Kitabı oku: «Ja, so ist das Leben, eben.», sayfa 3

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Eine von drei Watsch’n. “A` gsunde Watsch’n hot no kan gschod!“

Ich habe einen schweren „seelischen Schaden“ davongetragen.

Nächstes Frühjahr war es dann soweit. Seltsamerweise war ich noch immer zwölf. Wir beschlossen eine Fahrradtour vom dritten Bezirk nach Strebersdorf(!), zu einem Schotterteich, mit angrenzendem Moorbad zu unternehmen.

Der Verkehr hielt sich damals noch in Grenzen, das Gefährlichste waren die Straßenbahnschienen, bei denen sich die Autofahrer alle Mühe gaben, dich in eine solche zu drängen.

Wer nie ein Fahrrad oder Motorrad besaß, der was an Schaß.

Trotzdem gelangten wir ohne größere Komplikationen an unser Ziel. Ein wunderbarer Schotterteich mit einer Schlammbucht in der man bis zu den Oberschenkeln versank und sich nur mit Mühe befreien konnte. Einen ganzen Tag schwimmen, tauchen, Schlammschlacht, geht ganz schön an die Substanz.

Um vier Uhr traten wir wieder in die Pedale. Auf der Strebersdorfer Brücke

Zisch. Aus. Potsch’n. („Plattfuß“). Ich und mein Fahrrad. An Reparatur war nicht zu denken. Also schieben, schätzungsweise zwanzig Kilometer bis zu den heimatlichen Gefilden. Die ersten fünf Kilometer, kein Problem. Heutzutage wäre ich nach fünf Kilometern tot. Die nächsten fünf summte ich fröhlich den neuesten Werbeslogan:“ Hey ist das ein Ding, das hat Drive das hat Swing, bleib im Leben nicht steh’n, lass uns frischwärts geh’n. Coca Cola ist Coke!

Später dachte ich mir:“ Scheiße, wenn’st das schaffst gehs’t zu den Marines.

Scheiß Zeit, kein Handy, keine Mami die dich mit dem Zweitwagen einsammelt. Papa hat keine Zeit, der braucht den Porsche geschäftlich.

Also Zähne zusammenbeißen, ein Indianer kennt keinen Schmerz. Der kannte aber auch kein Fahrrad ohne Luft im Vorderreifen.

Nach den letzten qualvollen Kilometern schob ich mein Fahrrad bei meinen Fußballspielenden Kumpanen vorbei.

„Spielst mit?“

Im Winter geht der Mann von Welt Schi fahren. Eines Tages spazierte ich mit meiner Mutter die Fasangasse entlang und erblickte in der Auslage eines bekannten Sportgeschäftes den Aushang: „Skitagesfahrten, fuffzig Schilling“.

„Da fahr ich mit.“ Da mir meine Mutter langsam alles zutraute meldete sie mich an. Ich war zehn.

Nächsten Morgen um sechs Uhr schnappte ich meine Schi und schlenderte, eher schlitterte, unter dem Gewicht der Schi zum Abfahrtstreffpunkt. Ich setzte mich vollkommen cool in den Autobus, wo mich einige Fahrgäste, besonders die weiblichen etwas verwundert musterten. „ Wo ist denn deine Mami?“ „Zuhause.“

Dann ging’s los. „Will’st Soletti, will’st eine Schokolade?“ Der Beschützerinstinkt war ausgebrochen. Der arme Bua. Mir war es recht, ich futterte was ich bekommen konnte. Es war mir echt rätselhaft, warum sich alle so um mich sorgten. Auf der Piste, vermutlich nach einigen diskreten Hinweisen beschäftigte der Schilehrer (war im Preis inbegriffen, braucht ka Hund), sich großteils mit mir. Nach zwei Stunden als ich die so genannten „Fortgeschrittenen“ langsam ziemlich alt aussehen ließ, gab er endlich Ruhe.

Mittagessen auf der Hütte. Wieder leichtes Getuschel mit der Hüttenwirtin. „Einmal Frankfurter bitte.“ „Und zu trinken?“ „Brauch‘ ich nicht.“

Müßig zu sagen das ein Cola automatisch mitgeliefert wurde. Bezahlen, Ha, Ha.

Nach Kursende freies Fahren. Der Schilehrer schenkte mir alle Liftfreifahrten die er zu Verfügung hatte. Da ich für den Schlepplift noch etwas zu leicht war, schwebte ich meistens ein, zwei Meter über der Piste. Auch kein Problem, oben sprang ich einfach ab. Heimfahrt. Mich wunder es noch heute, dass auf der Fahrt im Dunkeln keine mit mir geschmust hat.

