Kitabı oku: «Aus dem Dunkel», sayfa 3

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Die Kontrahenten. Ignaz Maybaum und Hermann Gerson

Alisa Jaffa, Memories of my Father, in Nicholas de Lange, Ignaz Maybaum – A Reader, New York/Oxford 2001.

Ignaz Maybaum wurde 1897 in Wien geboren, im gleichen Jahr, als in Basel der erste Zionistenkongress stattfand. Sein aus Ungarn stammen­der Vater betrieb eine Schneider­werkstatt im 9. Distrikt. Dort besuchte Maybaum auch das Gymnasium. Moderne Fremdsprachen, wie Englisch, gehörten nicht zum Programm; eine Schulregel verpflichtete die Schüler, in den Pausen Griechisch zu sprechen. Nach dem Abitur meldete Maybaum sich zur Armee, wurde im 1. Weltkrieg Leutnant der Kavallerie und erhielt drei Tapferkeits­medaillen, eine davon persönlich von Kaiser Franz Joseph. Eine Gelb­sucht beför­derte ihn ins La­­za­rett und rettete ihm das Leben, denn seine Kompanie wurde in der Zwi­schenzeit fast völlig aufgerieben.

Nach seiner Entlassung 1919 entschloss er sich, Rabbiner zu werden. Das Erste, das er im Seminar in Wien zu sehen bekam, war das Schaubild einer Kuh mit Markierung der koscheren und nicht-koscheren Anteile. War das die Essenz des Rabbinertums? Maybaum hielt nichts von der in Österreich vorherrschenden traditionellen Ortho­doxie. Jedenfalls ver­ließ er bald Wien und ging nach Berlin an die Hochschule für die Wissenschaft des Juden­tums.

In Berlin wohnte er bei seinem Onkel, Siegmund Maybaum, der selbst an der Hochschule Homiletik (Predigtlehre) unterrichtete. Der Onkel war als Prediger und Gelehrter angese­hen und ein entschiedener Gegner des Zionismus. Im Haus des Onkels traf Maybaum seine spätere Frau, Frances Schor, damals ein 16-jähriges Schulmädchen. Er heiratete sie 1925, als er nach abgelegtem Examen seine erste Stelle in der Gemeinde von Bingen am Rhein antrat. Von hier aus wurde er 1928 nach Frankfurt/Oder berufen.

Die Machtergreifung Hitlers bedeutete einen tiefen Ein­­schnitt. Bei einer Konferenz von jüdischen Honoratioren Ende 1935 wurden Bemerkungen Maybaums über Hitler von einem der Teilnehmer weitergegeben. Die Gestapo verhaftete ihn prompt wegen staatsschädigender Äußerungen und hielt ihn sechs Wochen im Berliner Columbia-Haus fest. Einmal wurde er zur Einschüchterung vor ein Hinrichtungspeleton gestellt. Nach öffentlichem Druck, auch durch die ausländische Presse, ließ man ihn schließlich ohne Prozess und Ur­teil frei­.

In Frankfurt profilierte sich Maybaum als entschiedener Geg­ner des politischen Zionismus in Reden und Buchveröffentlichungen. Seiner Auffassung nach sollten Juden ihren Platz in Deutschland nicht aufgeben. 1936 wurde er zum Gemeinderabbiner von Berlin berufen. Seine Predigten dort erfuhren großen Zulauf. Inzwischen aber hatten sich die Bedingungen für die jüdischen Gemeinden verschlechtert. Jüdische Stu­denten konnten nicht länger die Univer­sitäten besuchen. Als Aus­gleich nah­men viele junge Leute jüdische Studien auf. Maybaum unter­richtete Klassen dieser Studenten in rabbi­nischer Lehre.

In der Pogromnacht im November 1938 entging er nur mit Glück der erneuten Verhaftung. Um von der Gestapo nicht zu Hause angetroffen zu werden, ließ er sich nächtelang von einem befreundeten Rabbiner durch die Vorstädte Ber­­lins chauffieren, bis sich die Lage beruhigt hatte. Nach dieser Erfahrung war auch Maybaum zur Emigration bereit. Sein Plan, nach New York überzusiedeln, war wegen der US-Einwanderungsbeschränkungen nicht zu verwirk­lichen. Auf Empfehlung des Chief Rabbi von London, J.H. Hertz, erhielt er jedoch ein Visum für England. Der neun­jährige Sohn Michael ging noch vor den Eltern mit einem Kinder­transport dorthin. Die Eltern folgten mit der dreijährigen Tochter Alisa im März 1939. Maybaums jüngerer Bruder war bereits 1938 nach Palästina ausgereist, seine Eltern und Schwestern aber blieben im Land und sollten später der Nazi-Verfolgung zum Opfer fallen.

