Kitabı oku: «Von der Weisheit und vom Brauchtum unserer bäuerlichen Vorfahren», sayfa 4
Neue Besen kehren gut – In der Besenbinderstube meines Großvaters
Unsere Vorfahren kehrten mit Besen („Hexenreisern“) die Winterunholde, bösen Geister und Dämonen aus dem Haus, und der gesellig wachsende Besenginster war im Mittelalter ein wirksamer Schutz gegen Hexerei. Seine harten, zweigähnlichen Stängel wurden auch als Kaminbesen genutzt, wodurch verständlich wird, dass die Hexen nach dem endgültigen Sieg des Frühlingsgottes über die Mächte der Finsternis auf einem Besen reitend das Haus durch den Schornstein verlassen: Hexennacht – Walpurgisnacht.
Einzelne Besenruten lagen früher auf dem Küchenschrank und die Buben hatten einen Heidenrespekt davor. Das war der Schlagbesen des Vaters, der damit den Ungehorsam der Kinder bestrafte. Doch die strafende Rute des Nikolaus war ursprünglich das Reis, das Symbol der Fruchtbarkeit, durch dessen Berührung mitten im Winter die Hoffnung auf das Licht der Sonne wachgerufen wurde: Das Reis war die Lebensrute.
Das früheste geflügelte Wort aus dem deutschen Sprachschatz stammt aus Freidanks „Spruchdichtesammlung“ (um 1230), betitelt „Bescheidenheit“: „Der niuwe beseme kert vil wol, e daz er stoubes werde vol“: „Der neue Besen kehrt sehr wohl, eh’ dass er Staubes werde voll.“ Daraus wurde das sprichwörtlich gebrachte „Neue Besen kehren gut“. Der Besen, das „Zusammengebundene“, war der „Staubsauger“ unserer Vorfahren.
Zu den bäuerlichen Winterarbeiten gehörten früher neben dem Flechten von Körben, Stühlen und Kuchendeckeln und dem Binden von Besen auch das Herrichten des Geschirrs und der Zugseile, das Ausbessern der Wagen und Wagenräder, das Schärfen der Äxte und Beile und das Anspitzen der Bohnenstangen.
Auf den Bauernhöfen standen neben den Obstgärten gewöhnlich an den Grenzen zu den Nachbargrundstücken sogenannte „wilde“ Bäume: Birken zur Erlangung der nötigen Besenreiser, ein paar Weiden für Körbe, Stühle, Mulden, Schippen und Tröge, dazu Eschen, die jährlich geköpft wurden, so dass man die schlanken Zweige binden und zum Trocknen an Zäunen aufrichten konnte. Im Winter wurden sie den Schafen auf die Hilte gegeben. Die Tiere fraßen Blätter, kleine Zweige und die Rinde. Von den dicken Astteilen nagten sie den Bast ab. Mit diesen abgenagten Ästen wurden Zäune repariert und gebaut. Zwei bis drei Eichen standen auf dem Hof. Sie gaben Futter für die umherlaufenden Schweine. Schließlich gab es da noch den Walnussbaum und den Holunderstrauch, letzterer dicht an der Hauswand zur Abwehr von winterlichen Dämonen und Bereitung von heilenden Wintertees.
Ferne Erinnerungen an Groß- und Urgroßvaters Zeiten werden wach. Erinnerungen an die heimelige Atmosphäre in der gemütlich warmen Besenbinderstube: In mehreren Reihen lagen dicke Birkenreiser-Bündel („Birkenhecken“) mit Ruten verschiedener Länge auf den Dielen. Im November wurden die Besenreiser draußen geschnitten, an Ort und Stelle die abstehenden Seitentriebe um die innere Rute aufgedreht und die Nebenästchen am Reiseranfang ausgeputzt. Über Winter wurden die Besenreiser auf dem Speicher getrocknet.