Heutzutage begegnet man so vielen unfreundlichen Idioten. War früher wirklich alles anders, oder war ich nur kleiner?

Winterferien in Waldegg, im Siemens Erholungsheim im Piestingtal, sehr idyllisch. Ein altes Jagdschloss für gestresste Mitarbeiter, damals mein Vater. Zehn Kilometer entfernt, die Bluatalm, mit einem urigen Gasthof, wo sich der Herr Papa und seine urigen Arbeitskollegen sich die Obstler in den Hals schütteten. Ich konnte mir damals nicht vorstellen in meinem Leben auch nur einen Schluck von diesem Scheißzeug zu trinken. (Alles ändert sich.)

Mir wurde es auf jeden Fall zu blöd. Ich beschloss mich auf den Heimweg zu machen. Natürlich bergab, quer durch den nächtlichen Wald, wie es sich für einen richtigen Exzentriker gehört. Juchhe, bis zum Bauch im Pulverschnee! Im Dunkeln hatte ich mich schon immer wohl gefühlt, doch nach einer Stunde kamen mir leichte Bedenken. Stockdunkel, eiskalt, kein noch so kleines Lichtlein zu sehen. Als es auch noch zu schneien begann, dachte ich mir, he Junge du hast noch viel vor im Leben. Auf jeden Fall einmal einen eigenen Sohn. Ich kämpfte wie ein kleiner Sibirischer Berglöwe und natürlich schaffte ich es. Nur drei Kilometer vom Ziel entfernt. Ich musste nur noch die verschneite Bergstraße „hinauflaufen“ und erblickte schon die ersten Lichter.

Eigentlich hatte ich im Leben immer Glück, manchmal aber auch Ärger.

Z.b. Silvester in Waldegg/Wopfing im schönen Siemens Erholungsheim. So zirka eine Stunde vor Mitternacht, wieder einmal alles angesoffen, wofür ich absolut kein Verständnis hatte. Als der Heimverwalter meine Mutter umarmte, (auf der rechten Titte, was sie bis heute bestreitet), reichte es mir.

Ich warf mich in meine „Schidress“ und zog meine, zwar gebrauchten, ersten Schnallenschischuhe an. Selbstverständlich in eigenhändig geputzten schwarzen Leder. Ich holte meine brandneuen Metallschi (Blizzard Fan, mit denen ich noch berühmt werden sollte) aus dem Skikeller und stapfte durch den nur vom Mondschein erhellten Schnee.

Jeder fragt sich jetzt natürlich, wie wird der Trottel mit seine deppaten Schi berühmt?

Und zwar so. Einige Jahre später, Handelschuleschikurs. Meine Ski, kampferprobt, aber ziemlich zerkratzt, gedachte ich zu renovieren. Ich borgte mir eine Schleifmaschine aus und schliff das noch verbliebene Firmenlogo ab, dass nur die silbermetallice Oberfläche übrig blieb. Anschließend überzog ich sie mit einem Klarsichtspray.

Perfekt. No Name Ski. Sicher die einzigen auf der ganzen Welt.

Man muss dazu sagen, es war die Zeit als Karl Schranz bei den Olympischen Spielen wegen Werbung gesperrt wurde.

Als ich bei meinen Klassenkameraden damit aufkreuzte, waren sie die Sensation. Warum, wie viel und außerdem und überhaupt.

Blödes Volk. Apropos Blödes Volk. Ich stapfe ja immer noch durch den Schnee zur nächstgelegen schräg‚n Wies‚n.

Zwanzig Zentimeter Neuschnee, Mondlicht, und das blöde Volk säuft und feiert. Um zwölf Uhr im Feuerwerksschein Schifahren. Traumhaft.

Es wird wieder wärmer. Ich mache mir Gedanken bezüglich meines Sommeroutfits. Beim Schöps auf der Simmeringer Hauptstraße werde ich fündig. Ein lila T-Shirt mit Knopfleiste. Ich probiere in der Umkleidekabine, - sharp dressed Men. Auf dem Weg zu Kassa erblicke ein Designerstück in Rosa. Mein Weltbild gerät ins Wanken. Kein Geld mehr, welches nehmen? Ich probiere das Rosa in der Kabine und Gott Vater schickt mir eine Eingebung. Ich ziehe das lila T-Shirt sorgfältig drüber und bezahle bei der Kassa. Das die Damen nichts gecheckt haben erscheint mir heute unglaubwürdig, aber der liebe, klane Bua. Angeblich ahmen heute Millionen Ladendiebe meinen Trick nach.

Eigentlich war ich ein Frauenhasser. Ein Damenabfahrtslauf im Fernsehen brachte mich dermaßen in Rage, dass ich nur knapp einer Tachtel meiner Mutter entkam: „Weiber können nicht Skifahren!“ Und außerdem und überhaupt.

