Kitabı oku: «Elefanten-Freddy», sayfa 7

Yazı tipi:

„Hola, Schöne!“

„Bist du Russe?“

„Wie kommst du darauf?“

„Du drückst dich so grob aus.“

„Gar nicht wahr! Wir sind gute und herzliche Leute. Willst du uns Gesellschaft leisten?“

„Warum nicht.“

Die sonderbaren Russen sangen die ganze Nacht Karaoke, weinten, stritten sich und lachten plötzlich wieder. Sie kamen Roxi verrückt vor. Aber auch lustig.

„Warum bist du so erstaunt?“, fragte einer von ihnen.

„Ihr seid doch nicht normal.“

„Im Gegenteil! Wir sind die normalsten Menschen der Welt. Wir können Spaß haben und ficken. Kommst du mit ins Hotel?“

Roxi schaute auf die Uhr. Bis zur Abfahrt ihres Zuges hatte sie noch sechs Stunden Zeit. Im Bahnhof zu schlafen, hatte sie keine Lust.

„Ich komme mit“, antwortete das Mädchen mit schmelzender Stimme.

„Da hab ich aber Glück! Du bist sehr hübsch!“

Im Hotel fing der Mann an, Roxana anzumachen. Er öffnete eine Flasche Sekt und stellte neben dem Bett reichlich Wasser bereit.

„Warum so viel Wasser?“

„Ich habe morgen garantiert einen schlimmen Kater.“

Das Pärchen hatte zauberhaften Sex. Zum ersten Mal seit Langem schaute Roxi nicht auf die Uhr in der Hoffnung, dass die bezahlte Zeit schneller zu Ende gehen würde. Sie fühlte sich als Frau, die begehrt und gebraucht wurde, und entspannte sich. Der Mann umarmte und küsste ihren Körper, ohne die geringste Ahnung davon zu haben, dass er eine Straßennutte im Bett hatte. „Du bist sehr schön, Schnucki!“

„Du bist auch gut. Deine Arme und Beine sind so stark. Das fühle ich mich geliebt und geborgen.“

„Hör mal, fahr nicht weg, bleib eine Woche bei mir. Ich will dich nicht loslassen. Was willst du allein in einer kleinen Stadt an der Grenze?“

„Ich habe dort Verwandte.“

„Sie können warten! Bleib bei mir. Ich bezahle all deine Kosten und kaufe dir eine neue Fahrkarte.“

„Ich überlege es mir.“

Nach dem wunderbaren Sex mit Liebkosungen und Umarmungen, in denen Aufrichtigkeit und Ergebenheit zu spüren waren und genau das Gefühl, das einfältiges Ficken in Liebemachen verwandelt, brach die junge Frau in Tränen aus. Die Tränen liefen über ihre Wangen auf das Kissen und ließen sie in Gedanken in ihr gemütliches Elternhaus zurückkehren. Die Gefühle, die sie so lange in der tiefsten Ecke ihrer Seele zu verstecken versucht hatte, lebten wieder auf.

„Was ist los mit dir, Kleine? Hab ich dich mit irgendwas beleidigt?“

„Nein, im Gegenteil. Ich habe mich wieder glücklich und beschützt gefühlt. Es ist so angenehm, bei dir zu sein. Ich weiß nicht, wie ich dir erklären kann, was ich empfinde.“

„Du brauchst es einfach, gestreichelt zu werden. Du bist doch eine kleine, hübsche Katze.“

„Ich bin Prostituierte, Kostja! Noch gestern bin ich auf der Straße anschaffen gegangen. Und jetzt fahre ich in ein Bordell an der Grenze.“

Kostja war sprachlos. „Machst du Witze? Ich glaube nicht, dass so ein Engel als Nutte arbeiten kann. Nein!“

„Das ist kein Witz!“, erwiderte die junge Frau gekränkt und mit Tränen in den Augen, als ob sie dem Mann ihre eigene Erbärmlichkeit vorwerfen wollte.

„Geh weg. Ich bezahle dich.“

„Ich will kein Geld. Ich gehe auch so.“

Während Roxi sich anzog, hasste sie sich selbst, ihn und die ganze Welt dafür, dass sie in diese Situation geraten war, unter der sie so sehr zu leiden hatte. Der junge Mann saß auf dem Bett und nippte an dem Sekt, der ihm in der Nase prickelte. Sein Gesicht war verzerrt, entweder wirkte da der Schaumwein oder die dumme Situation. Endlich unterbrach ein lauter Rülpser das Schweigen der Abschiedsminute.

