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Kitabı oku: «Ein Kampf um Rom», sayfa 77

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SIEBENTES KAPITEL

Wenige Tage, nachdem Cethegus mit seinen Söldnern die von ihm gewählte Stellung eingenommen zur Linken des Narses, kam in das Lager der Byzantiner die Kunde von der Bezwingung der Goten in dem Grabmal Hadrians. So war nun ganz Rom den Römern wiedergegeben: kein Gote und, fügte Cethegus frohlockend in Gedanken bei, kein Byzantiner wartete mehr in seinem Rom.

Gelang es nun, die Isaurier unter Führung der Tribunen in die Stadt zu werfen, so stand der Präfekt Narses noch viel günstiger gegenüber als je Belisar, mit welchem er sich in den Besitz der Stadt hatte teilen müssen.

Einer der Boten, welche die Nachricht aus Rom überbrachten, gab zugleich dem als Geisel behaltenen Aulus einen Brief der beiden Centurionen, der Brüder Macer, der besagte: »die Braut ist der langen Krankheit genesen, sobald der Bräutigam kommen will, steht der Hochzeit nichts mehr entgegen von den nächsten Ide an: komm, Aulus.«

Es waren die verabredeten Worte. Cethegus teilte sie seinen römischen Rittern mit.

»Wohlan«, sagte Licinius entschlossen, »so werd’ ich denn die Stätte mit einem Denkstein schmücken können, wo mein Bruder für Rom und für Cethegus fiel.« — »Ja, unverjährbar ist der Römer Recht auf Rom«, fiel Salvius Julianus ein. »Nur sorge, Präfekt«, mahnte Piso, »daß dem größten Krüppel aller Zeiten unser Abmarsch so lang verborgen bleibt, bis er uns nicht mehr einholen kann, wenn wir heimlich, gegen seinen Willen, aufbrechen sollen.«

»Nein«, sprach Cethegus, »das sollt ihr nicht. Ich habe mich überzeugt, daß weit über unsere Stellungen auf dem linken Flügel hinaus der vorsichtigste aller Helden noch Vorposten aufgestellt: — seine langobardischen Wölflein, die er überall verteilt hat: was wir für unsere Vorposten hielten, ist umsäumt von seinen Vorposten. Weder mit Gewalt noch mit Täuschung könnt ihr euren Abzug ohne seinen Willen bewirken. Es ist auch weit klüger, offen zu handeln. Wenn er will, kann er es vereiteln, und er erfährt es doch. Aber er wird nichts dagegen haben — ihr werdet es erfahren —. Ich künde ihm meinen Entschluß an, und ihr werdet sehen: er heißt ihn gut.«

»Feldherr, das ist sehr gewagt, sehr groß.«

»Es ist das einzig Mögliche.«

»Ja, du hast recht, wie immer, o Cethegus«, stimmte nach einigem Besinnen Salvius Julianus bei. »Gewalt und Täuschung sind unmöglich. Und willigt er ein, dann will ich gern gestehn, daß meine Besorgnisse...«

»Auf Überschätzung des Staatsmannes Narses beruhten. Euch haben die dicken Zahlen eingeschüchtert und die freilich gar nicht zu überschätzende Feldherrngröße des Kranken. Ja, ich gestehe es: vor Taginä sah es gewitterschwül aus —, aber da ich noch lebe, waren jene Annahmen Irrtümer. Ich schicke euch beide selbst sofort mit meiner Anfrage an Narses; ihr seid mißtrauisch; ihr werdet also scharf beobachten. Geht, sagt ihm: die Römer wollten mich, den Stadtpräfekten, jetzt schon, noch vor Vernichtung der Goten Tejas, in ihre Mauern lassen. Ich ließe ihn fragen, ob er gestatten wolle, daß ihr mit meinen Isauriern sofort nach Rom abzöget, oder ob er darin eine Verletzung unseres Übereinkommens erblicke: ohne seinen Willen würden die Isaurier und ich nicht aufbrechen.«

Die beiden Tribunen schieden voneinander und Piso lachte beim Hinausschreiten aus dem Zelt des Präfekten. »Länger hat euren Geist die Krücke des Narses als meine Finger der Knüttel des Hirten unbrauchbar gemacht.«

