Kitabı oku: «Ja, so ist das Leben, eben.», sayfa 2

Yazı tipi:

Ich muss natürlich auch einen Blick riskieren. Ein abgetrennter Fuß liegt noch mitten am Gleis, der Leichenheini legt den Schädel in den Zinksarg.

Nau mehr hob i net braucht.

Aber als der Konvoi abgezogen war, widmeten meine Freunde und ich uns wieder den wichtigen Sachen des Lebens, - Äpfel klauen in der Kleingartenanlage, neben dem Gürtel. Mit den gestohlen Äpfel, ging´s dann auf unsere Jagdgründe (genannt „Ascha“, warum, weiß kein Hund mehr, heute steht hier eine riesige Versicherung, die uns nicht entschädigt hat).

Alte Matratzen, die umweltbewusste Bürger entsorgt hatten, gab es genug für unser Lagerfeuer. Mit den Bratäpfeln setzen wir uns auf den Plankenzaun der unser Revier eingrenzte. Die Polizei ließ nicht lange auf sich warten, wir zogen einfach die Füße ein.

Wenn es dich wirklich erwischt, nützt Füße einziehen nichts.

Eine Blindarmentzündung kostete mich fast mein junges Leben. Nach der Operation nicht trinken zu dürfen, fast ein zweites Mal. Die Operationsnähte zu ziehen tötete mich ein drittes Mal. Ich entwickelte eine tiefe Spitalsaversion. Kurz darauf schickte mich eine Ärztin schon wieder in Spital. Dieses Mal wollte man mir die Vorhaut „kürzen“. Scheiß Weiba, ersten bin ich kein Jude, zweitens lernt man dem Umgang mit seinem Zumpferl selbst, drittens bin ich abgehaut. Kein Weib der Welt spielt ungefragt mit meinem besten Freund.

Da ich ein anfälliges Bürschchen war ging der Alptraum jedoch weiter, -Blutsenkung. Meiner Meinung, eine rein Pubertäre Erscheinung. Ich denke, die Ärzte hatten keine Ahnung, deshalb verpassten sie mir vierzehn Tage, täglich eine Injektion. Am Entlassungstag, sah ich der Visite zuversichtlich entgegen. Eine Ärztin betrat mit aufgezogener Injektion unser zwanzig Personenzimmer. Sie konnte sich mit ihren zwei Folterschwestern nicht einigen, wem sie das Ding verpassen sollten. Ich lächelte sie freundlich an. Ich konnte am Entlassungstag unmöglich gemeint sein. Sie lächelten zurück.

Zwei Krankenschwestern plus eine Ärztin konnten mich nicht festhalten.

Ich nehme an die Injektion bekam irgendeine unbeteiligte arme Sau. Ich bekam ein Spielzeugschiff, das ich hasste.

Um Geld zu verdienen hielten wir einfach auf der Gemeindebaustiege Nummer eins, dem hier logierenden Stadtrat Heller die Türe auf. Dafür gab´s fünf Schilling, ein kleines Vermögen, leider nur bis es sich im Freundeskreis herumgesprochen hatte, dann hatte der honorige Herr es schwer, an den vielen kleinen Portieren vorbeizukommen.

Wesentlich härter war es im Arsenal, bei den ersten Tennisplätzen eine Stunde Bälle „aufzuklauben“. Tennis ist mir bis heute ein Gräuel, mir unverständlich wie man zu faul sein kann, sich seinen Ball selbst aufzuheben.

Durch die viele Arbeit, war ich natürlich ein sehr schlankes Bürschchen. Gegen meinen Widerstand, wurde ich zweimal in ein Erholungsheim verfrachtet, - Scheibbs und Bergschlössel.

Das waren aber keine „Schlössel“ sondern Folterburgen.

Das Essen war viel, aber nicht zu fressen. Wer in sein Essen kotzte, durfte es auch aufessen.

Ich persönlich hatte meine Schwierigkeiten mit einer Milchrahmsuppe, eine Stunde durfte ich über ihr verharren, denn durch meine Tränen wurde sie immer mehr.

Da ich immer schon ein windiges Bürschchen war, hielt ich mich auch für einen „Entfesselungskünstler“. Ich las damals ganz begierig „ Prinz Eisenherz“, eine Ritterlektüre, King Arthur, der Heilige Gral, Tafelrunde usw.

Eine Stelle beschreibt wie Eisenherz in Gefangenschaft geriet, und ganz auf sich Alleine gestellt, selbst befreite.