„Leg dich ins Bett und schlaf. Ich werde dich nicht berühren. Wo willst du um diese Zeit sonst hin?“

„Ich finde mich schon zurecht. Es wäre nicht das erste Mal.“

Er stand auf und schaute sich im Halbdunkeln nach seiner Jeans um. Er wühlte in der Hosentasche, fand sein Portemonnaie und holte ein Bündel Hunderteuroscheine heraus. Ohne das Geld zu zählen, drückte er es ihr in die Hand. „Nimm das, ich bitte dich. Das ist nicht für Sex, einfach ein Geschenk.“

Wieder konnte Roxi die Tränen nicht mehr zurückhalten. Sie rannte aus dem Hotel, vergaß aber selbstverständlich nicht, die Kohle mitzunehmen.

„Oh Gott, was bin ich für eine Idiotin! Was hindert mich nur daran, den Abend zu genießen? Besonders mit so einem hübschen Mann? Heute Vormittag noch habe ich alle Russen gehasst, und jetzt heule ich!“

Die Morgenkälte biss in ihre schönen Beine. Sie zitterte nach dem Alkoholgenuss und konnte das Feuerzeug in ihrer Tasche nicht finden.

„Herrgott noch mal, was habe ich für einen beschissenen Charakter! Was stimmt nicht mit mir?“

Roxi erinnerte sich an seine warmen Hände und ging müde durch die Straßen der Stadt, ohne zu merken, in welche Richtung es sie trieb. Als die Dämmerung anbrach, befand sie sich in einer Kneipe, wo ausschließlich Schwarze saßen und sich Fast Food reinzogen. Sie beobachtete die Leute und nur ein Gedanke wärmte sie: „Kostja, du mein zärtlicher Schmusekater.“ Oh, wie schön war es gewesen, als er in sie hinein- und herausglitt, sie genoß langsam jede Bewegung und jeden Seufzer. Es ist selten, jemanden zu haben, bei dem die Augen sich unwillkürlich schließen, der Körper beginnt, den Rhythmus blind zu fühlen, und du versetzt dich quasi in ein Märchenschloss, in ein Prinzessinnenbett. Seine kraftvollen Umarmungen schenken dir, wonach jede normale Frau schmachtet – seinen Schutz. Er schmatzt mit seinen zarten Lippen vor Lust und dieser Klang hallt deutlich durch die nächtliche Stille. Wie viel Glückseligkeit und wie viel Kummer kann man in einer einzigen kurzen Nacht erleben! Plötzlich erinnerte sie sich an die Worte ihrer Mutter, dass jeder süße Augenblick seinen Preis hat, weil das Leben ein Meer voll Leid ist, in dem wir nur selten auf kleine Inseln erdachten Glücks treffen.

Roxis Herz war bleischwer. Das Mädchen stieg in den Zug. Vor ihr lag ein Weg ohne Bestimmung, ohne Ziel und ohne Endstation. Einfache Fahrt durch das Leben. Wenn sie versuchte, die zwei Gefühlspaare zu vergleichen – Freiheit und Unabhängigkeit gegen Liebe und Sicherheit, die sie gleichermaßen schätzte und sich wünschte, die aber so unterschiedlich waren, hatte sie Angst, verrückt zu werden. Aus einem warmen Bett aufzustehen, in dem sie eigentlich den Rest ihres Lebens verbringen wollte, und in einen klappernden Waggon zu steigen, der ins Nirgendwo fuhr – das war wie aus einer heißen Sauna in ein Eisloch zu springen. Mit dieser Prozedur wollen die Menschen ihren Organismus maximalem Stress aussetzen. Nur Stresszustände zwingen die Menschen, aktiv zu werden, sie stärken die Gesundheit und setzen verborgene Talente frei. Aber bei Roxi erzeugte statt der Sauna ein kalter Waggon den Stress, und das Gefühl, beschützt zu sein, sollte in ein paar Stunden durch die Atmosphäre eines schmutzigen Puffs ersetzt werden. Und wie bejammernswert es auch klingen mag, wollte Roxi in diesem Moment genau das. Vom Schicksal gestählt werden. Auf Messers Schneide balancieren. Gefühle und Liebe, die sie sich im Grunde ebenso sehr wünschte wie alles normal Menschliche, fielen ihrer Meinung nach in die Kategorie des Langweiligen und Alltäglichen.

Roxi erinnerte sich an die russische Alkoholikerin Elena, eine hübsche, aber rüde, verruchte und abscheuliche Kreatur, und verstand, warum sie mit ihrem ecuadorianischen Wichser zusammenlebte. Russische Männer behandeln ihre Frauen derart aufmerksam und zärtlich, dass Elena kaum eine Chance hatte, von einem solchen geheiratet zu werden. Das Einzige, womit sie hätte rechnen könnte, wäre ein Alki wie sie oder irgendein Gewohnheitsverbrecher gewesen.

