Kitabı oku: «Die Psoas-Lösung», sayfa 3
Open- und Closed-Chain-Bewegung
Die Begriffe »Open-« und »Closed-Chain« werden häufig in Zusammenhang mit der Bewegung der unteren kinetischen Kette erwähnt. Die kinetische Kette bezieht sich auf die strukturellen und neuralen Verbindungen zwischen benachbarten Körpersegmenten. Eine Bewegung gilt als Open-Chain, wenn der distale Anteil der kinetischen Kette – im Beispiel der unteren Extremität der Fuß oder ein anderes Segment dieser Extremität – keinen Bodenkontakt hat und daher im Allgemeinen nicht davon ausgegangen wird, dass er die proximale Gelenkbewegung beeinflusst (siehe mehr dazu unter »Klinische Betrachtung«). Hat der distale Anteil der kinetischen Kette Bodenkontakt, sodass er die Bewegung in den proximaleren Gelenken beeinflusst, gilt die Bewegung als Closed Chain.
Open-Chain-Hüftflexion der rechten Hüfte.
Klinische Betrachtung
Open-Chain-Bewegungen gelten als isolierte Gelenkbewegungen, die nicht unbedingt die distalen Körperbereiche beeinflussen können. Sprunggelenk und Fuß etwa schreibt man in der Regel nicht die Fähigkeit zu, die Bewegung der Hüfte zu beeinflussen, wenn der Fuß vom Boden abgehoben ist wie beim Sitzen oder Liegen. Der Sprunggelenk- und Fußkomplex ist neurologisch jedoch mit der gesamten kinetischen Kette verbunden. Klinisch wurden Veränderungen der Hüftbewegung und Hüftkraft nach einer Zentrierung beobachtet – einer Zentrierung von Sprunggelenk und Fuß, sogar in sitzender Position oder in Rückenlage, ohne irgendeinen Kontakt des Fußes mit einer Fläche. Das ist ein wichtiger Grund dafür, warum der Zentrierung möglichst vieler Gelenke während der Rehabilitation oder des Trainings, unabhängig von der Körperposition, so große Bedeutung beigemessen wird.
Closed-Chain-Hüftflexion beim Squat.
Ein Beispiel für eine Open-Chain-Bewegung ist das Bewegungsmuster einer Hüftflexion im Stehen, bei der sich die Hüfte beugt, die Bewegung der unteren Extremität jedoch die Hüftstellung nicht beeinflusst.
Bei der Kniebeuge hingegen hat der Fuß Bodenkontakt und beeinflusst daher durch seine Auswirkung auf Tibia und Femur auch die Bewegung im Hüftgelenk.
Funktionelle Anatomie des M. psoas
Dieser Abschnitt befasst sich mit dem PMj und PMn als den beiden Bestandteilen des Psoas-Komplexes. Da der PMj bei Fehlen des PMn den oberen Schambeinast mit Muskelfasern versorgt (Stecco 2015, Myers 2014), werden in diesem Abschnitt die kombinierten Aktivitäten dieser Muskeln erklärt. Von da an wird auf den M. psoas major und den M. psoas minor gemeinsam einfach als auf den M. psoas oder Psoas Bezug genommen. >Wegen seiner Lokalisierung tief in der Bauchhöhle gibt es nur begrenzte in vivo-Studien (am lebenden Körper) über diesen Muskel. Die meisten allgemein anerkannten Erkenntnisse über die Funktionen des M. psoas wurden aus Studien an Leichen gewonnen, was diese Funktionen folglich darauf beschränkt, was geschieht, wenn das distale Ende des Muskels (Muskelansatz) näher an das proximale Ende des Muskels (Ursprung) gebracht wird oder umgekehrt.
Die meiste Literatur zeigt daher die folgenden, allgemein anerkannten Aufgaben des M. psoas auf:
•Hüftflexion und Rotation nach außen als Open-Chain-Bewegung, d.h. die Bewegung des Femur um das feststehende Becken.
•Wirbelsäulenflexion als Closed-Chain-Bewegung, d.h. die Bewegung des Beckens über die Hüftköpfe bei feststehenden Beinen.