Er wurde ziemlich hinterhältig gefesselt, die Hände auf den Rücken, einen Holzstab dazwischen, und die Füße an den Hals gefesselt. Mein Bruder und ich diskutierten darüber, und er war der Meinung. In der Realität gibt es kein Entrinnen.

„Ich schaffe es.“ Gesagt, getan, mein Bruder fesselte mich in altbewährter Manier, dass ich bei der Fesselung schon blau anlief. Doch es gelang mir den Holzstab hinter meinem Rücken abzustreifen, damit hatte ich mehr Spielraum zu meinen Fußfesseln. Nach ca. zwanzig Minuten gelang es mir den Knoten zu lösen. Der Rest war ein „Kinderspiel“ und ich war frei. Ich erschien im Wohnzimmer bei meinem Bruder und erklärte ihm: „Einfach, kann jeder.“

Worauf mein Bruder meinte, vielleicht sei die Sache noch etwas verbesserungswürdig. Er fesselte mich, an den Fuß unseres großen, schweren Schlafzimmerkastens. Holzstababstreifen war jetzt nicht mehr möglich. Ich verbog mich in alle Richtungen, doch keinen Chance. Nach ungefähr einer Stunde hatte sich mein Gesicht etwas blaurot gefärbt, doch um Hilfe zu rufen kam natürlich nicht in Frage. Als mein Bruder mich befreite, sagte er, „Nau?“

„In einer Ritterburg gibt es keine Schlafzimmerkästen“, entgegnete ich. „Na und wo hängen sich die Ritter ihren Pyjama auf?“, war die nicht ganz befriedigende Antwort. Meine Mutter fragte mich, ob ich gerauft hätte. Mit meinem mürrischen „Ja“, gab sie sich zufrieden. Sie hatte sicher andere Sorgen.

Das änderte sich, als sie übernächsten Tag wegen „Kindesmisshandlung“ in die Schule zitiert wurde. Ich klärte die Sache auf, mein Bruder bekam eine „Tachtel“, er bestrafte mich mit der tiefen Lebensweisheit: „Das nächste mal "fessel "dich alleine.“

Neben „Kindesmisshandlung“ bestand die Volkschule aus Lug und Betrug. Im Turnunterricht wurde unter Anleitung unserer Lehrerin Fr. Koller (schaut sich bereits die Radieschen von unten an), ein Hindernisparcour errichtet.

Finalisten, eh klar, ich armes Arbeiterkind und Reinhard T., der künftige High - Schoolabsolvent, bester in seinem Turnverein. Ich „putzte“ ihn um mindestens eine Sekunde. Die Pädagogin entschied, kann nicht sein. Eine Steigerung gab es noch bei der Vergabe der Zeichennoten. Bereits seit dem Kindergarten war ich ein kleiner Da Vinci. Ein Mitschüler taugte maximal für moderne Kunst. Mir wollte man eine Zwei ins Zeugnis drucken, ihm eine Eins. Nach Protest meinerseits, ließ die alte Sau abstimmen. Alle entschieden sich für mich. Die Anarchie wurde sofort niedergeschlagen. Na ja, wenn der Vater Professor ist, wird der Sohn sicher auch einer, vermutlich für angewandte Kunst.

Ich besuchte einen Zeichenkurs, bei den Sozikinderfreunden. Ungefähr ein Jahr später, erhielt ich die Nachricht, ein Bild von mir hängt in Paris. Vielleicht im Louvre?Hoffentlich nicht, ich hatte ja nicht die richtige Künstlerkleidung für eine Vernissage.

Unsere Familie kaufte einmal im Jahr beim alten Juden-Texhages das komplette Outfit. Eine Hose, einen Pullover, eventuell einen Mantel, das war`s. Genügt vollkommen. Was hast von einem Boss-Shirt, wenn`st eigentlich ein Trottel bist.

Ich war natürlich auch ein begnadeter Fußballer. Wir spielten auf den verschiedensten Plätzen, ich meine Stationen. Station eins, ist der begrünte Innenhof. Reaktion der lieben Mitbewohner bzw. Hausmeisters: „ Auße aus‚n Gros“, oder sogar „Ballverlust“ d.h. Einzug durch den Hausmeister.

Lustiger Vorausblick , als wir bereits so um die zwanzig waren, trafen wir uns zufällig in unserem mit Heiligen Gras ausgestalteten Hof und getrauten sich mit einem Tennisball ein bisschen herumzukicken. Sofort schoss unser Wächter des Grüns heraus und wollte den Ball an sich nehmen. Kurzer Kommentar meines Freundes: „Willst a Watschen?“ Der Gralshüter hatte anscheinend verschlafen, dass aus den Rotzbuam richtige Männer geworden waren.