Heute als „greiser“ Mann, gehen mir die „Weiba“ eigentlich schon wieder am „Oasch.“

Das erste Mädchen, für das ich eine undefinierbare Sympathie empfand, lernte ich auch in Waldegg/Wopfing kennen. Evelyne R., lange blonde Haare, nett, bildschön und zwei Zentimeter größer als ich. (Das blieb leider so. Wenn ich sie heute vielleicht noch einmal treffen sollte, - hoffentlich nicht.)

Sie saß tagsüber einsam vor dem Radio und wusste mit sich selbst nichts anzufangen.

Ich, außer Schifahren auch nicht. Also fasste ich allen Mut zusammen, ich war damals ungefähr zwölf und sprach sie an: „Hallo.“ Freundlich kam es zurück: „Hallo.“

Da wusste ich: Du hast gewonnen! War doch gar nicht so schwer. Wir spielten Tischtennis, machten Rodelpartien. Ich verzichtete aufs Schifahren! So fängt jeden Mannes Untergang an.

Aber wir fühlten uns seltsam von einander angezogen. Ich spielte im Geiste sämtliche Variationen, wie ich sie am besten küssen könnte durch. Doch es ergab sich keine richtige Gelegenheit. War eben kein Universal Picture Film, in Farbe und Cinemascope. Scheiße.

Aber sag niemals nie. Zum Abschied machten wir einige Schwarz-weiß Bilder und konnten uns beim Abfahrtstrubel nicht einmal verabschieden.

Das war`s also. Nau wirklich nicht. Mein Freund Gerhard B. erzählte mir, ich fünfzehn, er siebzehn, mit Absicht, ganz beiläufig, er hätte eine neue Freundin die gut ficken könne. Ha, Ha, wer`s glaubt.

Eines Tages gestresst vor lauter Langweile besuchte ich ihn.

Die Türe nicht versperrt, wie immer, betrat ich in die Altbau-Erdgeschoß vierzig Quadratmeterwohnung. „Gerhard?“

„Kum glei.“ Im wahrsten Sinne des Wortes. Ich öffnete die Wohnschlafzimmertüre. Sie die Füße in der Höhe, der Kerl steckte wirklich. Nach fünf Minuten. Aueöööö. Leicht verschwitzt, ohne G`wand kamen sie heraus. Sie, ein Zombie wie man ihn selten sieht: „Ich kenn‘ dich, du bist der Erich. Das nächste Mal neh’m ich meine Schwester mit.“ Da ich mit Zombies nichts am Hut hatte, dachte ich mir nur, Herr lass diesen Kelch an mir vorüberzieh’n.

Doch ich wurde angenehm überrascht. Die Schwester war die bildhübsche Evelyn, die Urlaubsbekanntschaft aus dem Siemenserholungsheim in „Wopfing“.

Ich war damals schon ein recht smarter Typ und als sie mich sah, war die Anziehungskraft beinahe spürbar, uns trennten lediglich zwei unbedeutende Zentimeter. Dabei habe ich mir solche Mühe gegeben zu wachsen. Das lange Luder muss sich noch mehr angestrengt haben.

Aber mit mir nicht. Zum Abschied fasste ich sie an den Schultern und drehte sie zur abschüssigen Seite des Gehsteiges. Dann schmuste ich sie nieder. Sie war das genaue Gegenteil Ihrer Schwester, aber sie war mit voller Hingabe dabei. Na, ja, darauf hat sie auch drei Jahre warten müssen.

Sie war wirklich ein tolles Mädchen, leider verlor ich sie aus den Augen. Aber ich habe noch Hoffnung. Da die alten Weiber bekanntlich „In die Erde wochs`n“, vielleicht treffe ich sie im Altersheim.

Mit vierzehn, dem Mick Maus Alter entwachsen, musste ich es mir eingestehen: Alles dreht sich um die Weiber. Viel Geld, gut aussehen, Auto, Motorrad, bei einer Band spielen, alles nur zu dem einen Zweck – einer schönen Frau zwischen die Füße greifen zu können.

(Heute mach ich das ganze für mich selber. Einen Sohn habe ich schon und langsam werde ich hässlich.)

Eigentlich habe ich diesen Aufwand nur getrieben, um Nachwuchs zu bekommen, der es leichter als ich im Leben hat. Dieser schnupft das Kokain dann sicher unzenweise. Na ja, wenigstens bekommt er nicht ungerechtfertigte Schläge vom Schicksal, Vater, etc. Auf jeden Fall lebe ich in ihm, ein bisschen weiter.