Als Roxi ihren neuen Arbeitsort erreicht hatte, atmete sie eine dicke Rauchwolke aus. Ein Spruch folgte unwillkürlich dem Nikotinnebel: „Das ist der Arsch der Welt!“

Wie kann man ein Grenzbordell beschreiben, wenn die Worte einfach fehlen? Es war ein düsteres Loch für Fernfahrer und zufällige Freier aus den Nachbardörfern oder Touristen auf der Durchreise. Auf der Straße vor dem Eingang stank es, als ob da Alkis oder Penner gehaust hätten. Der Aschenbecher für die Kunden war voll, nicht nur mit Stummeln, sondern auch mit Überresten von Hotdogs und Hamburgern. Am Eingang sah Roxi zwei Gaffer, die sich Nutten auswählten. Die Schönheiten standen vor den Männern in einer Reihe, lächelten nett und bemühten sich, deren Zuneigung zu gewinnen. Aber als Roxi in dem Etablissement erschien, fielen alle Blicke auf sie.

„Ist die da zu haben?“

„Wer sind Sie, junge Dame?“, fragte der Verwalter.

„Ich bin neu hier.“ Roxi zwinkerte ihrer Bekannten zu, die ihr gegenüber in der Reihe zwischen den anderen Huren stand.

„Ich habe sie eingeladen. Das habe ich Ihnen doch vorhin gesagt.“

„Ja, gut. Kommen Sie bitte mit ins Nebenzimmer. Wir wollen die Gäste beim Auswählen nicht stören.“

„Sie haben doch ihre Wahl schon getroffen, nicht wahr?“ Roxi näherte sich den Jungs und legte einem von ihnen die Hand auf die Schulter. „Wir nehmen auch die Zweite, Nica“, sagte sie und zeigte mit dem Finger auf die Freundin.

„Ja, genau!“, griff einer der beiden Typen die Idee der wunderbaren Fee auf.

„Leider können wir ein neues Mädchen nicht gleich mit Ihnen gehen lassen. Wählen Sie bitte ein anderes aus.“

In diesem Moment trat Roxi einem der Typen mit dem Absatz auf den Fuß.

„Au!“, winselte er. „Wenn nicht, dann nicht. Wir gehen in das andere Bordell, da gegenüber.“

„Na gut, Sie haben mich überredet. Aber Sie müssen zehn Minuten warten. Folgen Sie mir ins Büro, Señorita.“

„Hm. Aber gerne!“ Die kleine Bestie küsste im Vorbeigehen die beiden Freier, winkte den Kolleginnen zu und verschwand hinter dem Vorhang.

„Was erlauben Sie sich?“

„Ich arbeite.“

„Sie arbeiten hier noch nicht!“

„Doch, wie Sie sehen!“

„Der Chef wird außer sich sein vor Wut. Lassen Sie bitte mal Ihren Pass sehen!“

„Hier, bitte. Und mit dem Chef komme ich schon zurecht, machen Sie sich keinen Kopf!“ Die kleine Rumänin lächelte fröhlich, um die Lage etwas zu entspannen.

„Haben Sie heute schon geduscht?“

„Ja, im Zug.“

„Unsere Regeln in dieser Hinsicht sind streng.“

„Ich werde mich im Hotel bei den Jungs waschen.“

„Woher wissen Sie, dass die Kunden Sie ins Hotel mitnehmen wollen?“

„Die Jungs werden mir auch Champagner kaufen, Sie werden sehen!“

„Verdammt noch mal, wer sind Sie denn?“

„Ich bin Prinzessin Roxana“, scherzte das Mädchen.

„Gut, gehen Sie zu den Kunden. Aber merken Sie sich, dass ich Sie im Fall einer Beschwerde sofort rausschmeiße. Haben Sie kapiert, Prinzessin?“

„Ich höre und gehorche, mein Gebieter!“

„Juuungs! Hallöchen!“ rief Roxi, stürzte sich auf die beiden Jungs, schlang die Arme um ihre dicken Hälse und fing an, vor Freude mit den Beinen zu baumeln.

„Hallo, Hübsche. Wo ist denn die Zweite?“

„Sie zieht sich an. Wisst ihr, was ich will?“

„Was denn?“

„Saufen und ficken!“

„Wir auch!“

„Gebt ihr den Champagner aus?“

„Kein Problem. Pass auf, im Wagen haben wir auch ein paar Flaschen Whiskey.“

„Was macht ihr überhaupt hier? In diesem Kaff?“

„Unsere Ladung ist nicht durch die Kontrolle gekommen, darum stecken wir hier fest. Morgen wollen wir die Sache klären.“

„Ich wusste, dass ihr harte Kerle seid! Gleich am Eingang habe ich gesehen, dass ich euch nicht entkommen lassen darf!