Es wurde auch geäußert, dass der Psoas als Teil des »Iliopsoas-Komplexes« der einzige Muskel sei, der die Hüfte bis ans Ende des Bewegungsumfangs der Hüftflexion beugen kann (Sahrmann 2002).
Gemeinhin wurde gelehrt, dass der Psoas der Muskel ist, der primär zu einer Beckenkippung nach vorne und zu einer erhöhten Lumballordose beiträgt. Der Einfluss des Psoas auf die Stellung des Beckens und der Lendenwirbelsäule wird weiter unten untersucht.
Die Rolle des Psoas bei der Stabilisierung der Wirbelsäule
Die breiten und komplizierten Ursprünge des Psoas legen nahe, dass dieser Muskel eine sehr viel größere und dynamischere Rolle bei Bewegungen spielt als früher festgestellt wurde. Die verschiedenen Ursprünge auf jeder Wirbelhöhe von der unteren Brust- bis zur Lendenwirbelsäule und seine komplizierten Faszienverbindungen mit verschiedenen Muskeln rund um Wirbelsäule und Becken zeigen, dass der Psoas sehr viel mehr als ein Beugemuskel von Hüfte und Wirbelsäule ist. Diese komplizierte Anlage legt nahe, dass der Psoas wahrscheinlich bei der Stabilität von Wirbelsäule, Becken wie auch der Hüfte eine wichtigere Rolle spielt, als ihm bisher zugeschrieben wurde.
Der Psoas gilt als Muskel, der die Achse der Lendenwirbelsäule wirksam komprimiert – und damit stabilisiert (Bogduk 2005). Wegen der Nähe des Psoas zur Wirbelsäule wurde nicht nachgewiesen, dass er signfikant zu Wirbelsäulenbewegungen wie Seitbeuge und Rotation beitragen würde. (Bogduk 2005). Es ist daher wahrscheinlicher, dass der Psoas während dieser Bewegungen als Stabilisator der Wirbelsäule dient.
Ein weiterer Nachweis für den Beitrag des Psoas zur Stabilität der Wirbelsäule kommt aus der Forschung. Bei einer Elektromyographie (EMG) mit feinen Nadelelektroden, die beidseits in den Psoas eingebracht wurden, während ein Bein im Liegen angehoben war, wurde Aktivität sowohl im angehobenen Bein als auch im Psoas der Gegenseite des angehobenen Beines nachgewiesen (Hu et al. 2011). Übereinstimmend mit diesen Ergebnissen wurde postuliert, dass der Psoas bei der Stabilisierung der Lendenwirbelsäule die vorderen Scherkräfte auszugleichen hilft, die während der Hüftbeugung entstehen (Gibbons 2007, McGill 2007). Eine beidseitige Aktivierung des Psoas sorgt in der Frontalebene für die Stabilität der Wirbelsäule (Hu et al. 2011, Penning 2002, Andersson et al. 1995) und schränkt während einer Anhebung der Beine eine übermäßige Seitbeuge und Rotation ein (Sullivan 1989). Es wurde vermutet, dass der Psoas den Rumpf auf dem Becken stützt und einer Krümmung der Wirbelsäule vorbeugt (Penning 2000).
Bei einer exzentrischen Kontraktion hilft der Psoas, die Seitneigung der Gegenseite zu kontrollieren (Gibbons 2007). Zusätzlich verlängert sich der Psoas exzentrisch, wodurch er als Stabilisator der Lendenwirbelsäule wirkt und das Ausmaß der Wirbelsäulenextension während einer Überkopfbewegung oder Rückbeuge kontrolliert (Osar 2015). Dies verhindert eine übermäßige Kompression der lumbalen Facettengelenke und eine Überdehnung der vorderen spinalen Bänder bei gestreckter Wirbelsäule. Auch wenn man angenommen hatte, der Psoas spiele bei der Wirbelsäulenflexion eine Rolle, zieht er, wenn das Becken fest ist, die Lendenwirbelsäule in eine stärkere Lordose (Penning 2002). Im Stehen kann der Psoas zur Vorwärtsbeugung beitragen. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass sich der Muskel als Ergebnis der Beugung der Bauchmuskeln und der Schwerkraft verkürzt, die beide gleichzeitig die Lendenwirbelsäule aus dieser Stellung in die Beugung bringen. Der Psoas kann zur Vorwärtsbeugung und Flexion der Wirbelsäule im aufrechten Stand beitragen, wenn diese Aktionen gegen einen Widerstand durchgeführt werden. Bei einem Roll-up (siehe Kapitel 6) oder einem Sit-up kann der Psoas eine aktivere Rolle bei der Wirbelsäulenflexion und Reduzierung der Lumballordose spielen als im Stand.