Blödsinn. Vielleicht ein klein wenig in den Genen?

Musikalisch kommt der große Durchbruch. Ich kaufe von Gerhard, dem Ripperl, eine Wandergitarre, die er bei den Pfadfindern gefladert hat, um satte einhundert ÖS.

(Der Name Ripperl, entstand aus dem Dialog - Gerhard du Ba (Bein), Ripperl wenn ich bitten darf ! ) Das alte Tonband meines Vaters funktionierte ich zum Verstärker um, Mikro in den Gitarrenkorpus und das Ding pfeift wie Sau. Am Sonntagabend liege ich auf dem Kofferradio, einen Polster über den Schädel und lausche Hitparade und versuche sie auf der Gitarre nachzuäffen. Mit mäßigen Erfolg.

Die „Musikbox“ um Drei auf Ödrei hat progressive Melodien, aber die spielen in einer anderen Gitarrenliga. Im Arenbergpark spielen einige, aber die wenden sich ab, damit man ihnen ja nichts abschauen kann. Ich playe oft drei Stunden, trete aber auf der Stelle, ohne es zu merken. Das sollte sich erst änderte als ich einen gewissen Manfred, Künstlername Alvin Woodcock (Albert“ Waldschnepfe“) kennen lernen sollte.

Aber vorher ging ich noch in einen Club. Der Club für Dich. Eigentlich als Rekrutierungsanstalt für Jungsozis geplant, entwickelte er bald ein Eigenleben. Jeder im Alter so um die vierzehn bekam die Werbebroschüre der Sozialisten. Nau, schau mas sis hoit au, am Fiakerplatz, im Dritten Bezirk. Wir waren angenehm überrascht, nach kurzer Begrüßung wurden die Fenster abgedunkelt und die Sozihausband begann zu spielen und gar nicht so schlecht. Endlich konnte ich mir etwas abschauen, das ich einen der Jungs gefragt hätte, ob er mir etwas zeigen könne, war ich mir zu stolz, ich erzählte lieber den Mädels, ich spiele auch. Wir shakten uns weg, doch eigentlich warteten wir bis es noch dunkler wurde, denn da wurden die langsamen Lemodien gespielt. Man spürt sofort die Befindlichkeit der Dame.

Das sich die heutige Jugend, das von der Plattenindustrie aus der Hand nehmen ließ, ist mir unerklärlich.

Unsere Eltern bzw. die ländliche Bevölkerung, die kannten sich aus.

Da können sich die Hipp Hop, Rave Label brausen gehen.

Nach dem musikalischen Abtasten Hand in Hand nach Hause begleiten, auch wenn sie am Arsch der Welt wohnt, im Hauseingang schmusen, schauen wo die Titten sitzen. Nix cool, sondern etwas um das die Enkerl dich beneiden.

Eine Fahrt mit der Straßenbahn, die Band spielt über die Gesprächsanlage. Jedes Mal wenn ich in die BIM einsteige denke ich, das könnt ma` doch wiederholen. Aber keiner hat Ideen, nur Currywurst, warum nicht Chilly oder Bockbierwurst?

Wir mieten einen Bus, fahren ins Burgenland. Unsere Band geigt auf, die besten Tänzer werden „prämiert“.

Da ich ein Rhythmusmensch bin, gewinne ich eine Platte, meine bildhübsche Partnerin nicht. Sie verlässt mich. Nicht die erste, sicher nicht die letzte. Viel mehr würde mich interessieren, wo meine Platte sich heute befindet. Flohmarkt, ein Euro?

Mein rothaariger Nachbar Franz M., nicht zu verwechseln mit Franz K., dem Arschloch, mit dem ich beim Wiener Sportklub Fußball spielte. Nebenbei gesagt Sportklub, Rapid, Austria waren die Führungsmächte. Ich weniger erfolgreich, da ich es hasste, wenn mich ein schweißnasser Kontrahent berührte. Ich war ein Techniker, trotzdem musste ich mir Vorwürfe gefallen lassen, z.b. bei einem wichtigen Match falsch eingeworfen, etc., diese Fanatikertrainer konnten einem jungen Mann jede Freude nehmen. Ich ging lieber ins Stadionbad und verließ den Sportklub.

Seitdem spielen sie in der zweiten Liga.

