Kitabı oku: «Pragmatische Bedingungen der Topikalität», sayfa 2

Yazı tipi:

2 Ältere und neuere Ansätze zur Informationsstruktur

Das Kapitel beginnt mit einem kurzen historischen Abriss über die aus meiner Sicht zentralen Entwicklungsstufen informationsstruktureller Kategorienbildung. Diese Entwicklung hat ihre Anfänge im 19. Jahrhundert mit Henri Weils Unterscheidung zwischen „mouvement objectif“ und „mouvement subjectif“ und wird um die Wende zum 20. Jahrhundert mit der Unterscheidung zwischen psychologischem vs. grammatischem Subjekt bzw. Prädikat von Georg v.d. Gabelentz und Hermann Paul weitergeführt. Sie erreicht um die Mitte des 20. Jahrhunderts ihren ersten Höhepunkt mit dem u.a. von Vilém Mathesius, einem Mitbegründer der sogenannten ‚Prager Schule‘, geprägten Konzept der ‚Funktionalen Satzperspektive‘, durch die das bekannte Terminologie-Paar ‚Thema/Rhema‘ geprägt wurde. Im Anschluss an diesem kurzen historischen Abriss werde ich drei zeitgenössischere Ansätze vorstellen, zunächst den von Jan Firbas entwickelten und stark in der Tradition der Prager Schule stehenden Begriff des ‚Kommunikativen Dynamismus‘ (ausführlich dargestellt in Firbas 1992), in dem versucht wird, die ‚Thema/Rhema‘-Dichotomie durch ein graduelles Konzept zu ersetzen. Danach stelle ich zwei Ansätze vor, die eine Ebenen-Unterscheidung vornehmen, zunächst das Modell von Halliday, der ein Zwei-Ebenen-Modell vorschlägt, das zwischen der Satzgegenstand/Satzaussage-Ebene (Theme/Rheme) und einer (im engeren Sinne) „informationsstrukturellen“ Ebene unterscheidet, die allein auf die bekannt/neu-Dichotomie (given/new) abzielt (vgl. ausführlich Halliday 1985). Zum Abschluss des ersten Kapitels wird das Drei-Ebenen-Modell von Molnár (1993) vorgestellt, in dem neben der Satzgegenstand/Satzaussage-Ebene (Topik/Kommentar) und bekannt/neu-Ebene (in Molnárs Terminologie: Thema/Rhema) noch eine dritte Ebene (Fokus/Hintergrund) hinzukommt, mit der sie auf sprecherseitige Relevanz-Setzungen abstellt und die ihrer Meinung nach relativ unabhängig von den zwei anderen Ebenen operiert. Inwieweit die Unabhängigkeit und Unterscheidbarkeit dieser verschiedenen Ebenen gewährleistet ist, werde ich insbesondere anhand dieses Modells diskutieren. Es wird sich zeigen, dass die Schwierigkeiten, die hierbei zutage treten, auf Problemen basieren, die uns auch noch in den nachfolgenden Kapiteln begleiten werden.

2.1 Historische Ansätze: psychologisches Subjekt und psychologisches Prädikat

Als einer der frühesten Ansätze zur Analyse von Äußerungen unter kommunikativen Gesichtspunkten kann Henri Weils Essay De l’ordre des mots dans les langues anciennes comparées aux langues modernes (1844) gelten. Ausgehend von der Feststellung, dass eine klassische Sprache wie das Lateinische eine wesentlich freiere Wortstellung aufweist als beispielsweise die aus ihr hervorgegangenen romanischen Sprachen, entwickelt er Ideen zur Funktion der Stellung der Satzglieder in Abgrenzung zu den von ihnen ausgedrückten syntaktischen Relationen. Weil unterscheidet hierbei zwischen einem „mouvement objectif, qui est exprimé par les rapports syntaxiques“ und einem „mouvement subjectif, qui est exprimé par l’ordre des mots“ (Weil 1844, 21). Während die ‚objektive‘ Ebene der syntaktischen Relationen sich auf die äußeren Dinge bezieht – „la syntaxe se rapport aux choses, à l’extérieur“ –, steht die ‚subjektive‘ Ebene in Relation zum Sprecher, „au sujet qui parle“. Die „succession des mots“ orientiert sich dabei an den Bedingungen der Äußerungssituation:

Il y a donc un point de départ, une notion initiale, qui est également présente et à celui qui parle et à celui qui écoute, qui forme comme le lieu où les deux intelligences se rencontrent; et une autre partie du discours, qui forme l’énonciation proprement dite. Cette division se retrouve dans presque tout ce que nous disons. (Weil 1844, 20)

