Kitabı oku: «Wie aus dem Ei gepellt ...», sayfa 10

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Edward und die Osterfee

Tief im Wald versteckt liegt das Osterhasenland. Dort herrscht große Aufregung! Heute werden die Auserwählten bekannt gegeben! Nur sie dürfen ins Menschenland reisen und die Osternester verstecken.

„Nummer 9379“, ruft Oberosterhase Professor Alberich.

Nummer 9379 ist aufgeregt. Wenn er nun nicht auserwählt würde? Nein, das kann nicht sein! Schließlich wurde auch 815 auserwählt, und der war in der letzten Eierprüfung der Allerschlechteste! Er war sogar fast durchgefallen!

„Es tut mir leid, 9379. Du bist nicht dabei.“

„Aber warum? Ich war in der Eierprüfung einer der besten!“

Der Professor blättert in seinem Buch. „Das ist richtig.“

„Und warum bin ich dann nicht auserwählt?“, fragt 9379.

„Du entsprichst nicht der Norm.“

„Ich entspreche nicht der Norm?“

„Zu klein. Zu dick. Kein reinweißes Fell. Aber am schlimmsten sind deine Ohren. Das eine zu klein und zu breit. Das andere zu lang und zu dünn. Auch die Kinder würden dich Osterkuh nennen.“

Osterkuh. Nummer 1 hatte ihm diesen Namen verpasst. Die perfekte Nummer 1. Die Nummer 1, die nun richtig fies lacht. So ein blöder Hase! „Nummer 9380“, ruft der Professor.

Traurig geht 9379 zur Gruppe der Daheimgebliebenen. Sie müssen die bemalten Eier aussortieren und die Nester packen. Dabei kann 9379 mehr! Aber er bekommt nicht einmal eine Chance. Wie gemein! Er entspricht nicht der Norm. Das ist so demütigend!

„Ich werde allen beweisen, was für ein toller Hase ich bin!“, sagt er zu den anderen, als die Versammlung zu Ende ist.

„Und wie?“, fragt ein Hase mit einem schwarzen Ohr.

„Mir wird schon was einfallen!“

„Vergiss es! Du hast kein Nest, vor allem aber keine Lizenz!“

„Aber ich will nicht für den Rest meines Lebens Ostereier aussortieren! Das Leben muss mehr Sinn haben!“

„Gib uns Bescheid, wenn du den Sinn gefunden hast!“

9379 hoppelt zur zauberhaften Lichtung. Dort wohnt die Osterfee. „Rubina!“, ruft 9379.

„Edward!“ Rubina hat ihm diesen Namen einst gegeben. Sie fand es schrecklich, dass er keinen richtigen Namen hat. Ein Name macht ein Wesen einzigartig. Sie flattert auf ihn zu. Obwohl 9379 Rubina schon lange kennt, ist er von ihrem Anblick immer wieder entzückt. Sie ist zart und schneeweiß und hat durchsichtige Flügel. Ihr Kleid ist rubinrot und füllig.

9379 erzählt von seinem Problem, doch leider kann ihm die Fee nicht helfen. „Ich kann und darf dich nicht normgerecht zaubern. Das widerspricht dem Gesetz der Natur.“

Sie war seine letzte Hoffnung. „Warum darf ich kein Normhase sein? Die Natur ist total ungerecht! Ich möchte so gerne ins Menschenland! Denk an die strahlenden Kinderaugen, wenn sie ihr Nest entdecken.“ Er beginnt zu heulen.

„Für jeden Hasen gibt es eine Aufgabe. Jeder wird den Sinn seines Lebens erkennen.“

„Wann? Und wie?“ 9379 motzt Rubina beinahe an, obwohl er das gar nicht wollte. Sie kann am allerwenigsten für sein Unglück. „Kannst du denn gar nichts für mich tun?“

„Leider nicht.“ Und so sitzen die beiden eine lange Weile und blicken sich dabei stumm an.

Plötzlich wirbelt Rubina in die Luft. „Ich habe eine Idee!“ Ihr Strahlen ist so ansteckend, dass sich 9379 mit freuen muss, obwohl er noch gar nicht weiß, um was es geht.