Also, Franzi fragte mich, ob ich mit zum fünf Uhr Tee ins Chatanooga gehen möchte. Für Franz vier Jahre älter, nichts besonderes, für mich die erste richtige Disco. Ich hatte vor kurzem ein neues, schwarzes, discolookmässiges Hemd erstanden, zwar noch etwas zu groß, doch Ärmel kann man ja aufkrempeln. Ich war jedenfalls bestens ausgestattet als ich den Discotempel betrat. Alle Mädels ca. drei Jahre älter und mindestens gleich groß. Ich dachte, no Chance. Ich beobachtete die Mädchen ganz genau, jedes Mal wenn eine aufstand, stand ich auch auf und machte den Größentest. Endlich hatte ich eine Nette entdeckt und Club für Dich erprobt, wollte ich „Gestatten“ sagen, doch sie war schon aufgestanden. Das war einfach. Ich schleppte sie auf die Tanzfläche, konnte mich aber nicht überwinden auch nur ein Wort zu sagen. Sie wird sich gedacht haben, lieb, aber ein Trottel, bestenfalls ein schüchterner Trottel. Dafür hatte ich mein Selbstbewusstsein gestärkt. Erster Discoauftritt und keine einzige Abfuhr.

Kein Wunder, ich hatte meinen eigenen Schneider, oder so ähnlich. Ein Jeansgeschäft auf der Landstraße, hatte die Hose meiner Wahl nicht in meiner Größe, „kein Problem wir haben die Fertigung im Haus“ meinte die nette Verkäuferin. Seit diesem „Aha- Erlebnis trage ich Maßhosen, mit der größten Glocke von ganz Wien. Habe ich mir verdient, denn sämtliche Freunde von mir, kauften jetzt ebenfalls in diesem Geschäft. Umsatzbeteiligung wäre nicht schlecht gewesen, aber man will ja nicht unverschämt sein.

Gerhard T., Mittelschulabbrecher kaufte sich ebenfalls seine Beinkleider in diesem Geschäft. Er war trotz kompletter Unzuverlässigkeit einer meiner besten Freunde geworden. Er hatte ein eigenes Zimmer, wir konnten ungestört die neuesten „ Black Sabath“ Hits in angemessener Lautstärke hören. Bei allen Unzulänglichkeiten, war er aber noch „sierig“ dazu. Er hatte Zahnweh, schmiss zwei Aspirin ein, als es ihm besser ging, bekam er Durst und soff einen Liter Cola, mir hinterließ er ein achterl. Innerhalb von zehn Minuten sah er aus wie nach sechs Vierterln Veltliner. Kohlensäure verstärkt die Wirkung jedes Medikaments.

Ich dachte, recht geschieht dir, gierige Sau, aber das merk ich mir, kann man bei den Mädeln vielleicht einmal brauchen.

Da Ferien waren schlug mir Gerhart T. vor, zu ihm nach Neckenmarkt ins Burgenland zu kommen. Seine Eltern hatten auf diesem schönen Flecken Erde so etwas ähnliches, wie ein Bauerhaus geerbt. Sein Vater war Buschaufeur, also düsten wir gratis mit dem Dr. Richard Bus in den Süden. Sein Vater war auch Jäger und gleich am ersten Tag kam die Nachricht: „ A Dachs is im Droat ! (Roggen)

Wir fungierten als Treiber. Ich hörte neben mir ein heiseres Pfauchen. Kurz darauf schlug es schon ein. Für meine Begriffe etwas zu knapp.

Ich dachte eigentlich, ein Dachs ist so etwas Ähnliches wie ein Eichhörnchen. Wer schon einen ausgewachsenen Dachs gesehen hat, weiß es besser. Ein Fuchs ist ein nettes Tier gegen so einen Killer.

Gerhard hat eine neue Freundin. Große Titten, aber etwas blöd. Zu dritt besuchen wir das Panorama Kino am Praterstern, unter der Schnellbahn, auch Geschichte. Es wird „Mein Name ist Nobody“ gegeben. Nach der Vorstellung erklärt sie uns: „A „Fescher“ is der Terence Hill, oba da Filmtitel „Mein Name ist Novotny“ is blöd.“ Na,ja.

Nächsten Tag beschlossen wir Autostopp nach Deutschkreuz ins Bad zu fahren. Wir waren richtige Profiautostopper. Als ich endlich den Daumen zaghaft nach oben hielt, schleifte sich sofort ein Burgendlandkäfer ein:

„Woit´s ins Bod Buama, gö. Jo heit is haß.“ Zu jener Zeit has´t im Burgenland kein eigenes Auto gebraucht.

Ein Top modernes Bad, brandneue Straßen, ein sozialistischer Landeshauptmann eben. Im Bad neue Wurlitzermusikbox mit neuer Stonesscheibe „Gimmie shelter“. Sogar die Mädchen waren ziemlich neu, für uns zu neu. Wir beobachteten sie, dass sie mit Taucherbrillen ausgerüstet, immer um den Sprungturm kreisten. Ich fragte ein Mädchen, ob sie mir die Brille kurz borgt. Mein Erstaunen war groß, als vom Sprungturm eine blade Tussi ins Wasser einschlug. Die Bikinihose zog es ihr bis zu den Knöcheln hinunter. Die Mädchen hatten ihre eigene Peep-Show. Für den restlichen Tag behielt ich meine Badehose im Auge.