„Uns war auch sofort klar, dass du eine sympathische Göre bist. Ahahaha!“

„Roxi! Bist du verrückt geworden?“, rief Nica, als sie aus dem stinkigen Bordell kam. „Alle Nutten unseres edlen Hauses hassen dich schon!“

„Als ob ich überhaupt irgendwo geliebt worden wäre!“

„Sie werden dich nicht arbeiten lassen!“

„Bis jetzt habe ich noch nicht bemerkt, dass mich jemand bei der Arbeit gestört hätte! Darum können wir uns morgen kümmern. Und jetzt lass uns Spaß haben! Wir haben geile Jungs! Juhuuu! Ich habe mich aber nach der Reise noch nicht gewaschen! Ganz sicher habe ich vom langen Sitzen einen Abdruck von meinem Gürtel am Bauch, und der bleibt wohl noch ein paar Stunden.“

„Macht nichts, Schätzchen. Du kannst dich im Hotel duschen. Und den Abdruck kriegen wir weg, entweder durch den Bauchtanz oder beim Lecken.“

„Okay. Das sind meine Jungs! Bei erotischem Mondschein können sie nicht Nein sagen.“

„Warum arbeitest du überhaupt hier, Roxi? Du bist doch so ein hübsches Mädchen!“

„Es gefällt mir. Ich kann mich frei über die Grenzen bewegen, essen, was ich will, Kleidung tragen, die ich mag, und bin niemanden Rechenschaft schuldig.“

„Schämst du dich nicht, dass du so was arbeitest?“

„Was, wegen dem Sex? Nein!“

„Wegen der Prostitution.“

„Ich habe den Eindruck, dass sich alle dafür schämen, außer mir. Oder anders gesagt, ihr alle schämt euch für mich. Die Leute genieren sich, darüber zu reden, trauen sich nicht einmal, die Themen anzusprechen, die diesen so verbreiteten Beruf berühren. Aber für mich ist das normal. Ich schäme mich nicht dafür, dass ich als Nutte arbeite.“

„Möchtest du heiraten?“

„Willst du eine ehrliche Antwort haben? Überhaupt nicht. Ich bin nicht bereit, Essen zu kochen und Socken zu waschen.“

„Ich wasche meine Socken selbst!“

„Man sieht es dir an, dass du ein toller Typ bist.“

Die jungen Leute lachten auf und begaben sich auf den Weg der Ausschweifung …

Am nächsten Tag flatterte Roxi umher wie ein Schmetterling. Die Jungs waren super gewesen. Sie hatten sehr gut bezahlt und die Mädchen zurück an ihren Arbeitplatz geschickt, der für eine von beiden neu war. Endlich fing sie an, ihre Erlebnisse in Madrid und auch Kostja, der in nur einer Nacht zum Mann ihrer Träume geworden war, zu vergessen. Sie schwor sich, nie wieder eine Touristin zu spielen.

Die Flittchen, die in dem schmutzigen Puff die ganze Nacht vergebens auf Kunden gewartet hatten, begannen Roxana zu hassen. Aber sie pfiff auf sie alle.

Die kleine Rumänin schmiedete schon einen Plan, die hässlichen Nutten mit Ritualen der schwarzen Magie einzuschüchtern. Die hatten ihr bis dahin recht gut geholfen, einer Tracht Prügel zu entgehen. Roxi schaltete Meditationsmusik ein, stellte einen Topf Wasser mitten ins Zimmer, verstreute allerlei Steine und Hühnerknochen auf dem Boden und murmelte Zaubersprüche auf Rumänisch. Die Mädels hatten Angst vor Voodoo und wagten nicht einmal in Gedanken, die Ruhe der kleinen Roxana zu stören.