Bei seiner Ankunft in London sprach Maybaum kein Englisch. Er wurde daher zunächst als Prediger der deutschsprachigen Gemeinde in Hampstedt ein­­gesetzt. Bald nach Kriegsbeginn begann man auch die deut­schen Flüchtlinge pauschal als „feindliche Ausländer“ anzusehen und von der Polizei zu internieren. Maybaum entzog sich der Verhaftung mit der gleichen Taktik wie in Berlin. Da die englische Polizei, im Gegensatz zur deutschen, stets tagsüber kam, verbrachte er die Tage in der örtlichen Bibliothek mit Zei­tungslesen. So entging er der Internierung und erwarb nebenbei seine Englischkenntnisse.

Von 1941-1945 unterrichtete er jüdische Flücht­lings­kinder in einem Internat in Hind­head. Trotz der einge­schränk­ten Lebens­umstände fan­den sich häufig Gäste am Tisch des Hauses ein, Kollegen, Schüler und Stu­denten. Die Tochter erinnert sich an häu­fi­ge und hit­zige poli­tische Diskus­sionen. 1948 übernahm Maybaum die Stel­le des Rab­biners in der Gemeinde der Edgware&Dis­trict Reform Synagogue, ab 1956 unterrichtete er vergleichende Religionsge­schichte, Theologie und Ho­mi­letik am Jewish Theolo­gical Seminary in London. Generationen von Rabbinerstudenten wurden dort durch ihn geprägt. 1957 berief ihn die Uni­versität Frankfurt/Main für ein Se­mes­ter als Gastdozent. Nur in Israel wurde ihm wegen seiner antizionistischen Haltung die Ehre einer Ein­ladung nicht zuteil.

Ignaz Maybaum starb 1976 in London. Seitdem ist seine Bedeutung als Theologe, insbesondere als Theologe der Schoah noch gewachsen, kein Fachbuch kann ihn verschweigen8. Sein Vermächtnis an die Nachwelt sind, neben zahllosen Arti­keln in Zeitschriften, zwölf Buchveröffentlichungen zu Proble­men, die sich zwischen Theo­lo­gie, Philosophie und jüdischen Lebens­fragen bewegen und die Gedan­kenwelt und inhaltliche Ausrichtung seiner Lehren verdeutlichen. Maybaum vertrat einen der zwei Pole in der teilweise erbitterten Auseinandersetzung zwischen den Verfechtern der zionistischen Idee und denen, die die Berufung in der Diaspora sehen. Bei aller Anerkennung des Idealismus der zionistischen Pioniere in Palästina glaubte er die jüdische Zukunft in den Gemeinden der Diaspora besser gewährleistet - trotz Unterdrückung und Verfolgung.

Hermann Gerson: Eine Jugend in Deutschland, unveröffentlichte Autobiographie 1970.


Die entgegengesetzte Position vertrat Hermann Gerson, 1908 in Frankfurt geboren. Er besuchte dort das Friedrichsgymnasium, machte 1926 Abitur und ging dann zum Studium nach Berlin. Zunächst studierte er Jura, dann Philosophie und Psychologie an der Humboldt-Universität. Ebenso wie Maybaum einige Jahre vor ihm besuchte auch er die Hochschule für die Wissenschaft des Judentums. 1932 erwarb er den Doktorgrad der Philosophie.

Seit seinem 18. Lebensjahr leitete Gerson die Frankfurter Ortsgruppe der "Kameraden", einem Ver­band jüdi­scher Wan­der-, Sport- und Turn­vereine9. Zwei Jahre später war er zum Bundesführer aufgestiegen. Die "Kame­raden" wollten die religiösen und sitt­lichen Werte des Judentums mit der deutschen Geistes- und Gemütswelt verknüpfen. Sie be­kann­ten sich zum deut­schen Volks­tum und ­bekämpften ebenso den Antise­mi­tismus wie alle natio­naljü­dischen Bestrebungen. Zwi­schen deut­schem Vater­land und deut­scher Kultur und der Be­sin­nung auf ihre jüdi­sche Her­kunft strebten sie danach, einen neuen Men­schen­typ zu schaf­fen. Sie fügten sich damit nahtlos in die vielseitige Umwelt der deutschen Jugendverbände in den 1920er Jahren ein.

Die "Kameraden" waren jedoch in der jüdischen Gemeinde umstritten. Der Frankfurter Rabbi­ner - Ignaz Maybaum - wetterte von der Kanzel herab gegen den Jugendverführer Gerson und rief die Eltern zum Widerstand auf. Infolge der poli­ti­schen Ent­wick­lung in Deutschland kam es 1932 zur Spal­tung. Deutschna­tional ge­sinnte Mit­glie­der gründe­ten das "Schwarze Fähn­lein", eine radikal linke Ab­spaltung ­bil­de­te die "Freie deutsch-jüdi­sche Ju­gend", und der Groß­teil der "Ka­me­ra­de­n" tat sich unter Füh­rung Ger­sons zum Bun­d der "Werk­leu­te" zu­sammen. Sie wählten ihren Namen nach einem alten Spruch des Rabbi Tarphon: "Der Tag ist kurz, das Werk ist groß".

