheit (niedrige Frequenz) und ihren Kummer (niedrige Frequenz) über die Dinge, die sie ins Dasein gebracht hat. Die Texte von Nag Hammadi erläutern des Weiteren, dass die „gestaltlose Wesenheit“ namens Jaldabaoth – also der Demiurg – die Macht seiner (mit der Quelle verbundenen) „Mutter“ dazu benutzte, die „niederen Äonen“ zu manifestieren (zu denen unsere gegenwärtige Realität gehört). Erschaffen nach dem Vorbild der erhabenen Äonen, stellten sie jedoch mangelhafte „Kopien“ bzw. „Spiegelbilder“ derselben dar. Neben den niederen Äonen manifestierte Jaldabaoth auch Entitäten, die die Gnostiker als „Archonten“ („Herrscher“) bezeichnen. Im Apokryphon des Johannes heißt es dazu:
Aber alles hat [Jaldabaoth] in Ordnung gebracht […] entsprechend dem Abbild der ersten Äonen [unter Ausnutzung der] Kraft in ihm, welche er von seiner Mutter empfangen hatte [und die] in ihm ein Abbild der guten Ordnung hervor[brachte] […]
Dieser ist der erste Archon [Jaldabaoth], dieser ist es, der eine große Kraft aus seiner Mutter empfing. Und er bewegte sich weg von ihr, und er verließ die Orte, an denen er geboren wurde [die erhabenen Äonen]. Er ergriff und schuf sich andere Äonen aus einer Lichtfeuerflamme, welche auch jetzt existiert.
Das Motiv des leuchtenden bzw. „Lichtfeuers“ erinnert an das „rauchlose Feuer“, das laut islamischem bzw. vorislamischem Glauben eine Eigenschaft der „Dschinn“ sein soll. Die Beschreibungen dieser in den unsichtbaren Welten residierenden Wesen ähneln sehr der Charakterisierung der Archonten durch die Gnostiker. Der Demiurg / Jaldabaoth habe die Archonten erschaffen, damit sie seinen Interessen und der Befriedigung seiner Gelüste dienen. Die gnostischen Texte beschreiben die Archonten als aus leuchtendem Feuer bestehende Wesen; islamische Texte besagen, die Dschinn seien aus rauchlosem Feuer erschaffen worden – sie meinen dieselben Wesen bzw. dieselbe Kraft! Bei dem Lichtfeuer handelt es sich meines Erachtens teilweise um das „Licht“ des elektromagnetischen Spektrums – einschließlich des sichtbaren Lichts –, also das Licht unserer simulierten Realität. Es ist das „Licht“, auf das sich Satanisten und Mitglieder von Geheimgesellschaften beziehen, wenn sie von Luzifer dem „Lichtbringer“ sprechen: vom Demiurgen / Jaldabaoth. Es ist auch mit dem Licht identisch, das am Beginn der Genesis steht: „Es werde Licht“, sprach der „Herr“ und erschuf damit die Welt (Simulation). „Leuchtendes Feuer“ meint zudem die Ebene, die der Lichtgeschwindigkeit unterliegt, sowie das, was wir als Strahlung bezeichnen. Die von Satanisten und Religionen exzessiv genutzten brennenden Kerzen symbolisieren das Licht des archontischen „Feuers“. Satanisten der höheren Ränge wissen das – zumindest jene, die sich in den innersten kirchlichen Kreisen bewegen oder innerhalb der Kirche irgendein Amt bekleiden (und davon gibt es viele). Dieselbe Symbolik findet auch bei satanischen Feuerritualen Anwendung, etwa bei den alljährlich im nordkalifornischen Bohemian Grove veranstalteten Treffen der politischen, wirtschaftlichen und Banken-„Elite“, die ich in früheren Büchern bloßgestellt habe.
Die Bereiche „hier unten“ …
Zu den Archonten kommen wir gleich, doch zuvor müssen wir noch über die „schlecht kopierten“ niederen Äonen sprechen (den Manuskripten zufolge soll es sieben davon geben). Die Gnostiker beschreiben sie als Bereiche des „Mangels“ und der Unzulänglichkeit, im Gegensatz zur „Fülle“ der erhabenen Äonen. Ohne Zweifel beziehen sich diese Begriffe auf die Energie, d. h. deren Qualität und Quantität (Überfluss bzw. Mangel an Energie, Abb. 81).