Hier finden sich im Kern schon alle wesentlichen Aspekte, die in unterschiedlicher Begrifflichkeit auch in späteren Ansätzen immer wieder auftauchen werden. Weil unterteilt den Satz in zwei Bereiche: Der satzintiale Teil als Basis und Ausgangspunkt (point de départ) der Äußerung umfasst das, was Sprecher und Hörer „gegenwärtig“ ist, mit anderen Worten: was an Bekanntes anknüpft. Der daran anschließende Teil bildet die „eigentliche Aussage“ (énonciation proprement dite), d.h. die neue Information, um derentwillen der Sprecher den Satz äußert. Weil spricht in diesem Zusammenhang an anderer Stelle auch vom „but du discours“ (Weil 1844, 21).

Die Kennzeichnung der Satzelemente im Hinblick auf ihren kommunikativen Status als alte bzw. neue Information durch ihre Stellung im Satz – für Weil ein hervorstechendes Merkmal der klassischen Sprachen – demonstriert er anhand von Beispielen aus dem Lateinischen, in dessen freier Wortstellung er die funktionale Differenzierung zwischen „mouvement objectif“ und „mouvement subjectif“ deutlich ausgeprägt sieht (vgl. ebd., 20f.). Wortstellungsvarianten wie beispielsweise Romulus condidit Romam und condidit Romam Romulus, die hinsichtlich ihrer syntaktischen Relationen identisch sind – beide benennen ‚objektiv‘ denselben Sachverhalt – sind ‚subjektiv‘ auf verschiedene Kommunikationskontexte zu beziehen, in denen jeweils anderes als bekannt vorausgesetzt ist. Weil deutet die erste Variante als Aussage über die Person Romulus, wobei die satzinitiale Stellung das Subjekt als bekannt auszeichnet, und die zweite Variante Auskunft darüber, wer Gründer der Stadt Rom ist, sodass das Subjekt als Träger der neuen Information an den Schluss des Satzes rückt.

Weils Ansatz, zusätzlich zur Ebene der syntaktischen Relationen eine zweite, kommunikativ orientierte Ebene anzunehmen, ist von späteren Autoren aufgegriffen, jedoch in unterschiedlicher Weise inhaltlich bestimmt worden. Während sich Weil in seiner funktionalen Unterscheidung zwischen objektiver und subjektiver Ebene noch an einzelsprachlichen Strukturmerkmalen orientiert1 – die Beziehung der Satzglieder zueinander wird morphologisch, ihre Beziehung zur Äußerungssituation über die Wortstellung markiert – erhält die Interpretation des von Weil so genannten „mouvement subjectif“ bei Georg v.d. Gabelentz (1891) eine von der sprachlichen Ebene losgelöste, psychologische Interpretation.2 V. d. Gabelentz analysiert die Struktur von Sätzen bzw. Äußerungen auch hinsichtlich ihres Informationsstatus, wobei er seine Bestimmung informationsstruktureller Kategorien an den Bedingungen der Informationsübermittlung festmacht.

Wie lässt sich nun der Informationsstatus der einzelnen Redebestandteile bestimmen? V. d. Gabelentz nimmt hierfür eine adressatenorientierte Perspektive ein. Ziel einer Äußerung ist es nämlich, das eigene Vorstellungsbild in gleicher Form beim Hörer zu erzeugen. Diesen Vorgang vergleicht v.d. Gabelentz mit dem Beschreiben eines Papierstreifens in einem Telegraphenapparat, wobei die beschriebene Rolle „immer stärker anschwillt“ und der Papierstreifen „der noch vollgeschrieben werden soll […], zur anderen Rolle hinübergleitet“ (v.d. Gabelentz 1891, 369). Der Sprecher kennt den gesamten Vorstellungsinhalt, in der vom Autor gewählten Metapher also den beschriebenen sowie den unbeschrieben Teil des Papierstreifens; der Hörer muss die Vorstellung im Verlauf der Äußerung erst noch vervollständigen. Einen solchen Akkumulationsprozess stellt sich v.d. Gabelentz als durchaus sprechergelenkt vor. Der Sprecher „leitet […] mit dem ersten Worte des Anderen Denken auf eine gewisse Vorstellung und dann weiter und immer weiter, immer neue Erwartungen jetzt weckend, jetzt, gleich darauf, befriedigend“ (ebd., 369).

