Kitabı oku: «Was geschieht mit uns, wenn wir sterben?», sayfa 4
Kindheit und Glaube
Wir alle werden von den Meinungen unserer Mitmenschen beeinflusst. Das fängt schon in einem sehr frühen Alter an. Als Mutter will ich, dass mein Sohn mit seinen eigenen Überzeugungen aufwächst, doch mir ist klar, dass meine Handlungen und die Dinge, die ich mag oder ablehne, ihn beeinflussen. Das lässt sich unmöglich verhindern.
Als Kleinkinder wurden wir alle von unseren Eltern und anderen Menschen in unserer Umgebung geformt. Sie hatten feste Meinungen und sprachen sie auch aus, oft mit starken Emotionen verbunden. Folglich lernten wir, was »richtig« und was »falsch« ist. Wir glaubten, was die Erwachsenen sagten, sei richtig, weil sie uns umsorgten und weil wir keinen Grund hatten, es nicht zu glauben.
Ich weiß noch, wie ich meinem Vater und Großvater zuhörte, die sich jeden Sonntagnachmittag über Politik stritten. Und auch wenn ich ihren hitzigen Diskussionen darüber, welche Partei das Land besser regieren könnte, nicht wirklich zuhörte, übernahm ich ihre Sichtweisen. Wenn ich dann andere Leute über Politik reden hörte, stellte ich fest, dass ich schon eine Meinung hatte, die auf dem beruhte, was ich die Woche davor während einer dieser Familiendiskussionen gehört hatte.
Was das Thema Leben nach dem Tod betrifft, so haben Erwachsene häufig ihre feste Meinung darüber. Das kann bei Kindern zu Verwirrung führen. Da kleine Kinder die reinsten Schwingungen haben und noch nicht von den Wertvorstellungen anderer Menschen voreingenommen sind, sind sie naturgemäß offen für die Welt der Geister und des Jenseits. Sie müssen ihre eigene Meinung erst noch entwickeln und sind noch unschuldig und rein. Sie suchen sich ihren Weg in dieser Welt und können sich noch wundern – eine Fähigkeit, die Erwachsenen abhandengekommen ist.
Da ihre Wahrnehmung noch so unverzerrt ist, erinnern sich Kinder häufig an ihre früheren Leben und an Dinge, die sich vor ihrer Wiedergeburt im Jenseits ereignet haben. Es kann sogar sein, dass sie sich noch an ihre Gespräche mit Gott und an andere Unterhaltungen erinnern, die vor ihrer Geburt stattgefunden haben. Kleinkinder weisen häufig Wissen und Weisheiten auf, die wirklich tiefgründig sind und über deren Ursprung wir uns wundern. Der Grund dafür: Kinder sind noch sehr stark mit ihrer Seele im Einklang, und die Seele hat das Wissen, das wir alle brauchen.
Auch betrachten Kinder Situationen aus einem eindeutigen Blickwinkel. Sie sehen keine Grauzonen, weil sie über nichts urteilen. Erst wenn wir urteilen, drücken wir anderen unsere eigene Sichtweise auf. Beispielsweise fragte mein Sohn Charlie vor kurzem, warum eine Freundin von mir traurig war. Also sagte ich ihm die Wahrheit: Dass meine Freundin mit einem Mann verheiratet ist, der sie sehr traurig macht, und dass sie nicht weiß, was sie tun soll.
»Das ist doch ganz einfach«, meinte Charlie. »Sie sollte ihn verlassen und jemanden finden, der sie wieder glücklich macht.« Ich sagte ihm, dass es nicht so einfach ist, weil meine Freundin und ihr Mann Kinder haben. Doch für meinen Sohn war das kein Hindernis.
»Mommy, wir leben doch auch zusammen. Dann können ihre Kinder doch auch bei ihr leben«, entgegnete er, ohne ein Urteil zu fällen oder sich Sorgen um finanzielle Probleme oder das Auseinanderbrechen der Familie zu machen. Für ihn gab es bei der Lösung keine Grauzonen; die einfache Entscheidung lautete so oder so. Manche mögen das als eine unverantwortliche Einstellung für einen Erwachsenen ansehen, aber nach der Trennung von meinem Partner schlugen Charlie und ich genau den Weg ein, den mein Sohn vorausgesagt hatte – letztendlich waren alle anderen Sorgen nicht annähernd so wichtig wie der Wunsch, in unserem jetzigen Leben glücklich zu sein.
