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Kitabı oku: «Der Raufbold», sayfa 5

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»Vor wem fürchten Sie sich denn?« fuhr er fort. »Ist denn das etwas Besonderes? Ist zwischen uns nicht schon alles . . . gewissermaßen in Ordnung?«

Marja war noch immer stumm.

»Na, lassen Sie’s nun genug sein! . . . Wozu die Dummheiten! Das ist ja doch nur . . .«

Und Lutschkoff streckte die Hand nach ihr aus . . .

Marja erinnerte sich mit einemmal Kisters Warnung. »Nehmen Sie sich in Acht!« hatte er gesagt; sie verging fast vor Schrecken, und so laut als es ihr möglich war, begann sie zu rufen:

»Tanjuschka Tanjuscha!«

Und aus dem Haselnußgesträuch tauchte die runde feste Gestalt ihres Kammermädchens auf . . .

Lutschkoff gerieth außer sich. Durch die Anwesenheit ihres Mädchens beruhigt, rührte Marja sich nicht von der Stelle. Aber der Raufbold bebte vor Wuth; seine Augen funkelten, er ballte die Fäuste und brach in krampfhaftes Lachen aus.

»Bravo, bravo!« rief er; »sehr klug, das muß ich sagen . . .«

Marja war wie versteinert.

»Ich merke, Sie hatten keine Vorsichtsmaßregel übersehen. Marja Sergejewna! Ja ja, Vorsicht kann nie schaden. Heutzutage sind die jungen Damen weit schlauer als die Alten. Wahrlich, eine schöne Liebe!l«

»Ich weiß nicht, Herr Lutschkoff, wer Ihnen das Recht gegeben hat, mir von Liebe zu reden.«

»Wer! Sie selbst!« rief er. »Das wird ja immer schöner!«

Er fühlte, daß er seine Sache vollständig verdarb; aber er vermochte sich nicht mehr zu beherrschen.

»Ich habe unbesonnen gehandelt,« fuhr Marja fort. »Ich ging auf Ihre Bitte ein in der Voraussetzung, ich würde auf Ihre Delicatesse – aber Sie verstehen ja kein Französisch – auf Ihr Zartgefühl bauen können . . . «

Lutschkoff erbleichte. Marja hatte ihn an der empfindlichsten Stelle getroffen.

»Mag sein, daß ich kein Französisch verstehe; aber so viel versteh ich, daß es Ihnen beliebt hat, sich über mich lustig zu machen . . . «

»Durchaus nicht, Herr Lutschkoff . . . ja ich bedaure Sie sogar.«

»Reden Sie mir, wenn ich bitten darf, nicht von Ihrem Bedauern!« versetzte er erbittert, »damit möchte ich gern verschont bleiben!«

»Herr Lutschkoff —!«

»Ach, nicht diese Prinzessinnenmiene! . . . Das ist verlorene Mühe! Mich schrecken Sie damit nicht.«

Marja trat ein paar Schritt zurück, wandte sich schnell um und ging fort.

»Soll ich Ihnen nicht Ihren Freund, Ihren gefühlvollen Schäfer Kister schicken?« rief Lutschkoff ihr nach. Er hatte ganz den Kopf verloren. »Ist es nicht dieser Freund, der —?«

Marja antwortete ihm nicht mehr; hastig, aber doch froh eilte sie nach Hause. Trotz ihres Schreckens und ihrer Aufregung fühlte sie sich erleichtert. Es war ihr, als sei sie aus einem schweren Traum erwacht, als trete sie aus einem finsteren Gemach hinaus in die frische sonnendurchleuchtete Luft . . .

Wie von Sinnen, wie geistesabwesend blickte Lutschkoff sich um, zerbrach in sprachloser Raserei einen jungen Baum, zwang sich auf’s Pferd, drückte ihm so erbittert die Sporen in die Weichen und maltraitirte das unglückliche Thier so erbarmungslos, daß es, nachdem es acht Werst in einer Viertelstunde zurückgelegt, während der Nacht beinah umgekommen wäre . . .

* * *

Vergeblich wartete Kister bis Mitternacht auf Lutschkoff. Früh am andern Morgen begab er sich selbst zu ihm. Der Bursche erklärte sein Herr schlafe noch und habe befohlen, Niemand hereinzulassen.

»Auch mich nicht?«

»Auch Sie nicht.«

Kister ging in qualvoller Unruhe einige Mal auf der Straße auf und ab und kehrte dann nach Hause zurück.

Sein Bursche gab ihm einen Brief.

»Von wem?«

»Von Perekatoffs.«

Dem Cornet zitterten die Hände.