Abb. 81: Die Gnostiker sagten, dass unsere Realität eine „schlechte Kopie“ der ursprünglichen Realität ist, die noch immer existiert.
Die Äonen der schlechten Kopie werden mit Begriffen wie „fehlerhaft“, „Dunkelheit“ oder „Abgrund“ umschrieben. Zudem würden sie die Ebene des „Schicksals“ bilden – ein System zur Kontrolle der Massen, das ich im Verlauf dieses Kapitels erläutern werde.
Im gnostischen Sprachgebrauch wird klar zwischen Seele und Geist unterschieden. Während der Geist der Unendlichkeit bzw. den erhabenen Äonen angehört, ist die Seele mit Jaldabaoths niederen Äonen assoziiert. Unser wahres Selbst ist Geist – angebunden an die Quelle und von ihr ausstrahlend. Hellseher der Kategorie „Ich bekomme eine Mary“ bewegen sich innerhalb der niederen Äonen. Andere Medien jedoch, die unmittelbar nach „draußen“ gelangen, indem sie sich nicht über die Seele (psychische Energie), sondern über den Geist verbinden, können mit den erhabenen Äonen in Kontakt treten. Dadurch sind sie in der Lage, sich mit hoch entwickeltem Gewahrsein zu verbinden und fortgeschrittenes Wissen in unsere Welt zu bringen. Woraufhin sie dann als verrückt abgestempelt werden.
Bisher habe ich Begriffe wie „übersinnlich“ oder „medial“ in einem sehr allgemeinen Sinn benutzt, doch es gibt Kommunikationsebenen, die weit über „Ich bekomme eine Mary“ hinausgehen. Im Englischen zeigt sich der Unterschied zwischen gewöhnlichen übersinnlichen und wahrhaft geistigen (spirituellen) Kontakten deutlich in der Sprache: Die Begriffe für eine medial veranlagte Person (engl.: „psychic“) und für die Seele bzw. Psyche (engl.: „psyche“) gehen beide auf das griechische Wort „psykhe“ zurück. Die Psyche wird definiert als „das Denken bzw. die tiefgründigsten Gedanken, Gefühle und Glaubensvorstellungen einer Person oder Gruppe“. Die niederen Äonen beherbergen den Verstand / die Seele, die wiederum – sofern die höhere geistige Verbindung fehlt (engl.: „spirit“) – die Wahrnehmungen des Gehirns / Körpers bestimmen. Das, was wir als Seele bzw. Ich (im Sinne von Ego) bezeichnen, sind elektromagnetische Felder sinnlicher Wahrnehmung; auf dieser Ebene ist auch das Phänomen des Aurafeldes angesiedelt. Bei der Instanz Seele / Ich, die sich im Moment des Todes aus der „materiellen“ Realität zurückzieht, handelt es sich in Wirklichkeit um einen Aufmerksamkeitsbrennpunkt. Erinnern Sie sich an Alan Watts’ Definition des Egos: „… nichts anderes als der Aufmerksamkeitsbrennpunkt“. Verharrt unser Aufmerksamkeitsbrennpunkt auf der Ebene der Seele (Verstand / Psyche), wenn wir die „Körperlichkeit“ hinter uns lassen, bleiben wir in den niederen Äonen gefangen – in Bereichen, die energetisch etwas weniger dicht sind als die „physische“ Welt. Dort verweilen wir, bis wir „reinkarnieren“ und eine neue fleischliche Hülle bekommen.