Jedes Kind wird uns direkt von der Quelle geschickt, die im Jenseits ist, an dem Ort, von dem wir alle stammen. Auch wenn die menschliche Hülle neu ist, ist die Seele, die in diesem Körper wiedergeboren wird, häufig uralt. Unsere Kinder haben schon früher auf der Erde gelebt und bringen aus der spirituellen Welt das Wissen mit, das wir brauchen, um viele Situationen – wie zum Beispiel aufgebrachte Provokationen oder Gefühlsausbrüche und sogar Streitigkeiten und körperliche Gewalt – zu überwinden.
Jeder von uns kommt mit einer Aufgabe oder Lektionen, die er lernen muss (und auf die ich in späteren Kapiteln näher eingehen werde), auf die Erde, aber es gibt auch Kinder, die die wundervolle Gabe der Spiritualität und des Heilens mitbringen. In letzter Zeit wurden mehrere Bücher über solche Kinder geschrieben. Sie werden »Indigokinder« oder »Kristallkinder« genannt und ihnen wird die besondere Fähigkeit zugesprochen, die Evolution der Menschheit auf unserem Planeten Erde zu fördern. Solche Seelen haben ihr Wissen aus der Zeit im Jenseits im Bewusstsein behalten und wissen, welche Lektionen sie hier auf Erden lernen sollen. Doch sogar diese Kinder sind manchmal nicht in der Lage, ihr Wissen anderen mitzuteilen, da sie noch zu jung sind, um die richtigen Worte dafür zu kennen.
Aufgrund ihrer Nähe zur Quelle sind die Schwingungen der Kinder höher als bei Erwachsenen. Säuglinge haben auf der Schädeldecke eine weiche Stelle, an der die Knochen noch nicht zusammengewachsen sind. Dadurch liegt das Scheitelchakra noch offen. Es ist das Chakra der Intuition und des spirituellen Wissens und zugleich eine direkte Verbindung zur spirituellen Welt. Deshalb können viele Babys, Kleinkinder und jüngere Kinder Geister spüren und sehen. Manchmal haben sie auch Fantasiefreunde, bei denen es sich um Seelen handeln kann, die sie im Jenseits kannten und die noch mit ihnen in Kontakt stehen.
Wie Mütter beobachten können, schauen ihre Säuglinge manchmal auf eine bestimmte Ecke im Raum, so als würden sie mit jemandem kommunizieren, den niemand sonst sehen kann. Wenn die Mutter dann zur Stelle geht, auf die ihr Kind gestarrt hat, spürt sie möglicherweise einen kalten Lufthauch, der sie schaudern lässt. Das ist ein Zeichen dafür, dass der Säugling einen Geist gesehen hat, dessen Gegenwart eine unerwartete Abkühlung der Luft hervorruft, ähnlich wie wenn man die Kühlschranktür öffnet.
Ein weiteres Mittel, mit dem Kinder uns ihre Verbindung zum Jenseits zeigen, ist, wenn sie sich einen anderen Namen als ihren Taufnamen geben. Im Jenseits haben wir alle einen Namen, unter dem unsere Seele bekannt ist. Es ist daher nicht ungewöhnlich für ein Kind, auf seinem ursprünglichen Seelennamen zu bestehen. Im Alter zwischen drei und fünf Jahren beharrte mein Sohn Charlie zum Beispiel darauf, Sam genannt zu werden. Ich hatte zwar keine Ahnung, warum ausgerechnet Sam, doch ich konnte es nachvollziehen, da ich als Kind immer Victoria gerufen werden wollte.