»Sie lassen grüßen und um Antwort bitten. Soll ich dem Boten einen Schnaps geben?«

Langsam öffnete Kister das Briefchen und las Folgendes:

»Lieber guter Fedor Fedorowitsch!

»Ich muß Sie unbedingt sprechen – ganz unbedingt. Kommen Sie doch, wenn es Ihnen irgend möglich, heut zu uns. Schlagen Sie mir meine Bitte nicht ab; ich bitte Sie im Namen unsrer alten Freundschaft. Wenn Sie wüßten – aber Sie werden Alles erfahren. Nicht wahr, auf baldiges Wiedersehn?

M a r j a.

P.S. Sie müssen heut unfehlbar kommen!«

»Soll ich also dem Boten einen Schnaps geben?«

Kister starrte seinen Burschen lange erstaunt an und ging dann, ohne ein Wort zu erwidern, hinaus.

»Mein Herr sagte, ich solle Dir einen Schnaps geben, und zugleich möchte auch ich mir einen nehmen,« sprach der Bursche.

IX

Marja eilte Kister, als er in das Gastzimmer trat, mit einem so freudestrahlenden dankbaren Gesicht entgegen und drückte ihm so innig und fest die Hand, daß sich ihm vor Freuden das Herz erweiterte. Doch ging sie, ohne ein Wort zu sagen, sofort hinaus.

Perekatoff saß auf dem Sopha und legte Patience. Die Unterhaltung begann, und kaum hatte er mit gewohntem Tact die Rede auf seinen Hund gebracht und dessen Talente zu rühmen angefangen, als Marja wieder eintrat. Sie hatte einen buntseidenen Gürtel um – sie erinnerte sich, dass Kister einmal gesagt, derselbe kleide sie besonders vortheilhaft.

Kurz darauf erschien auch Nenila: sie empfing den Gast heut mit ganz besonderer Herzlichkeit.

Bei Tisch lachte und scherzte man in ungezwungenster Weise; sogar Perekatoff wurde lebhaft und erzählte eines seiner lustigsten Jugenderlebnisse, – wobei er jedoch, wie der Vogel Strauß, vorsichtshalber den Kopf von seiner Frau abgewendet hielt.

»Wir wollen einen Spaziergang machen, Herr Kister,« sagte Marja nach dem Essen zu dem Cornet – in jenem einschmeichelnden Ton, der jede Widerrede unmöglich macht. »Ich muß über etwas sehr Wichtiges mit Ihnen sprechen,« fügte sie mit graziöser Feierlichkeit hinzu und zog sich ihre schwedischen Handschuhe an. »Gehst Du mit, Mama?«

»Nein,« entgegnete Nenila.

»Aber wir gehen nicht in den Park.«

»Wohin denn?«

»Nach der langen Wiese, in’s Wäldchen.«

»So nimm Tanjuscha mit.«

»Tanjuscha, Tanjuscha!« rief Marja mit ihrer hellen Stimme und hüpfte leicht wie ein Vogel aus dem Zimmer.

Eine Viertelstunde später wanderte Marja mit Kister nach der langen Wiese. Als sie auf der Weide an der Kuhheerde vorüber kamen, fütterte sie ihre Lieblingskuh mit Brod, streichelte ihr den Kopf und gebot Kister, sie sanft auf den Rücken zu klopfen.

Sie war in ungemein heiterer Stimmung und plauderte in einem fort. Kister ging mit Vergnügen auf Alles ein, obgleich er mit großer Ungeduld aus die Mittheilungen wartete, die sie ihm zu machen hatte . . .

Tanjuscha folgte ihnen in respektvoller Entfernung und nur von Zeit zu Zeit warf sie ihrer Herrin einen schlauen Blick zu.

»Sie sind mir doch nicht böse, Fedor Fedorowitsch?« fragte Marja.

»Ihnen, Marja Sergejewna? Aber warum denn?«

»Vorgestern . . . erinnern Sie sich?«

»Sie waren nicht bei Stimmung . . . Das war Alles.«

»Warum halten Sie sich so weit von mir? Geben Sie mir den Arm. So . . . auch Sie waren nicht recht bei Stimmung.«

»Das ist wahr.«

»Aber heut bin ich in der allerbesten Stimmung, nicht wahr?«

»Ja, es scheint mir in der That, daß Sie heut —«

»Und wissen Sie warum? Weil . . . « Marja schüttelte ernst mit dem Kopf. »Nun, ich weiß schon, warum . . . weil Sie mir Gesellschaft leisten«, fügte sie hinzu, ohne Kister anzusehen.

Kister drückte ihr sanft die Hand.

»Aber warum fragen Sie mich gar nicht?’ fuhr Marja in halblautem Ton fort.