In den östlichen Religionen und im New Age wird die Reinkarnation als wiederholte Wiedergeburt der Seele in der „materiellen“ Welt aufgefasst. In der physischen Hülle leidet und lernt die Seele, bis sie einen Zustand der „Vollkommenheit“ erreicht und den Kreislauf von Geburt und Tod hinter sich lassen kann. Ich möchte ausdrücklich für eine andere Sichtweise plädieren. Ein Aufmerksamkeitsbrennpunkt (Geist / Gewahrsein) bleibt so lange in den niederen Äonen gefangen, bis er sich wieder vollständig mit der spirituellen Quelle identifiziert und in einen Gewahrseinszustand eintritt, der die Frequenzmauern der Welt des Demiurgen / Jaldabaoths zu überwinden vermag. Dann erst kann er in die erhabenen Äonen zurückkehren – zum Unendlichen Gewahrsein, das seiner selbst gewahr ist. Die endlose Wiederholung von Erfahrungen, die auf der stets gleichen, simplen Wahrnehmungsprogrammierung beruhen, wird niemanden in die Freiheit führen. Im Gegenteil – die Illusionen und Täuschungen, die die Wahrnehmung (und damit das Frequenzniveau) der Menschheit in Knechtschaft halten, werden dadurch möglicherweise erst recht verfestigt und weiter gestärkt.
Als ich mich während meiner Ayahuasca-Erfahrung, die ich 2003 in Brasilien machte, in einem veränderten Bewusstseinszustand befand, sah ich Menschen aus dem Himmel fallen und auf einem Weg landen, der durch ein Feld führte. Der Weg füllte sich immer mehr, und je mehr Menschen auf ihm liefen, desto ausgetretener wurde er. Immer tiefer grub sich der Weg in den Boden, bis für die Menschen alles dunkel wurde. Bald war ein Graben entstanden, der der Rille einer alten Schallplatte glich. Die Menschen folgten ihm einfach, gleich, wohin er führte. Die Stimme erklärte, dass die Menschen deshalb in jeder Inkarnation erneut so leicht auf die Programmierung hereinfielen, weil sie noch die Programmierungen früherer Leben in sich trügen. Das gelte nicht zuletzt auch für die Ergebenheit gegenüber einer (vermeintlichen) Obrigkeit. Zwar erinnern wir uns für gewöhnlich nicht an unsere früheren Aufenthalte im „Physischen“, doch wirken unsere damaligen Erfahrungen noch immer nach. Vielleicht haben wir eine „unerklärliche“ und „irrationale“ Angst vor Wasser, weil wir in einem früheren Leben eine schlimme Erfahrung damit gemacht haben. Oder wir fürchten das Fliegen, enge Räume, weite Plätze usw. – je nachdem, welche unangenehme Situation wir einst durchleben mussten.
Wer die Vorstellung der Reinkarnation ablehnt, sollte sich mit entsprechenden Büchern oder Fernsehserien wie „The Ghost Inside My Child“ auseinandersetzen, in der sich Kinder detailliert an ihre Erfahrungen in früheren Leben erinnern. Dazu zählen nachprüfbare Ereignisse, von denen die Kinder unmöglich gewusst haben können. In jeder Inkarnation werden Informationen und Programmierungen angehäuft, die im Seelenfeld gespeichert bleiben und dazu führen können, dass sowohl Verhaltensmuster als auch „physische“ Merkmale früherer Leben erneut auftreten. Wie soll uns diese Konstellation jemals aus dem Kreislauf der Wiedergeburt herausführen? Das tut sie nicht. Zwar stimmt es, dass wir aus Erfahrungen lernen und sie dazu benutzen können, aus dem übermächtigen Schlaf aufzuwachen; durch wiederholte schlechte Erfahrungen wird die menschliche Wahrnehmung jedoch immer tiefer in die Bereiche niedriger Schwingungen und einprogrammierter Illusionen gedrückt. Die Vorstellung, dass wir leiden müssten, um „Erlösung“ zu finden, ist wirklich verrückt. Sie würde bedeuten, dass Leid notwendig und sogar normal ist – Gottes Wille, sozusagen. Es ist aber nicht normal, sondern vielmehr das Werk einer hochgradig negativen Macht.
In einem gnostischen Text mit dem Titel „Pistis Sophia“ werden die Außengrenzen der vom Demiurgen / Jaldabaoth geschaffenen Realität durch einen Drachen symbolisiert, der seinen eigenen Schwanz verschlingt: „Die äußere Finsternis ist ein großer Drache, dessen Schwanz sich in seinem Munde befindet, außerhalb der ganzen Welt die ganze Welt umgebend.“ Die Beschreibung dieses Symbols, das unter den Bezeichnungen Ouroboros oder Leviathan bekannt ist, klingt sehr nach dem Grenzbereich, der sich den Gnostikern zufolge zwischen den erhabenen und den niederen Äonen befinden soll (Abb. 82 und 83).

