Kitabı oku: «Ja, so ist das Leben, eben.», sayfa 5

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In Donauwörth angekommen quartierten wir uns in der Jugendherberge ein. Vorauskasse. Anschließend riefen wir die Mädels an und Rosi freute sich einen Hax’n aus und erklärte uns, ihre Eltern holen uns ab und wir können im Haus schlafen. Vermutlich um alles unter Kontrolle zu haben, oder sie hatten noch nie einen Ösi gesehen. Wir meinten, nicht notwendig, wir kraftstrotzenden Österreicher gehen zu Fuß. Destination – Felsheim, ca. sechs Kilometer, zehn Häuser. Die bereits bezahlten Deutschmark für die Herberge bekamen wir auch nicht zurück und als uns auf freiem Felde zwei Phantomjets im Tiefflug überflogen waren wir schon etwa sauer. Aber wir wurden herzlich empfangen und der ganzen Verwandtschaft weitergereicht. Einmalig bayrisches Abendessen und ab in die Falle. Jeder hatte sein eigenes Zimmer, Rosi benutzte ihres aber nicht. Zwar nicht finalisiert, doch ich merkte immer mehr, diese Frau ist etwas Besonderes.

Wir hatten jede Menge Spaß und sie mit uns, z.B., Karl Valentin im TV,

ich meinte: „Endlich ein Wiener im Programm!“ Sie erklärten uns, das ist das Münchner Original. Ich konnte es lange nicht glauben und war der Ansicht, der einzige Unterschied zwischen Bayern und Österreich ist die Farbe der Autokennzeichen, oder, als wir fragten , wie lange die Militärmanöver noch andauern, wir meinten die ziemlich häufigen Kanonenabschüsse, erklärten sie uns, das ist der Überschallknall der Phantomjets. Die kleinen Kinder in der Umgebung müssen senkrecht im Schlafzimmerkasten geschlafen haben.

Am Ostersonntag wollten sie Verwandte im Schwäbischen besuchen. Charly und ich waren natürlich auch eingeladen. Schließlich waren wir herzeigbare Exoten. (Charlys Freundin hatte sich allerdings kein einziges Mal blicken lassen) Auf der Schnellstraße touchierten wir seitlich, unglaublich, mit einem anderen Auto. Unglaublich – ein Wiener. Er sprang aus dem Auto und schrie: „ De Piefke kennan net amoi Auto fohrn!“ Ich ging auf ihn zu und erklärte ihm im breitesten Wiener Dialekt: “ I glaub‘ du bist a biß’l depat. Du bist auf unsa Spur umekuma. Bist eingschlof’n ?“

Der Weana Bazi war fertig: „Na ja ich fahr doch schon ziemlich lange.“ Wir begutachteten die Autos und da beide hundertvierzig gefahren waren hatten die Seitentüren nicht einmal einen Kratzer. Beeindruckt setzte sich mein „Schwiegervater“ sich wieder hinters Lenkrad.

Angekommen, mussten wir, über eine im Bau befindliche Gartenmauer steigen. Charly meinte verschmitzt: „Nach dir Rosi.“ „Nein, du zuerst Charly!“ Sie ließ sich nicht unter den Minirock blicken.

Es gibt wenige Sachen die mich bis heute beeindrucken, diese total Belanglose, ist ein „Glanzlicht“.

Wir waren der Mittelpunkt des Nachmittages. Ungläubiges Staunen rief z.B. hervor, dass wir mit einem Stockautobus zur Schule fuhren und dass wir eigentlich keine Berge haben. Ich dachte eigentlich nur: „Wann wird es endlich Abend.“

Charlys Freundin erfand immer neue Ausreden, unglaublich, er war eine Mischung aus Brad Pitt und Charles Bronson. Also interessierte er sich für Roswithas Cousine Tina, eigentlich aber für deren fünfzehnjährige Schwester Conny. Als Tina ein Jahr später bei einem Autounfall in Frankreich mit siebzehn (!) starb war Conny endlich sechzehn. Ich habe seltsame Freunde.

Auch ich bin etwas seltsam. Nach einer Woche mit dieser wunderbaren Frau freute ich mich, dass Charly zu mir sagte: „Fahr’n wir dann endlich?“

Roswitha machte uns zwei perfekte Speckbrote, die sie liebevoll in blaue Servietten einpackte.