Rubina schwingt ihren Zauberstab.

„Halt!“, ruft 9379. „Magst du mir nicht ...“

PENG! PONG! PING!

„... sagen, wo es hingeht?“ 9379 blickt sich um.

OH MEIN GOTT!

Rubina hat ihn ins Menschenland gezaubert. Auf einen Bauernhof! Er muss zurück! Schließlich muss er erst ein Osterhase werden! Mit richtiger Lizenz! Unbedingt! Und dann ins Menschenland reisen! Mit einem Osternest, so wie es sich gehört! Warum ausgerechnet auf einen Bauernhof? Da landen die Hasen erst im Stall und dann auf dem Teller. Das hat Nummer 1 erzählt. Bei diesem Gedanken schüttelt es ihn kräftig. Er ist einsam. Und allein. Und weil das so schrecklich traurig ist, fängt 9379 richtig doll zu weinen an.

„He! Was heulst du denn so rum?“

9379 erschrickt, als er die fette Katze vor sich sieht. Essen Katzen Hasen? Ja! Das hat Nummer 1 gesagt und der weiß schließlich alles. „Ich ergebe mich. Ich mache alles, was du willst, nur bitte, bitte, friss mich nicht!“ 9379 streckt alle viere von sich und zieht sein langes Ohr über seine Knopfaugen.

„Entschuldige, so lecker bist du nun auch wieder nicht!“

9379 funkelt die Katze bitterböse an. „Weil ich nicht der Norm entspreche?“

Verdutzt blickt in die Katze an. „Muss ich das verstehen? Ich esse halt einfach keine Hasen.“

„Achso! Hmm, das wusste ich natürlich.“

Beruhigt beginnt 9379 mit der Katze zu quatschen. Sie erzählt vom Leben auf dem Bauernhof, von den anderen Tieren und, dass sie es sehr gut haben. Kinder gibt es insgesamt zwölf. Jedes besitzt einen Hasen, nur das zwölfte Kind, ein Junge, Anton heißt er, hat keinen Hasen bekommen. „Deswegen bin ich hier! Ich soll für Anton der Hase sein!“ Bei diesem Gedanken wird 9379 ganz warm ums Herz. Kinder sind so unendlich lieb zu ihren Haustieren. Anton wird sich freuen, dass er 9379 hat und ihn gut behandeln.

Die Katze zeigt 9379 Anton. Er sieht nicht glücklich aus. Und deshalb hoppelt 9379 auf ihn zu und will ihn trösten. Doch Anton sieht ihn nicht. 9379 spricht zu ihm, pustet ihn an, aber Anton reagiert nicht.

Da fällt es 9379 ein: Er ist ja unsichtbar. Nummer 1 hat einmal erzählt, dass Osterhasen aus dem Osterhasenland im Menschenland unsichtbar sind. Nur durch einen Zauber können sie sichtbar werden.

Obwohl alles so aussichtslos scheint, weicht 9379 Anton nicht mehr von der Seite und folgt ihm in sein Kinderzimmer. Wie kann er Anton auf sich aufmerksam machen? Aus Versehen hoppelt 9379 auf ein Stofftier, das entsetzlich quiekt. Anton dreht sich um.

9379 hüpft und jubelt. Das ist es! So macht er auf sich aufmerksam! Ist doch alles ein Kinderspiel! Gerade als er noch einmal auf das Stofftier hüpfen will, hebt Anton es vom Boden auf und setzt sich aufs Bett. Zu seinen Füßen liegt ein Buch. Er nimmt es und blättert darin. „Wie gerne hätte ich einen eigenen Hasen!“

„Du kannst mich haben!“, schreit 9379.

„So müsste er aussehen! Ein ganz weißes Fell soll er haben und niedliche Öhrchen! So, wie der in meinem Buch!“ 9379 schluckt. Anton will einen Normhasen!

Traurig lässt Anton sein Buch fallen. „Aber ich werde keinen bekommen. Mama will keinen mehr. Das ist so unfair! Wäre ich als Erstes geboren, hätte ich jetzt einen Hasen. Aber so!“

9379 hoppelt zu ihm und stupst Antons Füße. Anton zieht seinen Fuß weg! Er muss etwas gespürt haben!