Abb. 82: Der Ouroboros: Die Schlange, die ihren eigenen Schwanz verschlingt.

Abb. 83: Neil Hagues Darstellung des gnostischen Leviathans – der Ouroboros, den die „Seelen passieren müssen, um ins Paradies zu gelangen“.
Der äußerste Planet bzw. Archont (der niederen Äonen), so sagen sie, sei der Saturn. Jenseits davon befinde sich Leviathan, den jede Seele überwinden müsse, um ins Paradies zu gelangen (die zu dem Zeitpunkt allerdings keine „Seele“ mehr ist, sondern reiner Geist). Auch das uralte esoterische Konzept des Ringes Überschreite-mich-nicht steht damit in Zusammenhang, das so beschrieben wird:
Ein tiefgründig mystischer und bedeutungsvoller Ausdruck. Er bezeichnet jenen Kreis, jene Schranken oder Grenzen, innerhalb welcher sich das Bewusstsein derer befindet, die noch unter dem Einfluss der Täuschung des Getrenntseins stehen, gleich, ob der Ring groß oder klein ist.
Er bedeutet nicht irgendeine besondere Gegebenheit oder einen besonderen Zustand; vielmehr lässt er sich als allgemeiner Ausdruck auf jeden Zustand anwenden, in dem sich ein Wesen, das in seinem evolutionären Wachstum der Entfaltung des Bewusstseins eine bestimmte Stufe erreicht hat, nicht in der Lage sieht, in einen noch höheren Zustand überzugehen, weil sein Bewusstsein unter mentaler oder spiritueller Täuschung steht.
„Täuschung“ = eine Frequenz, die zu niedrig ist, um die Mauern des „Rings“ bzw. „Drachen“ zu durchdringen und den niederen Äonen zu entkommen. Laut den Schriften von Nag Hammadi haben die erhabenen Äonen am Übergang zu den niederen Ebenen die sogenannte „Grenze“ errichtet, um „Sophia“ von ihrer Schöpfung bzw. „ungeborenen Idee“ – Jaldabaoth – zu separieren: „… die Begierde aber samt der Erregung [wurde] hinausgewiesen, abgegrenzt und vertrieben.“ Diese Abtrennung vom Quell der Schöpferkraft erklärt vermutlich, warum die Gnostiker sagten, der Demiurg / Jaldabaoth und die ihm unterstellten Archonten würden nicht über die Fähigkeit verfügen, etwas Originäres zu erschaffen, und könnten lediglich bereits existente Dinge manipulieren und verfälschen. In einem Text heißt es: „Durch diesen Horos [diese Grenze] ist nach ihrer Lehre die Sophia gereinigt und befestigt […] worden. Nachdem sie so befreit war […], ist sie in dem Pleroma verblieben.“ Anderen Legenden zufolge ist Sophia noch immer mit Jaldabaoth, ihrer Schöpfung, verbunden. In einem unbenannten Text innerhalb des Codex Brucianus wird die Grenze zwischen erhabenen und niederen Äonen wie folgt beschrieben:
Und damals hat das Existierende sich von dem Nichtexistierenden getrennt, und das Nichtexistierende ist das Böse, das sich in der Materie manifestiert hat. Und die Kleiderkraft [umhüllende Kraft] trennte das Existierende von dem Nichtexistierenden und nannte das Existierende „ewig“ und das Nichtexistierende „Materie“, und sie trennte in der Mitte das Existierende von dem Nichtexistierenden und legte zwischen sie Vorhänge.
Es mag merkwürdig erscheinen, die niederen Äonen als nichtexistent zu bezeichnen, während wir diese „nichtexistente“ Welt doch erleben. Dazu nur zwei Anmerkungen: (1) Materie, wie wir sie wahrzunehmen meinen, existiert nicht; (2) Ist ein Schatten in derselben Weise existent wie das Objekt, das ihn wirft? Wiederholt begegnen wir dem Gedanken, dass die niederen Äonen Spiegelbilder oder Schatten („Kopien“) der erhabenen Äonen sind. Das ist eine treffende Analogie, erscheint doch ein an einer Wasseroberfläche reflektiertes Objekt („Licht“) stets „auf den Kopf gestellt“ (Inversion, Abb. 84).