Die "Werk­leu­te" erstrebten die Her­aus­bil­dung eines jüdi­schen Men­schen­typs im Sinne des Zionis­mus­. Kurz nach Hitlers Macht­über­nahme be­schlossen sie, ihre Ausbildungen und Berufe aufzugeben und einen Kib­buz zu gründen - eine radikale Entscheidung, die in der Folge manchen das Leben kosten, vielen aber das Leben retten sollte. Ein Kibbuz ist eine in Palästina entstandene neue Art der Gemeinschaftssiedlung, eine zumeist ländliche Genossenschaft mit kollektivem Landeigentum und basisdemokratischen Strukturen. Nachdem er mehrmals von der SA verhaftet und misshandelt wurde, begann Gerson Gelder für die Auswanderung zu sammeln.

Die britische Mandatsbehörde gab nur eine begrenzte Zahl von Visa für Palästina aus. Man konnte als "Kapitalist" oder als "Arbeiter" immigrieren. Als Arbeiter musste man eine landwirt­schaftliche Ausbildung nachweisen, als Kapitalist benötigte man tausend engli­sche Pfund (nach heutigem Wert ca. 50.000 EUR). Die erste Grup­pe der Werkleute wander­te 1933 als "Kapi­ta­listen" aus. Gerson folgte mit einer weiteren Gruppe ein Jahr später, um im Tal von Megiddo in Nordpalästina den Kibbuz Hasorea ("Der Sämann") aufzubauen.

Nach ihrer Ankunft waren die Einwanderer mit einer primitiven und grau­samen Wirk­lich­keit kon­fron­tiert. Wer heute durch Israel fährt, erlebt grüne Landschaften; in Palästina der 1930er Jahre erwarteten den Einwanderer kahle Einöden, ein mörderi­sches Klima, schwer­ste körperli­che Arbeit. Manche der Pioniere erlagen kurz nach der Ankunft Typhus, Fieber und Er­schöp­fung. Intel­lektueller Scharfsinn und theologische Argumentation waren nicht mehr gefragt, ganz andere Füh­rungsquali­täten als in Deutsch­land waren erfor­derlich. Als Doktor der Philosophie tat Gerson sich schwer.

Zunächst galt es, Land für den Kibbuz zu erwerben. Der Boden gehörte stets einem Emir, einem arabischen Großgrundbesitzer, der in Beirut saß oder in Paris. Auf dem Land lebten nur seine Arissim, die Pächter mit ihren Familien. Sie beackerten den kargen Boden mit Holz­pflügen. Vom Ertrag hatten sie zwei Drit­tel an den Emir abzuliefern. Beim Kauf von Land mussten per Gesetz alle Pächter abgefunden und ihnen neue Parzellen zugewiesen werden. So zog sich der Landkauf für den Kibbuz Hasorea jahrelang hin.

Schließlich besaßen die Pioniere einen schmalen Streifen Land und ein paar verstreute Felder. Die Urbarmachung erwies sich als schwierig. Sie hat­ten kaum Erfahrung in der Landwirtschaft. Die Felder waren großenteils Sümpfe. Das Kapital war schnell aufgebraucht. Teilweise mussten sich die Kibbuzniks als Lohnarbeiter verdingen. Kurz, die wirtschaftliche Situation war ein Desas­ter. Um Geld zu beschaffen, musste Gerson tief in die Trickkiste greifen. Er eröffnete Konten bei mehreren Banken und stellte wechselweise Schecks auf sich selbst aus, die er dann einlöste und das Geld sofort abhob. Mit diesem Schneeballsystem wurde auch der Kauf eines 22-PS-Traktors finanziert. Andere Kibbuzim arbeiteten mit ähnlichen Methoden. Als die Finanzierung schließlich platzte, griff die Jewish Agency ein und konsolidierte die aufgelaufenen Schulden durch Umwandlung in lang­fristige Kredite. Ende der 1940er Jahre stand der Kibbuz auf eigenen Beinen. Die landwirtschaftliche Grundlage wurde mit der Zeit ergänzt durch eine Möbelfabrik und eine Produktionsanlage für Polyäthylenfasern. Zu den deutschen Gründern kamen bald Gruppen von Juden aus Bul­ga­rien und Syrien hinzu.