Kurzer Gedankensprung in die Realzeit. Ich sitze vor meinem Schlepptop, es ist bereits Ende März, trotzdem schneit es ganz ruhig vor sich hin. Ich rauche eine Zigarette, brauche nicht mehr zu arbeiten, denke an meine Aktien und bin fit wie ein Turnschuh. Wenn ich jetzt tot umfalle, würde ich mich, ich verspreche es, nicht beschweren.

Weiter im Text. Nächster Fußballplatz wäre auf dem Gehsteig. (anschließend nächste Straße, Park, Gstätt‚n, usw.) Der Nachteil des Gehsteiges, ist die Nähe der Fenster. Aber wir hatten damals nur einen Plastikball, unmöglich dass da ein Lapsus geschehen könnte.

Ein Schuss, meines begnadeten Rechten, der Ball bleibt in der Luft fast stehen, senkt sich in Zeitlupe auf eine Fensterscheibe, zehn Sekunden später hauchte sie ihr Leben aus. Alle Kinder liefen in die nächste Straße, außer Erich der blöde Vogel Strauß, der wollte nach Haus. Natürlich dem Fensterscheibenbesitzer genau in die Arme. Er drückte mir den kompletten Fensterflügel in die Hände, ich plünderte mein Sparschwein.

Wir beschlossen einen Lederball zu kaufen.

Wenn schon, denn schon.

Kino. Die beste Mutter von allen und ich standen Ecke Schlachthausgasse, Landstr. Hauptstraße und begutachteten einen so genannten Kinoaushang (Glaskasten mit Kinopictures). Gibt´s nur noch maximal in der tiefsten Provinz, (Rumpelbach an der Leia etc). Im Haufkino in der Simmeringer Hauptrasse spielte es „Das Dschungelbuch“.

„Wills`t es sehen, ist nicht weit“. Mein erster Kinobesuch. Nach zirka einer Stunde erreichten wir das Kino. Meine Mutter hatte immer so kleine Tricks, um mich Fußmaroden zum Spazierengehen zu bewegen. Ein Kaugummi und ab ins Kino. Ich muss gestehen, ich bin heute noch fasziniert.

Drei Wochen später im Erbergerkino, Erdberger Flohbude im Volksmund, „Das Dschungelbuch“. Mein Freund Franz K. und ich, machten sich auf den Weg, bzw. setzen uns in die Linie18 und stellten uns blöd. Seltsamerweise schmiss uns der Schaffner nicht hinaus. Hatte sicher einige kleine, arme Straßenbahnerkinder. Das Kino war gesteckt voll, kein Wunder es hatte ungefähr die Größe von meinem derzeitigen Wohnzimmer. Wieder ein unglaubliches Erlebnis. Ungefähr Mitte des Filmes. Zack. Aus. Ende des ersten Teiles. Zweiter Teil folgt. Bedrückt gingen wir nach Hause, auf Teil zwei wartend. Doch es kam kein zweiter Teil.

Wir beschlossen nächstes Mal zu fragen: „Wann bitte, Teil zwei?“

Eine Woche später, zweiter Anlauf. Mitte. Zack. Schüchtern fragte ich den Kartenbändiger: „Wann bitte kommt der zweite Teil?“ „Hol‚ dir was zum naschen, Hop, Hop, in fünf Minuten geht‚s weiter.“

Kleines Kino, kleine Filmrollen.

Ich hatte ein Kinoproblem. Winnetou ritt über die Kinoleinwand, streng überwacht, freigegeben ab vierzehn Jahren. Aber ich war ein schlaues Bürschchen, mit Mehl trimmte ich meine noch jungen Schläfen auf Senior und machte mich mit gemischten Gefühlen auf, -zum Eos-Kino, auf der Landstraßer Hauptstraße. (Keine Ahnung, was heute hier wohnt.)

Vor der gläsernen Kinotüre überprüfte ich noch einmal mein Aussehen, da die Leute auf der Straße mich so seltsam ansahen und kam zu dem Schluss, etwas disharmonisch zu wirken. Ich fasste allen Mut zusammen, klopfte auf meine Schläfen, dass es nur so staubte und schritt selbstbewusst - mit weichen Knien zur Kinokasse.

Mit höflicher, tiefer Stimme:“ Einmal, bitte.“

Die freundliche Dame, blickte mich nicht einmal an und schob die Karte rüber. Blitzschnell arretierte ich sie und genauso schnell war ich wieder auf der Straße. Von der gegenüberliegenden Seite beobachtete ich das Kino, nach mutmaßlichen „Kontrolloren“. Drei Minuten nach „Wochenschaubeginn“ schlich ich mich im Dunkeln unauffällig beim Kartenbändiger vorbei. Die letzte Hürde war geschafft. Winnetou du edler Indianer, die vierzehnjährigen lachen heute über Dich.