Als sie draußen waren, eilte Syphax auf seinen Herrn zu: »O Herr«, sprach er ängstlich, »mißtraue diesem Kranken mit dem ruhigen, durchdringenden Auge. Ich habe in letzter Nacht wieder das Schlangenorakel gefragt: die abgestreifte Haut meines Gottes, in zwei Hälften geteilt, auf Kohlen gelegt das Stück ‘Narses’ überlebte das Stück ‘Cethegus’ lange, lange. Soll ich nicht noch einmal versuchen? Du weißt, ein Hautritz mit diesem Dolche, und er ist verloren. — Was liegt daran, wenn sie dann Syphax pfählen, des Hiempsals Sohn. — Mit List geht es nicht: — der Langbärtge Fürst schläft in seinem Zelt, das Feldbett quer vor den Eingang gerückt, und sieben seiner ‘Wölflein’ liegen auf der Schwelle. Die Heruler stehen Wache vor der Tür. Ich habe, deinem Wink gemäß, seit Helvillum alle Nachtlager ausgespäht: kaum eine Stechfliege entgeht den Herulern und Langobarden, fliegt sie ins Zelt. Aber offen, bei Tage, einen Sprung in seine Sänfte — eine Hautwunde, und er ist ein toter Mann in einer Viertelstunde.«

»Und noch vorher nicht nur Syphax, des Hiempsals Sohn, — auch Cethegus. Nein. Aber höre: ich habe entdeckt, wo der Feldherr seine Geheimgespräche mit Basiliskos, auch mit Alboin, hält.

Nicht im Zelt — das Lager hat tausend Ohren —: im Bade. Die Ärzte haben ihm ein Morgenbad im Meeresschlamm im Golf von Bajä verordnet: eine Badehütte haben sie ihm ins Meer gebaut, nur auf dem Kahne zu erreichen. Bevor Basiliskos und Alboin ihn dahin begleiten, sind sie nur so gescheit wie — nun, wie Basiliskos und Alboin. Kommen sie aber von daher zurück — sind sie immer von narsetischer Klugheit, wissen, was aus Byzanz für Briefe gekommen und andres mehr. Rings um die Badehütte wogt Schilf — Syphax, wie lange kannst du tauchen?«

»Lange genug«, sprach der Maure, nicht ohne Stolz, »bis sich das schwerfällige und mißtrauische Krokodil in unsern Strömen die als Köder ins Schilf geworfene Gazelle genau genug betrachtet und sich endlich entschlossen hat, darauf los zu schwimmen — dann das Messer von unten in den Bauch. Dieser kleinäugige Narses hat etwas vom Krokodil — laß sehen, ob ich nicht auch ihn überdauere in geduldigem Tauchen.«

»Vortrefflich, mein Panther zu Lande, meine Tauchente zu Wasser!«

»Auch ins Feuer spräng’ ich für dich, mein Skorpion.«

»Ja, belausche diese Badegespräche des Kranken.«

»Das schließt sich vortrefflich an ein anderes Spiel.

Seit mehreren Tagen winkt und blinzelt mich ein Fischer immer so einfältig klug an, der morgens und abends seine Netze wirft und nie was fängt. Ich glaube: er lauert auf mich, nicht auf die Meeräschen. Aber die langbärtigen Wölflein dieses Alboin sind mir immer auf den Fersen —: vielleicht erwische ich, aus dem Wasser tauchend, was mir dieser Fischer vertrauen will.«

ACHTES KAPITEL

Ernsten Sinnes, aber nicht mehr in tränenweicher Stimmung, hatte Adalgoth seinem jungen Weibe den Entschluß des Königs und den letzten Ausweg aus Knechtschaft und Schmach mitgeteilt. Er erwartete einen Ausbruch des Schmerzes, wie er selbst ihn kaum niedergekämpft.

Aber zu seinem Staunen blieb Gotho unerschüttert.

»Ich habe das längst vorausgesehen, mein Adalgoth.