Eines Tages, als Charlie so offen für eine Unterhaltung war, wie es seinem normalen Typus entspricht, fragte ich ihn, warum er Sam genannt werden wollte. »Mommy, das war doch mein Name im Himmel«, antwortete er, was mich regelrecht umhaute. »Charlie klingt komisch«, eröffnete er mir. »Ich will lieber Sam heißen.«
Im selben Gespräch fragte ich meinen Sohn, ob er sich noch an irgendwas anderes im Himmel erinnern könne, und er sagte: »Ja, Mommy. Gott hat mir gesagt, ich soll zu dir kommen und mich um dich kümmern, weil Daddy dich nicht geliebt hat und du mehr Liebe brauchst.« Das überraschte mich noch mehr. Durch seine Worte wurde mir klar, dass ich dazu bestimmt war, als alleinerziehende Mutter zu leben und Probleme mit Männern durchzumachen ... aber das ist eine ganz andere Geschichte!
Ich konnte der Namenswahl meines Kindes nichts entgegensetzen, und so ließ ich ihn zwei Jahre lang seinen anderen Namen behalten. Er unterschrieb die Karten zum Muttertag und zum Geburtstag immer mit »In Liebe Dein Sam«. Irgendwann nahm er seinen Taufnamen Charlie von alleine wieder an, wahrscheinlich weil er sich mittlerweile daran gewöhnt hatte.
*
Spiritualität kann Kinder stark verwirren, wenn die Erwachsenen um sie herum sie nicht bestätigen. Die Jungen und Mädchen tun sich oft schwer mit ihrem Wissen und ihren Überzeugungen, vor allem, wenn diese im Widerspruch zu dem stehen, was ihre Eltern oder andere Autoritätspersonen ihnen erzählen. Häufig werden Kinder gar nicht gehört, wenn sie etwas aus ihrem angeborenen spirituellen Wissen heraus sagen. Genau das ist mir passiert, als ich klein war. Deswegen kenne ich die seelischen Qualen, die dadurch entstehen können.
Egal wie Sie über dieses Thema denken – es ist unheimlich wichtig, Kindern mit Respekt zu begegnen, wenn sie ihre Überzeugungen zum Ausdruck bringen. Schließlich sind Kinder noch näher an der Quelle als wir Erwachsene; es lohnt sich daher wirklich, auf ihre Gedanken und Erfahrungen zu hören. Vergessen Sie dabei jedoch nicht, dass Kinder möglicherweise ihre Empfindungen abblocken, um jegliche Verbindung zum Geist abzuschneiden, aus Angst vor negativen Reaktionen und um die Erwachsenen um sich herum nicht zu beunruhigen. Es kann daher eine Weile dauern, bis sie über ihre Erlebnisse sprechen. Deshalb ist es so wichtig, den Kommunikationsweg offenzuhalten und ihnen zuzuhören, ohne sie anzuzweifeln oder in eine Schublade zu stecken.
Wenn wir heranwachsen, ändert sich unsere Meinung über vieles, weil die Gesellschaft uns beeinflusst. Andererseits bleiben manche trotz der gesellschaftlichen Einflüsse offen für den Geist, und wenn ein Kind die ersten acht Jahre lang dafür offen bleibt, besteht eine gute Chance, dass es zu einem spirituell sehr begabten Erwachsenen heranwächst.
Mein Bruder Christian hörte als Kind ständig Geister und redete mit ihnen. Er war extrem offen dafür und hätte diese Gabe weiterentwickeln können, wenn er es zugelassen hätte. Doch heute ist er einer der stärksten Skeptiker, die ich kenne.
Am Morgen nach dem Tod unseres Großvaters stand mein Bruder völlig aufgelöst vor dem Haus der Großeltern. Ich beruhigte ihn und fragte ihn, was mit ihm los sei, abgesehen von der Trauer über den Verlust. Er antwortete ängstlich und verwirrt: »Ich habe ihn gerade gehört. Er hat mit mir gesprochen und das macht mich total fertig.«
Ich verstand, was Christian meinte: Großvater war gekommen, um sich zu verabschieden, was ganz typisch für ihn war. Mich überraschte dabei nur, wie mein Bruder darauf reagierte. Es machte ihm große Angst, von unserem Großvater beim Übergang eine Abschiedsbotschaft bekommen zu haben. Ich weiß nicht, ob mein Bruder jemals bereit sein wird zu akzeptieren, dass es wirklich passiert ist. Aber es ist passiert.