Ein Indianer zu sein, ist ein tolles Gefühl, da kam mir die Einladung zu einer Kinderfaschingsparty, eines in gut bürgerlichen Verhältnissen lebenden Klassenkameraden gerade recht.

Alle Kinder wurden zu Party gebracht, meine Mutter musste Schichtarbeiten, alle Kinder brachten ein Geschenk für den Gastgeber mit, ich luchste ihm am Ende der Party eines ab.

Seine Eltern veranstalteten lustige Kinderspiele, die mir allerdings ordentlich auf den Arsch gingen.

Höhepunkt war ein Kinderkasperltheater, das Stück eigenhändig von seinen Eltern geschrieben und uraufgeführt. Es gibt noch ein altes, schwarz-weiß Photo von diesem Ereignis, ich in Indianermontur neben einem Cowboy (der Cowboy wurde später Bassgitarrist und rauschgiftsüchtig). Ich habe die Hände gefaltet und blicke mit angsterfülltem Gesicht auf das Drama.

Ich weiß noch genau was ich mir damals dachte: „ Ein Kasperltheater das Ganze, so ein Schmarrn. Ich bin doch kein Kind mehr!“ Doch ich muss zugeben, um seine Familie beneidete ich ihn.

ZWEITES KAPITEL: JUNGER MANN 1

Mein erster Sexfilm.

Gutenbergkino, gespielt wird ab vier Zuseher. Filme ab sechzehn, egal. Wir waren drei achtjährige, also vierundzwanzig. Einen konnten wir auf der Straße überreden, dass der beste Western von Scheibbs bis Nebraska gegeben wird. Werbung. Vorschau in schwarz-weiß. Gähn. Doch Holla, da hüpften auf einmal nackte Weiber über die Leinwand. Normalerweise saßen wir in der letzten Reihe, doch in Sekundenschnelle waren alle vier in reihe Eins. Fest in die Holzsofas gepresst begutachteten wir fachmännisch Titten etc. Der Western dauerte denke ich, zehn Stunden.

Wir kratzten die letzten Schillinge zusammen und schauten uns die Vorschau noch einmal an.

Nach diesem „sündhaftem“ Treiben hatte mich sofort die Kirche am Kragen. Ich durfte, (musste) zu Erstkommunion. Musste deshalb, da ich den Hochwasseranzug meines Bruders ausführen durfte. Meine Mutter:

„Es ist ja nur einmal, außerdem gibt’s Krapfen und Kakao.“ Am heißen Kakao verbrannte ich mit das Maul, dafür aß ich drei Krapfen und erzählte dem Pfarrer bei der Beichte keine Sünden. Ich fand – das geht dem Wichser nichts an. Die drei „Gegrüßet seist du Mary“ zur Strafe konnte ich auch nicht auswendig. Zu Hause meuchelte ich noch meinen Anzug. Unabsichtlich, ich schwöre. Meine Mutter hatte das Nähzeug am Tisch stehen, ich wollte eine Rasierklinge testen. Ich legte eine Zeitung auf meinen Oberschenkel und zählte die Seiten die ich durchschneiden konnte. Seltsamerweise alle, die Hose und meine Haut.

Als Anhänger des Proporzes war ich bei den Pfadfindern und den roten Falken. Bei der Wöflingsaufnahme, hatte ich den Ehrenkodex natürlich nicht auswendig gelernt und durfte ihn ablesen. Dafür musste ich schwören, wenn ich groß bin ÖVP zu wählen. Ich hatte keine Zeit zum lernen gehabt, - ich war mit den roten Falken am Semmering gewesen. Nachtwanderung, mit Taschenlampen, urcool, eigentlich „leiwaund“. Nach einer ausgedehnten Rundwanderung standen wir im Stockdunklen, knapp vor unserer Herberge. Der Oberfalke fragte uns: „Na Falkis, wo ist die Pension?“ Alle zeigten in die entgegengesetzte Richtung. Die große Schande eines Indianers. Ich hatte eine nach Originalvorlagen selbstgeschneiderte Indianermontur, hatte im Burgenland den Enten die Federn gerupft und schlief im Gemeindebaubalkon in einem Zelt.

Der Fährtenleserlehrling war am Boden zerstört.

Heute kann mir so etwas nicht mehr passieren, ich orientiere mich nach dem Moos der Bäume. Im Dunklen ist´s blöd.