Anton schließt die Augen. „Ich wünsche mir einen Hasen!“ Er öffnet die Augen. „Schade.“ Er schließt erneut die Augen, sagt seinen Spruch. Nichts passiert. Erst als er es zum zwölften Mal versucht, scheint es zu klappen, denn er starrt 9379 fassungslos an. „Wahnsinn! Träume ich?“ Anton kneift sich, schreit auf, weil es wohl zu doll war. „Gehörst du mir? Nur mir?“

9379 stupst ihn mit seiner feuchten Nase an.

„Du siehst viel besser aus, als der Hase in meinem Buch! Ich bin so glücklich, dass du da bist! Du darfst nie weggehen, äh, ja, wie nenn ich dich?“ Anton überlegt. „Ich nenne dich Edward.“

Verblüfft guckt ihn 9379 an. Wie kann das sein? Nur die Fee, seine einzige Freundin, nennt ihn Edward. Und jetzt auch Anton! Das kann nur bedeuten, dass Anton sein Freund ist und er bei Anton bleiben darf.

Edward ist so glücklich, wie nie zuvor. Er hat einen Freund gefunden, der ihn so mag, wie er ist. Und der ihn braucht! Das muss der Sinn des Lebens sein!

Lina Ebhard wurde am 1979 in Bayern, in der Nähe vom Chiemsee geboren und wohnt mit ihrem Mann in München. Ihr erster Roman „Gustav und das Terror-Trio“ und ihr Adventskalenderbuch „Wenn es Zimtsterne schneit ...“ erscheinen 2010 im Papierfresserchens MTM-Verlag. Außerdem wurden einige ihrer Kurzgeschichten in verschiedenen Anthologien veröffentlicht.

*

Vergiftete Schokoladeneier zu Ostern

„Siehst du ihn?“ Felian versucht, so leise wie möglich zu sprechen. Jeder Ton könnte im Lüftungsschacht widerhallen und sie würden entdeckt.

„Dort drüben ist Charly. Er ist an diese Maschine angebunden“, flüstert Juliet. Ihr achtjähriger Klassenkamerad muss schmunzeln. Juliet bekam vor wenigen Tagen eine herausnehmbare Zahnspange und kommt noch nicht ganz zurecht damit.

„Warum grinst du, Felian?“

„Ich liebe es, wie du das S lispelst.“

Juliet kichert. „Du liebst doch alles, was ich tue.“

Gerade will Felian etwas antworten, als sich der Chemiker verdächtig nähert. Noch hat er die beiden nicht entdeckt.

„Ist das dieser Darian Lehmhart, von dem du mir erzählt hast?“

„Das ist er, Juliet. Ich erkenne ihn an seiner dunklen Stimme, seinem dicken Bauch und dem ungepflegten Vollbart. Und der andere, den du an der Maschine siehst, ist sein Kollege. Darius nennt ihn immer Wolf. Wahrscheinlich für Wolfgang, keine Ahnung.“

„Und die beiden Schurken hast du ganz alleine belauscht?“

Felian nickt. „Manchmal ist es doch gut, die Regeln zu brechen, um Gutes zu tun.“

„Aber nur dann“, murmelt Juliet. „Du weißt, du darfst eigentlich gar nicht auf dieses Gelände. Die Fabrik ist baufällig. Stand sogar in der Zeitung.“

„Ja, Mama“, antwortet Felian schnippisch. „Jetzt aber zum Plan. Wolf verlässt immer pünktlich um 20.00 Uhr die Fabrik.“ Er blickt auf seine Armbanduhr. „Es ist fünf vor acht. Wenn Wolf weg ist, befreien wir Charly.“

„Du hast mir noch nicht verraten, warum diese Ganoven Charly entführt haben.“

Felian blickt noch einmal auf die Uhr. „Kurzfassung: Charly ist der gehorsamste Hund in dieser Stadt. Vielleicht sogar weltweit. Als ich gesehen habe, wie er entführt wurde, bin ich mit dem Fahrrad hinterhergedüst und habe die beiden belauscht. Darius will Charly irgendwie das Gehorsamkeitsgen herausoperieren.“