V. d. Gabelentz’ Pointe ist es nun, den Zusammenhang zwischen schon Gehörtem und Erwartetem im Verlauf der Äußerung in Analogie zu den grammatischen Kategorien Subjekt und Prädikat zu bestimmen: Ich nenne zuerst dasjenige, „was mein Denken anregt, mein psychologisches Subject, und dann das, was ich darüber denke, mein psychologisches Prädicat“ (ebd., 369f.). Das, worüber man etwas mitteilt und das, was man darüber mitteilt, also psychologisches Subjekt bzw. Prädikat, kann den jeweiligen grammatischen Kategorien entsprechen, es kann aber auch ganz anderen grammatischen Einheiten zugeordnet sein, wie v.d. Gabelentz anhand zahlreicher Beispiele demonstriert (vgl. 370f.). So lässt sich etwa in einem Satz wie


(1) Gestern war mein Geburtstag.

die adverbiale Bestimmung gestern unter bestimmten Bedingungen als psychologisches Subjekt auffassen, nämlich dann, wenn „ich von einem gewissen Tage [rede] und […] von ihm aus[sage], dass er mein Geburtstag war“ (ebd., 370). Und in einem Sprichwort wie


(2) Mit Speck fängt man Mäuse.

übernimmt die satzinitiale Adverbialbestimmung (mit Speck) die Rolle des psychologischen Subjekts, denn, so v.d. Gabelentz, nicht vom grammatischen Subjekt man sei hier die Rede, sondern das Mittel (der Speck) bilde den Gegenstand der Äußerung, von dem dann ausgesagt werde, was man damit macht, nämlich Mäuse zu fangen (vgl. ebd., 370).

Im Rahmen seiner Ausführungen zur Funktion der Intonation beschreibt v.d. Gabelentz des Weiteren Phänomene, die in heutiger Terminologie als Fokus- oder Kontrastakzent bezeichnet werden:

Was wir für’s Ohr betonen, für’s Auge unterstreichen oder typographisch auszeichnen lassen, ist also dasjenige, worauf es uns besonders ankommt, was uns das wichtigste ist. Wichtig ist es uns in Rücksicht auf einen vorhandenen oder vorgesetzten Gegensatz. (373)

Hier kommt v.d. Gabelentz einer adressatenorientierten Perspektive recht nahe; einen systematischen Zusammenhang zu seinem Verständnis der psychologischen Subjekts- bzw. Prädikatsebene stellt er jedoch nicht her. Explizit weist er diese Kategorienebene der Wortstellung zu:

Nicht die Betonung, sondern die psychologischen Subjects- und Prädicatsverhältnisse entscheiden über die bevorzugte Stellung der Satzglieder, und das seelische Verhalten, das sich in der Betonung äussert, hat mit jenem Verhältnisse nichts zu thun. (376)

Das, worüber gesprochen werden soll, ist im Verlauf der Äußerung des Satzes zuerst zu nennen. Was darüber ausgesagt wird, muss dann daran angeschlossen werden.3 Mit seiner Metapher vom Telegraphenapparat will v.d. Gabelentz verdeutlichen, dass diese Reihenfolge zwingend aus den Bedingungen der Kommunikationssituation hervorgeht, wobei er diese nicht dialogorientiert, also im Hinblick auf wechselseitige Äußerungsabfolgen zwischen zwei Gesprächsteilnehmern betrachtet, sondern unter dem Aspekt der Mitteilung von Information an einen Adressaten. Die Satzgliedstellung hat für ihn somit eine informationsstrukturierende Funktion: Sie zeigt an, welche Elemente als das ‚Worüber‘ des Satzes zu verstehen sind, unabhängig von ihren oberflächengrammatischen Relationen.

In heutige Terminologie lässt sich v.d. Gabelentz’ psychologisches Subjekt und Prädikat wohl am besten mit den Begriffen Satzgegenstand und Satzaussage übersetzen. Seine Perspektive ist zwar adressatenorientiert, sie bleibt hierbei aber wesentlich der Linearität der Äußerungsabfolge in ihrer sprachlichen Realisierung und deren Perzeption durch den Hörer verhaftet. Hieraus erklärt sich wohl seine Auffassung, dass das psychologische Subjekt dem psychologischen Prädikat immer vorauszugehen habe.

