Kitabı oku: «Henry Morton Stanley: Im dunkelsten Afrika», sayfa 2
Bei Erwägung der Unglücksfälle der Nachhut darf man jedoch nicht außer Acht lassen, dass ich der festen Überzeugung bin, dass wenn es das Los Barttelot's oder Jameson's gewesen wäre, den Platz von Stairs oder Jephson einzunehmen und uns bei der Vorhut zu begleiten, sie sich in gleicher Weise ausgezeichnet haben würden; denn eine Gruppe von jungen Leuten, die wie diese zu jeder Zeit, bei Nacht und bei Tage, erpicht auf Arbeit sind und dieselbe so lieben, wie Barttelot, Jameson, Stairs, Nelson, Jephson und Parke, ist selten zu finden. Müsste ich nochmals die Gründung eines Staates in Afrika unternehmen, dann würden solch unermüdliche, wackere Charaktere für mich geradezu unschätzbar sein. Die Unglücksfälle der Nachhut waren die Folge des am 17. August gefassten Beschlusses, zu bleiben und auf mich zu warten, und des Zusammentreffens mit den Arabern am nächsten Tage.
Was in diesem Werke von Emin Pascha berichtet ist, wird, wie ich hoffe, dem hohen Begriffe von unserm Ideal nicht im geringsten Abbruch tun. Wenn die Wirklichkeit etwas von demselben abweicht, so kann ihm deshalb keine Schuld beigemessen werden. Solange seine Leute ihm treu waren, stand er hinter dem Ideal nicht zurück; als seine Soldaten sich empörten, hörte seine Brauchbarkeit als Gouverneur auf, gerade wie ein Kunsttischler, welcher Werkzeug besitzt, vorzügliche Holzarbeiten herstellen, ohne Werkzeug aber nichts ausrichten kann. Wenn der Pascha keine solche riesenhafte Gestalt besitzt, wie wir angenommen hatten, so kann er dafür gewiss nicht verantwortlich gemacht werden, ebenso wenig wie für sein unmilitärisches Äußere. Wenn der Pascha imstande gewesen war, seine Provinz fünf Jahre lang zu behaupten, so kann er gerechterweise nicht für die Woge des Wahnsinns und die Epidemie des Aufruhrs verantwortlich gemacht werden, welche seine bisher getreuen Soldaten in Rebellen verwandelte. Sie werden in dieser Erzählung zwei besondere Stellen finden, in denen der Pascha beide male mit der strengsten Unparteilichkeit geschildert wird; seine Unglücksfälle vermindern nicht unsere Hochachtung vor ihm, wenn wir auch mit dem Überfluss an dem ihn beseelenden Gefühl für so unwürdige Subjekte wie geschworene Rebellen nicht einverstanden sein mögen. Als Verwaltungsbeamter hat er die schönsten Eigenschaften bewiesen; er war gerecht, taktvoll, treu und mild und liebte die Eingeborenen, welche sich unter seinen Schutz gestellt hatten, und man kann keinen schöneren und besseren Beweis für die Hochachtung, welche seine Soldaten für ihn hegten, wünschen, als die Tatsache, dass er dem Rufe, den er sich durch seine Gerechtigkeit und Milde erworben hatte, sein Leben verdankt. Kurz, jede Stunde, welche er dem Schlafe abdarbte, war vor seiner endgültigen Absetzung irgendeinem nützlichen Zweck gewidmet, der geeignet sein konnte, seine Kenntnis zu vermehren, die Lage der Menschheit zu verbessern und der Zivilisation neues Feld zu erobern. Sie dürfen dies nicht vergessen und es selbst dann nicht außer Betracht lassen, wenn Sie lesen, welche Eindrücke wir von ihm erhalten haben.
Ich muss glauben, dass Herr Mounteney Jephson den höchst wohlwollenden Bericht über die Ereignisse während der Gefangennahme und Haft des Paschas und seiner selbst aus reiner Ergebenheit, Sympathie und Mitgefühl für seinen Freund geschrieben hat. In der Tat tritt das Wohlwollen und die Sympathie, welche er für den Pascha hegt, so offen zu Tage, dass ich ihn scherzweise beschuldige, entweder Mahdist, Arabist oder Eminist zu sein, während man eigentlich unwillig sein könnte, wenn man in eine Falle gelockt wird mit der Aussicht, ein Sklavenleben in Khartum zu führen! Als dem Pascha die Briefe des Herrn Jephson vorgelegt wurden, bestätigte er, wie Sie sehen werden, deren Inhalt. Spätere Beobachtungen haben die Wahrheit der von Herrn Jephson gemachten Bemerkung auch bewiesen, welcher sagte: „Das Gefühl ist der schlimmste Feind des Paschas; Emin hält hier nichts zurück, als Emin selbst“. Was ich an Jephson am meisten bewundere, ist der offenbare Konflikt in ihm zwischen seiner Pflicht mir gegenüber als mein Vertreter und seiner Freundschaft für den Pascha.