Ist der Rumpf wie beim Bewegungsmuster der Articulating Bridge (Schulterbrücke mit Abrollen Wirbel für Wirbel, auch als Bewegungsmuster einer Beckenkippung bezeichnet, oder bei der Übung Reverse Crunch fixiert, helfen wahrscheinlich einige Anteile des Psoas bei der Rotation des Beckens nach hinten und der segmentalen Beugung der Lendenwirbelsäule, wodurch die Lumballordose abnimmt.
Einfluss des Psoas auf das Becken
Herkömmlicherweise ging man davon aus, dass der Psoas dazu beiträgt, die Rotation des Beckens nach vorne (Kippung) zu verstärken. Bedenken Sie jedoch, dass die einzigen Ansätze des Psoas direkt am Becken vorne auf dem oberen Schambeinast liegen und in den Beckenboden führen. Diese Ansätze legen nahe, dass der Psoas das Becken eher nach hinten als nach vorne dreht (Gibbons 2007, Osar 2015). Obgleich der Psoas direkt durch die vordere Seite der Iliosakralgelenke zieht, wurde bisher keine direkte Verbindung des Psoas mit diesen Gelenken untersucht. Man vermutete, dass der Psoas durch das Iliosakralgelenk eine stabilisierende Kraft ausübt (Gibbons 2007). Forschungsarbeiten haben nachgewiesen, dass Muskeln, die entweder eine direkte oder fasziale Verbindung zum Iliosakralgelenk haben – M. multifidus, M. gluteus maximus und M. biceps femoris beispielsweise – zur Stabilisierung dieses Gelenks beitragen (Lee 2012, Richardson et al. 2004, Vleeming 2012). Sehr wahrscheinlich spielt der Psoas eine wichtige Rolle bei der Stabilisierung des Iliosakralgelenks. Hierzu sind jedoch weitere Studien erforderlich.
Achten Sie auf die Ansätze des Psoas sowohl am vorderen Becken als auch am Beckenboden. Diese Ansätze legen nahe, dass der Psoas zur Rotation des Beckens nach hinten beiträgt und die Kontrolle der Beckendrehung nach vorne unterstützt.
Die Beziehung des M. psoas zum lumbalen Anteil des M. multifidus
In Hinblick auf die Stabilisierung der Wirbelsäule ist der M. multifidus dem Psoas am ähnlichsten. Er ist auf der Rückseite der Lendenwirbelsäule lokalisiert und der medialste sowie der tiefste lumbale Muskel. Die tieferen Fasern des M. multifidus entspringen an der Rückseite der Wirbelsäule und setzen drei Ebenen unter ihrem Ursprung an. Die Fasern des unteren lumbalen Anteils des M. multifidus setzen am Becken, am Kreuzbein und am Iliosakralgelenk an.
Die tieferen Fasern des M. multifidus zeigen, sogar in Ruhe, ein geringes Aktivitätsniveau (tonische Aktivität) und sind daher stärker in die segmentale Kontrolle der Wirbel und in die Haltungsstabilität eingebunden (Richardson et al. 2004). Diese tieferen Muskelfasern zeigen antizipatorische Reaktionen auf die Ergebnisse des EMG, was bedeutet, dass sie sich bereits vor der tatsächlichen Bewegung kontrahieren, womit sie ähnliche Merkmale aufweisen wie andere tiefe Muskeln, etwa der M. transversus abdominis und die Beckenbodenmuskulatur (Richardson et al. 2004). Die oberflächlichen Muskelfasern neigen zu einem größeren extensorischen Drehmoment oder einer größeren Fähigkeit, die Lendenwirbelsäule zu strecken. Gemeinsam arbeiten beide Anteile des M. multifidus synergistisch mit dem M. psoas, um die Lendenwirbelsäule und die Iliosakralgelenke zu stabilisieren, womit sie übermäßige Scher- und Translationskräfte verhindern (Abb. unten).