Das ist kein Unglück —: ein Unglück ist nur, im Leben verlieren, was man liebt. Ich habe höchstes Erdenglück erreicht. Ich ward dein Weib. Ob ich das nun zehn Jahre bleibe oder zwanzig oder ein halbes kaum — das ändert nichts. So sterben wir zusammen, an einem Tag, wohl in einer Stunde. Denn König Teja wird nicht verbieten, wenn du in der letzten Schlacht dein Teil getan und, vielleicht verwundet, nicht weiter kämpfen kannst, daß du hierher zurückkehrst und mich auf den Arm nimmst — wie oft daheim auf dem Iffinger — und mit mir in die Tiefe springst. O mein Adalgoth«, rief sie, ihn heftig umarmend, »wie glücklich waren wir! Wir wollen’s verdienen durch mutigen Tod, ohne feiges Jammern. Der Baltensproß soll nicht sagen«, lächelte sie, »das Hirtenkind habe nicht Schritt halten können mit seiner Seele.

Mir steigt die Großheit unsrer Berge mächtig im Gemüt empor.

Der Ohm Iffa hat mich beim Scheiden gemahnt, der frischen, freien Bergluft zu gedenken, der strengen, hehren Zucht der stolzen Höhen, wann uns das Leben in den niedern, engen Goldgemächern zu klein und dumpf auf den Seelen lasten würde. Das hat uns nicht bedroht. Aber auch nun, da es galt, die Seele emporzureißen zu diesem Todesentschluß aus zagem, weichem Schmerz — der mich auch wohl beschleichen wollte — auch um die stolze Kraft zum stolzen Tod zu finden, hat mich das Bild der Heimatberge stark gemacht: ‘Schäme dich’, sprach ich still zu mir, ‘schäme dich, Tochter der Berge! Was würden die Iffinger und der Wolfshaupt und alle die steinernen Heldenriesen sagen, sähen sie das Hirtenkind verzagen? Sei deiner Berge wert und deines Baltenhelden.’« Und stolz und selig drückte Adalgoth das junge Weib an die Brust.

Hinter dem Zelt des Herzogs erhob sich die niedre Laubhütte, in welcher Wachis und Liuta hausten; diese, die von Gotho den drohenden Ausgang vernommen, hatte ihrem wackern Mann (der kopfschüttelnd an seinem von langobardischen Wurfpfeilen bei der letzten Schluchtwache übel zugerichteten Schilde flickte, stopfte und hämmerte und manchmal zu pfeifen versuchte, um das Ringen mit dem Schluchzen zu verbergen) sehr ernsthaft zureden müssen, ihn zu der gleichen Entsagung zu steigern.

»Ich glaube nicht«, sagte der Schlichte, »daß das der liebe Himmelsherr mit ansehen kann. Ich bin von denen, die niemals gern sagen: ‘jetzt ist alles aus.’ Die Stolzen, die das Haupt so hoch tragen wie König Teja und Herzog Adalgoth, die rennen freilich immer und überall an die Balken des Schicksals. Aber wir kleinen Leute, die wir uns fügen und ducken können, wir finden leicht noch ein Mausloch oder eine Mauerlücke zu entrinnen. Es ist doch gar zu niederträchtig! elend! grausam! hundsföttisch!« — und jedes Wort begleitete ein stärkerer Hammerschlag. — »Ich will’s nicht glauben vom lieben Gott! — daß hier in die Tausende von braven Weibern und hübschen Mädchen und lallenden Kindern und von grauen Greisen in das höllische Feuer! dieses verfluchten! Zauberberges! springen sollen, als wär’s ein lustig Sonnwendfeuer, und als kämen sie drüben heil und gesund wieder heraus. Verbrennen hätt’ ich dich auch in dem Haus bei Fäsulä schon lassen können. Und nun sollst nicht nur du verbrennen —: auch unser kommend Kind, das ich jetzt schon ‘Witichis’ vorbenannt habe.«

»Oder: — ‘Rauthgundis’!« fügte errötend Liuta leise bei, sich an ihres Mannes Schulter schmiegend und sein Hämmern hemmend. »Laß dich diesen Namen mahnen, Wachis. Denk’ an Rauthgundis, die Herrin! War sie nicht tausendmal herrlicher als Liuta, die Flachsmagd? Und würde sie sich besinnen, sich weigern, zu sterben an einem Tag zusammen mit ihrem Volk?«