Während wir natürlich bedauern müssen, dass Emin Pascha auf seine Truppen nicht den erforderlichen Einfluss besaß, der ihren vollständigen Gehorsam, ihre Zuverlässigkeit und ihre Treue veranlasst hätte, sie folgsam gegen die Gesetze und Gebräuche der Zivilisation gemacht, sie gezwungen hätte, die Eingeborenen als Mitgeschöpfe zu achten und zu Wächtern und Beschützern des Friedens, des Eigentums zu machen, ohne welche es keine Zivilisation gibt, werden viele der Ansicht sein, dass, da der Gouverneur hierzu nicht imstande war, es vielleicht ganz gut sei, dass die Ereignisse den jetzigen Verlauf genommen haben. Den afrikanischen Eingeborenen kann man nicht die Lehre beibringen, dass die Zivilisation ein Segen ist, wenn man gleichzeitig gestattet, dass sie von einer zügellosen Soldateska nach Belieben unterdrückt, in menschenunwürdiger Weise behandelt, beraubt und in die Sklaverei getrieben werden! Die Gewohnheit, die Eingeborenen für nicht besser als heidnische „Abid“ oder Sklaven zu halten, datiert von Ibrahim Pascha und muss vollständig abgeschafft werden, ehe man außerhalb der Militärniederlassungen irgendetwas wird sehen können, was Ähnlichkeit mit der Zivilisation hat. Wenn jedes Getreidekorn, jedes Stück Geflügel, jede Ziege, jedes Schaf und jede Kuh, welche die Truppen brauchen, mit gutem Gelde oder dessen Wert in Notwendigen Waren bezahlt wird, dann wird der Einfluss der Zivilisation unüberwindlich sein und dann kann sogar die christliche Lehre eingeführt werden; ohne unparteiische Rechtspflege sind aber beide unmöglich, und sie werden sicherlich niemals zur Einführung gelangen, wenn die Rechtspflege von Raub begleitet wird oder ihn im Gefolge hat, wie es nach meiner Befürchtung im Sudan nur zu allgemein Brauch gewesen ist.
Diejenigen, welche die wahre Gerechtigkeit hochhalten, mögen einigen Trost finden in dem Gedanken, dass, bevor die Zivilisation in ihrer wahren und wirklichen Form in Äquatoria eingeführt wird, die Eingeborenen jetzt einige Zeit Ruhe und Frieden haben werden, und dass, wie auch das Land ausgesehen haben mag, doch alles mit Ausnahme einiger Orangen- und Zitronenbäume unter höheren, besseren und dauernderen Auspizien innerhalb eines Monats ersetzt werden kann.
Wenn ich während der Expedition meiner wirklichen Freundschaft und Ergebenheit für Sie und meine Freunde vom Emin-Entsatz-Komitee nicht genügend Ausdruck gegeben habe, so schreiben Sie dies, bitte, dem Mangel an Gelegenheit und der Macht der Verhältnisse zu, nicht aber einer Lauheit und Unaufrichtigkeit meinerseits. Wenn Sie und meine Freunde aber etwa überzeugt sind, dass ich, soweit es in meiner Macht lag, die mir anvertraute Mission getreulich und loyal in demselben Sinne und zu demselben Zwecke erfüllt habe, wie Sie selbst es getan haben würden, wenn Sie physisch und moralisch imstande gewesen wären, uns zu begleiten, dann bin ich in der Tat zufrieden, und das höchste Lob würde meiner Ansicht nach nicht der einfachen Anerkennung gleichkommen, welche in den Worten liegen würde: „Es ist gut gemacht.“
Mein lieber Sir William, ein nobles, edelmütiges und treues Herz, wie das Ihrige, zu lieben, ist nur natürlich. Nehmen Sie die Versicherung meiner Liebe entgegen, die ich Ihnen seit langer Zeit voll und ganz zu eigen gegeben habe.