Am Abend fuhren wir ins Kino nach Horitschon. Ein völlig neues Kinogefühl. Jeder zweite Horitschonbersch hatte statt Popcorn einen Doppler in der Hand, das Rondell-Raucherkino hatte im Vergleich, klare Gebirgsluft. Die Mädchen quietschten wie abgestochen, warum weiß man nicht. Es war kein Wort zu verstehen, doch aufzustehen und zu gehen, wäre einem Todesurteil gleichgekommen. Ich fragte Gerhard: “Warst du noch nie im Kino?“ „Mir gefällt`s.“

Zurück in Wien sahen wir auf einer Litfaßsäule das Plakat der Plakate. Erste Opern Ar Konzert in Wien, Wasserwiese, alte Donau. Woodstock in Wien!

Zum ersten Termin nieselte es leicht. Ein drei Zentimeterzettel am Eingang. Abgesagt. Zweiter Termin, detto.

Der Zettel etwas kleiner. Vermutlich gab es Schwierigkeiten mit der riesigen Verstärkeranlage beim Zoll. Dritter Termin. Gerhard wollte streiken, ich wollte Woodstock sehen.

Einige langhaarige Typen schlurften übers Gras. „Na geht doch.“ Wirklich wahr, Bands wie „Marihuana geigten mit zwei Schlagzeugern auf. Ich war begeistert. Die Veranstaltern vermutlich weniger, geschätzte zwanzig, zahlende, oder auch nicht, Besucher. Trotzdem ich hab´ ich das erste Donauinselfest gesehen.

Irene W. eine Schülerin, einmal ums Eck, hatte die größten Titten ihrer Truppe. Nach mehreren Anläufen gelang es mir sie ins Kino abzuschleppen. Die Nutte ließ sich nicht küssen, vorsichtig auf die Fut greifen schon. Je mehr Interesse ich zeigte mit ihr zu schmusen, desto mehr Ausflüchte. Mir wurde es zu blöd. Jetzt hatte sie richtigen Liebeskummer. Mit mir nicht.

Es war Winter geworden, als sie mich stellte: „Gehst mit Eis laufen?“ „Kein Geld.“ Sie großzügig: “Ich zahl´s!“

Wir trafen uns am Rennweg, sie ihre kleine Schwester im Schlepptau. Ich wollte schon umdrehen, doch umsonst ist umsonst. Wir drehten am Wiener Eislaufverein also unsere Runden, sie hängt sich ein, richtig zutraulich. Die jungen Mädchen wollen spielen, üben. Am Heimweg kurz vor ihrem Hauseingang trabte die kleine Schwester plötzlich an, wie ein Esel vor dem Heimatstall.

Gedämpftes Licht der Straßenlaternen, es schneite leicht und ich zog sie an mich heran und küsste sie. Aus war´s, wir Jungen wollen auch spielen.

Vierzehn, Waldegg, frisch angekommen sichtete ich das weibliche Material. Entsetzlich.

Als ich mich eben damit abgefunden hatte, biegt ein haarneuer BMW in die Einfahrt, reduziert sich auf Null, die Türe öffnet sich, heraussteigen zwei Titten wie Melonen. Groß, lange blonde Haare, einen richtigen Arsch, eine Vollfrau. Monika J., siebzehn. Ihr Freund, Riesenschnauzer, lange schwarze Haare, furchteinflößend. No Chance, oder do?

Der Verwaltersohn, neunzehn und einige sechzehn, siebzehnjährige probierten es mit allen Mitteln bei ihr. Ich ging mit ihr Minigolf Spielen.

Eines schönen Sommerabends saßen wir auf einer Bank vor dem alten Jagdschloss. Ich hatte mir von meinem Vater eine Zigarette organisiert und rauchte sie mir an. „Hast für mich auch eine“? Fragte sie mich mit einem Tonfall, dass mir im Dunkeln die Ohren rot wurden. „Hab‘ leider nur die eine. Aber wir könnten sie zu zweit rauchen.“ „Wie denn?“ „Ich blase dir den Rauch in den Mund.“ Trick siebzehn. Gewonnen. Die anderen waren anscheinend noch zu unerfahren im Umgang mit richtigen Frauen. Anschließend kugelten wir vierzehn Tage im Wald herum, Eis essen, Kino. Ein schöner Urlaub.