„Und das will er dann in die Schokolade schmuggeln, mit der er Schokoladen-Ostereier herstellen will?“

„So ist es, Juliet. Jede Minute zählt.“

„Du hättest die Polizei rufen sollen, Felian.“

„Damit die mich auslachen? Nee, danke. Erwachsene glauben nur das, was sie sehen und selbst daran zweifeln sie noch. Es ist acht Uhr“, sagt Felian nach einem weiteren Blick auf seine Armbanduhr. Er drückt das Gitter des Luftschachts vorsichtig weg, das er bereits am Vortag aufgeschraubt hat. Dann dreht er es behutsam um und legt es neben sich. „Komm da ja nicht ran, Juliet. Wir müssen leise sein.“

Juliet nickt. „Schaffst du das mit deinem Bein?“

„Klar. Tut doch nicht mehr weh.“

Darius folgt Wolf, um die Tür hinter ihm abzuschließen. Dabei ist die Fabrik löcheriger als jeder Käse. Felian steigt als Erster aus dem Luftschacht. Ein kleiner Sprung und er ist unten. Dann hilft er Juliet. Gemeinsam schleichen sie zu dieser Maschine, an der viele Knöpfe bunt blinken und ein Hebel am anderen angebracht ist.

Charly liegt rücklings auf einem kleinen Tisch, der an dieser Höllenmaschine befestigt ist. Charly winselt, als er Felians Stimme hört. Er kennt sie aus dem Tierheim, in dem Felian in jeder freien Minute aushilft. Schon oft sind sie zusammen im Park spazieren gegangen. Einmal musste Felian Charly suchen, da er flitzen gegangen ist. Doch nach einer Nacht kam er wieder.

„Du musst leise sein“, sagt Felian und legt den Zeigefinger auf seine Lippen. Als wenn Charly ihn verstehen würde, hört er auf zu winseln. Felian löst die Gurte, mit denen Charly festgebunden wurde. In dem Moment betritt Darius den Lagerraum.

„Was geht hier vor?“, schreit er wütend.

Wegen seines bandagierten Fußes kann Felian nicht so schnell abhauen wie Juliet. Darius schnappt sich den Jungen, setzt ihn auf einen Küchenstuhl und fesselt ihn daran. Ganoven haben immer ein Seil herumliegen, mit dem sie die Guten fesseln können.

Juliet konnte sich so flink verstecken, dass Darius sie nicht bemerkt hat.

„Willst du mein Projekt sabotieren?“

Felian steht der Schweiß an der Stirn, doch er versucht, locker zu bleiben. „Ich weiß, was Sie mit Charly vorhaben. Ich weiß nur nicht, warum.“ Während er spricht, verdreht er seine Finger hinter dem Rücken, um an seine Gesäßtasche heranzukommen. Wenn er sein Handy erreichen könnte, könnte er den Notruf wählen, den er im Kurzwahlspeicher unter 1 abgelegt hat.

Darius zwirbelt seinen schwarzen Bart. „Warum ich das Gehorsamkeits-Gen haben will, kann ich dir erklären. Du wirst es eh nicht weitererzählen können.“ Er grunzt kurz, als er lacht und erklärt: „Ich habe lange gebraucht, um diesen Hund zu finden und ich werde weitersuchen, um andere für mein Projekt zu finden. Es müssen keine Hunde sein. Das mit Charly war nur zufällig. Ich habe euch im Park beobachtet und gesehen, wie er dir gehorcht.“

„Aber wofür das alles?“ Felian will Darius mit Fragen ablenken, um weiterhin nach dem Handy zu kramen.

„Ich will ihm das Gen entnehmen, dann werde ich es verflüssigen und in meine Schokoladeneier spritzen, die ich dann in der ganzen Welt verkaufen werde. Die Kinder sollen dermaßen gehorsam sein, dass sie ihren Eltern nie wieder widersprechen.“

„Sie haben Ihr Gehirn wohl im Schokoladenbottich verloren.“

Unbeirrt erklärt Darius, wie es zu der Scheidung von seiner Ehefrau kam, weil seine beiden Kinder so aufmüpfig waren, dass es jeden Tag Zoff gab.