Henry M. Stanley.
Herrn Baron Sir William Mackinnon,
von Balinakill und Loup,
Grafschaft Argyleshire,
Vorsitzendem des Emin-Pascha-Entsatz-Komitee etc.
William Mackinnon (Mitte) mit HM Stanley und F. de Winton
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Erstes Kapitel – Einleitung
Erstes Kapitel – Einleitung
Der Khedive und der Sudan. – Arabi Pascha. – Hicks Pascha's Niederlage. – Der Mahdi. – Sir Evelyn Baring und Lord Granville über den Sudan. – Valentine Baker Pascha. – General Gordon, seine Tätigkeit im oberen Sudan. – Eduard Schnitzer (oder Emin Effendi Hakim) und seine Provinz. – General Gordon in Khartum und Bericht über die Expedition im Jahre 1884 unter Lord Wohlseley. – A. M. Mackay, der Missionar in Uganda. – Briefe von Emin Bey an Mackay, C. H. Allen und Dr. R. W. Felkin, seine Provinz betreffend. – F. Holmwood's und A. M. Mackay's Ansichten über den geplanten Entsatz Emins. – Vorgeschlagene Marschrouten für die Expedition zum Entsatze Emins. – Sir William Mackinnon und J. F. Hutton. – Der Entsatz-Fonds und Einzelheiten über die Vorbereitungen zur Expedition. – Oberst Sir Francis de Winton. – Auswahl der Offiziere für die Expedition. – König Leopold und die Kongo-Route. – Abreise nach Ägypten.
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Nur ein Carlyle, der in seiner reifsten Periode die Schrecknisse der fürchterlichen Französischen Revolution in düsteren Farben beschrieb, kann der langen Reihe von Unglücksfällen, welche die Verbindung zwischen England und Ägypten im Gefolge gehabt hat, gerecht werden. Es ist dies vom Anfang bis zum Ende ein so schreckliches Thema, dass Engländer vermeiden, es zu berühren. Diejenigen, welche irgendetwas bezüglich dieser Schrecknisse geschrieben haben, beschränken sich auf rein historische Darstellung. Niemand kann sie durchlesen, ohne über die Gefahren zu schaudern, welche England und die Engländer während dieser Periode jämmerlicher Missverwaltung bedroht haben. Nach dem ägyptischen Feldzuge gibt es in monatelanger beängstigender Dunkelheit nur einen hellen Sonnenstrahl, und das ist derjenige, welcher die Unsterblichen von Abu-Klea und Gubat trifft, wo jene kleine Truppe heldenmütiger Engländer auf dem todbringenden Wüstensande Schulter an Schulter kämpfte und einen Ruhm erwarb, der demjenigen gleichkommt, welchen sich die Leichte Brigade bei Balaklawa gewinnen musste. Das waren in der Tat Kämpfe, welche eine Reihe von Fehlern, wie man in einem Jahrhundert der Geschichte ihresgleichen nicht findet, zum großen Teile wieder gutmachen. Wenn diejenigen, welche für die Folge der Ereignisse verantwortlich sind, nur einen Teil des bei Abu-Klea gezeigten zweckbewussten, ernsten Willens bewiesen hätten, dann würde der Mahdi bald eine groteske Figur zur Verzierung eines Bilderbogens oder zur Verstärkung einer sprichwörtlichen Redensart geworden sein, nicht aber die fürchterliche Schreckensfigur der neuesten Zeit, deren Gegenwart jede Spur von Zivilisation im Sudan zu Asche zerstört hat.
Um eine passende, aber kurze Einleitung zu dem wesentlichen Gegenstande dieses Werkes zu haben, muss ich Notwendigerweise die Ereignisse flüchtig berühren, welche den letzten am Leben befindlichen Statthalter Gordon's veranlasst haben, aus seiner harten Bedrängnis in der Nähe des Äquators um Hilfe zu rufen.
Dem kühnen Projekte des Khedive Ismail verdanken wir im Grunde all das, was Ägypten und den Sudan betroffen hat.
Er unternahm mit 5 Millionen Untertanen und einem sich rasch leerenden Staatsschatze die Erweiterung des ägyptischen Khediviats zu einem ungeheuren ägyptischen Reiche, dessen Gesamtflächenraum ein Areal von über 2½ Millionen Quadratkilometer umfasst, und von dem Leuchtturme von Alexandrien bis zum Südende des Albert-Sees, und von Massaua bis zur Westgrenze von Darfur reicht.