»Recht hast du, Weib! rief Wachis, mit einem letzten grimmen Hammerschlag, daß die Funken stoben. »Weißt, ich bin von Bauernart —, wir wollen durchaus nicht gerne sterben! Aber fällt der Himmel ein, schlägt er auch alle Bauern tot. Und vorher — hassa! hau’ ich noch manchen Hieb! Das wäre auch Herrn Witichis und Frau Rauthgundis recht! Ihnen zu Ehren — ja, du hast recht, Liuta — wollen wir tapfer leben —, und geht’s denn wirklich gar, gar nicht anders —, tapfer sterben.«

NEUNTES KAPITEL

Freudig erstaunt kehrten alsbald von Narses die beiden Tribunen Licinius und Julianus zurück in das Zelt des Präfekten. »Abermals hast du gesiegt, o Cethegus!« rief Licinius. »Du hast recht behalten, Präfekt von Rom«, sprach Salvius Julianus. »Ich begreife es nicht, — aber Narses überläßt dir wirklich Rom.« — »Ah«, frohlockte Piso, der mit eingetreten war, »Cethegus, das ist dein altes, cäsarisches Glück. Neu steigt dein Stern, der sich seit dieses unheimlichen Kranken Auftreten geneigt zu haben schien. Mir ist, auch sein Geist hat manchmal epileptische Anfälle. Denn, bei gesundem Geist dich, ohne Widerstand, nach Rom zu lassen — nein: quem deus vult perdere dementat! Nun wird Quintus Piso wieder auf dem Forum wandeln und an den Läden der Buchhändler nachsehen, ob die Goten fleißig seine ‘epistolas ad amabilissimum, carissimum pastorem Adalgothum et ejus pedum’ (Briefe an den höchst liebenswürdigen und geliebten Hirtenknaben Adalogth und seinen Knüttel) gekauft haben.«

»So hast du in der Verbannung gedichtet, wie Ovidius?« lächelte Cethegus.

»Ja«, meinte Piso, »die sechsfüßigen Verse kamen leichter, seitdem sie nicht mehr die Goten, die um einen Fuß länger sind, zu scheuen hatten. Unter dem Lärm gotischer Gelage war auch im Frieden schon nicht gut dichten gewesen.«

»Darüber hat er drollige Verse gemacht, mit gotischen Wörtern dazwischen gemengt«, warf Salvius Julianus ein. »Wie fingen sie nur noch an: ‘Inter hails gothicum skapja —?’«

»Versündige dich nicht an meinen Worten. Falsch zitieren darf man das Unsterbliche nicht.«

»Nun, wie lauten die Verse?« frug Cethegus.

»Folgendermaßen«, sprach Piso.

‘De conviviis barbarorum.

Inter: ‘hails Gothicum! skapja matjan jah drinkan!’

Not audet quisquam dignos educere versus:

Calliope madido trepidat se jungere Baccho,

Ne pedibus non stet ebria Musa suis.’

(Über die Gelage der Barbaren.

Unter dem Gotischen: »Heil! schafft Essen und Trinken den Goten!«

Kann kein vernünftiger Mensch ein erträgliches Verslein ersinnen:

Vor dem Bacchus im Rausch bebt lang die verschüchterte Muse,

Und dem benebelten Vers auch! versagen die taumelnden Füße.)

»Schauderhafte Poesie«, meinte Salvius Julianus.

»Wer weiß«, lachte Piso, »ob der Durst der Goten nicht unsterblich wird durch diese Verse.«

»Aber meldet nun genauer: was hat Narses geantwortet?«

»Er hörte uns erst sehr ungläubig zu«, sprach Licinius.

»’Freiwillig’, fragte er mißtrauisch, ‘sollten sich die vorsichtigen Römer wieder isaurische Besatzung erbitten und den Präfekten, dem sie so viel Hunger und unfreiwillige Tapferkeit verdanken?’