Ähnlich weisen sowohl der M. multifidus als auch der M. psoas bei Personen mit Schmerzen im unteren Rücken und/oder einseitigem Ischias eine Verkleinerung des Querschnitts (Atrophie) auf (Barker et al. 2004, Dangaria und Naesh 1998). Spezifische Übungen, die auf den M. multifidus und den M. psoas abzielen, haben sich sowohl bei der Verbesserung der Größe dieser Muskeln als auch bei der Reduzierung der Schmerzen bei Patienten mit degenerativer Bandscheibenerkrankung als wirksam erwiesen (Seongho et al. 2014). Es wurde klinisch nachgewiesen, dass Übungs- und pädagogische Strategien, die die Aktivierung des DMS verbessern, die Funktion des M. psoas wie des M. multifidus und damit auch die Stabilität der Wirbelsäule verbessern (Osar 2015).
In Kapitel 3 werden Strategien gezeigt, wie M. psoas und M. multifidus gemeinsam besser aktiviert werden können.
Die Rolle des Psoas bei der Hüftfunktion
Herkömmlicherweise gilt der Psoas als primärer Hüftbeuger. Neuere Nachweise legen nahe, dass der Psoas, wenn er kontrahiert, eine axiale Kompression sowohl auf die Wirbelsäule als auch auf den Hüftkopf ausübt (Gibbons 2005ab, 2007); so zentriert der Psoas den Hüftkopf in der Gelenkpfanne (er richtet ihn aus und kontrolliert ihn). Während die Hüfte durch die primären Hüftbeuger – M. rectus femoris, M. tensor fasciae latae und M. sartorius – in Flexion gebracht wird, unterstützt der M. psoas die Bewegung durch Kompression sowie indem er die Stellung des Hüftkopfes in der Gelenkpfanne aufrechterhält. Damit hilft er bei der Hüftbeugung, indem er weniger als primärer Bewegungsmuskel tätig ist, sondern vielmehr die Rotationsachse aufrechterhält. Während der Psoas auch die Rotation nach außen unterstützen kann, ist es wahrscheinlicher, dass er während der Bewegung eher als Stabilisator des Hüftkopfes in der Gelenkpfanne fungiert, als tatsächlich zur Bewegung beizutragen.
Das Verhältnis des M. psoas zum M. iliacus
Der M. iliacus (Abb. rechts) verdient eine eigene Erwähnung, da viele Arbeiten den M. iliacus und den M. psoas unter dem Begriff M. iliopsoas zusammenfassen, weil beide Muskeln ähnliche Sehnenansätze am Trochanter minor des Femur haben. Der M. iliacus entspringt im Becken (Darmbeingrube) und verläuft über die Eminentia iliopubica des Beckens, bevor er am Trochanter minor des Femur ansetzt. Während sich M. psoas und M. iliacus am Femur einen ähnlichen Ansatzpunkt teilen, hat jeder der beiden Muskeln seinen eigenen individuellen sehnigen Ansatz (McGill 2007) und seine separate nervale Versorgung (Retchford et al. 2013), was zeigt, dass sie unabhängig voneinander funktionieren.
Wegen seines kürzeren Hebelarms und seiner Nähe zum Hüftgelenk hat der M. iliacus, anders als der M. psoas, wahrscheinlich die starke Fähigkeit, die Hüfte zu beugen. Es wurde tatsächlich behauptet, dass der Psoas eine vernachlässigbare Rolle bei der Hüftbeugung spielt und dass der M. rectus femoris, der M. tensor fasciae latae und der M. sartorius wirksamere Hüftbeuger sind als der M. psoas und der M. iliacus (Gibbons 2007). Insgesamt wurde postuliert, dass der M. psoas und der M. iliacus bei der Hüftstabilisierung eine ähnliche Rolle spielen könnten wie die Muskeln der Rotatorenmanschette in der Schulter (Lewis et al. 2007).