Khedive Ismail
In seiner Hauptstadt fanden sich Abenteurer aus Europa und Amerika ein, welche die wahnsinnigsten Pläne machten und sich als Leiter der wildesten Unternehmungen anboten. Die ruhige Zeit, als die ägyptische Herrschaft bei Gondokoro aufhörte und der Nil die natürliche Straße für den Verkehr bildete, der durch den sanften Druck der langsamen Entwickelung entstand, war zu Ende, als Kapitän Speke, Grant und Sir Samuel Baker ihre enthusiastischen Berichte mitbrachten von prächtigen Seen und Gegenden, die an Fruchtbarkeit und Produktivität ihresgleichen nicht hatten. Die Beendigung des amerikanischen Bürgerkrieges drängte zahllose Offiziere aus ihrer Tätigkeit, und viele von ihnen strömten nach Ägypten, um dem modernen Pharao ihr Genie zur Verfügung zu stellen und seine großartigen Träume von einem Reiche zu verwirklichen. Ebenso erschienen auch Engländer, Deutsche und Italiener, um an den Ehren, mit welchen die Kühnen und Tapferen überschüttet wurden, teilzunehmen.
Wenn ich die Annalen dieser Periode sorgfältig und leidenschaftslos durchlese und dabei die weitausschauenden Ideen des Khedive, seinen Enthusiasmus, die fürstliche Freigebigkeit in seinen Belohnungen, seine militärischen Taten, die plötzliche Ausdehnung seiner Macht und die stetige Erweiterung seiner Herrschaft nach Süden, Westen und Osten bewundere, stößt mir die überraschende Tatsache auf, dass sein Erfolg als Eroberer in Afrika sich mit dem Alexanders in Asien vergleichen lässt, nur mit dem Unterschiede, dass Alexander seine Armeen persönlich anführte, während der Khedive Ismail den Luxus seiner Paläste in Kairo vorzog und die Führung der Kriege seinen Paschas und Beys überließ.
Dem Khedive erscheint die von ihm eingeschlagene Eroberungslaufbahn als eine edle; die europäische Presse zollt ihm Beifall; es verlautet von so vielen Dingen von großartiger Wichtigkeit für die Zivilisation, dass sie ihm zu Ehren Lob- und Triumphlieder singt; die beiden Meere sind vereinigt und die Handelsflotten ankern in stattlichen Reihen im Schifffahrtskanal; nach Süden werden die Eisenbahnen ausgedehnt, und man prophezeit, dass eine Linie bis nach Berber reichen wird.
Port Said um 1880
Allein während dieser ganzen herrlichen Zeit scheint man die Bevölkerung des neuen Reiches nicht einmal der Beachtung Wert gehalten zu haben, außer als Steuerobjekt und Hilfsmittel, den Staatsschatz zu füllen. Die Steuern sind höher als je; die Paschas werden geldgieriger, die Gesetze schärfer, der Elfenbeinhandel wird monopolisiert, und schließlich wird, um die bereits wachsende Unzufriedenheit noch weiter zu vermehren, im ganzen Gebiet, wo die ägyptische Autorität Geltung hat, der Sklavenhandel verboten. Im Laufe von fünf Jahren hat Sir Samuel Baker die Äquatorialprovinz, Munzinger Sennar erobert, Darfur ist annektiert und Bahr-el-Ghasal nach fürchterlicher Vergeudung von Menschenleben unterworfen. Die bei allen diesen Großmacht-Projekten sich zeigende Kühnheit ist geradezu wunderbar, fast so wunderbar, wie der vollständige Mangel an gesundem Menschenverstand. An einer Gebietslinie von nahezu 1.300 km Länge befinden sich nur drei Militärstationen in einem Lande, welches, ausgenommen wenn der Nil hoch angeschwollen ist, nur Kamele als Beförderungsmittel zur Verfügung hat.
Im Jahre 1879 wurde der Khedive Ismail, der zu häufig Wechsel auf die europäischen Banken gezogen und die ägyptische Staatsschuld bis auf 128 Mill. Pfd. St. vermehrt hatte, sich aber die Beschränkungen nicht gefallen lassen wollte, welche ihm von den Mächten, deren Untertanen das so freigebig von ihm vergeudete Geld geliefert hatten, auferlegt werden sollte, abgesetzt und an seiner Stelle der gegenwärtige Khedive, sein Sohn Tewfik, zum Herrscher unter der Vormundschaft der Mächte erhoben. Kurze Zeit nachher entstand eine Militärrevolte, doch wurde dieselbe von einer 13.000 Mann starken englischen Armee unter Lord Wohlseley bei Kassassin, Tell-el-Kebir, Kairo und Kafr-ed-Dauar unterdrückt.
