Kitabı oku: «Das Lebenselixier», sayfa 7

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„Sie hat durchaus ein gewisses Maß an gesundem Menschenverstand,“ antwortete Mrs. Poyntz, „aber sie ist schnell zu beeindrucken und einzuschüchtern, wenn ihre Zuneigung zu Lilian ins Spiel kommt. Daher gelang es Mr. Vigors so leicht, sie zu überreden, der Somnambulen ihr Angst zu machen und mir, durch Überredung und Einschüchterung sowohl dem einen als auch dem anderen entgegenzuarbeiten. Natürlich hatte ich den Wert der Erfahrung auf meiner Seite, da sich Lilian´s Zustand während der Behandlung durch Dr. Jones rapide verschlechtert hatte. Die Haupthindernisse, die ich überwinden musste, wenn ich Ihre Wiedereinsetzung betreiben wollte, bestand erstens in der Furcht Mrs. Ashleigh´s, Mr. Vigors, einen Freund und Verwandten von Lilian´s Vater, zu kränken und zweitens in ihrer Scham, Sie wieder zu konsultieren, nachdem Sie mit solcher Geringachtung behandelt worden waren. Beide Schwierigkeiten konnte ich aus dem Weg räumen. Ich bringe Sie zu ihrem Haus und gehe, nachdem ich Sie verlassen habe, auf direktem Weg zu Mr. Vigors, sage ihm, was von mir veranlasst wurde und von ihm nicht wieder rückgängig zu machen ist; dann ist die Angelegenheit geregelt. Selbst wenn das Ganze nichts mit Ihnen zu tun hätte, würde ich nicht dulden, dass dieser Mummenschanz aus Hellseherei und Mesmerismus Einzug in den Bannkreis des Berges hielte. Ich habe nicht einen Mann wie Dr. Lloyd, den ich sehr schätzte, zerstört, um einen Mann wie Dr. Jones, den ich verachte, an seine Stelle treten zu sehen. Ich habe schon genug davon gesehen.“

„Sie haben Recht; Ihr scharfer Verstand hat sofort die ganze Absurdität dieser ganzen Vorstellung erfasst – die Lüge des Mesmerismus und die Unmöglichkeit des Hellsehens.“

„Nein, mein scharfer Verstand hat nichts dergleichen getan. Ich weiß nicht, ob Mesmerismus eine Lüge und Hellsehen unmöglich ist, und ich will es auch gar nicht wissen. Alles, was ich weiß ist, dass ich eine große Gefahr auf den Hill zukommen sah – junge Damen, die sich von Herren in Schlaf versetzen lassen und vorgeben, dass sie keinen eigenen Willen gegen einen derartigen Zauber hätten. Unschicklich und schockierend! Miss Brabazon, die anfängt zu prophezeien und Mrs. Leopold Smithe, die ihr Dienstmädchen (welche Mr. Lloyd als sehr begabt bezeichnete) nach allen Geheimnissen ihrer Freunde befragt. Als ich dies bemerkte, sagte ich: „Der Hill wird demoralisiert; der Hill macht sich lächerlich; der Hill muss gerettet werden!“ Ich machte Dr. Lloyd Vorhaltungen deswegen, er aber blieb verstockt. Da vernichtete ich ihn als Feind, nicht als den meinen, sondern als Staatsfeind. Ich erschlug meinen eifrigsten Verehrer zum Wohle Roms. Nun wissen Sie, warum ich auf Ihre Seite übertrat – nicht weil ich der einen oder anderen Meinung wäre, Falschheit oder Wahrheit von Dr. Lloyds Behauptungen, sondern weil ich der Meinung war, dass seine Ansichten, mögen sie richtig oder falsch gewesen sein, nicht für den Berg geeignet waren. Und damit – Allen Fenwick – war die Angelegenheit geregelt.“

Vielleicht hätte mich zu einer anderen Zeit die Entdeckung, dass ich nicht etwa deshalb mit der Gunst dieses großen Potentaten geehrt wurde, weil ich als Kämpfer für die Wahrheit eintrat, sondern weil ich ein Instrument der Politik darstellte, ein wenig gedemütigt und mein schlechtes Gewissen geweckt, dass ich einen Mitforscher auf dem Gebiet der Wissenschaft opfern half – der, ohne Zweifel fehlgeleitet, immerhin seinen unabhängigen Glauben seinen weltlichen Interessen vorzog – und ihn den Gottheiten überließ, mit denen die Wissenschaft in stetigem Hader lebt – die Vorurteile einer Clique, welche ihr eigenes Weltbild heiligen. Aber in diesem Augenblick machten die Worte, die ich vernahm, keinen nennenswerten Eindruck auf mein Denken. Die Giebel des Abbots´ House wurden über dem Efeu und den Fliederbüschen sichtbar; einen Moment später hielt meine Kutsche vor seiner Eingangstür.