Der Idiotenhügel im Gemeindebau wurde mir zum Schi fahren langsam zu fad. Ich strebte nach Höherem, packte meine Schi und schnorrte meine Mutter um einen Fahrschein an: Ich fahr am „Himmelhof“ (bei der hohen Wand Wiese). Meine Mutter wunderte sich schon lange nicht mehr. Damals gab es in diesem exklusiven Skigebiet sogar eine Sprungschanze, die war gotttseidank gesperrt. Das mondäne Skigebiet hatte einen leichten Nachteil, kein Lift. Na und, Muskeln bekommt man sowieso mehr, wenn man im Treppenschritt aufsteigt. Ich war unermüdlich, aber ich geb’s zu, es zerlegte mich einige Male recht ordentlich. Das hatte den Nachteil, dass sich meine Baumwollhandschuhe etwas feucht anfühlten. Aber es war auszuhalten. Als es dunkel wurde und ich meine Schi zusammenpackte, begannen sie immer kompakter zu werden.

Es war Jänner, minus Zehn Grad, die Handschuhe waren gefroren. Das war nicht auszuhalten. Ich zog sie aus, das war noch weniger auszuhalten.

Zu Hause stellte ich die Ski in den Keller und musste einige Minuten warten, bis sich das Sportgerät von den Fingern löste.

In der Schule hatten wir auch unseren Spaß. Hausübungen schrieb ich grundsätzlich am Häusl in der Schule. Ich „borgte“ mir ein Hausübungsheft eines Strebers und da ich schlankes Kerlchen problemlos in der WC-Kabine am Fußboden knien konnte, bei Alarm auf die WC-Brille stieg, wurde ich für meinen Fleiß gelobt. Meistens vom Turnlehrer.

Unsere Englischlehrerin war ein „steiler Zahn“. Wenn sie im Stiegenhaus die Treppe nach oben stieg, waren wir stets ein Stück hinter ihr und bewunderten ihre Unterhose. Wir perfektionierten das Ganze, sie korrigierte die Schulhefte am Musikunterrichtsklavier, die zwei Größten stellten sich dicht neben sie, der Rest schaute ihr auf den Arsch. Eine Schulstufe unter uns gab es drei Mädchen. Wir überredeten sie am „Häus´l“ zu diskutieren, weil sicherer. Einer Mulattin griff ich sofort auf die Fut. Sie hielt still, heute geht sie auf den Strich. (Später „fingerlten“ wir sie in einer Telefonzelle, mein Freund mit Gipshand).

Plötzlich riss die Religionslehrerin die Außentüre zu den WC-Anlagen auf. Die Meute versuchte sich in den Kabinen einzuschließen, ich sah die Nutzlosigkeit ein. Die Lehrerin beauftragte mich, den Klassenvorstand zu informieren. Alle bekamen harte Strafen, ich blieb ungeschoren. Zufall, oder hätte ich der Reli-Autorität auch auf die Fut greifen sollen?

Es gab auch sehr entspannte Tage, z.b. Schulferien.

Es war Ende Juli und es regnete seit einer Woche in Strömen. Wir verbrachten unsere Zeit mit Schachspielen. Von neun Uhr Vormittags bis am späten Nachmittag entwickelten wir uns langsam zu kleinen „Karpows“

(Schachgroßmeister), bis meinem Freund der Kragen Platzte: „Morgen gehen wir in‚s Stadionbad, auch wenn‚s schneit!“ Jubel.

Am nächsten Morgen, pünktlich acht Uhr, trafen wir uns am vereinbarten Treffpunkt mit unseren Fahrrädern. Tennisschuhe, Badehose, Leiberl (T-Shirt), zwanzig Schilling für Würstel und ein Cola. Sonnencreme etc. nichts für harte Jungs, „es gab ja noch kein Ozonloch“. Dafür in jedem Luxuskurort ein Plakat: „Kommen Sie zu uns, gesunde ozonreiche Luft!“. Im Bad angekommen fuhren wir noch dreihundert Meter weiter und erklommen behände, wie Free-Climber, wie gehabt, den „Maschendrahtzaun.

Wo sich die Kasse befand hatten wir schon vergessen. Im Schutze einer Baumgruppe pirschten wir uns im etwas leichter gewordenem Regen entlang, nach dem „Badewaschl“ Ausschau haltend. Es war keiner zu sehen, vermutlich wasserscheu. Wir beschlossen sofort schwimmen zu gehen, um nicht nass zu werden. Am Poolrand angekommen brach plötzlich die Sonne mit derartiger Intensität hervor, dass wir an eine religiöse Erleuchtung dachten. Die Wiesen glitzerten, das Schwimmbecken leuchtete, und keine Sau im Bad. Ein traumhaftes Erlebnis, für den, im Wahrsten Sinne des Wortes „Kleinen Mann“.