Die Zyniker unter uns
Trotz des Blickwinkels, den wir als Kinder haben, können viele Erwachsene die Realität der Kommunikation mit dem Jenseits nicht mehr annehmen. Leider verdrängen sie das Thema allzu gern und verneinen die Tatsache bis zum Gehtnichtmehr. Solche Leute sind nicht bereit, die unbegrenzten Möglichkeiten des Universums zu erkennen, und dadurch werden sie dem Leben gegenüber zynisch.
Zyniker glauben alles Mögliche nicht. Ich bin bei meiner Tätigkeit als Hellseherin und Medium schon vielen Zynikern begegnet und habe sogar Sitzungen für sie abgehalten. Manchmal frage ich mich hinterher, warum ich mir überhaupt die Mühe gemacht habe. Leute wie sie wollen sich auf keinen Fall auf ihr Reading einlassen. Sie wollen nur eine Bestätigung für ihre eigene Meinung, nämlich, dass ich auf gar keinen Fall »echt« sein kann.
Einmal passierte das während einer landesweiten Fernsehsendung. Ich war zusammen mit zwei anderen Medien, John Edward und Allison DuBois, in die Oprah Winfrey Show eingeladen worden, um über Spiritualität zu sprechen und zu zeigen, dass Menschen tatsächlich mit »der anderen Seite« kommunizieren können. Jeder von uns sollte für drei Leute (aus dem Publikum) Readings abhalten. Bei meinem letzten Reading hatte ich es mit einer Frau zu tun, die eindeutig nicht daran glaubte.
Kurz vor Beginn des Readings wandte ich mich an meine Visagistin und meine Publizistin und sagte zu ihnen: »Die nächste Person möchte mit einer Vaterfigur in Kontakt treten.« Die beiden sind enge Freundinnen von mir und waren schon oft bei meiner Arbeit dabei. Sie haben meine Fähigkeiten noch nie angezweifelt und bemerkten nur: »Na ja, du musst es ja wissen!« Sie behielten Recht – und ich auch. Aber auf das, was jetzt kam, war ich nicht vorbereitet.
Ich betrat das Studio, wo mir Laura, Wissenschaftlerin und Zynikerin, vorgestellt wurde. Ich fing mit dem Reading an, und die gechannelten Informationen wurden deutlich – und nach meiner Beurteilung auch korrekt – übermittelt.
Ich ließ die Frau wissen, dass eine Vaterfigur mit ihr sprechen wolle. Sie erwiderte: »Na ja, jeder hat schließlich einen Vater. Also kann ich ebenso gut mit einer Vaterfigur reden.« An diesem Punkt unterbrach ich das Reading und fragte sie direkt, ob ihr Vater verstorben sei. Ich erklärte, dass mein eigener Vater noch lebe und dass eben nicht jeder eine Vaterfigur im Geist der Verstorbenen habe. Wie sie mir bestätigte, war ihr Vater gestorben.
Also machte ich weiter und sagte Laura, ihr Vater habe die Worte »kleines Mädchen« verwendet. »Mein Vater hat mich nie sein ›kleines Mädchen‹ genannt, obwohl ich die Jüngste von uns vier Kindern war«, gab sie verächtlich zurück. »Aber natürlich können Sie bei jeder Vater-Tochter-Beziehung von so was ausgehen. Es ist einfach gut geraten.«
Auch wenn Millionen von Zuschauern die Live-Sendung sahen und ich riskierte, zu hart zu klingen, fragte ich sie unverblümt, warum sie sich überhaupt für ein Reading gemeldet hatte, wenn sie die Informationen, die ich an sie weitergab, nicht annehmen wollte. Sie wandte sich an die Produzenten, die seitlich von der Bühne saßen, und fragte genervt: »Bin ich etwa zu skeptisch?« Natürlich beantworteten sie die Frage nicht, doch es war eindeutig, dass Laura bei ihrer Einstellung blieb.
Das Reading ging weiter. Als ich erwähnte, dass ihr Vater mir den Namen »John« durchgab, korrigierte sie mich rasch und sagte, ihr Vater habe nicht John geheißen. Stattdessen hatten ihn alle mit seinem vollständigen Vornamen angesprochen, der zwar mit John anfing, aber noch einen zweiten Vornamen enthielt, so was wie John-Roger oder John-Michael. Es klang, als würde sie sich an einen Strohhalm klammern, um ja nicht nachgeben zu müssen.