Am besten waren Reiser von sieben – bis achtjährigen Birken, weil sie noch schlanker und biegsamer sind als Ruten von älteren Bäumen . Diese sind meist zu storzig und brechen leichter. In d er Besenbinderstube wurden die Reiser der Länge nach sortiert. In jede Hand kamen sieben lange Ruten, wurden nach unten fest zusammengedreht, über dem Knie mit einem Ring gespannt, die beiden Bündel überkreuzt und zum „Geißfuß“ zusammengesteckt. Weitere Ringe aus Draht oder Seil – sechs bis sieben an der Zahl – wurden nach und nach um die gedrehten und gespannten Reiserbündel gesetzt. In einem der mittleren Ringe steckte man dann kürzere, etwas angespitzte Ruten rundum ein, bis der Besen eine bestimmte Handlichkeit hatte und die Kehrseite „bauschig“ wurde. der Griff wurde „bündig“ geschnitten, noch vorhandene Stielreste glatt abgeschnitten, damit die Finger beim Kehren nicht aufrissen. Zum Schluss wurden die überstehenden Rutenspitzen an der bauschigen Kehrseite des Besens abgeschnitten.
Für die Herstellung der Besenringe haben früher die Besenbinder keinen Draht verwandt – der war zu teuer – sondern „Hassele-Stecke“ (Haselstrauch), die „Scheenstecke“. Die „Hassele“ waren etwa 1,50 m lang und so dick wie Flaschenköpfe. Die „Stecke“ wurden am Ende eingekerbt, von d en Kerben aus die Rinde in ½ cm breiten Riemen (Schalen oder Schienen) abgeschält. Die abgeschälte Rinde war das Flechtmaterial für das Zusammenbinden der Besenreiser.
Jeder Hof hatte früher ein ganzes Sortiment von Besen, zumeist aus Birkenreisern gebunden. Seltener waren Strohbesen, ganz selten Ginsterbesen. Letztere waren kurz und mit einem Stock versehen.
Die Besen fanden eine vielfältige Anwendung. Die Häuser wurden gekehrt, der Stall, der noch ungepflasterte Hof, die Scheune, die Wege, der Misthaufen, Laub im Herbst und Schnee im Winter.
„Nichts wurde unter den Tisch gekehrt“ bei unseren Vorfahren. Doch den „Dorfbesen“ gab es überall. Doch auch diese Zeiten sind längst vergangen: „Damals auf dem Dorf war vieles anders.“
Vom Pflügen, Eggen und Säen unserer bäuerlichen Vorfahren im März
Je nach Witterung begann die Arbeit des Bauern auf dem Feld Anfang/Mitte März. Oft hielt er sich auch an alte Kalendersprüche und Wetterregeln.
Am frühen Morgen wurden Pflug und Egge aus dem „Schuppen“ geholt und der Ochse wurde vorgespannt. Kühe wurden seltener verwendet, um die harte Pflugarbeit zu verrichten, weil der Milchertrag darunter litt. Oder ein Pferdegespann verrichtet die harte Arbeit. Das Pflügen selbst erforderte Kraft und Geschicklichkeit. Der „Pflugheber“, gewöhnlich war es der Bauer selbst oder der Großknecht, musste die Pflughörner richtig niederdrücken, damit das Pflugeisen in der entsprechenden Tiefe weiterging. Knapp hinter dem Pflug gingen die „Hauerinnen“, welche mit ihren Hauen die ausgehobene Erde zerkleinerten und ebneten. War nun der Boden durch den Pflug umgerissen und der Dünger in die Erde eingeackert, kam die Egge dran. Die Egge zerteilte die aus dem Grund gewühlten Schollen, was durch oftmaliges Überfahren erreicht wurde. Dann wurde gesät. Der Bauer in Hemdärmeln trug im Fürtuch den Samen und streute ihn mit voller Hand möglichst gleichmäßig nach links und rechts aus, ein heikles Geschäft, da der Samen weder zu dünn noch zu dicht liegen durfte. Im letzteren Falle nämlich wird das Wachstum gehemmt und erfordert ein späteres Jäten, damit die Halme zu Luft kommen. Um das Wachstum der Aussaat zu fördern, pflegte man die Körner einige Zeit vor dem Säen zu „kalken“, das heißt, man setzte ihnen Kalk mit Wasser gemischt bei.