Während der kurzen Herrschaft Arabi Pascha's, des Führers der Militärrevolte, wurde viel Unheil dadurch verursacht, dass man die verfügbaren Truppen aus dem Sudan zurückzog. Während der englische General die Rebellentruppen bei Tell-el-Kebir schlug, marschierte der Mahdi Mohammed Achmet zur Einschließung von El Obeid; am 23. August wurde er bei Duem mit einem Verlust von 4.500 Mann angegriffen. Am 14. wurde er von der Besatzung von Obeid zurückgeschlagen, wie es heißt mit 10.000 Mann Verlust. Diese ungeheuren Verluste an Menschenleben, welche vom 11. August 1881, dem Tage, an dem der Mahdi es zuerst unternahm, die Bevölkerung des Sudan über die Schwäche der ägyptischen Macht zu belehren, sich beständig fortsetzten, wurden zum großen Teile durch Stämme, denen die vom Mahdi verkündete Religion gleichgültig war, die aber von den ägyptischen Beamten ausgeplündert, von der Regierung über alle Gebühr besteuert waren und verhindert wurden, Sklaven zu verkaufen, um die Mittel zur Bezahlung der Abgaben zu erhalten, sowie durch die Hunderte von Sklavenhändler-Karawanen verursacht, deren Verkehr Gordon und sein Statthalter Gessi Pascha durch die energische Unterdrückung des Sklavenhandels ein Ende gemacht hatten.
Vom 11. August 1881 bis zum 4. März 1883, als Hicks Pascha, ein früherer Offizier der indischen Armee, als Generalstabschef der Sudanarmee in Khartum eintraf, hatte Missgeschick aller Art die Regierungstruppen in fast ununterbrochener Reihe verfolgt; und inzwischen hatte die meuterische ägyptische Armee sich erhoben, war überwältigt und aufgelöst worden, worauf eine neue Armee unter Sir Evelyn Wood gebildet ward, die nicht über 6.000 Mann zählen sollte. Und dennoch beschließt Hicks Pascha, obwohl ihm die ungeheure Macht des Mahdi, der nahezu an Raserei grenzende Fanatismus in Verbindung mit dem seine Legionen beseelenden Hasse, sowie die Unzuverlässigkeit, die mangelnde Disziplin und die Feigheit seiner Truppen bekannt waren, während er die ägyptische Regierung um eine Verstärkung von 5.000 Mann oder von vier Bataillonen von der neuen Armee des Generals Wood bittet, Kordofan zu erobern und marschiert dem siegreichen Propheten entgegen, der mit seinen Horden noch über den kürzlich erfochtenen Sieg über Obeid und Bara triumphiert. Sein Stab und sogar die ihn begleitenden Zivilisten prophezeien Unglück, allein Hicks tritt seinen letzten Marsch mit einer Armee von 12.000 Mann, 10 Gebirgsgeschützen, 6 Nordenfelt-Kanonen, 5.500 Kamelen und 500 Pferden an. Jeder weiß, dass die Elemente der Schwäche in den Truppen selbst liegen, dass viele von den Soldaten Bauern sind, welche man von den ägyptischen Feldern weggeschleppt und in Ketten geworfen hat, dass andere sich zum Mahdismus bekennen, dass unter den Offizieren Uneinigkeit besteht und dass nichts in der richtigen Verfassung ist. Allein trotzdem marschieren sie auf Obeid los, stoßen mit den Legionen des Mahdi zusammen und werden vernichtet.
England dirigiert jetzt die Geschäfte Ägyptens mit Zustimmung des jungen Khedive, dem es bei der Besteigung auf den beinahe königlichen Thron behilflich gewesen ist und den zu schützen es ein Interesse hat. Englands Soldaten befinden sich in Ägypten, die neue ägyptische Armee steht unter dem Befehle eines englischen Generals, die Militärpolizei unter dem Kommando eines früheren englischen Kavallerieobersten; Englands diplomatischer Agent leitet die auswärtige Politik und die wichtigsten Staatsämter sind fast alle in den Händen von Engländern.