Dann sagte ich ihr, dass ihr Vater mir eine Vision von sich schickte, in der er tanzte. Es sah so aus, als würde er mit ihr tanzen. Sie verzog verächtlich das Gesicht und winkte ab. »Ich hab nie mit meinem Vater getanzt. Er war zwar ein professioneller Tänzer, aber mit mir hat er nie getanzt.«
Mittlerweile war klar, dass die Wissenschaftlerin Laura keine Informationen von mir annehmen würde – für sie stand längst fest, dass ich nicht mit dem Geist ihres verstorbenen Vaters sprach.
Leider verpassen Leute wie Laura oft die Riesenchance, Verbindung zu geliebten Familienmitgliedern aufzunehmen. Wenn sie für eine andere Sichtweise als die wissenschaftliche offen wären, könnten sie von einem Reading viele kostbare Informationen mit nach Hause nehmen. Aber stattdessen blocken sie lieber ab, indem sie krampfhaft Recht behalten und beweisen wollen, dass ich Unrecht habe!
*
Über die Jahre habe ich festgestellt, dass ich die Meinung von Zynikern nicht ändern kann. Sie beharren auf Beweisen wie zum Beispiel harten Fakten, die sie überzeugen sollen. Doch wenn Geister aus dem Jenseits mit uns kommunizieren, tun sie es meistens durch Gedankenprozesse und Visionen statt durch Fakten. Sie haben noch nicht einmal einen Mund, mit dem sie die Worte formen können. Daher klingt das, was sie uns mitteilen, dumpf und ist nur schwer zu verstehen. Ich bekomme auch nicht immer alle Wörter eines Satzes mit und kann deswegen nur die Informationen weitergeben, die ich empfange. Das ist natürlich ein gefundenes Fressen für einen Zyniker, der nur darauf wartet, undeutliche oder falsche Informationen zu erhalten.
Manchmal machen die übermittelten Informationen auf Anhieb keinen Sinn, doch wenn die Klientin und ich dranbleiben, wird die Bedeutung allmählich klar. Es gab zum Beispiel Readings, bei denen ein Geist mir einen Namen nannte, zu dem nur ich einen Bezug hatte und durch den ich daher eine Information übermitteln konnte. Ich erinnere mich an eine Frau, die zu mir kam, weil sie ihren Sohn verloren hatte und mit ihm kommunizieren wollte. Ich bekam zwar eine Verbindung zum Geist ihres verstorbenen Sohnes, aber die Vision, die ich erhielt, war das Gesicht meines Exfreunds Colin. Ich hatte keine Ahnung, warum ausgerechnet er mir plötzlich in den Sinn kam.
Während der Sitzung erhielt ich die eindeutigen Informationen, dass der Sohn bei einem Autounfall ums Leben gekommen war, und gab ihr detaillierte Fakten, die nur ihr Sohn wissen konnte. Trotzdem wollte sie noch eine weitere Bestätigung, dass es wirklich ihr Sohn war.
»Ich sehe meinen Exfreund und weiß nicht genau warum, aber ich beschreibe ihn einfach mal, um zu sehen, ob Sie einen Bezug zu Ihrem Sohn feststellen können«, erklärte ich ihr. Dann beschrieb ich ihr, wie Colin aussah, was für ein Auto er fuhr und welche Orte er gern aufsuchte. Doch sie konnte nichts davon mit ihrem Sohn in Verbindung bringen.
Plötzlich stieß der Geist ihres Sohns mich regelrecht an und sprach das Wort »Name« aus.
»Ach so, ja, mein Exfreund heißt Colin«, sagte ich hastig.
Sofort leuchtete ihr Gesicht auf. »Er hieß auch Colin!«, rief sie glücklich und aufgeregt aus. Ihr Sohn hatte den Bezug auf meinen Exfreund dazu benutzt, um mir diese wichtige Information zu liefern, die die Frau als Bestätigung brauchte, dass er wirklich da war. Tatsache ist, dass der Geist der Verstorbenen nicht immer gleich mit Logik oder Fakten ankommt. Um eine Kommunikation sinnvoll zu machen, muss man bereit sein, die gewöhnliche Erwartungshaltung aufzugeben, dass alles »eine Bedeutung haben« muss.