Hermann Gerson hat mit seinen "Werkleuten" einen erheblichen Teil der jüdischen Jugend Frankfurts - und mitunter auch deren Eltern - nach Palästina geführt und damit gerettet. Er blieb bis an sein Lebensende Mitglied des Kibbuz Hasorea. Ab 1938 kümmerte er sich im Auf­trag des Kibbuzverbands um die Er­zie­hung und Aus­bil­dung jun­ger Kib­buzniks. 1940 wurde er Sekre­tär der Erzie­hungsab­tei­lung, 1942 auch Mitglied der Exeku­tive. Er hielt Vorlesun­gen am Kibbuz-Seminar in Tel Aviv. In London hat er 1960 noch einmal ein Sabba­tical, ein Stu­dien­jahr, an der School of Eco­no­mics verbracht und im Bereich der Sozial­psycholo­gie ge­forscht. 1965 gründete er in Tel Aviv eine eige­ne Fakul­tät für Kib­bu­zer­zie­hung und leitete sie bis zu seiner Entpflich­tung 1974. Gerson starb am 14. April 1989 in Hasorea und wurde ebendort beigesetzt.

Schleichende Entwurzelung. Die Geschwister Neumark

Bericht von Ada Brodski, geb. Neumark, in Jerusalem am 5. 11. 1995

Meine Eltern waren vollkom­men in der deutschen Kultur verwurzelt. Mein Großvater mütterli­cher­seits, Max Bern­hard, kam aus dem Burgenland, aus Eisenstadt, nach Posen, wo er meine Groß­mutter, Fanny Friedländer, heiratete. Er hatte dort einen Weinkel­ler und ein Weingeschäft. Die Groß­eltern väter­licher­seits waren Kaufleute in Posen. Woher der Name Neumark stammt, weiß ich nicht. Es kam vor, dass ei­n Leh­rer mich als Bei­spiel für einen guten deut­schen Namen aufrief und dann entsetzt war, als sich heraus­stell­te, dass ich jüdisch war.

Meine Eltern haben nach dem ersten Welt­krieg in Posen geheira­tet. Mein Vater hat dort als Kinderarzt prakti­ziert. Meine Mutter war Sängerin, hat aber um der Familien­pflichten willen auf eine Konzertkar­riere verzichtet. ­Um 1920 verließen meine Eltern Posen, wie alle Mit­glie­der unserer weit­ver­zweig­ten Fami­lie, weil sie auf kei­nen Fall auf ihr Deutsch­tum ver­zich­ten und Polen wer­den woll­ten. Sie gin­gen nach Frank­furt, wo schon ande­re Familien aus Po­sen lebten, die Hirsch­bergs, die Ne­habs. Man wuchs damals in richti­gen Clans auf, Großfa­milien, die alle mögli­chen Vet­tern, Cousinen, Onkels und Tanten, auch 2. und 3. Grades, einschloss, und traf sich häufig zu Fami­lienfe­sten mit Aufführun­gen, Konzerten und Lie­dern.

Mein Vater war als Kinderarzt sehr beliebt. Er hatte eine große nicht­jüdi­sche Kund­schaft. Im städtischen Krankenhaus leitete er die Säug­lings­ab­tei­lung. Er hat auch unterrichtet und Kurse für Schwestern und Kranken­pfleger gegeben. Ich erinnere mich, dass wir Kinder zwei­mal im Jahr Rech­nungen für die Krankenkasse austragen mussten. ­Da­durch kann­te ich die Stadt recht gut. Bei den vielen Besu­chen meines Vaters in den Arbei­tervierteln der Stadt - beson­ders der Dammvor­stadt, wo es viel Armut gab - nahm er mich oft mit, damit ich "das Leben kennen lerne". Noch Ende 1933, als die neuen Macht­haber die "Winterhilfe" veranstalteten, bat die Stadt­verwaltung meinen Vater um eine Liste der bedürftigen Mitbürger, und mein Bruder und ich wurden offiziell mit der Vertei­lung der Lebens­mittel an die betreffenden Familien beauftragt. Ob Juden­kinder oder nicht, wir wurden dort mit Umarmungen und Dankeshym­nen emp­fangen. Un­se­re Woh­nung mit der Pra­xis lag am Wil­helms­platz neben einem Blumenge­schäft und dem Café Kyritz. Auf der an­dern Seite des Plat­zes, vor­bei am Kai­ser­denk­mal, befand sich die Harden­berg-­Lo­ge. Vom Balkon aus konn­ten wir die Postuhr an der Ecke der Logenstraße sehen, nach der wir im­mer un­se­re Uhr stell­ten. Schräg gegen­über war die große Wald­orf-Buch­hand­lung. In der Richt­stra­ße trafen wir uns oft bei Luigi's Eis­die­le. Für 10 Pfennig bekam man ein Eis im Glas. Unsere Eltern durften nichts davon wissen. Ein­mal kam ich dort­hin, und da saß mein Bru­der. Ich hatte Angst, dass er mich ver­riet, aber er aß ja auch selbst ein Eis.