Ich aber erwiderte: er unterschätze wohl der Römer Römertum. Und es sei deine Sache, ob du dich getäuscht. Ließen uns die Römer nicht freiwillig ein, so seien siebentausend Mann doch gewiß zu schwach, die Stadt zu stürmen. Das schien ihm einzuleuchten. Er verlangte nur das Versprechen, daß wir, wenn nicht freiwillig eingelassen, nicht Gewalt versuchen, sondern dann sofort hierher zurückkehren würden.«

»Das glaubten wir in deinem Namen versprechen zu dürfen«, ergänzte Julianus.

»Ihr durftet«, lächelte Cethegus.

»’Gut’, sagte Narses, ‘von mir aus steht nichts im Wege, wenn euch die Römer aufnehmen.’ Und — so völlig harmlos ist er«, fuhr Licinius fort, »daß er auch deine Person nicht als Geisel behalten zu wollen schien, denn er fragte: ‘wann will der Präfekt aufbrechen?’ Er setzte also voraus: du führtest selber deine Isaurier nach Rom! Und auch dawider hat er nichts! Er war sichtlich erstaunt, als ich entgegnete: du zögest vor, hier den Untergang der Goten mit anzusehen.«

»Nun, wo ist er denn, dieser schreckliche Narses, der überlegene Staatsmann? Auch mein Freund Prokop hat ihn arg überschätzt, als er ihn mir einmal ‘den größten Mann der Zeit’ nannte.«

»Der größte Mann der Zeit heißt: — — anders!« rief Licinius.

»Prokop natürlich muß seines Belisars überlegenem Feinde die Palme zuerkennen vor allen Erdensöhnen. Aber diesen plumpsten Schnitzer des ‘größten Mannes’, mich freiwillig nach Rom zu lassen, sollte man fast benutzen«, fuhr Cethegus nachsinnend fort. »Die Götter könnten zürnen, wenn wir solche Mirakel der Verblendung, die sie für uns vollbringen, nicht nützen. Ich ändere meinen Entschluß: — mich zieht es nach dem Kapitol: — ich gehe mit euch nach Rom. Syphax, wir brechen auf, sogleich — sattle mein Roß.«

Da gab Syphax seinem Herrn einen warnenden Wink.

»Verlaßt mich, Tribunen«, sprach Cethegus. »Gleich ruf ich euch wieder.«

»O Herr«, rief Syphax eifrig, als beide allein waren, »nur heute gehe noch nicht. Sende jene voraus. Morgen früh angle ich zwei große Geheimnisse aus der See. Ich sprach heute schon, unter seinem Boote durchtauchend, jenen Fischer. Er ist kein Fischer. Er ist ein Sklave, ein Briefsklave Prokops.«

»Was sagst du?« rief Cethegus rasch und leise.

»Wir konnten nur wenige Worte flüstern. Die Langbärte standen am Ufer, mich beobachtend. Sieben Briefe Prokops, offen und heimlich geschickt, haben dich nicht erreicht. Drum wählte er diesen klugen Boten. Heute in dieser Nacht fischt er bei Fackellicht auf Thunfische. Dabei wird er mir den Brief Prokops geben. Er hatte ihn heute nicht bei sich. Und morgen früh, — heute hemmte die Krankheit — morgen badet Narses wieder im Meeresschlamm. Ich habe nun einen Versteck im Schilf gefunden, prächtig nahe: — und ich kann pfeifen, wie die Otter, falls sie wirklich Blasen aufsteigen sehen sollten aus dem Wasser. Ich sah die kaiserliche Post mit dicken Felleisen ankommen: Basiliskos nahm sie in Empfang. Warte nur noch bis morgen früh, gewiß verhandelt Narses morgen mit ihm und Alboin die neuesten Geheimnisse aus Byzanz. Oder laß mich allein zurück...-«

»Nein, das würde dich als Späher sofort kennzeichnen. Du bist mehr wert als zehnfach dein Gewicht in Gold, Syphax. Ich bleibe bis morgen noch«, rief er den wieder Eintretenden entgegen.

»O Feldherr, komm mit uns«, bat Licinius. »Fort aus der erdrückenden Nähe dieses Narses«, mahnte Julianus.