Abb. 84: „Reale Welt (erhabene Äonen) – Schattenwelt (niedere Äonen)“ – Die Gnostiker sagten, dass unsere Realität eine Reflexion, eine „Kopie“ oder ein Schatten der eigentlichen Realität ist.
Die Realität des Demiurgen ist gewiss die invertierte Version der ursprünglichen Realität: Fülle vs. Mangel, unsterblich vs. sterblich, spirituell vs. übersinnlich, Geist vs. Seele, Existenz vs. Nichtexistenz, Zeitlosigkeit vs. Zeit usw.
Die erhabenen Äonen werden durch Archetypen oder, wie man auch sagen könnte, als Blaupause beschrieben, die niederen Äonen hingegen als mangelhafte Schatten bzw. Reflexionen dieser Blaupause. Einmal mehr greift die Symbolik der „schlechten Kopie“. Bei den Blaupausen und Archetypen der erhabenen Äonen handelt es sich um eine Art Informationen. Wir leben nicht wirklich „in“ einer Welt; vielmehr decodieren wir ein Informationskonstrukt, „in“ dem wir (laut unserer Wahrnehmung) zu leben meinen (Abb. 85).

Abb. 85: Wir leben nicht „in“ einer Welt, sondern in einem Informationsfeld, aus dem wir die Erfahrung des Sich-darin-Befindens decodieren.
Die niederen Äonen sind eine minderwertige „Kopie“ der Informationen (Gewahrsein), die aus den erhabenen Äonen gespiegelt worden sind. Durch den Wahn des Demiurgen / Jaldabaoths ist die Kopie immer weiter verzerrt und invertiert worden.
Wie ich bereits erwähnte, werden die erhabenen Äonen in den gnostischen Texten als eine Welt ohne Zeit beschrieben, die niederen Äonen jedoch als ein zeitbehafteter Bereich. Das entspricht genau dem, was ich im einleitenden Kapitel erklärte (Abb. 86).

Abb. 86: „Das JETZT (jenseits der Begrenzungen durch Zeit und Raum) – Zeit“ – Die Gnostiker sagten, die erhabenen Äonen würden einen zeitlosen Bereich bilden, während die „Kopie“ bzw. Reflexion mit (illusionärer) Zeit behaftet ist.
Die Begriffe „erhaben“ und „nieder“ sind nicht wörtlich (räumlich) zu verstehen, sondern symbolisieren verschiedene Seinszustände, die innerhalb derselben Unendlichkeit existieren – so, wie sich auch die Frequenzen unterschiedlicher Radiosender denselben „Raum“ teilen. Der ebenfalls in Nag Hammadi gefundene Text „Zostrianos“ lässt uns wissen: „Er [Jaldabaoth] sah ein Schattenbild, und von dem Schattenbild aus, das er sah in ihm, schuf er die Welt. Mithilfe des Schattenbildes eines Schattenbildes arbeitete er an der Hervorbringung der Welt.“ Doch hat „er“ die Welt nicht aus dem Nichts erschaffen, sondern die Kopie oder Reflexion von etwas verzerrt, das bereits existierte.
Den Texten zufolge war die Einrichtung der „Grenze“ in gewisser Weise für die Entstehung des Spiegelbildes bzw. der Schattenrealität verantwortlich: „Es existiert ein Vorhang zwischen denen, die oben sind, und den Äonen, die unten sind. Und ein Schatten entstand unterhalb des Vorhangs. Und jener Schatten wurde zur Materie. Und jener Schatten wurde in eine Teilregion geworfen.“ (Auszug aus dem Nag-Hammadi-Manuskript „Hypostase der Archonten“.) In dem Text „Über den Ursprung der Welt“, der ebenfalls zu den Schriften von Nag Hammadi gehört, wird gesagt:
Der Äon der Wahrheit hat keinen Schatten außerhalb seiner, denn das grenzenlose Licht ist überall in ihm. Aber sein Äußeres ist der Schatten. Man nannte ihn Finsternis.