Es hat sich gezeigt, dass der M. iliacus in der späten Gangphase eine Rolle bei der Hüftstabilisierung spielt (Retchfort et al. 2013). Ist der Femur fixiert, trägt primär der M. iliacus zur Rotation des Beckens (Kippung) nach vorne bei. Durch eine Verstärkung der Beckendrehung nach vorne kann der M. iliacus indirekt dazu beitragen, die lordotische Krümmung der lumbalen Wirbelsäule zu verstärken.
Der M. psoas und der M. iliacus wirken wahrscheinlich als funktionelle Antagonisten (zwei Muskeln, die sich theoretisch entgegenwirken, gemeinschaftlich jedoch zusammenarbeiten):
•Gemeinschaftlich tragen beide Muskeln zur Hüftbeugung bei – der M. psoas zentriert den Hüftkopf, während der M. iliacus die Hüfte beugt.
•Der M. iliacus kippt das Becken nach vorne, wodurch die Lumballordose zunimmt, während der M. psoas das Becken nach hinten kippt und die Lendenwirbelsäule komprimiert, wodurch er der Aktion des M. iliacus entgegenwirkt.
Diese synergistische Beziehung liefert die Stabilität der Wirbelsäule, aber auch die Kontrolle der Hüftbewegung, die zur Ausführung funktioneller Aktivitäten erforderlich ist, während sie gleichzeitig das Risiko von Verletzungen der Gelenke oder Weichteilstrukturen durch anhaltende Überbeanspruchung verringert.
Das Verhältnis des M. psoas zum M. gluteus maximuss
Der M. psoas und der M. gluteus maximus gelten herkömmlicherweise als Antagonisten: der M. gluteus maximus streckt die Hüfte, der M. psoas beugt sie. Ähnlich dachte man, dass der M. psoas das Becken in die Rotation nach vorne (üblicherweise als Beckenkippung nach vorne bezeichnet) und der M. gluteus maximus es in die Rotation nach hinten (oder in die Beckenkippung nach hinten) zieht. Neuere Nachweise ergeben jedoch, dass diese Muskeln ein eher synergistisches als antagonistisches Verhältnis zueinander haben.
Der M. gluteus maximus entspringt proximal am lateralen Anteil von Darmbeinkamm und Kreuzbein (Sakrum). Diese Ursprünge gehen in die hintere Faszie über, die das Kreuzbein und den M. multifidus bedeckt. Die Gesäßfaszie grenzt auch an die thorakolumbale Faszie, wodurch sie den M. gluteus maximus funktionell mit dem M. latissimus dorsi der Gegenseite verbindet. Auf diese myofasziale Verbindung wird unter mehreren Namen Bezug genommen wie hintere schräge Kette (Osar 2012), hintere schräge Schlinge (Lee 2012) oder hintere funktionelle Linie (Myers 2014) (siehe Abb. unten).
Die oberflächlichen Fasern des M. gluteus maximus setzen am iliotibialen Band und an der Tuberositas glutealis an (hinterer Anteil des Femur), während die tieferen Fasern der Gesäßmuskeln nur an der Tuberositas glutealis ansetzen. Die tieferen unteren Fasern des M. gluteus maximus entspringen am unteren Kreuzbein und am Steißbein. Diese Muskelfasern kreuzen das Iliosakralgelenk und setzen direkt seitlich an der hinteren oberen Spina iliaca an. Ihre Faszien verbinden sich mit dem Ligamentum sacrotuberale und der Faszie der tiefen intrinsischen Hüftmuskeln.
Während die oberflächlichen Fasern des M. gluteus maximus primär die Aufgabe der Hüftstreckung und Beckenstabilisierung übernehmen, ziehen die tieferen unteren Fasern dieses Muskels den Hüftkopf in der Gelenkpfanne nach hinten (Gibbons 2005ab, Gibbons 2007). Die tieferen Fasern des M. gluteus maximus sind funktionelle Synergisten des M. psoas bei der Zentrierung des Hüftkopfes innerhalb der Gelenkpfanne. Eine ideale Koaktivierung dieser beiden Muskeln liefert die optimale Kompression, um den Hüftkopf während der Hüftbewegung und daher auch während der Bewegung der unteren Extremität zu stabilisieren.