„Du bist mir vielleicht eine, Roxi! Unten reden alle über dich! Eine betrunkene Kollegin ist heute über die Schwelle gestolpert und behauptet, du hättest sie verhext!“

„Hahaha! Weißt du, ich werde heute noch eine Barbiepuppe voller Nadeln an meine Tür hängen.“

„Das ist gar nicht nötig! Sie wollen dich nicht mehr zusammenschlagen. Waffenstillstand!“

„Nein, ich will, dass sie Schiss vor mir haben! Kein Waffenstillstand! Wenn sie erfahren, dass ich eine gutmütige Lachtaube bin, hören sie gleich auf, auf meinen Zauber zu glauben!“

„Du machst mich verrückt mit deinen festen Überzeugungen, Roxi.“

„Lieber verrückt, als von einem Haufen besoffener Huren vermöbelt werden.“

„Da hast du recht. Sie nehmen sich in Acht vor dir.“

„Ich traue ihnen auch nicht! Diesen mit Silikon vollgepumpten Schlampen. Ihre Lippen sind aufgespritzt, ihre billigen Perücken sehen wie ein zerzauster Bastwisch aus. Sie geben sich mit schmutzigen, ungepflegten Typen mit speckigen Bärtchen und mit Gel angeklatschten Haaren ab. Das sieht aus wie eingetrocknetes Sperma. Sie löschen ihre Zigarettenstummel, indem sie in den Aschenbecher spucken! Pfui!“

„Die Silikonpuppen haben doch keine andere Wahl. Du schnappst ihnen alle sauberen Kunden vor der Nase weg.“

„Ja, ja! Saubere Kunden! Dazu muss ich ihnen die Ärsche doch selbst abwaschen! Ich lasse sie sich vor dem Waschbecken bücken und seife sie ein.“

„Hahaha! Schimpfen sie da nicht?“

„Ach was! Sie sind ganz brav und still, diese Stinker! Manchmal riechen sie so ekelhaft, dass ich sie unter die Dusche stellen und wie kleine Kinder baden muss. Aber das gefällt ihnen sogar. Manche genieren sich aber auch. Und wenn sie dann das nächste Mal kommen, sind sie sauber wie ein Lotusblatt!“

„Ach, Roxi, du bist echt klasse! Aber dieses Gewerbe ist nichts für dich! Du bist hier wie ein weißer Rabe.“

„Wie willst du beurteilen, welches Gewerbe was für mich ist und welches nicht? Solange ich jung und attraktiv bin, bin ich in jedem Milieu ein weißer Rabe. Überall werde ich gehasst. Kennst du unsere Welt denn so wenig? Um Mitleid oder Respekt zu bekommen, musst du entweder ein Fettwanst oder grottenhässlich sein, oder noch besser krank oder behindert. Nur dann wendet dir die Gesellschaft ihr freundliches Gesicht zu und zeigt dir nicht die kalte Schulter.“

„Aber hier arbeiten Frauen mit kaputtem Schicksal, die in Kinderheimen aufgewachsen sind oder gar in Zuchthäusern geboren wurden, die drogenabhängig sind. Und jetzt schau, wie bildhübsch du bist! Hast sogar eine richtige Familie, wie alle normalen Menschen! Meinst du nicht, du solltest lieber studieren oder einen ordentlichen Beruf erlernen?“

„Kommt Zeit, kommt Rat. Aber in mein Kaff will ich nicht zurückkehren, nie im Leben! Sie sollen mich dort erst ein bisschen vergessen.“

„Das ist deine Sache. Ich wünsche dir von ganzem Herzen alles Gute.“

„Ach nein! Das sagst du nur, damit ich von hier verschwinde! Und euch nicht die Kunden wegschnappe.“

„Da liegst du aber falsch, Dummchen.

„Nica?“

„Was?“

„Wie ist dein voller Name?“

„Nicolette.“

„Ein schöner Name. – Darf ich dich etwas fragen?“

„Bitte.“

„Warum sniffst du Kokain?“

„Ist dir das aufgefallen?“

„Ja. Deine marmorierten Hüften und die faltigen Brüste mit Venennetz lassen ahnen, dass du reichlich Erfahrung mit Drogenkonsum hast.“

„Du hast recht. Ich sniffe schon seit zehn Jahren Koks. So fällt mir die Arbeit leichter. Aber dir gebe ich nichts, wenn du das meinst.“

„Oh nein, ich will auch gar nichts, danke. Probiert habe ich aber schon mal probiert. Sag mal, sind hier alle auf Drogen?“

„Ja.“

„Krass. Lass uns später, wenn wir was verdient haben, mal ans Meer fahren, für eine Woche oder so, was hältst du davon? In ein Hotel am Strand, wo wir uns erholen können.“

„Ich habe fast kein Geld.“

„Wieso hast du kein Geld? Du gehst doch jeden Tag mit Kunden aus! Oder bedienst sie gleich hier im Etablissement! Ich sehe doch, dass du immer am Arbeitsplatz bist.“

„Ich kaufe mir jeden Tag zwei Gramm Kokain. Ich gebe fast mein ganzes Geld für diesen Scheiß aus.“

„Du bist echt dumm! Hast du gar keine Ersparnisse?“

„Nein.“

„Na dann kratze wenigstens ein bisschen Geld zusammen. Das Hotel kann ich für dich bezahlen.“