Skepsis: Eine gesunde und kritische Haltung
Während Zynismus ein echtes Problem sein kann, weil der Betroffene in einer starren Haltung verharrt und nicht über den Tellerrand hinaussieht, kann eine skeptische Einstellung gesund und positiv sein. Tatsächlich war ich früher (und bin es manchmal immer noch) selbst skeptisch. Ich zweifle zwar nicht daran, dass meine Kommunikation mit dem Geist der Verstorbenen real ist, denn das weiß ich – sonst würde ich meine Leser und mich selbst belügen. Aber anfangs zweifle ich immer an den Gaben, die andere zu haben behaupten. Ich weiß, es gibt da draußen Leute, die vorgeben, mit dem Jenseits verbunden zu sein, und die nur allzu gerne das schwer verdiente Geld anderer kassieren. Ich war sogar schon selbst bei ein paar dieser sogenannten Medien und habe mich während der Sitzung gefragt: Warum bin ich eigentlich hier, obwohl diese Person die Gabe ganz offensichtlich nicht hat?
Wenn ich an Skeptiker denke, fällt mir automatisch mein Vater ein. Es ist schwer zu glauben, dass er fast zwanzig Jahre lang mit mir zusammengelebt hat und schon vorher eine Frau geheiratet hatte, deren Mutter eine bekannte Hellseherin war – und trotzdem nicht an unsere Gabe glaubte. Als ich anfing, Readings abzuhalten, schüttelte mein Vater nur den Kopf und wandte sich ab. Er kam zu keiner meiner Fernsehsendungen in England und ließ sich auch nicht bei den spirituellen Kirchenversammlungen blicken, bei denen ich als Medium des Abends teilnahm.
Noch Jahre, nachdem ich meine Tätigkeit als Medium zu meinem Vollzeitberuf gemacht hatte, fragte er mich: »Wann suchst du dir endlich einen richtigen Job?« Darauf gab ich immer zurück: »Was ist denn ein richtiger Job?« Und dabei beließ ich es, da es sinnlos war, sich darüber mit ihm zu streiten.
Das erste Mal, dass er zu einem meiner öffentlichen Readings kam, war im April 2008, und das auch nur, weil er sich nicht davor drücken konnte. Wir befanden uns auf einer Kreuzfahrt auf hoher See, bei der sich alles um das Thema »spirituelle Verbindungen« drehte. Sie war von meinem Verlag Hay House organisiert worden. Wenn Dad also nicht an Land schwimmen wollte, dann musste er wohl oder übel meiner Veranstaltung beiwohnen.
Normalerweise habe ich kein bisschen Lampenfieber, doch diesmal war ich nervös, weil mein Vater unter den Zuschauern saß. Ich machte den Anfang, indem ich fragte, ob es im Saal Skeptiker gebe, und auch wenn sich viele suchend umsahen, hob keiner die Hand. Ich wartete ab. Dann zeigte ich auf meinen Vater und sagte: »Ich weiß aber, dass wir mindestens einen Skeptiker unter uns haben, und das ist mein Vater!« Alle waren schockiert, aber Dad winkte nur souverän, der Gute.
Ich zeigte nicht etwa auf meinen Vater, um ihn zu blamieren, sondern um den Leuten zu zeigen, dass es in Ordnung ist, skeptisch zu sein, nach Antworten zu suchen und sie zu hinterfragen. Wie ich den Zuschauern erklärte, hat die Skepsis meines Vaters mir beim Erwachsenwerden gutgetan. Er hatte mich immer wieder herausgefordert, als ich anfing, meine Gabe zu entwickeln, und dadurch war mir klar geworden, dass ich daran arbeiten musste, die anderen Zweifler da draußen zu überzeugen. Er brachte mich dazu, mich stärker zu bemühen, akkurate Informationen zu empfangen, statt der Banalitäten, die jeder erhalten könnte. Ich habe hart daran gearbeitet, andere zu verstehen, mit ihnen mitzufühlen, und deswegen bin ich meinem Vater für seinen unerschütterlichen Standpunkt dankbar.