Auf gleiche Weise wie die Aussaat des Roggens und Weizens ging auch die der Gerste und des Hafers vor sich, wofür man nach alter Gepflogenheit der Benediktustag (21. März) bestimmt war. Überhaupt hatte der Bauer früher fast für jede Fruchtgattung einen bestimmten Tag zur Aussaat. So sollten zum Beispiel die Hülsenfrüchte, die Bohnen und Erbsen, am Karfreitag gesetzt werden, auch Flachs am Karfreitag.
Während der letzten Tage der Karwoche ruhte in der Regel die Feldarbeit. Man brachte die Tage in frommer Trauer und gewissenhaftem Fasten zu, wofür man sich dann am Ostersonntag durch einen lukullischen Schmaus und am Ostermontag und Dienstag durch verschiedene Lustbarkeiten entschädigte.
Nach den Feiertagen kam dann ein weiteres Stück Arbeit, das Bauern und Knecht und die Ochsen richtig schwitzen ließ. Es begann die Bestellung der Kartoffeläcker. Man pflanzte die Erdäpfel, auch Grundbirnen genannt, gewöhnlich auf trockenen Sandboden, der zwar keine so reiche Ausbeute, aber Kartoffeln von vorzüglicher Güte liefert. Das Geschäft des „Setzens“ fiel gewöhnlich den Bäuerinnen und Mägden zu. Die Magd hackte mit der Karst die Grube aus und warf aus dem zu einem Sack gebundenen Tuch die Setzkartoffeln hinein. Durch das Aushauen der folgenden Grube wurde die vorangegangene, schon besetzte, zugeschüttet. Waren zwei Mägde da, so haute die eine und die andere setzte.
Mit dem Bestellen der Mais- und Kartoffelfelder waren die vorzüglichsten Frühlingsarbeiten der Hauptsache nach beendet, aber es gab trotzdem noch immer draußen und im Hause genug zu tun. So galt es zum Beispiel, den der Erde anvertrauten Samen vor fressgierigen Elstern und Rabenvögeln zu beschirmen, indem man Vogelscheuchen aufstellte. Es war aber auch wichtig, das Beschützen des Ackers vor bösen Geistern und vor der Ungunst des Himmels zu erreichen. Dafür war das sogenannte „Palmen“ gut. So gab man von d en am Palmsonntag geweihten Palmzweigen und von d en am Karsamstag gesegneten Kohlen einige in die Mitte und an den vier Ecken des frisch angesäten Ackers, oder man fertigte aus den bei der Feuerweihe angebrannten Osterscheithölzern kleine Kreuze und steckte sie in das Feld, um dasselbe gegen den Abfraß und Hagelschlag zu schützen. Ebenso wurden beim Pflügen drei kleine Kreuze in die erste Furche gelegt.
Auch die Bäuerin hatte zu Hause noch viel zu tun. Sie hatte die Wäsche zu bleichen und den Hausgarten, ihre „Domäne“, zu bestellen. Streng genommen wollte es der Brauch, dass man mit der Gartenarbeit schon am Gertraudentag (17. März) begann, weil die Heilige Gertraud, wie die Legende erzählt, die „erste Gärtnerin“ war. Mit Dünger wurden die Beete bereits früher bedacht. Der Bauer hat im Baumgarten zu schaffen. Die Bäume mussten geschnitten werden, die Türen in Tenne und Schoppen erforderten Nachhilfe und besonders der Zaun um Haus und Feld bedurfte einer gründlichen Nachbesserung.
Als die Schulmeister noch bettelarm waren
„Und wird im Dorf ein Schwein geschlacht, dann könnt ihr sehen, wie er lacht, die größte Wurst ist ihm zu klein, dem armen Dorfschulmeisterlein.“
Sicherlich ist auch heute noch das „Lied vom armen Dorfschulmeisterlein“ bekannt. In den Anfängen des Schulwesens war der Dorfschullehrer noch bettelarm. Die Bezahlung war so gering, dass Sonderzuwendungen bei allen kirchlichen Anlässen, wie Taufe, Hochzeit, Konfirmation und Beerdigungen, eine hochwillkommene Zulage waren. Auch war es üblich, dass der Lehrer bei Hausschlachtungen eine Blut- und Leberwurst und einen Kessel Wurstbrühe erhielt.