Am Bahnhof küssten wir uns ein letztes Mal und versprachen uns sofort zu schreiben. In Salzburg, mussten wir dieses Mal umsteigen und durch den Zoll. Alle wurden durchgewunken, nur wir zwei Langhaarigen erweckten ihr Interesse. Sie durchsuchten penibel unsere Reisetaschen und wurden fündig: „Blau eingepackt, es Hasch, liab.“ Unseren Einwand das sind Speckbrote ließen sie nicht gelten: „ Aufmoch’n! Nau geh, des san jo Speckbrot.“

Ich beherrschte mich, wir wollten ja den Anschlusszug erwischen. Nach kurzem Sprint merkte Charly, dass sein Interrail-Ausweis aus dem Pass verschwunden war. Wieder retour. Die Zollbeamten grinsend: „Wir for’n net Interrail, haha. Ein Blick hinter ihren Tisch, die Karte liegt am Boden. „Sie sind…nicht voll Handlungs- und Geschäftsfähig! (Volltrottel, aber nicht klagbar –Allgemeines bürgerliches Gesetzbuch)“ Erstmalig konnte ich meine Schulrechtslehrekenntnisse einsetzen. Man lernt ja schließlich für’s Leben. Der Zug war weg. Salzburg schön.

Letzter Schultag. Hämisch grinsend nehmen wir unsere Abschlusszeugnisse entgegen, jetzt kann uns nichts mehr passieren, wir sind auf der Karrierespur. Das Zeugnis grinste vermutlich hämisch zurück, die privilegierten Privatschüler hatten nämlich, ohne Leistung, aber das Geld ihrer Eltern, fast die gleichen Berufschancen wie wir. (Sollte sich aber ändern). Wir schmissen alle Schulbücher demonstrativ in den Mistkübel an der Autobushaltestelle. War gar nicht so einfach, der Mistkübel war nämlich bereits einen Meter unter ausrangierten Büchern untergetaucht.

Leo S. und ich beratschlagten kurz, stiegen am Südbahnhof aus und beschlossen nächsten Tag nach Italien zu fahren. Ich meinte: „Lignano, da kenn’ ich mich aus.“

Badehose eingepackt und wir saßen schon im Zug. Portoguaro oder so ähnlich, umsteigen in den Autobus und schon waren wir nach ca. neun Stunden dada. Ein sechzigjähriger Papagali schnappte sich unsere Reisetaschen und meinte: „ Ich haben billigste Pension in Italia.“ Was natürlich nicht stimmte, aber vom Ambiente der Villa waren wir beeindruckt. Flachdach, violett – gelb angepinselt, das musste eigentlich die Billigste der Welt sein. Wir räumten unsere Sachen rein, beziehungsweise stellten unsere Reisetaschen in den Schrank.

Wir beschlossen die Örtlichkeiten plus Mädels zu checken. Der Erfolg war meinerseits umwerfend. Italien, das Schuhland, kannte keine „Glogs.“ Diese Holzpantoffeln waren die Sensation der Saison und die Mädels zeigten mit Fingern auf meine Schlapfen, oder auf mich. Leider kam nächste Woche die Anlieferung. Es hatte sich außerdem seit meinen Kinderurlaubstagen einiges verändert. Jetzt waren wirklich die Hausbesorger da, zu meinen Zeiten nur gut verdienende Arbeiter. Das Micky Mouse - Umtauschgeschäft war umgebaut – ich kaufte immer am ersten Tag ein Heft, die nächsten Tage wedelte ich demonstrativ damit herum und tauschte es diskret gegen ein Neues aus.

Das Holzfloß am Strand war gegen eines aus Plastik ausgetauscht worden. Doch bei Betrachtung des Plagiats freute ich mich das ich noch existiere.

Als zehnjähriger pflegte ich „Köpfler“ (Kopfsprung) von diesen Holzinseln zu üben. An einem stürmischen Tag trieb die Insel, von mir unbemerkt, auf eine Sandbank zu. Ich sprang – und hörte nur noch das Knirschen des Sandes. Unter Aufbietung aller Kräfte kam ich an die Wasseroberfläche. Mir wurde schwarz vor den Augen und ich kämpfte gegen die Ohnmacht. Auf allen Vieren kroch an den Strand. Leben oder Tot, bzw. Rollstuhl, das war die Alternative.

Was da noch kommen sollte?

In Lignano eine neue Badehose. Umstieg von Bermuda auf Tanga. Leo konnte sich nicht von seinen Liras trennen. Einige Tage später trafen wir zwei deutsche Mädchen. Aus Wörth an der Donau. Sie hauchten das "th""" echt erotisch. Leos Badehose war Gesprächsstoff genug. Nächsten Tag kaufte er eine aus der kleineren Abteilung, was die Lage noch verschlimmerte. Braune Wadeln, weiße Oberschenkel, „cool“. Die Mädchen zu uns einladen trauten wir uns nicht, wir schauten uns immer um, bevor wir in der Villa Kunterbunt verschwanden, also luden wir sie zum „Jahrmarkt ein. Leos Freundin etwas rundlich und etwas gestaucht, sagte ihm plötzlich nicht mehr zu. Er appellierte an mich, als Freund mit ihm zu tauschen. Mir wars wurscht. In der Achterbahn tauschten wir unauffällig die Plätze. Wegen diesem Deppen musste ich viermal fahren. Meine Neue war voll entflammt, doch mir Gott sei Dank schlecht.