Das bringt uns auf den antiken griechischen Philosophen Platon (etwa 428–347 v. u. Z.) und sein Höhlengleichnis. Platon hat den Gnostizismus entscheidend beeinflusst. Er verglich die Menschen mit Gefangenen, die ihr gesamtes Leben in einer Höhle zugebracht und die Außenwelt nie kennengelernt haben (Abb. 87).

Abb. 87: Platons Höhlengleichnis.
Hinter ihnen befinden sich ein Feuer sowie, zwischen dem Feuer und den Gefangenen, ein erhöhter Fußweg. Da die Gefangenen angekettet sind, können sie nur die Wand vor sich sehen, aber weder hinter sich noch in irgendeine andere Richtung schauen. Die Leute, die nun hinter ihnen den Fußweg entlanggehen, werfen jedes Mal, wenn sie das Feuer passieren, Schatten an die Wand. Da die Gefangenen stets nur die Schatten sehen können, nicht aber, was diese Schatten sind oder wie sie entstehen, halten sie sie schließlich für reale Wesen.
Einige Gefangene entwickeln sich im Laufe der Zeit zu regelrechten Schattenexperten; bald gelten sie als Kenner der Natur – obwohl sie nie begriffen haben, was es mit den Schatten auf sich hat (siehe unsere heutigen Wissenschaftler und Gelehrten). Schließlich entkommt einer der Gefangenen und sieht die Welt, wie sie wirklich ist. Zunächst traut er seinen Augen kaum, doch dann begreift er, dass seine Schattenwelt gar nicht real, sondern nur eine Täuschung ist. Er geht zur Höhle zurück und berichtet den anderen Gefangenen von seiner Entdeckung. Doch die glauben ihm nicht, bezeichnen ihn als verrückt und drohen ihm für den Fall, dass er versuchen sollte, sie zu befreien, sogar damit, ihn umzubringen. Was für eine brillante Beschreibung der Schattenwelt der niederen Äonen und der misslichen Lage, in der sich die Menschheit bis heute befindet.
Was wäre, wenn unser Selbst, wie wir es wahrnehmen – die „Seele“ der niederen Äonen inbegriffen –, nur eine Reflexion des wahren, in den erhabenen Äonen verankerten Selbst ist? Dann würde zutreffen, was die gnostische Symbolik andeutet: Wir existieren gar nicht wirklich. Was wäre also, wenn es gar nicht „wir“ sind, die in den niederen Äonen gefangen sind, sondern nur ein symbolischer Widerschein oder Schatten des echten Wir, das den erhabenen Äonen angehört? Was wäre schließlich, wenn – eingedenk der Tatsache, dass alle Existenz Bewusstsein ist – die „Schattenkopien“ ein Eigenleben entwickelt haben und sich für die Originale halten? Ganz wie es in dem Lied „Me and My Shadow“ heißt: „Ich und mein Schatten laufen die Straße entlang …“ Diese Gedanken dürften einer näheren Betrachtung wert sein.
Geisteskranker „Gott“ des „grenzenlosen Chaos“
Die Gnostiker beschrieben Jaldabaoth als wahnsinnig und gaben ihm den Beinamen „der Blinde“. Mitunter nannten sie ihn auch „Samael“, was etwa „Gott der Blinden“ bedeutet, oder „Saklas“, „der Törichte“ (Abb. 88).

Abb. 88: „Der blinde Gott / der Törichte“ – So beschrieben die Gnostiker den Demiurgen / Jaldabaoth.
Ich werde ihn fortan als den Demiurgen bezeichnen.
Den gnostischen Manuskripten zufolge wusste der Demiurg nichts von seiner „Mutter“ Sophia, die ihn erschaffen hatte, und suchte sie in der „materiellen“ Welt (niedrig schwingende Energie), die durch Sophias geistiges und emotionales Trauma manifest geworden war. „Er“ glaubte, die physische Dimension sei allein sein Werk gewesen, und dass alles, was existiert, in ihm vereint war. Allerdings wurde er eines Besseren belehrt. „[Er] öffnete seine Augen. [Er] sah eine große, grenzenlose Materie. Und [er] wurde eitel und sprach: ,Ich bin Gott, und es gibt keinen anderen außer mir.‘“ (Aus dem Text „Das Wesen der Archonten“.)