Neben uns hatte Hirschberg sein Rechtsanwaltsbüro. Neben der Synagoge wohn­te der Kultusbeamte Lapi­das, seine Frau ver­kauf­te dort koschere Würst­chen. Von der Leihbücherei an der Ecke holte ich mir immer Kriminalroma­ne, manchmal dreimal am Tage. Die deutsche Kultur hat mich als kleines Mädchen geprägt. Ich sehe mich noch in meinem Bett in dem schmalen Raum neben dem Musikzimmer, über mir an der Wand der Sämann von Van Gogh, mit selbstver­dien­tem Geld er­standen, gegenüber das Schulpult, neben dem Bett ein wir­res Durchein­ander von Büchern - Karl May, Martin Buber, "Der Kampf der Tertia", "Die Buddenbrooks", "Professors Zwil­linge", "Wüste und gelobtes Land". Vom Musikzimmer nebenan dringen die Klänge von Schubertlie­dern herüber, der Mez­zo­so­pran mei­ner Mut­ter, be­glei­tet von mei­nem Bru­der. Es war wie eine Rückzahlung einer Schuld an meine Kindheit, als ich vor einigen Jahren Über­setzun­gen dieser Lieder ins Hebräische veröffentlichen konnte.

Von den Nazis wusste ich lange nichts. Ich besuchte seit 1931 die Volks­schule, übersprang dort eine Klas­se und kam so 1934 in die Sexta des Kleist-Lyzeums. ­Ein­mal, wohl 1933 nach der Macht­über­nahme, beka­men wir die Auf­gabe, aus der Zei­tung Bil­der unserer Staatsführer auszu­schneiden. Mein Vater half mir und hat Bilder ausge­schnitten, lauter Bil­der von Hin­den­burg, immer nur Hinden­burg. Ich habe ge­sagt: "Aber wir brau­chen auch Hit­ler!". Er sagte nur: "Nein, Hit­ler nicht." Ich woll­te aber unbe­dingt das berühmte Bild haben, wo Hin­den­burg dem Hit­ler die Hand gi­bt. Da hat mein Vater die Sche­re genommen und Hit­ler abge­schnit­ten. Die halbe Hand war noch drauf. So hatte ich nur Bil­der von Hin­den­burg und ging sehr un­glücklich ­zur Schule, doch hat sich der Klassen­lehrer dann gar nicht für mein Heft in­ter­essiert.

Ich erinnere mich auch noch gut an ein besonders unerquick­li­ches Erleb­nis zu etwa der gleichen Zeit, in der vierten Klasse der Grund­schu­le. Unser Klassenlehrer war ein schneidiger junger Mann, oft in brauner Uniform, der aber trotzdem die jü­di­schen Schülerinnen meistens freund­lich behandelte. Aber ein­mal rief er mich während einer Deutschstunde zu­sammen mit der "rein­ras­si­gen" Kriem­hild vor die Klas­se. Er forderte die Schülerinnen auf, uns genau anzusehen: "Sehr ihr, das ist Kriemhild, ein klas­sischer germanischer Typ, groß, blond, mit Langschädel, aber etwas lang­sam im Denken. Daneben Ada, bei der alle Kräfte auf typisch jüdi­sche Art in den Kopf gegangen sind - auf Kosten aller anderen Fähigkeiten, wie ihr an dem verkümmerten Körper deutlich sehen könnt!" Das behagte mir keineswegs, zwar war ich klein, aber eine gute Turnerin, sehr begehrt beim Völkerball und im Hochsprung eine der Besten in der Klasse. Auch Kriemhild war nicht begeistert von der Charakterisierung. In der Pause standen wir auf dem Schulhof und schmollten gemeinsam, sie in ihrer hochaufgeschossenen germanischen Den­klangsamkeit, ich in meiner kör­perverkümmerten jüdischen Intellektua­lität.

Ich konnte bis zu den großen Ferien 1938 zum Kleist-Lyzeum ge­hen. Irgendwann war ich die einzige Jüdin in der Klasse. In der Par­allel­klas­se waren noch drei oder vier, die Gum­perts, die Lach­mann, die gingen etwas früher ab als ich. ­In der Klasse selbst hatte ich keine Schwierigkei­ten, doch blieben Diskri­minationen und Ein­schüchterungen seitens der Lehrer nicht aus. Fräulein Kunze, die feingeistige Direkto­rin - zur Un­ter­scheidung von einer gleichna­migen Lehrerin "Ober­kunze" gen­annt - verschwand nach der Macht­übernahme von der Bild­fläche. An ihre Stel­le trat ein SA-Mann in Stiefel und Sporn. Bei seinen kurzen Visi­ten in den Klas­sen lief es mir kalt den Rücken herun­ter­. ­Man hörte dau­ernd die NS-Lie­der, vie­le Mäd­chen kamen bei uns auch mit BDM-Kluft in die Schule. ­Wir jüdi­schen Kin­der wur­den nicht vom Fah­nenap­pell be­freit, sondern mussten teil­neh­men, mit an die Seite gepressten Ar­men, denn wir ­durf­ten ja nicht mit den an­dern die Hand heben. Wir durf­ten zwar das Deutsch­land-Lied, aber nicht das Horst-Wes­sel-Lied mit­singen. Für uns Kin­der war das schwierig. Besser wäre gewesen, man hätte uns ganz befreit. Von den christ­li­chen An­dach­ten waren wir aber dispensiert und durf­ten dann Schular­bei­ten ma­chen.