Bei der Abreise sah unser Zimmer „ Slum mäßig“ aus, sämtliche Papierl‚n, Brösel etc. schmissen wir auf den Boden, leere Flaschen wie beim Billa.

Im Zug kam noch der Lagerkoller voll zum Ausbruch. Wir konnten uns nicht mehr sehen und sprachen die ganze Fahrt kein einzige Wort.

Kaum in Wien eingelangt: “Na, was mach ma` morgen?“

Ein „Filmstar“ im Stadionbad. Kurze Vorgeschichte.

Meine erste große Liebe, vermutlich auch die einzige (Details folgen), hatte ihr Bett in Deutschland, genauer Donauwörth bei Augsburg. Mein Freund und späteres Börsengenie Karl H. und ich beschlossen, sich den Germanenmädchen etwas näher zu widmen.

Unser Zugabteil, welches wir bis jetzt durch gestellte Bösartigkeit erfolgreich verteidigten, betrat unerwartet, gegen jede Vernunft, ein weibliches Wesen. Ungefähr zwanzig, bildhübsch, Haare bis zum Arsch. Mein Freund mit Amerika T-Shirt, hatte bald das Eis gebrochen. Sie versuchte mit allen Tricks ihm das Leiberl abzuluchsen. Immer wenn es fast soweit war, bekam er von mir einen leichten Tritt. Als sie einsehen musste, dass sie kein Erfolgserlebnis haben würde, ging sie angriffslustig mir an den Arsch. Sie ließ keine Gelegenheit aus, mir auf den „Allerwertesten“ zu greifen.

„Na ist der aber lieb“.

Als mein Freund Anstalten machte, mit ihr weiter bis nach Berlin (sie arbeitete in einer Firma, die Niederlassungen in Rom, Berlin und Wien hatte, mehr war aus ihr nicht rauszukriegen) zu fahren , und ihr das Originalshirt zu schenken, musste ich einschreiten. Ich hielt ihn einfach fest. Alles was wir von ihr wussten, sie heiß Jeanine.

Im Sommer in the City war uns etwas fad, wir beschlossen ins Kino zu gehen.

Schulmädchenreport. „Nau geh. Is jo wurscht“. Auf der Leinwand trauten wir unseren Augen nicht. Das „Schanierl“ hopste als Nakedei über den Schulhof. „Es Schanierl, die kennen wir“. „ Pst“. Blödes Grinsen bei unseren anderen Freunden.

Einige Tage später im Stadionbad kommen uns zwei Girls entgegen. Eine Mulattin, die andere Haare bis zum Arsch. Die Hände gegenseitig in den Bikinihöschen. „Servus Schanierl“.

Unseren Freunden mussten wir die Augen in die Höhlen zurück drücken. Diese Frau hat übrigens ein Kind mit´n Baumeister Lugner, später hat sie in Amerika einen Millionär geheiratet, der Schlampen.

Der letzte lange Sommer ging zu Ende und der Ernst des Lebens begann. Eigentlich gibt es so etwas gar nicht. Ich kaufte meinen ersten Anzug, klaute meinem Vater die beste Krawatte und am ersten September traf ich mich mit Leo am Südtiroler Platz. Wir hatten uns bei vier Firmen angemeldet, nicht beworben. Zentralsparkasse, Länderbank (fusioniert zur heutigen Bank Austria), Böhler und „ weißnichtmehr“. Charly war fix bei der Girozentrale, Pepsch bei der Ersten(!). Ebenfalls fusioniert. Heute lese ich, dass dieser Fusionsdirektor namens Randa sich etwas überfusioniert hat. Die jetzige Chefin die Hypo haut eahm nämlich auße. Länderbank, Bank Austria, CA-BV nach Deutschland verscherbelt und keiner hat’s gemerkt. Was bekommt man eigentlich pro Zusammenlegung? Hoffentlich kann er im Alter „in Zins zahln“, der Arme.

Wir entschieden uns für die Länderbank, erzkonservativ, da wir uns sehr schöne Anzüge gekauft hatten. Wir wurden durch einen Prokuristen (!) eingeschult und nach vierzehn Tagen rauchte mir der Kopf, doch unserem Prokuristen, Chef der Devisenabteilung etwas mehr. In dieser Zeit halbierte sich der Kurs des Britischen Pfunds. In der Arbitrage, dem Zentrum des Devisenhandels ging es zu wie in der Wall Street. Er checkte es nicht einmal, dass ich langsam alles zu verwechseln begann. Heute schreibe ich mir alles auf. Einfach.