Als ich sie später einmal anrief, meinte sie ich soll sie besuchen, ihr Freund ist geschäftlich im Ausland. Bei dieser einmaligen Gelegenheit erzählte sie mir, sechs Zecken hätten sie damals gebissen. Mich keine Einzige. Also doch ein Erfolgserlebnis.

In der „Echtzeit“ ist es schon wieder Winter geworden. Die Zeit vergeht schnell, wenn man sie mit Baden, Rockkonzerten, Saufen, Ficken, philosophischen Betrachtungen und Rückblicken verbringt.

Zurück in die Vergangenheit.

Es ist ein strenger Winter. Eigentlich könnte ich im Keller Holz hacken. Holz hacken ist einfach. Ein Stück Rundholz auf den Holzpflock, ordentlich ausholen, Holz spalten. Ich schlage etwas zu kurz, spalte Rundholz und Pflock, die Hacke saust auf mein Knie, Gott sei Dank mit der Flachseite. Ich falle auf den Holzpflock und bin einige Sekunden bewusstlos. „Mit großer Sorge“, betrachte ich mein Knie. Seltsamerweise noch ganz, nicht einmal zertrümmert. Glück gehabt, relativ. Ich hinke aus dem Keller, dass Knie wechselt in den nächsten Tagen die Farben. Ich kann Hacken nicht leiden.

Eine technische Innovation ohne Gleichen, entschädigte mich für meine Schmerzen. Als ich hinkend die Kölblgasse entlang schlurfe, erblicke ich einen Fernseher im Erdgeschoss. In Farbe! Obwohl angekündigt, haut es mich von den Socken, - ein Kino zu Hause. Ich erkläre meinen Vater, er soll den alten,

schwarz-weiß Scheiß in den Mistkübel werfen, alle seine Siemensarbeitskollegen haben sicher schon einen „Farbigen“. Das überzeugte, bald hatten wir auch so ein Wunderding. Natürlich von Siemens.

Siebzehn. Waldegg ist auch im Sommer schön. Ein herrliches Waldbad und herrliche nach Heusonnenöl duftende Mädchen. Eigentlich wollte ich baden gehen, als sich meine bis heute drei besten Freunde ankündigten. Ich holte sie vom Bahnhof ab und zeigte ihnen sofort den hiesigen „Supermarkt“. Waren aller Art, von der Milch bis zum „Taschenfeitl“. Lebensmittel Kuderer, mit dessen bladen Sohn ich im Winter immer Schifahren, bzw. Skispringen ging. Wir sprangen im zarten alter von zwölf Jahren gemessene zehn Meter weit!

Der Lebensmittel „Kuderer“ hatte wirklich alles. Wir nahmen zwei Flaschen Rum. Nach einigen Bieren im rustikalem Gasthaus Moser war es dunkel geworden und wir beschlossen mit unseren zwei Bottles zum Waldbad zu wandern und die Nacht auf den Liegen zu verbringen. So wanderten wir zuerst querfeldein und reduzierten den Rum. Ich hatte für jeden eine alte, braune Wolldecke mitgenommen und als es kühler wurde, wir näherten uns bereits der Straße, zogen wir sie uns über den leicht alkoholisierten Schädel. Vier taumelnde Franziskanermönche zogen des Weges. Aus Spaß wurde „Ernst“. ( Unser späterer Schlagzeuger Ernstl ist also aus Spaß an der Sache gezeugt worden) Neben uns bremste sich mit quietschenden Reifen die Gendarmerie ein: „ Wos is, wohin, Ausweise!“ „Wir wohnen im Siemensheim.“ Da, das Erholungsheim die einzige „Tourismuseinahmequelle“ der Ortschaft war hieß es sofort: „Ah so. Pfieat eich.“ Seltsam. Da wir zu besoffen waren, um über die Mauer des Bades zu klettern, beschlossen wir im gegenüberliegen Wald gegen einen Baum gelehnt, uns zur Ruhe zu begeben. Nächsten Tag schleppten wir uns zuerst zur Zugstation, ich anschließend die vier Decken in die Unterkunft.

Doch es war ein viel zu schöner Tag um zu schlafen. Also Badehose, Leiberl, Jean und retour ins Bad. Die Mädels waren auch schon wieder versammelt, leider, da Sonntag, mit Ihren zirka zwanzigjährigen Holzfällertypen. Ich damals sechzehn, athletisch, Boy-Group Gesicht, kein Holzfäller. Kräftemäßig nicht schlecht, aber eben kein Holzfäller. Ich entrollte mein Badetuch im Respektabstand von ungefähr zehn Meter. Natürlich bekam ich mit, dass die Mädels von den seichten, bzw. handgreiflichen Schmähs nicht sehr beeindruckt waren. Links neben mir war volle Action, so dass ich Anfangs gar nicht registrierte, dass meine Nachbarin unaufhaltsam auf mich zuwanderte.