Trotz der geringen Bezahlung war der Lehrer eine „Respektperson“, der einzige auf dem Dorf, der mit „Herr“ angeredet wurde. Er war „Dorfpolizist“ und „Richter“ zugleich, der über das sittliche Betragen der Kinder innerhalb und außerhalb der Schule zu wachen hatte. Beschwerden über Kinder anderer Leute wurden ihm vorgetragen. Nicht der Pfarrer, der Lehrer war verantwortlich für den Gottesdienstbesuch der Kinder. Nach der Abendglocke kontrollierte der Schulmeister auf den Dorfstraßen, ob alle Schüler zu Hause waren.
Aus einer Ostertaler Schule sind die „Zehn Gebote für Lehrer“ aus dem Jahre 1872 überliefert. Kaum zu glauben, was damals einem Lehrer alles aufgebürdet wurde: „Lehrer haben täglich die Lampen aufzufüllen und die Kamine zu säubern.“ „Lehrer dürfen einen Abend pro Woche auf Brautschau gehen oder an zwei Abenden, wenn sie regelmäßig zur Kirche gehen.“ „Nach zehn Stunden Schule dürfen Lehrer die restliche Tageszeit damit verbringen, die Bibel oder andere gute Bücher zu lesen.“ „Verheiratet sich eine Lehrerin, so scheidet sie damit aus dem Schuldienst aus, ist sie bereits im Ruhestand, so fällt der Bezug des Ruhegehaltes weg.“ „Jeder Lehrer sollte von seinem täglichen Lohn eine schöne Summe beiseite legen, damit er davon in seinem Alter leben kann und so der Gesellschaft nicht zur Last wird.“ „Jeder Lehrer, der raucht oder Alkohol – in welcher Art auch immer – trinkt, der Spielhöllen oder Wirtschaften aufsucht oder sich beim Friseur rasieren lässt, gibt zu der Vermutung Anlass, dass seine Integrität und seine Ehrlichkeit in Frage gestellt werden müssen.“ „Der Lehrer, der seine Arbeit treu und ohne Fehler fünf Jahre lang verrichtet, wird eine Gehaltsaufbesserung erhalten, vorbehaltlich der Zustimmung der Schulaufsichtsbehörde.“
Gregor der Große, Kirchenvater und Papst, gilt als Schutzherr der Schule und der Schuljugend. Bei den Germanen war dies der Tag der Knaben- und Jünglingsheime.
Am Gregoriustag (14. März) schloss früher das Wintersemester in den Schulen. Es fanden festliche Umzüge statt, bei denen die Kinder als Handwerker verkleidet waren und historische Kostüme trugen. Die Umzüge schlossen mit Wettspielen und Wettsingen.
Das Gregorisingen ist eine Sitte, die zeigt, wie bettelarm früher die Schulmeister und ihre kleinen Schulen waren. Es war nämlich ein Bettelsingen, wobei der Schullehrer mit seinen Schülern von Haus zu Haus zog, von Gehöft zu Gehöft, Mehl, Eier, Fleisch, Brot und Speck einsammelte, um dann den Kindern im Wirtshaus ein kräftiges Mahl kochen zu lassen.
In manchen deutschen Landen zogen die als Engel verkleideten Schulkinder mit dem Lehrer, der den heiligen Gregorius darstellte, von Haus zu Haus, sagten Gedichte auf und sangen. Der Lehrer hielt eine kleine scherzhafte Versrede, bei der ein Schüler, als Fuchs verkleidet, ins Haus huschte, bei der vorher eingeweihten Hausfrau den Küchentisch plünderte und Gebäck und Obst in die Körbe der Mädchen füllte.
In Baden verkleidete sich ein Schüler als „Schulbischof“ und ritt auf einem Schimmel über den Schulhof. An einer langen Stange steckten Brezeln, die er an die Kinder verteilte.