Meine neue Abteilung bestand aus neun Frauen, einem Halbchinesen, einem "Jugo" und mir. Die Dame die mich weiter betreute, eigentlich eine ganz nette, meinte einmal zu ihren Kolleginnen: „Schaut wie der Herr K. langsam sein Frühstücksbrot essen kann! Damit er nicht soviel arbeiten muss, haha.“ „Gusch.“ Leider nur gedacht. Turnusweise arbeiteten wir in einem Terminalraum (PC gab es erst in den Gehirnwindungen einiger Amitechniker) wo auch „Primanotisierer“ tätig waren. Diese Nichtskönner schrieben wie die Wilden, aber eben nur Zahlen. Euch krieg’ ich auch noch dachte ich mir.

Bei den Devisenüberweisungen konnte ich mir die Empfängerbank aussuchen. Nach kurzer Zeit konnte ich „Deutsche Bank AG in drei Sekunden reindrücken. Immer wenn die Nichtskönner zu schnell wurden, drückte ich die Deutsche rein und sie wurden langsamer. Der Bildschirm hatte eine grüne Schrift und nach jedem ENTER flashte er dermaßen, dass ich dachte er macht ein Photo.

Abends wenn ich über die Kärtnerstraße nach Hause ging (Scheiß Touristen), blitzte es in meinen Augen, dass ich dachte: “Schon wieder Weihnachten?“

Doch der Shanghai Man, der Jugo und ich hielten fest zusammen, nach dem Grundsatz, meide jede Frau bei der Arbeit. Wir gingen sogar Chinesisch Essen. Vermutlich war ich der erste Wiener, der mit Stäbchen Essen konnte. Jugoslawisch essen war einfacher.

Wir hatten noch nicht einmal richtig zu arbeiten begonnen, planten Charly und ich schon den ersten wohlverdienten Urlaub. Charly, ein wirklich fescher Junge, der früher rechnen als schreiben konnte. Später als Börsenmakler mit sechzig Millionen Alpendollar in den Konkurs bzw. Ausgleich. Einige Mille dürfte er sich aber seinerzeit reserviert haben. Er ist auch heute nicht arm. Sie waren die besten Börsenhändler der Girozentrale, kündigten drei Mann hoch, und machten sich selbständig. Nebenbei legten sie das Händlernetz der Giro lahm. Als ersten Abschreibeposten kaufte sich jeder einen 500er Mercedes. Bei einem Kameradentreffen bei einem soliden Wirten, meinte er am Telefon gestresst: „Kum ja eh glei!“

Ich dachte unterschwellig, wo ich am besten seinen Cermedes testen solle. Als er mit einiger Verspätung eintraf – Wall Street Panier entledigt – mit Pullover und Jean und dem alten Honda Civic seiner Frau, fragte ich mich, ob das nicht etwas zu viel Understatement ist. Aber so waren wir. Freunde, denen es widerstrebte sich wichtig zu machen.

Mein Haus, meine Yacht, mein Auto. Scheiß drauf.

Kurz bevor sein Konkurs bevorstand, hatte ich von Freunden das Gerücht vernommen. Als ich ihn anrief kam ich mir ziemlich blöd vor:

„Euch geht’s geschäftlich nicht besonders,…….hab’ ich g’hört?“ Ein dumpfes aber lautes: „Naa.“ Im Hintergrund die totale Hektik.

„Ich bin a bisserl im Stress…..(Pause)….,hast du nicht bei mir einen Haufen Geld angelegt?......abheben, abheben!“ Tatsächlich hatte ich Testweise fünfzigtausend Schilling bei ihm angelegt, die er in drei Monaten mehr als verdoppelte. Ich entfernte mich unauffällig aus der Firma und gab Gummi zur Bank. Alles noch da, der kleine „Haufen“. Typisch Charly, vielleicht hätte er damit den Konkurs noch abwenden können.

Mit diesem feschen Jungen plante ich aber erst einmal Winterurlaub.

Wir entschieden uns für Südtirol, wegen der Exotik. Die Länderbankgirls probten den Aufstand, da Urlaubsanspruch nach Zugehörigkeit entschieden wurde. Ich ließ die Damen links liegen und klopfte rechts bei unserem Prokuristen an die Tür:

“Südtirol, herrlich, die Seiser Alm im Herbst, ein Blumenmeer! Aber jetzt liegt ja Schnee. Natürlich können’s fahren. Vierzehn Tage? Sehr gut.