Kapitel XIV

Mrs. Ashleigh empfing uns im Salon. Ihr Benehmen mir gegenüber war anfänglich ein wenig verlegen und schüchtern. Aber meine Begleiterin übertrug ihrer sanfteren Freundin bald etwas von ihrer eigenen Unbefangenheit. Nach einem kurzen Gespräch begaben wir uns alle drei zu Lilian, für die ein kleines Zimmer im Erdgeschoss als Arbeitszimmer hergerichtet worden war. Freudig bemerkte ich, dass mein Verbot des Sterbezimmers respektiert worden war.

Sie ruhte auf einem Sofa in der Nähe des Fensters, welches jedoch vorsichtshalber geschlossen worden war; das Licht des herrlichen Maitages wurde durch Rollos und Vorhänge am Eindringen gehindert. Im Kamin brannte ein mächtiges Feuer und die Luft im Zimmer glich der eines Treibhauses – das ganze unsinnige, veraltete System, mit dem man die der Schwindsucht verdächtigten Kranken tatsächlich in die Schwindsucht hinein pflegt. Sie bemerkte uns nicht, als wir leise eintraten; ihre Augen ruhten matt auf dem Boden und nur mit Mühe konnte ich einen Aufschrei unterdrücken, als ich sie erblickte. Sie hatte sich in den wenigen vergangenen Tagen sehr verändert und ihr Gesichtsausdruck zeigte tiefste Melancholie. Als sie sich aber beim Geräusch unserer Schritte langsam uns zuwandte und ihre Augen die meinen trafen, überflog ein rasches Erröten ihre bleichen Wangen und sie richtete sich halb auf, sank aber sofort wieder zurück, als ob die Anstrengung sie erschöpft hätte. Es fiel ihr schwer zu atmen und sie hatte einen dumpfen, hohlen Husten. War es möglich, dass ich mich so getäuscht hatte und in diesem Husten die Totenglocke des schlimmsten Feindes jugendlichen Lebens mitklang?

Ich setzte mich neben sie und verwickelte sie in ein Gespräch über alltäglich Dinge – das Wetter, den Garten, einen Vogel in einem Käfig, der neben ihr auf dem Tisch stand. Ihre Stimme, anfangs schwach und leise, wurde zunehmend kräftiger und ihr Gesicht wurde durch ein kindliches, unschuldiges Lächeln erhellt. Nein, ich hatte mich nicht geirrt. Sie hatte nicht das lymphathische, kraftlose Temperament, auf dessen Boden die Schwindsucht Nahrung findet; es war kein hektischer Puls spürbar, keine übereilte Verschwendung der Lebensflamme. Ruhig und gelassen vervollständigte ich meine Untersuchung, stellte meine Fragen und benutzte mein Stethoskop. Als ich dann meinen Blick den ängstlichen Augen ihrer Mutter zuwandte, verriet wohl der Ausdruck meines Gesichts meine Meinung, denn sie eilte auf mich zu, ergriff meine Hand und sagte, mühsam ihre Tränen zurückhaltend:

„Sie lächeln! Sie sehen keinen Anlass zur Furcht?“

„Furcht? Nein, bestimmt nicht! Sie werden schon bald wieder hergestellt sein, oder, Miss Ashleigh?“

„Ja,“ sagte diese mit einem frischen Lächeln „es wird mir schon bald wieder besser gehen. Aber darf ich nicht das Fenster öffnen? In den Garten hinaus gehen? Ich sehne mich nach frischer Luft.“

„Oh, nein, Liebling,“ rief Mrs. Ashleigh erschrocken aus, „nicht so lange der Ostwind anhält. Dr. Jones hat das ausdrücklich verboten. Sie sind doch auch dieser Meinung, Dr. Fenwick?“

„Möchten Sie sich auf meinen Arm stützen und etwas im Zimmer umhergehen?“ antwortete ich. „Dann werden wir sehen, in wie weit wir gegen Dr. Jones rebellieren dürfen.“

Sie erhob sich mit leichter Anstrengung, hustete jedoch nicht. Zuerst bewegte sie sich träge, aber schon nach einigen Augenblicken wurde ihr Schritt leichter und elastischer.