Viele Schülerumzüge endeten auf einem Jahrmarkt, wo Zelte und Buden aufgeschlagen waren, wo man auf Scheiben schießen konnte, wo getanzt wurde und es zum Schluss einen Schmaus gab, zumindest einen Korb voller Gregoribrezeln für die Kinder.
Selbst gesponnen, selbst gemacht
„Selbst gesponnen und selbst gemacht ist die beste Bauerntracht“, lautet ein altes Sprichwort. Die Spinnräder kamen schon frühzeitig im Herbst in Betrieb. In einem Bauernhause waren so fünf bis sieben Stück vorhanden neben zwei oder auch drei Haspeln.
Die Mägde spannen schon im Oktober nach dem Essen bis zehn Uhr, obwohl noch keine Zahl aufgegeben war. Am anderen Morgen wurden die Rollen von der Hausfrau gehaspelt, um nachzusehen, ob sie auch fleißig gesponnen hatten. Später, wenn die Herbstfrüchte eingeerntet waren, vereinigten sich die Mägde zur Spinnergruppe. Es bildeten sich im Dorf mehrere Truppen. Die Kinder, so ab dem 8. Lebensjahr, waren die jüngste Truppe. Jungen und Mädchen gingen für sich. Die Töchter von den Höfen, obwohl sie auch Magdstelle einnahmen, bildeten auch eine Gruppe.
Gesponnen wurde von Martini bis ins Frühjahr hinein, mit Ausnahme des Sonnabends, wenn Roggen gedroschen wurde. Vormittags saßen alle mit ihrem Spinnrad allein. Nach Mittag wusste aber jede Spinnerin, wo die Zusammenkunft war.
Solch ein Spinnkreis bestand gewöhnlich aus lauter jungen Mädchen. Der Kleinknecht, sobald er nach dem Abendessen das Futter für die Kühe für den nächsten Tag geschnitten hatte, saß an der Türseite des Ofens und schnarchte. Die Mutter des Hauses mit ihren Kindern hatte ihren Platz an der anderen Seite des Ofens vor dem Kanapee. Der Vater, im Kanapee, rauchte seine selbst gedrehten Zigarren, wenn er es nicht vorzog, an solchen Spinnabenden seinen Nachbarn oder vertrauten Freund zu besuchen.
In solch einem Kreis von Spinnerinnen, der nicht selten aus acht, auch zwölf Personen bestand, - wurden drollige Hexen- und Spukgeschichten erzählt. Es wurden auch alle Neuigkeiten im Dorf ausgetratscht. Um die Wachsamkeit hochzuhalten, sang man zwischendurch Lieder. Auch Rätsel und Wörterspiele wurden gemacht. Je geräuschvoller es dabei herging, desto flotter ging das Spinnen vonstatten.
Im Winter, Punkt acht Uhr, ging der Spinnkreis hinaus auf die Diele. Dann spielte die Truppe auch mal Blindekuh. Es wurde auch getanzt, indem sie sich die lustigsten Weisen dazu sangen. Es fehlte dann nicht an Beteiligungen von Knechten aus dem Ort. Wo am Abend der Spinntrupp war, wusste jeder Bursche.
Nach einer Viertelstunde kamen alle wieder hereingestürzt und setzten sich hinter ihr Rad. Sie sahen sich dann gegenseitig auf die Rolle, wieviel wohl jeder gesponnen hatte. Um zehn Uhr nahm jede ihr Spinnrad unter den Arm und ging nach Hause. Zu Hause wurden dann noch die Rollen gehaspelt, und da stellte sich dann der Abendfleiß heraus.
Im Winter wurde schon nachmittags gesponnen. Wenn die Männer nach Holzfahren oder Dreschen Feierabend machten und die Knechte noch ihre Abendarbeit verrichteten, kamen die Mägde mit ihren Garnrollen ins Haus, um ihrerseits ihre Nebenarbeiten zu mache n. Nach dem Essen haspelten sie ihre Rollen, und dann ging es wieder zur Versammlung.
War ein armes Mädchen, das keine gute Anlage zum Spinnen hatte, so töricht und ließ beim Haspeln Fäden am Gebinde fehlen – man bezeichnete solches als „falsches Garn haspeln“ – dann war es eine tiefe Schmach für sie.