Heute freue ich mich über jeden Skeptiker, der meine Vorstellung besucht oder zu einem Reading kommt, da ich weiß, dass er mich dazu bringen wird, mein Bestes zu geben. Wenn mir Menschen sagen, dass sie voller Skepsis zu meiner Veranstaltung kamen und sie voller Überzeugung wieder verlassen haben, dann frage ich immer, an welchem Punkt sie ihre Meinung geändert haben. Meistens berichten sie, dass es ein Reading war, das sie nachvollziehen konnten, oder dass sie gehört hatten, wie jemand, für den ich ein Reading abgehalten hatte, hinterher sagte, wie genau alles gestimmt hätte. Oft bestätigen die Leute erst hinterher den Wahrheitsgehalt einer Botschaft und geben erst dann zu, wie tief die erhaltenen Antworten sie beeindruckt haben.
Erst nachdem sich mein Vater meine Fernsehsendungen angesehen hatte und zu vielen Live-Veranstaltungen mitgekommen war, ließ er sich von der Echtheit meiner Tätigkeit überzeugen. Die Woche auf der Kreuzfahrt meines Verlags, in der er jeden meiner Vorträge besuchte und sogar bei mehreren Gruppenübungen mitmachte, hatte ihn noch nicht überzeugt. Er nahm dann auch an zahlreichen spirituellen Workshops anderer teil. Er machte zwar seine Hausaufgaben, blieb aber weiterhin reserviert.
Dann starb meine Großmutter – Vaters Mutter – im April 2009. Nach ihrer Beerdigung kehrten wir nachmittags zu meinem Elternhaus zurück, um etwas zur Ruhe zu kommen. Mein Bruder Christian und seine Frau Claire hatten sich hingelegt, meine Mutter ruhte sich im Wohnzimmer aus und Dad im Schlafzimmer meiner Eltern. Plötzlich stand er auf und rief: »Einen Augenblick, Mom!«
Meine Mutter ging ins Schlafzimmer und fragte ihn, was los sei. Er schüttelte verwundert den Kopf und sagte, ihm sei, als hätte seine Mutter ihn beim Einschlafen gerufen. Ihre Stimme hatte ihn geweckt. Dann merkte er, was er gerade gesagt hatte, und versuchte es zurückzunehmen: »Ach nein, das war wohl etwas, was ich im Radio gehört habe.« Meine Eltern besitzen gar kein Radio und der Fernseher war ausgeschaltet – im ganzen Haus war es vollkommen still. Anscheinend war Dads Mutter zurückgekommen, um ihn noch einmal zu sehen, und hatte im Traum Verbindung mit ihm aufgenommen, was sehr häufig vorkommt.
Ehrlich gesagt hat die Skepsis meines Vaters mich nie ernsthaft gestört. Erst im September 2009 kam er nach meiner Veranstaltung in Wellington, Neuseeland zu mir und sagte: »Jetzt glaube ich dir.« Ich war so perplex, dass mich eine Feder umgehauen hätte!
Mein Vater war bei neun Live-Veranstaltungen dabei gewesen. Er hatte die Reaktion der Zuschauer gesehen. Und er hatte Bemerkungen gemacht wie beispielsweise: »Die Sitzung, die du abgehalten hast ... die Frau hatte dir doch nichts verraten, stimmt’s? Aber du hast es trotzdem geschafft. Du hast den Kontakt zu ihrer Mutter zustande gebracht, und am Ende war die Frau richtig glücklich.« Also wusste ich, dass ich bei ihm Fortschritte machte. Als Dad sich dann endlich seine eigene Meinung über meine Arbeit bildete, nahm er sie mit offenem Herzen an.
Wie mein Vater mir erst später gestand, machte meine Gabe ihm im Grunde Angst, weil es für sie keine logische Erklärung gibt. »Du bist zwar meine Tochter und ich weiß, dass du nicht lügst«, sagte er. »Aber verstehen tue ich es trotzdem nicht. Ich weiß nur, dass du den Leuten Trost und Hoffnung schenkst, und das ist ein kostbares Geschenk. Also machst du deinen Job richtig.«