“ Tschüß Länderbankschlampen!“

Abfahrt Südbahnhof, Mitternacht, Umsteigen in Innsbruck, weiter nach Bozen. Eigentlich Tirol, aber wenn du dich nach dem Bus nach St.Ulrich, im Grödnertal erkundigst, triffst du nur Scheiß-Itaka. Bus weg – Bozenbesichtigung, fünf Stunden Aufenthalt. Wir lernten zwei nette Bolznerinnen kennen und balzten so lange mit ihnen, dass wir den nächsten Bus auch bald versäumt hätten. St.Ulrich, wieder Mitternacht, stockdunkel, kein Hund auf der Straße. Sogar die Disco musste per Gesetz um zwölf Uhr dichtmachen. (Wir sahen sie auch von innen nicht, einfach zu Müde.)

Wir schleppten unsere Reisetaschen plus Ski eine Stunde durch die Gegend bis wir unsere Pension fanden. Wir klingelten unsere Gastgeber aus den Federn, die meinten: „Presto, Presto!“ „Nix Prosecco, wir sind in Österreich.“

Dieses wunderbare Land bei Italien, im Geiste sah ich einige Hochspannungsmasten explodieren. Wie gehabt.

Nächsten Tag konnten wir es kaum erwarten das Skigebiet zu erkunden. Bei der Sella Ronda Tour fährs’t den ganzen Tag wie ein „Narrischer“ (kein Lift zweimal) und bist froh das du vor Einbruch der Dunkelheit zu Hause bist.

Um meinen Prokuristen später unterhalten zu können, entschieden wir uns für die Seiser-Alm. Angeblich die Größte Hochalm Europas, der Welt. Ich muss zugeben ich war beeindruckt. Das ganze im Herbst muss traumhaft schön sein. Gott sei Dank lag Schnee. Wir entdeckten eine anspruchsvolle Piste mit gemütlicher Hütte und beschlossen hier zu bleiben. Der Liftwart, gleichzeitig Hüttenwirt, meinte nach kurzer Zeit:“ Es pickt’s jo am Schnee. Wart’ a bißl, i waxl eichas.

Wir stellten die Ski auf. Das ist Service. Frag’ heute einen Liftboy und du fährst mit der letzten Lawine ins Tal. Mittags, bevor wir um die Speisekarte fragen konnten, sagte er:

“Heit gibt’s Bratwürstl mit Sauerkraut.“ Auch gut. Sogar sehr gut.

Beim zahlen:

„Es jungen Bersch’n hobt’s e ka Göd, zahlt’die Hälfte. Is gnua. Oba….. im Almhotel is heit a kloan’s Fest’l. Mindestens zwanzig Deutsche Weiba alanig. Kimmt’s mit der letzten Gondel aufe, i hol eich mit da Schneekatz ob (Scooter) und führ eich in da Nocht obe ins Tal. Ha!“

Unglaublich, diese Gastfreundschaft, - wir waren Wiener. Vielleicht lag es daran, dass ich am Mittagstisch mich dahingehend äußerte: „Es gehörten viel mehr Hochspannungsmasten in die Luft gesprengt! Und die ganzen Carabiniere dazu.“

Und ich meinte es ernst.

Aber wir sind erst den ersten Tag im Grödnertal und zu müde für einen Aufriss, vielleicht später. Könnte sein wir hätten in dieser Nacht ein Privatfeuerwerk an Strommasten bewundern können. Schön blöd.

Die nächsten Tage fuhren wir, dass der Belag glühte. Charly im weißen Skipullover mit den rasanten Ärmelstreifen, fror zugunsten der Erscheinung elendig. Auf einem, etwa einhundert Meter langem Abfahrtsstück hatte die Sonne den Schnee exekutiert. Wir beschlossen „Schuss“ übers Gras. Ich fuhr leicht auf den Kanten. Kein Problem. Bei Charly ruckte es ein Wenig und auf den letzten Metern färbte sich sein Pullover waldbodenbraun. Den ganzen Abend verbrachte er im Schonwaschgang. Pullover auf die Heizung und nächsten Tag durfte er schon wieder weiter frieren.

Abends aßen wir in einem SB-Restaurant fast jeden Tag eine Gulaschsuppe (perfekt), dazu ein dunkles Konditionsaufbaubier. Spätestens um zehn konnten wir die Augen nicht mehr bändigen. Doch an diesem Tag lernten wir ein neugieriges deutsches Mädel kennen. Sie begleitete uns in unsere Pension und Charly meinte:“ Na, wir werden ja sehen, was sich ergibt.“ Wir hatten eine winzige Flasche Grappa und wollten die Stimmung heben, als es sie, nach dem zweiten Schluck vom Sessel haute, haarscharf an der Bettkante vorbei. Charly, leicht durchsichtig im Gesicht steckte sie in den Anorak, stellte sie vor die Tür und drehte den Schlüssel um.