„Ich gab meiner Frau die Schuld, weil sie die Kinder zu weich erzogen hat und sie gab mir die Schuld, weil ich wohl zu streng war. Aber mit meinen Ostereiern wird es Frieden auf Erden geben.“

Felian schüttelt ungläubig den Kopf.

Darius trottet siegessicher auf seine Maschine zu, nachdem er Charly wieder eingefangen und festgeschnallt hat. Da bemerkt er entsetzt, dass jemand Limonade über das Schaltpult geschüttet hat, während er Felian von seinem Plan erzählt hat. Die Funken sprühen ihm entgegen, die Knöpfe sind verklebt und die Instrumente spielen verrückt.

Während Darius ungläubig dasteht und seiner Maschine nachtrauert, befreit Juliet Charly. Für Charly, der in letzter Zeit stark zugenommen hat, ist das alles zu stressig. Er zieht sich zurück und legt sich zwischen die verpackten Schokoladeneier, die noch präpariert werden sollten. Felian und Juliet beobachten den geschwächten Charly. Nachdem Juliet ihren Felian befreit hat, humpelt dieser zu Charly.

„Fußball ist wohl doch nicht so gesund“, sagt Juliet und will mit dieser Aussage die Lage beruhigen. Währenddessen kniet Felian neben Charly und stützt dessen Kopf.

Plötzlich löst Darius seine Gedanken von der Ostereier-Maschine und stürzt auf die beiden Kinder zu. Zur selben Zeit stürmen zwei Polizisten den Lagerraum, die Felian informieren konnte. Mit ihrem Geschrei verdutzen sie Darius so sehr, dass er sich nicht einmal wehrt, als er festgenommen wird.

„Wie sind Sie hier hereingekommen?“, fragt Darius erschreckt.

„Durch eines der vielen Löcher in den Mauern“, antwortet einer der Polizisten.

Da kommt Felian hinzu, mit Charly auf dem Arm.

„Ist er tot?“, fragt der andere Polizist.

Felian lächelt vergnügt. „Nein, sie ist Mama.“

Darius dreht sich zu den Kindern um. „Charly ist ein Mädchen?“

Nun gesellt sich auch Juliet zu der kleinen Gruppe, mit vier kleinen Welpen auf dem Arm. „Das ist wohl das Ergebnis, als sie ausgebüxt ist, und der Grund, warum sie immer dicker wurde.“

Alle, bis auf Darius, lachen und streicheln die Hundemama mitsamt ihren Babys. Darius schaut traurig zu.

„Trauern Sie um Ihre Maschine, um Ihren Plan, der nicht aufging, oder um das verlorene Gehorsamkeitsgen?“, fragt Felian schnippisch.

Darius blickt betrübt auf die quiekenden Hundebabys. „Da hätte ich fast Mist gebaut, hm?“

Ostern ist gerettet, die Kinder dieser Welt dürfen auch mal unartig sein, solange sie nachher wieder lieb sind und Darius bekommt nur eine Geldstrafe als Denkzettel. Ein Hundemädchen darf er sogar behalten und kümmert sich rührend um sie.

Carmen Matthes wurde 1971 in Reutlingen geboren und lebt seit einigen Jahren glücklich verheiratet in Heilbronn. Nach der Tätigkeit als Übersetzerin begann sie Ende 2009 mit dem Schreiben von Geschichten und veröffentlichte bereits einige in Anthologien und Zeitschriften.

*

Die Aushilfe

Es war Oscars großer Tag. Er war schon sehr früh aufgestanden und hatte sich noch im Dunkeln für die Aufgabe, die ihn heute erwartete, vorbereitet. Das Fell war gekämmt, die langen Ohren sauber und seine Fußnägel geschnitten. Ihr müsst nämlich wissen, Oscar ist ein Hase. Aber nicht irgendein gewöhnlicher Feldhase, sondern ein angehender Osterhase in Ausbildung.