In der Deutschstunde gehörte ich jetzt nicht mehr zu den zwei oder drei Erwählten, die ihre Aufsätze der Klasse vorlesen durf­ten. Als einmal der Musiklehrer fragte, wer bereit sei, ein Ge­sangstück vom Blatt zu singen, und ich mich meldete, rief er entrüstet: "Was, keine ein­zige in der ganzen Klasse?" Da bekam er es aber mit mei­nen Mitschülerinnen zu tun, die ihn energisch auf meine erhobene Hand auf­merksam machten. Ich denke öfter und mit Gefühlen des Dankes an all diese blonden Mädchen in ihren Jungmädelblusen, die sich ohne viel Überlegung, aus spon­tanem Gefühl für Recht und Unrecht, auf meine Seite stellten – an meine Freun­din Marianne, das freundliche Ilschen Schä­fer, das kohl­schwarzzopfige Mohrchen, die sanfte Ruth Bunge, die ari­stokra­tische Ingeborg Hermsmayer oder die tem­pera­mentvolle Anne­lore Maushacker, die Tochter des Chef­redakteurs der Oder-Zeitung. Nie habe ich ein beleidi­gendes Wort von einer von ihnen gehört. Einige kamen nach wie vor zu mir nach Hause, um gemeinsam Schul­ar­bei­ten zu ­ma­chen, Bücher zu tauschen oder einen Kanon zu sin­gen. Die hübsche Alice Wolf mit dem Bubi­kopf stand jeden Morgen zum gemeinsamen Schulweg vor unserm Haus. Ihr Bruder, ein hünenhaf­ter Hitler­jugendführer, trat als Beschützer des mei­nen auf, indem er ras­sebe­wuss­tere Mitschüler des Fried­richs­gym­na­si­ums streng­stens verwarnte, sich an ihm zu ver­greifen.

Prüfungen für uns waren demgegenüber die Anpöbelungen auf der Stra­ße. Ich habe noch eine Narbe an der Stirn von einem solchen Vorfall. Als ich einmal die Straße entlang ging, mar­schier­te eine HJ-Ab­tei­lung mit Fahne vorbei. Da sprangen ein paar Jungen auf mich zu und stießen mich gegen die Wand, weil ich die Fahne nicht ge­grüßt hatte. Als Jüdin durfte ich aber die Fahne gar nicht grü­ßen, im Ge­gen­satz zu "deutschen" Mädchen. Ich habe furcht­bar geblutet.

Schon 1933 wurde mein Vater als Leiter der Säuglingssta­tion ent­lassen. Auch die Krankenkasse bedurfte seiner Dienste nicht mehr. Bei immer schwä­cher werdender Privatpraxis wurde das Ver­dienen des Le­bensunterhalts für die vierköpfige Familie immer mehr zum Problem. Als mein Vater keine nicht­jüdi­schen Pa­tien­ten mehr hat­te, gab meine Mutter Eng­lisch-Kurse. Die ganze Ge­meinde hat bei ihr Englisch gelernt, sie woll­ten ja alle auswandern. Meine Mut­ter musste die Lek­tio­nen vor­her erst selbst ler­nen, war den Schü­lern immer gera­de eine Lek­tion vor­aus.

Wir haben auch ein Zim­mer an einen nichtjüdischen Geigen­leh­rer ver­mietet. Er war ent­schiedener Anti­na­zi und hat bis zum Som­mer 1938 in diesem Zimmer in unserer Wohnung Geigenstunden gegeben. Eines Tages kam er dann zu mei­nen El­tern und er­öff­nete ih­nen, dass er nicht mehr bei ihnen unter­rich­ten dürfe. Er bat sie um Verständ­nis, er ­sei ganz außer sich, aber er hätte große Schwie­rig­kei­ten, die Schüler durften nicht mehr kom­men. Bis dahin konnte auch die Klavierlehrerin noch in unser Haus zum Unterricht kommen, auch das war nun nicht mehr ­mög­lich. Auch sie musste uns ab­sagen, es tat ihr schreck­lich leid.