Vierzehn Tage in diesem Traumskigebiet, ohne Ruhetag. Ich war reif zumindest für den C-Kader. Obwohl die Sonne selten schien waren wir gesichtsmäßig Luis Trenker mehr als ebenbürtig. Das hatte angenehme Auswirkungen in Wien. Die Mädchen sprachen mich sogar in der Straßenbahn mit seichten Aufrisssprüchen an. „Bist du der Mister X?“ Das kommt raus wenn Mädchen die Initiative ergreifen wollen. Impertinent. Aber ein gutes Gefühl.

Auf jeden Fall Weltreise zurück nach Wien, wir schworen uns, das nächste Mal mit Auto.

Konditionsmäßig war ich perfekt, ein Vorteil beim Militär, wie es sich bald schon herausstellen sollte.

Sieben Monate Länderbank AG, davon zwei Monate Urlaub. Finde ich fair.

Ich nützte jeden Sonnenstrahl um mein Bergbauerngesicht zu erhalten. Die Mädchen dankten es mir.

Am ersten April (!?) rückte ich in die Maria Theresienkaserne zur Heeres-Sport und Nahkampfschule, HSNS, ein. Mit zwanzig Schilling für zwei Leberkäs Semmeln. Alle meine Freunde erzählten mir: „Hols’t dir’s Gwand, am Abend gehs’t z’haus.“

Fast. Gewand fassen, rauf am GMC (Lkw) und ab nach Wiener Neustadt. Ohne Geld, Waschzeug, Rasierapparat. Kein Mensch wusste wo ich bin, nicht einmal ich. Unsere Ausbilder, fast alle ehemalige Jagdkommando Soldaten (vergleichbar mit den US-Marines, nur besser).

Am Abend der erste Eklat. Wir duschten, schlenderten zwanglos nur mit Handtuch bekleidet, den Gang entlang, als ein Unteroffizier uns erblickte. Volle Militärdröhnung: „ Wos is, kennt’s net grüßen!“ Einige ließen vor Schreck das Handtuch fallen, salutierten ungelenk. Ein Bild für Götter. „Guten Abend, sagt man! Na, mit euch wer ma no viel Spaß haben.“ Die Einschüchterung funktionierte perfekt. Kollektivstrafen (alle für einen, einer für alle), taten ihr übriges. Wenn ich heute über Schikanen beim Bundesheer höre, kostet das mich einen Zweisekundenlächler. Zur Ehrenrettung muss aber gesagt werden, dass die Ausbilder (fast) alles mitmachten. Gesunde Härte hat noch niemanden geschadet, man flucht, überlegt wen man als erstes liquidieren soll und am Ende ist man stolz, dass man es geschafft hat. Seltsam.

Nächsten Morgen Tagwache live. Morgensport am größten Naturflughafen Europas. Der Morgentau funkelte in der aufgehenden Sonne über der riesigen Rasenfläche. Nett. Der Zwei Komma Vier Kilometer, im Angriffstempo war für einige nicht so nett. In unserer Kompanie befanden sich mehrere Spitzensportler, unter ihnen ein gewisser „Reinhold Durnthaler“, Bob Europa oder Weltmeister, unzählige Male zurückgestellt. Mit dreißig hatten sie ihn doch noch erwischt. Blad geworden, ohne Bob war er den Anstrengungen nicht gewachsen und durfte nach vierzehn Tagen wieder abrüsten. Berechnung? Politik?

Wir fassten auf jeden Fall unsere „Braut“ (eine schwere scheiß Braut“) aus. Gewehrnummer weiß ich heute noch. Seltsam.

Ab ins Gelände. Stahlhelm, Sturmgepäck, Gewehr, ließen mich erkennen, dass es mehrere Arten von Kondition gibt. Mir war heiß, schlecht und das ganze Zeugs scheuerte. Ziemlich geschlaucht vernahm ich von meinem Hintermann: „Große Gosch’n und keine Kraft!“ Ich blieb stehen öffnete meinen Hemdkragen: „Ein Wort noch und du frisst deinen Stahlhelm!“ Das sorgte für Ruhe im Glied.

Schützenloch ausheben. Alle waren zu zweit, aber da wir siebenundzwanzig Mann waren, wir zu dritt. Nach zwei Stunden standen die meisten bis zu Hüfte im Loch, wir leider nur bis zum Knie. Als uns der Unteroffizier darauf Aufmerksam machte, schoben wir es auf den harten Boden. Der Korporal sprang ins Loch und schaufelte, wir blickten interessiert zu. „Es glaubt’s wohl ich bin a bißl deppat? Das ist der weichste Boden Niederösterreichs! In zwanzig Minuten sieht man euch nicht mehr im Loch!“ Wir buddelten wie die Irren, der Boden war weicher geworden.