»Wonach?«

»Ach, verstellen Sie sich doch nicht . . . nach meinem Briefe!«

»Ich erwartete, daß Sie —«

»Hören Sie, warum ich in Ihrer Gesellschaft so heiter gestimmt bin,« unterbrach sie ihn lebhaft; »weil Sie so gut und zartfühlend sind; weil es Ihnen unmöglich wäre . . . parce que vous avez de la délicatesse. Ich sage Ihnen das auf Französisch denn Sie verstehen ja Französisch.«

Kister verstand zwar Französisch aber er verstand Marja nicht.

»Ach pflücken Sie mir doch die Blume . . . die da . . . wie schön!«

Marja betrachtete sie mit großem Wohlgefallen. Auf einmal befreite sie hastig ihren Arm und begann mit besorgtem Lächeln den schlanken Stengel vorsichtig durch das Knopfloch seines Ueberrocks zu ziehen. Dabei kamen ihre seinen Finger beinahe mit seinen Lippen in Berührung. Seine Blicke richteten sich auf diese Finger und dann auf ihr Antlitz. Sie neigte ihr Köpfchen, als hätte sie sagen wollen: »Du darfst . . .«

Kister bückte sich ein wenig und küßte ihr die Fingerspitzen.

Mittlerweile hatten sie sich dem bekannten Wäldchen genähert. Marja ward mit einemmal nachdenkend, und dann verstummte sie sogar. Sie begaben sich nach derselben Stelle, wo sie Lutschkoff erwartet hatte. Das niedergetretene Gras hatte sich noch nicht wieder aufgerichtet; das zerbrochene Bäumchen hatte bereits zu welken angefangen, während die Blätter sich bereits zu Röhrchen zusammengerollt und zu vertrocknen begonnen hatten.

Marja ließ den Blick umherschweifen und wandte sich dann plötzlich zu Kister.

»Wissen Sie auch, warum ich Sie hierher geführt habe?«

»Nein.«

»Nein! . . . Warum reden »Sie heut gar nicht von Ihrem Freunde Lutschkoff? Sonst konnten Sie gar nicht müde werden, ihn zu rühmen.«

Kister blickte vor sich hin und schwieg.

»Wissen Sie auch,« fuhr Marja mit einiger Anstrengung fort, »daß ich hier . . . gestern . . . eine Zusammenkunft mit ihm hatte?«

»Das wußte ich,« versetzte er dumpf.

»Das wußten Sie! . . . Ach! Jetzt begreife ich, warum Sie gestern . . . Herr Lutschkoff hatte sich offenbar beeilt mit seiner »Eroberung« zu prahlen.«

Kister wollte antworten . . .

»Reden Sie nicht, erwidern Sie mir nichts . . . ich weiß, er ist Ihr Freund; Sie könnten im Stande sein, ihn zu vertheidigen. Sie wußten, Herr Kister, daß ich . . . warum hielten Sie mich denn nicht davon ab, eine solche Dummheit zu begehen? Warum nahmen Sie mich nicht wie ein Kind beim Ohr? . . . Sie wußten es . . . es war Ihnen also ganz gleichgültig?«

»Aber welches Recht hatte ich . . . «

»Welches Recht! . . . Das Recht des Freundes. Ach ja: er ist ja auch Ihr Freund . . . ich schäme mich . . . er ist Ihr Freund . . . dieser Mensch benahm sich gestern in einer Weise gegen mich . . .«

Marja hatte sich abgewendet. Kisters Augen funkelten; er wurde kreidebleich.

»Nun, nun, werden Sie nicht böse . . . Hören Sie, Fedor, Sie sollen nicht böse werden! Es hat sich alles zum Besten gewendet. Ich freue mich, daß die gestrige Auseinandersetzung stattgefunden hat . . . Warum meinen Sie wohl, daß ich so mit Ihnen davon rede? Etwa weil ich mich über Herrn Lutschkoff beklagen wollte? O nein! Ich habe ihn schon vergessen. Aber ich habe mir Ihnen, meinem guten Freunde gegenüber etwas zu Schulden kommen lassen . . . Ich möchte Ihnen eine Erklärung geben, Sie nun Verzeihung bitten und um Rath fragen. Sie haben mich Aufrichtigkeit gelehrt . . . bei Ihnen ist mir so leicht um’s Herz . . . Sie sind kein Lutschkoff!«

»Lutschkoff ist ungehobelt und Plump,« brachte Kister mit Anstrengung heraus; »aber —«

»Was, ein Aber! Sie schämen sich nicht, Aber zu sagen! Er ist plump und ungehobelt und boshaft und eingebildet . . . Hören Sie: ich sage Und und nicht Aber!«

»Sie sprechen so, weil Sie noch unter dem Einfluß Ihres Zornes stehen, Marja Sergejewna.« antwortete Kister traurig.