Zwei Stunden später waren alle Arschlöcher wieder da.

Jeder hielt sich natürlich für den Ersten.

In diesem bewussten Stadionbad konnte ich wirklich für’s Leben lernen, der Einfachheit halber fasse ich etwas zusammen.

Sonne, Wasser, Mädels und aus dem Lautsprecher dudelt es zehnmal am Tag: “In the Summertime wenn das Weda is schein“. Keine Sorgen, nur Spaß, Spaß, Spaß. Heute rege ich mich über die Spaßgeneration auf.

Im Turnunterricht beherrschte ich den Vorwärtssalto ohne Turnmatte in ca. zwanzig Minuten. Mit diesem tollen Gefühl bestieg ich, vorher vergewissernd, ob auch genügend weibliche Fans am Pool waren, den „Einmeterturm“.

Da ich gewohnt war, den Absprung mit voller Kraft und blitzschneller Drehung einzuleiten...... Ups. Ich drehte mich zirka viermal (Olympiareif) und dann haute es mich frontal auf´s Maul. Ich schnappte nach Luft und kletterte kraftvoll aus dem heute außergewöhnlich harten Wasser.

Ich erklomm sofort den Dreimeterturm. Kurzer Anlauf, Sprung in die Waagrechte, eine Sekunde Stillstand, Muskeln anspannen, dann ließ ich mich beinhart auf den Bauch fallen, ein sogenannter „Bauchfleck“.

Mir war zum Kotzen übel, doch den Mädels dürfte es gefallen haben, zumindest bildete ich mir ein, eine ganz Nette, (geht heute auch auf den Strich) fand es ganz amüsant.

Mein erster eigenhändiger Aufriss.

Kurzer Schwenk. Ich rauche. Jedes Mal wenn ich meine Zigarette in den Aschenbecher lege, beginnen drei alte Tschik zu brennen. Wie machen das die Profischriftsteller?

Zurück. Da man mit zwölf noch nicht der Meister des Wortes ist, (heute auch nicht), legte ich mich zum Trocknen auf den heißen Beton der Wellenbadbrücke. Da tauchte Sie auch schon auf. Mit einigen sechzehnjährigen Jungs im Schlepptau. Sie setzte sich direkt vor mich und sprach kein Wort. Als ich aufstehen wollte, da mir der heiße Beton bereits leichte Brandblasen bescherte, umzingelte sie mich mit ihren Händen und hielt sich am Geländer fest. Was tun? Die Entscheidung wurde mir abgenommen. Sie zog mich an sich und gab mir einen Zungenkuss, dass mir das Dritten Mal in Serie die Luft wegblieb. Aber diesmal recht angenehm. So kamen wir doch noch ins Reden und im Wasser war es recht lustig. Am Abend begleitete ich sie nach Hause.

Hand in Hand sechs Kilometer lang.

In jungen Jahren gab es für mich nur Sport. Dass man Sport mit Alkohol verbinden kann lernte ich ebenfalls in diesem Bade.

Am Vortag überredete mich mein Freund und Widersacher Franz K., ein übler Austria Wien Anhänger, das Europacupmatch Manchester United gegen Austria zu besuchen. Vermutlich weil ich sehen wollte wie die Austria einen ordentlichen Schrauf‚n, sprich eine auf den Deckel bekommt und es ja gratis war, Zäune waren für uns nicht existent, ließ ich mich überreden.

Ein gewisser Noby Stiles, später Teamchef bei den Insulanern wurde bei zwei zu zwei, wenn ich mich recht entsinne, ausgeschlossen. Noby trampelte leicht erregt auf seinem Leiberl umher.

Ich glaube die Wiener Austria gewann vier zu zwei.

Am nächsten Morgen, alleine zu Hause, experimentierte ich ein wenig. Ich war schon immer ein wissbegieriger Mensch.

Mein Bruder hatte vom Bundesheer einige Platzpatronen mitgebracht. Die Kappe abschneiden und das Pulver im Aschenbecher anzünden war recht lustig, ich jedoch wollte die Funktion ergründen. Ich hielt die Patrone in die Öffnung der Gastherme, sie explodierte und ich war erstaunt, dass meine Finger noch vollzählig waren. Es funktioniert also mit Zündhütchen, bzw. Schmerzen.

Ich beschloss meine schmerzenden Finger in einem Becken des Stadionbades zu kühlen.