„Lassen wir es darauf ankommen,“ sagte ich zu Mrs. Ashleigh. „es weht kein Ostwind und während wir uns draußen aufhalten, lassen sie um Himmels willen bitte dieses Feuer löschen, das eher für Weihnachten geeignet wäre.“

„Aber...“

„Kein Wenn und Aber! Ein schlechter Arzt, der nicht ein strenger Despot ist.“

So wurde nach dem Strohhut und dem Mantel gesandt. Lilian wurde mit unnötiger Sorgfalt darin eingehüllt und wir begaben uns in den Garten. Unwillkürlich befanden wir uns auf dem Weg zum Mönchsbrunnen, und mit jedem Schritt schien Lilian unter dem Einfluss der kräftigenden Luft und der gemäßigten Temperatur ihre Kraft wiederzufinden. Wir machten beim Brunnen halt.

„Sie fühlen sich nicht ermüdet, Miss Ashleigh?“

„Nein.“

„Aber Ihr Gesichtsausdruck hat sich verändert. Sie wirken trauriger.“

„Nicht trauriger.“

„Trauriger, als ich es zum ersten Mal sah – während Sie hier saßen!“

Ich flüsterte diese Worte. Ich fühlte ihre Hand zittern, während sie auf meinem Arm lag.

„Sie sahen mich hier sitzen?“

Ja. Ich werde es Ihnen eines Tages erzählen.“

Lilian hob ihren Blick, und ich sah in ihren Augen dasselbe Erstaunen, das ich bei meinem ersten Besuch bemerkt hatte. Ein scheinbar nicht unangenehmes, aber doch vage beunruhigtes Erstaunen, welches mich verwirrte.

Wir kehrten bald ins Haus zurück.

Mrs. Ashleigh bedeutete mir durch ein Zeichen, ihr in das Besucherzimmer zu folgen und ließ Mrs. Poyntz bei Lilian zurück.

„Und? Was sagen Sie?“ fragte sie mit bebender Stimme.

„Lassen Sie mich einen Blick auf Dr. Jones´ Verschreibungen werfen. Danke sehr. Hm, habe ich mir gedacht. Gute Frau, der Irrtum bestand darin, die Natur zu unterdrücken, anstatt sie zu kräftigen. In der Verwendung von Narkotika an Stelle von Stimulanzien. Die besten Stimulanzien, noch dazu ohne jede Nebenwirkungen, sind Luft und Licht. Geben Sie mir eine Woche, in der auf meine Vorschriften unbedingt Folge geleistet wird?“

„Das verspreche ich. Aber dieser Husten – haben Sie ihn bemerkt?“

„Ja. Das Nervensystem ist furchtbar geschwächt und ein derart angeschlagenes System imitiert alle möglichen Beschwerden, die mit ihm überhaupt nicht in Verbindung stehen. Der Husten wird bald verschwinden! Aber verzeihen Sie die Frage: Mrs. Poyntz hat mir erzählt, dass Sie wegen des Zustands Ihrer Tochter eine Hellseherin hinzugezogen haben. Weiß Miss Ashleigh davon?“

„Nein; ich habe es ihr nicht erzählt.“

„Das freut mich. Und – um Himmels willen – schützen Sie sie unbedingt vor Gedanken, die in diese Richtung gehen. Schützen Sie sie vor der Beschäftigung mit einer Krankheit, die ihr aus Sorge irrtümlich zugeschrieben wurde. Die Organisation unseres Körpers ist so ausgerichtet, dass man sein Bewusstsein nicht über längeren Zeitraum hinweg auf einen Teil unseres Körpers – so gesund er auch sein mag – konzentrieren kann, ohne ihn einer krankhaften Sensibilität auszusetzen. Versuchen Sie eine halbe Stunde lang all Ihre Aufmerksamkeit auf Ihren kleinen Finger zu fixieren und bevor die halbe Stunde um ist, werden Sie in dem Finger ein unangenehmes Gefühl, wenn nicht sogar Schmerz spüren. Wie gefährlich ist es also, ein junges Mädchen - in einem Alter, in dem die Einbildungskraft derart aktiv ist - zu zwingen, daran zu glauben, dass es an einer tödlichen Krankheit leidet! Es ist eine Eigenart der Jugend, über Gedanken an einen frühen Tod zu brüten, viel selbstgefälliger, als wir es in reiferen Jahren tun. Pflanzen Sie einem jungen, phantasievollen Mädchen, welches von der Anlage zu einer Schwindsucht so weit entfernt ist, wie Sie oder ich, die Überzeugung ein, sie sinke einem frühen Grabe entgegen und Sie werden, wenn sie auch nicht wirklich an Schwindsucht sterben wird, ihre Konstitution vergiften. Hoffnung ist das natürlichste Heilmittel der Jugend. Man zerstört ihre Wirkung, wenn man Hoffnung raubt. Sobald die vorübergehende Unpässlichkeit Ihrer Tochter verschwunden ist, verbannen Sie die ängstliche Sorgfalt, die sie auf den Gedanken bringen muss, ihr Zustand bewirke, dass sie sich von anderen Mädchen ihres Alters unterscheide. Bringen Sie sie an die frische Luft, das natürlichste Mittel zur Erhaltung des Lebens; lassen Sie sie bei offenem Fenster schlafen und mit Sonnenaufgang aufstehen. Die Natur wird mehr für sie tun können, als irgendein Medikament. Bisher haben Sie die Natur gefürchtet; nun vertrauen Sie ihr.“