Ohne Flachs konnte auf dem Lande keine Familie bestehen. Auch in den Tagelöhnerfamilien spannen Mann, Frau und Kinder. Sie hatten ja ihren eigenen Flachs geerntet. Dafür mussten sie in der Ernte helfen. Man sah sie nicht anders zum Kaufmann gehen als mit ein paar Stück Garn in der Hand, wofür Kaffee, Öl oder Salz eingetauscht wurde. Auch ihre Kleidung bestand aus Selbstgesponnenem und war selbst gemacht.
Das Zimtwaffeleisen meiner „Großel“
Ich erinnere mich mit Wehmut an den würzig-süßen Duft Von Zimtwaffeln, wenn alljährlich in der Adventszeit meine „Großel“ (Großmutter) auf dem Kohlenofen die Zimtwaffeln gebacken wurden. Noch heute ist das uralte Zimtwaffeleisen im Besitz meiner Schwester Ursula. Es muss wohl über hundert Jahre alt sein.
Wie heimelig war es in der Stube, wenn der Duft alle Räume des Hauses durchströmte. Und oft war es so, dass auch Bratäpfel auf der Ofenplatte brutzelten. Heute rätsele ich über die Bedeutung der sechs verschiedenen Backformen-Symbole, die auf dem Zimtwaffeleisen erhalten sind. Da ist eine Schnecke (Spirale) dargestellt als Zeichen für die unaufhörliche Bewegung der Zeit, also eine Verheißung der ständigen Erneuerung. Für das Rotkehlchen gibt es zwei verschiedene Deutungen. Die christliche lautet, dass das Rotkehlchen dem Herrn Jesus am Kreuz einen Dorn aus der Stirn zog, sich dabei selbst verletzte und seitdem den roten Blutfleck auf der Brust trägt. Es kann aber auch sein, dass das Rotkehlchen mit dem Zaunkönig verschmolzen ist, der früher am Tag des heiligen Stephan (26. Dezember) gejagt wurde. es war der einzige Tag im Jahr, an dem dieser im Naturglauben heilige Vogel getötet werden durfte.
Vier Herzformen symbolisieren das Fest der Geburt Jesu, das Fest der Liebe. Die Christrose, im Volksmund auch Schneerose oder Schneekatze genannt, erinnert an die Blüte Jesse, die mitten im Dunkel der unerlösten Welt aufblühte: „Es ist ein Ros’ entsprungen aus einer Wurzel zart“. In der Wintersonnenwende haben unsere Vorfahren große Schalen mit Früchten auf den Tisch gestellt, um im kommenden Jahr keinen Mangel zu leiden. Zu den Früchten gehörten vor allem Nüsse als Symbol der Fruchtbarkeit. Die Nüsse waren auch Sinnbilder von Gottes unerforschlichem Ratschluss.
Schließlich ist auf dem Zimtwaffeleisen auch noch ein Kreuzsymbol. Am Luciatag (13. Dezember) wurde vielfach Lucienweizen in Kreuzform in flache Tonschalen gesät und feucht gehalten. Die Weizensaat stellte die wieder keimende Natur dar. Fast nicht mehr zu entziffern, weil „das Alter am Zahn der Zeit genagt hat“, ist ein Symbol auf der Kopfseite der Zimtwaffelpfanne. Es sieht aus wie ein Rad (Zahnrad) mit einer römischen Eins. Es könnte das Rad als Symbol der Sonne im Mithras-Kult der keltischen Vorfahren sein. Die römische „I“ weist auf den Beginn des neuen Jahres hin.
Meine Schwestern backen noch heute Zimtwaffeln nach einem uralten Rezept ihrer Großmutter, das in der alten Sütterlin-Schrift in einem Kochbuch ihrer „Großel“ aufgeschrieben ist: Man nimmt ½ Pfund Butter, 300 Gramm Zucker, drei große Eier, 100 Gramm Zimt und ein Pfund Mehl. Der Teig muss drei bis vier Stunden lang stehen.