Mein Vater gehörte dem Vor­stand der jüdischen Gemeinde an. Daneben war er auch in der ­Har­den­berg-Loge tätig. Dies war eine jüdische Loge, die nach dem Verbot der anderen Logen noch fort­be­stand. Sie be­fand sich in einem schönen Gartenhaus am Wilhelms­platz. Wir hat­ten dort auch unse­re Heim­aben­de von den "Werk­leu­ten". Wir haben dort einen Chor ge­habt und viel Musik ge­macht. Wäh­rend der Ver­samm­lun­gen kam mit­unter ein SA-Mann und kon­trol­lier­te. Wir waren jedoch infor­miert, wor­über wir dann zu sprechen hatten, und was wir zu sin­gen hatten. Das Thema wurde so­fort ge­wech­selt.

Wir sind schon als junge Mäd­chen zu den "Werkleuten" gegan­gen, die aus den "Ka­meraden" hervorgegangen waren. Mein Bru­der, der drei Jahre älter war, ge­hörte schon lange dazu. Die "Ka­me­ra­den" waren noch in kei­ner Weise zio­ni­stisch aus­ge­rich­tet, sie stan­den dem Wan­der­vo­gel nahe, ver­anstal­te­ten Heim­aben­de, hatten La­ger, san­gen Lands­knechts­lie­der wie die an­dern deut­schen Bünde. Der Wan­dervo­gel wurde jedoch zuneh­mend anti­semi­tisch. Daher waren rein jüdische Wander­bünde gegrün­det worden. Die "Werkleute" waren bereits zio­nistisch aus­gerichtet, M­artin Buber hat sie stark beeinflusst. Sie sorgten auf die best­mögliche Weise für die Stärkung unsere­s Selbstbewusstseins. Wir pilger­ten sonn­tags hin­aus zu einer Wiese im Eich­wald, hielten Völ­ker­ball­tur­niere ab, sangen Lands­knechts- und hebräische Pionierlieder durchein­ander, saßen im Krei­se auf dem Gras, im Schnei­der­sitz, diskutierten über die Welt­pro­bleme, ­den Chas­si­dismus und die Kibbuz-Bewegung. Wenn wir durch die Wälder radelten, immer auf der Hut, zu zweit oder zu dritt, um nicht Auf­merksamkeit zu erregen, träumten wir von der judäi­schen Wüste, den Bergen Galiläas und der wunderbaren Frei­heit, die uns dort erwartete. Wir fühlten uns inzwischen als Fremde in dem Land unserer Geburt, das so sehr darauf aus war, uns loszuwerden.

Gleichzeitig mit den wachsenden Einschränkungen und Schikanen der Nazi-Zeit intensivierte sich das kulturelle Leben. Da zahl­lose ­jü­di­sche Künstler entlassen waren und sozusagen auf der Stra­ße lagen, ­konn­ten sie nur noch im ei­ge­nen Rah­men wir­ken. So erschienen jetzt in unserer Provinzstadt angese­hene Musiker, Schauspieler und Schrift­steller, um im Saal der Hardenberg-Loge, und nach der Beschlagnahme dieses schönen Hau­ses in dem nüchternen Gemeinde­saal über der Synagoge ihre Kunst darzubieten. Alle wurden in unserm Haus empfangen, dort wurde musiziert, rezitiert, disku­tiert, und so konnte man immer etwas Neues hören und erleben. Meine Eltern führten ein offe­nes Haus, es gab viel Gesellig­keit. Hausmusik wurde veranstaltet, meine Mutter hat gesungen. Ich wurde als unentbehrliche Notenum­blät­te­rin in diesen Kreis hineingezogen und hatte mei­nen An­teil an dem Applaus für die Klaviervirtuosen. Wesentli­cher war aller­dings der Bei­trag meines Bruders, der sich als Beglei­ter, Solo­pianist und sogar als Komponist hervortat. Sein erster größerer Auftritt erfolgte bei den Kinder­szenen von Schu­mann, diesen Ton­dichtungen von den Freuden und Leiden, Äng­sten, Grü­be­leien und Träumen einer heilen Kindheit. Eben der, die unsere Eltern für uns geplant hatten, bevor ein böser, mäch­tigerer Wille ein­griff.