Eigentlich sollte er erst im nächsten Jahr beim großen Eierverstecken mitmachen. Sein Vater, der jedes Jahr mit den anderen Osterhasen ausschwärmte, um die vielen Kinder mit Ostereiern zu versorgen, lag aber seit gestern mit einer gewaltigen Grippe im Bett. Oscar hatte schon viel gelernt und seine Noten waren so gut, dass der Boss seine Zustimmung zur Aushilfe gegeben hatte, obwohl ihm noch das letzte Ausbildungsjahr zum anerkannten Osterhasen mit Diplom fehlte.

„Also dann, viel Erfolg und gib gut auf dich acht“, sagte die Hasenmutter zum Abschied, drückte Oscar fest an sich und öffnete die Tür.

Die kleinen, halbrunden Häuser des Osterhasendorfes standen in Kreisform um den großen Dorfplatz und so konnte Oscar direkt auf seine Kollegen schauen, die sich dort versammelt hatten. Ein wenig mulmig war ihm schon zumute, als er die erfahrenen Osterhasen mit ihren Körben auf dem Rücken erblickte.

„Wird schon alles gut gehen, Mama“, verabschiedete sich der neue Osterhasengehilfe mit einem Kuss von seiner Mutter und ging in die Hütte des Ostereierverteilers.

„Name!“, fragte der alte Hase hinter dem Tisch, ohne aufzublicken. Mit einer großen, runden Brille auf der Nase studierte er angestrengt seine Akten.

„Oscar!“, rief der Osterhase in Ausbildung aufgeregt und stolz zugleich. Langsam ging der Blick des alten Hasen nach oben und er musterte Oscar über den Rand seiner Brille hinweg. „So, so. Der Oscar. Der Boss hat dich schon angekündigt. Du bist also als Vertretung deines Vaters hier, obwohl deine Ausbildung noch nicht abgeschlossen ist.“ Die scharfe Stimme des Alten verunsicherte Oscar. Der traute ihm bestimmt niemals zu, den Job vernünftig auszuführen.

„Na ja, der Boss wird schon wissen was er macht“, sagte der Alte zweifelnd und schaute wieder auf seine Akten. „Tour 43“, gab er nach einem kurzen Blick auf die Papiere kund und suchte aus einem anderen Stapel auf dem Tisch den entsprechenden Plan raus. „Die Eier stehen da hinten in der Ecke.“ Ohne seine Augen noch einmal auf Oscar zu richten, gab er ihm seinen Tourplan. „Der Nächste! Name!“, rief der Alte laut.

Schnell hatte sich Oscar seinen Korb mit den Ostereiern geholt und stand nun mit den anderen Osterhasen auf dem Dorfplatz.

„Hallo, Oscar!“, begrüßte ihn Hansi freudestrahlend. Hansi war ein Nachbarhase und zwei Jahre älter als Oscar. „Was machst du denn hier? Ich dachte deine Ausbildung ist erst im nächsten Jahr beendet?“

„Das stimmt ja auch“, bestätigte Oscar. „Aber mein Vater ist krank und ich darf als Aushilfe seine Tour übernehmen.“

„Das ist ja toll. Dein Vater wird ganz stolz auf dich sein!“, rief Hansi und klopfte dem Jüngeren anerkennend auf die Schulter. „Was hast du denn für eine Route? Zeig doch mal deinen Tourplan“, sagte er zu Oscar. Auf dem Plan waren, wie jedes Jahr, die Häuser der Menschen und ihre Namen eingezeichnet, die beliefert werden sollten.

„Oh je, du musst zu Familie Hempel in die Oststraße!“, rief Hansi erschrocken nach einem kurzen Blick auf den Plan.

„Was ... was ist denn da so Schlimmes?“ Oscar war kein Angsthase, aber der Ausruf seines Freundes hatte ihn schon erschreckt.

„Die haben einen großen Hund, der auf ihrem Grundstück frei herumläuft. Mein Onkel hat mir mal erzählt, dass er diese Tour hatte und sich bei der Flucht vor dem Hund verletzt hat“, erklärte Hansi. In diesem Moment erklang auch schon das Signal zum Aufbruch. „Tut mir leid Oscar, aber wir müssen jetzt los. Ich wünsche dir viel Glück!“, rief der Freund und hoppelte davon.