„Danke, Roxi. Das ist sehr lieb von dir. Ich werde versuchen, etwas Geld zur Seite zu legen.“

Nachdem Nica weggegangen war, saß Roxi lange schweigend im Zimmer. Allmählich begann sie zu begreifen, in welchem Milieu sie wirklich gelandet war. Wie war es möglich, dass eine Frau als Prostituierte arbeitete, nur um zwei Tüten Pulver kaufen zu können und sonst nichts? Ihr ganzes Leben beschränkte sich nur darauf. Diese hirnerschütternde Information war kaum zu verdauen. Roxi empfand das als kompletten Nonsens. Im Vergleich dazu erschien ihr die Idee, einen armen Kerl zu heiraten und dann in aller Ruhe mit ihm zu leben, doch als die viel bessere Alternative. Lebensfreude trotz Armut gegen zwei Tüten Pulver und nichts weiter. Es war eben alles relativ. Viele Leute weinten vor Unglück in reichen Häusern und schicken Autos, erschossen oder erhängten sich aus Liebeskummer. Für die anderen lagen das Glück und die Zukunft in zwei Gramm weißem Rauschgift am Tag.

Die Tage und Nächte vergingen schnell, es gab viel Arbeit. Das Geld floss in Strömen. An der Grenze gab es nicht viel zu kaufen, es mangelte an Läden. Fliegende Händler brachten Kleidung, Handtaschen oder Schuhe in großen Taschen vorbei, so wie bei uns auf dem Markt Pasteten verkauft werden. Aber die Auswahl war schwach.

Roxi lernte, ihre Kunden zu betrügen, denn fast alle snifften Kokain. Sie steckte sich Watte in die Nase und schnüffelte mit den anderen. Auf der Toilette nahm sie dann die Watte aus dem Nasenloch, praktizierte das todbringende weiße Pulver zurück in die Tüte und verkaufte es. Auf diese Weise ergatterte Roxi 5 bis 8 Gramm Kokain am Tag, was ihr ungefähr 500 Euro zusätzlichen Lohn brachte.

„Darf ich reinkommen, Roxi?“

„Ja, komm nur rein, Nicolette.“

„Ich muss mit dir reden.“

„Ja, natürlich. Worüber denn?“

„Ein Kunde von mir sagte, du hättest ihm Kokain verkauft und mitgesnifft. Warum machst du dein Leben kaputt?“

„Wieso interessiert dich mein Leben so sehr? Beschäftige dich lieber mit deinem eigenen!“

„Mein Leben ist schon im Eimer! Ich komme hier nie wieder raus. Aber du? Ich bitte dich, hör auf, bevor es zu spät ist. Oder ist es schon zu spät?“

„Lass mich in Ruhe!“

„Hätte mir bloß jemand seinerzeit den Zusammenhang von Ursache und Wirkung erklärt, versucht, mich zu warnen oder aufzuhalten, wie dankbar ich jetzt diesem Menschen wäre! Aber nein! Meine verfluchten Freunde haben mich überredet, mit ihnen zu sniffen. High zu werden, um keine Spielverderberin zu sein! Und schau, wohin das mich geführt hat. Hör auf mich! Bitte!“

„Beruhige dich doch! Weine nicht! Deine Nerven sind von den Drogen ja schon ganz zerrüttet. Ich sniffe nicht. Ich schütte den Koks in eine Tüte und dann verkaufe ich ihn.“

Roxi holte ein Päckchen aus der Tasche, das mit weißem Pulver gefüllt war, um zu zeigen, dass sie die Droge nicht konsumiert hatte. Nicas Augen flammten auf wie die eines Lustmörders, der ein neues Opfer entdeckt hat. Drogensüchtige sind schreckliche Menschen. Roxi bemerkte den wahnsinnigen Blick ihrer Freundin und es lief ihr kalt den Rücken hinunter. Sie verspürte Ekel.

„Geh raus hier! Hör auf, das Koks anzustarren! Bist du ganz verrückt geworden? Ich habe direkt Angst vor dir bekommen.“

„Ja, ja, ich gehe ja schon. Wann fahren wir ans Meer, Roxi?“

„Hast du das Geld beschafft?“

„Ja, ich habe rund 300 Euro. Das reicht für eine Woche, oder?“

„Bring das Geld zu mir. Ich verstecke es, damit du es nicht verschleuderst. Ich sehe, dass du abgebrannt bist.“

„Gut, aber kannst du mir vielleicht eine Line Koks aus deiner Tüte spendieren?“

Roxi wurde klar, dass es keine gute Idee gewesen war, ihre Vorräte der Kollegin zu zeigen, aber sie wollte in diesem Laden nicht ganz auf sich allein gestellt sein. Die anderen Mädels waren echte Monster, hässlich und mit Geschwüren im Gesicht. Manchen Besitzerinnen einer üppigen Silikon-Oberweite fehlte zur symmetrischen Körperform ein voluminöses Becken. All das machte der kleinen Voodoo-Liebhaberin Angst.