Aber Cethegus furchte die hohe Stirn. »Überragt er mich noch immer in euren Augen? Der Tor, der Cethegus aus seinem Langobarden-bewachten Lager nach Rom entläßt, den Hecht aus seinem Netz zurück ins Wasser wirft! Allzusehr doch hat er euch eingeschüchtert! Morgen abend folg’ ich euch. Ich habe hier noch ein Geschäft, das nur ich verrichten kann. Rom ohne Widerstand besetzen, das könnt ihr auch ohne mich. Ich hole euch aber gewiß unterwegs schon bei Terracina ein. Wenn nicht, rückt ruhig in Rom ein. Du, Licinius, wahrst mir das Kapitol.«

Mit leuchtenden Augen erwiderte Licinius: »Hoch ehrst du mich, mein Feldherr! Mit meinem Herzblut steh’ ich dir dafür ein. Darf ich eine Bitte wagen?« — »Nun?« — »Setze dich nicht wieder so tollkühn dem Speerwurf des Gotenkönigs aus! Vorgestern warf er zwei Speere zugleich gegen dich: mit der Linken und mit der Rechten. Wenn ich nicht mit dem Schilde den aus der linken Hand gefangen... —«

»Dann, mein Licinius, hätte ihn der Jupiter des Kapitols von mir hinweggeblasen. Denn er braucht mich noch! Aber du meinst es treu.«

»Laß Roma«, mahnte Licinius, »nicht verwitwen!«

Cethegus blickte ihn mit seinem unwiderstehlich gewinnenden Blick ehrender Liebe an. Und fuhr fort:

»Salvius Julianus, du besetzest das Grabmal Hadrians: du, Piso, den Rest der Stadt am linken Tiberufer, zumal die Porta latina; durch diese folge ich euch. Narses allein öffnet ihr so wenig, wie weiland Belisar allein. Lebt wohl, grüßt mir mein Rom. Sagt ihm: der letzte Kampf um seinen Besitz, der zwischen Narses und Cethegus, habe mit des Cethegus Sieg geendet. Auf Wiedersehn in Rom! Roma eterna!«

»Roma eterna!« wiederholten begeistert die Tribunen und eilten hinaus.

»Oh, warum ist dieser Licinius nicht Manilias Sohn!« sagte Cethegus, dem Jüngling nachblickend, »Torheit des Herzens! Was bist du so zäh! Licinius, du sollst mir als mein Erbe Julius ersetzen! Oh, wärst du doch selber mein Julius!«

ZEHNTES KAPITEL

Die Abreise des Präfekten nach Rom verzögerte sich um mehrere Tage. Narses zwar, der ihn zur Tafel zog, hielt ihn nicht zurück; er äußerte sogar sein Befremden, daß es den »Beherrscher des Kapitols« nicht mächtiger an den Tiberstrom zurückziehe. »Freilich«, lächelte er, »ich kann verstehen: du hast diese Barbaren so lang in deinem Italien herrschen und siegen sehen, daß es dich verlangen mag, sie nun auch in deinem Italien fallen zu sehen. Aber ich kann nicht sagen, wie lange das noch anstehen wird. Zu stürmen ist jene Schlucht nicht, solang sie Männer wie dieser König decken. Schon mehr als tausend meiner Langobarden, Alamannen, Burgunden, Heruler, Franken und Gepiden fielen vor dem Paß.«

