Kitabı oku: «John Maynard Keynes», sayfa 5

Yazı tipi:

Keynes’ Kampf für seine wirtschaftspolitischen Überzeugungen

Die WeltwirtschaftskriseWeltwirtschaftskrise veranlasste Keynes, noch intensiver als zuvor die Regierung Großbritanniens zum Handeln zu treiben. Parallel zu seinen wirtschaftspolitischen Forderungen arbeitete er an der Entwicklung einer soliden und tragfähigen theoretischen Grundlage.

Um die Regierungen, deren Berater und die Öffentlichkeit von seinen Positionen zu überzeugen, benutzte Keynes alle verfügbaren Wege. Als erstes nutzte er die Gelegenheiten, die sich ihm boten, um in offiziellen Beratungsgremien mit zu arbeiten und dort für seine Ansichten zu kämpfen. Schon einen Monat nach dem Ausbruch der FinanzkriseFinanzkrise im Oktober 1929 setzte die neu gebildete Labour-Regierung unter MacDonaldMacDonald das „Macmillan-CommitteeMacmillan-Committee on Finance and Industry“ ein. Ihm gehörten außer Keynes 13 Mitglieder an; der Vorsitzende Macmillan war ein hochrangiger Jurist aus Schottland.

Außerdem berief sie im Februar 1930 einen ständigen „Economic Advisory CouncilEconomic Advisory Council“, dem Keynes auch angehörte. Dieser wiederum bildete im Juli 1930 einen Unterausschuss von sechs Ökonomen („Committee of EconomistsCommittee of Economists“), der von Keynes geleitet wurde. Dem Unterausschuss wurden drei Monate Zeit gegeben, um die aktuelle ökonomische Situation Großbritanniens darzustellen, die dafür verantwortlichen Ursachen zu untersuchen und die Bedingungen für eine Erholung aufzuzeigen (s. CW, Vol. 13, S. 177).

In dem Unterausschuss arbeiteten unter dem Vorsitz von Keynes die Professoren Arthur PigouPigou und Lionel RobbinsRobbins, außerdem Sir Josua Stamp (Direktor bei der englischen Zentralbank und Vorsitzender mehrerer Eisenbahngesellschaften) sowie Hubert HendersonHenderson, mit dem zusammen Keynes das Pamphlet „Can Lloyd GeorgeGeorge do it?“ geschrieben hatte, der aber immer mehr vor denkbaren inflationären Risiken einer expansiven Politik zurückschreckte.

Kasten 8: Wichtige Beiträge von Keynes 19301935

1. Bücher/Buchbeiträge

 A Treatise on Money (1930). CW, Vol. 5 und 6.

 The Means to Prosperity (1933). CW, Vol. 9.

 A Monetary Theory of Production (1933). CW, Vol. 13.

2. Interne Memoranden

 Anlage zum Bericht des Macmillian-Comittees on Finance and Industry (1931). CW, Vol. 13.

 Memorandum für des Committee of EconomistsCommittee of Economists of the Economic Advisory CouncilEconomic Advisory Council (1930). CW, Vol. 13.

3. Zeitungsbeiträge und Leserbriefe

 Brief an den „Manchester Guardian“ (Aug. 1930). CW, Vol. 20.

 Brief an die „Times“ (Okt. 1932), zusammen mit PigouPigou und anderen. CW, Vol. 21.

 A Programme for Unemployment (New Statesman and Nation, Febr. 1933). CW, Vol. 21.

 National Self-Sufficiency ( New Statesman and Nation, Jul. 1933). CW, Vol. 21.

 President RooseveltRoosevelt is Magnificently Right (Daily Mail, Juli, 1933). CW, Vol. 21.

 Open Letter to the President (The Times / New York Times, Dez 1933). CW, Vol. 21.

 Mr. RooseveltRoosevelt´s Experiments (The Times, Jan 1934). CW, Vol. 21.

4. Diverse Vorträge und Interviews im Rundfunk

Eine Auswahl in Deutsch findet man in Hein (2008)

Als Unterlage für die vorbereitenden Diskussionen für diesen Bericht legte Keynes im September 1930 ein ca. 20 Seiten umfassendes Memorandum vor (CW Vol. 13, S. 178–200). Darin steht das Verhältnis des britischen zum ausländischen Lohn- und PreisniveauPreisniveau im Mittelpunkt, das Keynes aufgrund der Rückkehr zum GoldstandardGoldstandard für zu hoch hielt. Keynes scheute sich nicht, als einen der möglichen Auswege vorzuschlagen, den Nachteil des zu hohen Pfundkurses durch einen allgemeinen Importzoll und durch ExportsubsidienExportsubsidien auszugleichen. Damit rüttelte er an dem Dogma des Freihandels, und kaum jemand wollte ihm folgen.

Keynes setzte sich auch deswegen für derartige Maßnahmen ein, weil er es für politisch sehr schwer durchsetzbar und für wirtschaftspolitisch gefährlich hielt, das allgemeine LohnniveauLohnniveau zu senken. Zwar würde dann das PreisniveauPreisniveau sinken und damit die preisliche WettbewerbsfähigeitWettbewerbsfähigeit steigen, aber die Last der Schulden würde sich für alle Schuldner (Unternehmen, private Haushalte, Staat) erhöhen.

Parallel zu den genannten zollpolitischen Maßnahmen sollte man versuchen, die privaten InvestitionenInvestitionen anzuregen und ihre Finanzierung durch niedrigere Zinsen zu verbilligen. Dabei argumentierte Keynes gegen den Einwand, solche expansiven Maßnahmen würden, wenn sie erfolgreich die Beschäftigung erhöhen, inflationär wirken; denn erstens müsste dieser Einwand dann auch gegen zusätzliche private Investitionen erhoben werden. Zweitens ist der Einwand in Zeiten sinkender Lohn- und Preisniveaus nicht stichhaltig.

Obwohl PigouPigou und HendersonHenderson im „Committee“ beharrlich gegen öffentliche Arbeiten zur Bekämpfung der ArbeitslosigkeitArbeitslosigkeit argumentierten, stimmten sie schließlich doch zu, dass in Zeiten sehr hoher Arbeitslosigkeit öffentlich finanzierte Investitionsausgaben des Zentralstaates, der Gemeinden und der öffentlichen Versorgungsunternehmen sinnvoll sind, da hierdurch nicht notwendigerweise Ressourcen von anderer Beschäftigung abgezogen werden (siehe KahnKahn 1984, S. 96/97). RobbinsRobbins unterschrieb den Bericht nicht, weil er stärkere Sorgen als seine Kollegen hatte, diese Maßnahmen könnten die Erholung der Wirtschaft hinauszögern (ebda, S. 97). Robbins hing nämlich der Theorie an, die Rezession sei eine Folge zu hoher InvestitionenInvestitionen während des vorangegangenen Booms.

Das „Macmillan-CommitteeMacmillan-Committee“ selbst lieferte seinen Bericht im Juli 1931 ab. In einer Anlage des Reports konnte Keynes an prominenter Stelle seine Argumente dafür präsentieren, dass zusätzliche öffentliche Ausgaben sinnvoll und notwendig sind, um die ArbeitslosigkeitArbeitslosigkeit zu bekämpfen. Es gelang ihm, dafür die Unterstützung von fünf weiteren Mitgliedern zu gewinnen (darunter Ernest Bevin, prominenter Gewerkschaftsführer, sowie Reginald McKenna, Vorsitzender der Midland Bank). Der zweite Nationalökonom im „Macmillan-Committee“ votierte dagegen.

Auf einer zweiten Schiene kämpfte Keynes mittels Zeitungsartikeln und Leserbriefen für seine wirtschaftspolitischen Ideen. Einige Beispiele müssen hier genügen: In seinem Brief an den „Manchester Guardian“ vom 14. August 1930 (CW, Vol. 20, S. 385 ff), der viele Leser zu Kommentaren veranlasste, rechnete er vor, wie viel es für die Beschäftigung in GroßbritannienGroßbritannien ausmacht, wenn jemand ein britisches statt eines amerikanischen Autos kauft. Er berücksichtigt dabei die importierten Rohstoffe und Teile, die für die Produktion des britischen Autos verwendet werden, ebenso wie die zusätzlichen Konsumausgaben der zusätzlichen (oder länger) Beschäftigten und die Auswirkungen auf die Leistungsbilanz.

Manche Zeitungsartikel nutzte Keynes auch zu direkten Gesprächen mit den wichtigsten Entscheidungsträgern. So schickte er einen Artikel, den er am 10. Mai 1930 in der Zeitschrift „The Nation and AthenaeumNation and Athenäum“ (CW, Vol. 20, S. 345–349) zur Zinspolitik schrieb, an den Gouverneur der britischen Zentralbank. Als dieser nur kurz und recht zurückhaltend reagierte, schickte er ihm einen längeren Brief (CW, Vol. 20, S. 350–356). Dort stellte er die Notwendigkeit in den Mittelpunkt, die InvestitionenInvestitionen einschließlich derer im Ausland zu erhöhen, um weitere ArbeitslosigkeitArbeitslosigkeit zu vermeiden. Seine theoretische Begründung könne er in dieser Kürze nicht darstellen; er sei aber sicher, dass seine Position richtig sei. Er sei bereit, sich den Kopf abschlagen zu lassen, falls sie sich als falsch erweise.

Keynes versuchte dann abzuschätzen, welches Investitionsvolumen bei den verschiedenen Maßnahmen zu erwarten ist. Unbedingt nötig sei es, so folgert er, die heimischen InvestitionenInvestitionen anzukurbeln, indem die Zinssätze unter das hohe Niveau von 5–6 % gesenkt werden. Er schlägt vor, die britische Zentralbank solle den langfristigen ZinssatzZinssatz dadurch nach unten bringen, dass sie die von ihr gehaltenen Staatspapiere umschichtet, indem sie kurzfristige verkauft und dafür langfristige kauft.

Um noch stärker in die Öffentlichkeit hineinzuwirken und diese von der Notwendigkeit aktiven wirtschaftspolitischen Handeln zu überzeugen, nutzte Keynes auch das damals neue Medium des Rundfunks. In den Jahren 1930–1931 diskutierte er zweimal mit dem schon erwähnten Josua Stamp und hielt zwei Vorträge.

Im Vortrag vom Januar 1931 (in der BBC) wendete er sich gegen die auch damals weit verbreitete Theorie, man müsse wegen der Krise mehr sparen („den Gürtel enger schnallen!“). Dies sei jedoch „in der aktuellen Lage völlig falsch. Es ist äußerst schädlich und irrig“ (1931/2008, S. 64). Notwendig sei eine höhere Nachfrage: „Darum, ihr patriotischen Hausfrauen, brecht gleich morgen früh auf und geht zu den wundervollen Ausverkäufen … Ihr tut Euch damit selbst etwas Gutes, denn niemals waren Dinge so billig, so traumhaft billig“ (S. 65). Und „auf nationaler Ebene wünsche ich mir die Planung und Durchführung großartiger Projekte“ (S. 66).

Im April 1931 sprach Keynes im amerikanischen Rundfunknetz CBS und betont vor allem die Notwendigkeit, die Zinsen zu senken, damit mehr InvestitionenInvestitionen rentabel werden.

Entgegen der verbreiteten Erwartung, man habe 1931 die Talsohle dieser tiefen Rezession erreicht, verschlechterte sich auch durch den Zusammenbruch zahlreicher BankenBanken ab Sommer 1931 die Lage drastisch weiter und verschärfte sich zur WeltwirtschaftskriseWeltwirtschaftskrise. Daraufhin verließ GroßbritannienGroßbritannien am 20. September 1931 den GoldstandardGoldstandard – das PfundPfund wertete um ca. 20 % ab. Aber die Finanz- und GeldpolitikGeldpolitik ließen die Wirkungen der Abwertungen verpuffen, da beide kontraktiv waren. Dies kritisiert u.a. SchumpeterSchumpeter (1939, S. 987):

„Die orthodoxen Grundsätze der öffentlichen Finanzierung wurden mit wahrhaft heldenhaften Anstrengungen aufrechterhalten – unter ihnen ein Spargesetz, das vom Unterhaus angenommen wurde –, wodurch es dann auch gelang, das Finanzjahr 1931/1932 mit einem Überschuss von 32,9 Millionen PfundPfund zu beenden. … Diese Politik hatte zunächst die Tendenz, die Anreize, welche die Pfundentwertung hätte auslösen können, zu neutralisieren, depressive Wirkungen (gingen) insbesondere von dem 6 %-igen Diskontsatz aus.“

Infolgedessen verschlechterte sich die wirtschaftliche Lage in GroßbritannienGroßbritannien ebenso wie in den USAUSA und in DeutschlandDeutschland, weiter. Daraufhin verstärkte Keynes seine Bemühungen, Regierung und Öffentlichkeit zu überzeugen, dass der Staat (und auch die privaten Haushalte und Unternehmen) gegensteuern müssen. So erreichte er es, dass er, PigouPigou und vier Mitstreiter am 17. Oktober 1932 einen Brief an die „Times“ schrieben, in dem sie die positiven Wirkungen zusätzlicher privater und öffentlicher Ausgaben für Produktion und Beschäftigung betonen (Kasten 9). Im Gegensatz zu Zeiten der Voll- oder gar Überbeschäftigung (wie im Kriege) zögen nämlich solche Mehrausgaben keine Ressourcen aus anderen Verwendungen ab, sondern brächten brachliegende Ressourcen (insbesondere Arbeitskräfte) in Beschäftigung. Wenn jemand sich entscheidet, £500 zusätzlich zu sparen, führe dieser Betrag nicht zu mehr InvestitionenInvestitionen. Dieser Weg sei derzeit durch den Mangel an Vertrauen in die Rentabilität von Investionen blockiert. Diese Überlegung gelte auch für die Ausgaben lokaler Gebietskörperschaften. Wenn diese auf den Bau eines Museums, Schwimmbads o.ä. verzichten, handelten sie nicht im nationalen Interesse, sondern schadeten sich und anderen.

Selbst dieser überzeugende Brief stieß auf Widerspruch, auch von Ökonomen wie von HayekHayek und RobbinsRobbins, und löste heftige Debatten aus.

Kasten 9: Auszüge aus dem Letter to The Times, 17.10.1932 (CW, Vol. 21, S. 138/9)

“In the period of the War it was a patriotic duty for private citizens to cut their expenditures on the purchase of consumable goods and services to the limit of their power …At present time, the conditions are entirely different. … When a man economises in consumption, and lets the fruit of his economy pile up in bank balances or even in the purchase of existing securities, the released real resources do not find a new home waiting for them. In present conditions their entry into investment is blocked by lack of confidence. Moreover, private economy intensifies the block. For it further discourages all those forms of investment – factories, machinery, and so on – whose ultimate purpose is to make consumption goods. Consequently, in present conditions, private economy does not transfer from consumption to investment part of an unchanged national real income. On the contrary, it cuts down the national income by nearly as much as it cuts down consumption. Instead of enabling labour-power, machine-power and shipping-power to be turned to a different and more important use, it throws them into idleness.

Moreover, what is true of individuals acting singly is equally true of groups of individuals acting through local authorities. If the citizens of a town wish to build a swimming bath, or a library, or a museum, they will not, by refraining from doing this, promote a wider national interest. They will be ‘martyrs by mistake’, and, in their martyrdom, will be injuring others as well as themselves. Through their misdirected good will the mounting wave of unemployment will be lifted still higher.

An den starren Prinzipien der orthodoxen „sound finance“ prallten alle diese Appelle ab und die wirtschaftliche Lage blieb verheerend. Zwei Ereignisse ließen 1933 jedoch etwas Hoffnung aufkeimen: Für den Juni 1933 war eine internationale „World Economic ConferenceWorld Economic Conference“ einberufen worden, um Auswege aus der DepressionDepression zu beraten und wenn möglich zu beschließen. Zweitens trat in den USAUSA im April 1933 Franklin D. RooseveltRoosevelt das Amt des Präsidenten an; er hatte den Amerikanern einen „New Deal“ versprochen, mit dem er sie aus der Depression herausführen wolle.

Zur Vorbereitung dieser Weltkonferenz setzte der britische Premierminister bereits im August 1932 erneut ein spezielles „Committee on International Economic Policy“ ein, dem acht Personen angehörten, darunter wie selbstverständlich wieder Keynes. Dieser legte seine Position in einer langen Reihe von Zeitungsartikeln dar. Insbesondere schrieb er vier Artikel für „The Times“ im Frühjahr 1933, die er anschließend unter dem Titel „The Means to Prosperity“ als Streitschrift in England und (etwas erweitert) in den USAUSA herausbrachte. Keynes unterstrich dort die Notwendigkeit, kreditfinanzierte öffentliche Ausgaben zu tätigen. Die Höhe des Gesamteffekts solcher Ausgaben (den MultiplikatorMultiplikator) schätzt er auf 2,0. Mit Blick auf die Weltwirtschaftskonferenz propagiert er ein gemeinsames Vorgehen, damit ein mutig vorangehendes einzelnes Land nicht wegen steigender Importe eine Verschlechterung seiner Leistungsbilanz hinnehmen muss.

Außerdem schlug Keynes vor, die bevorstehende „World Economic ConferenceWorld Economic Conference“ solle – um bei möglichen Zahlungsbilanzproblemen helfen zu können – eine internationale Behörde gründen, die alle beteiligten Staaten mit zusätzlich geschaffener internationaler Liquidität versorgen soll. Dafür sollte sie in GoldGold dominierte und international zur Zahlung verwendbare Noten emittieren, die jedes Land bis zu einem bestimmten Betrag gegen eigene Staatsanleihen erwerben kann, um danach über zusätzliche internationale Zahlungsmittel zu verfügen.

Zu diesem Zweck sollten die Länder ihre Währung an den GoldpreisGoldpreis binden, jedoch mit der Möglichkeit, die Wechselkurse durch gemeinsamen Beschluss zu ändern. Dadurch sollte der Abwertungswettlauf zwischen den Währungen beendet werden (die USAUSA hatten im April 1933 den GoldstandardGoldstandard verlassen). Diese Vorschläge hatten auf der Konferenz (Juni/Juli 1933) keine Chance. Sie fanden erst 1944 – auf der Konferenz von Bretton-Woods – in den Vereinbarungen zum Weltwährungssystem Berücksichtigung (siehe dazu den Abschnitt Problemlösungen für die Kriegs- und Nachkriegszeit bzw. den Abschnitt Für eine neue Währungsordnung).

Noch am Vorabend der Weltwirtschaftskonferenz diskutierte Keynes mit dem renommierten amerikanischen Journalisten Walter Lippmann in der BBC über die Erfolgsaussichten dieser Konferenz. Beide Diskutanten hielten es für am besten, wenn die wichtigsten Staaten, allen voraus die USAUSA und GroßbritannienGroßbritannien, gemeinsames Handeln verabredeten; insbesondere sollten Kredite für Unternehmen preiswert und reichlich zur Verfügung gestellt werden und es sollten Programme für öffentliche Arbeiten aufgelegt werden.

Vor und während der Weltwirtschaftskonferenz verhandelten Vertreter der USAUSA, Großbritanniens und des Europa-Goldblocks (vor allem FrankreichFrankreich und Italien) über eine Vereinbarung, die eine Rückkehr zum GoldstandardGoldstandard vorsah, wobei es aber den einzelnen Staaten freigestellt blieb, wie rasch sie den WechselkursWechselkurs ihrer Währung stabilisierten.

Präsident RooseveltRoosevelt lehnte in einer Botschaft an die Konferenz diese Pläne jedoch brüsk ab. Keynes war einer der wenigen, die ihm applaudierten (Daily Mail (CW, Vol. 21, S. 273/4)). Roosevelt sei „magnificently right“, weil er, statt auf Kompromisse einzugehen, eine Entscheidung zwischen zwei entgegengesetzten Ansätzen erzwinge, nämlich zwischen der Orthodoxie der Goldblockländer mit ihrer Ablehnung staatlichen Handelns und den USAUSA, die diese „unbeschreibliche Verschwendung von guten Gelegenheiten“ ablehnen. Nach Roosevelts „Paukenschlag“ verliefen die Diskussionen der Konferenz im Sande.

Trotz dieses Fehlschlags war der neugewählte amerikanische Präsident für viele Bürger in den USAUSA und für Keynes ein Hoffnungsträger, da er überaus energisch und geschickt handelte und mit einem gewaltigen Bündel von Maßnahmen einen Stimmungswandel in den USA herbeiführte (s. dazu ausführlich Blomert, 2012). RooseveltRoosevelt übernahm im März 1933 sein Amt von Hoover, der die Wahl im November 1932 verloren hatte. Hoover hatte wenig gegen die WeltwirtschaftskriseWeltwirtschaftskrise getan, versuchte sogar trotz der Wirtschaftsmisere den Bundeshaushalt auszugleichen und behauptete im Wahlkampf: „Prosperity is just round the corner“.

Die von RooseveltRoosevelt erhoffte wirtschaftliche Erholung verlief jedoch schleppend. In Absprache mit einem seiner führenden Berater schrieb Keynes daher am Jahresende 1933 einen offenen Brief an Roosevelt, der in der „New York Times“ veröffentlicht wurde (CW, Vol. 21, S. 289–297). Eine leicht veränderte Version erschien als Zeitungsartikel zwei Tage später mit dem Titel „Mr. Roosevelt’s Experiments“ in der „Times“ (CW, Vol. 21, S. 297–304, deutsch auf der Website der Keynes-Gesellschaft in der Rubrik „General Theory“). In beiden Texten lobt Keynes Roosevelt für sein „durchdachtes Experiment“, um das Übel unserer Lage zu heilen, drängt ihn aber, zwischen den Aufgaben „Erholung aus der Krise“ und „Wirtschafts- und Sozialreform“ deutlich zu trennen und die (kurzfristige) erste als dringlicher zu betrachten als die eher langfristige zweite. Keynes bezweifelt, dass hier die Prioritäten richtig gesetzt sind. Er argumentiert, eine wirtschaftliche Erholung könne nur einsetzen, wenn die einzelnen Menschen mehr von ihrem Einkommen ausgeben, die Unternehmen dank erhöhten Zukunftsvertrauens und niedriger Zinsen mehr investieren oder der Staat kreditfinanzierte Ausgaben tätigt. Hier sei zu wenig geschehen.

Dieses Versäumnis könne, meint Keynes, an zwei Trugschlüssen liegen. Erstens sei es zwar richtig, auf steigende Preise hinzuarbeiten (in einer Zeit stark sinkenden Preisniveaus – J.K.), aber nicht durch Angebotsverknappung, die einen Rückgang von Produktion und Beschäftigung bedeute, sondern durch erhöhte Nachfrage! Der zweite Trugschluss resultiere aus einer „primitiven Wirtschaftsdoktrin“, die als QuantitätstheorieQuantitätstheorie des Geldes bekannt ist und eine feste Relation zwischen GeldmengeGeldmenge und Volkseinkommen behauptet. „Manche Menschen“, so Keynes, „scheinen daraus abzuleiten, dass Produktion und Einkommen dadurch erhöht werden können, dass man die Geldmenge ausweitet. Doch dies ist, wie wenn man versucht, dick zu werden, in dem man einen weiteren Gürtel kauft“. Stattdessen sei es entscheidend, die gesamtwirtschaftliche Nachfrage zu erhöhen (CW, Vol. 21, S. 301).

Beide Texte belegen, dass Keynes von seinem Erklärungsansatz überzeugt und in seinen theoretischen Überlegungen inzwischen weit genug vorangeschritten war, um die herrschende orthodoxe Lehre mit ihrer impliziten Annahme einer Tendenz zur VollbeschäftigungVollbeschäftigung zu widerlegen und durch eine neue Theorie zu ersetzen. Darüber berichtet der nächste Abschnitt.

Ücretsiz ön izlemeyi tamamladınız.

₺447,61

Türler ve etiketler

Yaş sınırı:
0+
Hacim:
277 s. 13 illüstrasyon
ISBN:
9783846352793
Yayıncı:
Telif hakkı:
Bookwire
İndirme biçimi:
Metin
Ortalama puan 0, 0 oylamaya göre