„Bring mir zuerst das Geld, dann kriegst du was zum Sniffen, du dürre Bohnenstange!“

„Oh bitte!“

„Okay.“

Nica brachte das Geld und sniffte drei Lines. Dabei rutschte sie fast auf den Knien, um die Droge zu erbetteln. Das erschreckte Roxi sehr. Sie beschloss endgültig, dieses ekelhafte Zeug, das dem Menschen seine Persönlichkeit raubte, nie im Leben zu konsumieren.

„Oh, was für eine Schande, sich im Alter von 30 Jahren wegen diesem Scheiß so zu erniedrigen. Krass. Na gut, sie ist gutmütig und harmlos, wenigstens auf den ersten Blick.“

Aber mit der Zeit überschritt Nicolette doch alle Grenzen. Mit allen möglichen Mitteln versuchte sie, bei Roxi Drogen zu erbetteln. Sie erschien nachts tränenüberstromt bei ihr, spielte Theater und benutzte andere Tricks. So sagte sie zum Beispiel, dass Verwandte von ihr gestorben wären und sie nun dringend etwas brauchte, um zur Ruhe zu kommen. Mit einem Wort, sie ging Roxi wahnsinnig auf die Nerven. Alle im Bordell wussten, dass die rumänische Voodoo-Hexe den Kunden Kokain verkaufte. Das machte ihr Angst. Sie wollte auf keinen Fall wegen dieser Straftat mit der Polizei zu tun bekommen.

Endlich kam der Moment, in dem sie beschloss, in den verdienten Urlaub zu gehen. Roxi suchte ein Hotel direkt am Meer aus. Der stille Ort mit gestutzten Hecken und Zugang zum Strand bezauberte das Mädchen. Sie freute sich auf Fitness am Meer mit einer großen Auswahl an frisch gepressten Säften und Smoothies.

„Nicolette! Ich habe für uns ein Hotel gefunden! Guck mal, bitte!“

„Wow! Du bist verrückt! Das ist das reine Paradies! Frühstück am Strand, Champagner und Austern! Das ist schick!“

„Man sieht auf den Fotos eben das, was man sehen möchte.“

„Was meinst du?“

„Ich möchte am Morgen ein Glas frisch gepressten Saft trinken, trainieren, in die Sauna gehen und zum Abkühlen ins Meer springen.“

„Und ich werde auf der beheizten Terrasse bei einem Glas Champagner auf dich warten, okay?“

„Wie du willst.“

„Wieso schmollst du? Was soll ich mit Sport oder Sauna anfangen? Willst du, dass ich ins Gras beiße? Das macht mein Herz nicht mit!“

„Du übertreibst!“

„Glaub mir, ich meine es ernst.“

„Dann tust du mir leid, wirklich! Wie weit bist du schon heruntergekommen. Du verstehst unter Erholung nur noch Saufen und sonst nichts.“

„Ach hör auf und guck nicht so finster! Lass uns auf unseren geilen Urlaub trinken!“

„Dann her mit dem Champagner her.“

„Noroc! Prost!“

„Noroc! Meine Freundin! Schüttest du mir eine Line Koks?“

„Hau ab! Nimm den Champagner mit und hör auf, mir die Laune zu verderben. Du wirst jeden Tag frecher.“

„Schon gut, reg dich wieder ab.“

Eine Woche später packte Roxi ihre Sachen, um in den Urlaub zu fahren, in ein schickes Fünf-Sterne-Hotel. Mit Tränen in den Augen bat der Chef sie, anschließend ja zurückzukehren, weil kein anderes Mädchen ihre Arbeit so gut machte wie sie. Die Kunden schwebten mit ihr im siebten Himmel und die meisten kamen immer wieder. Viele von ihnen bemühten sich, auf demselben Weg zurückzukommen, nachdem sie die Grenze überquert hatten, selbst wenn das Hunderte von Kilometern Umweg bedeutete, nur um sich mit Roxana zu treffen. Der Chef war fest davon überzeugt, dass die junge Rumänin eine Meisterin der schwarzen Magie war und ihre Kunst nutzte, um die Männer zu verführen. Mit Leichtigkeit erreichte sie, dass das andere Geschlecht verrückt nach ihr wurde. Während des letzten Monats gab es nicht weniger als sechs Freier mit ernsthaften Absichten. Einige Opfer der Zauberei trugen einen Verlobungsring am Finger. Die Männer kamen aus allen Ecken der Welt zu ihr zurück in der Hoffnung, sie mitnehmen zu können. So etwas war ohne schwarze Magie einfach unerklärlich.