Nachtmarsch in die Kaserne. Nachteilmarsch. Da auf diesem riesigen Truppenübungsplatz sich jede Menge Schützenlöcher befanden, hörte man alle zehn Minuten: „Au! Oasch!“ Stockdunkel und ich leicht kurzsichtig. Ich glaube ich war der einzige den es in kein Schützenloch haute. Kein einziger gebrochener Fuß, keine ernsthafte Blessur, unglaublich.

An einer Lichtung hielten wir an und ein Unteroffizier erklärte uns Orientierung im Dunkeln, mittels Sternbilder. Er erklärte uns lang und breit den großen Wagen, Bären etc. Mit stolzgeschwellter Brust, bezüglich seines Fachwissens, fragte er meinen Freund Walter S. (ein ehemaliger Hauptschulkamerad, ein Glücksfall):“ Nau, kapiert?“ „Nein, ich bin astigmatisch.“

„Was sind´s?“ Ich wollte die Lage etwas entschärfen: “Er sieht ein wenig schlecht.“ „Haubn´s sie es wenigsten kapiert?“

„Ich seh´ auch ein wenig schlecht.“

Laufschritt.

Irgendetwas nagte an unserem Ausbilder. „Deckung! Bis zur Kirche vor robben!“ Einer meinte er sähe keine Kirche.

„Wird schon eine kommen, scheiß Bande!“

In der Kaserne, die Ausbilder hatten bereits geduscht, bemerkt man bei der Standeskontrolle, dass ein MG-Gurt fehlte. Der MG-Schütze hatte das Vergnügen, allerdings mit Korporal, diesen im Laufschritt zu suchen. Ungefähr sechs Kilometer retour. Sie fanden ihn tatsächlich. Der Korporal sichtlich geschlaucht, brüllte ihn an: “Merken´s inas jetzt?“ „Nein.“ Liegestütze bis zum Umfallen. Bei der zweiten Verneinung gaben sie es auf. Dieser Karl war der einzige den sie nicht schafften. Ein dürres, rothaariges Waisenkind, später bester beim Jagdkommandogrundkurs. (zwanzig Wochen full speed, wir hatten vierzehn Wochen, normalerweise drei bis vier). Karl ein netter Kerl, aber in seinem Lebensweg sicher nicht zu beneiden.

Zehn Minuten waschen, kein warmes Wasser mehr.

Anschließend Sturmgewehr 58-Kunde, zerlegen, putzen, jede volle Stunde, ein Stockwerk höher, Kontrolle. Der Wachtmeister hatte sich eine Kiste Bier organisiert, ein Jagdmesser und ein weißes Taschentuch. Der Verschluss war unmöglich von Öl und Schmauchspuren zu reinigen. Um vier Uhr morgens riss er unsere Tür mit leicht geröteten Augen auf, wobei er einen, stehend an der Tür schlafenden Kameraden umhaute: “Einen kontrolliere´ ich noch!“ Walter S. trat vor. Er hatte den Verschluss unter heißes Wasser gehalten.

Der Unteroffizier hätte am liebsten sein Messer anderweitig verwendet. „Morgen zum „Befohlenem“!(Rapport).“

Walter hatte seinen Zusatzdienst ausgefasst und wir saßen nach dem Morgensport im Lehrzimmer. Das einzige Mal. Wir sollten den zünftigen Militärhit „Ein Heller und ein Batzen“ einstudieren.

Alle paar Minuten schlief einer ein und es haute ihn vom Sessel. Zehn Liegestütze zur Gehirndurchblutung. Ich hatte keine Probleme, was ihm sichtlich nicht passte: „Sie sind ja unrasiert! Zehn.“

Stolz pumpte ich sie runter. Mein Frohsinn irritierte ihn: „Zum Friseur kennan´s a glei gehen, mia san jo ka Hippiebande do!“

John Lennon´s Kurzhaarschnitt war gerade „in“ und so ließ ich mir einen fünf Millimeter Haarschnitt nach Heeresvorschrift verpassen.

Die Friseurin weinte dabei.

Nächsten Tag bei der Standeskontrolle passte es ihnen wieder nicht.

Alle Jagdkommandosoldaten hatten einen Kurzhaarschnitt, quasi als Erkennungszeichen. Er setzte zum brüllen an, doch kein solider Grund traf sein Gedächtnis.