Der Sudan ist der Schauplatz der schrecklichsten und blutigsten Kämpfe zwischen den schlecht geführten Truppen der ägyptischen Regierung und den siegreichen Stämmen gewesen, welche sich unter dem heiligen Banner des Mahdi gesammelt haben, und wenn dem Vordringen des Propheten nicht bald kräftiger Widerstand geleistet wird, dann wird, wie viele Leute in England einsehen, dieses ungeheure Gebiet und das fruchtbare Becken des oberen Nils Ägypten verloren gehen, falls nicht Truppen und Gelder geschickt werden, um dies zu verhindern.
Nach der Ansicht des gesunden Menschenverstandes ist es klar, dass England, nachdem es die Leitung der Regierung und die Handhabung der Geschäfte Ägyptens übernommen hat, nicht umhin kann, sich über seine Politik bezüglich des Sudan zu erklären. Auf eine im englischen Parlament an den Premierminister gerichtete Frage, ob der Sudan als ein Teil von Ägypten betrachtet werde und, wenn dies der Fall, ob die englische Regierung Schritte tun werde, um die Ordnung daselbst wiederherzustellen, erwiderte Herr Gladstone, der Sudan sei in den Kreis der englischen Operationen nicht mit einbegriffen und die Regierung sei auch nicht geneigt, ihn in den Kreis der englischen Verantwortlichkeit einzuschließen. Als politische Erklärung kann gegen diese Antwort kein Vorwurf erhoben werden; sie bezeichnet die Gladstone'sche Politik, und als solche kann nichts gegen dieselbe gesagt werden; sie ist sein Prinzip, das Prinzip seiner Kollegen in der Regierung und seiner Partei, und als Prinzip verdient diese Erklärung Berücksichtigung.
Während das Schicksal des Generals Hicks Pascha und seiner Armee noch unbekannt ist, aber schon der unglückliche Ausgang befürchtet wird, schickt der politische Agent in Ägypten, Sir Evelyn Baring, der englischen Regierung wiederholt Warnungen und schlägt Mittel und Wege vor, um die Schlusskatastrophe zu verhüten.
Sir Evelyn Baring 1841 – 1917
„Wenn Hicks Pascha geschlagen wird, ist Khartum in Gefahr; durch den Fall von Khartum wird Ägypten bedroht.“
Khartum
Lord Granville erwidert während der Monate November und Dezember 1883 zu verschiedenen malen, die Regierung rate zur Räumung des Sudan innerhalb gewisser Grenzen; die ägyptische Regierung müsse die alleinige Verantwortung für alle Operationen außerhalb des eigentlichen Ägypten übernehmen; die englische Regierung beabsichtige nicht, englische oder indische Truppen im Sudan zu verwenden; unwirksame Anstrengungen seitens der ägyptischen Regierung zur Sicherung des Sudan würden die Gefahr nur vergrößern.
Sir Evelyn Baring Teilt darauf Lord Granville mit, dass keine Überredung und kein Argument die ägyptischen Minister veranlassen könne, die Politik der Räumung des Sudan zu akzeptieren. Ferner benachrichtigt der Premierminister Cherif Pascha Lord Granville, dass der Aussage Valentine Baker Pascha's zufolge die zur Verfügung stehenden Mittel durchaus unzureichend seien, um den Aufstand im Sudan niederzuwerfen.
Darauf erklärte Lord Granville durch Sir Evelyn Baring, es sei unerlässlich, dass, solange noch englische Soldaten Ägypten provisorisch besetzt hielten, dort der Rat der Minister Ihrer Majestät befolgt würde, und dass er auf der Annahme desselben bestehe. Nunmehr wurden die ägyptischen Minister gewechselt und am 10. Januar 1884 wurde Nubar Pascha Premierminister.