Hermann Paul (1880), der ebenfalls die Begriffe psychologisches Subjekt bzw. Prädikat verwendet,4 folgt ihm in diesem Punkt nicht, und dies hat seinen Grund vor allem darin, dass er hinsichtlich der Informationsstrukturierung von Äußerungen weitere Aspekte mit in den Blick nimmt. Seine Definition ist dabei zunächst ähnlich wie die von Georg v.d. Gabelentz von wahrnehmungspsychologischen Begriffen geleitet:

Das psychologische Subjekt ist die zuerst in dem Bewusstsein des Sprechenden, Denkenden vorhandene Vorstellungsmasse, an die sich eine zweite, das psychologische Prädikat anschliesst. Das Subjekt ist […] das Apperzipierende, das Prädikat das Apperzipierte. (Paul 1880, 124f.)

Grammatisches Subjekt und Prädikat sind aus diesen psychologischen Kategorien abgeleitet zu denken, sie „beruhen auf einem psychologischen Verhältnis“ (ebd., 124). Zwar bestimmt auch Paul den Satz als Ausdruck der „Verbindung mehrerer Vorstellungen oder Vorstellungsgruppen in der Seele des Sprechenden“ (ebd., 121) und wie bei v.d. Gabelentz ist auch für ihn der Satz „das Mittel dazu, die nämliche Verbindung der nämlichen Vorstellungen in der Seele des Hörenden zu erzeugen“ (ebd.), jedoch müssen diese nicht in jeder Redesituation vollständig ausgedrückt werden. Paul erläutert dies im Rahmen seiner Diskussion der Subjekt-Prädikat-Abfolge. Kritisch wendet er sich gegen v.d. Gabelentz’ Annahme, dass das psychologische Subjekt ausnahmslos die erste Position einnehme. Zwar gesteht er zu, dass dies in vielen Fällen zutreffe, insbesondere „bei ruhiger Erzählung oder Erörterung“ (ebd., 127), die umgekehrte Reihenfolge sei jedoch eine „nicht wegzuleugnende und nicht gar seltene Anomalie“ (ebd.). Das psychologische Subjekt

[…] ist zwar immer früher im Bewusstsein des Sprechenden, aber indem er zu sprechen anfängt, kann sich der bedeutsamere Prädikatsbegriff schon so in den Vordergrund drängen, dass er zuerst ausgesprochen und das Subjekt erst nachträglich angefügt wird. (ebd., 127)

Dies ist etwa der Fall, „wenn der Subjektsbegriff schon vorher im Gespräche da gewesen ist“ (ebd.). Als Beispiel hierfür nennt Paul den folgenden Dialog (siehe ebd.):


(3) Müller scheint ein verständiger Mann zu sein. – Ein Esel ist er.

In einem Frage-Antwort-Dialog wie: Was ist mit Maier? – Kaufmann (ist er). (vgl. ebd., 127) hat der Angeredete „in der Regel, während er das Prädikat hört, schon das dazu gehörige Subj. im Sinne, welches daher auch manchmal eben so gut wegbleiben kann“ (ebd.). Derartige Beispiele weisen für Paul eine Verwandtschaft mit Sätzen auf, „in denen überhaupt nur das Präd. ausgedrückt wird“ (ebd.). Dies ist nach Paul etwa dann der Fall, wenn die Antwort nur aus einem psychologischen Prädikat besteht, da sein Gegenstück, das psychologische Subjekt, in der vorangegangenen Frage enthalten ist oder der gesamte Fragesatz als psychologisches Subjekt gelten kann (vgl. ebd., 129):


(4) Wer hat dich geschlagen? – Max.
(5) Bist du das gewesen? – Ja.

Diese „dem sprachlichen Ausdruck nach eingliedrigen Sätze“ (ebd.) sind also darum kommunikativ adäquat, weil die Zweigliedrigkeit der psychologischen Ebene im Kontext des Frage-Antwort-Dialogs verankert ist. Entsprechend können dann auch eingliedrige Sätze wie Feuer! oder Hilfe! auf der psychologischen Ebene als zweigliedrig analysiert werden, weil dort die Äußerungssituation das psychologische Subjekt bildet. Aus diesem Grund stehen syntaktisch eingliedrige Äußerungen auch nicht in Konflikt mit seiner Definition vom Satz als Ausdruck miteinander in Verbindung stehender „Vorstellungsgruppen“ (ebd., 121), denn ihre kommunikative Adäquatheit ist immer durch die Mehrgliedrigkeit der psychologischen Ebene, mit der sie assoziiert sind, gewährleistet.