»Wie, ich wäre zornig? Warum denn? So gönnen Sie mir doch einen Blick: sieht man so aus, wenn man zornig ist? Hören Sie,« fuhr Marja fort, »denken Sie von mir, was Ihnen beliebt . . . aber wenn Sie meinen, heut coquettire ich mit Ihnen aus Rache, so . . . so . . .« die Thränen traten ihr in die Augen, »zum Scherz bin ich nicht empört!«

»Seien Sie offen gegen mich, Marja Sergejewna . . .«

»O, wie dumm und häßlich Sie sein können! Aber so sehen Sie mich doch an! Bin ich etwa nicht offen und ehrlich gegen Sie? Können Sie denn sticht in meiner Seele lesen?«

»Gut denn . . . ja, ich glaube Ihnen,« fuhr Kister lächelnd fort, als er sah, mit welch’ bekümmerter Hartnäckigkeit sie seinen Blick zu erhaschen suchte; »aber so sagen Sie mir auch, was veranlaßte Sie, Lutschkoff eine Zusammenkunft zu gewähren?«

»Was? Ich weiß es selbst nicht. Er wollte allein mit mir sprechen. Ich dachte mir, er habe noch keine Zeit, keine Gelegenheit gefunden, sich auszusprechen. Jetzt hat er sich ausgesprochen! Hören Sie: er mag ein ungewöhnlicher Mensch sein, aber er ist dumm – ja, ja dumm! . . . Er ist nicht im Stande, zwei zusammenhängende Worte zu sagen. Und dann ist er geradezu unzart, uebrigens will ich ihn nicht zu hart anklagen . . . Er mochte sich ja einbilden, das; ich ein leichtsinniges albernes Mädchen sei. Ich hatte ja fast niemals mit ihm gesprochen . . . Es ist wahr, er hatte meine Neugier erregt; aber ich meinte, ein Mann, den Sie Ihrer Freundschaft würdigten – —«

»Bitte, sprechen Sie nicht von ihm als meinem Freunde,« unterbrach sie Kister.

»Nein nein, ich will Sie nicht entzweien!«

»Mein Gott, ich möchte Ihnen nicht blos meine Freunde opfern, sondern auch . . . Zwischen Herrn Lutschkoff und mir ist Alles aus!« fügte er hastig hinzu.

Marja blickte ihm fest in die Augen.

»Nun, Gott befohlen!« sprach sie; »reden wir nicht mehr von ihm. Das wird mir eine Lehre sein. Es war meine eigene Schuld. Mehrere Monate hindurch sah ich fast täglich einen guten, klugen, heitern, liebenswürdigen Mann, der . . . « Marja wurde verlegen und stockte einen Augenblick . . . »der ebenfalls . . . ein wenig . . . von mir zu halten schien . . . und ich dummes Ding,« fuhr sie hastig fort, »zog ihm den Andern . . . nein nein, ich zog ihm den Andern nicht vor, aber —«

Sie senkte verwirrt den Kopf und verstummte.

Kister wurde es eigenthümlich zu Muth.« »Ist’s wirklich wahr!« wiederholte er für sich . . . »Marja Sergejewna!« begann er endlich laut . . .

Marja hob den Kopf und sah ihn mit thränengefüllten Augen an.

»Errathen Sie denn gar nicht, von wem ich spreche?« fragte sie.

Kister reichte ihr mit fast angehaltenem Athem die Hand. Eifrig ergriff sie Marja und drückte sie warm und innig.

»Nicht wahr, Sie sind wieder mein guter Freund? . . . Wie, Sie antworten mir nicht?«

»Das wissen Sie ja, daß ich Ihr Freund bin«, murmelte er.

»Und Sie verdammen mich nicht? Sie haben mir verziehen? . . . Und verstehen mich? Und Sie lachen nicht über ein Mädchen, das heut dem Einen eine Zusammenkunft gewährt, und morgen mit dem Andern spricht, so . . . so wie ich jetzt mit Ihnen spreche . . . Nicht wahr, Sie machen sich nicht über mich lustig?«

Ihr Antlitz glühte; mit beiden Händen hielt sie seine Rechte fest umschlossen . . .

»Ich mich über Sie lustig machen!« antwortete Kister; »ich . . . ich . . . liebe Sie ja . . . ich liebe Sie ja!« rief er aus.

Marja bedeckte das Gesicht mit den Händen.

»Wissen Sie denn nicht schon längst, Marja« daß ich Sie liebe?«

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Litres'teki yayın tarihi:
10 aralık 2019
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