Zur Verbesserung der Hüftfunktion und Vorbeugung von Impingement-Syndromen der Hüfte ist ein Training zur Verbesserung der Synergie zwischen dem M. psoas und dem M. gluteus maximus unverzichtbar. In späteren Kapiteln sind Übungsstrategien zum Training dieser Synergie enthalten.
Die Rolle des M. psoas beim Gang
Da der Psoas der einzige Muskel ist, der die Wirbelsäule direkt mit der unteren Extremität verbindet, hat er während des Gangzyklus’ eine Schlüsselposition. Der M. psoas zeigt – zusammen mit dem M. iliacus – während zwei unterschiedlichen Phasen des Gangzyklus’ Peaks im EMG: in der Schlusshaltung und in der frühen Schwungphase (Michaud 2011). Während der Hüftbeugung unterstützt der M. psoas den M. iliacus bei der Beugung des Schwungbeins. Direkt nach der Mittelstellung (Abb. unten) verlängert sich der M. psoas exzentrisch, um den Hüftkopf in der Gelenkpfanne zu kontrollieren, er verlangsamt das Tempo und reduziert das Ausmaß der Hüft- und Wirbelsäulenstreckung.
Wahrscheinlich stabilisiert der gegenüberliegende M. psoas die Wirbelsäule während der Hüftstreckung. Um diese Theorie zu unterstützen, sind jedoch weitere Untersuchungen erforderlich. Wichtig ist, folgendes zu verstehen: Obgleich der M. psoas keine EMG-Aktivität im restlichen Gangzyklus zeigt, bedeutet dies nicht, dass er im Hinblick auf seine Aufgabe in der Wirbelsäulen- und Hüftstabilisierung nicht aktiv wäre. Künftige Studien werden möglicherweise aufzeigen, wie der Psoas während des gesamten Gangzyklus’ funktioniert.
Für die Verbesserung des Gangs einer Person ist es wichtig, dass der Psoas die Hüfte besser zentrieren kann (den Hüftkopf in der Hüftgelenkpfanne). Übungen, mit denen der Beitrag dieses Muskels zur Hüftbeugung verbessert und die Hüftstreckung kontrolliert werden kann, sind in späteren Kapiteln zu finden.
Die Rolle des Psoas bei der Atmung
In Anbetracht der engen faszialen Verbindungen des M. psoas mit Zwerchfell, M. transversus abdominis und M. quadratur lumborum am thorakolumbalen Übergang (TLJ) und weiter unten am Beckenboden wirkt der Psoas bei der Atmung wahrscheinlich als wichtiger Stabilisator der Wirbelsäule (Gibbons 2007, Osar 2015). Auf die Rolle des Psoas für eine optimale Atmung wird in Kapitel 2 genauer eingegangen. Unten sehen Sie noch einmal die Abbildung des M. psoas und seiner faszialen Verbindungen mit Zwerchfell, M. transversus abdominis und Beckenboden. Die enge Beziehung zwischen diesen Strukturen deutet darauf hin, dass der Psoas eine Doppelfunktion hat, indem er sowohl die Atmung als auch die Stabilisierung unterstützt.
Zusammenfassung: Funktionen des M. Psoas
In Bezug auf Rumpf, Wirbelsäule und Becken
•Stabilisierung des TLJ, der Lendenwirbelsäule und des Beckens.
•Beitrag zur Wirbelsäulenflexion, wenn Beine oder Rumpf fixiert sind.
•Hilfe bei der Beckendrehung nach hinten.
•Exzentrische Kontrolle der Wirbelsäulenextension bei einer Rückwärtsbeuge und der Wirbelsäulenflexion bei Bewegungsmustern wie tiefer Kniebeuge oder Vorwärtsbeugung (an der Stelle, wo sich die Lendenwirbelsäule zu beugen beginnt).
In Bezug auf die Hüfte
•Zentrierung des Hüftkopfs in der Hüftgelenkpfanne.
•Hilfe bei der Hüftbeugung, durch Stabilisierung des Hüftkopfs in der Hüftgelenkpfanne.
•Exzentrische Kontrolle der Hüftextension.