An dieser Stelle trat Mrs. Poyntz zu uns, und nachdem ich bereits während des Gesprächs meine Rezeptur und einige allgemeine Verhaltensmaßregeln notiert hatte, schloss ich meinen Rat mit einer dringenden Bitte an diese mächtige Beschützerin.

„Liebe Madam, dies ist ein Fall, in dem ich um Ihre Hilfe nachsuchen muss. Miss Ashleigh sollte nicht auf die Gesellschaft ihrer Mutter beschränkt werden. Eine Veränderung der einen umgebenden Gesichter ist oft genauso wohltuend wie eine Luftveränderung. Wenn Sie gegen Abend ein oder zwei Stunden erübrigen könnten, um sie mit Ihrem heiteren Wesen zu unterhalten....“

„Annie,“ unterbrach mich Mrs. Poyntz, „ich werde um halb acht zum Tee vorbeikommen und mein Strickzeug mitbringen. Ich denke, wenn Du ihn darum bittest, wird Dr. Fenwick auch kommen. Er kann ganz unterhaltsam sein, wenn er sich Mühe gibt.“

„Das hieße wohl, seine Güte über Gebühr in Anspruch zu nehmen, befürchte ich“ sagte Mrs. Ashleigh „doch ich wäre ihm in der Tat sehr dankbar, wenn er uns eine Stunde seiner Zeit schenken würde.“

Ich murmelte eine Zustimmung, wobei ich mich bemühte, nicht zu erfreut zu klingen.

„Dann wäre die Angelegenheit also erledigt“ sagte Mrs. Poyntz „und jetzt gehe ich zu Mr. Vigors und werde verhindern, dass er sich weiter einmischt.“

„Aber Margaret, bitte beleidigen Sie ihn nicht – er ist ein Bekannter meines lieben Gilberts. Und so empfindlich! Ich wüsste bestimmt nicht, wie ich es anfangen sollte, um...“

„Ihn uns vom Hals zu schaffen? Keine Angst. Ich werde mit allem und jedem fertig“, antwortete Mrs. Poyntz frei heraus. Dann küsste sie ihre Freundin auf die Stirn, nickte mir gnädig zu und machte sich – das Angebot, meine Kutsche zu benutzen ausschlagend – zu Fuß auf den kurzen Weg in die Stadt.

Ängstlich näherte sich mir Mrs. Ashleigh, und wieder machte ihre Hand eine schüchterne Bewegung, um mir das verhasste Honorar zu reichen.

„Halt,“ sagte ich; „dies ist ein Fall, der sorgfältigste Überwachung erfordert. Ich möchte so oft hierher kommen können, dass ich als der geldgierigste aller Ärzte erscheinen müsste, wenn ich jeden meiner Besuche mit Guineen berechnen würde. Lassen Sie mich meine Arbeit in Ruhe beenden; mein wissenschaftlicher Stolz ist hier im Spiel. Sobald Sie unter allen jungen Damen des Hills keine frischere, hoffnungsvollere und gesündere sehen als die Patientin, die Sie meiner Obhut anvertraut haben – dann ist noch genug Zeit für eine Entlohnung und meine Entlassung. Nein – ich muss Sie an Ihre Freundin, Mrs. Poyntz verweisen. Die Angelegenheit wurde mit ihr geregelt, bevor sie mich hierher brachte, um Dr. Jones abzulösen.“

Damit enteilte ich.