Hier liegt der Ursprung jener zornigen, blutdürstigen Gottheit, die beharrlich behauptet, sie sei der „einzige Gott“. Die Gnostiker setzten den Demiurgen mit Jahweh / Jehowa gleich, dem garstigen „Gott“ des Alten Testaments, der laut Bibel sprach: „Ich bin der Herr, und sonst ist keiner; denn außer mir ist kein Gott.“ (Jesaia 45,5) Der Demiurg und der grausame „Gott“ des Alten Testaments sind ein und derselbe Typ! (Abb. 89)

Abb. 89: „Demiurg – Jaldabaoth – Samael – Satan / Teufel – Jahweh / Jehowa“ – Verschiedene Namen, dieselbe Macht.
Im Folgenden bekommen Sie einen kleinen Eindruck von dem Burschen (3. Mose 26):
Werdet ihr aber auch dadurch noch nicht zum Gehorsam gegen mich gebracht, sondern mir trotzig begegnen, so will ich auch euch mit grimmigem Trotz begegnen und euch siebenfältig strafen um eurer Sünden willen, dass ihr eurer Söhne und Töchter Fleisch fressen müsst! Und ich will eure Höhen vertilgen und eure Sonnensäulen abhauen und eure Leichname auf die Leichname eurer Götzen werfen, und meine Seele wird euch verabscheuen. […] Euch aber will ich unter die Heiden zerstreuen und das Schwert hinter euch herausziehen, dass euer Land zur Wüste und eure Städte zu Ruinen werden.
Richtig netter Kerl. In Wirklichkeit ist „er“ natürlich überhaupt kein „Kerl“, sondern ein Symbol für ein schwer deformiertes und invertiertes Gewahrsein, das völlig aus dem Gleichgewicht geraten ist und den Rest der Schöpfung in denselben zerrütteten Zustand bringen will – „Lasset uns Menschen machen in unserem Bilde, nach unserem Gleichnis“ (1. Mose 1,26) und all das. Große Religionen verehren diese Macht – würg – als ihren Gott. Bei dem „Es werde Licht“-Gott der Genesis, der „die Welt in sieben Tagen erschuf“, handelt es sich nicht um das Unendliche Gewahrsein, das seiner selbst gewahr ist, sondern um den demiurgischen Schöpfer unserer illusionären Realität, die der im Film „Matrix“ beschriebenen holografischen Simulation verblüffend ähnelt. Das erinnert mich an die Fernsehserie „Per Anhalter durch die Galaxis“, in der es hieß: „Am Anfang wurde das Universum erschaffen. Das machte viele Leute sehr wütend und wurde allenthalben als Schritt in die falsche Richtung angesehen.“ Im Neuen Testament gibt es übrigens durchaus einige Bezüge zum Unendlichen Gewahrsein. Das erklärt den hanebüchenen Gegensatz zwischen dem wütenden, hasserfüllten Gott des Alten Testaments und dem etwas warmherzigeren Schöpfer, den das Neue Testament beschreibt. Das ändert allerdings nichts an der Tatsache, dass beide Schriften in höchstem Maße irreführend sind.
Die im Alten Testament enthaltenen Texte wurden umfangreichen Manipulationen unterzogen, um den von den Gnostikern beschriebenen Demiurgen in einen allmächtigen Gott zu verwandeln, den Milliarden Menschen verehren – sei es als Christ, Jude oder Moslem. Zu den zahlreichen Bezeichnungen, die dem Demiurgen verpasst wurden, zählen auch „Teufel“ und „Satan“. Anhänger der großen Religionen verdammen die Teufelsanbetung, während sie demselben deformierten Gewahrsein huldigen – nur unter einem anderen Namen und Persönlichkeitsprofil. Dass die Welt verrückt ist, erwähnte ich schon? Sie alle beten die Schattenmächte an, die für Chaos und die Zerstörung jedes Gleichgewichts stehen. In der Nag-Hammadi-Schrift „Über den Ursprung der Welt“ heißt es: