Kitabı oku: «Was geschieht mit uns, wenn wir sterben?», sayfa 2

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Hier stelle ich Ihnen mein eigenes Team aus Geistführern vor

Im Buch werden Sie immer wieder den Geistführern begegnen, mit denen ich zusammenarbeite. Manchmal werden Sie ihre Worte wortwörtlich lesen, genauso wie ich sie aufgeschrieben habe. Drei von ihnen habe ich schon kurz erwähnt, doch ich möchte sie Ihnen an dieser Stelle näher vorstellen:

Ben, mein Geistführer, begleitet mich schon mein ganzes Leben lang, doch erst als ich anfing, als Medium zu arbeiten, trat er in mein Bewusstsein. In einem früheren Leben war ich mit Ben zusammen, und er rettete mir damals das Leben. Daraufhin haben wir beschlossen, dass er durch mich und meine Mission, Spiritualität zu lehren, anderen helfen kann.

Ben tauchte eines Sonntagabends in Begleitung meiner verstorbenen Großmutter auf. Damals war ich siebenundzwanzig. Sie stellte mir den hochgewachsenen, gut aussehenden dunkelhaarigen Fremden vor und sagte: »Ich habe dich bis hierher gebracht ... weiter kann ich dich nicht bringen. Das ist jetzt Bens Aufgabe.« Seitdem ist er ein Teil meines Lebens, führt mich in vielen persönlichen Lebenssituationen und gibt mir Klarheit. Doch Bens Hauptaufgabe ist es, mich dabei zu unterstützen, die verstorbenen Seelen mit den noch auf Erden lebenden Seelen in Kontakt zu bringen.

Ariel ist ein höher schwingender Geist. Sie hat Anfang 2009 am heiligen Ort Uluru/Ayers Rock in Australien das erste Mal durch mich Informationen gechannelt. Ich meditierte gerade in der untergehenden Sonne, als Ariel mich besuchen kam und mir einige der Informationen übermittelte, auf denen dieses Buch aufbaut. Ich bin ihr dankbar für das Wissen, das sie an mich weitergegeben hat und das so vielen Menschen helfen wird.

Josiah ist ein Geist, der mich über die Jahre häufig aufgesucht hat, doch erst seit kurzem fühle ich mich ihm so eng verbunden wie mit Ben. Josiah ist ein sehr hoher Geist: er steht zwischen einem Geistführer und Gott. Durch tiefgehendes Channeling und Meditieren zeigte sich Josiah mir und schaffte es, mich durch den Prozess des Übergangs vom Leben hindurch zu führen. Er zeigte mir die Passage und die verschiedenen Phasen des Todes und erklärte mir, wie wir aus unserer Seele heraus wachsen und uns mit unserem höheren Selbst verbinden können.

Dies sind meine drei wichtigsten Geistführer, doch ich habe auch noch andere Führer, mit denen ich zu bestimmten Zwecken täglich zusammenarbeite und die mich in unterschiedlichen Situationen unterstützen, wenn ich ihre Hilfe brauche. Jeder von uns hat ein Team aus Geistführern, dem ein Meisterführer vorsteht. Bei mir ist es Ben. Vielleicht sind Sie sich Ihrer eigenen Geistführer nicht bewusst, aber Sie können sicher sein, dass es sie gibt. Ihr Meisterführer weist andere Helfer oder Führer an, herzukommen und Ihnen beim Überwinden schwieriger Lebenssituationen zu helfen. So hilft mir zum Beispiel Lucinda, Nachrichten zu übermitteln. Sie ist oft anwesend und liefert mir Informationen, während ich unterrichte und vor einem großen Publikum Readings gebe.

Die Informationen, die ich von meinem Team aus Geistführern erhalten habe, haben mir die Augen geöffnet, und ich habe bei diesem Prozess auch vieles über mich selbst gelernt. Ich füge dem Buch mehrere Abschnitte aus Niederschriften bei, die ich gemacht habe. Daraus lässt sich genau ersehen, wie meine Geistführer mir die Informationen übermittelt haben, die ich verwende. Beachten Sie bitte, dass die Kommunikation meiner Geistführer – oder eines anderen Wesens aus der spirituellen Welt – stets kursiv dargestellt wird. Außerdem füge ich mehrere Niederschriften und Berichte über Sitzungen bei, die ich unter der Anleitung meiner Geistführer für andere gehalten habe. (Die Namen und Identitäten wurden geändert, um die Privatsphäre der Betreffenden zu schützen.)

Also: Wollen Sie wirklich alles wissen? Wenn ja, dann finden Sie die Antworten auf viele Ihrer Fragen auf den Seiten dieses Buchs. Wenn Sie wirklich bereit sind, dann lassen Sie uns jetzt zusammen auf diese spannende Reise gehen!

Teil I Orientierung

Der Zeitpunkt ist alles.

Es gibt keine Zufälle.

Kapitel 1
Die Entdeckung

Was passiert, wenn wir sterben?

Seit ich als Medium arbeite, wurde mir diese Frage schon sehr oft gestellt. Und ich habe sie schon oft beantwortet, während ich Menschen Mitteilungen von ihren geliebten Angehörigen übermittelte, die vom Jenseits zu ihnen sprechen. Diese Botschaften weisen immer ein erstaunliches Wissen über das Leben nach dem Tod auf und bestätigen, dass die Seele tatsächlich weiterlebt.

Doch auch während ich mich in meiner Arbeit als Medium weiterentwickelte, blieben immer noch viele Fragen, auf die ich eine Antwort brauchte. Bei meinen Bemühungen, die ganze Lebensreise zu begreifen, war ich für die verstorbenen Seelen offen und habe Informationen von einer höheren Quelle erhalten. Auf meiner Suche habe ich herausgefunden, dass wir uns alle auf einer vielseitigen und lohnenswerten Reise befinden – im Tod genauso wie im Leben. Der Sinn dieser Reise ist das ständige Lernen und innere Wachstum. Wie ich herausgefunden habe, lebt die Seele nicht nur weiter, sondern entwickelt sich auch weiter. Wie das geschieht – davon handelt dieses Buch.

In unserem Leben fragen wir uns immer wieder, warum wir eigentlich hier sind, welche Aufgabe wir auf Erden erfüllen sollen. Nur wenige von uns kennen die Antworten auf diese Fragen. Es gibt zwar auf der ganzen Welt nur eine Handvoll Menschen, die ihre wahre Berufung und ihr Lebensziel kennen, doch viele Leute sind ständig auf der Suche danach. Sie übersehen dabei aber eine wichtige Tatsache, nämlich dass man die Antworten nur in sich selbst finden kann.

Die Antworten, die ich in Was geschieht mit uns, wenn wir sterben? gebe, kommen alle von innen, aus der tiefsten Weisheitsquelle, aus der wir Menschen schöpfen können. Ich habe mir schon immer die gewonnenen Erkenntnisse aus meinen vielen Sitzungen, die von meinen Geistführern übermittelten Botschaften und meine eigenen Erfahrungen – wie zum Beispiel ein Nahtoderlebnis, das ich vor mehreren Jahren hatte (und auf das ich im Buch näher eingehen werde) – zunutze gemacht. Seit meiner Kindheit nehme ich oft Verbindung zu den verstorbenen Seelen auf. Für mich war das also schon immer das Natürlichste auf der Welt.

Dieses Buch soll Antworten auf Ihre Fragen über das, was passiert, wenn wir sterben, geben. Ich möchte, dass Sie die Reise, auf die wir alle gehen müssen, und die Lektionen, die wir lernen müssen, voll und ganz verstehen. Werden Sie Ihre Angehörigen, die vor Ihnen gestorben sind, wiedersehen? Werden Sie nach einer gewissen Zeit im Jenseits auf die Erde zurückkehren? Und vor allem – gibt es Gott / das Göttliche wirklich?

Das sind nur ein paar der Fragen, mit denen ich mich im Buch beschäftigen werde. Doch eines kann ich voller Überzeugung jetzt schon verraten: Das Leben ist für uns alle eine Reise, die niemals aufhört, noch nicht einmal nach dem Tod. Im Gegenteil: Unser Abschied von der physischen Welt ist erst der Anfang unserer Wiedergeburt in ein ewiges Leben, in dem wir weiter lieben, lernen und reifen. Das wusste ich zwar schon als Kind, doch bevor ich zu meinen Fähigkeiten als Medium stand, habe ich daran gezweifelt.

Meine beiden Welten

Als Erwachsene erinnern wir uns gewöhnlich nicht mehr an die Zeit, die wir zwischen unseren irdischen Leben im Jenseits verbracht haben. Manche Kinder haben jedoch noch Erinnerungen daran; die Gründe dafür werde ich in einem späteren Kapitel erläutern. Als Kind konnte ich mich noch an vieles aus dem spirituellen Reich erinnern und in meiner Kindheit hatte ich auch ganz reale Erlebnisse in der spirituellen Welt. Daher dachte ich manchmal schon, ich sei verrückt.

Erst viel später wurde mir meine Verbindung zu den Geistern von einem Numerologen bestätigt. Er stellte fest: »Sie kommunizieren nicht nur mit der spirituellen Welt – Sie erinnern sich sogar daran.« Eine zweite Bestätigung erhielt ich von einer Astrologin, die mir sagte: »Vom Tod fasziniert zu sein, liegt in Ihrem Wesen.« Ich wunderte mich zuerst über ihre Bemerkung, doch dann fügte sie hinzu, dass ich meine Todesfaszination dazu verwende, um anderen zu helfen. Ihre Erkenntnis war absolut richtig. Es war eine große Erleichterung, endlich Menschen zu begegnen, die mich verstanden.

Als ich noch jünger war, bekam ich keine Unterstützung bei der Verarbeitung meiner Erlebnisse, die mich manchmal ziemlich beunruhigten. Heute bin ich Lisa Williams, ein Medium mit einer eigenen Fernsehsendung, das mit verstorbenen Angehörigen anderer Leute kommuniziert. Doch als ich ein Kind war – ein Kind, das Tote sehen konnte –, machte diese Fähigkeit mir Angst.

Genauer gesagt waren es nicht die verstorbenen Seelen, vor denen ich mich fürchtete. Ihr regelmäßiges Kommen und Gehen war für mich ganz normal. Es waren die Reaktionen der Erwachsenen um mich herum, die mich dazu brachten, Angst vor den Stippvisiten verstorbener Seelen zu entwickeln. Ich besuchte eine christliche Schule, obwohl mein Vater überzeugter Atheist war und noch heute ist. Als ich meinen Eltern erzählte, dass ich Geister sah und mit ihnen redete, hieß es nur »das Kind hat zu viel Fantasie«. Nur so konnten sie mit meinen Schilderungen fertig werden, die in ihren Augen eine beunruhigende Verhaltensstörung waren.

So lernte ich, über das zu schweigen, was für mich völlig normal war. Dadurch war ich als Kind ziemlich einsam und bemüht, mich in beiden – so grundverschiedenen – Welten einzurichten. In der einen Welt, in der auch meine Familie und Freunde lebten, passte ich mich den Ansichten anderer über das Leben an. Ich hörte mir ihre Meinungen an und tat, was von mir erwartet wurde, ohne jemals meine eigene Wirklichkeit zu erwähnen. Doch in der anderen Welt, die für mich in vielerlei Hinsicht viel realer war, unterhielten sich meine spirituellen Freunde und Besucher mit mir. Meine ganze Kindheit über fühlte ich mich mit meiner eigenen Welt eng verwurzelt, weit weg von der Welt, die andere für die reale hielten.

Ja, ich sah die Seelen Verstorbener. Ich sprach mit ihnen und sie mit mir. Doch es kam mir vor, als würde ich mit lebendigen Menschen reden – und in meinen Gedanken waren sie das auch. Ich habe das Wort tot nie begriffen. Es klang so verstörend endgültig. Tot zu sein ist etwas, das in meiner Realität gar nicht existiert.

*

Mein frühestes Erlebnis mit einem Geist, der mit mir gesprochen hat, hatte ich im Alter von ungefähr drei Jahren. Ich spielte gern auf meinem Zimmer mit meinen Freunden (die nur ich sehen konnte). Sie waren ein kleiner Junge und ein kleines Mädchen. Beide waren bei einem Brand ums Leben gekommen und besuchten mich oft. Häufig nahm ich auch einen Mann wahr, der im Zimmer saß und uns beim Spielen zuschaute. Da er nie etwas sagte, ignorierte ich ihn. Währenddessen machte meine Mutter den Haushalt, kümmerte sich um meinen jüngeren Bruder Christian und nahm von dem Kichern, das aus meinem Zimmer ertönte, kaum Notiz. Falls sie es doch mitbekam, hielt sie es sicher nur für »Lisa beim Spielen«.

Eines Abends wurde ich zum Essen gerufen. Diesmal begleitete der Mann in meinem Zimmer mich ins Esszimmer – das heißt, er schwebte neben mir her, denn ich konnte keine Beine erkennen – und nahm auf einem Stuhl in der Ecke Platz. Ich setzte mich an den Tisch. Während ich die Erbsen mit der Gabel aufspießte, um sie mir in den Mund zu stecken, passierte etwas Unerwartetes. Der Mann sagte zum ersten Mal etwas zu mir.

»Iss die Erbsen nicht, sonst stirbst du!«, warnte er mich.

Erschrocken legte ich die Gabel hin. Während ich die restliche Mahlzeit aß, passte ich auf, dass keine einzige Erbse auf meiner Gabel landete. Meine Mutter wollte natürlich wissen, warum ich die Erbsen liegen ließ.

»Er hat gesagt, dass ich sterbe, wenn ich sie esse!«, erklärte ich ihr und zeigte auf den Mann in der Ecke.

»Sei nicht albern – da ist doch niemand«, entgegnete meine Mutter und versuchte, mich zu überreden, die Erbsen aufzuessen.

Doch ich weigerte mich beharrlich und blieb mit verschränkten Armen und zusammengepresstem Mund sitzen. Ich war entschlossen, keine einzige Erbse zu verzehren, und selbst der Bestechungsversuch meiner Mutter, dass ich zum Nachtisch Eis bekommen würde, brachte mich nicht dazu, die kleinen runden grünen Dinger zu essen, die mich umbringen konnten. Nie im Leben!

Ich weiß noch, dass meine Eltern damals zum ersten Mal meinten, ich hätte zu viel Fantasie. Aber noch heute mag ich keine Erbsen, obwohl ich vor kurzem erfahren habe, dass der Großonkel meines Vaters an einem Mundvoll Erbsen erstickt ist! Es muss jener Großonkel gewesen sein, der mich beim Spielen in meinem Kinderzimmer beschützt hat und der mich vor diesem »tödlichen« Gemüse gewarnt hat.

Nächtliche Abenteuer

Solange meine Geistbesucher tagsüber auftauchten, konnte ich mit ihnen spielen und Spaß haben. Aber nachts sah die Sache ganz anders aus. Alle möglichen Personen – nicht nur Kinder – gingen nachts in meinem Zimmer ein und aus, während ich schlafen sollte. Das machte mir so viel Angst, dass ich gar nicht schlafen konnte. Ich zog mir die Decke über den Kopf, um die Eindringlinge nicht sehen zu müssen, aber nach einer Weile bekam ich keine Luft mehr und musste meine Höhle aufgeben. Oft sah ich dann eine Frau am Fußende meines Betts stehen, die die Hände in die Hüften stemmte und mich zornig anstarrte. Sofort zog ich mir die Decke wieder über den Kopf. Wenn ich nach Luft schnappte, machte ich die Augen fest zu, um die Geister nicht sehen zu müssen, die sich in meinem Zimmer versammelt hatten. Doch das hielt sie nicht davon ab, mich an den Haaren zu ziehen, mich mit dem Finger anzustupsen und mit mir zu reden. Ich vergrub den Kopf unter meinem Kissen und hoffte verzweifelt, sie würden verschwinden. Aber den Gefallen taten sie mir nicht.

Es gab noch weitere beunruhigende nächtliche Erlebnisse. Ich erinnere mich daran, wie ich im Bett lag und aus meinem Körper schlüpfte. Während ich über ihn hinwegschwebte, schaute ich nach unten und sah mich friedlich schlafen. Anfangs war es eine spannende Erfahrung. Wow – ich kann ja fliegen!, dachte ich aufgeregt und flog im Haus herum, um zu sehen, wie mein Bruder schlief oder meine Eltern im Wohnzimmer fernsahen.

Doch eines Nachts fand ich mich draußen in der Dunkelheit wieder, allein und etwas weiter weg von unserem Haus. Damals war ich erst vier und mir war sofort klar, dass ich das Haus nicht alleine hätte verlassen sollen. Meine Mutter hatte mir eingetrichtert, nach Einbruch der Dunkelheit nicht mehr aus dem Haus zu gehen, weil da draußen »böse Leute« seien. Und jetzt war ich da draußen und bekam es mit der Angst zu tun. Ich hatte keine Ahnung, was ich tun sollte.

Ich sah mich suchend um und erkannte die Straße, auf der ich mich befand, doch ich kannte den Rückweg nicht. Ich erkannte auch den Hügel wieder, an dem mein Vater Golfbälle in Löcher schlug, und wusste daher, dass ich nicht weit weg von Zuhause war. Aber jetzt geriet ich in Panik und fing an zu weinen. Doch keine Tränen rollten meine Wangen herunter, wie sie es getan hätten, wenn ich in meinem physischen Körper gesteckt hätte.

Ich versuchte zu rufen, aber meine Schreie blieben lautlos. Nun versuchte ich, einen Mann anzusprechen, der den Hügel hinaufging, doch er ignorierte mich, als wäre ich gar nicht anwesend. Dann wurde mir bewusst, dass ich körperlos schwebte und keinen Mund zum Sprechen hatte. In diesem Moment sah ich den Mann, der mich davor gewarnt hatte, die Erbsen zu essen. Im Gegensatz zu dem ersten Mann, der den Hügel hinaufgegangen war, bemerkte er meine panische Angst und bot mir seine Hilfe an.

»Stell dir einfach vor, du würdest in deinem sicheren Bettchen liegen«, sagte er.

Das tat ich. Ich stellte mir vor, dass ich von meinen Plüschtieren umgeben war, und fühlte die Wärme der Bettdecke. Plötzlich spürte ich eine Energie, die mich wie ein Sog zurück in mein Bett holte. Sie schien aus meiner Bauchgegend zu strömen. Diese Sogkraft zog mich an den Straßenlaternen vorbei die Treppe hinauf bis zu unserer Wohnung, durch die Wohnungstür, am Wohnzimmer vorbei, in dem meine Eltern fernsahen, und dann lag ich wieder in meinem Bett.

Weinend wachte ich auf und ging hinunter ins Wohnzimmer, um mich nach dem traumatischen Erlebnis von meinen Eltern trösten zu lassen. Doch auch nachdem sie mich beruhigt hatten, hatte ich immer noch Angst vor dem Einschlafen und weigerte mich, das Wohnzimmer zu verlassen. Eine solche Nacht konnten meine Eltern ertragen – doch als mein Verhalten zur nächtlichen Routine wurde, irritierte sie das. Sie wussten nicht, wie sie mit der neuen Situation umgehen sollten.

Zu meiner Gabe stehen

Als Kind und Jugendliche fühlte ich mich oft ein wenig wie eine Außenseiterin. Ich hatte zwar Freunde, aber ich war nie »beliebt«. Doch vor allem meine Freundin Samantha half mir, mich mit dem anzufreunden, was sie meine »Gabe« nannte. Als sie diesen Begriff verwendete, war ich immer noch ziemlich jung, und auch wenn sich die Vorstellung, eine Gabe zu haben, seltsam anfühlte, war es irgendwie ein gutes Gefühl. Damals hatte ich zwar keine Ahnung, warum sie mir diese besondere Eigenschaft zuschrieb, da ich mich nicht für etwas Besonderes hielt. Aber nachdem ich das demonstriert hatte, was Sam für übersinnliche Fähigkeiten hielt – zum Beispiel zu wissen, dass eine bestimmte Person anrufen würde oder dass irgendein Schüler in der Schule fehlen würde, noch bevor wir dort angekommen waren –, war sie überzeugt davon, dass ich »anders« sei.

Sam war der einzige Mensch, dem ich mein Geheimnis je anvertraut hatte, und allmählich begann ich zu akzeptieren, dass ich tatsächlich etwas Besonderes hatte, das anderen fehlte. Sam und ich hatten Spaß an meiner Gabe. Wir mussten lachen, wenn ein Lehrer etwas bestätigte, was ich längst wusste, so wie zum Beispiel, dass wir einen »Überraschungstest« schreiben würden. Unsere Spielchen waren lustig, und es tat mir gut, meine Erlebnisse mit Sam zu teilen. Sie half mir, zu meiner Fähigkeit zu stehen. Endlich war ein Mensch aus Fleisch und Blut Teil meiner Welt!

*

Das Leben ging weiter – und auch meine täglichen Gespräche mit den Geistern. Ich neigte dazu, Ereignisse vorauszusehen, und spürte die Stimmungen anderer, bevor sie ein Wort zu mir gesagt hatten. Meine Gabe schien aus zwei Dingen zu bestehen: der übersinnlichen Intuition und der Kommunikation mit Verstorbenen. Ich konnte jedoch erst im Alter von siebzehn völlig zu meinen übersinnlichen Fähigkeiten stehen.

Meine Freunde und ich hatten eine Busfahrt nach Blackpool, einem Ferienort am Meer im Norden Englands, geplant. Wir wollten der Schule mal den Rücken kehren und Spaß haben. Auf unserem Ausflug wurde auch kräftig getrunken, doch ich trank nicht mit, da ich noch nie Alkohol gebraucht habe, um Spaß zu haben – obwohl die alten Schulfotos von damals aussehen, als hätte ich einiges gebechert! Aber sie zeigen nur meine ausgelassene Seite. Auf diesem Ausflug geschah ein tiefschürfendes Ereignis, das meine Einstellung zu dem, was Sam meine »Gabe« nannte, für immer änderte.

Blackpool hat drei Schiffskais, die ins Meer hinausragen, und verschiedene Touristenattraktionen zu bieten. Der Nordkai war damals eleganter und traditioneller als die beiden anderen. Er hatte nicht so viele Geschäfte und Vergnügungsstätten wie die anderen, und daher fühlte man sich auf ihm in längst vergangene Zeiten zurückversetzt. Das verlieh ihm eine interessante faszinierende Atmosphäre. Auch war es stiller und ruhiger dort als auf den gut besuchten Nachbarkais.

Als meine Freunde und ich zum Nordkai spazierten, bemerkten wir vor einem Zelt ein Schild mit der Aufschrift WAHRSAGERIN. (Diesen Begriff habe ich noch nie gemocht, auch wenn ich akzeptiere, dass manche Leute ihn anwenden.) Ein paar von uns beschlossen, sich »zum Spaß« die Zukunft vorhersagen zu lassen, doch ich verschwieg, dass mir mehrere Fragen auf der Seele brannten, auf die ich unbedingt eine Antwort brauchte. Ich wollte mehr über einen Jungen erfahren, den ich mochte, und ob ich meine Abschlussprüfungen bestehen würde und was ich in ein paar Monaten tun sollte, wenn ich mit der Schule fertig war. Sie wissen schon: das gewöhnliche Zeug, das einen beschäftigt, wenn man siebzehn ist und das ganze Leben noch vor einem liegt.

Eines der anderen Mädchen ging vor mir ins Zelt. Als es nach einer Viertelstunde wieder herauskam, senkte es den Blick und murmelte: »Also die hat echt eine Schraube locker.« Dann kam ich an die Reihe. Ich ging durch den Vorhang und stand in einem winzigen, stickigen Raum. Darin standen zwei Stühle und ein Tischchen. Auf dem Tisch lag ein Tuch, und auf dem Tuch lag ein Deck Tarotkarten. Wie ich mich noch vage erinnere, sahen sie ganz ähnlich aus wie das Kartendeck, das auf dem Kaminsims meiner Großmutter Nan Frances – der Mutter meiner Mutter – lag. Alles wirkte sehr »hexig«, wie ich meine übersinnlichen Kräfte gerne bezeichne.

Ohne mich anzusehen, deutete die Frau an, ich solle mich setzen. Sie hatte blonde Strähnen, die ihr über die Schulter fielen, lange rosa Fingernägel, die wie eine tödliche Waffe aussahen, und war stark geschminkt. Sie trug ein langes wallendes lila Gewand und klimpernde Ohrringe, genauso wie ich es von einer Handleserin oder Hellseherin erwartet hätte. Ja, sie war eine waschechte Wahrsagerin.

Sie hob langsam den Blick und sah mich mit großen blauen Augen an. Gleichzeitig nahm sie mit einer raschen Handbewegung die Karten vom Tisch. Als unsere Blicke sich trafen, breitete sie die Karten vor mir aus und starrte mich durchdringend an. Ich hatte das Gefühl, als würde sie durch mich hindurchschauen, und das machte mich so unbehaglich, dass ich mich umdrehte, um zu sehen, was sich denn hinter mir befand.

»Interessant – sehr interessant«, bemerkte sie und reichte mir die Karten. Dann bat die Frau mich, sie zu mischen, mit der linken Hand abzuheben und in drei Haufen abzulegen. Mittlerweile war ich richtiggehend nervös, doch da ich sie nicht verärgern wollte, tat ich ihr den Gefallen. Nun forderte sie mich auf, zwei Kartensets auszusuchen.

Aber welche sind die Richtigen?, dachte ich. Woher soll ich wissen, welche die richtigen Sets sind? Doch noch bevor ich die Frage zu Ende gedacht hatte, sagte die Frau: »Sie werden sich von den Kartensets angezogen fühlen, die Sie brauchen. Wählen Sie nicht mit dem Kopf, sondern lassen Sie die Karten zu sich kommen.«

Oh, sie hat meine Gedanken gelesen! Also tat ich genau das. Heute weiß ich, dass es vielen Leuten so geht, wenn sie für eine Sitzung Karten aussuchen sollen: Sie machen sich Sorgen, das falsche Deck oder die falschen Sets auszuwählen. Doch wie ich bald herausfand, ist es eine Chance, auf seine innersten Eingebungen zu hören und das Verlangen loszulassen, das Ergebnis zu beeinflussen.

Die Frau mischte die Karten, die ich ausgesucht hatte. Dann starrte sie mich wieder an, was mir ganz unangenehm war.

»Stimmt irgendwas nicht?«, fragte ich, da ich keine Ahnung hatte, was sie sah – natürlich dachte ich ans Schlimmste.

Sie beugte sich zu mir vor und sagte so leise, als wollte sie verhindern, dass andere es hören könnten: »Du hast eine Gabe. Aber du weißt nicht, was du damit anfangen sollst.« Ich saß mit offenem Mund da und war sprachlos. »Deine Gabe ist extrem stark, viel stärker als meine eigene«, fuhr sie fort. »Jemandem wie dir bin ich seit vielen Jahren nicht mehr begegnet.«

Nun war es heraus. Jetzt war das bestätigt, was meine Klassenkameradin gesagt hatte, als sie aus dem Zelt herausgekommen war – diese Frau hatte wirklich eine Schraube locker. Wie konnte sie einer siebzehnjährigen Schülerin erzählen, dass diese eine größere Gabe hätte als sie, die die Zukunft anderer voraussagte? Sicher war es ein Betrug oder Trick ...

Aber Moment mal – woher weiß sie überhaupt von meiner Gabe? Dieser Gedanke fesselte mich an den Stuhl. Dann forderte sie mich auf, ihr Fragen zu stellen. Natürlich wollte ich zuerst was über Jungs erfahren. (Sie behielt Recht, als sie mir sagte, die Männer in meinem Leben würden nie die »Richtigen« sein.) Außerdem wollte ich wissen, was ich in Zukunft beruflich machen würde. Sie sagte, ich würde eine Berufsausbildung machen, und auch wenn ich verschiedene Berufe ausüben würde, wäre nur eine Tätigkeit von Bedeutung. Wie sie mir sagte, würde ich mich selbst entscheiden müssen. Damals ahnte ich noch nicht, dass sich diese Entscheidung auf meine Gabe bezog und darauf, sie zu meiner Berufung zu machen.

Ich habe die Abschiedsworte der Frau, als ich das Zelt durch den Vorhang verließ und zu meinen Freunden zurückging, nie vergessen. »Du wirst vielen Menschen helfen und ihr Leben verändern. Bleib dran!«

Heute weiß ich, dass die Frau unglaubliche übersinnliche Fähigkeiten hatte und von den Leuten wahrscheinlich wegen ihrer billigen Aufmachung belächelt wurde oder weil sie ihnen nicht das bestätigte, was sie hören wollten. Im Rückblick wird mir klar, dass die Freundin, die als Erste ins Zelt ging, vermutlich nur deshalb sauer wieder herauskam, weil sie nicht das zu hören bekam, was sie erwartet hatte, und weil das, was die Wahrsagerin ihr stattdessen gesagt hatte, den Nagel auf den Kopf traf!

Sobald ich vor dem Zelt auftauchte, kamen meine Freunde angelaufen und wollten unbedingt wissen, was die Frau mir gesagt hatte. Ich dachte mir irgendwas aus, weil ich nicht darauf vorbereitet war, die Worte der Frau als Wahrheit anzunehmen, obwohl meine Gabe für mich ganz normal war (und noch heute ist). Irgendwie war die Bestätigung meiner Gabe durch die Wahrsagerin und ihre Bemerkung, dass ich damit vielen Menschen helfen würde, zu viel für mich und ich wollte es nicht unbedingt brühwarm in die Welt hinausposaunen. Heutzutage erlebe ich ähnliche Reaktionen bei Menschen, denen ich Readings gebe, wenn die gechannelte Information von ihrem gegenwärtigen Selbstbild zu sehr abweicht. Doch damals hatte ich keinen Schimmer, wovon die Wahrsagerin eigentlich redete, und auch wenn ihre Botschaft mich zutiefst beeindruckte, behielt ich sie lieber für mich.

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22 aralık 2023
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9783945574164
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