Der Chef selbst mochte sie auch sehr. Jede Bitte, die Roxi an ihn richtete, wurde automatisch mit „Ja“ beantwortet, als ob er programmiert worden wäre. Jedes Mal nahm er sich vor, der Gaunerin beim nächsten Mal unbedingt eine Absage zu erteilen, aber es lief jedes Mal wieder ab wie gewohnt. Sie schlich sich an und warf sich ihm an den Hals, küsste ihn auf die Wange, fragte mit einem strahlenden Lächeln, wie es ihm ging. Dann richtete sie sein Haar oder tupfte mit ihrer mit Speichel angefeuchteten Handfläche die Katzenhaare von seinem Pullover. Sie machte das so ungezwungen, dass es wie eine Selbstverständlichkeit erschien, und es blieb ihm nichts übrig, als all ihre grotesken Ideen und Fragen mit einem eindeutigen Ja zu beantworten. Das ist anscheinend das Los der Männer, die sich von schönen Frauen beeinflussen lassen. Das Ergebnis ihrer Gespräche als solches bereitete dem Chef immer Freude. Wenn die junge Frau das ersehnte Ja hörte, umarmte sie ihn und bedeckte sein Gesicht und seine Ohren mit Küssen. So könnte ein Kind seine Freude über einen Ausflug in den Freizeitpark bezeugen.

Darum fürchtete sich der arme Mann vor ihrer möglichen Reaktion auf das Wort Nein. Vielleicht würde sie ihm mit einer Nadel die Eier durchstechen oder ihm mit ihren verlängerten Fingernägeln die Augen auskratzen, um sie später bei ihren Hexenriten zu verwenden. All das versetzte den gutmütigen Ja-Sager in Angst und Schrecken.

„Sag mir nur eins, mein Püppchen. Kommst du zurück?“

„Ich weiß es nicht. Aber etwas sagt mir, dass es an der Zeit ist, den Wohnort zu wechseln.“

„Ich will nicht, dass du gehst.“

„Das glaube ich. Sie haben mit mir gutes Geld verdient.“

„Darum geht es nicht. Von dem Moment an, als du hier eingezogen bist, fing das Bordell an, zu leben und zu lachen.“

„Sind Sie nüchtern? Wie kann ein Bordell lachen?“

„Ich meine, dass alles hier zum Leben erwacht ist! Du hast die Einrichtung frisch hergerichtet, die Plastikblumen auf den Tischen gegen natürliche ausgetauscht. Vom Joggen hast du immer diese kleinen Blumensträußchen mitgebracht. Im Winter, als es kalt wurde, hast du auf Vogelbeeren und Schilf umgestellt. Zu Weihnachten gab es bei uns einen echten Tannenbaum mit Geschenken und Programm. Wer hat all diese Junkies zum Singen und zum Tanzen gebracht? Die haben seit zehn Jahren die Ärsche nicht mehr vom Barhocker hochbekommen!“

„Das alles erinnert mich ein bisschen an den sowjetischen Film ‚Die Tankstellenkönigin‘. Nur haben sich die Zeiten geändert, darum sollte die Story jetzt ‚Die Königin der Grenznutten‘ heißen.“

„Schaust du dir russische Filme an?“

„Normalerweise nicht, aber ich habe mal in einem Zimmer mit Russinnen gewohnt, und in der Küche gab es nur einen Fernseher. Da hatte ich keine Wahl beim Programm.“

„Ah so! Du bist wissbegierig und kapierst schnell. Dadurch hast du einen Charme, der wirklich lebendig und echt ist. Mir scheint, dass alles, was du machst, aus der Tiefe deiner schönen Seele kommt.“

„In meiner Seele lodert eine Flamme, die mich dazu bringt, mich nach allem Schönen zu sehnen. Und wer hat gesagt, ich wäre eine Hexe?

„Ach, hast du etwa nicht immer irgendwelche seltsamen Riten in deinem Zimmer abgehalten?“

„Ich hab mich über euch lustig gemacht, ihr Trottel!“

„Echt?“

„Na selbstverständlich!“

„Ich glaube dir nicht. Aber du sollst wissen, dass ich auf deine Rückkehr warte, und wenn du zehnmal eine Hexe bist.“

„Danke!“

Roxi umarmte den alten Narren und drückte ihn fest an ihre Brust wie einen Teddy.

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