Als sie nur noch einen Meter von mir entfernt war, blickte ich kurz auf die Arbeitsbodyboulder und sagte: „Geh’n wir?“ Sie nickte unmerklich und drei Minuten später waren wir verschwunden. Da sie recht hübsch und angenehm war, kam es zu leichten Übergriffen. Mehr nicht, ich verbau mir doch nicht die Zukunft.

Die Beziehung zu meinem Vater ist etwas ambivalent, als kleiner Mann stemmte ich ihm ein Loch in die Balkonwand, da er im Badezimmer mit dieser Arbeit (wir bekamen eine neue Badewanne), beschäftigt war. Ich wollte ihm helfen. Seltsamerweise fiel kein strenges Wort. Vermutlich war er mit Ausbesserungsarbeiten im Stiegenhaus zu sehr beschäftigt. Er hatte etwas zu kräftig gearbeitet und die Wand zum Stiegenhaus durchbrochen. Die hastige Gipsarbeit und das mit Wasserfarbe nachgezeichnete Muster amüsierte, mich noch Jahrzehnte.

Mein Bruder und ich waren bei Korrekturarbeiten sorgfältiger. Nach einer Polsterschlacht klebten wir den zu Bruch gegangen Luster so kunstvoll, dass der Schaden Jahrzehnte unentdeckt blieb.

Auch mit meiner Luftdruckpistole perforierte ich unabsichtlich eine Wand, es blieb ein Mysterium.

Eigentlich konnte man mir nie etwas nachweisen, meine nicht zu knappen „Watschen“ konsumierte ich immer ungerecht.

Mein Bruder war und ist ein Nachtmensch. Als er nach einem Cafehausbesuch nicht zeitgerecht zu Hause war, zog er sich den Zorn meines Vaters zu. Als ich meinte, “kommt er halt ein bisschen später“, kassierte ich die Prügel.

Fünf Minuten später erschien mein Bruder, unbehelligt.

Mit vierzehn klebte ich ein Poster von Beatle George Harisson über mein Bett, ja, ja, ich hätte auch gerne ein eigenes Zimmer gehabt. Der langhaarige Gammler missfiel meinem Vater:“ Obe damit!“

Aus Trotz klebte ich Frank Zappa auf. Mein Vater: „Den kannst lass´n, der schaut a biß´l in Opa ähnlich.“

Ich habe lange überlegt ob ich diese Geschichte schreiben soll. Sie bezieht sich auf das Verhältnis zu meinem Vater.

Mit elf Jahren, damals hatte ich mir geschworen mir alle Fehler meines Vaters zu merken und meinen Sohn völlig anders zu erziehen.

Er hat immer brav das Geld Nachhause gebracht. Originalaussage.

So kann man es auch sehen, ich sah es mit Kinderaugen. Diese Geschichte hätte wirklich etwas früher angesiedelt gehört, doch der Gedächtnisverlust meines Schlepptops etc.

Im zarten Alter von acht Jahren hatte ein Kampfgefährte von mir die

„ultracoole“ Idee ein Stück Erde nach mir zu werfen. Natürlich folgte sofort „Abwehrfeuer“. Einige Kameraden mischten sich ein und es folgte eine wahrlich erdige Schlacht, die erst in Friedensverhandlungen überging, als unser Hausmeister brüllte: „ Schleicht’s eich, Rotzbuam!“ Mit den aufmunternden Worten, „Wenn’s regnet is eh‘ wieder alles rein.“, verabschiedeten wir uns.

Als ich nach Hause kam wusch ich mir mit kaltem Wasser die Hände, leider verblieb ein Teil der Erde im Handtuch, aber ich fand, dass ich wieder recht passabel aussah. Mein Vater war da anderer Meinung. Er hatte gesoffen und war schlecht aufgelegt, da er niemand seinen harten Arbeitstag als Betriebsrat bei Siemens mitteilen konnte. Meine Mutter war damals Schichtarbeiten in einer ätzenden Plastikfabrik, bis zehn Uhr nachts. „ Zeig mir deine Hände: Dreckig!“ Dabei schlug er mit seinen Händen mit voller Kraft auf meine „Patschhandi“. „ Waschen, heiß!“ Diese Prozedur wiederholte sich, ich weiß nicht wie lange. Jeder kann sich vorstellen, wie es ist, wenn man auf frischgewaschene, heiße Hände geschlagen wird.

Ich weiß es sehr gut, auch heute noch und es ist nur ein sehr kleiner Auszug der damaligen Erlebnisse.