Nicht nur weil er sich von der Betrachtung des isolierten Satzes löst und ebenfalls kontextuelle und situative Faktoren mitberücksichtigt, geht Paul über v.d. Gabelentz hinaus, auch sein Verständnis des psychologischen Subjekts und Prädikats erfährt eine Neuausrichtung. Ist v.d. Gabelentz’ Verständnis noch von der Gegenüberstellung von Satzgegenstand und Satzaussage geprägt, so lässt sich bei Paul vor allem für das psychologische Prädikat eine weiterreichende Bestimmung ausmachen. So führt er etwa an, dass sich das Prädikat als der „bedeutsamere“ Bestandteil des Satzes „in den Vordergrund drängen“ kann (s.o.) und im 16. Kapitel der Prinzipien heißt es:

Am schärfsten von den übrigen Gliedern des Satzes sondert sich […] das psychologische Präd. ab als das wichtigste, dessen Mitteilung der Endzeck des Satzes ist, auf welches daher der stärkste Ton fällt“ (Paul 1880, 283).

Paul veranschaulich dies an dem Satz Karl fährt morgen nach Berlin, in dem nahezu jedes Wort intonatorisch als psychologisches Prädikat ausgezeichnet werden kann. Je nach der vom Sprecher vorausgesetzten „Disposition des Angeredeten“ (ebd.), d.h. je nach dem, was ein Sprecher im jeweiligen Äußerungskontext als bekannt voraussetzt, weist er das betonte Element als die neue Information aus, auf deren Mitteilung die Äußerung abzielt. Die in dem Beispielsatz möglichen Betonungsvarianten lassen sich dann als Antworten auf vier verschiedene Fragen verstehen, in denen jeweils etwas anderes erfragt wird (vgl. ebd, 283):


(6a) Wohin fährt Karl morgen? Karl fährt morgen nach Berlin.
(6b) Wann fährt Karl nach Berlin? Karl fährt morgen nach Berlin.
(6c) Wie reist Karl nach Berlin? Karl fährt morgen nach Berlin.
(6d) Wer fährt morgen nach Berlin? Karl fährt morgen nach Berlin.

Die Beispiele zeigen nicht nur, dass prinzipiell jedes Satzglied die Rolle des psychologischen Prädikats einnehmen kann; selbst dort, wo psychologisches und grammatisches Prädikat zusammenfallen – wie in (6c) – sind die zwei Ebenen nicht völlig identisch. So lässt sich für die Antwortvariante in (6c) ein Fragekontext konstruieren, in dem die Tatsache, dass Karl nach Berlin reist, schon bekannt ist „und nur noch nicht, ob er dahin geht oder reitet oder fährt“ (ebd.).

Wie die Beispiele zeigen, ist die Realisierung des psychologischen Prädikats (bzw. Subjekts) nicht auf eine bestimmte syntaktische Position festgelegt. Dennoch gibt es auch syntaktische Strategien zur Kenntlichmachung des psychologischen Prädikats. Diese greifen etwa dann, wenn es gilt, den „Widerspruch zwischen grammatischem und psychologischem Prädikat […] durch eine umständlichere Ausdrucksweise [zu] vermeiden“ (ebd., 285). Hierzu zählt er „Herausstellungskonstruktionen“ (vgl. Altmann 1981) wie etwa die folgende, die in heutiger Terminologie als Spaltsatz bezeichnet wird (vgl. ebd.):


(7) Christen sind es, die es getan haben.

Der „Widerspruch“ entsteht Paul zufolge durch die Tendenz, die psychologische Subjekt- bzw. Prädikatsebene mit der grammatischen zu identifizieren. Dass dies so ist, führt Paul auf sprachgeschichtliche Prozesse zurück. Im Zusammenhang mit der Spezialisierung von Ausdrücken für bestimmte syntaktische Funktionen, etwa der Kopula als „Bindeglied“ (ebd., 293) zwischen psychologischem Subjekt und Prädikat, kommt es dann zu einer Verfestigung der Konstruktion: „Indem gewisse Wörter regelmässig so verwendet werden, wird die psychologische Kategorie zu einer grammatischen“ (293f.). Soll nun aber das grammatische Subjekt als das in kommunikativer Hinsicht „bedeutsamere“ Element der Äußerung herausgestellt werden, so müssen Sprecher zu Ausweichkonstruktionen greifen. Durch die Spaltsatz-Konstruktion in (7) wird das grammatische Subjekt dann gewissermaßen als psychologisches Prädikat ausgewiesen.5