Am 17. Dezember 1883 reiste Valentine Baker von Ägypten nach Suakin ab, um die militärischen Operationen für die Aufrechterhaltung der Verbindung zwischen Suakin und Berber zu beginnen und die Beruhigung der Stämme in jener Gegend vorzunehmen. Während man in England absolut sicher war, dass die Truppen Baker's eine vernichtende Niederlage erleiden würden, und man dies auch in Ägypten befürchtete, scheint der General keine Gefahr geahnt oder, wenn dies doch der Fall war, mit derselben geliebäugelt zu haben. In der Befürchtung, dass ein Kampf für seine Truppen unheilvoll sein werde, schreibt der Khedive privatim an Baker Pascha: „Ich verlasse mich auf Ihre Klugheit und Tüchtigkeit und erwarte, dass Sie den Feind nur unter den günstigsten Verhältnissen angreifen.“ Baker besaß Klugheit und Tüchtigkeit im Überfluss; aber die Folge zeigte, dass es ihm in diesem Falle ebenso sehr an Klugheit und Urteilsfähigkeit fehlte, wie dem unglücklichen Hicks. Baker's Truppe bestand aus 3.746 Mann. Am 6. Februar 1884 verließ er Trinkitat an der Meeresküste in der Richtung auf Tokar; nach einem Marsche von 10 km stieß man auf die Vorhut der Rebellen, und bald nachher waren beide Armeen im Kampfe. Es heißt, „dass die Rebellen den Ägyptern die äußerste Verachtung gezeigt hätten, dass sie dieselben beim Genick packten und ihnen den Hals abschnitten, dass die Regierungstruppen, vor Furcht gelähmt, kehrt machten und sich lieber töten ließen, als den Versuch wagten, ihr Leben zu verteidigen; dass Hunderte ihre Waffen fortwarfen, niederknieten und mit erhobenen Händen um Gnade flehten“.
Die Gesamtzahl der Getöteten betrug 2.373 von 3.746. Herr Royle, der vorzügliche Geschichtsschreiber des ägyptischen Feldzuges, sagt: „Baker kannte die Zusammensetzung der von ihm befehligten Truppen oder hätte sie wenigstens kennen sollen; solche Leute in den Kampf zu führen, hieß einfach das Unglück heraufbeschwören.“ Was soll man dann von Hicks sagen?
Wir kommen jetzt zu General Gordon, der von 1874 bis 1876 im oberen Sudan auf den von Sir Samuel Baker begonnenen Linien tätig gewesen war, die Eingeborenen zu versöhnen, die Sklavenkarawanen zu vernichten, die Sklavenstationen zu zerstören und die ägyptische Herrschaft vermittelst einer Kette von Forts bis zum Albert-Njansa auszudehnen.
Sklavenkarawane
Nachdem er vier Monate außer Dienst gewesen war, wurde er zum Generalgouverneur des Sudan, von Darfur und der Äquatorialprovinzen ernannt. Unter anderen Personen, welche Gordon als Gouverneure der verschiedenen unter seiner vizeköniglichen Herrschaft stehenden Provinzen anstellte, befand sich auch Eduard Schnitzer, ein am 28. März 1840 in Oppeln in Schlesien geborener Deutscher, welcher im Gefolge von Ismail Hakki Pascha, des früheren Generalgouverneurs von Skutari und Muschir des Reiches, in der Türkei, Armenien, Syrien und Arabien Dienste getan hatte. Nach dem Tode seines Gönners begab Schnitzer sich nach Neiße, wo seine Mutter, Schwester und Verwandten lebten, und blieb dort einige Monate, bis er nach Ägypten reiste. Von dort ging er nach Khartum, und da er Medizin studiert hatte, wurde er von Gordon Pascha als Arzt angestellt. Er nahm den Namen Emin Effendi Hakim – der getreue Arzt – an, wurde als Lagerverwalter und Arzt nach Ladó gesandt, später in einer politischen Mission zu König Mtesa geschickt, dann nach Khartum zurückberufen, darauf mit einer ähnlichen Mission zu König Kabba-Rega von Unjoro gesandt und schließlich, 1878, zum Bey befördert und zum Gouverneur der Äquatorialprovinz Hatt-el-Estiva (Äquatoria) mit einem Gehalt von 50 Pfd. St. monatlich ernannt. Ein Steuermann eines Dampfers der Peninsular- und Oriental-Dampfschifffahrts-Gesellschaft, namens Lupton, wurde zum Gouverneur der an Äquatoria stoßenden Provinz Bahr-el-Ghasal erhoben.
Als Gordon im Jahre 1879 von der Absetzung Ismail's hörte, gab er sein hohes Amt dem neuen Khedize Tewfik zurück und teilte ihm mit, dass er nicht beabsichtige, dasselbe wieder anzunehmen.
Im Jahre 1880 übernahm er den Posten eines Sekretärs des Marquis von Ripon, legte ihn aber schon innerhalb eines Monats wieder nieder.