Aus dem Sprechzimmer meines Vaters hörte man immer seltener Baby­ge­schrei, manchmal verstummte es für ganze Stunden, be­sonders, wenn der SA-Mann auf der Straße patrouillierte und je­den, der mit einem Kind ins Haus trat, nach Namen und Anliegen fragte. Die weni­gen, die der ruhigen Autori­tät meines Vaters zuletzt noch die Treue hielten, kamen oft erst nach An­bruch der Dunkelheit oder baten ihn telefonisch um einen abendlichen und nächtli­chen Besuch. Meine Mut­ter, von Jugend auf zionistisch orientiert, drängte auf Auswanderung nach Palästina. Mein Vater pflegte auf schlim­me Geschichten stets mit dem Ausspruch zu reagieren: "Das glau­be ich nicht!"- In der Emigra­tion - und die Ali­jah, der "Auf­stieg" ins Land Isra­el war für ihn nichts anderes - sah er ­nichts als ein Kapi­tu­lieren, ein fatales Ak­zeptieren des Sieges des Bösen über das Gute. Seine Gäste führ­te er nach wie vor in die alten Frankfurter Messehäu­ser, zum Geburtshaus von Hein­rich von Kleist, zeigte ihnen das Kunersdor­fer Schlachtfeld oder den exo­tischen Baum, Gingko bilo­ba, den er in den Anlagen ent­deckt hat­te, und dekla­mierte dazu das Gedicht, das Goethe einst bei der Betrach­tung eines Baumes dieser Art in Heidel­berger Schlosshof nieder­geschrie­ben hatte.

Doch war meine Kindheit keine glückliche. Nicht wegen des sich immer mehr verfinsternden Himmels, denn was wusste ich schon von dem Grauen, das in der Zukunft wartete, sondern weil über ihr die große, schwarze Wolke des Abschieds lag. Mein Vater hatte be­schlossen, nicht auszuwandern. Ande­re, viele nahe Ver­wandte und Freunde, entschie­den sich anders. Häuser, in die wir gewohnt waren einzutreten, wur­den zu abweisenden Fassaden. Um den Weg­gezogenen in ihre neuen Wohn­orte zu folgen, mussten wir, neben der Palä­stina-Karte, Knaurs großen Weltatlas zu Rate ziehen. Oft bedurfte es der Wanderung über mehrere Länder, um die verstreu­ten Mitglieder einer bis vor kurzem noch glücklich vereinten Familie aufzufinden.

­ Hirsch­bergs waren die er­sten, die weg­gin­gen, schon 1933, ohne zu zö­gern. Onkel Josef und Tante Else, wie wir sie nannten, waren die besten Freunde unserer El­tern gewesen. Onkel Josef besaß ein Riesen­grundstück mit Gar­ten, Wiese und Wald am Rande der Stadt, ein Para­dies unserer Kind­heit, bald ein ver­lorenes Paradies. Damals war Traud­chen Lapi­das noch da, die unzertrennliche Ge­fährtin meiner frühen Kind­heit, die Tochter des Kultusbeamten der jüdi­schen Gemeinde. Unter seinen verschiedenen Ämtern und Pflich­ten fiel ihm auch die Aufgabe zu, an den hohen Feiertagen den Scho­far, das uralte Wid­derhorn, zu blasen. In den letzten Monaten vor ihrer Abreise waren wir sehr aktiv. Ich schrieb Ge­schichten, sie illustrierte sie und band sie ein, und dann ver­kauften wir sie für teures Geld an wohlmeinende Be­kannte, eine Mark oder 1,50 pro Buch. Dann ging sie mit ihren Eltern nach Palästina, und ich schloss mich für eine Woche in mein Zimmer ein und war für nieman­den zu spre­chen.

In den ersten Jahren predigte unser Rabbiner, Ignaz Maybaum, der angesehe­ne und auto­ritäre Seelsorger unserer Gemeinde, noch gegen die Klein­gläubi­gen, die nicht standhalten wollten. Eines Tages verschwand aber auch er, zunächst nur ins Ge­fängnis, und wir mussten uns für seinen kleinen Sohn Mi­scha alle möglichen Ablenkungen ausdenken, damit er nicht zu oft nach sei­nem Vater frag­te. Irgendwann packte auch er seine Sie­bensachen, nahm seine Frau, den krausköpfigen Mischa und das Ba­by, und suchte das Weite.

Im Laufe der Zeit wurde es eine Ge­wohn­heit, auf den Bahn­hof zu ge­hen, wenn jemand abfuhr. Wir wink­ten, bis der Zug außer Sicht war, dann gingen wir nach Hause und brü­teten. In den letz­ten zwei Frank­fur­ter Jahren, 1937/38, hatten alle unsere gro­ßen Brü­der und Schwe­stern von den "Werkleu­ten" die Stadt ver­las­sen. Wir elf- bis dreizehnjährigen Jungen und Mädchen versuchten, unsere Verwaistheit mit gesteiger­ter Aktivi­tät zu verdrängen. Führerlos zurück­geblieben mussten wir uns nun selbst führen, auch nach außen hin. In be­stimmten Abstän­den musste ich mich als klei­nes Mädchen mit Pony und Stupsnase, doch "Orts­grup­pen­lei­te­rin der Werkleu­te", bei der Kri­mi­nal­poli­zei melden. Das war immer ein allgemei­nes Gaudium, und keiner von den jovialen Be­amten sprach anders mit mir als mit amüsiertem Augenzwin­kern.

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366 s. 11 illüstrasyon
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9783754179819
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