Als Rache, Eilmarsch nach Wöllersdorf,

ca. sieben Kilometer. MG und Sturmgewehrschießen. Anweisung Maschinengewehrschießen, eine Sekunde am Abzug sind drei bis vier Schuss. Ich muss zugeben, es „taugte“ mir. Zweimal abgezogen, mit mindestens fünfzehn Schuss. „Kurz, hob i gsogt!“ Leck mich am Arsch. Wenn ich an die amerikanischen Idiotenkriegsfilme denke, ehrlich mit so einer Waffe kann man die Landung in Normandie aufhalten, nur der Lauf wird „etwas heiß“. Das Beste ist das Originalhakenkreuz, für tausend Jahre eingraviert. Male mit einem Bleistift ein Hakenkreuz auf eine Parkbank und du wirst verhaftet.

Bester MG-Schütze. Kunststück.

Erste Serie Stg58 (wir waren übrigens die ersten die später das neue Stg77 zur Erprobung erhielten), erste Serie, sehr schwach. Lag es am Gewehr, oder an mir leicht Kurzsichtigen? Nächste Serie, Walter S. vor mir. Während des Wechsels nahm ich ihm mit geladenem Magazin die Brille ab. „Seid´s depat?! Wollt´s eich net glei duellieren?“ Es lag am Gewehr und mir. Siebenter.

Nach dem Schießen „Belehrung“. Es dürfen keine Munitionsteile etc. mitgenommen werden……..

Gerhard T., ebenfalls ein Schulfreund, der leider immer mehr verblödete (bis zum späteren Eklat), zeigte mit einer leeren Patronenhülse auf.

Meine Projektile schmücken heute noch das Fernsehgerät.

Samstag, zwölf Uhr Zimmerkontrolle, Spindkontrolle. Wenn alles in Ordnung ist, dürfen wir nach Hause fahren, wurde uns versprochen. Wir kehrten zusammen, wischten ab und wischten auf. Perfekt. Bis unser Obergescheiter die Idee hatte alle Tische und Stühle auf die Betten und mit teuren Reinigungsmittel „Glänzer“ aufzuwaschen. Sie legten zusammen und organisierten den Reiniger. Als sie meinen Obolus einforderten bissen sie auf Granit. Da wir die Kräfteverhältnisse bereits geklärt waren, setzte ich mich ziemlich unbeteiligt auf mein Bett: „Ihr meint´s ja nicht im Ernst, die lassen uns ohne Schikane gehen?“

Sie putzten wie die Irren, nur um die Mama früher sehen zu können. So viel Blödheit erstaunte mich.

Kontrolle. Zu ihrem Erstaunen brüllte er sie an: „Mit heeresfremden Mitteln arbeit´s ihr?! Glänzer ist beschlagnahmt!“ Mit dem Reinigungsmittel hatte wahrscheinlich seine „Alte“ die Ehre.

Doch sie gaben nicht auf. Ich sagte nur:“ Frühestens um zwei lassen´s uns geh´n.“

Nächste Kontrolle. Er schaute von außen in das Zimmer, wischte mit dem Zeigefinger über den oberen Türstaffel: „Saustall!“

Langsam begriffen auch die Kameraden meine Logik. Wir knotzten uns auf unsere Betten und ruhten. Eine halbe Stunde später erschien der Unteroffizier, ein Bier in der Hand: “Wos is, woll´ts net ham?“

Zwei hatten ein Auto und mit einem alten Skoda durften wir gegen den Wucherpreis von zwanzig Alpendollar bis jetzt mitfahren. Dieses Mal erklärte er keine Zeit zu haben. Zwei Kilometer zur Schnellbahn.

Sonntag, „Zapfenstreichzeit“ inspizierten wir im diffusen Laternenlicht seinen Flitzer. Sehr große Falten im Blech.

„Ich bin eingeschlafen auf der Autobahn und die Leitschiene entlang radiert. Fährt`s ihr es nächste mal eh wieder mit?“ „Jo, oba umasunst!“ „O.K.“

Wir kofferten jeden Tag unsere zehn Kilometer im Gelände. Aber in den Dreck schmeißen mussten wir uns nicht. Es regnete nicht. Sie hielten uns mit lustigen Übungen bei Laune. Z.b. ABC-Alarm. (Atomar, Biologisch, Chemisch) Wir marschieren in Schützenkette, also im Abstand von ca. drei Metern hintereinander, dann ein Zeichen – Schützenreihe. Die letzten müssen nach vor laufen, in eine Reihe, dann wieder Schützenkette, usw. Atomblitz – volle Deckung – Gasmaske auf, damit man kein Atom verschluckt, Regenschutz über den Stahlhelm, Handschuhe anziehen, Auftrag weiter ausführen. Schützenreihe, Kette, mit Schutzmaske. Viele bekamen keine Luft mehr und rissen sie vom Gesicht. Zur Erholung gab`s Liegestütze. Man gewöhnt sich fast an alles.

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