Im Jahre 1881 befindet er sich in Mauritius als Befehlshaber der königlichen Genietruppen; schon nach zwei Monaten gibt er diesen Posten wieder auf, um den Behörden am Cap der Guten Hoffnung in ihren Schwierigkeiten mit den Basuto zu Hilfe zu eilen, Indessen findet er schon nach kurzer Zeit, dass seine Ansichten mit denen der Capregierung nicht übereinstimmen, weshalb er den Dienst verlässt.
Inzwischen arbeitete ich am Kongo. Unsere Erfolge in jenem ungeheuren Gebiete des westlichen Afrika haben schwere Verantwortlichkeit in so ausgedehntem Maße gebracht, dass sie unkontrollierbar zu werden droht. Wenn ich den Unterkongo besuche, geraten die Geschäfte am Oberkongo in Unordnung; begebe ich mich an den Oberkongo, dann finden am Unterkongo Reibungen statt.
König Leopold II. von Belgien
Bei meinem regen Interesse an dem rasch sich zu einem Staate entwickelnden Gebiete schlug ich daher schon im September 1882 und dann nochmals im Frühjahr 1883 Sr. Majestät dem König Leopold vor, eine Persönlichkeit von Verdienst, Rang und Arbeitslust, wie General Gordon, zu meinem Assistenten zu ernennen. Derselbe sollte die Verwaltung entweder des oberen oder des unteren Kongo übernehmen, während ich in dem anderen Teil arbeitete, weil ungeheuer viel wertvolle Zeit mit dem Reisen flussauf- und abwärts von einem Gebiete zum anderen verloren ging und die jungen Befehlshaber der Stationen nur zu geneigt waren, meine Abwesenheit auszubeuten. Se. Majestät versprach mir, General Gordon um seine Mitwirkung zu bitten, doch lauteten die Antworten lange Zeit ungünstig.
Schließlich erhielt ich im Frühjahr 1884 einen Brief in der mir wohlbekannten Handschrift des Generals Gordon, der mir mitteilte, ich möge ihn mit dem nächsten Postdampfer erwarten.
Er scheint jedoch, gleich nachdem er sein Schreiben an mich zur Post gegeben und sich von Sr. Majestät verabschiedet hatte, von seinen Landsleuten mit Aufforderungen, der ägyptischen Regierung bei der Rettung der eingeschlossenen Garnison von Khartum vor dem ihr drohenden Schicksal Hilfe zu leisten, bestürmt worden zu sein. Persönlich weiß ich nichts von dem, was vorgefallen ist, als er von Lord Wohlseley Lord Granville vorgestellt wurde, ich habe aber erfahren, dass General Gordon die Überzeugung hegte, er könne die ihm anvertraute Mission durchführen. Bezüglich des Umfangs dieser Mission besteht ein ernstlicher Widerspruch. Die ägyptischen Behörden wünschten nur den Entsatz Khartums, und möglicherweise brauchte Lord Granville die Dienste Gordon's nur für diese humane Aufgabe, während alle übrigen Garnisonen ihrem Schicksal überlassen bleiben sollten, weil man die Befreiung derselben für unmöglich hielt. Die Blaubücher, welche die betreffenden offiziellen Noten enthalten, scheinen die Richtigkeit dieser Annahme zu bestätigen. Sicher ist jedoch, dass Lord Granville General Gordon angewiesen hat, nach Ägypten zu gehen und über die Lage des Sudan, sowie über die zu ergreifenden besten Mittel zur Sicherung der ägyptischen Garnisonen und zur Rettung der europäischen Bevölkerung in Khartum zu berichten. Außerdem sollte er noch weitere Aufgaben übernehmen, welche die ägyptische Regierung ihm etwa zu überweisen wünschte. Er sollte von Oberst Stewart begleitet werden.
Nach einer längeren Unterredung mit Sir Evelyn Baring erhält Gordon von diesem seine endgültigen Instruktionen namens der britischen Regierung.
Der Hauptinhalt derselben lautet wie folgt:
1) Sichern Sie den Rückzug der europäischen Bevölkerung von 10-15.000 Seelen und der Garnison von Khartum. Die Instruktionen 1 und 3 widersprechen sich einigermaßen, Khartum und der Sudan sind keine gleichbedeutenden Bezeichnungen, die Entfernung der Garnison von Khartum ist eine leichte Aufgabe, die Räumung des Sudan für eine einzelne Person aber eine Unmöglichkeit.