Im Bad zog sich eine Horde Engländer sich den Unwillen der Badegäste zu.

Auf ungefähr zehn Decken verteilt, von etwa hundert leeren Flaschen Ottakringer belagert, lagen zwanzig besoffene Manchesterdribbler. Fett wie japanische Öltanker. Jo, des englische Gschloda und unser Bier is hoit a Unterschied. Wir konnten uns gar nicht satt sehen und sie zu verspotten. Nachlaufen konnten sie uns nicht, denn heute waren sogar die zwölfjährigen schneller. Noby Stiles wurde von zwei anderen Verlierern aus dem Bad geschleift.

Unser Kommentar: “Jetzt haben‚s das zweite mal verloren.“

Zurück in die „Steinzeit“. Es drängt sich bei Diesem oder Jenem Leser, oder vielleicht bei Beiden, der Gedanke auf, wann denn endlich die kriminelle Vergangenheit des Erich K. begonnen hat.

So ungefähr mit acht.

Auf der Landstraßer Hauptstraße gab es ein riesiges Spielzuggeschäft, der Inbegriff aller Kinderträume. Wir drückten uns die Nasen an den Auslagen platt, doch da wir nur über begrenzte finanzielle Mittel verfügten, mussten wir uns etwas einfallen lassen. Mein Bruder und ich besaßen seit Weihnachten eine Autorennbahn, deren Boliden mangels winziger Kohlenstifte für die Elektrik, regelmäßig den Geist aufgaben. Ich hatte das Vergnügen auf die Landstraße zu joggen und um drei Schilling Neue zu besorgen. Diese befanden sich, fast nicht existent, in einer kleinen Schachtel unter dem Verkaufstisch. Keinem Verkäufer gelang es Sie unter drei Minuten zu finden.

Wir kratzten drei Alpendollars zusammen und statteten dem Laden einen Besuch ab.

„Kohlen her!“ oder so ähnlich, forderten wir entschlossen. In der nächsten Sekunde waren wir um ein Spielzugauto (Corgy Toys) reicher.

Wir wurden immer dreister. Wir stahlen alles was nicht Niet und nagelfest war. Bis an jenem unglückseligen Nachmittag als mein alter Widersacher Franz K. eine tolle Idee hatte.

Es war die Zeit der Erfindung des „Flumys“. Der Ball, der fast von alleine springen kann. Auf eine Pyramide, auf einem eigenen Tisch geschichtet thronte diese Innovation des Kinderlebens. Sicher, man kann den obersten Ball wegnehmen, aber das war ja zu einfach. Er zog lieber einen aus der unteren Reihe. Dann brach das Chaos aus.

Wir wurden einige hundert Meter verfolgt, die Kohlenstifte musste ab jetzt mein Brüderchen besorgen. Die Firma ging vor zwanzig Jahren in Konkurs, logisch.

Mein alter Schlepptop hat den Geist aufgegeben und einige Seiten verloren. Ich bin ganz schön durcheinander und versuche einiges zu rekonstruieren. Das sie es nicht merken, nehme ich zurück.

Ich ging wie gesagt, oder auch nicht, in die Hauptschule, GYM war finanziell nicht drin. Wir waren eine bunte Truppe, zum engeren Freundeskreis zählte ein Schweizer, Cetin ein Türke und zwei Gerhards. Gerhard L. wurde öfters als „Baa“ (Bein) beschimpft, worauf er entgegnete: „Ripperl wenn ich bitten darf.“

Unser Deutsch und Turnlehrer hatte mich besonders ins Herz geschlossen, (logisch) andere weniger. Er war ein alter Stalingradkämpfer, dem ein Finger fehlte. Er schlug so blitzschnell zu, dass man etwas später nur den seltsamen Abdruck im Gesicht des Geläuterten erkennen konnte.

Es war die Zeit der „gsunden Watschen hot no kan gschod“. Ein einziges Mal nahm er mich bezüglich eines minder schweren Vergehens bei den „Beukeles“, zog mich einige Male hinunter, bzw. hinauf, ließ los und man absolvierte die Übung noch einige Male ohne Veranlassung. Aber sofort überkam ihn die Reue und er schickte mich, während die anderen pauken mussten, zum Greisler bezüglich seiner täglichen Jause. Zwei Salzstangerl plus Knacker, ich durfte vom Salzstangerl abbeißen. Der Neid war unbeschreiblich.

Er protegierte mich drahtiges Bürscherl dermaßen, dass er mich als einzigen in einer anderen Klasse auf Schulskikurs mitnehmen wollte.

Klappte dann aber aus versicherungstechnischen Gründen nicht.