»Schick’ doch«, warf Alboin verdrießlich ein, »auch einmal deine tapfern Romäer gegen die Goten. Die Heruler Vulkaris und Wilmut sind, kaum hier eingetroffen, von König Tejas Beil gefallen: der Gepide Asbad von Adalgoths, des Knaben Speer: mein Vetter Gisulf liegt schwertwund von des Herzogs Guntharis Streich: den Frankengrafen Butilin hat Wisand, der Bandalarius, mit der Bannerspitze erstochen: dem Burgunden Gernot hat der alte Waffenmeister mit seinem Steinbeil das Hirn gesegnet: den Alamannen Liuthari hat Graf Grippa, meinen Schildträger Klaffo ein gemeinfreier Gote erschlagen. Und um jeden dieser unsrer Helden liegen zu Dutzenden ihre Gefolgen. Und wenn gestern um Mitternacht nicht der Lavablock, auf dem ich stand, höchst verständigerweise gerade in dem Augenblick nach unten gerutscht wäre, als König Teja, der im Finstern sieht, seine fürchterliche Lanze warf, so war Rosamunde heute nicht mehr die schönste Frau, sondern die schönste Witwe im Langobardenreich. So kam ich mit häßlichen Schrunden davon, die einst der Heldensang nicht preisen wird, die mir aber viel lieber sind als König Tejas bester Speer im Bauch. — Aber ich meine: nun ist die Reihe an andern Helden: laß doch auch deine Makedonen und Illyrier dran. Wir haben’s diesen jetzt oft genug vorgemacht, wie man vor jenem Nadelöhr stirbt.«

»Nein, Wölflein. Diamant schneidet Diamant!« lächelte Narses. »Immer Germanen gegen Germanen: es sind euer allzuviele in der Welt.«

»Auch von den Isauriern — das heißt von den meinen! — scheinst du diese väterliche Meinung zu hegen, Magister militum«, sagte Cethegus: »kurz vor ihrem Aufbruch nach Rom hast du meine Isaurier zum Massensturm auf jene Schlucht befohlen —: der erste Massensturm, den du geboten: — siebenhundert von meinen siebentausend sind liegengeblieben auf jenen Felsen, und Sandil, mein durch so viele Kämpfe erprobter Söldnerhäuptling, fand zuletzt doch auch dieses schwarzen Teja Schlachtbeil zu scharf für seine Sturmhaube. Schade! Er war mir wert.«

»Nun, der Rest ist dir ja nun in deinem Rom geborgen. Jene Goten aber treibt nichts aus ihrem letzten Loch als Feuer. Wenn die Erde mir zuliebe doch auch einmal zucken wollte, wie zugunsten Belisars in Ravenna.«

»Noch immer keine Kunde von dem Ausgang des Prozesses Belisars?« forschte lauernd Cethegus. »Neulich kamen Briefe aus Byzanz, nicht?«

»Ich habe sie noch nicht alle gelesen. — — Oder, wenn nicht Feuer: — der Hunger. Und wann sie dann zum letzten Kampf ausbrechen, hörte wohl mancher lieber den Ganges als den Draco rauschen. — Nicht du, Präfekt! ich weiß, du kannst dem Tode kühn ins Auge sehn.«

»Ich will die Dinge hier noch etwas abwarten. Es ist schlecht Reisewetter. Es stürmt und regnet ja unablässig. An dem ersten oder zweiten warmen Sonnentag breche ich auf nach Rom.«

Das war es.

Das Wetter war in der Nacht des Abzugs der Isaurier plötzlich umgeschlagen. Der Fischer, der in einem Dorfe bei Stabiä seine Behausung hatte, konnte sich nicht auf das Meer wagen, weniger des Sturmes als der Langobarden wegen, die ihn längst mißtrauisch beobachtet und schon einmal gefangengenommen hatten; erst als sein alter Vater herbeieilte und durch Zeugen dartat, daß Agnellus wirklich sein, des alten Fischers, Sohn sei, ließen sie ihn zögernd wieder los. Aber er konnte nicht wagen, scheinbar zu fischen, wann kein Fischer sonst Netze warf, und nur weit draußen in dem Wasser vermochte Syphax, der ebenfalls stets umspäht war, mit ihm zusammenzukommen.

Die Ausgänge aller Lager, auch des jetzt halbleeren von Cethegus — nur dreitausend Thraker und Perser hatte Narses in der Isaurier verlassene Zelte gelegt — bewachten Tag und Nacht die Langobarden.

Und auch das Meerschlammbad mußte Narses auf sonnigere Tage verschieben. Diese Geheimnisse aber, d. h. Prokops Brief und die Badegespräche des Narses, wollte Cethegus noch abwarten.

Yaş sınırı:
12+
Litres'teki yayın tarihi:
30 ağustos 2016
Hacim:
1270 s. 1 illüstrasyon
Telif hakkı:
Public Domain
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