Kapitel XV

Nach weniger als einer Woche konnte Lilian als geheilt betrachtet werden. Noch bevor 14 Tage verstrichen waren, hatte sie ihre ursprüngliche Gesundheit wiedererlangt – ja, Mrs. Ashleigh behauptete sogar, sie habe ihre Tochter noch nie so heiter und gesund gesehen. Ich hatte ein fast familiär zu nennendes Verhältnis zum Abbots´ House herstellen können und verbrachte dort fast alle meine Abende. Da Reitübungen einen wichtigen Teil meiner Empfehlungen ausmachten, hatte Mrs. Ashleigh ein schönes und ruhiges Pferd für ihre Tochter erstanden. Wenn das Wetter nicht zu unfreundlich war, ritt Lilian täglich mit Oberst Poyntz, der ein ausgezeichneter Reiter war, aus und wurde häufig auch von Miss Jane Poyntz und anderen jungen Damen des Hill begleitet. Gewöhnlich konnte ich meine Pflichten rechtzeitig erfüllen, um mich den Heimkehrenden anschließen zu können. So trafen wir harmlose Verabredungen, offen und frei heraus im Beisein ihrer Mutter. So teilte sie mir im Voraus mit, in welche Richtung die Ausflüge mit Colonel Poyntz geplant waren und ich versprach, sofern es meine beruflichen Verpflichtungen erlaubten, mich der Gesellschaft anzuschließen. Auf meinen Rat hin öffnete Mrs. Ashleigh ihr Haus beinahe jeden Abend einigen der benachbarten Familien. Lilian gewöhnte sich dadurch an den Umgang mit anderen Jugendlichen ihres Alters. Musik, Tanz und unschuldige Spiele belebten das alte Haus und der Hill erkannte gegenüber Mrs. Poyntz dankbar an, „dass die Ashleighs in der Tat eine große Bereicherung darstellten.“

Aber mein Glück war nicht ganz ungetrübt. Während Lilian sich selbstlos mit Anderen umgab, fühlte ich die Qual jener Eifersucht, die untrennbar mit den frühen Stadien der Liebe verbunden ist, solange der Liebende noch kein Anrecht auf die Zuversicht, die aus dem Bewusstsein, geliebt zu werden, erwächst, erworben hat.

Während dieser gesellschaftlichen Ereignisse hielt ich mich ganz bewusst fern von Lilian. Ich sah sie von jungen, gutaussehenden Bewunderern umworben, die durch ihre Schönheit und Reichtum angezogen wurden – ihr sanftes Gesicht glühte vom Tanz erregt, an dem ich mich sowohl aufgrund der Würde meines Berufsstandes als auch aufgrund meines Alters nie beteiligte und ihr Lachen, so entzückend es auch klingen mochte, schnitt mir tief in die Seele, als ob es mein düsteres Selbst und meine vermessenen Träume verhöhnen wollte. Aber nein, plötzlich, schüchtern, wandten sich ihre Augen verstohlen von ihrer Umgebung ab und blickten zu der Ecke hin, in der ich Platz genommen hatte, als ob sie mich vermisst hätten und, wenn sie meinen Blick trafen, milderte sich ihre Glut, bevor sie sich von mir abwandten, während sich die Farbe ihrer Wangen vertiefte und ihre Lippen ein Lächeln überflog, das sich von dem unterschied, welches sie Anderen zu Teil werden ließ. Und dann – ja, dann – verschwand alle Eifersucht, alle Trauer und ich empfand einen Stolz, der von dem wachsenden Glauben, geliebt zu werden, genährt wird.

Wie sehr doch fühlt ein Mann sich erhoben, wenn er sich aus allen Millionen von diesem Archetyp aus Schönheit und Anmut, dem Meer der Schöpfung, von Horen willkommen geheißen und von den Grazien geschmückt, erwählt sieht. Obwohl die spätere Erfahrung die Illusion des Sterblichen Lügen strafen mag, es handle sich bei jenem Wesen – wie er selbst geschaffen aus Lehm – um eine Tochter des Himmels, entbehrt diese Täuschung nicht einer gewissen Größe. Wohl sind es die Sinne, die später alles ins Profane herab ziehen und erniedrigen, zu Beginn jedoch weichen sie scheu und ehrerbietig vor der Präsenz, die sie bezaubert, in den Schatten zurück. Alles Helle und Schöne im Menschen, lange und schlummernd in ihm verborgen, schwingt sich nun himmelwärts, um den schönsten Traum des Himmlischen zu begrüßen. Nimm diese Schwingen vom Antlitz der Liebe, und Gott entweicht seiner Form.