Nächstes Jahr war es dann endlich soweit, erster Skikurs. Ich war ja kein Mann der Praxis, nur sportlich.

Bei der Leistungsstufeneinteilung meinte er: „Seltsam, dass dich nicht in einer Tour auf die Gosch´n haut. Bei der Körperbeherrschung fahrst bei mir in der ersten Gruppe.

Ich lernte schnell, - damals besonders, dass rauchen ungesund ist.

Hr. Fachlehrer Windsteig, rauchte „John Players“, ohne Filter. An der Liftstation bekam er plötzlich einen Hustenanfall, dass er zu Boden ging. Ich half ihm wieder auf die Beine, er greift in seinen Anorak holt seine “Spä“ heraus, drückt mir das Feuerzeug in die Hand: “Gib` ma ein Feuer.“

Wieder in Wien, bekamen wir einen neuen Mitschüler, einen Iraner. Er sah recht gefährlich aus und begann sofort zu stänkern. Ich war mir nicht ganz sicher, trotzdem nahm ich in meine Arme und drückte ihm die Luft ab. Gegenwehr, wie ein Mädchen, der Kerl war schwul. Wenn er mir zu Nahe kam, sagte ich laut „Hu“ und er fiel vor Schreck fast in Ohnmacht. Vermutlich ist er heute bei den iranischen Revolutionärsgarden Haremswächter.

Cetin unser Türke war aus anderem Holz geschnitzt, ein Supersportler, wenn wir spaßmässig rauften, nahm er es mit zwei auf. Den Grund erzählte er mir zwei Jahrzehnte später. Seine Eltern hatten ihn mittels „getürkter“ Geburtsurkunde zwei Jahre jünger gemacht, zwecks längerer Kinderbeihilfe. Die ausländischen Sozialschmarotzer waren damals auch schon clever. Doch kein Vergleich mit heute, sein Vater arbeitete hart am Bau und besitzt heute zu Hause ein Hotel. Respekt.

Fußballmäßig war die Türkei noch im Aufbau. Europacupauslosung: Rapid Wien – Galatasaray Istanbul. Für Cetin und mich, ein Pflichttermin. Wir zwei im Türkensektor, leichtes Erstaunen. Drei zu Null für Rapid, ich nahm es stillschweigend zu Kenntnis, erstens fühlte ich mit meinem Freund, zweitens war ich im Türkensektor.

Nächstes Jahr, unglaublich: Rapid – Besitkas Istanbul. „Ist viel bessere Mannschaft, wirst schon sehen. Hauptstadt ist aber Ankara nicht Istanbul. Beste Stadt der Welt. Ich bin aus Ankara.“ Ich dachte: “Hat Ankara eigentlich keine Fußballplätze? Außerdem ist Wien die beste Stadt der Welt.“ Trotzdem bekam mein Nationalismus einen kleinen Riss, der sich aber bald schloss, - vier zu null für Rapid. Heute schaut´s anders aus.

Mit zwölf bekam ich mein erstes Fahrrad. Heiß ersehnt.

Besser gesagt, ich hätte es bekommen sollen. Das mein Geburtstag im Oktober ist, es langsam Winter wird, der Keller voller Winterholz, dahinter mein Fahrrad, natürlich aus zweiter Hand, sprich von meinem Bruder, alles egal. Eine Woche vor Termin erkundigte meine Mutter sich nach meinen Wünschen. „Natürlich das Fahrrad!“ Meine Mutter dürfte es geahnt haben, verzog nur leicht das Gesicht: “Nein.“ Mein ganzes Leben hatte ich auf diesen wichtigsten Geburtstag in meinem Leben gewartet, dementsprechend entschlossen mein taktisches Vorgehen. „Ich schlichte das ganze Holz ab, nehme das Fahrrad raus und schlichte es wunderschön wieder auf.“(Die Bedeutung dieses Satzes sollte ich zwanzig Jahre später erfahren. Nach zweistündiger Arbeit verließen zuerst bei meiner Marchfeldtante, anschließend nach vierstündiger Arbeit bei meinem Bruder, den Holzstoß die Kräfte.) Alles noch einmal.

Meine Mutter begann langsam mit den Augen zu rollen.

Nach einigen weiteren Interventionen hatte ich es geschafft, sie war fuchsteufelswild.

Am fünfzehnten Oktober war es endlich soweit.

Auf die lapidare Frage: „Was willst zum Geburtstag?“

„Natürlich das Fahrrad!“, knallte sie mir eine.

Mein unvergesslicher Geburtstag, mit dem ich Sie heute noch nerve.