Alle anderen Osterhasen machten sich auch schon auf den Weg. Nur Oscar stand noch da und dachte mit Schrecken an den großen Hund von Hempels. Doch er wollte die Kinder nicht enttäuschen, die bald aufstehen und ihre Ostereier suchen würden. Also fasste er sich ein Herz und begann ebenfalls mit seiner Tour.

Nach zwei Stunden Arbeit hatte er nur noch die Familie Hempel auf dem Plan. Bis jetzt war alles ganz gut gelaufen, aber die Aussicht auf die Begegnung mit einem Hund, machte Oscar nervös.

Vorsichtig näherte er sich der Hecke, die das Haus umgab, und schlich sich in gebückter Haltung hindurch. Er legte ein Ei behutsam auf der Wiese ab und hoppelte auf eine andere Stelle zu, die ihm geeignet erschien, um erneut ein Osterei abzulegen.

Da geschah es. Mit lautem Gebell sprang ein großer, schwarzer Hund um die Ecke, genau auf Oscar zu. Seine Zähne waren gefletscht und ekliger Sabber lief ihm aus dem Maul. So schnell er konnte, hüpfte Oscar mit großen Sprüngen in Richtung Hecke davon, um im letzten Moment die rettende Straße zu erreichen. Der Hund war glücklicherweise zu groß, um durch die Hecke zu passen und so stand er noch auf der anderen Seite und kläffte wild.

Oscar war völlig außer Atem. Bei dem Sprung durch die Hecke hatte er sich außerdem noch an der Hinterpfote verletzt, die ihm jetzt höllisch wehtat.

„Mir ist das Gleiche passiert wie dem Onkel von Hansi“, dachte Oscar verzweifelt. „Wie soll ich denn jetzt meinen ersten Auftrag erfolgreich beenden?“

„Soll ich dir helfen?“, erklang plötzlich eine tiefe Stimme hinter ihm. Verblüfft drehte sich der junge Hase zu dem Sprecher der Stimme um. Vor ihm stand ein Mann und schaute ihn mitleidvoll an. Drei Dinge waren seltsam, bemerkte Oscar. Wie konnte sich ein Mensch, einem Hasen so weit nähern, ohne dass dieser ihn witterte? Warum konnte dieser Mensch die Hasensprache? Warum kam der Mann ihm so bekannt vor?

Auf alle diese Fragen wusste er keine Antwort, aber der Mann machte einen sehr freundlichen Eindruck. „Kannst du mir denn helfen?“, fragte Oscar deshalb vertrauensvoll.

„Natürlich kann ich das. Ich hab gerade Urlaub und helfe immer gerne!“, rief der Mann und lachte. Ohne irgendwelche Anzeichen von Angst machte er sich mit den letzten Eiern aus dem Korb auf den Weg durch das Eingangstor, aus sicherer Entfernung von Oscar beobachtet. Mit einer Seelenruhe verteilte der Mann die Eier, immer gefolgt von dem großen Hund, der sich freudig schwanzwedelnd von ihm streicheln ließ.

„Vielen Dank“, sagte Oscar staunend zu dem seltsamen Mann, als dieser mit dem Verteilen der Eier fertig war.

„Keine Ursache, hab ich doch gern gemacht für einen Kollegen!“ Dabei lachte er wieder, setzte sich eine rote Zipfelmütze auf den Kopf und ging zu einem Schlitten, der gezogen von Rentieren gerade auf der Straße gelandet war. „Es war mir eine Ehre die Aushilfe für dich zu sein, Oscar“, sagte er zum Abschied und flog in seinem Schlitten mit einem lauten „Ho, ho, ho!“ davon.

Armin Niederhäuser ist 45 Jahre alt, glücklich verheiratet und wohnt mit seiner siebenköpfigen Familie und einem kleinen Hund im schönen Westerwald. Wenn es die Zeit erlaubt, liest und schreibt er gerne Geschichten.

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Hacim:
804 s. 7 illüstrasyon
ISBN:
9783990510261
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