Quälten mich daher auch Momente eifersüchtigen Zweifels, so genügten jene Augenblicke, um mich in Entzücken zu versetzen. Aber ich hatte andere Gründe zur Unruhe, weniger brennend, aber von ganz anderer Natur.

Trotz der Genesung Lilians von der Krankheit, wegen der sie meiner Fürsorge anvertraut worden war, verwirrte mich doch deren Ursache und wahre Beschaffenheit. Ihrer Mutter gegenüber benutzte ich das bequeme Attribut „nervöse Störung“; erklärte mir jedoch keineswegs alle festgestellten Symptome. Zeitweilig machte sich immer noch, ohne erkennbare Ursache, ein plötzlicher Wandel ihrer Gemütsverfassung bemerkbar. Ihr Blick erstarrte, die Farbe wich aus ihrem Gesicht und ihr Puls wurde schwächer, bis er kaum noch spürbar war; trotzdem deutete nichts objektiv auf eine Herzkrankheit hin, die derartige Warnsignale oftmals produziert. Nach einigen Minuten verschwand dieser Zustand, während dem sie ohne Bewusstsein schien und nicht ansprechbar war. Aber in ihrem Gesichtsausdruck lag während dieser Zeit keine Spur des Leids oder der Qual, sondern vielmehr eine wunderbare Heiterkeit, die ihre Schönheit und ihre Jugend noch stärker erscheinen ließ. Nach dem Anfall erholte sie sich rasch ohne jede Anstrengung und Erinnerung an ihre Ohnmacht, fühlte sich erfrischt, wie etwa nach dem Erwachen aus einem erfrischenden Schlaf. Insgesamt war sie wesentlich fröhlicher und heiterer, als ich nach der Beschreibung ihrer Mutter vermuten konnte. Sie ließ sich in bester Laune auf die Scherze ihrer jungen Gesellschafter ein, wusste offensichtlich die schönen Zeiten des Lebens schnell zu erfassen, zeigte eine kindliche Dankbarkeit für alles, was man ihr an Freundlichkeit erwies und zeigte eine ebenso kindliche Freude an allen Kleinigkeiten, an denen sich nur jene erfreuen können, die einen Sinn für das Reine und Einfache entwickeln. Sobald sich aber das Gespräch ernsthafteren und nachdenklicheren Themen zuwandte, wurde ihre Aufmerksamkeit ganz von dem Gehörten in Anspruch genommen; manchmal entströmte ihren Lippen ein Reichtum an Eloquenz, den ich zuvor noch nie über so junge Lippen kommen hörte und der mich zunächst in staunendes Schweigen, bald aber missbilligende Beunruhigung versetzte. Die Gedanken, denen sie dann Ausdruck verlieh, schienen mir zu phantastisch, zu visionär und Ausschreitungen einer wilden und doch wundervollen Einbildungskraft zu sein. Meist versuchte ich solchen Phantastereien, für die ich keinerlei Sympathien aufbringen und aufgrund ihrer Gefahren für die normale Funktionsfähigkeit eines gesunden Gehirns nicht mit Nachsicht behandeln konnte, zu zerstreuen, Einhalt zu gebieten und zu ernüchtern.

Wenn ich aber versuchte, diese Ergüsse, welche so frei und melodiös hervorsprudelten wie das Lied eines Waldvogels, durch einen frostigen Satz oder ein halb sarkastisches Lachen einzudämmen, pflegte sie mich mit einer Art schmerzlicher Anklage anzusehen; oft wandte sie sich auch mit einem Seufzer oder dem Anflug eines Schauderns von mir ab. Dies war die einzige Weise, in der sie ihr Missfallen kund tat; sonst zeigte sie sich immer freundlich und fügsam und jedes Mal, wenn ich sie - sobald ich wahrgenommen hatte, sie verletzt zu haben - um Verzeihung bat, entschuldigte sie sich ihrerseits demütig bei mir und verherrlichte unsere Versöhnung durch ihr engelgleiches Lächeln. Ich hatte noch nicht gewagt, ihr gegenüber von Liebe zu sprechen und blickte sie auf die Weise an, in der ein Gefangener auf die Blumen und Sterne außerhalb seines Kerkers blicken mag, während er vor sich hinmurmelt: „Wann werden sich die Türen für mich öffnen?“

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Litres'teki yayın tarihi:
22 aralık 2023
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ISBN:
9783946433408
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